Tierische Verwechslung von VonArrcross ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eines vorne weg. Es ist keine Gewaltverherrlichung oder etwas in der Art. Frank Fiedler ist einer meiner Charaktere, der wie viele meiner Charas in einem Spandau lebt, wo Gewalt an der Tagesordnung ist. Also eine Art Getto-Spandau. Für gewöhnlich wird die Gewalt gemieden, aber wenn sie eintritt, dann gleich richtig. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "..." - gesprochenes ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Im zwanzig Stockwerke hohen Gebäude in der Mitte Spandaus, klingelte es zur zwölften Unterrichtsstunde. Die Pablo-Picasso-Oberschule war eine ganz spezielle Schule, fast schon eine Art Sonderschule wenn man bedachte, dass auf ihr neben normalen Kindern reicher Eltern auch kriminelle Jugendliche unterrichtet wurden. Frank Fiedler war einer dieser kriminellen Jugendlichen. Doch besuchte er die Schule nicht aufgrund eines richterlichen Beschlusses, sondern weil seine Eltern ihn liebten und sich eine sichere Zukunft für ihren Sohn wünschten. Frank Fiedler landete jedoch aufgrund seiner speziellen Vorliebe in einer der berüchtigten und gefürchtesten Klassen – Den sogenannten „13. Klassen“. Diese Zahl war berühmt und gefürchtet in ganz Spandau, denn in den 13. kamen die Jugendlichen, deren Vergangenheit kriminelle Straftaten aufwies. Frank saß gelangweilt zurückgelehnt an seinem Platz und sah nach vorne zum Lehrer, welcher gerade erklärte, dass die Herren der Klasse sich wie in den Stunden davor die Hände wund schreiben durften, da der Lehrer für den heutigen Lehrstoff keine Arbeitsblätter vorgesehen hatte. Die ersten paar Minuten machte Frank gehorsam mit, doch hatte er keinerlei Interesse am Wissen über die Demokratie Russlands. Hinzu kam, dass ihm die Hand seit der letzten Unterrichtsstunde schmerzte. Ein paar Minuten lang beobachtete er den Lehrer, während er nur noch so tat, als würde er das Tafelbild auf sein Blatt übertragen. Unauffällig machte er sich daran seine Sachen zu packen. Der Lehrer war so vertieft in seine Rede, dass er dies nicht mit bekam. Franks Mitschüler hingegen schon, doch verrieten sie sich nicht untereinander. Es interressierte sie viel mehr, ob es ihr Zwergen-Grufti schaffte ungesehen den Klassenraum zu verlassen. Frank musste sich nicht einmal sonderlich bemühen unentdeckt zu bleiben. Die Lehrkraft war auf das Tafelbild konzentriert und das regelmässige aufschlagen der Kreide beim schreiben so laut, dass selbst ein Jubelschrei darin untergegangen wäre. Für den Großteil der Klassen war zur zwölften Schulstunde kein Unterricht mehr, somit war es nicht ungewöhnlich, dass Frank auf dem Schulflur Schüler der unteren und oberen Klassen vorfand. Doch das ein 13-Klässler während des Unterrichtes die Klasse mit gepackten Sachen verlies indes schon. Somit hatte der Junge alle Blicke auf sich gelenkt. Die Schüler machten beim vorbeigehen einen respektvollen Bogen um ihn. 13-Klässler waren dafür berühmt, schnell aggressiv zu werden und Tag und Nacht eine Pistole bei sich zu tragen. Die Schulregeln verbieten das tragen von Waffen zwar, aber verhindern können es die Lehrer nicht. Doch gab es wie an jeder anderen Schule auf der Welt Schüler, die es sich zur Tagesordnung gemacht hatten, zumindest einmal am Tag Ärger zu machen. Mark Sommer, ein 11-Klässler, war ein solcher Schüler. Er war dafür bekannt sich mit jedem mindestens einmal einen Spass zu erlauben. Der Rotschopf hatte bereits seit der elften Schulstunde Unterrichtsschluss, aber bislang keinen richtigen Grund gehabt die Schule zu verlassen. Jetzt aber bot sich ihm ein Grund. Den 13-Klässler Frank Fiedler hatte er schon seit längerem im Visier gehabt, aber bislang keine Möglichkeit sich mit ihm anzulegen. Da kam es ihm sehr gelegen, dass der Grufti gerade jetzt den Unterricht schwänzte. Frank merkte nicht das ihm jemand folgte. Er wollte einfach nur nach Hause und den versäumten Schlaf der letzten Nächte nachholen. Und damit es ihm nicht langweilig wurde, pfiff er munter ein Lied vor sich hin. Er machte keineswegs den Eindruck eines schießwütigen und leicht aggressiven 13-Klässler. Ganz im Gegenteil. Er sah eher so aus als wäre er ein ganz normaler Schüler mit deutlicher Neigung zum Goth, dessen Unterricht zu Ende war und der gerade auf dem Weg nach Hause war. Mark folgte seinem Mitschüler über mehrere Straßen, während er überlegte auf welche Art er den Jungen reinlegen könnte. Dabei drang ihm leise der Gesang eines kleinen Vogels ins Ohr. Er dachte nicht mehr länger nach und begann gehörtes nachzuahmen. Anfangs versank sein gekünstelter Vogelruf unter den Rufen echter Vögel. Doch je länger er Frank folgte, desto weniger Gesang war zu hören. Doch selbst als sie eine vollkommen verlassene und vogelleere Straße durchliefen, reagierte Frank nicht auf Marks Vogelruf. Mark war kurz davor aufzugeben, als Frank kurz aufhörte zu pfeifen um etwas Luft zu holen. Verwundert über den letzten gehörten Vogelruf hatte er sich umgedreht. Mark hatte es noch rechtzeitig bemerkt das Frank auf ihn aufmerksam geworden war, bevor dieser sich nach hinten umgedreht hatte. So konnte der 11-Klässler sich noch schnell vor das Schaufenster eines Geschäftes stellen und so tun, als würde er sich für den Schaufensterinhalt interressieren. „Spinn‘ ich jetzt total? Ich sollte mit dem erschießen von Vögeln aufhören.“ Frank war sichtlich verwirrt, kümmerte sich aber nicht weiter um den vermeindlichen Vogel der wohl im vorbeifliegen getschilpt hatte. Als er dann seinen Weg fortsetzte sah er kurz nach oben auf der Suche nach einem kleinen Vogel. Mark setzte sofort wieder zur Verfolgung an und imitierte etwas später erneut einen kleinen Vogel. Ganze zwei aufeinander folgende Straßen lang verfolgte Frank nun schon dieser "Vogel". Der Junge war bereits deutlich angenervt. Seine rechte Hand umklammerte angespannt den Griff seines Revolvers, er wollte aber keinen voreiligen Entschluss fassen und blindlings auf einen Ruf schießen. Den ungefähren Standpunkt des "Vogels" hatte er bereits erfasst, als dieser nach seinem Zwischenstopp wieder angefangen hatte zu tschilpen. Um Gewissheit zu haben, dass es sich wirklich nur um einen kleinen und wohl bemerkt sehr aufdringlichen Vogel mit dem Drang zum sterben handelte, bog Frank erneut ab. Hinein in einen fünf Meter breiten Fußgängerweg, welcher mit einer Geisterstadt verwechselbar war. Die Fassaden waren jahrzehnte alt und mit etlichen Rissen versehen. Die Blumenbeete waren zerstört und die Erde übersät mit allerlei Unkraut. Ein Fahrradweg zog seine Bahn seitlich des Fußgängerweges. Am Wegesrand lagen verteilt die kleinen Körper toter Tiere wie Mäuse und Vögel und der Wind belegte all dies mit klagenden Rufen. Ein unheimlicher Weg den kein gesunder Menschenverstand freiwillig betrat. So dachte auch Frank als er nach wie vor das Tschilpen vernahm. Mark indes realisierte die vielen toten Tiere nicht. Zu sehr war er darauf fixiert den 13-Klässler Frank Fiedler zur Weißglut zu bringen. Und dann geschah es. Frank drehte sich um, hob blitzartig den rechten Arm und drückte ab... Der Wind schien zu Rufen aufgehört zu haben. Mark war starr vor Schreck. Sein Blick war in Angst getränkt. Er sackte zusammen und blieb regungslos auf dem kalten Kopfsteinpflaster liegen. Mit großen Augen senkte Frank seinen Revolver. Der warme Rauch verlor sich im aufkommenden Wind und die Schusswaffe verschwand wieder unter dem schwarzen Mantel. Wortlos sah Frank auf den nur wenige Meter entfernten Körper. Schnell hatte er sich jedoch wieder gefasst und lief auf den scheinbar toten Schüler zu um den sich bereits eine kleine Blutlache bildete. Sich vor Mark Sommer nieder gekniet, tastete er mit Zeige- und Mittelfinger nach dem Puls des 11-Klässlers. „Cool!“, entwisch es dem Grufti, als er weder an der Halsschlagader noch an den Handgelenken einen Puls spürte. Selbst als er die flache Hand auf die linke Brust gelegt hatte war kein schlagendes Organ zu spüren. Er wusste selber nicht warum ihn das alles so kalt lies, ob er überhaupt richtig realisierte was gerade geschehen war. In Spandau war er bisher nur als Vogel- und Kleintiermörder verschrieen und nun fand sich auch ein Mensch in seiner Totenliste wieder. Mit etwas Glück hatte niemand den Schuss gehört. Frank wagte den Versuch ein weiteres Mal an diesem Tag ungesehen zu verschwinden. Er erreichte das andere Ende des Weges und wäre in wenigen Sekunden von der Bildfläche verschwunden. Da brachte eine aufgebrachte Frauenstimme Frank zum stehen. „Er hat ihn umgebracht! Einfach so umgebracht! Dafür wird Gott ihn bestrafen!“, schrie eine Frau um die siebzig Jahre. Als die Worte Franks Ohr erreichten, drehte er sich, wenn auch nur sehr ungern um und schritt langsam auf die alte Frau zu. Immer wieder die klagenden Anschuldigungen der Alten vernehmend. „Er hat ihn umgebracht. Er hat ihn umgebracht... Gott bestrafe ihn, bestrafe diesen Mörder.“ Wiederholte Frank die Worte der alten Frau. Ein verhöhnendes Grinsen lag auf seinen Lippen. „Wie will der Anfänger von einem Gott mich bestrafen? Der weiß ja noch nicht einmal wie man richtig Licht macht, geschweige denn Feuer anzündet ohne sich die Hände zu verbrennen.“, flüsterte er wie von Sinnen vor sich hin. Gegenüber der Frau ging Frank in die Knie. Zwischen ihnen die Leiche von Mark Sommer. Ein mitfühlender Blick fiel auf die Leiche. Frank verstand nicht wie man sich so wie diese Frau, über den Tod eines völlig fremden Menschen aufregen konnte? Und diese Verständnisslosigkeit weckte in ihm leichte Zweifel. Weshalb lies ihn der Anblick so kalt? War es, weil er als direkter Diener Satans zur Welt kam? Oder war es der Ort, Spandau selbst, der ihn unmerklich hatte erkalten lassen? Kalt waren auch die Augen der alten Frau. Lange lag ihr Blick auf dem Jungen vor sich. Dann fiel ihr Blick auf seinen silbernen Revolver, der wie der Tod persönlich unter Frank Fiedlers Mantel hervor luckte. Ihre Lippen schnürrten sich zusammen. Innerlich ging sie alle Gebete die sie kannte rauf und runter. In der Hoffnung das Gott sie erhören möge. Doch etwas kaltes riss sie unsanft aus ihren Gebeten heraus. Leicht war sie nach hinten gewankt als sie sah, dass etwas Unbekanntes auf ihrer Stirn ruhte. Nun etwas davon entfernt erkannte sie den Lauf der Pistole, der im Licht der Sonne glänzte. Bedrohlich ruhig lag der schwere Revolver in der Hand ihres Gegenübers. Genauso ruhig wie der tote Körper des Jungen zwischen ihnen. So ruhig wie die toten Körper der vielen kleinen Tiere um sie herum. Genauso ruhig wie der „Winkel des Todes“ selbst war. Wieder schrie die Frau. Doch dieses Mal schrie sie vor Angst. Es war der menschentypische Effekt Angesichts des Todes zu schreien. Die schrille Stimme der Frau brachte Frank dazu die Waffe zu entfernen, um sich beide Hände an seine Ohren halten zu können. Den Revolver nahm er dabei aber nicht aus der Hand. Er war ja nicht so dumm zu glauben, die Frau würde den nicht an sich reißen. Irgendwann hörte sie endlich auf zu schreien. Frank klingelte es mächtig in den Ohren und doch lag ein Grinsen auf seinen Lippen. „Was ist? Haben wir etwa Angst vor dem Tod?“ fragte Frank mit unschuldigem Unterton. „Jeder stirbt mal, sei es heute oder morgen, dass spielt keine Rolle.“ Scheu besah die Frau den Jungen vor sich. Was meinte er damit? Etwa, dass sie morgen die Nächste wäre die er töten würde? Hatte dieser kleine Mann etwa Blut geleckt? Nein, noch nicht. Aber in wenigen Sekunden. Die Blutlache in der der tote Körper lag, hatte sich bis zum Maximum ausgebreitet. Mit der Neugierde eines kleinen Kindes, dass etwas Unbekanntes entdeckt hatte, tauchte Frank Zeige- und Mittelfingerspitze in das Blut und beobachtete, wie es in langgezogenen Streifen von seinen gehobenen Fingern zu Boden fiel. „Außerdem...“, erklang seine Stimme abwesend, „Wie, wann und wo, ja sogar warum jemand stirbt, entscheidet ganz allein Gott!“ Beim letzten Wort war seine Stimme ein scharfes Zischen und seine Augen lagen bestimmend auf dem Antlitz der alten Frau. Erschrocken war sie zurück gewichen. Frank indes stand auf und wandte sich von der Frau und dem Leichnam ab. Das Blut an seinen Fingerspitzen war bereits getrocknet. Ein kalter Wind durchstreifte den Fussgängerweg. Frank Fiedler hatte das andere Ende fast erreicht. „Monster...“ stammelte die Frau noch immer am Boden sitzend, als sie sah wie der Junge seelenruhig das Blut von seinen Fingern knabberte. Ein Schauer nach dem anderen überkam den alten Körper. Und kaum das Frank außer Sichtweite war, bemerkten die ersten Passanten, dass etwas furchtbares geschehen war. Eine Woche später befand sich Frank Fiedler vor Gericht, Angeklagt, ohne jeden Grund seinen Mitschüler Mark Sommer kaltblütig erschossen zu haben... ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)