Kerzenschein und Weihnachtszeit von Kayley (Ein Naruto Adventskalender) ================================================================================ Kapitel 19: Engel ----------------- ~19~ Ein schneidend kalter Wind wehte durch die Äste, wirbelte den Schnee auf, der sich auf sie gelegt hatte und gab dabei ein tiefes pfeifendes Geräusch von sich. Das einzige Geräusch, welches weit und breit zu hören war. Langsam schritt er durch den tiefen Schnee, während die frostige Luft ihm ins Gesicht schlug und ein paar vereinzelte Schneeflocken auf seiner Kleidung und den Haaren landen ließ. Er fror, doch er zitterte nicht, denn die Kälte war schon lange ein Teil von ihm. Ohne den Hauch einer Gefühlsregung, ließ er den Blick durch die verschneite Umgebung schweifen, beobachtete die kahlen Bäume, wie sie sich im Wind wogen und die Schneekristalle, die zu Boden rieselten. Der junge Shinobi ging weiter durch den Wald, ohne jedoch genau zu wissen, wohin sein Weg führen würde. Er seufzte, kaum hörbar. Nein, eigentlich wusste er ganz genau, wohin er ging, wie in jedem Jahr. Schon bald erkannte er die unnatürlichen Lichter in der Ferne, die die Weihnachtszeit ankündigten. Noch ein paar Schritte und er erreichte das Ende des Waldes, sogleich wichen die Bäume den weitläufigen Trainingsplätzen seines Heimatdorfes und boten ihm einen Blick über die Gebäude des Dorfes, in dessen Mitte ein großer, wunderschön geschmückter Tannenbaum stand. Dahinter erstreckte sich die hohe Bergkette, von der aus ihn vier steinerne Köpfe anzuschauen schienen. Ohne eine Miene zu verziehen, wandte sich der junge Mann wieder ab und ließ seinen Blick durch die belebten und hell erleuchteten Straßen schweifen, bis er die einzigen, wenigen Gebäude entdeckte, die grau und finster waren. Das Anwesen und die umliegenden Häuser des Uchiha Clans mussten schon seit vielen Jahren leer stehen und obwohl ihr Anblick in ihm nicht nur schöne Augenblicke in Erinnerung rief, kam er in jedem Jahr zur Weihnachtszeit hierher. Vielleicht wollte er sich vergewissern, dass noch alles so war wie früher, vielleicht wollte er aber auch sehen, dass sich etwas verändert hatte, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Er wusste zwar, dass sie keine Wunden heilte, doch sie lehrte, damit umzugehen. Der junge Mann nahm vorsichtig seinen Strohhut ab und sah zum Himmelszelt, an diesem Abend nur sehr wenige Sterne hingen, die den Konkurrenzkampf mit Konohagakures Weihnachtslichtern eindeutig verloren. Trotzdem waren es die Himmelslichter, die das ganze Jahr über in der Nacht strahlten und die Menschen daran erinnerten, dass, selbst wenn man sie nicht immer sehen konnte, sie trotzdem da waren. Erstaunt löste er seinen Blick vom Himmel, als er plötzlich die Stimme eines Mädchens hörte. Sogleich setzte er sich seinen Hut wieder auf und verbarg sich noch etwas mehr im Schatten des Baumes, neben dem er bis vor einem Augenblick noch gestanden hatte. Ganz vorsichtig lugte er hinter dem Baum hervor und betrachtete die junge Kunoichi. Sie strich sich mit einem entschlossenen Blick das rosafarbene Haar aus dem Gesicht und schlug dann in die Luft, worauf eine kurze Schrittkombination folgte, die damit endete, dass das Mädchen unsanft im Schnee landete. Wütend ballte sie ihre Hände zu Fäusten und ihr Beobachter glaubte, ein leises Schluchzen zu vernehmen. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, setzte sie sich auf und erhob sich dann. Nun konnte er ihre jadegrünen Augen sehen, die gequält zu den wenigen Lichtpunkten am Himmel schauten, während sie sich langsam seinem Versteck näherte. Er zog den Kopf zurück und lehnte sich möglichst nah an den Baum, selbst wenn sie tatsächlich hinter ebendiesen schauen sollte, wäre er längst verschwunden. Doch soweit sollte es nicht kommen. Haruno Sakura ließ sich langsam an dem alten Baumstamm zu Boden sinken, hinter dem sich der Andere verbarg, und zog die Knie an ihren Körper. Nachdenklich betrachtete sie den Schnee zu ihren Füßen, der ebenso kalt war, wie es Sasuke manchmal sein konnte. „Zu einer Zeit wie dieser, sollte man nicht weinen und sich allein herumtreiben.“ Sakura schrak förmlich zusammen, als die dunkle, klare Stimme sie ihrer Gedankenwelt entriss. Doch bevor sie darauf reagieren konnte, setzte der Sprecher erneut an: „Du hast doch bestimmt eine Familie, Freunde.“ Die junge Kunoichi erhob sich ganz langsam und war mit einer einzigen, schnellen Bewegung hinter dem Baum, um jedoch festzustellen, dass dort niemand war. Sie umrundete den breiten Baumstamm, doch ohne Erfolg. Mit wachem Blick lehne sie sich an ihn und sah zu ihrem Heimatdorf, nach einigen Augenblicken, in denen sie nachdachte, sagte sie leise, fast flüsternd: „Ich weiß nicht, ob ich es wirklich schaffe eine gute Freundin zu sein. Egal, was ich auch versuche, er beachtet mich kaum und sieht mich immer nur abweisend mit seinen kalten Augen an.“ Sakura schüttelte leicht den Kopf, als sie keine Antwort bekam. Damit hatte sie schließlich gerechnet, diese Stimme war nichts weiter, als eine Einbildung gewesen. Sie wollte sich gerade von dem alten Baumstamm abstoßen, als sie ihre Antwort doch noch bekam: „Du darfst niemals aufhören, an die Menschen zu glauben, die dir etwas bedeuten. Manchmal sind ihre Wege vielleicht unverständlich, doch gerade dann, wenn man sich auf einem Irrweg befindet, braucht man jemanden, der einem vertraut und an ihn glaubt.“ Sakura drehte sich vorsichtig um und betrachtete den Baum erstaunt und nachdenklich zugleich, dann bildete sich ein leichtes Lächeln um ihre Mundwinkel und vertrieb den Schatten, der noch vor wenigen Augenblicken auf ihrem Gesicht gelegen hatte: „Ich glaube ja an ihn. Es ist nur, dass ich mir nicht sicher bin, ob mein Vertrauen bei ihm ankommt. Er vertraut niemandem, nicht einmal sich selbst!“ „Es kommt bestimmt an.“ Das junge Mädchen nickte lächelnd und lief dann kurzerhand noch einmal um den Baum herum, doch auch dieses Mal ohne Erfolg. Vorsichtig entfernte sie sich rückwärts davon und betrachtete ihn: „Ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber ich danke dir! Ich werde bestimmt nicht aufgeben, denn egal, was auch passiert, es wird nicht sinnlos sein.“ Mit einem entschlossenen Lächeln lief sie auf das Dorf zu und ließ den Fremden zurück. Dieser stieß sich nun vom Baumstamm ab und schaute noch ein letztes Mal zu den Lichtern Konohagakures, dann ging er in entgegengesetzte Richtung davon. Lächelnd zog sich Uchiha Itachi den breiten Strohhut noch etwas tiefer ins Gesicht, um den kleinen Funken vor der Kälte zu bewahren, den das junge Mädchen ihm mit auf seinen Weg gegeben hatte. ~Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht. 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