Krieg bleibt immer gleich von Kuskus (A pre-nuclear Harry Potter Story) ================================================================================ Prolog: 2223 ------------ Das Licht der untergehenden Sonne tränkte das Ödland blutrot. Die Schreie von Guhlen und anderen mutierten Kreaturen, welche allergisch auf zu viel UV- Strahlung reagierten, drangen durch die Felsen. Bald würde ihre Zeit anbrechen. Dann war es für jeden, der nicht eines blutigen Todes sterben wollte, gesünder, sich hinter die schützenden Mauern einer Siedlung zu begeben. Iven mochte diese Tageszeit. Das Zwielicht stellte für die meisten Augen eine Herausforderung dar. Nicht mehr ganz hell, aber noch lange nicht wirklich dunkel. Mit der richtigen Kleidung hob man sich kaum von den immer länger werdenden Schatten zerstörter Häuser und zerklüfteter Felsen ab. Gut für Iven, schlecht, sehr schlecht für seine Opfer. Er verfolgte die kleine Gruppe von Zauberstabträgern nun schon gut eine Woche. Sie waren äußerst vorsichtig gewesen, der Kopfgeldjäger musste seinen Abstand zu ihnen größer halten, als ihm lieb war. Ein paar mal hatte er die Gruppe nun schon aus den Augen verloren, zum Glück aber immer wieder gefunden, denn sie kam nur langsam voran. Kein Wunder, so wie der Kopfgeldjäger das einschätzte, waren die vier Leute nicht wirklich damit vertraut zu Fuß durch das Ödland zu marschieren. Wozu auch, Zauberer konnten ja per Magie reisen, apparieren nannten sie das. „Aber das geht hier nicht...“, dachte Iven lächelnd und erinnerte sich an den fehlgeschlagenen Versuch des einen, der es trotz aller Warnungen versucht hatte. Seit dem waren nur noch vier Leute unterwegs, sie hatten zwar die meisten Teile ihres unvorsichtigen und überaus dämlichen Gefährten einsammeln können, aber wenn die Lunge zehn Meter vom Herzen entfernt an einen Felsen klatscht, ließ es sich selbst für einen dieser verdammten Zaubererbastarde schwer leben! Niemand wusste genau, warum sich manche Zauber in der Umgebung von Willowfields nicht ausführen ließen. Die gängigste Theorie war, dass sich durch die vielen magischen und thermonuklearen Bomben, welche in den Anfangsjahren des Krieges in diesem Gebiet gezündet wurden, die Luft derart mit magischer Energie und todbringender Strahlung angefüllt hatte, dass es nahezu unmöglich war, Transportmagie zu wirken. Man musste schon sehr mächtig sein, um das zu schaffen, und wenn die Blödsäcke da vorne eins nicht waren, dann mächtig. Iven viel auch auf, dass alle anderen ausgeführten Zauber in dieser Umgebung irgendwie träger, langsamer und unzuverlässiger waren. Er hatte beobachtet, wie einer der vier ganze drei Flüche benötigte, um einen heranstürmenden Guhl in Fetzen zu reißen. Der Kopfgeldjäger bereitete sich auf das Warten vor. Es war ein großer Bestandteil seiner Arbeit. Das Töten nahm bei ihm immer nur einen kurzen Zeitraum in Anspruch. Er war keiner von diesen kranken Wichsern, die es regelrecht genossen, ihre Ziele Stück für Stück auseinander zu nehmen und dabei so lange wie möglich am Leben zu erhalten. Iven war zwar weit davon entfernt, ein Heiliger zu sein, aber auf den Stufen zur Hölle war er sicherlich nicht der erste in der Warteschlange. Er sah das Beseitigen von Zielen als Job an, genauso gut hätte er Händler oder Handwerker werden können. Aber dann hatte ihm jemand einen Ratschlag mit auf den Weg gegeben: „Wenn du etwas wirklich gut kannst, dann mach es niemals umsonst!“ Diesen Satz hatte ihm mal eine Nutte nach zu viel Bier und einer anstrengenden Nacht anvertraut. Ihm gefiel der Spruch, also entschloss er sich, genau so zu leben. Und es gab nun mal nur eine Sache, die Iven wirklich gut konnte... Gerade, als er diesen Gedanken nachhing, passierte es. Dass, worauf er nun schon seit einer Woche wartete. Besser gesagt, es würde gleich passieren, denn noch hatten die zwei Banditen, welche sich leise dem Lager der Zauberer näherten, nicht das Feuer eröffnet. Langsam und bedächtig legte der Kopfgeljäger den Sicherungsbügel seines modifizierten G22 um und spähte durch das Zielfernrohr. Die beiden Banditen waren inzwischen bis auf 150 Meter an ihre vermeintlichen Opfer herangekommen, welche sie natürlich schon längst bemerkt hatten. Es wurde sich ein Spaß daraus gemacht, die „Jäger“ bis zur letzten Sekunde in Sicherheit zu wiegen, bevor man losschlagen würde. Für den Kopfgeldjäger schien alles so perfekt zu laufen... Durch den Angriff der zwei Banditen abgelenkt, verstärkten die Zauberer ihre magischen Schilde nach vorne, um den Kugelhagel der beiden AK 47 aufzuhalten. Was sie für Angriffe von oben und den Seiten geradezu prädestinierte. Die ersten beiden Zauberer waren tot, bevor sie den Boden berührten. Das Blut der beiden benetzte den felsigen Untergrund. Der Dritte, welcher gerade noch über seinen Sieg der beiden Banditen feierte, drehte sich um, er wollte den Applaus für seine Tat von seinen Kollegen in Empfang nehmen. „Oh Schei...“, waren seine letzten Worte, bevor in dem Zielfernrohr des Kopfgeldjägers eine weitere Blutwolke entstand. Aber wo war der Vierte? „Verdammt!“, fluchte Iven leise und wechselte zu seinem Infrarotvisier, welches durch die extrem hohe, magische Strahlung natürlich gestört wurde. Aber in dem Zelt der Gruppe konnte er zwischen den vielen Interferenzen einen roten Fleck ausmachen. Zu viele Interferenzen für einen klaren Schuss, außerdem hatte der Zauberer sich da drinnen bestimmt mit irgendwelchen Schutzbannen abgesichert. Es half alles nichts, er musste sich die Sache aus unmittelbarer Nähe ansehen. Seufzend richtete er sich auf und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die Geröllwüste zu dem vor ihm liegenden Lager. Im Lager angekommen sah er sich erst einmal um. Nichts ließ auf die Anwesenheit weiterer Personen schließen, aber davon ließ sich Iven nicht täuschen. Die Zauberer waren sehr findig, wenn es ums Tarnen und Täuschen ging. Äußerst vorsichtig näherte er sich dem Zelt. Lauschte. Ja, eindeutig Geräusche von drinnen. Aber komischerweise keinerlei erkennbare Schutzmechanismen, die unerlaubtes Eindringen verhindern sollten. Seltsam, sehr seltsam. Naja egal, jetzt kam es drauf an! Mit einer Omerta, einer abgesägten, doppelläufigen Schrotflinte aus Sizilien im Anschlag, stürmte er in das Zelt. Der Zauberer, welcher gerade noch vor einem Bündel äußerst dreckiger Lumpen gekniet hatte, fuhr erschrocken herum, wollte etwas rufen, doch es war zu spät. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen entluden sich die beiden Läufe von Ivens Waffe und schleuderten ihre todbringenden Projektile direkt in den Körper des Hexers. Wie eine Stoffpuppe wirbelte sein Körper durch die Luft und schlug ein Loch in die Zeltplane. Zufrieden mit seiner Arbeit sondierte Iven die Lage. Alle Ziele vernichtet, Auftrag ausgeführt. Dachte er jedenfalls. Plötzlich fingen die dreckigen Lumpen in der Ecke an sich zu bewegen. Heraus kam das widerlichste Lebewesen, was Iven je gesehen hatte. Bassbläuliche Haut, verformte Gliedmaßen, kaum erkennbare Sinnesorgane. Es sah aus wie ein unförmiger Sack Fleisch, welcher sich nur äußerst schwer fortbewegen konnte. Ein rasselnder, keuchender Atem entfuhr dem Wesen, als es sich aus seinem Versteck befreite. Kaum war es draußen, wusste Iven was das schlimmste an diesem... Ding war. Der Gestank. Er war ekelerregend. Als hätte man eine Leiche drei Wochen im Wasser liegen lassen und sie dann noch eine weitere der prallen Sonne ausgesetzt. Der Kopfgeldjäger wollte kotzen, konnte aber nicht, denn dann hätte er nur noch tiefer einatmen müssen. Unfähig irgendeine Handlung auszuführen, starrte Iven dieses Etwas einfach nur an. Ein Fehler. Denn plötzlich war er wirklich nicht mehr fähig sich zu bewegen. Seine Muskeln wollten einfach nicht reagieren. Der Fleischsack kroch auf Iven zu. Mühsam und unter sichtlicher Anstrengung richtete er sich auf. Er ging dem Kopfgeldjäger nur bis knapp über das Knie. Jetzt konnte Iven auch seine Augen sehen und wusste sofort, er hatte seinen Gegner gewaltig unterschätzt. Diese Augen hatten es gesehen. Alles. Die Antwort auf jede Frage, Geheimnisse, die kein Mensch oder anderes intelligentes Wesen je erfahren sollte. Man konnte in diesen Augen sehen, dass sie durch alles und jeden hindurch blickten, bis ganz auf den Grund der Seele. Man sah sowas manchmal. Menschen, welche mit solcher Gabe geboren wurden. Oder solchem Fluch. Das war Auslegungssache. Aber die Meisten konnten damit nicht leben. Sie wurden einfach verrückt. Man sah sie in irgendwelchen Slums sitzen, um Essen betteln und dumpf vor sich hin murmeln. Viele überlebten nicht lange. Aber es gab Einige, die lernten, sich gegen den auf sie einströmenden, permanenten Fluss der Informationen zu wehren. Sie schirmten ihren Geist gegen die Außenwelt ab und konnten kontrollieren, wann sie Visionen empfingen. Aus solchen Menschen wurden große Seher. Solche Augen durchleuchteten den Kopfgeldjäger nun und erforschten seine Seele bis in den letzten Winkel. Seine dunkelsten Geheimnisse, schlimmsten Erinnerungen und verbotensten Wünsche schwemmten an die Oberfläche seines Bewusstseins und verrieten alles über ihn an seinen Gegenüber. „Ein wahrlich interessantes Stückchen Geist, welches du in deiner Körperhülle trägst, Janusmann.“ Die Stimme erschien direkt in Ivens Kopf. Dieses Wesen war wahrlich mächtig. Nur wenige Telepathen waren in der Lage, ihre Stimme direkt in einen fremden Geist zu projizieren. „Verpiss dich aus meinem Kopf, du Missgeburt!“ war das Einzige, was dem Kopfgeldjäger auf die Schnelle als Erwiderung einfiel. „Wahrlich Zweigesichtiger, deine Löweneinstellung wird dich nicht aus dieser Lage erretten. Lass uns stattdessen zusammen im fahlen Mondlicht tanzen.“ „Na Klasse, komplett irre. Hör mal Meister, sorry wegen deiner Leute, aber Job ist Job, nicht? Wir können uns doch bestimmt irgendwie einigen. Von der Kohle, die ich hierfür bekomme, können zwei Leute einen schönen Abend haben. Was immer du dir auch unter ‘nem amüsanten Abend vorstellst...“ „Deine Gedanken wandeln zwiegespalten auf falschen Pfaden. Am ersten Pfad besitze ich ein sekundäres Lippenpaar.“ „Was? Hör auf, Stuss zu labern und drück dich verständlich aus!“ Und dann dämmerte es ihm langsam. „Oh, Entschuldigung. Jetzt hab' ich es. Nichts mit Meister, eher Meisterin. Mein Fehler. Aber hör mal. Jeder ist sich selbst der Nächste. Also lass uns einen Deal machen. Du lässt mich die Sache hier lebend überstehen und ich teile das Kopfgeld mit dir. So sind alle glücklich. Na, was sagst du Schwester? Kommen wir überein?“ „Von Löweneinstellung zu Schlangenattitüde. Das zweite Gesicht des Janusmannes. Aber leider auch der zweite falsche Pfad.“ Iven versuchte die Augen zu verdrehen. Die Olle laberte sich aber auch einen Stuss zusammen. Wer sollte das den kapieren? „Vidica langweilt weltlicher Gewinn. Der Janusmann soll etwas anderes vollbringen. Er soll vollbringen, was er am Besten kann.“ Iven verspürte tiefe Erleichterung. Er sollte einfach jemanden liquidieren! „Warum sagst du das nicht gleich Schwester? Wen soll ich von seiner weltlichen Hülle trennen?“ Na toll, langsam fing er an auch so geschwollen zu reden. Das konnte ja noch heiter werden! „Den ersten Krieg.“ Der erste Satz von Vidica, so hieß sie wohl, den Iven ohne Nachdenken verstand. Aber irgendwie auch wieder nicht. „Bitte? Ähm, erstens, der war vor rund 200 Jahren Schwester. Aber kein Ding. Ich hüpfe einfach schnell in meine Zeitmaschine und ab geht's. Aber damit kommen wir direkt zu Problemchen Nummer zwei: Wie soll ich den Krieg denn töten? Eine Kugel in den Kopf? Oder doch lieber auf die gute, altmodische Art, einfach die Kehle durchschneiden? Vielleicht auch ein wenig exotischer, ich habe viele Gifte in meinem Repertoire?“ Die wollte ihn hier zum Narren halten bevor sie ihn tötete. Aber dummer Dussel konnte man auch zu zweit spielen. „Dein erstes Problem ist keins.“ Mit diesen Worten Vidicas schwebte ein kleiner, metallisch glänzender Gegenstand aus dem Lumpenbündel zu den Beiden herüber und stoppte vor den Augen des Kopfgeldjägers. Auf den ersten Bick sah es aus wie eine Kette mit merkwürdigen Symbolen, die sich, wenn man versuchte sie genauer zu erkennen, veränderten. Das kurioseste an diesem Apparat war aber nicht diese Tatsache, sondern, dass der Anhänger der Kette, welcher das Aussehen und die Form eines Stundenglases hatte, an eine Atombatterie angeschlossen war! Es fiel Iven wie Schuppen von den Augen. „Ihr habt einen Zeitumkehrer aufgetrieben? Wahnsinn, ich dachte die Dinger wären mit dem Fall des Ministeriums alle vernichtet worden. Aber trotzdem, bist du total bescheuert? Sowas kannst du doch nicht an eine Hochleistungskernspaltungsbatterie anschließen! Das Teil wird explodieren und einen Krater von der Größe einer kleinen Siedlung in die Landschaft reißen!“ Während Iven zum Anfang seiner Rede noch relativ ruhig war, schrie er zum Schluss nur noch. Verständlich, schließlich hat niemand Lust von einer magisch-atomaren Explosion in kleine, blutige Fetzen gerissen zu werden. Obwohl es natürlich eigentlich nicht klug war, die Person (oder den Fleischsack in diesem Fall) anzubrüllen, welche einen in ihrer Gewalt hatte. „Dein erstes Problem ist keins.“, wiederholte Vidica. Soweit der Kopfgeldjäger das beurteilen konnte, schien sie völlig unbeeindruckt. „Du meinst also, ich kann mit DEM Teil 200 Jahre in die Vergangenheit? Na klar Schwester, träum weiter.“ Die war nicht nur verrückt, die war vollkommen irre! Keinen Sabber am Mund, sondern Sabber am Gehirn! Bei der fuhren Wahnsinn und Genie zusammen Schlitten... „Der Janusmann soll den letzten Kämpfer schützen und so den ersten Krieg töten. Er wird Harry Potters Seele vor dem frühzeitigen Körperverlust bewahren. Der Zweigesichtige hat das richtige Herz und das richtige Gehirn.“ Blaue Bänder aus Energie, die so aussahen wie Blitze, sprangen aus dem Arm von Vidica und verbanden sich mit Iven. Ein unbrechbarer Schwur. Oh, dieses miese Weibsstück! „Außerdem ist ihm die Möglichkeit einer Wahl abhanden gekommen.“ Wenn Gedanken spöttisch klingen konnten, dann taten sie das gerade. „Okay, ich hab‘s gerafft. Das ist ein Scherz, oder? Ja, der war wirklich lustig, was haben wir gelacht. Das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein?“ „Der Zeitenwandler wird nun reisen.“ Mit diesen Worten legte sich der Zeitumkehrer um den Hals des Kopfgeljägers. Die Atombatterie begann zu arbeiten und summte dabei unheilvoll. Iven machte sich bereit zu sterben. Kurz bevor sich der Zeitumkehrer mit atemberaubender Geschwindigkeit anfing zu drehen, hörte der Kopfgeldjäger nochmals Vidicas Stimme: „Der Janusmann sollte dieses Geschenk noch mitnehmen.“ Abermals durchfuhr Iven ein Blitz, doch dieses Mal war er weiß. Danach wurde alles schwarz... So, hoffe, es hat euch gefallen, das wars erstmal;) Ach übrigens, über ein Kommentar, egal ob gut oder schlecht, freut sich jeder Autor, man will ja besser werden *winkmitzaunpfahl* Bitte? Bittebitte? Und noch was in eigener Sache: Suche dringend noch nen Beta, also wer sich berufen fühlt, seit nicht schüchtern und euch meiner ewigen Dankbarkeit gewiss;) lg der Kuskus Kapitel 1: Gegenwart -------------------- Kapitel 1 – Gegenwart Die meisten nichtmagischen Menschen stellen sich Zauberei mit viel Knall, Rauch und Brimborium vor. Das stimmt nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Je komplexer die Magie, je ausgefeilter der Zauber und je mächtiger der Ausführende, umso unspektakulärer sieht das Ganze aus. Wirklich große Zauberer verschwenden ihre Energie nicht, indem sie tolle Effekte beim Zaubern erzeugen. Wozu auch? Die Wirkung ist das Ziel, nicht der Weg. So auch bei einer der wahrscheinlich größten Meisterleistungen der Magie in den letzten 500 Jahren. Als Iven durch die Zeit zurückgezogen wurde und endlich an seinem Bestimmungsort ankam, machte es schlicht und ergreifend „pffft“ und der Kopfgeldjäger schlug krachend auf einen Steinboden. Eigentlich ein wenig enttäuschend. Das erste, was Iven in seiner neuen Umgebung tat, war sich herzhaft zu übergeben. Aber eine solche Reise ging an keinem spurlos vorbei, schon gar nicht wenn es das erste Mal war, dass man überhaupt auf magischem Wege reiste. Danach riss er sich den umgebauten Zeitumkehrer vom Hals. Dieser war mittlerweile so heiß geworden, dass er ihm die Haut versengte. Kaum hatte er das getan, zerschmolz der Zeitumkehrer auch schon in eine metallene Pfütze, die merkwürdig glänzte. Die Kernfusionsbatterie gab ein letztes, verzweifeltes Keuchen von sich und stellte danach ihre Arbeit ein. Schwer atmend sah Iven sich um. Er war in einer unglaublich großen Halle gelandet, welche mit riesigen, hölzernen Regalen vollgestellt war, in denen glänzende Glaskugeln standen. Das alles hätte sehr eindrucksvoll ausgesehen, wenn nicht die Hälfte der Einrichtung demoliert gewesen wäre. Tausende und abertausende Glassplitter lagen fast überall auf dem Boden verteilt. Der Kopfgeldjäger richtete sich stöhnend auf. Er hatte höllische Kopfschmerzen und so wie es sich anfühlte, hatte er sich mehr als eine Rippe angeknackst. Mit zitternden Fingern überprüfte er seine Ausrüstung. Viel hatte er ja nicht mehr. Sein geliebtes G22 war fort, genau wie seine Omerta. Die einzigen Waffen, die er noch hatte, waren ein 44er Colt, welcher fest um seinen rechten Oberschenkel geschnallt war und ein handliches Kampfmesser. „Na wunderbar...“, seufzte er und setzte sich fluchen und ächzend in Bewegung. Denn eines war sicher. Egal wo ihn diese irre Schlampe hin verfrachtet hatte, sobald irgendwelche Leute auftauchten und sich fragten, wer diese ganze Sauerei hier veranstaltet hatte, wollte er weit, weit weg sein. Nicht das man ihn dafür noch zu Rechenschaft zog. Was für ein Scheißtag. Plötzlich hörte der Kopfgeldjäger ein Krachen und sah einen Lichtblitz in der Ferne aufleuchten. Dazu noch ein paar unnatürlich hohe Schreie. Sofort lag er wieder am Boden. Alle seine Instinkte in ihm schrieen geradezu danach sich hier schnellst möglich zu verdrücken. Aber das war wahrscheinlich die beste Chance herauszufinden, was zur Hölle hier eigentlich los war. Vorsichtig robbte er aus der großen Halle auf die Quelle des Lärms zu. Dabei gelangte er in einen kleineren Raum, der aber nicht minder wunderlich war. Unglaublich viele zersplitterte Zeitumkehrer lagen hier auf dem Boden. Das absonderlichste aber war ein Mann, in einem schwarzen Umhang und einem Babykopf. „Heute ist echt Mutantentag.“, dachte Iven und versuchte einzuschätzen ob dieses Ding eine Gefahr für in war. Aber gerade in diesem Augenblick war es mit seinem Kopf gegen die Steinwand gerannt und umgefallen. Unbeweglich lag es auf dem Boden. Keine Gefahr also. Die kam ganz woanders her. Denn, wahrscheinlich von dem Lärm angelockt, stürmte eine weitere Gestalt in den Raum. Auch sie trug einen schwarzen Umhang und dazu noch eine Maske. Bedrohlich schwang sie ihren Zauberstab. Von da an reagierte Iven ganz automatisch. Er zog sein Kampfmesser, sprang vom Boden auf, seinen protestierenden Körper ignorierend und rannte auf die Gestalt zu. Diese schien vollkommen überrascht ihn hier zu sehen, versuchte noch in Panik irgendeinen Fluch abzuschießen, doch es war zu spät. Der Kopfgeldjäger rammte ihm sein Messer mit voller Wucht seitlich in den Hals, sorgsam darauf bedacht, die Stimmbänder und die Luftröhre seines Gegners zu durchtrennen, damit dieser keine Chance mehr hatte, Verstärkung zu rufen. Sofort spritzte das Blut seines Gegners im Takt seines schlagenden Herzens aus der Wunde. Das Zappeln und die Gegenwehr wurden mit jedem Blutschwall weniger. Aber Iven war noch nicht fertig. Er zog das Messer aus dem Hals seines Opfers und rammte es ihm unter seine letzte Rippe, zog die Klinge nach oben, in Richtung des Herzens. Einen kraftvollen Stoß später, sank der Mann blutend und zuckend in Ivens Armen zusammen. Aufmerksam sah der Kopfgeldjäger sich um. Der Kampfeslärm war nun viel näher aber es schien niemand nach seinem Opfer zu suchen. Perfekt. Langsam und vorsichtig arbeitete sich Iven durch die vor ihm liegenden Räume, immer weiter dem vermeintlichen Kampf entgegen. Als er an dem Raum ankam, in welchem er den Kampf vermutete, ging der Kopfgeldjäger wieder in die Hocke und schaute vorsichtig in diesen hinein. Das Bild, welches ihn erwartete, war... irgendwie wie erwartet. Diese Typen in den langen schwarzen Umhängen kämpften mit anderen Zauberstabträgern und, Iven wunderte sich einen Augenblick, mit Jugendlichen. Sie alle zauberten was das Zeug hielt und schienen in nicht zu bemerken. Zauber schossen in kurzen Abständen durch den gesamten Raum, in dessen Mitte sich ein merkwürdiger Vorhang befand. Plötzlich schoss ein grüner Fluch haarscharf an ihm vorbei. Iven warf sich flach auf den Boden, in den Raum hinein. Ein Fehler. Einer dieser Umhangtypen wurde auf in aufmerksam und feuerte in einem atemberaubenden Tempo Flüche auf ihn ab. Zu Ivens Glück wurde er aber von einem Jungen mit rundlichem Gesicht und ziemlich ramponierter Nase behindert, so dass er nicht richtig zielen konnte. Der Kopfgeldjäger zog seinen Colt, legte an und wollte gerade schießen, als ein Fluch seine Hand seitlich streifte. Sofort schoss noch mehr Schmerz durch seinen ohnehin schon gepeinigten Körper und seine abgefeuerte Kugel ging in Richtung Decke, prallte ab und traf ein völlig anderes Ziel. Nämlich die Hand einer Zauberin mit irrem Gesichtsausdruck, welche sich mit einem Mann mit langem schwarzem Haar duellierte, der wie bescheuert lachte. Die waren hier wirklich alle Verrückt. Die an der Schulter getroffene wurde von der Wucht der Kugel herumgerissen und fiel auf den Boden. Naja, immerhin was. Gerade, als sich Iven wieder auf sein eigentliches Ziel konzentrieren wollte, hörte er ein Geräusch hinter sich. Jemand war mit seinen Füßen auf das zersplitterte Glas, das überall am Boden lag, getreten. Iven wirbelte herum, doch zu spät. Ein unglaublich alter Mann mit Brille und weißem Bart, zielte mit seinem Zauberstab auf ihn. Das war das Letzte was Iven sah, bevor zum zweiten Mal an diesem Tag für ihn alles schwarz wurde. Was für ein Scheißtag... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)