étoile filante von Kittykate ================================================================================ Kapitel 1: étoile filante ------------------------- Es war Nacht und auf den Straßen herrschte noch reges Treiben. Yuma war eine Stadt, die niemals schlief. Auch blieben die Temperaturen in der Nacht konstant um die achtzehn Grad. Eine Wohlfühltemperatur für Nachtaktive. Wie viele andere Bewohner der Stadt, hielt sich auch eine junge Frau an der frischen Nachtluft auf. Sie stand auf ihrem Balkon und blickte auf die nächtliche Skyline Yumas. Gekleidet war sie in einem spärlichen Satinnachthemd, welches ihre zarte Figur gut betonte. Ihre Hände hielt sie auf dem Balkongeländer gestützt, während sie ihren Oberkörper leicht nach vorne gebeugt hielt. Sie liebte diese Stadt, die Aussicht aus ihrer Wohnung und besonders die Lichterkette, die sich über die vielen Häuser und Straßen erstreckte. Bei Nacht wirkte Yuma noch schöner als bei Tag. Zudem würde diese Nacht zu einer der schönsten des Jahres gehören. Ein Meteoritenschauer war angekündigt worden und bei wolkenlosem Himmel, wie in dieser klaren Nacht, konnte man die Sternschnuppen gut beobachten. Sie liebte solche Ereignisse und freute sich bereits darauf, seitdem sie von der Nachricht erfahren hatte. Ihre blauen Augen verloren sich in der Ferne. Sie hatte schon öfters Meteoritenschauer erlebt und dennoch war es für sie immer wieder einer der schönsten Momente. Ungewollt dachte sie plötzlich an den letzten Schauer, den sie erlebt hatte. Es war bereits vier Jahre her. Sie und ihre Kollegen hatten damals Urlaub gehabt und hielten sich für ein paar Tage in Yuma auf. Gemeinsam waren sie in der Stadt unterwegs gewesen um die Bars unsicher zu machen. Auf einem Streifzug von einer Disco zur Bar blieben die Passanten plötzlich stehen und blickten gespannt in den Himmel. Auch sie blieb damals stehen und erkannte die herrliche Ansammlung der Sternschnuppen, die ihre Schweife über Yuma glitzern ließen. Es war ein so wunderschöner Anblick gewesen und in diesen Minuten schien die Stadt wie erstarrt zu sein. Lächelnd warf die junge Frau ihr langes blondes Haar über die Schulter als sie an damals zurückdachte. Dieser Schauer war kurz vor der großen Schlacht gegen die Outrider gewesen. Und die Bewohner Yumas schienen in dieser einen Nacht alle den gleichen und einzigen Wunsch zu haben. Es gab damals nur einen einzigen Gedanken: Frieden! Lass Frieden einkehren! In einer Kriegszeit, die bereits fünf Jahre im Gange war, sehnten sich die Menschen nach Ruhe und Frieden und eine glücklichere Zukunft für die Kinder dieser Welt. Ein paar Wochen nach diesem Schauer war der Frieden eingekehrt, denn sie und ihre Kollegen hatten es geschafft die Outrider zu besiegen. Und nun, vier Jahre später, stand April Eagle auf ihrem Balkon und freute sich auf diesen Schauer. Sie liebte diese friedliche Nacht und während sie in den sternenklaren Himmel blickte trieben ihre Gedanken ab. Gedanken an Vergangenheit, die bereits ein paar Jahre zurücklag. Damals war sie mit ihren besten Freunden in ihrer Erfindung Ramrod, einem Kampfraumschiff, durch das Weltall geflogen. Gemeinsam waren sie gegen ihren größten Feind angetreten – die Outrider. Es waren feindliche Phantomwesen, die mit ihren Waffen alles zerstört und Leben vernichtet hatten. Damals… Die blonde junge Frau blickte hinauf zu den zwei Monden Yumas. Ein unwillkürliches Lächeln trat auf ihre Lippen, als sie an ihre Freunde und Teamkollegen dachte. Sie waren ein komischer Haufen, der auf die seltsamste Art und Weise zusammengekommen war, mit unterschiedlichen Typen, die verschiedener nicht sein konnten. Da war einmal Saber Rider gewesen. Ein großartiger Wissenschaftler und Mitentwickler von Ramrod. Seine Ausbildung hatte er bei der Kavallerie komplett abgeschlossen als einer der Besten. Er war ein höflicher junger Mann, ein kluger Kopf und ein Stratege, der immer einen Ersatzplan bereit hatte. Dann kam sie selbst. Ein junges Mädchen mit frischen 17 Jahren, das ihre Ausbildung mit Saber abgeschlossen hatte und durch ihren Vater in diese Spezial Truppe gekommen war. Sie wollte mit Ramrod und Saber für den Frieden kämpfen. Als einziges Mädchen der Truppe war sie nicht auf den Mund gefallen, konterte den Jungs und ließ sich nicht bevormunden. Colt war der Scharfschütze von Ramrod. Saber hatte ihn zufällig in einem Hotel getroffen, in dem sich auch ein Outrider versteckt hatte. Er war der schnellste und beste Schütze des neuen Grenzlandes. Allerdings war er auch ein Cowboy, ein Haudegen und konnte hin und wieder ein Rüpel sein. Doch er hatte sein Herz am rechten Fleck und konnte sehr charmant und zuvorkommend sein, wenn er wollte. Er trat immer wieder in Fettnäpfchen und ärgerte seine Kameraden mit Wortspielen. Wie oft hatten sie sich im Spaß gestritten und diskutiert… April kicherte kurz als sie an den Cowboy dachte. Und dann gab es noch das vierte Teammitglied – Fireball. Ein junger Rennfahrer, der ebenfalls durch einen Zufall in das Team gerutscht war. Saber und Colt hatten ihn im Hotel kennen gelernt, nachdem er den Grand Prix gewonnen hatte, als jüngster Champion aller Zeiten. Doch eingestellt hatte sie ihn, obwohl Saber der verantwortliche Teamleiter gewesen war. Es stellte sich heraus, dass Fireball der beste Pilot war, den es für Ramrod hatte geben können. Keiner konnte ihm das Wasser reichen. Es war schwierig mit ihm, da er mit seinem Hitzkopf und seiner großen Klappe versuchte für das Gute ein zu stehen, dadurch aber nur in Schwierigkeiten kam. Wenn ihn etwas persönlich betraf konnte er im Gegensatz zu seinem hitzigen Gemüt sehr schweigsam und sehr in sich gekehrt sein. Immer mehr freundete sie sich mit ihm an und er wurde zu ihrer Vertrauensperson. Er nahm Stück für Stück mehr den Platz eines sehr wichtigen Menschen in ihrem Herz ein. Er wurde zu mehr als das er hätte sein dürfen. Aprils blaue Augen bekamen einen sentimentalen Ausdruck, während sie weiterhin die Monde betrachtete. Er war ihre erste große Liebe! Ein Schatten trat hinter sie auf den Balkon und eine sanfte, tiefe Stimme machte sich leise bemerkbar. „Hey, Maus!“ Schon spürte April zwei Hände auf ihren Schultern, die ihr zärtlich über die Haut strichen. Langsam wanderten sie zu ihrem Nacken hinauf und begannen ihn leicht zu massieren. April schloss ihre Augen und genoss die Berührungen. Langsam strichen die Finger über ihren Rücken hinab und hinterließen an den Stellen, die sie berührt hatten, eine wohlige Wärme. Wenig später schlossen sich die Hände um ihren Bauch und drückten ihren Körper sanft zurück bis er auf Widerstand stieß. Kurz darauf vernahm sie die so geliebte Stimme wieder an ihrem Ohr. „Kannst du nicht schlafen?“ „Nein“, flüsterte sie zurück. „Ich muss an so vieles denken!“ „Was bedrückt dich?“ „Nichts bedrückt mich!“ Sie löste sich sanft aus der Umarmung und drehte sich dem groß gewachsenen Mann zu. Seine Haare waren zerzaust und seine blauen Augen musterten sie neugierig. Er hatte sich ein T-Shirt übergezogen als er wach wurde und merkte, dass die Blondine nicht neben ihm lag. „Ich musste nur an die alten Zeiten denken“, gab sie kleinlaut zu. Sie drehte sich wieder der Skyline zu. Immer wieder raubte ihr die Stadt den Atem. Sie war auf so vielen Planeten gewesen und hatte auch viele Städte gesehen, aber Yuma war mit Abstand die schönste aller Städte. Sie versuchte sich abzulenken, denn April war nicht der skeptische Blick entgangen, mit dem er sie jetzt musterte. Sie konnte sich vorstellen was er dachte und beschloss dem Ganzen vorzubeugen. „Ich habe mich nur gefragt was die anderen machen. Immerhin habe ich sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen“, versuchte sie zu erklären. „Liebling, das weißt du doch. Saber ist mit Sincia verheiratet, wird bald Vater und arbeitet nach wie vor für die Kavallerie. Und Colt“, er spuckte den Namen voller Verachtung aus. „hat sich mit Robin nach Tranquility verzogen.“ Wie er über ihre besten Freunde sprach, verletzte sie so sehr. Wieso konnte er diesen Abschnitt in ihrem Leben nicht einfach akzeptieren und hinnehmen? Wenn die Sprache auf ihre Vergangenheit kam, wurde es von seiner Seite gleich wieder abgewürgt. Er schien es nicht akzeptieren zu wollen, dass sie damals mit drei jungen Männern fünf Jahre im Weltall unterwegs gewesen war. Das sie seit vier Jahren keinen Kontakt mehr zu den anderen hatte, stimmte auch nicht so ganz. Mit Saber und Sincia unternahmen sie hin und wieder etwas zusammen. Und über die Neuigkeiten, die Colt und Robin betrafen wurde sie von Saber auf dem Laufenden gehalten. Auch das Sincia schwanger war wusste sie und über Colts Hochzeitspläne mit Robin war sie auch schon informiert. So gerne würde sie ihre Freunde wieder sehen und sich mit ihnen austauschen. Auch wüsste sie gern was aus Fireball geworden ist. Denn er war der einzige, der als verschollen galt. Keiner, nicht mal Colt, hatte noch Kontakt zu dem Rennfahrer. Niemand wusste was mit ihm war. Er war wie vom Erdboden verschluckt. In diesem Moment flog der erste Stern vom Himmel und ihm folgte ein langer goldglänzender Schweif. „Sieh nur, Cole“, rief April erfreut aus und ihre großen, blauen Augen begannen zu strahlen. Immer mehr Sternschnuppen flogen an Yuma vorbei. Auch Cole richtete seinen Blick in den Himmel und beobachtete das Schauspiel. Er zog sie fester an sich, legte sein Kinn auf ihrem blonden Schopf ab und wünschte sich nichts mehr als mit ihr zusammen glücklich zu sein. April genoss die Berührungen, spürte seine Körperwärme und blickte aufmerksam in den Sternenhimmel. Kurzzeitig schweiften ihre Gedanken ab und sie stellte sich vor, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn Fireball damals nicht verschwunden wäre. „Liebling, lass uns wieder schlafen gehen!“ Mit diesen Worten wurde sie aus ihrer Gedankenwelt herausgerissen. „Ja, ich komme gleich!“ Der groß gewachsene Mann verschwand wieder in der Wohnung, während sie zu den zwei Monden hinaufblickte und sich ein Bild von Fireball aus ihrem Unterbewusstsein hervorrief. Ob er sich sehr verändert hatte? Wie er jetzt wohl aussah? War er verheiratet? In einer Beziehung? Fuhr er noch Rennen? Alle diese Fragen würden unbeantwortet bleiben, denn niemand wusste etwas über ihn. So beschloss auch April in dieser Nacht endlich schlafen zu gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)