étoile filante von Kittykate ================================================================================ Kapitel 7: hide and seek ------------------------ Dome City, wie viele Jahre waren sie schon nicht mehr hier gewesen? Ewig, fiel ihr nur ein. Dabei ist die Stadt eine der schönsten des neuen Grenzlands. Die Stadt erblühte förmlich, es schien immer die Sonne, hatte angenehme Temperaturen und der Handel ließ Dome City noch attraktiver wirken. Viele Menschen des neuen Grenzlands siedelten sich hier an. Nicht nur wegen des ständig gleich bleibenden Klimas, sondern und besonders weil der Handel sie zu einer der größten Metropolen des Grenzlandes gemacht hatte. Wer gut leben wollte den zog es nach Dome City. Früher glich die Stadt einer Kleinstadt, doch nun war sie nicht mehr mit damals zu vergleichen. Aprils Augen schwebten über das wundervolle Land. Selbst die Rennstrecke sah wie neu aus. Ob hier immer noch so viele Autorennen stattfanden? Langsam setzte sie Ramrod im freien Gelände ab und fuhr die Systeme herunter. Saber hatte tatsächlich den kompletten Flug über geschlafen. Doch nun wachte er auf und blickte sich verwirrt um. „Wo sind wir?“ „In Dome City“, verkündete Colt, während er aufstand und sich vor die große Fensterfront stellte. Die Skyline der Metropole hob sich in der Ferne ab. Die Stadt wirkte groß und mächtig. Die Hochhäuser ragten in den Himmel empor als wollten sie ihn berühren. „Dome City ist eine wunderschöne Stadt geworden. Das Geld, welches der Handel einbringt, hat viel dazu beigetragen“, erklärte April ihren Kollegen und stand ebenfalls auf. „Was machen wir in Dome City?“, hakte Saber verwirrt nach. Er war der Captain und wusste von nichts. Auch er stand auf und blickte überrascht auf das ihm fremde Bild. Das war Dome City? Kaum wieder zu erkennen. „Colt hat seine Vermutung hier mehr über Fireball herauszufinden“, erklärte April. „Und dieser Vermutung wollen wir jetzt nachgehen“, ergänzte Colt freudig und verließ die Kommandozentrale. April und Saber folgten ihrem Cowboy und gemeinsam verließen sie die Brücke und traten den Weg zum Frachtraum an. Dort parkte der Bronco Buster und der Red Fury Racer. Gegenüber, der beiden Fahrzeuge, standen Nova und Steed, jeder in einer boxähnlichen Abtrennung. Freudig sprang Colt auf seinen heiß geliebten Bronco zu und öffnete das Verdeck. Sofort saß er darin und besah sich alles ganz genau. Man wusste ja nie, was die Kavalleristen mit fremdem Eigentum so anstellten. Auch Nova und Steed rührten sich und tapsten fröhlich auf der Stelle. Wie sehr hatten April und Saber ihre Robotpferde vermisst und umso größer war die Wiedersehensfreude. Beide holten ihre Pferde aus den Boxen. Aprils Augen wichen zu dem Racer, der ruhig und blitzblank poliert neben dem Bronco parkte. Alles hatte Fireball damals mitgenommen, nur den Racer ließ er auf Ramrod. Warum nur? Wieso hatte er seinen geliebten Red Fury nicht mitgenommen? Was war damals bloß geschehen? Ihr Gesichtsausdruck wurde traurig und sie fühlte die Enttäuschung und die Wut wieder in ihrem Herzen. Er hatte ihr das Herz gebrochen, hatte sie wie eine von vielen behandelt und sie wurde zu dem, was sie nie sein wollte: Eine Trophäe in seinem Schrank. Darüber ärgerte sie sich. Sie hatte ihm vertraut und ihn geliebt, doch er… „April“, unterbrach Saber ihre Gedanken. „Können wir los?“ Er saß bereits auf Steed, während auch Colt nur noch auf die Kollegin wartet. April nickte, schwang sich auf Novas Rücken und lächelte ihre Jungs an. „Wir können los!“ Die Rampe öffnete sich automatisch. Der Bronco startete seine Triebwerke und schoss hinaus. Endlich fühlte sich Colt wieder frei wie ein Vogel. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst. Steed und Nova flogen ebenso aus dem Frachtraum, während hinter ihnen sich die Rampe wieder schloss. Gemeinsam brachen sie zum Haus der Firenzas auf. Überall schossen Flammen in die Höhe. Von dem Sternengleiter war nicht mehr viel übrig geblieben. Nicht nur der Schuss in die Turbine sorgte für die Unkenntlichkeit des Raumschiffes, sondern auch der harte Absturz trug dazu bei. Rick hatte seinen Gleiter hinter einem Felsen geparkt und wartete darauf, dass die Outrider verschwanden. Er hoffte und bangte, dass sie ihn nicht ausfindig machen konnten. Denn sonst wäre es sein Ende. Er war Mandarins Gleiter gefolgt, in der Hoffnung sie noch retten zu können, doch als er gelandet war, wusste er dass Mandarin niemals in diesem Wrack überleben konnte. Aber seine Hoffnung gab er nicht auf. Er wollte alles tun um sie zu finden. Vielleicht lebte sie ja doch noch und er würde es sich niemals verzeihen, wenn sie dann wegen unterlassener Hilfeleistung starb. Nein, er war nicht so ein Mensch. Er wusste, dass sein Captain sich irgendwie retten konnte. Nur galt es jetzt ihn möglichst unauffällig zu suchen und zu finden. Es war ein gefährliches Vorhaben, denn überall flogen noch die Outriderschiffe herum, zerstörten alles was sich bewegte und würden eher keine Ruhe geben bis alles Leben auf diesem Planeten ausgelöscht war. Rick linste aus seinem Versteck hervor und sah ein feindliches Schiff auf sich zukommen. Sofort kroch er wieder hinter den Felsen und wartete ab. Das Schiff hatte ihn nicht wahrgenommen. Es flog über ihn hinweg und verließ wenig später die Planetenatmosphäre. Rick sah seine Chance. Er sprang hervor und eilte zu dem brennenden Wrack, doch die Flammen schlugen weit in die Luft und die Umgebung von mehreren Metern war zu heiß um zu dem Schiff zu gelangen. Das Feuer blendete stark und Rick hielt sich schützend seinen Arm vor die Augen. Irgendwie musste er doch das Feuer löschen können. Hastig blickte er sich um, doch er fand nichts was auch nur annähernd dafür geeignet wäre. Als er die Gegend erneut unter Augenschein nahm fiel ihm etwas auf. Irgendwas lag im Sand. Neugierig, überrascht wie auch hoffnungsvoll eilte er zu dem Etwas. Er war sich im Klaren darüber, dass dies eine Falle sein könnte, doch die Hoffnung Mandarin zu finden verdrängte den Gedanken schnell wieder. Immer schneller werdend eilte er auf seine Entdeckung zu und mit jedem Schritt erkannte er besser was es war. Es war ein Helm der Kavallerie. Gespalten und in mehrere Einzelteile zerbrochen. Sein Puls beschleunigte sich rasant, als er den Helm erkannte. Seine Augen glitten über die flache Umgebung und plötzlich entdeckte er eine Peson. Er lief los. Der Anzug war derselbe, den er auch trug. Ein Kampfanzug der Sternenflotte 145. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von seiner Entdeckung und da erkannte er plötzlich den roten Haarschopf seines Captain. „Mandarin“, rief er aus. Rannte noch schneller und kniete sich neben dem scheinbar leblosen Körper. Sie lag auf dem Bauch und vorsichtig umfasste er ihren Kopf und Oberkörper und drehte sie auf den Rücken. Sie sah furchtbar aus. Ihr Gesicht war Blutverschmiert und die Wunden mit Sand bedeckt. Wie groß der Schaden war, den sie davongetragen hatte, wollte er nicht einschätzen. Aber so einen Aufprall konnte man nicht so leicht wegstecken. Ihm blieb keine andere Möglichkeit. Er musste sie in die Basis zurückbringen und das so schnell wie möglich. Vorsichtig hob er Mandarin auf seine Arme, eilte mit ihr zurück zu seinem Gleiter und kletterte vorsichtig mit ihr hinein. Er setzte sich, bettete sie vor sich und ergriff das Steuer. Wieder einmal verfluchte er das kleine Einmanngefährt, denn es war wahnsinnig eng und Rick wusste, dass er sich kaum rühren konnte. Am liebsten wollte er Verstärkung anfunken, doch wenn er das tat, würden die Outrider auf ihn aufmerksam werden. Ein weiteres Outriderschiff überflog ihn und durchbrach ebenfalls bald darauf die Atmosphäre. Rick wusste, dass er jetzt die Möglichkeit hatte um Mandarin zu retten. Ob sie überhaupt noch zu retten war, wollte er sich gar nicht erst fragen. Er sah seine Chance, startete die Triebwerke und zog seinen Gleiter in den Himmel. Auf zum Geheimversteck. Allerdings traf er unterwegs auf ein paar vereinzelte Outriderschiffe. Er wusste, dass er ihnen nicht ausweichen konnte, denn dann würde er sie direkt zum Hauptversteck führen. Also suchte Rick den Kampf. Er wich den feindlichen Schiffen aus und feuerte auf sie, was seine Munition hergab. Immer wieder konnte er einzelne Schiffe zurück schicken. Aber es hatten sich weitaus mehr auf dem Planeten aufgehalten, als zuvor angenommen. Rick sah keine andere Chance, er musste funken. „Hier spricht Captain Rick Stevens.“ Wieder wich er einem Outriderschiff aus und verfolgte es. Ein Treffer genügte und das Schiff explodierte. Doch über Funk folgte keine Antwort. „Hier spricht Captain Rick Stevens“, wiederholte er lauter. Panik überkam ihn und er zwang sich ruhig zu bleiben. Wenn sich niemand meldete waren er und Mandarin verloren. Gebannt lauschte er dem Rauschen im Funkkanal und wich den Outriderschiffen geschickt aus. „Hier spricht Captain Rick Stevens! Sternenflotte 145, hört ihr mich?“ „Captain Stevens?“, drang Suzies Stimme durch den Funk. „Ich habe Captain Yamato bei mir, sie ist schwer verletzt. Zudem hab ich ein paar Outrider an der Backe, die mich abknallen wollen. Ich brauche ganz schnell Hilfe.“ „Captain Stevens, gebt mir die Koordinaten durch, wir schicken sofort Unterstützung.“ Während Rick wieder einem Angriff mehrerer Schiffe auswich, nannte er seine Koordinaten und die Kollegen der Sternenstaffel 145, wie auch die der Abwehrstaffel, sprangen in ihre Gleiter und flogen nach einander aus ihrem Versteck zum Angriff. Nach einer gefühlten Ewigkeit entdeckte Rick die Unterstützung und die Outrider waren endlich in der Unterzahl. Nun war es ein leichtes alle auszuschalten. So schnell es ging flog Stevens in Begleitung zweier weiterer Schiffe zurück zum Hauptversteck. Während die anderen Gleiter die Stellung hielten, sollten die Outrider wieder zurückkommen. Die Feinde kehrten aber nicht zurück und die Sternengleiter konnten beruhigt ins Hauptquartier zurückfliegen. Nun hieß es warten, bis die neuen Befehle aus Alamo kamen. Kaum in der Basis gelandet trat Kommandant Southkins auf Rick zu und deutete einigen wartenden Ärzten an sich um Captain Yamato zu kümmern. Mandarin wurde auf eine Trage gelegt und in einen Nebenraum gebracht. Viel zu viele neugierige wie auch irritierende Blicke folgten den Ärzten und dem leblos wirkenden Sterncaptain. Im Gleiter nebenan sprang Suzie heraus und blickte besorgt den Ärzten nach. „Das wird noch Konsequenzen haben, Captain Stevens“, brummte der Kommandant und zog wieder ab. Er musste die neuste Nachricht an Yuma und Alamo senden. Rick wusste, dass sein Handeln nicht richtig war, dennoch bereute er es nicht. Er hatte Mandarin gefunden und hoffte, dass sie überlebt hatte. Claudia Firenza stand in ihrer Küche und bereitete das Abendessen zu. Die Beerdigung ihres Vaters hatte sie sehr mitgenommen, dennoch war sie in dieser schweren Zeit und auch danach nicht allein. Sie war so dankbar um die Stütze eines Freundes, der ihr zuhörte, ihr aufmunternde Worte sagte und sie nachts, wenn sie nicht einschlafen konnte, in sein Bett mit aufnahm und sie einfach nur fest in den Arm nahm. Er hatte in den letzten Wochen so viel für sie getan und sie wollte ihm dafür mit seinem Lieblingsgericht danken. Schon vormittags war sie in der Stadt um die Zutaten zu besorgen und seit dem frühen Nachmittag werkelte sie in der Küche, schnitt die verschiedenen Zutaten und ließ schon manches in der Pfanne anbrutzeln. Es klingelte an der Haustür. Überrascht blickte sie auf. Sie erwartete keinen Besuch. Rasch trocknete sie sich die Hände an einem Geschirrtuch ab und trat zur Haustür. Die Star Sheriffs standen vor der Tür. Mit einem unguten Gefühl wich Claudias Blick von Saber zu Colt und dann zu April. Seit Dome City von den Outrider befreit wurde, hatten sie sich nicht mehr gesehen. Irritiert über den Besuch blickte sie auf. „Kann ich euch helfen?“ „Hallo, Claudia“, begrüßte Saber sie freundlich. „Dürfen wir reinkommen?“ Eigentlich wollte sie das nicht, denn dieser Besuch verhieß bei weitem nichts Gutes. Dennoch wollte sie auch nicht so unfreundlich sein und sie abweisen. Von Yuma war es ein weiter Weg nach Dome City. Die Star Sheriffs kamen nicht ohne wichtigen Grund zu ihr. Claudia trat beiseite und ließ die drei alten Bekannten rein. „Folgt mir doch bitte in die Küche, ich bereite gerade das Abendessen vor.“ Claudia führte sie in die große geräumige Küche und April gefiel was sie hier sah. Alles wirkte so ordentlich und aufgeräumt, dennoch konnte man die italienische Kultur überall heraus erkennen. Es duftete herrlich nach frischem angedünstetem Gemüse. „Setzt euch“, forderte Claudia die Star Sheriffs auf und deutete auf einen kleinen Esstisch mit vier Stühlen. April und Saber folgten der Aufforderung, nur der Cowboy blieb an der Wand gelehnt stehen und verschränkte seine Arme vor der Brust. Aufmerksam beobachteten sie Claudia, die ihnen den Rücken zu drehte und sich ihrer Vorbereitung des Abendessens widmete. Allerdings würde sie sich hüten die Star Sheriffs zum Essen einzuladen. Nein, dieser Abend sollte etwas ganz besonderes zwischen ihnen beiden allein werden. April behagte die Stille nicht: „Das mit deinem Vater tut mir sehr leid! Es ist bestimmt sehr schwer für dich!“ Claudia konnte den attraktiven weiblichen Star Sheriff nicht ausstehen. „So ist das Leben“, konterte die Italienerin. Was sollte sie schon groß sagen? Ändern konnte sie es nicht, auch wenn sie sich nichts sehnlicher wünschte. April biss sich auf die Unterlippe und suchte Sabers Blick. Sie wollte die Tochter von Mario Firenza keinesfalls beleidigen. Doch bekam sie das Gefühl, dass sie es geschafft hatte. „Du fragst dich bestimmt, warum wir hier sind“, übernahm Saber das stockende Gespräch. „Um ehrlich zu sein, wir suchen Fireball.“ Claudia hielt inne und ihre Augen senkte sie traurig. Sie hatte es vermutet. Warum sonst sollten die Star Sheriffs nach Dome City kommen? Sicher nicht wegen ihr oder ihrem Vater. Keiner von ihnen hatte sich damals für das Autorennen interessiert, nur auf Fireball war Verlass, hatte er sich doch damals als zuverlässiger Freund entpuppt. Sicherlich war die Blondine schuld an allem. „Warum sucht ihr ihn?“ Sie nahm ihre Arbeit wieder auf. „Die Outrider zerstören unsere Galaxie und wir brauchen ihn um sie in ihre eigene Phantomzone zu schicken.“ „Colt!“, mahnte Saber. „Ach ja? Wirklich? Ich dachte, ihr hättet sie vor vier Jahren besiegt?!“, höhnte Claudia, unterbrach ihre Arbeit und drehte sich zu den Star Sheriffs. „Das dachten wir auch“, bemerkte April bekümmert. Das hatte sie damals wirklich angenommen, doch selbst wenn der Todesstern zerstört wurde, schien dass noch nicht die Armee zerstört zu haben. Wie töricht und dumm sie doch damals waren. „Es tut mir leid, ich weiß auch nicht wo er ist!“ Schon drehte sich die rassige Braunhaarige wieder um und begann nun Nudeln in einen Topf kochendes Wasser zu legen. „Claudia, wir haben vermutet, dass er auf die Beerdigung deines Vaters gegangen ist und gehofft, du könntest uns weiterhelfen“, bemerkte Saber erneut, doch es folgte keine Reaktion. „Claudia, verdammt, das ist wichtig! Die Outrider pusten das neue Grenzland weg, wenn Team Ramrod nicht wieder gegen sie antritt!“ Colt platzte die Hutschnur. Wie konnte eine Frau allein nur so uneinsichtig sein. Claudia drehte sich wieder um und blitzte den Cowboy wütend an. „Ich weiß nicht wo er ist! Und jetzt geht! Verlasst mein Haus!“ Saber stand auf. „Entschuldige die Störung!“ Er verließ die Küche, Colt folgte ihm grummelnd. April blieb noch kurz stehen und betrachtete Claudia kurz, ehe sie ihren Jungs folgte. „Ihr bekommt ihn nicht“, hauchte Claudia traurig und senkte ihren Kopf. Kaum wollte Saber nach der Türklinke greifen, wurde die Türe schon geöffnet und ein junger Mann mit braunem Wuschelkopf trat ein. „Claudia, der Motor läuft noch nicht rund, ich muss ihn…“, rief der junge Mann während er eintrat, doch plötzlich verstummte er und betrachtete den groß gewachsenen Blonden. „…überprüfen“, beendete er seinen Satz. „Hallo Fireball“, begrüßte ihn Saber überrascht. „Saber“, erwiderte der braunhaarige Japaner, während er verdattert in der Tür stehen blieb. April hatte ihn noch nicht gesehen, aber die Stimme war unverkennbar. Sie konnte sich nicht rühren. Sie stand hinter dem Cowboy, der sie komplett verdeckte, reglos wie eine Salzsäule. Claudia hatte ihn gehört und verfluchte mal wieder Fireballs Timing. Wieso musste er ausgerechnet jetzt kommen? Hätte er nicht noch fünf Minuten warten können? Sie ließ alles stehen und liegen und trat in den Flur hinaus. Colt bemerkte sie und warf ihr wütende Blicke zu. „Nein, Saber, sie weiß überhaupt nicht wo er ist“, schimpfte er außer sich vor Wut. „Hallo, Colt“, bemerkte Fireball auch den zweiten Kollegen von früher. „Was macht ihr hier?“ „Hast du ein paar Minuten Zeit für uns? Wir wollten etwas mit dir besprechen“, bemerkte Saber und hoffte, dass Fireball diese Zeit für ihn aufbrachte. Der Japaner kannte den Grund dieses Besuchs nicht, doch er fürchtete, dass er nun von Saber eine Predigt erhielt, die sich gewaschen hatte. Fireball war klar, dass er für sein Verschwinden zur Rechenschaft gezogen wird, nur hatte er diesen Tag noch nicht sobald erwartet. „Eigentlich nicht, ich muss den Motor nochmals überprüfen. Der läuft noch unrund. Am Wochenende ist das erste große Rennen, da muss der Wagen schnurren wie ein Kätzchen.“ Colt verstand immer nur Motor und Rennen, verdammt es gab wichtigeres. „Go-Kart fahren kannst du ein anderes Mal, Matchbox. Jetzt heißt es erst mal wieder Outrider in den Hintern treten.“ „Outrider?“, wiederholte Fireball verwirrt. „Lass den Clown stecken, Colt. Deine Witze waren auch schon mal besser!“ „Colt macht keine Witze, Fireball. Hast du ein paar Minuten?“ Unentschlossen was es mit dem Auftritt soll, nickte der Rennfahrer zu und ging wieder zur Tür raus. Saber und Colt folgten ihm, April hingegen konnte sich nicht rühren. Zu viele Erinnerungen schossen ihr in diesem Moment durch den Kopf. Zu viele einzelne Wortfetzen hallten in ihren Ohren wieder. April, du bist einzigartig! April hielt sich ihre Ohren zu. Alles was er ihr damals gesagt hatte war erlogen. Ich liebe dich, April! Es soll aufhören, es soll endlich aufhören. Während Saber Fireball vor der Haustür über die Geschehnisse aufklärte, betrachtete Claudia Aprils Reaktion. Sie wusste nicht was der Blondine fehlte, doch es sollte nicht ihr Problem sein. Sie ging zurück in die Küche und versuchte ihr Essen zu retten, sonst war der Abend noch komplett gelaufen. April riss sich zusammen. Sie war ein Star Sheriff und sie war stark. Er konnte ihr nichts mehr anhaben. Niemals mehr. Sie war ein gebranntes Kind und beging nie denselben Fehler zweimal. Ihr war egal ob er mitkam oder nicht. Sie würde ihn behandeln wie einen entfernten Bekannten. Niemals würde sie sich ihm wieder anvertrauen. Kein zweites Mal. Mit erhobenen Hauptes und festem Vorsatz trat sie ebenfalls hinaus. Fireball lauschte Sabers Worten, doch in dem Moment, als April heraustrat, war es um ihn geschehen. Er starrte an Saber vorbei auf die Blondine und fühlte nur noch die Hitze, die in ihm aufstieg. Sein Herz begann zu rasen. Sie sah schon immer toll aus, aber jetzt, nach vier Jahren der Trennung, blieb ihm die Sprache komplett weg. Er fühlte wie sein Körper sich nach der Blondine sehnte und sein Blut zu kochen begann. Er konnte sehen wie sie auf ihn zukam, stolz wie eh und je. Sie stellte sich zu Saber ohne Fireball einen weiteren Blick zu würdigen und bemerkte: „Ich bin bei Ramrod. Wir finden auch einen Ersatz, wenn er nicht mitkommt!“ Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Robotpferd. Fireball konnte sie nur ansehen und als sie ging folgte er der wallenden blonden Mähne. Er wollte ihr nicht hinterher starren, doch seine Augen ließen sich nicht von ihrer Erscheinung lösen. Er sah ihr zu wie sie sich auf Nova schwang und davon ritt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Bronco, Nova und Steed in der Nähe des Hauses parkten. „Also Fireball. Wir geben dir bis morgen Mittag Bedenkzeit. Denn dann müssen wir zurück zum Oberkommando und uns einen Piloten zuteilen lassen“, erklärte Saber. Mit diesen Worten riss er den Japaner wieder in die Realität. Auch der Recke drehte sich um und verließ mit Steed kurze Zeit später das Gelände. Colt stand dem Japaner plötzlich alleine gegenüber. Wie viele Worte er sich doch für den Zwerg zu Recht gelegt hatte, wenn er ihm wieder gegenüber stand, doch in diesem Moment fiel ihm keines mehr ein. Dafür kam ihm die Erinnerung an die Siegesfeier wieder. Die große Halle war mit vielen Girlanden, Blumen und Luftballons dekoriert. Sie erstreckte sich über mehrere Stockwerke und erreichte annähernd die Größe von zwei Fußballfeldern. Eine Live-Band hatte ihre Instrumente auf einer Bühne aufgebaut und sorgte mit verschiedenen Songs für Tanzstimmung. An der rechten Seite erstreckte sich das lange Buffet, während sich in einer der Ecken die Bar befand. Vereinzelte Tische standen geschmückt in der Nähe des Buffets. Die freie Fläche vor der Bühne wurde zur Tanzfläche auserkoren und viele Rekruten, Kavalleristen, Kommandanten und Regierungsbeauftragte tanzten bereits dort zur Musik. Andere bedienten sich am Buffet, befanden sich in Gespräche oder stürmten die Bar. Die ganze Halle war gefüllt mit Menschen. Es waren mehrere hunderte Menschen da. Und sie alle feierten zusammen. Der Anlass war der eingekehrte Frieden im neuen Grenzland. Inmitten dieser Masse entdeckte Colt zwei bekannte Personen. Eine von ihnen war ein großer schlanker Mann mit blondem Haar. Er trug einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd und einer weinroten Krawatte. Die zweite Person war klein und zierlich. Ihr schwarzes Abendkleid legte sich wie eine zweite Haut um den schlanken Körper, während die langen blonden Haare zu einer komplizierten Frisur hochgesteckt waren. Der Cowboy, der ausnahmsweise auch mal einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug trug, mit weißem Hemd, allerdings die obersten Knöpfe aufgeknöpft und ohne Krawatte, schnappte sich seine schöne Begleitung. Robin trug ein schlichtes Sommerkleid und ihre blonden Haare fielen ihr locker und offen auf die Schulter. Beide kämpften sich durch die Masse einen Weg zu Saber und April. Fröhlich darüber die Freunde endlich erreicht zu haben, gesellte sich der Cowboy dazu. Der besorgte Blick in Sabers Gesicht, wie auch Aprils schlechtes Aussehen entging dem Lockenkopf total. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: „Mensch, hier ist eine der größten und besten Partys in der Welt und unseren Matchbox hab ich immer noch nicht entdeckt.“ Robin, eben selbst dazu getreten, hörte seine Worte und ermahnte ihren Freund prompt: „Colt! Wie redest du denn auf so einer Feier? Überhaupt benimmst du dich schon den ganzen Abend über nicht sehr vornehm.“ Erst jetzt lächelte sie Saber an, ehe sie ihre Augen auf die Blondine richtete. Besorgt und alarmiert nahm sie die unnatürliche Blässe in Aprils Gesicht wahr. Auch hielt die junge Frau ihren Kopf gesenkt und Robin tat sich schwer einen Blick in die Augen ihrer Freundin zu erhaschen. Ein Blick in die blauen Augen genügte Robin normalerweise, um etwas über Aprils Gefühlslage zu erfahren. Allerdings riss Colt sie wieder aus ihren Gedanken: „Ach was, vornehm, ich bin wie ich bin“, winkte der Cowboy ab und deutete plötzlich auf Saber. „Vornehm ist der da, aber nachdem du mit mir zusammen bist, musst du dich leider an das nicht manierliche gewöhnen, meine liebste Robin.“ Er zwinkerte ihr kurz zu, drückte ihr ein Küsschen auf die Wange und warf April einen Blick zu. Erst jetzt sah er ihren Anblick und dieser erschreckte ihn zutiefst. Sie wirkte so blass und traurig, als wäre sie ein Häuflein Elend. Das konnte er nicht zulassen und beschloss sie ein wenig aufzuheitern. „Na, Prinzessin? Was sagst du zu diesem Theater?“ April blickte erschrocken auf. Der vorhin nebenbei gefallene Name hatte sie in eine Starre verfallen lassen. Ihr Herz hatte sich verkrampft und alles in ihr schmerzte. Sie hatte den Gedanken daran immer noch nicht verarbeitet und sie wusste nicht wann sie es schaffen würde. Sie war noch nie zuvor so verliebt gewesen und ausgerechnet dieser Mann musste ihr das Herz brechen. Sie war verwirrt und wusste nichts mehr mit sich anzufangen. Ihre Gefühle spielten verrückt. Einerseits war sie so traurig, verletzt und wütend auf ihn, während sie ihn andererseits stark vermisste und ihn gerne wieder gesehen hätte. Wieder brachte sie keine Antwort hervor, woraufhin Colt sich am Kopf kratzte. „Bist du verliebt?“ Erneut eine Frage die sie unter Schmerzen zusammen fahren ließ. Wütend und den Tränen nahe fauchte sie den Cowboy an. „Ich bin nicht verliebt. Und selbst wenn es so wäre geht dich das gar nichts an!“ Überrascht wich Colt einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. „Hossa, du musst ja nicht gleich so aufdrehen.“ Über den ersten Schreck hinweg, wagte er sich wieder näher an sie heran. Während er sie mit dem Ellbogen leicht anstieß, zwinkerte er ihr zu. „Zudem musst du uns darüber gar nichts erzählen. Wir wissen eh schon bescheid!“ April sank immer mehr in sich zusammen. Der Schmerz in ihrem Herzen übernahm die Kontrolle und langsam sammelte sich das Wasser in ihren Augen. Saber, der die beiden argwöhnisch beobachtete, realisierte sofort wie schlecht es plötzlich April ging und schritt ein: „Colt, hör auf damit!“ Auch Robin beobachtete besorgt das seltsame Verhalten. „Colt“, mahnte sie ebenso. Aber Colt wäre nicht Colt, wenn er auf die beiden hörte. Somit ignorierte er seine Liebste und seinen Captain und begann eifrig weiter zu sticheln: „Du bist doch in den kleinen Matchbox verknallt, genauso wie er in dich.“ Ein weiterer Stich in ihr Herz folgte und Colt schien seinen Spaß daran zu haben immer tiefer zu bohren und zu rühren. April fühlte sich so schwach und konnte kaum noch atmen. Wenn es so wäre, hätte er sich gemeldet. Dann wäre er jetzt bei ihr, statt einfach abzuhauen und unterzutauchen. Sie senkte den Kopf und spürte wie sich die erste Träne löste. Saber mischte sich schärfer als zuvor ein: „Colt, mit so etwas spaßt man nicht!“ Immer noch erhielt der Cowboy keine Antwort von April, aber dies störte ihn keineswegs. „Ach Saber, ich spaße nicht. Ich bin so ernst wie ich im Kampf gegen die Outrider war“, gab er gelangweilt zurück und schnippte mit den Fingern. Frech vor sich hingrinsend verkündete er seine Vermutung: „Ich weiß schon, warum er heute erst so spät kommt. Ihr zwei seid schon ein Pärchen und wolltet heute die Bombe platzen lassen. Ich wusste doch, dass noch etwas auf Ramrod laufen wird. Wann habt ihr denn sonst mal Zeit für euch allein? Stimmt das oder hab ich recht?“ Wieder beugte er sich grinsend vor, um einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, doch stattdessen sah er die erste Träne auf den Boden tropfen. Ihre Schultern erbebten kurz, während sie ihre Hände zu Fäusten ballte. Erschrocken beobachteten die drei wie ein Zittern nach dem anderen Aprils schlanken Körper heimsuchte. Ihre Fingerknöchel ragten schon weiß heraus, so fest drückte sie ihre Faust. Eine Träne nach der anderen tropfte auf den Boden und plötzlich erklang ein herzzerreißender Schluchzer. Wut und Enttäuschung waren das einzige, das sie im Moment spürte. Auch wenn sie wusste das Colt keine Schuld traf, richtete sie sich auf und suchte seinen Blick. So würdevoll es für sie in diesem Moment ging, konterte sie bitterböse und mit verweinten Augen: „Du hast überhaupt keine Ahnung, Colt!“ Anschließend ging sie an ihren Freunden vorbei und verließ den Saal durch eine Seitentür. Erschrocken über den schrecklichen Anblick der gemeinsamen Freundin verharrten sie auf ihren Plätzen. Schnell folgte Robin der Blondine: „Ich sehe mal nach ihr“, und schon verschwand sie ebenfalls durch die Seitentür. Aprils Gesicht war mit Tränen überströmt gewesen. Wut und Hass funkelte in ihren Augen und der Texaner ahnte bereits, dass er mal wieder in ein Fettnäpfchen getapst war. Immer noch sah er ihre Augen vor sich. So hatte er sie noch nie gesehen. Erschrocken und verwirrt suchten seine Augen die des Säbelschwingers. Auch der Schotte schien verwirrt und geplättet von dieser Reaktion, doch nun schwang auch in seinem Blick leichte Ärgernis. „Musste das sein, Colt? Hast du nicht gesehen, dass es ihr so schon schlecht ging?“ „Ich wusste ja nicht, dass die beiden im Clinch liegen. Aber das würde natürlich die Abwesenheit unseres Turbofreaks erklären.“ Der Lockenkopf wusste nicht mehr was er denken sollte. In den letzten Tagen auf Ramrod war noch alles gut gelaufen. Das gegenseitige Verhalten der jüngsten Mitglieder zeigte mehr, als Worte es hätten ausdrücken können. Dass es hinter der schönen Fassade bereits bröckelte konnte doch er, Colt, nicht ahnen. Sie verhielten sich wie immer, verstanden sich prima und wirkten nach wie vor so vertraut miteinander. Irgendwas musste passiert sein. Etwas von dem Colt nichts mitbekommen hatte. Immer wieder erschienen ihm diese traurigen blauen Augen vor seinem inneren Auge. Es lag soviel Schmerz und Kummer in ihnen und instinktiv wusste Colt, dass Fireball der Verursacher war. Und er ahnte bereits, dass dieses Gefühlschaos nicht nur durch sein plötzliches Verschwinden entstanden war. Wut mischte sich plötzlich in die verwirrte Gefühlslage des Cowboys. Wie lange er doch Robin mit der Hochzeit versetzt hatte um diesen kleinen Verschwindibus zu finden. Und nun war er sich nicht mal mehr sicher, ob sich die lange Suche und die vielen letzten Monate überhaupt gelohnt hatten. „Hör mal, Kleiner, ich weiß ja nicht warum du einfach so verschwunden bist, aber du wirst hoffentlich gute Gründe gehabt haben! Zudem muss dir klar sein, dass wir beide noch lange nicht miteinander fertig sind, denn was du unserer Prinzessin angetan hast ist unverzeihlich.“ Fireball verharrte. Ihm war klar, dass April zutiefst verletzt war, war er doch Schuld an ihrem gebrochenen Herz. Er räusperte sich kurz und traute sich kaum aufzusehen. Dennoch erschien es ihm auch ein passender Themenwechsel um diesem unangenehmen Gespräch zu entkommen: „Hat Commander Eagle verlangt, dass ich wieder in den aktiven Dienst treten soll?“ „Nein, das war ich. Ich hab ihnen klar gemacht, dass ich nur mit dir als Piloten in diesen Krieg ziehe. Wir haben eine Woche bekommen um dich zu finden. Wenn du nicht mitkommst steige ich auch aus.“ „Aber dann sind Saber und April auf sich alleine gestellt. Und mit einem unerfahrenen Piloten wie auch einem Scharfschützen könnte ihnen weiß Gott was passieren.“ „Dann ist deine Entscheidung wohl schon gefallen“, erklärte Colt munter. Fireball hingegen verharrte wieder. So einfach war das nicht. So schnell ging das nicht. Er hatte Mario Firenza an seinem Sterbebett ein Versprechen gegeben. Er konnte nicht einfach so verschwinden. Er konnte Claudia nicht allein lassen. Er hatte es versprochen, ihr und ihrem Vater. Er würde sich um sie kümmern. Wenn er nicht da war hatte sie niemanden mehr. „Das geht nicht, Cowboy. Ich habe Firenza versprochen für Claudia zu sorgen.“ „Willst du sie heiraten?“ Überrascht zwinkerte der Braunhaarige. „Nein, warum?“ „Dann kannst du auch ab und an mal vorbei kommen und dich dann um sie kümmern. Und glaub mir, so ein heißer Feger findet allemal einen Mann.“ Nach Fireballs ausdruckslosem Gesicht, staunte Colt doch etwas. „Oder läuft etwas zwischen euch?“ „Nein“, gab dieser wie aus der Pistole geschossen zurück. „Dann ist ja gut, Turbo. Sieh mal, dann sind wir alle wieder zusammen, wie früher. Du, ich, der Säbelschwinger und unsere Prinzessin. Zudem werden wir die Phantombirnen kräftig versohlen und mit Ramrod in den Weiten des Alls herumstreifen.“ Oh, wie sich Colt schon auf die nächsten Wochen freute. Fireball senkte seinen Kopf. „Ich gebe euch morgen Mittag bescheid. Es tut mir leid, Partner!“ Nach diesen Worten kehrte Fireball ins Haus zurück und ließ Colt stehen. Missmutig, über diese vage Aussage, kickte Colt einen kleinen Kieselstein weg, steckte seine Hände tief in die Hosentaschen seiner geliebten blauen Jeans und verzog verärgert seinen Mund. „Ach was“, schimpfte der Cowboy dem Japaner nach und nahm die Verfolgung auf. „Was gibt’s denn da noch groß zu überlegen? Die Sachlage ist so klar wie Kloßbrühe! Die Outrider sind wieder da. Die zögern doch auch nicht und ballern wie wild um sich!“ Fireball hörte die Schimpftiraden seines ehemals besten Freundes, versuchte aber die Worte zu überhören. Endlich erreichte er das Haus und schloss hinter sich die Türe. Erschöpft, aufgewühlt und durcheinander lehnte er sich an die Haustür und ließ seinen Kopf hängen. Der Tag war so schon anstrengend genug gewesen. Und der überraschende Besuch der Star Sheriffs war zuviel des Guten gewesen. Colt starrte unfassbar dem Japaner nach. Der ignorierte ihn tatsächlich. War das denn zu fassen? Kaum fiel die Tür ins Schloss, riss der Lockenkopf seine Hände aus den Taschen und fuchtelte wütend mit ihnen durch die Luft. „Du elender Sturkopf. Häuslich werden kannst du auch in ein paar Jahren!“ Der Wuschelkopf vernahm die Worte. Er hatte ja nie vorgehabt mit Claudia häuslich zu werden. Sein Leben hatte er sich immer ganz anders ausgemalt. Dennoch fühlte er sich für Claudia verantwortlich. Sie war zwar älter als er und er wusste nur zu gut, dass sie ihn eigentlich nicht brauchte, dennoch fühlte er sich bei ihr wohl. Ursprünglich hatte er auch nicht vorgehabt länger in Dome City zu bleiben, denn er wollte wieder zurück. Er hatte sich nur für ein paar Tage verabschiedet, inzwischen waren es bereits mehrere Wochen. Natürlich hatte er sich bei ihnen gemeldet, und auch wusste er, dass sie nicht alleine waren, immerhin hatten sie sich ja. Er brachte es nicht übers Herz Claudia in den ersten Tagen nach der Beerdigung allein zu lassen. Und dann begannen sie zusammen an einem Rennwagen zu schrauben und Fireball fühlte sich wieder in seinem Element. In den ganzen letzten Jahren war er nicht einmal auf einer Rennstrecke gewesen und es hatte ihn wieder in den Fingern gejuckt. Claudia bot ihm die Chance einen Wagen zu testen. Er wäre vielleicht sogar wieder ins Renngeschäft eingestiegen, wenn er nicht an diesem Tag seinen ehemaligen Kollegen begegnet wäre. Fireball haderte mit sich. Sein Blut kochte bereits wieder. Er war so sehr versucht Colt erneut gegenüber zu treten, ihm zu kontern. Dieser stand vor der verschlossenen Tür und schimpfte weiter vor sich hin: „Weglaufen bringt überhaupt nichts, Matchbox! Das ist nie die richtige Lösung!“ Augenblicklich sah der Japaner auf. Er hatte die Worte durch die Tür vernommen und für ihn stand eines fest: Solche Behauptungen ließ er nicht auf sich sitzen. Entschlossen drehte er sich um, riss die Tür auf und trat dem Cowboy entgegen. „Wer sagt ich würde weglaufen?!“ Herausfordernd reckte Fireball seinen Kopf höher um annähernd an die Größe des Amerikaner heranzureichen. Denn Colt überragte ihn nach wie vor um einen Kopf. Auch Colt richtete sich noch ein wenig auf, ehe er konterte: „Ich sag das, Wüstenrennmaus!“ „Und wie um alles in der Welt kommst du darauf?!“ „Ganz einfach“, erwiderte Colt aufgebracht. Beide Gemüter standen kurz vorm Überkochen. Sie hatten bereits leicht rote Köpfe, funkelten sich gegenseitig an und versuchten den jeweils anderen nieder zu starren. „Kein Mensch verschwindet über Nacht einfach so ohne Grund!“ „Woher willst du wissen, dass ich einfach so über Nacht verschwunden bin?“ Fireball funkelte ihn aus seinen braunen Augen an. Nun war er auf die Antwort gespannt. Colt wusste es wirklich nicht. Es war nur eine Vermutung, dennoch gab er nicht nach. Das hatte er bei dem Grünschnabel noch nie getan und würde es auch jetzt nicht anfangen. „Ich weiß es eben“, blaffte er und schon wechselte er das Thema. „Du solltest mal langsam Verantwortung übernehmen. Und ich meine nicht nur für dich, sondern auch für andere!“ Für wenige Sekunden verharrte der Japaner auf der Stelle. Unbewusst hatte der Cowboy ins Schwarze getroffen. War dies nicht ein mit entscheidender Grund gewesen zu verschwinden? Hatten ihn nicht diese Worte in anderer Zusammenstellung zum Abschied gedrängt? Nein, er würde Colt nicht in seinen wüsten Behauptungen zustimmen. Schnell fasste er sich wieder und gab ebenso keifend zurück: „Ich habe bereits Verantwortung übernommen. Claudia“, doch platzte in diesem Moment eben genannte. „Fire!“ Die beiden Freunde drehten sich zu der schönen Braunhaarigen und vergaßen ihren Streit für wenige Sekunden. Fireball reichte es. Er drehte sich zu Colt und war wieder die Ruhe in Person. Keiner konnte verstehen, wie Fireball von einer Sekunde auf die andere so umschalten konnte: „Ich gebe euch morgen Mittag bescheid!“ Colt wollte etwas erwidern, doch Claudia fuhr dazwischen. „Lass uns in Ruhe!“ Mit diesen Worten folgte sie Fireball ins Haus und schloss die Türe. Nichts tat sich mehr, die Tür blieb verschlossen. Wütend fixierte er die braune Haustür, doch nach ein paar Minuten Wartezeit trollte sich der Cowboy und begab sich nun auch auf den Rückweg. Jedoch legte er einen kleinen Umweg ein und genehmigte sich eine Spritztour mit seinem Bronco. Commander Eagle saß in seinem Büro. Er sollte Akten abzeichnen, aber konnte er sich nicht konzentrieren. Das Gespräch mit den Star Sheriffs hing ihm noch in den Knochen. Er verstand, dass das Team in alter Besatzung wieder ausrücken wollte, doch er verstand nicht warum der Cowboy sich gar so stur stellt. Fireball hatte das Team verlassen. Commander Eagle selbst hatte die Kündigung erhalten und genehmigt. Warum nur verstand denn niemand, dass es so das Beste für alle Beteiligten war? Der Rennfahrer hatte April das Herz gebrochen, wie Eagle es vorausgesehen hatte. Dafür hasste der Kommandant Fireball. Die Comline blinkte und Eagle nahm das Gespräch entgegen. „Commander Eagle, hier spricht Kommandant Southkins. Wir haben Neuigkeiten aus Donar!“ „Sprechen Sie, Kommandant Southkins“, Eagle drehte sich mit seinem Stuhl zum Bildschirm und blickte seinen Kollegen an. „Captain Stevens ist zurückgekehrt, er ist unverletzt. Er hat Captain Yamato in der Wüste gefunden und sie zu uns in die Hauptbasis gebracht.“ Eagle richtete sich auf und starrte seinen Gesprächspartner an, als könnte er ihm die vielen Antworten auf seine Fragen von der Stirn ablesen. „Captain Yamato wurde von den Feinden abgeschossen und ist mit ihrem Gleiter abgestürzt. Sie hat überlebt, befindet sich unter ärztlicher Aufsicht ist aber noch nicht über den Berg.“ „Was fehlt ihr alles?“ „Innere Blutungen, mehrere Knochenbrüche über den ganzen Körper verteilt und viele Blutergüsse, Stauchungen und Platzwunden. Zudem hat sie eine Gehirnerschütterung.“ „Oh mein Gott“, blass geworden ließ sich Eagle in seinen Stuhl sinken. „Wann können die Ärzte Entwarnung geben?“ „Sie geben ihr 24 Stunden, wenn sie dann nicht aufwacht…“, der Kommandant brach ab. Auch Eagle senkte betroffen sein Haupt. „Sir!“ Ein Anliegen hatte Kommandant Southkins noch. „Captain Stevens hat den Befehl missachtet und ist an vorderster Front geblieben. Sollen wir ihn suspendieren?“ Eagle trat unpassender weise ein Lächeln auf die Lippen. Southkins war früher selbst Soldat, hatte die Star Sheriffs und Team Ramrod kräftig unterstützt und wurde erst kurz nach dem Kriegsende zum Kommandant ausgezeichnet. Er hatte noch keinerlei Erfahrungen als führender Kommandant und besonders noch keine als führender Kommandant im Kriegszustand. „Kommandant Southkins“, Eagle blickte wieder auf. Seine Miene war wieder neutral. „Wir suspendieren keine Männer im Kriegszustand. Captain Stevens wird verwarnt, jedoch nicht suspendiert. Wir brauchen alle Star Sheriffs, die zur Verfügung stehen.“ „Danke, Sir!“ Schon war die Verbindung getrennt. Erleichtert, dass Mandarin vorerst überlebt hatte, atmete Eagle auf. Allerdings würde er die Star Sheriffs erst über Mandarins Zustand informieren, wenn sie die 24 Stunden Frist überlebte. Doch mit dieser Nachricht war ihm fürs erste ein Stein vom Herzen gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)