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You And Me And My Cigarette

von

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Hate.

Hate <'3

Germany, interpreter, management, water & fucked elevators
 

Hass ist die stärkste Abneigung, die ein Mensch empfinden kann – ein Gefühl absoluter und tiefer Antipathie.
 

Ich hatte es gerade beschlossen. Ich hasste Deutschland! Nein, wir konnten nicht einfach auf unserer Insel bleiben und dort Geld durch unsere Musik scheffeln, wir mussten nach Europa.

Eigentlich gar keine so schlimme Tatsache. Ich reiste gerne, zum Kippenautomaten zwei Straßen weiter, mit dem Tourbus in die nächste Stadt und vor allem gerne zu meinen Freunden, die die meiste Zeit des Tages einfach neben mir saßen. Aber Europa war anders, dort mussten wir hinfliegen. Eigentlich auch nicht schlimm, wenn dieser Flug nicht gute 22 Stunden Dauerhorror für mich wären. Ich hasste fliegen.

Mir wurde dabei immer ziemlich übel, ich konnte meiner Lieblingsbeschäftigung, den Bassisten unserer Band anstarren nicht nachgehen, meine Freunde wurden unausstehlich und schlafen konnte ich in diesen Nackenbrechersitzen erst recht nicht, was weitere schlechte Laune für mich bedeutete, da ich ohne meinen Schlaf aussah wie das Monster, das die Titanic in die Tiefe zog oder wie das auch immer war. Ich hielt nicht viel von Geschichte.
 

Doch an diesem Flug war das allerschlimmste: das Management hatte es verpasst die Tickets zu buchen und so saßen wir jetzt verteilt im ganzen Flugzeug in der 3. Klasse. Nach meiner Meinung hätte die Economy Class in Schmerz&schlechte Laune Class umbenannt werden müssen. Ich vermisste die First Class, in der ich jetzt meinen Laptop anschließen hätte können um mich von dem ekligen Gefühl in der Magengegend abzulenken, aber statt meinem Laptop hatte ich jetzt eine uralte Frau neben mir sitzen, die mich permanent in Englisch zutextete. Europäerin. Gut das die nicht wusste, dass ich von ihrem mittlerweile schon 3-Stündigen Vortrag nicht einmal die Hälfte verstand. Wenigstens musste ich nicht antworten, ich nickte alle halbe Stunde einmal brav mit dem Kopf und ließ sie weiterreden.
 

Ich ließ mir grad durch den Kopf gehen ob es unhöflich wäre, wenn ich jetzt meinen i-Pod rausholen und Musik hören würde, als ich Aoi mit einer leeren Colaflasche durch den Gang schleichen sah. Dessen Gesicht sah gar nicht glücklich aus und ich konnte mir schon denken, was dem Gitarristen gerade aufgefallen war.

Die Frau neben mir brabbelte ununterbrochen weiter und langsam bekam ich zu meiner Übelkeit echt auch noch Kopfschmerzen. Ich war kurz davor zu explodieren und die Frau wahllos mit ein paar Englischen Begriffen, egal ob freundlich oder nicht, zu bombardieren, damit sie versuchen konnte mich zu verstehen und dann vielleicht mal ruhig zu sein, da hörte ich einen spitzen Schrei vom Ende des Ganges.

“Wie, sie haben keine Cola mehr an Bord? Das können sie doch nicht machen!!” Fassungslos starrte Aoi die Flugbegleiterin an.

“Es tut mir Leid, aber die Cola der Economy Class ist ausgegangen, aber vielleicht kann ich Ihnen etwas anderes anbieten?!”

Die Unterlippe des Schwarzhaarigen fing schon gefährlich an zu beben, als ich alarmiert aufsprang und meinem Freund zur Hilfe eilte.

Die Frau neben mir, hörte sogar auf zu reden und sah mir verwundert hinterher, als ich den Gang entlanglief.
 

“Können sich nicht vielleicht noch eine Flasche auftreiben? Schließlich sagten sie gerade, dass die Cola in der Economy Class ausgegangen sei!! Ich glaube kaum das die Cola der Business oder First Class anders schmeckt als die, die hier angeboten wurde!” fragte ich bemüht freundlich, während ich Aoi versuchte den Arm tröstend um die Schultern zu legen, wobei seine Hüfte eher meine Höhe gewesen wäre.

Die Frau vor mir schenkte mir einen Blick á la “Die Jugend von heute” und verneint weiterhin “bedauernd”. Ich legte die Hand an meinen schmerzenden Kopf und dachte nach.
 

Wenn mein Freund nicht sofort irgendwo für die letzten 10 ½ Stunden des Fluges Cola herbekommen würde, würde ich die schlimmste Zeit meines Lebens durchmachen und das in einem Flugzeug! Aoi auf Colaentzug war schlimmer als Reita auf Nikotinentzug und das konnte man schon fast nicht aushalten. Nur einmal war der Schwarzhaarige ohne Cola gewesen, aber da hatten Reita und ich ihn zum Glück soweit abgefüllt, das er gar nicht mehr merkte, ob er Cola oder das Wasser der Toilette trank.
 

Doch zurück zur jetzigen Situation.

Ein Flugzeug, ein Aoi und keine Cola.

“Komm Aoi, wir gehen mal die Anderen fragen, ob die noch Cola für dich haben!” sagte ich in einem Tonfall, in dem eine Mutter ihrer Tochter versprach, das sie einen Lolli bekommen würde, wenn sie beim Zahnarzt auch brav den Mund aufmachte und zog meinen apathischen Freund hinter mir her.
 

Zusammen quetschten wir uns durch die engen Gänge, die voller spielender Kinder waren und hielten Ausschau nach den anderen Dreien. Als erstes entdeckten wir Kai. Dieser saß unglücklich aus der Wäsche schauend, was schon ziemlich unüblich für ihn war, zwischen Windeln, Kleinkind und besorgter Mutter, die ihm gerade das A und O des Mutterseins erklärte. Er erinnerte mich leicht an mich selbst, da Kai genauso viel sagte wie ich es bei der Frau getan hatte, nur interessierter tat. Tja, Kai war schon immer der Nettere von ihnen Beiden gewesen. Wir kämpften uns erfolgreich durch und erreichten nach nur ein paar Schritten Kai, der einen hilfesuchenden Blick an mich schickte. Doch leider fühlte ich mich nicht in der Lage ihm zu helfen, oder sagen wir, ich nahm ihm das mit der “erkälteten Quietscheente”, bei der letzten Probe, immer noch übel. (Ich sagte ihm natürlich nicht, dass er auch nicht besser geklungen hätte, wenn er auf einmal Reitas Hinterteil vor der Nase gehabt hätte.)
 

“Sag mal Kai, hast du zufällig dran gedacht unserem Suchti noch eine Flasche Cola einzupacken?”

Er sah mich verpeilt an und nickte dann. Ich wollte schon erleichtert Ausatmen, als er hinterher schob.

“Die ist in Uruhas rosa Fleecerucksack!”

Oh nein! An das heilige Dingen durfte nur der “Master of rosa-gekästelten Strapsen himself”, wie ich ihn seit Neustem nannte, dran. Und bei meinem Glück heute war er wahrscheinlich nicht einmal an seinem Platz, wo er hingehörte, sondern suchte verzweifelt nach den grünen Flugkaninchen™ oder auf was er heute auch immer gekommen war.
 

Ich seufzte und nahm Aoi wieder an die Hand.

“Rukiiiiii!” quengelte dieser.

“Ja?” fragte ich in meinem besten Kleinkinderton.

“Keine Cola???!” Der Hundeblick und das nervöse Kauen auf dem Ring in seiner Unterlippe ließ ihn noch verzweifelter aussehen.

“Noch nicht, aber ich weiß doch jetzt wo wir welche bekommen!”

Sofort hörte das mit dem “Auf der Unterlippe rumkauen, bis man den Abdruck meiner perfekten Zähne sieht“ auf.

Ich zog ihn wieder weiter und versuchte mich zu beherrschen nicht den Kopf an die nächst mögliche Wand zu hauen.
 

Durch die nächste kleine Turbolenz wurde mir dies allerdings auch erspart und ich fand mich auf dem Schoß des Passagiers, der zu meiner Linken saß, wieder. Gerade wollte ich ansetzten mich zu entschuldigen als ich ein leises Lachen und ein gefolgtes “Ruki Ruki Ruki!” vernahm. mir blieben die Worte buchstäblich im Hals stecken, als ich merkte, aus wessen Schoß ich gelandet war.

Ich wog gerade ab, ob es jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen des Himmels war, als Reita auch schon meinte “Du, ich glaub du has´ Aoi verloren! Ich sehe ihn gar nicht mehr.”

Der saß nämlich auf dem Boden vor Reitas Sitz und sah treudoof zu uns herauf.

“Nein, ich bin hier!” strahlte er übers ganze Gesicht.
 

Peinlich berührt stand ich auf, half Aoi wieder auf die Beine und versuchte die Farbe meines Gesichtes von Tomatenrot wieder auf Kotzgrün umzulenken. Ich wusste, dass beide Farben mir nicht standen, doch Kotzgrün war meine Standartflugfarbe und Tomatenrot meine Standartreitafarbe und im Moment war mir das Grün doch ein bisschen lieber.
 

“Hast du vielleicht Uruha gesehen, seinen rosa Rucksack oder zumindest Aois Cola??” fragte ich immer noch Aoi zugewandt.

“Nein, aber hast du vielleicht noch Zigaretten? Meine sind fast leer und ich überleb´ die fast noch 10 Stunden Flug nicht, ohne eine Zigarette!!”
 

Da war er wieder, der leichte Drang den Kopf doch gegen eine Wand zu donnern.

Ich erklärte diesen Tag jetzt ganz offiziell zu meinem Unglückstag, trotz das ich auf Reitas Schoß gesessen hatte, und fragte mich wieder, womit ich das verdient hatte.

Doch zum Glück konnte ich Reita schneller zufrieden stellen, als Aoi, da ich noch eine Schachtel meiner “Notfall-Kippen” in der Hosentasche hatte. Ich rauchte eigentlich nur, wenn ich deprimiert war oder wenn meine Mutter mir zum falschen Tag Geburtstagsblumen schickte, ersteres kam in letzter Zeit aber eindeutig häufiger vor und der Grund nahm gerade mit einem fröhlichen, doch leicht Gollumartigen, Lächeln die Schachtel entgegen.
 

“Boah Ruki, du kannst doch nicht dieses leichte Weiberzeugs rauchen! Da muss ich ja an zweien auf einmal ziehen um mein Nikotinmonster™ zu füttern!”

“Tut mir Leid…” sagte ich und guckte Reita ziemlich schuldbewusst an.

“Ach, is´ doch kein Problem, du rettest mir gerade das Leben!”

Ich nickte und hatte trotzdem ein schlechtes Gefühl, das mir sagte ich solle mit sofort wenn wir angekommen sind eine Kiste starker Zigarren zulegen. Schade dass wir nicht wenigstens nach Kuba flogen!

“Okay, wir müssen Aois Cola finden, er ist schon ´ne ¾ Stunde auf Entzug!”

“Dann find sie aber schnell, oder find ganz schnell etwas alkoholisches!!” sah Reita mich alarmiert an.

Ich nickte und zog den auf den Fußballen wippenden Aoi hinter mir her durch die nächste Abteilung des Flugzeuges.

Zum Glück hatte ich Uruha ziemlich schnell im Blickfeld, sodass sie nur noch wenige Meter von unserem Freund und dessen Rucksack entfernt waren.

Sobald wir näher kamen, sah ich, das Uruha schmollend auf seinem Sitz saß.

“Uruha?” fragte ich behutsam an.

“Mhm” brummte dieser nur schmollend.

“Was ist denn los?!” fragte ich vorsichtig nach.

Sofort unterbrach Uruha sein Schmollen und bekam wässerige Augen.

“Die Flugbegleiterin sagt, hier gibt es keine Buntstifte, sonst hab ich beim fliegen immer Buntstifte bekommen, das ist ja so gemein!”
 

Mental schlug ich mir die flache Hand lautstark gegen den Kopf, doch nach Außen hin nickte ich bedauernd und zog zwei Kugelschreiber aus der Hosentasche.

“Hier, da hast du einen blauen und einen schwarzen Kulli, damit kannst du ja auch was Schönes malen, mhm?!”

Uruha schnappte nach den beiden Stiften und nickte begeistert. Sofort beförderte er auch den gesuchten rosa Rucksack zu Tage und holte seinen blauen Mickey-Mouse-Zeichenblock™ heraus.

“Sag mal, hast du auch noch eine Flasche Cola für Aoi in deinem Rucksack??” fragte Ich, gerade als Uruha anfangen wollte seine neuen Stifte auszuprobieren.

“Cola?”

“Ja Cola, du weißt schon, die Plastikflaschen, mit den roten Aufklebern und dem braunen Zeugs drin!”

Manchmal fragte ich mich, wie der Mann vor mir es hinbekam so gut Gitarre zu spielen und sich dabei auch noch alle ihrer Songs zu merken.

“Achso, ja, dann hab ich noch Cola!” strahlte ihr Gitarrist und beförderte eine Flasche zu Tage.
 

Aoi wollte schon gierig nach dieser schnappen, als Uruha sie aus seiner Reichweite zog. Wehleidig blickte der Schwarzhaarige der Flasche hinterher und ich schaute Uruha fragend an.

“Aoi muss mir versprechen in Deutschland Fangen mit mir zu spielen!” quengelte er und Aoi nickte schnell, nur um an seine Cola zu kommen.

Das er die Worte des anderen klar verstanden, aufgenommen und durchdacht hatte, bezweifelte ich, denn im Normalzustand hätte er niemals eingewilligt.
 

Erleichtert ging ich wieder zurück zu meinem Platz, allerdings ohne Aoi, den ließ ich bei Uruha, der ihm gerade begeistert erklärte, was er malen wollte und das er irgendwann einmal eine Kunstausstellung veranstalten wollte.
 

Zuerst also wieder zurück durch das Raucherabteil, in dem ich noch einen kurzen Blick zu Reita warf.

Dieser saß entspannt mit geschlossenen Augen, Musik in den Ohren und Kippe im Mund zurückgelehnt auf seinem Sitz. Vielleicht sollte ich einfach noch mal… Nein sollte ich eindeutig nicht! Das wäre nicht gut für mein Herz und Reita würde garantiert misstrauisch werden, was wiederum auf eine Bemerkung herauslaufen würde, die ich nicht ohne weitere Probleme ignorieren konnte! Nein wirklich keine gute Idee.

Ich zwang mich dazu weiter zu gehen ohne Reita eines weiteren Blickes zu würdigen und kam auch schon bald wieder an Kai vorbei, der gerade angewidert in die Kunst des Windeln Wechselns eingeweiht wurde.

Ich lachte schadenfroh und konnte mich eben noch zurückhalten nicht fröhlich pfeifend zu meinem Platz zurückzulaufen. Dort angekommen machte mir sogar das Gebrabbel der Alten fast nichts mehr aus. Irgendwann musste selbst die mal ihren Mund halten.
 

~*~
 

Wie ich mich täuschen konnte. Wenn man eine Studie einführen würden, wie lange ein Mensch am Stück über fast ein und das dasselbe Thema reden konnte, sollte man diese Frau als Versuchskaninchen nehmen. Ich verstand immer noch nicht wirklich um was ihr Monolog ging, aber eigentlich interessierte es mich nicht wirklich. Ich merkte nur, dass sie ziemlich Ich-bezogen war.

Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und versuchte zu entspannen. Vielleicht sollte ich Uruha nach seiner Entspannungsmusik fragen, obwohl, ich glaube nicht dass er sie mir geben würde. Ich glaube er erinnert sich immer noch an seine Nuckelflasche, die er mir vor 2 Jahren gegeben hat und ich sie im Auftrag von Kai entsorgt hab.
 

Ja, eindeutig, die Musik konnte ich mir abschminken. Also versuchte ich einfach durch das monotone Gelaber der Alten einzuschlafen, was mir dann zum Glück auch bald gelang.

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“Hey Ruki! Ruuuuuuukiiii!” weckte mich eine vertraute Stimme.

“Nein, lass mich in Ruhe, du grünes schleimiges Monster!!”

“Ah, so siehst du mich also?” die gleiche Stimme, nur gekränkter, “dabei wollt´ ich dir nur sagen, das wir gleich da sind!!”

“W-was?? Wie da?” Nicht mal am frühen Morgen konnte man hier seine Ruhe haben, echt die schlimmste Entscheidung meines Lebens den 4 Chaoten meinen Wohnungsschlüssel zu geben.

Endlich machte ich die Augen auf und das Erste was ich sah, waren die kleinen Klappen in der grauen Decke über mir, die das Bild einer Sauerstoffmaske trugen. Oh ja, jetzt ging es mir gleich besser. Dann bewegte ich meinen Kopf faul etwas zur Seite und prompt fiel mir alles wieder ein. Flugzeug- Deutschland- nicht Japan- dussliges Management- labernde Alte- REITA!

“Hey, sorry, meinte nicht dich, aber hatte ´nen voll verrückten Traum, weißt du, Kühlschränke können echt komisch sein und so..:” nuschelte ich noch leicht verschlafen “du bist natürlich kein grünes schleimiges Monster, du bist geil!”
 

Oh-mein-Gott Erde tu´ dich auf und verschlinge mich!! Nein besser doch nicht, die Erde ist so weit weg, wie peinlich!

Vielleicht kann ich es vertuschen und so tun, als wäre ich noch im Halbschlaf! Also schnell die Augen wieder zu.
 

So wie es aussah ging mein Plan auf, denn Reita stand nur noch kurz vor meiner Sitzreihe und dann hörte ich, wie seine Schritte sich entfernten.

Ich öffnete die Augen probeweise ein Stückchen, doch alles was ich sah, war das Gesicht der Engländerin, neben mir, die mich misstrauisch anstarrte.

Ich starrte nur zurück und unterbrach den Blickkontakt dann. Vielleicht konnte ich so signalisieren das ich auf gar keinen fall Lust auf ein weiteres “Gespräch” hatte.

Nur konnte die Frau entweder keine Signale deuten oder ihr war es einfach egal, ob ich mich für sie interessierte, denn gleich, nachdem ich mich ein wenig aufrappelte, fing sie wieder an. >ME< >MY< >I< grausam. Solche Leute waren einfach grausam, sie interessierte sich wirklich nur für sich, und ich?

Ein Herz für Ruki, bitte?!
 

Die letzte halbe Stunde in dem beengenden Flugzeug überstand ich dann zum Glück auch noch ziemlich unbeschadet.

Das die Landung wieder einmal ein leichtes Übelkeitsgefühl hervorrief, ignorierte ich gekonnt, in einem Anfall von “Wenn schon niemand die “Ein Herz für Ruki” Gruppe gründen will, dann muss ich das eben allein machen!”

Ich musste sowieso immer alles selbst machen, worum ich andere bat, warum also nicht auch das?
 

Durch meinen weit vorn gelegenen Sitzplatz war ich auch der Erste von uns fünf, der Deutschen Boden betrat.

Sah ja noch ziemlich alles nach Flughafen aus, so ein Wunder.

Viele sich wichtig vorkommende Männer in schwarzen Anzügen hetzten an mir vorbei, bevor Kai mit der Menschenmenge aus dem Flugzeug geschoben wurde und ich ihn am Arm aus der Schlange zerrte.

Nach und nach kamen auch die anderen bei uns an und beschwerten sich über ihre Sitznachbarn, über die schlecht ausgestatteten Raucherabteile, über Flugbegleiterinnen oder darüber, das sie keine Flugkaninchen™ gefunden hatten.

Kai zählte vorsichtshalber noch mal alle durch, man konnte ja nie wissen, und wies uns an, ihm in Zweierreihen zu folgen.

Wir alle verdrehten genervt die Augen und gingen dann doch alle, so wie es uns gerade passte hinter ihm her.
 

Am Gepäckband angekommen, warteten wir ziemlich ungeduldig, dass unsere Koffer an uns vorbeikamen.

Ich verpasste meinen natürlich wieder, so wie man es von mir gewohnt war, und musste Leute umrennend hinter ihm her laufen, dabei musste ich dann doch noch die zweite Runde abwarten, die mein Koffer drehte, weil ich das goldene Monsterteil, für das ich schon Übergepäcksteuer zahlen musste, sonst nicht hinunter gehievt bekommen hätte.

Als ich wieder bei den anderen ankam, fragten sie sich gerade, wo Uruha eigentlich war.

“Hast du ihn vielleicht gesehen Ruki?!”

Ich sah mich um. Nein, Uruha war wirklich nicht mehr da!

“Mist, wer weiß, was er alles anstellt! Außerdem versteht er ja nicht mal etwas und wenn er jemanden fragen will, wo er lang muss, könnte er es nicht , nicht mal wenn er wollte!” regte Kai sich auf., “Ich sagte doch, ihr sollt in Zweierreihen hinter mir her, was ist an dem Wort ZWEIERREIHEN so schwer zu verstehen?!”

“Hey, Kai, reg dich nicht so auf, ich bin doch hier!” quietschte Uruha fröhlich, während er auf dem Gepäckband saß, mit einem lila Plüschnashorn in der Hand und an uns vorbeituckerte.

“Uruha!!!” kreischte Kai ihm schon fast hysterisch hinterher. “Komm sofort darunter, und dann bleibst du hier, wo hast du überhaupt das Stofftier her??!” So schnell er bei den Menschenmassen konnte, rannte er dem fröhlich aussehenden Uruha hinterher.

Das erinnerte mich leicht an meinen Koffer und mich, nur mein Koffer feuerte das Band nicht an, schneller zu werden!
 

Nach einer weiteren Runde, was für Kai besonders ärgerlich wurde, da er um das Band herumrennen musste, sobald Uruha auf der einen Seite verschwunden war, um durch den abgesperrten Bereich zu fahren und von der anderen Seite wieder anzufangen, stand Uruha glücklich Lächelnd wieder bei uns, während Kai das Lachen auf jeden Fall für heute eindeutig vergangen war.

“Ich bin sooo erledigt und es ist hier gerade mal 11 Uhr vormittags! Den Tag überlebe ich nicht!” jammerte er rum.

“Doch garantiert überlebst du das Kai, du hast schon schlimmere Tage mitmachen müssen.” versuchte Reita ihn aufzumuntern, was nicht wirklich gelang.
 

~*~
 

Als wir nach einer weiteren halben Stunde den Flughafen endlich verlassen konnten, war Kai noch fertiger. So viele neue Dinge und Uruha, der wie ein Kleinkind auf alles zeigte und quietschte, Reita, der meckerte, das der Flughafen zum größten Teil Nicht-Raucherzone war, Aoi, dessen letzte Colaflasche ihren Weg in den Müll schon vor 10 (!!) Minuten gefunden hatte und zu guter Letzt noch ich, der ich fast vor einen Feuerlöscher gerannt bin, nur weil ich Reita, der vor mir ging mal wieder anstarren musste.

Nicht das ich das des Öfteren tat.
 

Zum Glück stand unser Auto schon da, sodass wir nur noch bequem einsteigen mussten. Um den Rest, wie zum Beispiel unsere Koffer würden sich ab jetzt Andere kümmern.

Wurde auch langsam Zeit, nur tat mir der im schwarzen Anzug gekleidete Mann schon fast Leid, als ich ihm meinen übergroßen goldenen Koffer vor die Nase setzte, den ich selber nur mit Müh und Not aus dem Flughafen schleifen konnte. War ja klar, das sich die anderen darüber wieder lustig machen mussten, aber das ignorierte ich… wieder einmal.
 

Die Fahrt zum Hotel war eigentlich ziemlich entspannend, denn ich kam dann doch noch zu meiner Ration Musik, die ich gerne schon im Flugzug gehabt hätte. Gut, das ich die Alte nie wieder sehen musste, hoffte ich zumindest!
 

Vor dem riesigen teuren Hotel angekommen, betraten wir die Eingangshalle und wurden direkt weiter zur Rezeption gebeten.

“Ihre Zimmer sind natürlich schon bezugbereit, doch leider muss ich Ihnen mitteilen, dass unser Fahrstuhl defekt ist. Das Gepäck wird selbstverständlich nach oben gebracht, wir bedauern nur sehr, Ihnen diese Umstände zu bereiten.”

Oh mein Gott, ein paar Treppen, das würden wir altersschwachen nicht einmal 30-jährigen auch noch schaffen.
 

~*~
 

Wie sehr ich mich schon zum zweiten Mal an diesem Tag irren konnte. Reita verließ die “Bodentruppe” schon nach den ersten 30 Stufen und gab sich einem ausgedehnten Hustenanfall hin. Raucherhusten halt. Erst wollte ich mit ihm stehen bleiben, doch dann war Uruha etwas schneller als ich und erklärte sich freiwillig bereit bei unserem Bassisten stehen zu bleiben, er konnte nämlich selber nicht mehr.

Wir machten noch schnell aus, das wir uns in einer halben Stunde in einem der Gemeinschaftsräume, im Erdgeschoss des Hotels, die für uns reserviert waren, wieder treffen würden und zogen jetzt schon nur noch zu dritt weiter.
 

Im 3. Stock verabschiedeten sich dann auch Kai und Aoi, da ihre Zimmer bereits auf diesem Flur lagen, ich allerdings durfte noch gute 25 Treppenstufen weiter, in den 4. Stock, um mein Zimmer zu erreichen.

Geschafft ließ ich mich auf das riesige Bett fallen und schloss die Augen.

Die arme Sau, die meinen Koffer hier hochragen musste!!! Den beneidete ich echt kein Stück.
 

Mit einem weiteren Blick auf die Uhr, stellte ich fest, dass ich so gut wie schon wieder los konnte, wenn ich die ganzen Treppen nicht runtersprinten wollte.

Seufzend erhob ich mich wieder und schwor mir, bei meiner Ehre, dass ich mir, wenn ich es bis heute Abend überleben würde, mal wieder etwas gönnen würde.

Zum Beispiel eine Shoppingtour oder ähnliches, allerdings erst, wenn wir wieder zu Hause waren.
 

Irgendwer musste eh noch für das Übel hier büßen, obwohl ich mir vornehmen sollte nicht alles auf die Deutschen und Deutschland zu schieben, schließlich hatten wir auch hier treue Fans, die jetzt garantiert schon auf dem Festivalgelände saßen, so wie es in Japan auch ab und zu der Fall war.

Und da war wieder mein eigenes silbernes Gewissensmonster™, das mir einredete, dass Fans Fans waren, schließlich wäre ich ohne sie niemals hier. Eigentlich sollte ich ihnen zu Füßen liegen, dass sie mir überhaupt ermöglichten einmal die ganze Welt zu sehen. Ohne sie wäre ich nämlich niemals nur Ansatzweise auf die Idee gekommen nach Deutschland oder generell nach Europa zu reisen. Und auch ich muss zugeben, dann hätte ich schon einiges verpasst!
 

Doch trotzdem musste ich jetzt wieder in das Mördertreppenhaus und das auch garantiert nicht zum letzten Mal heute, aber ich könnte es in meinen Diätplan, den ich nicht hatte, weil mich Süßigkeiten doch immer wieder schwach machten in der Beziehung war ich einfach auch das Kleinkind, das Uruha in jeder Beziehung war, einarbeiten.
 

Als ich wieder unten angekommen war, gönnte ich mir eine kleine Verschnaufpause an einem Pfosten und hetzte dann weiter. Kai würde mich umbringen, wenn ich wie immer zu spät kommen würde.
 

Zu meiner Überraschung war es dieses Mal Kai, der nicht pünktlich war, denn als ich den Raum betrat waren alle versammelt nur er war nicht da. Also ließ ich mich auch auf eine Couch sinken und schaute mich ein wenig um.

Wenn es nach mir ging, wäre der Raum anders gestrichen, aber ich glaube meine Meinung interessierte die hier herzlich wenig, denn ich war Musiker und kein angesehener Innenarchitekt.

Ich döste schon leicht weg, als die Tür dann endlich wieder aufging und unser Drummer eintrat.
 

“Hey, hört mir mal bitte zu!” rief Kai laut in den Raum, als er ihn betrat.

Reita drückte gerade eine Kippe aus, während Aoi den Getränkeautomaten beschimpfte, da er seine 2 € für eine Cola geschluckt hatte und Uruha versuchte Winnie Pooh Memory mit sich selbst zu spielen und ich einfach nur da saß und Reita beim Rauchen zu gesehen hatte.

Es war wirklich faszinierend, wie interessant so was doch sein konnte!
 

Doch jetzt wendeten wir uns alle, mehr oder weniger Aufmerksam Kai zu.

“Wir haben einen freien Tag, bevor es morgen dann auf das Festival geht!” verkündete er mit strahlendem Lächeln auf dem Gesicht, “habt ihr Vorschläge, was wir in dieser Zeit machen könnten?!”

“Schlafen und Rauchen.”

“Nein Reita, warum schauen wir uns nicht das Colawerk hier in der Nähe an?”

“Also, ich wäre ja dafür, dass wir uns den Kölner Dom noch einmal besichtigen, der war doch interessant!”

“Mou, Kai, niemand hat Lust sich noch mal die 100.000 Treppen von dir hochscheuchen zu lassen, nur damit wir oben im Nebel stehen und unsere Frisuren dahin sind!!!” maulte ich rum.
 

“Ouuh Kai, lass und bitte, bitte, bitte ins Schwimmbad gehen!!” rief Uruha nach ein paar schweigsamen Minuten begeistert in den Raum, strahlte sein neues lila Nashorn an und war von seiner eigenen Idee ganz angetan.

Mhm.. Schwimmbad? Warum eigentlich nicht? Reita in Badeshorts…

“OKAY!!” rief ich begeistert und sprang auf. “Ich bin dafür!”

“Du Ruki?” wunderte sich Kai, “und was ist mit deinen Haaren?”

Stimmt ja meine Haare, wenn die nass werden und mir dann unförmig im Gesicht kleben, kein besonders schöner Anblick, aber…

“Ach, ich lass mir was einfallen! Also, Aoi? Reita? Wie sieht´s aus?!”

“Wenn ich mich ins Bistro setzten kann.” grummelte Aoi und nickte einverstanden und Reita zuckte mit einem einfachen “Von mir aus” die Schultern.
 

“Na, wenn ihr euch so einig seid.” schaute ein verwunderter Kai, der mit einer längeren Diskussion gerechnet hatte, dumm aus der Wäsche.

“In einer Stunde treffen wir uns dann wieder in der Hotellobby!” setzte Kai noch hinterher und verschwand aus der Tür.
 

“Ich muss dann auch schnell los!” verabschiedete ich mich von den anderen und lief ebenfalls aus dem Zimmer.

Der Weg zu meinem Zimmer war nach ein paar Meinungsverschiedenheiten mit dem leider immer noch defekten Fahrstuhl und einer anschließenden Kollision mit dem Wagen einer Putzfrau auch recht schnell gefunden.

Ich zerrte meinen Monsterkoffer, der mittlerweile auch hier angekommen war, zum Bett und versuchte in dem Durcheinander, das in ihm herrschte, meine Badeshorts, die ich ganz sicher eingepackt hatte, zu finden.

Nachdem der größte Teil des Inhaltes meines Koffers dann auf, unter, neben oder weit entfernt vom Bett seinen Platz gefunden hatte, hielt ich triumphierend meine dunkelblauen Badeshorts mit roten Herzen hoch.
 

Das wäre geschafft und für meine Haare hatte ich auch schon eine Idee, dazu musste ich nur mal den Weg zur Küche finden.

Also, noch mal schnell los.
 

Nachdem ich eine weitere Kollision mit dem Putzwagen erfolgreich verhindert hatte, in dem ich James Bond mäßig darüber gesprungen war und mich auf der anderen Seite so perfekt abgerollt hatte, dass ich direkt wieder zum Stehen kam (na gut, ich gebe ja zu, ich bin einfach dran vorbeigegangen), musste ich ja nur noch den Weg zur Küche finden.
 

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Wo waren diese Putzfrauen eigentlich wenn man sie mal wirklich brauchte? Oder teuer bezahlte Manager, die eh alles vergeigten, oder Bodyguards?

Da ziehen sie einem das Geld aus der Tasche, aber da sind sie nie.

Ich schnaufte kurz und machte mich Wohl oder Übel wieder auf den Weg nach ganz unten, zur Rezeption.
 

Hatte ich schon erwähnt, das diese arschteuere Hotel mindestens 300.000 Treppenstufen besaß und natürlich einen defekten Aufzug, wenn man ihn mal brauchte?

Scheiß Tag.

Als ich endlich unten ankam, saßen Reita und Kai schon mit fertig gepackten Taschen an der Hotelbar und unterhielten sich.

Ich schaute zwar zu ihnen, steuerte aber weiterhin auf die Rezeption zu und als sie dann hersahen und Reitas Lippen ein kleines Lächeln umspielte, mich somit ablenkte, rannte ich Glückspilz natürlich direkt vor einen der Pfosten, die im ganzen Eingangsbereich aufgestellt waren.

Noch bevor ich meine Augen mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder öffnen konnte, hörte ich schon das Lachen von Reita und Kai.

Reitas Lächeln war halt, auch wenn er es nicht wirklich oft tat, Waffenscheinpflichtig!
 

Mich leicht angematscht fühlend, (wie war das mit der “Ein-Herz-für-Ruki-Gruppe??) kam ich nach wenigen weiteren Schritten endlich bei meinem Ziel an und ließ mir von einer eklig grinsenden Frau den Weg zur Küche erklären.
 

~*~
 

Hätte ich nur gewusst, dass Hotelküchen immer so abseits liegen!

Ich lief gerade bestimmt schon den sechsten ein Kilometer langen Gang entlang, aber es war ja schon mal positiv, dass mir immer mehr Butler entgegen kamen.
 

Als ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich in einem Raum stand, der sich, nachdem ich durch die Menschenmassen mit weißen Hüten nicht einmal Töpfe oder Ähnliches sah, als Küche identifizierte, musste ich mir erst einmal Gehör verschaffen, da alle an mir vorbeirennenden Personen, als ich sie ansprach, einfach den Kopf schüttelten oder mich ignorierten und weitergingen.
 

Dabei versuchte ich echt gerade meine miesen Englischkenntnisse auszupacken, wobei ich diese direkt nach dem Abschluss meines Plichtenglischkurses wunderschön im hintersten Hinterstübchen mit einer hässlichen gelb-grünen Schleife drumherum verstaut hatte.
 

Als ich trotz alle dem nach 5 Minuten immer noch niemanden gefunden hatte, der mir auch nur Ansatzweise zuhören und sich meines Problems annehmen wollte, kämpfte ich mich todesmutig durch die Kochlöffelschwingende Meute.

Denen schien das zum Glück so gut wie gar nichts auszumachen und so konnte ich ungestört auf eine Arbeitsplatte klettern und mich zu meinen Ganzen stolzen 1,62 m aufrichten.

Aber auch als ich da oben stand, und ich musste jetzt so ca. 2,72 m groß sein, wurde mir nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, sodass ich mich nach links und rechts umsah.
 

Geschätzte 20 km weiter links von mir, sah ich ein paar Bratpfannen an der Decke baumeln, also steuerte ich, geradewegs über den schon fertigen Salat für das Abendessen hinweggestiegen, auf die Kochutensilien zu.

Als ich zwei von ihnen in den Händen hielt, betete ich zu Gott, auch wenn ich nicht wirklich an ihn glaubte, das meine Ohren noch nicht so Lautstärke geschädigt waren durch Konzerte, das sie dies überlebten und schlug die Pfannen mehrere Male hintereinander, mit der flachen Seite aneinander.

Nachdem sich mittlerweile alle im “Saal” die Ohren zuhielten, oder sich gerade von ihrem Herzinfarkt erholten, hörte ich mit dem Krach machen auch wieder auf.

Für den Beat war bei uns eindeutig Kai zuständig!
 

“Hey, ich bin Ruki und ich… scheiße, ich steh auf einer heißen HERDPLATTE!”

Den letzten Teil des Satzes fluchte ich dann wieder auf Japanisch, aber das es nichts positives sein konnte, wurde jedem im Raum schnell klar!
 

Wenige Minuten später wurde ich dann freundlichst aus der Küche hinausgeleitet, auch wenn einige der Köche eher so aussahen, als wollten sie mir ein Messer in den Rücken schmeißen, (ich meine, meine stylischen Schuhe auf der Herdplatte festgeschmolzen, wer wollte das nicht?) und bekam alles, was ich haben wollte.

Warum nicht gleich so?
 

Zufrieden mit mir, allerdings nur auf Socken machte ich mich wieder auf den Weg in mein Zimmer, welches ich diesmal wirklich ohne Komplikationen erreichte.

Als ich auf meine Uhr sah, merkte ich, dass ich gerade einmal noch 5 Minuten hatte um fertig zu werden, also machte ich mich auch gleich ans Werk.
 

Ich schaffte es dann auch fast pünktlich, mit nur 15 Minuten Verspätung, in der Hotellobby zu stehen.

Die Anderen waren natürlich schon da und ich stellte mich gerade auf die Strafpredigt von Kai ein, als Uruha ihm mit seinem lila Nashorn zuvorkam, auf meine “Frisur” deutete und fragte: “Duuu Ruki? Was hast du denn da?!”

“Das ist, damit meine Frisur hält Uruha!” grinste ich stolz in die Runde.

“Aha, und dafür muss man sich eine Alufolienhaube auf den Kopf setzen und Tesafilm Drumherum kleben? Hast du wenigstens ein rohes Ei drunter aufgeschlagen, habe gehört, das soll gut für die Haare sein, oder, nein warte! Du hast dein Haarfärbemittel darunter!!” meinte Kai sarkastisch.

“Nein! Meine Haare lass ich NUR beim Friseur färben, da kann so viel schief gehen. Da sieht man mal wieder, das du keine Ahnung hast Kai!”

“Ach jetzt streitet euch halt nicht, wir wollen doch langsam los!!” versuchte Aoi zu schlichten und ging schon mal zum Auto vor.
 

“Sieht aber schon geil aus Ruki!”

Woaaah… Luft …wenn ich mir das mit dem Umkippen nicht für seinen Anblick in Badeshorts aufheben wollen würde, würde ich es jetzt auf der Stelle tun.

Ein Kompliment von Reita, das ist so selten, wie 33°C im Schatten in der Arktis! Auch wenn es wahrscheinlich nicht wirklich ernst gemeint war, bildete ich mir jetzt mal schrecklich was darauf ein!
 

Noch leicht in höheren, nicht erforschten, Sphären schwebend, wozu mein “Helm” dann auch wieder passte, lief ich hinter den Anderen her zum Auto.
 

Der Weg zum Schwimmbad war nicht wirklich lang, doch wieder wurde mir bewiesen, wie Konkurrenzgeil oder einfach nur blöd einige Unternehmer waren, ich meine McDonalds direkt neben Burger King? Eines von Beiden musste ja irgendwann pleite gehen!

Wenn es nach uns ging Burger King, denn da wollte Aoi nie rein, weil es da nur Pepsi und keine Cola gab, aber lassen wir das!
 

Als wir dann an dem relativ groß aussehenden Gebäude ankamen, standen zum Glück nur wenige Fahrzeuge auf dem weitläufigen Parkplatz.

Das Kartenkaufen meisterte Kai zum Glück für uns alle mit wenigen Schwierigkeiten.

Zu wenigen Schwierigkeiten für heute, wenn man mich fragt!
 

Bei den Umkleidekabinen angekommen entschieden wir uns die Einzelnen zu nehmen, statt die Sammelumkleide, was auch viel praktischer war, da man von diesen Umkleiden auch direkt zu den Duschen kam, allerdings war es unpraktisch zu spannen und nebenbei ein paar unauffällige Fotos von seinen Bandmitgliedern zu machen. Mist.
 

Als ich mich dann, doch alleine, umgezogen und noch mindestens 5 Minuten geärgert hatte, ging ich in den Duschraum, in dem noch keiner der anderen vier anzutreffen war.

Also musste ich die erste Hürde mit meiner Alufolie alleine meistern!

Nachdem dann auch ziemlich sicher war, dass meinen Haaren wirklich nichts passiert war (also, ich meine normal durfte ja Wasser dran, aber kontrolliert!) machte ich mich auf den Weg zum Schwimmbecken, doch weit gefehlt, was war heutzutage schon EIN Schwimmbecken?

Nein, da trugen wir doch lieber alle zur Klimakatastrophe bei und bauten riesige Erlebnisbäder!

Noch war dies zum Glück aber ziemlich leer.

Die einzigen Besucher, die ich auf den ersten Blick sehen konnte, waren einige ältere Herrschaften, die langsam, um ihre künstliche Hüfte nicht zu belasten, ihre Bahnen zogen.
 

Kurz nach dieser Entdeckung, kamen auch die Anderen aus den Umzieh- und Duschbereich.

Erst Kai, der in dunkelblauen Badeshorts und mit tropfnassen Haaren da stand und bereit war den 1000 m Kraulrekord zu brechen.

Anschließen Aoi, dessen schwarze Haare noch ziemlich trocken aussahen, und es vermutlich auch waren, ebenso wie seine rote CocaCola Badeshorts. Er schaute sich kurz desinteressiert um, setzte dann seine Pornobrille auf und steuerte das Bistro an.

Dann kam Uruha in seiner Spongebob Shorts aus der Dusche, seinem lila Nashorn eifrig etwas erzählend. Er wollte gerade den Weg in die “Kinder-Erlebnis-Welt” antreten, als mir auffiel, dass sein Plüschtier auch Badeshorts trug. Sie waren golden und erinnerten mich stark an…. Moment mal, das WAR garantiert der gleiche goldene Stoff, aus dem auch MEINE goldene Hose war!!!

Ich rief Uruha zu, er solle mal kurz stehen bleiben und lief eilig, so schnell es auf dem nassen Boden ging zu ihm herüber.

“Sag mal, dein lilaner Freund hier, der hat aber eine tolle Badehose!”

“Findest du?” fragte er strahlend und ich nickte schnell.

“Ja, wo hast du denn die her??!” fragte ich aus reinem Interesse.

“Selbstgemacht!”

“Wie geht denn so was?!” fragte ich gespielt blöd und sah ihn treudoof an.

“Naja, du suchst dir einfach etwas schönen Stoff, den hier hab ich übrigens aus deinem Zimmer, misst ihn an deinem Plüschtier ab, schneidest es aus und fragst die Hotelschneiderin, ob sie dir schnell eine Hose daraus nähen kann!”

“Uruha?!” fragte ich beherrscht, “das war meine verdammte Lieblingshose!!!”

Er sah mich ganz erschrocken an.

“Wirklich????!” seine Unterlippe fing an zu zittern.

“Wirklich! Und fang jetzt ja nicht an zu heulen!”

Kai, der die ganze Unterhaltung mitbekommen hatte, griff jetzt doch ein.

“Nun komm schon Ruki, du kannst dir ja eine neue goldene Lieblingshose kaufen!”

Bevor ich auch nur ansetzen konnte zu antworten, was ich mit dieser Hose schon alles erlebt hatte, kam Reita aus der Dusche und setzte mich somit Schach Matt.
 

Die schwarzen Shorts hingen locker auf seinen schmalen Hüften und auch sein Oberkörper konnte einen richtig neidisch machen!

Das Einzige, was von vorher geblieben war, war natürlich sein Nasenband.

Aber er war perfekt.

So perfekt, das ich mich gerade fragte, wie ich wohl auf ihn wirkte.

Reita hatte nicht gerade viele Muskeln, aber da wo sie saßen waren sie einfach. ja.. Perfekt!

Ich hingegen konnte von Muskeln nicht einmal träumen!
 

Doch schnell wurde ich wieder in die Realität geholt, als Uruha fragte “Bist du noch sauer Ruki??”

Geistesabwesend schüttelte ich den Kopf und starrte Reita weiter an.

Dieser grinste wieder leicht, was mich fast zu eine der Wasserpfützen am Boden werden ließ und steuerte dann auf den Whirlpool zu. Kai fand die Idee gar nicht so schlecht und sah mich fragend an und auf mein Nicken folgten wir Reita gemeinsam.

Im sprudelnden Wasser konnte man sich dann über dies und das unterhalten, wobei ich mich eher aus der Unterhaltung heraushielt.

Ich beobachtete gerade Uruha, der im knöcheltiefen Wasser des Kinderbeckens saß und versuchte seinem Kuscheltier das Schwimmen beizubringen.

Nach einer Weile war das allerdings auch nicht mehr wirklich spannend, denn selbst Uruha musste irgendwann merken, das Kuscheltiere ums Verrecken nicht Schwimmen konnten!
 

Also planschte ich ein wenig mit den Händen im Wasser. Kai saß gerade so entspannt da, dass man ihn einfach ärgern musste.

So fuchtelte ich plötzlich mit meinen Fingern vor seinem Gesicht rum und fing an zu schreien.

“Was denn, was denn, was denn???!” fragte Kai auch gleich panisch nach und Reita schaute mich seltsam an.

“Ich werde alt und schrumpelig, schau doch mal, dann will mich keine (immer schön den Schein bewahren, schließlich wollte ich eigentlich ja auch nur einen!) mehr!” sagte ich und hielt ihn meine aufgeweichten Hände unter die Nase.

“Moah, RUKI! Tu´ deine Pfoten da weg und du Reita, LACH NICHT! Man kann ja nicht einmal Ruhe vor euch haben, sucht euch halt eine andere Beschäftigung!!”
 

Naja, eine andere Beschäftigung mit Reita? Da würden mir ja schon einige Dinge einfallen….

“Dann komm halt Ruki, suchen wir uns eine andere Beschäftigung!” sagte Reita und zwinkerte mir zu.

Ich starrte ihn mit großen Augen an… er meinte doch nicht… nein, Reita konnte schließlich keine Gedanken lesen und wenn doch wäre das ziemlich peinlich!

Schließlich nickte ich aber dann doch, starrte ihn aber weiterhin an, als wäre er Gott auf 2 Beinen. Okay, er war Gott auf zwei Beinen!
 

Zuerst mussten wir, nachdem ich Reita gefolgt war, natürlich eine Zigarettenpause einlegen, was bedeutet, dass wir den Balkon des Bades besuchen mussten.

Schon nach 2 Minuten draußen zitterte ich dermaßen vor Kälte, dass selbst Reita dies nicht entgehen konnte.

Er selbst hatte geistesgegenwärtig ein Shirt übergezogen, welches er jetzt allerdings wieder über den Kopf zog und mir hinhielt.

“Hier Kleiner, damit du nicht frierst!”

“Danke Reita, aber nenn mich ja nicht noch einmal “Kleiner”!” bedankte ich mich etwas aufbrausend und schnappte ihm das Shirt aus den Händen, bevor er es sich anders überlegen konnte.

Sein Oberteil war mir natürlich erstmal gute 10-15 cm zu lang, was es bei mir dann schon eher nach einem kurzen Kleid aussehen ließ.

“Ein Kleid für unsere Kleine 王女 (Anm.: laut Internet Schriftzeichen für „Prinzessin“)"

Lachte er und ich schmollte eine Runde.

“Du bist süß, wenn du schmollst.” meinte er schlicht und schnippte danach seinen Zigarettenstummel die Brüstung runter. Dann meinte er doch wirklich einfach so wieder im warmen Gebäude verschwinden zu können.
 

Okay bitte noch mal zurückspulen!!

Ein weiteres Kompliment von Reita heute, ein waschechtes, mit allem drum und dran! Das verkrafte ich nicht! Und Prinzessin? Ich hatte viele Spitznamen, aber so hatte er mich noch nie genannt!

Was war heute nur mit ihm los?

Sollte ich vielleicht mal Fragen, ob es ihm gut ging?!

Nach ein paar weiteren Minuten nachdenken wurde es mir allerdings auch in dem kuscheligen Shirt zu kalt und ich ging durch die gleiche Tür wieder hinein, durch die auch Reita vor wenige Augenblicken verschwunden war.
 

Wieder drinnen, machte ich mir erst einmal einen groben Überblick.

Aoi und Kai saßen immer noch unverändert in Bistro und Whirlpool, während Reita auf dem Beckenrand des Kinderpools mit angezogenen Beinen und den Armen um die Knie saß und sich mit Uruha unterhielt.

Auch ich trat näher und bekam nur noch mit, wie Uruha zustimme, mit Reita auf die “große, dunkle Rutsche” zu gehen.

Mhm, könnte wirklich lustig werden!

Während die beiden sich auf den Weg machten, den Mount Everest der Treppenstufen, die zu den Rutschen führten, zu bezwingen, machte ich mich auf den Weg zu meiner Tasche um meine Digital Kamera zu holen.

Als ich mich vergewissert hatte, dass der Akku voll und noch Speicherplatz frei war, setzte ich mich gegenüber vom Ausgang der Rutsche auf einen großen Künstlichen Stein.

Nach einer gefühlten halben Stunde hörte man dann ein erstes Kreischen von Uruha und ein Lachen, von Reita.

Ich stellte mich darauf ein, dass sie im nächsten Augenblick schon um die Ecke kommen könnten und drückte an einem guten Moment ab.

Kurz darauf klatschten die Beiden nämlich ins lauwarme Wasser.

Während sie noch wasserspuckend versuchten ihren Orientierungssinn wieder in den Griff zu bekommen, sah ich mir das Foto an.

Uruha saß vor Reita, sein Gesichtsausdruck war sehr erschrocken und seine Arme fuchtelten wild durch die Gegend.

Reita dahinter saß völlig entspannt und lachend, über die Rutsche und Uruha dort.

Auf mein Lachen hin, kamen sie beide näher und wollten ebenfalls das Foto sehen.

Reita grinste nur und Uruha wollte, das ich es lösche.

Aber das würde ich garantiert nicht tun, denn das war das einzige Foto, dass ich hatte, bis auf das, das auf meinem Nachtschränkchen von ihm und mir stand, auf dem Reita so befreit lachte.

So musste ich die Digi-Cam mit meinem Leben verteidigen, damit Uruha sie nicht in die Finger bekam.

Nach einer kleinen Verfolgungsjagd, die sehr zum Leid von Kai mitten durch den Whirlpool ging, hatte Uruha keine Lust mehr und ging sein lila Nashorn mal wieder besuchen, nicht das dies sich einsam fühlte!
 

Ich hingegen legte mich auf eine der Liegen, die überall aufgestellt waren und fing an eine Zeitung zu lesen.

Kai, der mittlerweile wohl auch genug aufgeweicht war, setzte sich zum Trocknen mir gegenüber.

Gerade mal einen uninteressanten Politikartikel hatte ich hinter mir, als ich auf das Gespräch einiger langsam an und vorbeilaufender Jugendlicher aufmerksam wurde.

“…ja, ich freu´ mich auch schon total auf morgen, vor allem the GazettE werden richtig geil!!”

“Stimmt, ich hab gehört, die sollen live noch besser als schon auf der CD sein! Ich würde´ alles dafür geben sie einmal persönlich zu treffen!”

Ich ließ die Zeitung leicht ängstlich sinken. Ich hatte zwar nur unseren Bandnamen verstanden, aber das reichte aus, um zu merken, dass ich es mir FANS zu tun hatte. Wenn sie auch nur einen von uns sehen würden, wäre hier in wenigen Minuten die Hölle los!

Ich versuchte Kai mit Handzeichen darauf aufmerksam zu machen, das wir hier schleunigst verschwinden sollten, doch leider verstand Kai mich nicht.

“Ruki. Was zur Hölle willst du mir damit…” er machte mein Gefuchtel nach, “sagen?!”

Ich klatschte mir die flache Hand an die Stirn und sah dann schnell zu den Jugendlichen, die stehen geblieben waren und uns überrascht ansahen.

Allein das >Ruki< war schon auffällig genug, aber dann noch das japanische Zeugs dahinter, war für Deutsche ein guter Grund sich umzudrehen.

“LAUF!” rief ich Kai panisch zu und zog ihn am Arm hinter mir her.

“Wir müssen die Anderen finden!” rief ich wieder und schaute mich um.

Unsere Fans waren natürlich hinter uns her.

Wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass hier gleich noch 500 andere Leute, die praktischer Weise für das Konzert schon alle hier in der Gegend waren, antrampeln würden, und meine Gefühl sagte mir, das das Handy, das der eine Junge schon am Ohr hatte genau dies zu bedeuten hatte, würde ich den 3 Leuten sogar ein Autogramm geben.

Aber ein Foto von mir in Shorts und mit Alufolie auf dem Kopf, war auch nicht gerade das Beste, die Presse würde sich mal wieder das Maul zerreißen.
 

Uruha konnten wir gerade aus dem Kinderbecken fischen und ihn überzeugen schnell zu rennen, indem wir ihm versprachen, dass wir nachher alle eine Runde Fangen spielen würden.

Hoffentlich hatten die Fans das nicht gehört! Obwohl auch wenn sie es gehört hätten, hätten sie ja nicht wirklich viel verstanden, denke ich.

Aoi würde ganz sicher noch vor seiner Cola sitzend anzutreffen sein, also spurteten wir weiter zum Bistro.

Zum Glück saß auch Reita gleich neben dem Schwarzhaarigen, sodass Beide auf unsere Rufe hin aufsprangen und loshetzten. Sie wählten klugerweise den Weg in den Keller zu den Sammelumkleiden.

Der Große Raum bot zum Glück genug Platz für uns fünf und nachdem wir mehr oder in meinem Fall auch weniger elegant darin gelandet waren, schlug Kai die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss um, während Reita zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes hetzte und es unserem Drummer gleichtat.
 

“Beim selbstmörderischen Friedhof™ der Happy Tree Friends"! Es war so klar, dass uns wieder so etwas passiert!” schimpfte ich rum und stapfte aufgebracht durch den Raum.

“Hat zufällig wer von euch ein Handy dabei?!” fragte Kai, der die Lage etwas geschickter anging, als ich. Aoi nickte und zog sein Handy aus der Tasche.

“Mhm kein Empfang hier unten!” meinte er niedergeschlagen.

“Shit!” fluchte ich und ließ mich an einen der Wandschränke hinabrutschen, sodass ich auf dem Boden saß.

“Tja, dann bleibt uns nur eins übrig: warten!”

Nach und nach machten die Anderen es mir nach.

“Irgendwann müssen sie uns schließlich vermissen.” war Reita optimistisch.

Diesen Optimismus werde ich ihm irgendwann auch noch abgewöhnen, das war ja schon fast ZU unpessimistisch! Wir saßen hier in der Falle, von den anderen Seiten der Türen hörte man Fans, die nach uns riefen und das nicht gerade in Zimmerlautstärke, sondern eher in Hallenlautstärke.
 

Fassten wir die Lage mal zusammen.

Wir waren in einer Sammelumkleidekabine, die vielleicht gute 10m² groß war. Hier gab es keine Cola. Hier gab es keine Kippen. Hier gab es keine Beschäftigung. Hier, war ich verloren!

“Sagt mal, wollen wir vielleicht jetzt eine Runde Fangen spielen??” fragte Uruha und guckte grinsend in die Runde.

Ein synchrones seufzen war die Antwort auf seine wirklich unpassende Frage.
 

Etwa 2 ½ Stunden später wusste ich, das genau 43 Schränke an eine auf 5 Meter geschätzte Wand passten, aber Rettung war leider immer noch nicht in Aussicht. Die Fans vor der Tür hatten sich auf jeden Fall vermehrt wie die Kaninchen. Immer wieder hörte man Klopfzeichen, die uns entweder etwas sagen, die Zeitvertreiben oder einfach rhythmisch sein sollten. Wahlweise kamen auch beschriebene Zettelchen unter der Tür hergeschoben, auf denen in missratenen japanischen Schriftzeichen völlig unsinnige Sätze standen, aber in Sachen Fremdsprachen sollte ich mich am wenigsten beschweren.
 

Genau eine halbe Stunde später gab Reita es endlich wieder auf einen der Schränke aufzuknacken um diesen nach Zigaretten zu durchsuchen. Er tat mir ziemlich Leid, wie er deprimiert auf dem Boden saß, fluchte und versuchte seine wie halbtotgeknüppelte Fische zitternden Hände unter Kontrolle zu halten.

“Reita, verdammt, hör auf damit, das macht mich nervös!” fauchte Kai durch den Raum, nachdem auch er sich Reitas Gezappel nicht mehr länger mit ansehen konnte.

“Geht nicht!” antwortete dieser nur.

“Scheiße, sobald wir hier raus sind, wirst du auf Entzug gestellt, das ist ja schrecklich!” murrte Kai weiter rum, “Guck dir mal Aoi an, der ist nicht so wie du und er hat auch schon seit 3 Stunden keine Cola mehr gesehen!”

“Cola? Wo gibt es Cola? Ich brauch was zu trinken… Zucker!” Aoi, der vorher einfach apathisch gollummäßig vor sich hergestarrt hatte, sprang jetzt auf und rannte zur Tür.

“Nicht Aoi!” rief ich geistesgegenwärtig aus, als er schon den Schlüssel drehen wollte.
 

Kai und ich konnten ihn mit vereinten Kräften davon abhalten uns den Fans auszuliefern, indem er die Tür, vor der jetzt so etwas wie eine “Vorkonzert-Party” stieg, öffnete.

“HALLO?! Sind Sie da drin?!” rief eine Stimme, nachdem die vielen anderen verstummt waren.

Nein, wir waren natürlich nicht hier drin, wir taten nur so und wir kamen auch bloß nicht raus, weil geschätzte 2000 Fans vor der Tür standen, die uns die wenigen Klamotten direkt vom Leib reißen würden!

“Hallo?! Ja, wir sind hier, uns geht´s gut, wäre nur schön, wenn Sie uns langsam mal hier rausholen könnten!” rief Kai zurück, der wie immer eine halbwegs höfliche Antwort auf den Lippen hatte.

“Natürlich, wir hätten Ihnen auch schon früher geholfen, aber die Leitung des Schwimmbades musste erst einmal einen japanisch sprechenden Dolmetscher finden!”

“Einen schlecht japanisch sprechenden….” grummelte ich leise vor mich hin, was mir einen bösen Blick von Kai einbrachte.

“Kein Problem.”

Ungläubig starrte ich Kai an.

“Kein Problem? KEIN PROBLEM? Wir sitzen hier seit 3 Stunden nur weil die zu doof sind um wenigstens auf Englisch versuchen mit uns zu kommunizieren??!” sagte ich leise aber hysterisch.

“Ruki! Sei jetzt ruhig!” motzte Kai, “Ich bin froh, dass sie uns wenigstens jetzt hier rausholen!”
 

20 Minuten später wurde mir dann mein Zeug in die Hand gedrückt, ebenso den Anderen und wir wurden zu unserem kleinen abgedunkelten Bus geleitet, so gut es eben ging von den Blicken der Presse, die mittlerweile auch Anwesend war, abgeschützt.

Vor allem meine “Frisur” durfte nicht vor die Linse kommen und so wickelte ich mir über die Alufolie noch meine Hose.

Ob das jetzt der bessere Weg war, war fraglich, wobei mir auch noch ein Hosenbein permanent im Gesicht baumelte.
 

Im Bus angekommen, kramte Reita als erstes hektisch in seinen Taschen, fischte eine Zigarettenschachtel heraus und brachte dann noch sein Feuerzeug ans Licht. Er himmelte diese Teile an, darum bekam er auch zu jedem Geburtstag eines von mir …ich weiß sehr einfallsreich.

Selig zündete er sich seine erste Kippe nach guten 3 ½ Stunden an und blies genüsslich den Rauch in den Bus.

Scheiße, der Kerl war selbst geil, nachdem seine Haare strubbelig und unförmig auf seinem Kopf wucherten und er an einer Zigarette zog! (Okay, ich gebe zu, er war ja auch noch halbnackt…)
 

Ich zog mir erstmal wieder ein Shirt über, da mir hier doch ein wenig zu kalt wurde. Was dachten die auch immer alle, das wir eine Klimaanlage brauchten?! Im tiefsten Winter, wir halb erfroren, scheißegal, Hauptsache die Klimaanlage ist an!
 

Sonst war es eigentlich ziemlich Still in dem Fahrzeug, was schon untypisch für uns war.

“Wer heute auch nur noch einmal auf die Idee kommt mich anzusprechen oder Ähnliches, den werde ich persönlich morgen in den Arsch treten!” giftete Kai genervt und drehte sich demonstrativ von uns vieren weg.

Und zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich sagen: ich verstand Kai… halbwegs!
 

Wieder im Hotel angekommen huschten wir alle 5, immer noch nur in Badezeug durch die Lobby um anschließend den Weg zum Treppenhaus einzuschlagen und die geschätzten 300.000 Stufen zu erklimmen.

Sollte ich das heute auch nur noch einmal machen müssen, würde ich glaube ich langsam auf Kais Niveau kommen!

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen.

So ein riesiges Bett und das ganz für mich alleine! Da hätten aber mal locker 4 Personen drin Platz, nur wen sollte ich zur “Ich-fülle-mein-Bett-auf-Pyjama-Party” einladen?

Scheiße, ich wollte Reita, hier und jetzt, in meinen Bett und in meinen Armen und… - es klopfte.

Ich grummelte vor mich hin, setzte mich wieder auf, mit dem leichten Drang der Person vor der Tür genüsslich den Hals umzudrehen, und machte mich auf den Weg durch das übergroße Zimmer.

Ich öffnete die Tür mit einen Ruck, riss mir dabei die Alufolie vom Kopf und maulte ein unfreundliches “Ja?!”.

“Sorry, Ruki, ..stör ich?!” kam es unsicher von der Person gegenüber.

“R-Reita!” keuchte ich überrascht.

~Wie war das Reita, in meinem Bett, JETZT?!~

“Nein, du störst nicht, tut mir Leid wenn ich so pampig war.”

“Okay, schon gut”

Er kam ins Zimmer, nachdem ich ihm Platz gemacht hatte und schloss die Tür hinter sich.

Fragend sah ich ihn an. “Ich… naja, ich dachte wir könnten einfach mal wieder reden… so wie früher, weißt du?!”

Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch.

“Ich dachte schon ich wäre der einzige, der so denkt!” freute ich mich leicht über seine Worte, “komm, wir können uns auf den Balkon setzten…. Wenn du möchtest?” kam es dann doch schüchterner, als ich wollte über meine Lippen.
 

Er grinste nur und nickte, woraufhin ich den Weg zu dem kleinen Balkon einschlug.

Es dämmerte bereits und der Mond löste die Sonne langsam am wolkenlosen Himmel ab. Einige Sterne konnte man jetzt schon leicht funkeln sehen, was darauf schließen ließ, das die Nacht ziemlich kalt werden würde.

Die vermoderten weißen Plastikstuhle, die auf den großen, Terrakottafliesen des kleinen Balkon standen, sahen mir nicht mehr ganz vertrauenswürdig aus, also lehnte ich mich einfach an das Gerüst. Von hier aus hatte meine eine wunderschöne Aussicht über die Stadt, deren Lichter sich mit der Dunkelheit immer mehr von der restlichen Umgebung absetzten.
 

Reita lehnte sich neben mir an. Ich hatte das Gefühl, jedes Wort würde den Moment zerstören, also versuchte ich mich einmal zurückzuhalten und nichts zu sagen, doch Reita war ja gekommen um zu reden und fing ein harmloses Gespräch an.

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Danke fürs Lesen =)

Cigarettes. & Mistakes.

Cigarettes and Mistakes <'3

Kiss, Kiss, Bang, Bang
 

Ein Fehler ist eine Abweichung von einem optimalen oder normierten Zustand oder Verfahren in einem bezüglich seiner Funktionen determinierten System.


 

Es war schön mal wieder mit dem Bassisten zu reden, viel zu selten hatten wir Zeit dazu und auch wenn ich, wie ich zugeben musste, ein klein wenig mehr als Freundschaft für ihn empfand, war er immer noch einer meiner besten Freunde, mit denen ich einfach ausgelassen über das reden konnte, was mich gerade beschäftigte.

Als sich eine kleine Pause in unserer Unterhaltung ergab, sprach ich endlich das aus, was mich schon die ganze Zeit wunderte.

“Warum rauchst du eigentlich gerade nicht Reita und sonst machst du das immer am laufenden Band?!”

Überrascht sah er mich wieder einmal mit seinen wunderschönen dunklen Augen an.

“Ich,... naja ich wollte versuchen aufzuhören, nur wie weiß ich noch nicht so genau, deswegen dachte ich, ich lasse meine Zigaretten vorsichtshalber einfach mal in meinem Zimmer, wenn ich zu dir gehe.” versuchte er zu erklären.

“Du willst wirklich aufhören?!”

Er nickte.

Höchste Zeit mal wieder meine psychologischen (nicht vorhandenen) Kenntnisse auszupacken.

“Mhm, dann musst du erst einmal herausfinden, ob es einen Grund dafür gibt, dass du rauchst, oder hast du aus jugendlichen Leichtsinn oder wie du es auch immer nennen willst einfach mal angefangen?!”

“Mhm... nein, da ist schon ein Grund!”

“Und kannst du diesen Grund vielleicht, sagen wir beseitigen?!”

“Nein!”

Irritiert sah ich ihn an.

“Wie nein?! Warum?!”

“Weißt du, also, naja, in gewisser Maßen bist …. Ja, du mit der Grund.” nuschelte er leise vor sich hin und starrte auf seine Füße, als würden sich darauf gerade Schlümpfe ansiedeln.

“Ich?” fragte ich verwirrt nach, als hätte ich ihn nicht ganz verstanden.

Er kniff die Augen zusammen, das konnte ich selbst sehen, wenn er mir eher seine Frisur ins Blickfeld schob, als sein Gesicht und hob den Kopf dann wieder leicht.

Es war fast so, als könnte ich ihn überlegen sehen, doch dann kam er wohl zu einem plötzlichen Entschluss.

Er hob leicht die Hand, legte sie auf meine Wange und trat einen Schritt näher.

W-A-S sollte das bitte werden? Hilfe, mein Körper wollte nicht mehr wie ich wollte. Atmen!
 

Er verringerte den Abstand zwischen uns weiter und, scheiße, wenn ich nicht wüsste, dass er hetero ist, also 100%ig hetero, würde ich fast sagen, er hat vor mich zu küssen.

Kurz sah er mir noch einmal verunsichert in die Augen, bevor er seine schloss und seine Lippen wirklich auf meine legte.

Meine Gedanken fuhren in diesem Augenblick garantiert Achterbahn. Was passierte hier eigentlich gerade? Mein klares Denken war absolut ausgeschaltet, ich konzentrierte mich komplett auf Reita, der seine Lippen immer noch ziemlich gefühlvoll gegen meine bewegte… und ich?

Ich konnte mein Glück noch kaum fassen und rührte mich kein Stück.
 

Reita schien genau das eben auch aufzufallen und brachte ruckartig und ziemlich schnell viel Abstand zwischen uns Beide.

Geschockt sah er mich mit großen Augen an und stammelte “Sorry Ruki, das… scheiße, das… ich muss ...weg!” Darauf folgten hektische Schritte durch mein Zimmer und das laute Knallen meiner Zimmertür.
 

R-E-I-T-A hatte M-I-C-H geküsst!!!

Aber leider hat er meine Reaktion, oder sagen wir meine nicht vorhandene Reaktion völlig falsch aufgefasst.

“Shit” fluchte ich leise.

Da war sie gewesen, meine Chance und ich lasse sie einfach so an mir vorbeiziehen! Das ist, als wenn Uruha es vermasseln würde seine Lieblingssendung im TV zu gucken. (und in diesem Fall durften wir uns immer ein Theater antun, als hätte man gerade die Todesstrafe über ihn gesprochen!)

Ich seufzte noch einmal und ließ mich starr auf mein Bett fallen.

Reita hatte wirklich… warum? Wenn ich nicht genau wüsste, das der Blonde gerade auf stur schalten würde, würde ich jetzt vor seiner Tür stehen, würde ich hingehen und versuchen diesen naja, einseitigen Kuss zu klären. Konnte es denn sein, das er mich vielleicht auch toller fand, als er immer zugegeben hatte?

Mist, ich würde die ganze Nacht nicht schlafen können, ich wollte das jetzt einfach geklärt haben!

Nach einer weiteren halben Stunde Grübeln kam ich zum 1000 Mal zu dem Entschluss, dass es nichts bringen würde Reita heute noch einen Besuch abzustatten, also besuchte ich doch lieber wen sinnvolleres.

Mein Bad.

Dort polierte ich dann exakt 2 Minuten meine Zähne auf Hochglanz und starrte verträumt in den Spiegel.

Ich sollte langsam ins Bett gehen. Vielleicht konnte ich dann mal ein bisschen abschalten.

Außerdem war morgen unser Konzert hier und das wollte ich nicht so verschlafen führen, schließlich war es das Einzige, was wir hier geben würden. Vorerst zumindest.

Ich war schon sehr gespannt auf die Reaktion unserer Fans hier, ich hatte schon viel von den kreischenden, ausflippenden, in Tränen ausbrechenden deutschen Cosplayern gehört, aber ich war fest davon überzeugt das es andere Fans gab, auch hier!
 

~*~
 

Es war bereits 2 Uhr morgen. Seit 3 Stunden lag ich mit offenen Augen im Bett und studierte, wie viele Fliegenkadaver an einer weißen Hoteldecke kleben konnten und das waren schon eine Menge!

Leicht von Ekel befallen und nicht scharf auf Lippenherpes, ließ ich mich vom Bett rollen.

In jeden anderen Moment wäre ich jetzt zu Reita gegangen, aber ich glaube kaum, das der mich heute Nacht vor der Tür stehen haben wollte.

Also musste ich meinem besten Freund aus Kindertagen (auch wenn viele dachten, das wir keine Freunde von klein auf sein konnten, aber vor allem, das er gar nicht aus den “Kindertagen“ rausgewachsen war) wieder einmal besuchen.
 

Leise tappte ich hinaus auf den Hotelflur, der mir mit seiner Beleuchtung und Länge so kalt erschien, da konnten selbst die in warmen Farben gehaltenen Bilder nichts mehr dran ändern.

Einen Flur weiter unten, klopfte ich dann zaghaft an eine Tür.

“Bobo?” nuschelte die verschlafene Stimme von Uruha, als er mich vor seiner Tür sah. Er hatte sein Nashorn unter den Arm geklemmt und sein himmelblauer Schlafanzug stellte einen besonders frischen Kontrast dar.

“Nenn mich bitte nicht so!” quengelte ich leicht rum.

“Ich hab dich schon immer so genannt, also werde ich jetzt auch nicht mehr damit aufhören, du bist eben mein Bobo!”

Ich seufzte ergeben.

“Kann ich vielleicht reinkommen Dada?”

Dada war früher meine Rache für sein Bobo (wobei ich bis heute nicht verstand, wie er darauf gekommen war) gewesen und irgendwie hingen wir beide ziemlich dran, aber eben nur wenn wir alleine waren!

Er nickte und trat einen Schritt zur Seite.

Nachts war Uruha etwas weniger hyperaktiv und seine verspielte Art und Weise legte sich meist vor dem Schlafen.

Ich hatte ja meine Theorien, das das Alles eh nur mit dem Kaffee zusammenhing, den er morgens und bei Gelegenheit trank, wobei die Coffein-Wirkung später am Abend dann wieder nachließ, aber irgendwie stimmte das alles doch nicht ganz so überein. Es war halt einfach Uruhas Wesen so zu sein.

“Was ist denn los?” fragte er mich und zog mich zu seinem Bett.

Ich zuckte die Schultern.

“Ich weiß nicht, ich kann nicht schlafen.”
 

Er nickte verständnisvoll und machte es sich wieder unter der Decke bequem, die er gleich einladend anhob und ich seine Einladung dankend annahm.

“So Bobo und jetzt erzähl mir, was wirklich los ist!” meinte Uruha gähnend.
 

Er war einfach der Beste.

Ihn kannte ich von den anderen Vieren auch schon am längsten und er hatte mich früher schon immer verstanden, nur von Reita wusste selbst er noch nichts.

“Aber du scheinst ziemlich müde, wann anders. Ich… lass mich einfach bei dir schlafen, okay?!” bettelte ich ihn mit meinem besten Hundeblick an.

Er schaute mich durchdringend an, schätzte wahrscheinlich gerade seine Möglichkeiten ab, heute noch etwas aus mir herauszubekommen und nickte.

“Okay.”

Ich kuschelte mich näher an ihn, drückte mein Gesicht an seine Brust, sog den bekannten Duft meines besten Freundes ein und legte meine Arme um ihn. Auch er umarmte mich, wuschelte mir leicht durch die Haare, was wirklich nur er durfte, und wünschte mir nur noch müde eine gute Nacht.

“Gute Nacht Dada.” gähnte auch ich noch zurück, konnte meine Sorgen für den Moment einfach vergessen und schlief in Uruhas Armen ein.

Sein Nashorn musste die Nacht übrigens unbeachtet auf dem Fußboden vor dem Bett verbringen… ich war halt doch das bessere Kuscheltier!
 

~*~
 

Am nächsten Morgen wurde ich von Kaffeeduft geweckt. Uruha hatte wohl Frühstück auf sein Zimmer bestellt, denn er hielt mir eine dampfende Tasse des schwarzen Lebensgeistererwecker unter die Nase.

“Guten Morgen Bobo! Wir müssen uns beeilen, in 3 Stunden geht es schon los und ich kenne dich und deine Badezimmerzeiten ja!”
 

Nur noch 3 Stunden?! Mit einem Schlag war ich hellwach und riss Uruha die Tasse förmlich aus der Hand.

“Danke, du bist mein Lebensretter!” rief ich und schüttete dabei ausersehen Kaffee auf meine Hose.

“Mist!” fluchte ich lautstark und strampelte die Hose von meinen Beinen, da die Kaffeeüberschütteten Flecken ziemlich heiß geworden waren.

“Um halb 2 ist Abfahrt!” rief Uruha mir noch hinterher, als ich mit meiner Hose unter dem Arm, nur in Boxershorts und Shirt auf seine Zimmertür zustolperte.

“Hier, nimm noch was zum essen mit!”

Ich stand schon mitten in der geöffneten Tür und präsentierte den anderen Hotelgästen, sofern sie gerade auf dem Flur unterwegs waren, mein Hinterteil.

Uruha kam auf mich zugehetzt und drückte mir ein belegtes Brötchen in die Hand.

“Danke Dada!” eine schnelle Umarmung und ein freundschaftlicher Kuss auf die Wange folgten, bevor ich mich umdrehte und aus dem Zimmer hetzt, dessen Tür Uruha gerade mit voller Wucht zuknallte, und schon traf mich der nächste Schlag.
 

Reita stand mit ungläubigen, großen Augen und Zigarette etwa 3 Meter von mir entfernt.

Scheiße! Ich, halbnackt, mit meiner Hose unter dem Arm, total übermüdet aussehend, Uruha zum Abschied auf die Wange küssend, Kosenamen…. W.I.E um Himmelswillen musste das auf Reita wirken?

Er schüttelte unglaubend den Kopf und sah mich weiter an.

“Ich….” setzte ich an, streckte meine Hand nach ihm aus, doch er schüttelte nur noch einmal, energischer mit dem Kopf und rannte in die andere Richtung davon, aber darum musste ich mich später kümmern, schließlich hatte ich noch eine andere, für das Konzert heute Abend wichtigere Herausforderung zu meistern! Ladies and Gents, das BAD!

Aber, verdammt… eigentlich war Reita viel wichtiger, nur wo zum Teufel war er hin?

Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita? Bad oder Reita?

Ich wurde langsam echt blöd!

Mein Verstand sagte eindeutig -wenn du heute Abend nicht aussehen willst, wie ein Komposthaufen- BAD!

Aber irgendetwas anderes sagte mir, das ich Reita suchen sollte, die ganze Sache mit ihm klären sollte. (Wie oft hatte ich das in den letzten 12 Stunden eigentlich gedacht?) Dann könnte ich ihm vielleicht schon heute Abend meinen Stempel aufdrücken, ihn in meinen Armen halten, ihn küssen, ihm sagen, wie viel er mir bedeutet…. halt all das, von dem ich schon so lange träumte.

Eigentlich war meine Entscheidung klar.

Ich nahm das Bad!

Schließlich würde ich als wandelnder Komposthaufen meine eh schon schwindend geringen Chancen bei Reita nicht gerade verbessern, in jedem anderen Fall, selbst wenn gerade Ausverkauf in meinem absoluten Lieblingsladen wäre, würde ich natürlich meinen Bassisten suchen.
 

~
 

Schnapsleiche.

Das war das erste Wort, das durch mein übermüdetes und dadurch nur vermindert funktionsfähiges Gehirn zischte, als ich in den Spiegel sah.

An Reitas Stelle wäre ich auch weggelaufen, bedachte ich mein Aussehen mit ein wenig trockenem Humor und stellte die Dusche an.
 

2 ½ Stunden später verließ ich das kleine ungemütliche Hotelbad, nach ein paar Meinungsverschiedenheiten mit der Wassertemperatur, so ziemlich unbeschadet, dafür aber gestylt wieder.

In einer halben Stunde schon würde es zu der Halle gehen, in dem dieses komische J-blaa-Festival heute Abend stattfand.

Ich hatte ja noch nicht einmal Zeit gehabt mich zu erkundigen, wer noch so da sein würde, also hieß es, sich überraschen lassen!

Wahllos stopfte ich noch ein paar Sachen in eine Tasche, um mich nachher vielleicht noch einmal umzuziehen und stand dann zum ersten Mal in meinem Leben überpünktlich im Eingangsbereich des Hotels.

Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, die ich alleine auf einem der gemütlichen Sofas in der Lobby saß und auf die Anderen wartete, die nur spärlich eintrudelten. Nie wieder pünktlich, das schwor ich mir gerade.

“Okay, dann sind wir ja jetzt komplett!” meinte Kai. Ich sah mich um… ähm…

“Fehlt Reita nicht noch?!” sprach Aoi das aus, was ich dachte.

“Der ist schon in der Halle, er meinte er wollte sich noch ein wenig umsehen vorher…. Versteh ich auch nicht so ganz, schließlich fängt das ganze doch erst heute Abend um 9 an, aber er wollte unbedingt.”
 

Ich hatte es vermasselt, aber richtig!

Reita würde kein Wort mehr mit mir wechseln, bis in die Unendlichkeit, geschweige denn Lust haben das von gestern Abend noch einmal zu wiederholen…. mit ein wenig mehr Einsatz meinerseits.

Niedergeschlagen machte ich mich auf, den Anderen zu folgen, dabei bemerkte ich die Blicke nicht, die Uruha mir zu warf.
 

Zwei Autos waren bereits vorgefahren und nach vielem Hin und Her stiegen Kai und Aoi in das Erste und Uruha und ich in das Zweite.

Gerade noch hatte mein Freund seinen kindlichen Charme, dem man einfach nichts ausschlagen konnte, egal ob es um die Weltherrschaft oder Süßigkeiten ging, spielen lassen, doch jetzt wirkte er wieder ernster.
 

Vor Konzerten konnte er sich immer einigermaßen berappeln, schließlich konnte er auf der Bühne alle überschüssige Energie rauslassen, aber Uruha war eben Uruha, ohne sein Kleinkindniveau, aber auch ohne seine ernste Seite war er einfach nicht er.
 

“Ruki?!” ich sah auf, zum Zeichen, das ich ihn gehört hatte.

“Was war jetzt, oder sagen wir, was ist eigentlich los?”

Ich seufzte und wog lange ab, ob ich ihm erzählen sollte, was mir gerade so viele Gedanken, in meinem mittlerweile breiigen Gehirn, bereitete.

Er blieb während dieser Zeit still und sah mich geduldig an.

Genau zu diesem Zeitpunkt wusste ich, Uruha würde warten, bis ich antwortete, egal wie lange es dauern würde und egal, ob sich Hello Kitty gerade mit der Diddl-Maus vor seinem Fenster traf.
 

“Naja, ich… okay, ich bin verliebt.”

Er quietschte kurz leise, aber vernehmlich, und hatte seinen “Ich bekomme einen Lolli”-Blick auf.

“Das ist doch süß Bobo, in we~n?” trällerte er förmlich durch das Auto.

Ich seufzte noch einmal und schloss die Augen.

Mein Kopf fing langsam an zu randalieren und bereitete mir pochende Kopfschmerzen.

“Ich weiß nicht ob du das wissen willst” flüsterte ich fast frustriert.

“Hey Ruki, Liebe ist doch was Tolles und nun komm schon, ich bin neugierig wie ein Igel!”

“Wie eine Katze Da´, wie eine K-A-T-Z-E”

“Ach ja, stimmt… aber ist ja egal. Jetzt sag schon!”

“Aber… es ist ..falsch, verstehst du? Das… geht einfach nicht.”

Mein Tonfall nahm schon fast die Jammer-Schiene an.
 

Uruha rutschte näher an mich ran und legte einen Arm um meine Schultern.

“Jetzt hör mir mal gut zu mein Kleiner… Liebe ist niemals falsch! Hörst du, NIEMALS! Du solltest das nicht einmal denken!”

Und in diesem Moment wirkte Uruha so erwachsen, wie schon lange nicht mehr erlebt hatte.
 

Ich nickte leicht und wischte mir energisch eine kleine Träne aus dem Auge.

Mein Gott, wie armselig, jetzt verarschten mich meine eigenen Augen schon. Verräterische Mistdinger

Mein bester Freund zog mich noch fester in seine Arme.

Und dann erzählte ich ihm einfach alles, von vorne bis hinten, von oben nach unten und rückwärts und irgendwie tat es einfach gut mit jemanden über das Ganze zu reden.
 

Die weitere Fahrt zur Halle verlief eher schweigend.

Uruha hatte die Sache ziemlich gut aufgenommen, irgendwie hatte er einen ziemlich wissenden Ausdruck in den Augen, der mir schon fast Angst machte. War das alles denn so auffällig?

Ich starrte einfach weiter vorbei an Uruha aus dem Fenster.

Schon nach kurzer Zeit erstreckte sich vor uns ein riesiger Gebäudekomplex, der nicht gerade einladend aussah.

Hätte ich nicht gewusst, dass hier Konzerte stattfanden, hätte ich es glatt als Gefängnis eingestuft.

Dieser Eindruck verstärkte sich nur, als wir durch ein hohes Eisentor fuhren, das den Eingang nur für die Bands und Crew freigab.
 

Aoi und Kai wurden bereits in das Gebäude begleitet, als wir gerade ausstiegen.

Von weiter her hörte man schon, wie eine große Menschenmasse sich auf der anderen Seite des Gebäudes befinden musste.

Ich wollte gar nicht wissen, wie lange die Fans teilweise schon dort standen, schließlich fing das eigentlich Konzert erst in 9 Stunden an, und irgendwie war es heute auch noch besonders kalt.

Sie taten mir schon irgendwie Leid, aber jetzt zu ihnen hinzugehen und einige von ihnen mit Fotos oder Autogrammen glücklichen machen, wäre reiner Selbstmord!
 

Nun wurden auch Uruha und ich durch die langen, verwinkelten, gleichaussehenden und vor allem verwirrenden Gänge geleitet, damit wir unseren Backstageraum fanden.

Der entpuppte sich dann als kleine weiße, fensterlose Kammer mit einem Sofa und 2 Klappstühlen.

In einer Ecke konnte ich noch einen klapprigen Campingtisch mit Wasserflaschen und etwas undefinierbaren zum Essen ausmachen. Jetzt wusste ich wieder, warum auf Katzenfutter auch “Schlemmer-Menü” stand, damit man es uns auch noch hinstellen konnte.

Na wunderbar. Willkommen in den Fängen der puren Langeweile.

Wenigstens Uruha hatte daran gedacht und packte, jetzt seinen Nintendo DS aus. Mit dem kleinen weißen Gerät in der Hand ließ er sich auf das Sofa fallen und kümmerte sich um sein virtuelles Haustier.
 

“Ich geh mich mal ein wenig umgucken, mal sehen wer sonst noch so da ist!” meinte ich und die anderen Drei nickten nur.

Also trat ich sozusagen die Flucht rückwärts an, da ich Angst hatte, bei einer Drehung in dem kleinen Raum einen der Anderen zu schlagen, und fand mich schon bald auf dem Flur wieder.

Rechts. Weiß.

Links. Weiß.

Was eine Auswahl. Ich spielte schnell mit mir selbst Schere, Stein, Papier und links gewann.

Okay, links gewann, weil ich das Schild, das direkt vor meiner Nase hing gerade gesehen hatte. In großen Buchstaben verkündete es “BÜHNE” und ein Pfeil zeigte nach links.

Also, wenn sich hier keiner einen Scherz erlaubte, und das kannte man von solchen Veranstaltungen nur zu gut (“Wo ist denn hier die Toilette?” “Immer gerade aus” und am Schluss hatte man sich selbst beim “immer gerade aus” verlaufen!), dann müsste ich links von mir irgendwann über die Bühne stolpern. Oder sagen wir von ihr runterstürzen
 

Das hatte man davon.

Wieder einmal eines dieser unsinnigen Schilder, die ins Nichts führten. Zwar hatte ich schon ein paar mir mehr oder weniger bekannte Personen getroffen, die heute Abend auch auftreten würden und eine Weile mit ihnen belanglose Gespräche geführt, aber sonst lief ich immer noch linksgehalten die monotonen Gänge entlang.

Von Reita auch noch keine Spur. Irgendwo musste der Kerl doch sein, schließlich konnte er nicht den ganzen Tag schon auf der Bühne sitzen, oder sich im Klo verbarrikadieren oder sich mit irgendwelchen Leuten hier unterhalten, oder den Tontechnikern auf die Nerven gehen, oder sich von der Make-up-Frau verunstalten lassen . (Reita war von Natur aus schön, der brauchte kein Make-up.)
 

♠ ♣ ♠ ♣
 

Wir schreiben das Jahr 2008, der Wald wird nicht ungefährlicher, Stöcke™ auf dem Boden bereiten dir hinterhältige Stolperfallen, Killertannenzapfen, die nach deinem Leben trachten, fallen von den Ästen, unberücksichtigt, ob du darunter stehst und…

Ich sollte aufhören mir so einen Schwachsinn auszudenken, nur weil ich jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit niemandem mehr über den Weg gelaufen bin.

Vielleicht sollte ich es mal mit Hilfe-Schreien versuchen? Aber bei meinem Glück in letzter Zeit würde auch das nicht mehr viel bringen.

Ich könnte jetzt eine Demonstration starten, mit Schildern und “Affen sind auch nur Menschen”-Rufe, aber ich glaube kaum, dass das hier wen interessieren würde.

Ich sollte die Idee mit der “Ein-Herz-für-Ruki”-Gruppe noch einmal aufgreifen, ich denke irgendwer ließe sich schon finden, der mir den ganzen Tag aus der Patsche half. Ich würde denjenigen sogar dafür bezahlen!

Ich war halt verzweifelt!
 

Und dann, völlig unerwartet, stand ich mitten auf einer Lichtung nein, nicht mitten im Wald, sondern mitten in einem großen Raum mit vielen Menschen.

Was war denn hier los? Das war garantiert nicht die Bühne. Ich wusste doch dass diese Schilder mich bescheißen, beim nächsten Mal sollte ich sie ignorieren.

Hier waren noch mehr Mitglieder verschiedener Bands, die sich gerade untereinander oder mit irgendwelchen Backstagearbeitern unterhielten.

AnCafe waren ja auch hier… die und Uruha, das würde ja der reinste Kindergeburtstag werden.

An der Wand mir gegenüber musste etwas besonders Aufmerksamkeitserregendes sein, denn dort versammelte sich eine ganze Menschentraube.

Ich, Mr. Neugier himself, reihte mich natürlich auch gleich in die tuschelnde Schlange ein und wartete, bis ich vorne stand.

Als das “etwas” dann endlich in meine Sichtweite kam, stellte ich enttäuscht fest, dass es eigentlich nur der Zeitplan war, und laut diesem wären wir heute Abend als dritte von fünf Bands dran und unser Soundcheck wäre genau in… 3 Minuten!!!

Shit, ich musste zur Bühne und konnte erstens nur hoffen, dass ich den Weg fand und zweitens, das die Anderen von irgendjemanden Bescheid bekommen würden.

Ohne Plan und ohne auf Schilder zu achten stolpere ich also los, schnell noch eine sehr beschäftigt aussehende Frau angequatscht in welche Richtung es zur Bühne geht, nicht das ich mich nachher bei den Fans, die dagegen sicher nichts einzuwenden hätten, wiederfinde.

Und, oh Wunder, ich werde den Gang, den ich hergekommen bin wieder zurückgeschickt.

Nein, diese Logik wollte ich nicht verstehen, konnte ich nur hoffen nicht in diesem Labyrinth zu verhungern, wenn ich den Weg nicht fand.
 

Als ich das nächste Schild an einer Wand, vor die ich fast gelaufen wäre, hängen sah, suchten meine Augen hektisch das Wort Bühne in der Liste.

Da, eindeutig B-ü-h-n-e und der Pfeil zeigte nach rechts. Also entweder ich würde mich für den Pfeil entscheiden und somit nach der Meinung der Veranstalter zur Bühne kommen, oder ich würde mich für mein Gefühl entscheiden und somit nach meiner Meinung zur Bühne kommen.

Ich vertraute mir ja eigentlich nicht, aber da ich genau wusste, das ich, wenn ich nach rechts gehen würde auf jeden Fall wieder an unserer “Kabine” ankam, da ließ ich doch lieber meinem Bauchgefühl Oberhand.

Und siehe da, die Bühne kam in Sichtweite, oder sagen wir zumindest einige Techniker, die mir an den Arm grapschten und mich direkt auf die Bühne schubsten.
 

Dort lief ich dann, geblendet von einem großen Scheinwerfer direkt mal in Aoi hinein. Seine Gitarre gab einen gequälten Laut von sich und Aoi dirigierte mich bis zum Mikofonständer. Na, wenigstens das hatte ich mit seiner Hilfe schon mal geschafft. Ich sah mich um.

Hinter mir hinter seinem Drumset saß Kai, links neben mir stand wie immer Uruha und rechts Aoi und, wenn ich mich nicht täuschte, war das dahinten in der dunklen Ecke wirklich Reita, der heute durch Sonnenbrille und anstatt nur seinem Nasenband einem Tuch, sein Gesicht fast vollständig bedeckte.

Und wieder hatte ich dieses schlechte Gefühl, das heute einfach nicht mein Tag war. Normalerweise würde Reita jetzt hier bei uns, bei mir stehen, aber heute hielt er so viel Abstand wie es ging zu mir.

Irgendwie konnte ich ihn verstehen, aber hätte er mich nur einmal zu Wort kommen lassen, auch wenn ich bezweifle, dass ich die richtigen Worte gefunden hätte, dann sähe es zwischen uns jetzt vielleicht anders aus.

Aber sich darüber den Kopf zu zerbrechen brachte einfach nichts, vor allem jetzt nicht, wo ich mich doch auf die Musik konzentrieren sollte um meinen Einsatz nicht zu verpassen.

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Der Soundcheck war eine Katastrophe.

Ein anderes Wort gab es für diese “Leistung” einfach nicht. Aoi, Kai und Uruha waren dieses Mal zwar gut dabei, aber Reita und ich umso mehr abwesend. Wenn er sich verspielte kam der Rest auch raus und wenn ich meinen Einsatz verpasste, musste Uruha mich wieder einmal anschubsen.

Die Tontechniker schauten schon ziemlich genervt als wir nach einer Stunde, obwohl die ganze Aktion nur eine halbe dauern sollte, endlich von der Bühne verschwanden, aber mein Gott, dafür wurden die bezahlt! Also, nicht fürs genervt aussehen, sondern eher für das, was auch immer die da taten.

Kai sah ziemlich sauer aus, als er hinter der Bühne auf mich wartete.

“Ruki verdammt, dir ist schon klar, dass du dir das heute Abend nicht leisten darfst! Und du auch nicht Reita!” meckerte er zwischendrin in eine andere Richtung, bevor er sich sauer wieder zu unserer Umkleide führen ließ.
 

Keiner der anderen war wirklich scharf darauf unserem Drummer zu folgen, also verschwanden sie alle in verschiedene Richtungen, bis auf Uruha.

Dieser kam auf mich zu und zog mich am Arm in eine etwas abgelegene Ecke.

Ich weiß ja, dass mein Arm toll ist, aber warum sie heute alle daran herumzerren mussten, verstand ich nicht so ganz,. Naja wenn wenigsten sie Spaß dran hatten!

“Ruki, du musst mit ihm sprechen!” redete Uruha auf mich ein und sah mich eindringlich an.

“Ja, ich weiß ja, ich versuch es auch, aber er geht mir aus dem Weg!”

“Ouh Bo´, manchmal bist du echt komplizierter als ich! Natürlich geht er dir aus dem Weg, meinst du nicht, ihm ist das ganze vielleicht ein bisschen peinlich? Er hat Angst vor deiner Reaktion.”

“Aber das muss er doch gar nicht!”

Darauf hin musste Uruha anfangen zu Lachen.

“Nein Ruki, eigentlich nicht, aber woher soll Reita das denn wissen?” und damit ließ er mich stehen.
 

Ja, woher sollte Reita das eigentlich wissen?

Und… wo zum Teufel steckte der jetzt schon wieder? Das konnte doch nicht wahr sein, er hatte doch keinen Harry Potter-Tarnumhang oder so was und ich war mir nicht mal sicher, ob er die Harry Potter Bücher überhaupt gelesen hatte.

Entweder suchte ich ihn jetzt, oder ich suchte mir eine Beschäftigung, wie ich die Zeit bis um halb 11 totgeschlagen bekam und das waren immerhin noch ein paar Stunden.
 

Das mit dem “andere Beschäftigung suchen” hatte natürlich besser geklappt als Reita zu finden und jetzt zählten wir, wie viele Gummibärchen wir in den offenen Mund unseres schlafenden Drummers werfen konnten, bis er aufwachte. Sehr interessant, vor allem weil Kai schon seit dem 23. Gummibärchen verdächtigt zuckte, aber jetzt, beim 34. immer noch nicht aufgewacht war und uns aus Gummibärchen drei gleichlange Stricke knotete, die wir zum Galgen tragen durften.

Wie konnte er nur so viele Süßigkeiten auf einmal in seinen Mund schaufeln? Musste ich bei Gelegenheit auch einmal ausprobieren!

“45!” quietschte Aoi begeistert und warf das nächste unschuldige Bärchen.

Okay, kein unschuldiges Bärchen, eher ein schuldiges Bärchen, das nicht ganz traf, und Kai somit aufweckte.
 

Buäh, ausgespuckte Gummibärchen waren nur halb so lustig, wie fliegende Gummibärchen.
 

“Okay, ich geh mich umziehen.” verkündete ich, nachdem wir 1 ½ Stunden auf Anordnung von Kai mit den Händen im Schoß still sitzen mussten.

Er meinte, das würde unsere Durchblutung fördern, doch irgendwie glaube ich ihm das nicht wirklich.

Kai schickte mir noch einen tödlichen Blick, bevor er langsam nickte.

“Aber beeil dich!”

Ich wollte gerade vor ihm salutieren, als mit bewusst wurde, dass dies nicht gerade zu meiner Gesundheit beitragen würde, aber der hatte heute auch wieder einen Befehlston an sich.
 

Seufzend schnappte ich meine Tasche und verzog mich in die miefigen noch kleineren, Umkleidekabinen.

Schwarzes Shirt. Okay, und dazu? Klar, meine goldene Hose.

Diese hatte ich heute Morgen natürlich geistesgegenwärtig in meine Tasche gepackt und zog sie jetzt hervor, wobei ich mir den Ellbogen schmerzhaft an der Wand, die im Weg war, stoß.
 

Ich ließ meine gefaltete Hose auseinander fallen und sah… Löcher! Überall Löcher!

Mist, Uruha hatte meine Hose doch zerschnitten!

Was sollte ich denn bitte jetzt anziehen?

Deutschland war nicht gut für meine Klamotten. Erst mussten meine Schuhe dran glauben und jetzt auch noch meine Hose.

Naja, zog ich sie halt einfach mit den Löchern an… den Fans würde es auf jeden Fall gefallen.
 

Als ich wieder zurück kam, schaute Kai mich entgeistert an.

“Ruki, du hast da ein Loch direkt am A….”

“Ich weiß Kai.”

“Ruki, man sieht deine Boxe….”

“Ich weiß Kai.”

“Ruki, wir haben gleich einen Auftritt, in einer Halle, die mit guten 4000 Fans gefüllt ist!”

“Ich weiß Kai!” knurrte ich angesäuert und ließ mich auf einen der Klappstuhle fallen.

Fehler!
 

Klappstühle mochten mich also auch nicht! Dachte ich, als ich meine Gliedmaßen wieder vom Boden aufsammelte.

Was hatte ich Gott eigentlich getan, das es mich so hasste? Okay, ich glaubte nicht wirklich an es. Aber das war immerhin kein Grund mich mit so einem Leben zu strafen. Fand ich zumindest.

“Willst du wirklich so da raus gehen? Die werden auf die Bühne klettern und dir die Fetzen vom Leib reißen!” gab auch Aoi zu bedenken und Kai nickte zustimmend.

“Werden sie nicht, es sei denn selbst die Bodyguards in diesem Land versagen.” konterte ich, obwohl ich mir nicht ganz so sicher war, ob ich viel Hoffnung in diese riesigen Schränke setzten sollte.

“Und wenn sie es nicht schaffen sollte einen Fan abzuhalten, kann ich immer noch weglaufen oder Uruha zieht der Göre mit seiner Gitarre eins über!”

“Ruki!..” wollte Kai gerade ansetzten.

“Ich weiß Kai!”

Er sah zwar noch ziemlich sauer aus, sah aber dann ein, das es sowieso nichts bringen würde mit mir zu diskutieren und ließ mir meine goldene Fetzenhose.
 

Zufrieden, zumindest für den Moment, ließ ich mich diesmal neben Uruha auf dem Sofa, was einen stabileren Eindruck als die Klappstühle machte, nieder.

“Ich hab’ Hunger” quengelte mein Sitznachbar, nachdem ich gerade einmal 10 Minuten friedlich da saß.

“Okay, dann lass uns was zu essen suchen, dass nicht aussieht wie Whiskas Schlemmer Menü!” meinte ich voller Tatendrang und sprang auf.

Über einen langen Zeitraum eine weiße Wand anstarren und dabei still sein war noch nie meine Stärke gewesen, und niemand der hier Anwesenden sah aus, als wollte er einen gelangweilten Ruki beschäftigen.
 

Als wir uns von Kai lösen konnten, standen wir wieder einmal in weißen Gängen. Aber dieses Mal war ich ja wenigstens nicht alleine.

“Und, wo gehen wir lang Master Uruha?!” fragte ich und überlegte ob ich ihm aus Taschentüchern ein Zepter basteln sollte.

“Immer der Nase nach!” meinte mein “Master” und lief fröhlich nach rechts.
 

Wie konnte man nur so viel Glück haben?

Schon nach 10 Minuten in dem Teufelslabyrinth fanden wir doch tatsächlich eine Tür mit der Aufschrift “Kantine”. Ich wunderte mich immer noch, wie Uruha das gemacht hatte und sah mir die großen Schüsseln, in denen - na was wohl- das gleiche Katzenfutter wie bei uns im Zimmer schwamm, an.

Ich beschränkte mein Essen dann auf einen Apfel und wartete auf Uruha, der es sich traute etwas, das aussah wie grüner Schleim auf den Teller zu packen.

Angeekelt drehte ich mich weg, als ich sah, das Uruha auch noch irgendetwas Gelbes auf seinen Teller platschen ließ und sah… Reita!

Hier saß der also die ganze Zeit, in der Kantine, wahrscheinlich, weil er wusste, dass ich normalerweise den Weg hier hin gar nicht erst finde. Tja, so kann man sich täuschen.
 

“Jetzt geh schon zu ihm!” forderte Uruha, der auf einmal hinter mir stand mich auf. Seinen Teller hatte er mit Hilfe von Petersilie und Zitronenstück, in ein grün-gelbes Ying-Yang-Zeichen verwandelt.

Ich schauderte kurz, nachdem das grüne Zeug verdächtig nach Rosenkohl roch und sah noch einmal unsicher zu unserem Bassisten, der uns noch gar nicht bemerkt hatte, ging dann aber nachdem mir Uruha seinen Finger halb in den Rücken gepiekst hatte, doch ein paar vorsichtige Schritte auf ihn zu.

Ich stand jetzt direkt gegenüber von ihm, doch bemerkt hatte er mich immer noch nicht. Was machte er da eigentlich?

Irgendwie sah es aus, als würde er…. Zeichnen?! Seit wann zeichnete Reita bitte und das auch noch in einem Buch, das keineswegs neu aussah.

Vielleicht sollte ich ihn danach bei Gelegenheit mal fragen, aber jetzt war es erst einmal wichtiger, dass ich andere Sachen über die Lippen brachte.

“Hey” nuschelte ich leise, doch er schien es gehört zu haben, denn er sah mich überrascht, aber auch leicht geschockt und ängstlich an.

“Ruki.” brachte er verwirrt über die Lippen, als müsste er sich klar machen, dass ich vor ihm stand.

“Hast du vielleicht Eyeliner dabei? Meiner ist leer.”
 

Ich feige Sau.

Anstatt ihn zu fragen, ob wir kurz an einem anderen Ort reden konnten, fragte ich ihn nach S-c-h-m-i-n-k-e!! Als käme ich nicht auch so schon eitel genug rüber.

Mental verpasste ich mir eine Ohrfeige, kämpfte den Drang mir vor die Stirn zu schlagen erfolgreich nieder und sah zu Reita, der mich kurz noch verwirrter wie vorher anstarrte und dann anfing in seinen Taschen zu wühlen.

Wenig später hielt er mir den gewünschten Stift unter die Nase und sah mich erwartungsvoll an.

Ich nahm den Eyeliner zögernd an mich, bedankte mich kurz und hetzte danach auf die Tür zu.
 

“Du hast es vermasselt Ruki!” stellte Uruha nüchtern fest, als ich ihm draußen in die Arme lief. Er war kein bisschen Grün im Gesicht, also musste er das Essen ziemlich gut vertragen haben.

“Danke Uruha, das hab ich selbst gemerkt.” zickte ich ihn leicht an, was mir sofort wieder Leid tat, immerhin konnte er nichts für meine Dummheit.
 

Völlig in Gedanken merkte ich gar nicht, wie wir wieder bei den Anderen ankamen, wobei Kai gerade richtig entspannt wirkte, aber so sah er vor Konzerten immer aus, heimlich meditierte er bestimmt oder so einen Quatsch, Yoga vielleicht.

Sollte ich bei Gelegenheit auch einmal ausprobieren, vielleicht half das ja was, dann brauchte ich diese Mitleidsorganisation gar nicht.
 

Die Zeit bis zu unserem Auftritt verbrachte ich damit irgendwo in einer dunklen Ecke am äußersten Rand der Bühne zu stehen und den andere Bands zuzuschauen.

Sie machten ihre Sache wirklich gut und teilweise mochte ich ihre Musik sogar, doch heute Abend hatte ich ein komisches Gefühl dabei auf die Bühne zu gehen.

Irgendwie war die Stimmung in der Band gerade doch ein wenig gedrückt, vor allem, da niemand, bis auf mir und Uruha, Reitas Verhalten verstand.

Aber das mussten wir jetzt durchziehen, schließlich konnten wir unseren Auftritt jetzt nicht mehr absagen und das auch noch ohne guten Grund.
 

Seufzend stellte ich mich zu Kai, Uruha und Aoi, der einen letzten Schluck aus seiner Colaflasche nahm, bevor er gleich beim Auftritt nur noch dieses widerliche Wasser ohne Kohlensäure bekam und ich fand das schon eklig, ich wollte gar nicht wirklich wissen, was er darüber dachte, schließlich erinnerte ich mich noch zu genüge an den letzten Vortrag über abgestandene oder geschüttelte Cola.

Kai bekam Sticks und die anderen beiden ihre Gitarren in die Hand gedrückt.

Die hatten es aber auch immer leicht, ich musste das Mikro gleich erst einmal suchen, hoffen, dass ich nicht stolperte oder es verpasste und musste dann noch vorsichtig sein dem Teil nicht zu nah zu kommen, wer weiß, wer bei einem solchen Spektakel hier schon darein gesabbert hat!

Angewidert schüttelte ich mich kurz und versuchte diese Tatsache aus meinen Gedanken zu verdrängen.

Neben meinen wunderschön eingepackten Englischkenntnissen war sicher noch ein nettes Plätzchen.
 

Gedanklich entrümpelnd, wurde ich von Uruha mit auf die Bühne gezogen.

Und immer schön lächeln, auch wenn es noch Dunkel ist und der schwere dunkelblaue Vorhang noch direkt vor mir herweht, aber die erwischen einen immer auf dem falschen Fuß!

Das Mikro fand ich wieder Erwarten sogar ziemlich schnell und auch Reita findet seinen Platz auf der Bühne, sogar ohne das Kai ihn herschleifen musste oder so.

Vielleicht wird’s ja gar nicht so schlimm heute Abend.
 

~*~
 

Der Vorhang ging auf, nachdem der Moderator des Abends unnötig langgezogen unseren Bandnamen wie beim Boxen in die Menge rief.

Das erste Lied verlief eigentlich ziemlich gut, auch, wenn ich mehr in Reitas Richtung als in die Richtung der Fans sah.

Der Bassist wirkte irgendwie abwesend, aber unserem Publikum schien das nicht aufzufallen, denn sie riefen ihm andauernd etwas zu, was ich leider, oder vielleicht auch zum Glück nicht verstand.
 

Das zweite Lied verlief dann schon nicht mehr so, wie gewollt.

Reita war total in Gedanken und vermasselte den Anfang.

Mit ein paar schnell zusammengereimten Wörtern auf Japanisch von mir (etwa: Gurke, Hut, Engel, Ei, Idiot, Gedanken, Salat, Wecken, Danke, Einkaufen, Chamäleon, Poster, Kuscheltier, Decke, Rosa, Dreißig, Tüte, Penner, Wiese), sahen die Fans aber davon ab und bejubelten meine Weisheit.

Die Anderen unterdrückten ein Lachen mehr oder weniger erfolgreich (und wenn sie es doch taten, dann konnten die Fans immer noch darauf schließen, das sie mir in allem Gesagten zustimmten), bis auf Kai, der nicht wusste, ob er mir oder Reita einen Stick an den Kopf schmeißen sollte.
 

Als Aoi das dritte Lied anstimmte, sah ich, wie Etwas direkt auf mich zuflog. Instinktiv duckte ich mich aus der Flugbahn, doch Kai hatte leider nicht so viele Fluchtmöglichkeiten, sodass er das kleine Kuscheltier (Mist, vielleicht hatte da doch wer mein Gelaber ernst genommen) direkt auf die Nase bekam. Ich konnte mich gerade beherrschen nicht laut loszulachen (wie er aussah, wenn ihm gerade etwas ins Gesicht geflogen war) , bevor er das kleine Etwas wieder nach vorne warf.
 

Jetzt bemerkten auch die Anderen das plüschige Teil, bis auf Reita, der war leicht out of order, und Uruha bückte sich mit glitzernden Augen nach dem Monster.

Aoi, der das abtauchen Uruhas natürlich nicht bemerkte, stolperte Rückwärts über eben diesen, und als wäre dies nicht genug auch noch mitten in die Fanmengen hinein, während seine Gitarre ein wirklich unschönes Geräusch von sich gab. Unser Gitarrist tauchte also unter und ich konnte nur noch hoffen, dass sie ihn in einem Stück und vor allem vollständig angezogen wieder daraus zerrten.
 

Ich wusste doch, dass dieses Konzert nichts werden würde. Unser Drummer hing fast 5 Minuten später immer noch ziemlich belämmert über seinem Schlagzeug (das Plüschtier kam wohl doch nicht so gut, oder sie hatten Steine darin versteckt! Oder Drogen.), einer unserer Gitarristen war damit beschäftigt seinem neuen Freund einen Namen zu geben und der andere war kopfüber von der Bühne gestürzt, während Reita verträumt vor sich hinstarrte und irgendwie an seinem Bass rumzupfte, was die ganze Geräuschkulisse zum Überschäumen brachte.

So hilflos wie jetzt hatte ich mich noch nie wirklich gefühlt und die Bodyguards taten gerade ihr übriges Aoi wieder aus dem Meer von Fans zu fischen, allerdings bis jetzt noch nicht sonderlich erfolgreich.

Da ich wie ein Deko-Artikel einfach in der Gegend rumstand kam auch bald ein Backstagearbeiter oder so was und zerrte mich von der Bühne runter und Reita an der anderen Seite gleich hinterher. Langsam mussten die auch denken, ich konnte nicht laufen!
 

Und als ich nach einer halben Stunde wieder im Hotelzimmer war, dachte ich, ich konnte wirklich nicht mehr laufen.

Seitdem Reita und ich von der Bühne gezogen wurden, wurden wir nur noch irgendwo hingeschubst oder geschoben, bis wir wieder hier im Hotel waren.

Das Alles war irgendwie ziemlich aus den Fugen geraten und mir war klar, das das ein Nachspiel haben würde, denn nicht nur das Kuscheltier hatte das Konzert versaut, ich war dem Werfer sogar dankbar, da wir uns sonst nur weiter blamiert und unsere Fans noch mehr enttäuscht hätten.

Wir mussten private Angelegenheiten von unserer “Arbeit” trennen und das war uns oder viel mehr Reita und mir, heute Abend nicht gelungen. Jetzt mussten wir auch mit den Konsequenzen leben.
 

Seufzend sah ich auf die Uhr, die mir bereits halb 2 anzeigte.

Vielleicht sollte ich einfach schlafen gehen und hoffen, dass das Management nicht ganz so ausgeflippt war.
 

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Consequences.

Consequences <'3

too drunk to fuck!!
 

Eine Konsequenz ist eine – oft zwingende, mindestens jedoch mögliche – Folge eines Anfangssachverhalts wenn A stattfindet, resultiert daraus – zwingend oder möglicherweise – B.
 

Diese Hoffnung zerstörte mir ein wütender Kai am nächsten Morgen allerdings gründlich.

Nachdem ich durch “sanftes” Bollern an der Tür geweckt wurde, musste ich mich innerhalb von 3 Minuten in dem Gruppenraum vom Hotel einfinden.

Ohne mir die Mühe zu machen beim Gähnen die Hand vor den Mund zu halten, schleppte ich mich in den Raum und ließ mich auf ein Sofa fallen.

Reita, dessen Zigarette eher als Deko aus seinem Mund hing, war schon wieder im Halbschlaf und hing mehr auf seinem Platz als das er saß, Uruha hatte es versäumt sich abzuschminken und außerdem hatte er es hinbekommen sein T-Shirt so anzuziehen, dass sein Kopf durch einen Ärmel gezwängt war, während Aoi, den man ziemlich unverwundet und ziemlich unbekleidet wieder aus der Fanmenge gezogen hatte, gerade Unmengen an Zucker in sein Kaffee-Cola-Koffein-Gemisch kippte.

Kai kam mit einem ziemlich wütenden Gesichtsausdruck in den Raum gestürmt und ließ die Tür hinter sich zuknallen.

Hätte er jetzt noch so einen schwarzen Umhang umgeschmissen würde ich fast sagen er hätte einen Voldemort-verdächtigen Auftritt hingelegt, mit Lordcape.
 

“WIR” sagte er, nein zischte er eher, was man wirklich mit Voldemord vergleichen konnte, “haben ein PROBLEM! Die wollen uns den Deal kündigen, wenn wir nicht mit irgendeiner gescheiten Lösung um die Ecke kommen!” sagte er jetzt, aber eher frustriert.

“Die wollen WAS?!” rief ich leicht hysterisch.

“Ruki, wir haben’s versaut! Oh Gott, ihr wisst gar nicht, was das bedeutet!! Für dich Aoi gibt es keine Cola mehr, glaub mit mittlerweile ist Kaffee auf dem Weltmarkt billiger zu bekommen wie dieses eklig süße Zeug. Für dich Reita keine Zigaretten mehr, es ist mittlerweile günstiger mit einer 3 Quadratkilometer großen Hanfplantage erwischt zu werden - und denk jetzt ja nicht darüber nach - als sich ein Jahr die Glimmstängel zu finanzieren, für Ruki wird der Friseur gestrichen und für Uruha gibt es keine Entspannungsmusik, geschweige denn Spongebob, Hello Kitty und Co Fanartikel mehr, wenn uns nicht irgendetwas geniales einfällt!”

“Na dann streng dein hochintelligentes Hirn doch mal an.” meinte Uruha schlicht und starrte Kai gebannt an, als wäre er ein roter Luftballon, der gerade mit Helium befüllt wurde und ich könnte schwören, dass Kai kurz davor war unter die Decke zu gehen wie eben so ein Luftballon!
 

In diesem Augenblick sah Kai aus, als würde er am liebsten Messer nach uns werfen und genau so ein Gedanke ging ihm wohl auch durch den Kopf, denn er rauschte wütend aus dem Raum.

Wir alle blickten ihm verwirrt hinterher, in normalen Fällen würde er uns wenigstens noch eine Anweisung zukeifen, wie “Nicht rühren” oder “Raus!”.
 

Kurz nachdem unser roter Luftba…. Ich meine unser Drummer den Raum verlassen hatte, hörte man einen wütenden Schrei und ein Bollern an der Wand.

Wenn Kai so dermaßen Ausrastete, musste es schon ziemlich ernst sein und auch wenn ich es noch nicht wirklich realisierte und wahrhaben wollte, es war ernst.
 

Wir würden sozusagen unseren Job verlieren!

Wussten die eigentlich, wie schlecht die Lage auf dem japanischen Arbeitsmarkt im Moment war?
 

Kurz darauf kam Kai wieder in das Zimmer gestürmt und sah uns ruhig an.

“Das Management will uns in den Urlaub schicken!”

“Oh ja, Urlaub!” freute sich Uruha.

“In einen Zwangsurlaub sozusagen Uruha. Das wird kein Spaß, wir werden dort a.r.b.e.i.t.e.n!”

“Mhm, dann ins Disneyland!” rief er mit glänzenden Augen.

Wir anderen stöhnten gleichzeitig genervt auf.

“Mir ist egal wohin, Hauptsache das Hotel hat Cola!”

“Aoi, kein Hotel dieser Welt hat keine Cola!”

“Ja aber es braucht genug Cola.”

“Aoi, kein Hotel dieser Welt hat genug Cola für dich!!” konterte ich.
 

Jetzt schmollten Uruha und Aoi schon zusammen, während Reita und ich keine Wünsche äußerten, aber Kai kam uns auch schon zuvor.

“Leute, jetzt streitet nicht auch noch, es steht schon längst fest, wo wir hinfahren!”

Etwas perplex starrten wir ihn an.

“Wie schaffst du es eigentlich immer, alle unsere Wünsche so schnell unter ein Dach zu bekommen, Kai?” frage Aoi erstaunt.

“Gar nicht!” antwortete Angesprochener schlicht, “unser Urlaubsziel wird keinem eurer Wünsche entsprechen.”

“Wohin fahren wir denn??”

“An einen Ort, wo wir besonderen Zugang zur Natur haben, viele frische Luft und damit gute Vorraussetzungen, dass wir einen guten Song aufs Papier zaubern.”, hätten wir gekonnt würden wir ihn mit einem dicken Fragezeichen über dem Kopf schwebend anstarren, “wir fahren auf einen Bauernhof!”

“Was?” kreischte ich, “das kannst du nicht machen, meine HAARE!” wimmerte ich zum Schluss eher.
 

Auch Reita sah nicht begeistert aus, machte seinem Ärger aber nicht durch Worte Luft, sondern schwieg.

Er schien eh irgendwann beschlossen zu haben ein Schweigegelübde abzulegen! Wehe dem fiel es ein jetzt ins Kloster zu verschwinden, sich den Kopf kahl rasieren zu lassen und eine dieser unförmigen Mönchskutten überzuschmeißen!

Aoi zuckte nur mit den Schultern und sagte ebenfalls nichts, in seinem Kopf schien es bereits zu arbeiten, wie viele Klamotten er wohl hier lassen müsste, damit genug Cola für die Dauer unseres Urlaubs in seinen Koffer passte. Vielleicht konnten wir ihn ja auch von Cola auf frische Milch umstellen!

Uruha starrte Kai nur an. “Gibt es da auch lila Milka-Kühe?”

“Nein, auf normalen Bauernhöfen gibt es keine Milka-Kühe, aber Normale!”

“Oh…!”

Genau das ging mir gerade auch durch den Kopf.

“Wo ist dieser… Bauernhof eigentlich?!” fragte ich und betonte das Wort “Bauernhof” als würde ich “Valenzelektronen” sagen.

“Der ist in einem kleinen gemütlichen “Dörfchen” in Bayern, nur der Bauer, seine Familie, ein paar Tiere, viel Natur und wir!” meinte Kai gut gelaunt.

“Ich kotze gleich!” kam es leise von Aoi herüber, was Kai aber zum Glück nicht hörte und doch musste ich Aoi Recht geben.
 

Eine Weile war es ziemlich ruhig, und alle hingen ihren Gedanken nach, bis mir das alles zu blöd wurde. Ich würde doch nicht auf einen Bauernhof rumhocken! Nicht für eine Stunde, nicht für einen Tag, und erstrecht nicht für eine Woche!

Da stinkt‘s! Und überhaupt war ich kein Naturfan.

Kühe waren gruselig und Spinnen und Kleingetier noch gruseliger!

Wir hatten es selbst vermasselt und ich war auch noch einer der Hauptschuldigen, aber uns gleich so zu bestrafen?
 

“Ich geh erstmal Schnaps kaufen” sagte ich niedergeschlagen.

“Ruki, du …du bist noch viel zu klein dafür!” zischte Kai von er anderen Seite des Raumes.

“Klein schon, aber alt genug!” erwiderte ich trotzig, da er sowieso nur eine Ausrede suchte, damit ich mich nicht hoffnungslos betrank.

“Ruki!” donnerte Kai.

“Ist ja gut, dann kommt Uruha eben mit, der ist groß genug!” sagte ich und zerrte Uruha hinter mir her.

Ich würde doch noch meinen Schnaps bekommen!
 

Und ich bekam ihn auch, denn ein paar Stunden später fand ich mich in einer kleinen nicht wirklich gut besuchten Kneipe wieder.

Mittlerweile bestellte ich den Wodka nur noch pur -nachdem ich merkte, das Malibu Erdbeere viel zu langsam war um Gehirnzellen abzutöten- und Uruha sah dem Ganzen nur skeptisch zu und hatte mich schon mehrmals darauf hingewiesen, dass er ein paar sehr wichtige Fernsehsendungen wegen mir verpassen würde! Außerdem ignorierte ich seine weisen Ratschläge á la “Kai wird nicht glücklich darüber sein” auch schon seit einiger Zeit.

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Scheiße, mir war schlecht.

Ich hing mehr in Uruhas Armen, als das ich ging.

Mein Freund hatte mich dann doch noch überredet, dass wir jetzt gehen mussten und als ich aufstand, naja, da war alles aus.

“Guck ma’ Da’, da is’n Stern!” lallte ich meinen “Träger” an.

“Ne Ruki, das ist doch ‘ne Straßenlaterne.”

“Oh… sieht aba w-wast aus wie’n St-Stern!”
 

~*~
 

Am nächsten Morgen ging es mir sogar noch schlechter und ich dachte es ging nicht mehr schlimmer, doch leider wachte ich an diesem Morgen in einem mir fremden Bett auf.
 

Okay, nichts Außergewöhnliches in einem Hotel, aber DAS war eindeutig nicht mal mein Zimmer!

Ich drehte meinen Kopf zu Seite, was dieser gleich mit stechenden Schmerzen begrüßte und sah einen schwarzen Wuschelkopf neben mir.

“Aoi?!” fragte ich entsetzt und stellte fest, das ich so ziemlich nichts mehr anhatte.
 

Wie war ich bitte in Aois Bett gekommen und das auch noch mehr als halbnackt??

Der Schwarzhaarige gab ein Grummeln von sich, schmatzte einmal kurz vor sich hin und drehte seinen Kopf dann in meine Richtung.

“Oh Ruki, du bist wach.” stellte er fest.

“Was ‘ne Feststellung am frühen Morgen, nur würde ich gern wissen, was ich hier mache und vor allem, WARUM ICH FAST NIX ANHAB!” fragte ich bemüht freundlich.

“Wir haben doch nicht… du weiß schon!” fragte ich ihn fast weiß im Gesicht, was dann aber schnell in ein tiefes Rot umschlug.

“Naja…”

“WAS? Dann… dann musst du mir ja auch Beweise liefern können!” klammerte ich mich an meinen letzten Rettungshacken.

“Mhm, du hast da so ein kleines fast sternförmiges Muttermal am Oberarm….!”

Mit großen Augen starrte ich ihn entsetzt an.

“Woher weißt du das, haben wir wirklich….!”

Jetzt lachte der Kerl auch noch unverschämter Weise laut los, dabei fand ich das gar nicht so witzig, wenn Reita das mitbekommen würde, dann würde ich nie an ihn heran kommen!

“Nein Ruki haben wir nicht! Und jeder der dich schon mal im T-Shirt gesehen hat und neben dir stand, weiß dass du da so ein Muttermal am Oberarm hast!”

“Du… du… du kleine Mistkröte!” schrie ich und stürzte mich mit einem Kissen auf ihn.

“Ahh Ruki, du stinkst! Was hast du getrunken?? Du riechst original wie eine Kneipe!”

Nach 10 Minuten lagen wir beide hektisch nach Luft ringend auf Aois ziemlich zerwühltem Bett.

“Du Ruki, wie viel Uhr haben wir eigentlich?!”

“Mhm, dein Wecker sagt halb 1.”

“Was?” kreischte er, “dann müssen wir in ‘ner halben Stunde los!”
 

Nachdem ich hektisch aufgesprungen war, meine Klamotten mehr schlecht als Recht wieder angezogen hatte, hetzte ich in mein Zimmer zurück, wo mich ein heilloses Durcheinander erwartete.

Wie auch immer meine Boxershorts dahingekommen waren, aber sie hingen, fein säuberlich nach Farbe und Muster geordnet über dem Balkongelände.

Meine restlichen Klamotten lagen auf kleinen Häufchen zusammen, die im ganzen Zimmer verteilt waren. Zwischendurch blitzen hier und da mal ein paar Shampoo-Flaschen, eine Bürste oder Schminke hervor.

Irgendwie hatte ich den leichten Verdacht, das auch Uruha diese Nacht nicht in seinem Zimmer verbracht hatte.
 

Wie ein kleiner Hase hüpfte ich durchs Zimmer und versuchte nirgendwo draufzutreten, so eine Nagelpfeile im Fuß… obwohl, vielleicht durfte ich dann hier bleiben, während die Anderen ihren Strafurlaub auf dem Bauernhof absaßen.

Allerdings war das Ganze ja gar nicht so schlecht, wenn man mal daran dachte, dass das ein wenig wie “The Simple Life” ablaufen könnte.

Reita in High Heels, nur in …. Nein, schlechter Gedanke, ich sollte lieber zusehen, dass ich das Chaos hier beseitigt bekam, denn ich war mir sicher, Kai würde mich, ohne mit der Wimper zu zucken, in genau 27 Minuten aus meinem Zimmer schleifen und den Rest zurücklassen. Und wie war das?

Im Krieg wird niemand zurückgelassen!
 


 

Die Anderen dürfen mich Gott nennen… oder sagen wir lieber den allmächtigen Ruki. In genau 24 Minuten und 37 Sekunden hatte ich Das geschafft, was andere in ihrem ganzen Leben nicht schafften.

Ich hatte das komplette Chaos, was in diesem Zimmer herrschte in meinen Koffer gestopft und danach hatte ich ihn sogar noch zubekommen, ohne das ich das Kunststück vollbringen musste, mich selbst draufzuschmeißen und den Reißverschluss in einer unmöglichen Zirkuspose zuzuziehen, oder sagen wir es wenigstens zu versuchen!

Jetzt musste ich mit dem Monster an Koffer nur noch heil in die Lobby runterkommen, (die dafür zuständigen Leute hatten schlapp gemacht) ohne mir irgendetwas zu brechen, verstauchen, quetschen, aufzureißen oder ähnlich lustige Dinge, aber zum Glück ging der Aufzug ja wieder.
 

Unten angekommen, war noch niemand außer mir in der Hotellobby. Ich sah mich kurz um, damit ich auch niemanden verpasste und machte mich dann auf den Weg nach draußen, allerdings überprüfte ich vorher in einem der vielen Spiegel, die ich auf meinem Weg zur Tür traf noch einmal, ob meine Mütze, mit der ich meine verknotete Haarpracht vertuschte, und meine Sonnenbrille, damit niemand mich ungeschminkt sah, saßen, zum duschen war in meinem genialen Zeitplan leider keine Zeit mehr gewesen, konnte ich ja nur hoffen, dass die Bauern in Bayern wenigstens fließendes Wasser hatten.

Es musste ja nicht einmal warm sein!
 

Kaum das ich das Hotel verlassen hatte, begrüßte mich das Wetter mit einer Schübe Regen mitten ins Gesicht. Einer von diesen unfähigen Staff-Leuten eilte herbei und riss mir vollkommen unerwartet, während ich mir das Gesicht versuchte wieder trocken zu wischen, den Koffer aus der Hand, sodass ich mich beinahe noch auf den Boden gepackt hätte. Einer der Bodyguards fing mich jedoch noch rechtzeitig auf und leitete mich unter einem Schirm zu unserem Auto. Ich bedankte mich sogar noch recht nett, heute war mein halbwegs sozialer Tag, und stieg dann in den Kleinbus mit den getönten Scheiben.

Hinten 3 Sitze, in der Mitte 2 und vorne konnte noch einer sitzen. Eigentlich hätte ich gerne meine Ruhe gehabt, aber Kai beanspruchte den Beifahrersitz leider immer für sich, schließlich konnte er sich ja nicht mit uns nervenden Kleinkindern abgeben, sagte er auf jeden Fall ziemlich häufig, wenn man ihn fragte, warum er nicht mit hinten saß.
 

Ich krallte mit dem Sitz am Fenster in der letzten Reihe und packte erstmal mein Frühstück aus, was aus einer Packung Kekse und einer halben Tafel Schokolade bestand.

Während ich mich mit meinen Keksen vollstopfte, kam endlich auch mal der Rest der Truppe.
 

Aoi, und Reita setzten sich leise redend (naja eher Aoi textet Reita voll) in die Reihe vor mir, was mich irgendwie erleichterte, 6 Stunden neben Reita zu sitzen würde ich nicht aushalten und normalerweise saß genau dieser auch ziemlich gerne hinten.

Dann kam Uruha fröhlich in den Innenraum unseres Fahrzeuges und ließ sich auf den Sitz neben mir fallen.
 

“Moah Ruki, du stinkst.” sagte Uruha zur Begrüßung und rümpfte die Nase.

“Ich weiß.” antwortete ich schlicht.

“Und warum tust du dann nichts dagegen??!” fragte er mich.

“Keine Zeit.”

Irgendwie hatte ich gerade keine Lust zum reden und auch mein Sitznachbar merkte das wohl so langsam und ließ mich in Ruhe. Jahrelange Erfahrung dass es besser ist, einen wortkargen Ruki zu meiden würde ich das nennen.
 

Die ersten zwei Stunden Fahrt gingen nur ziemlich schleppend um. Nachdem Uruha nicht mehr versucht hatte mit mir zu reden, hatte er lieber sein Spongebob Puzzle ausgepackt und angefangen auf dem zerbrechlichen Plastiktisch, den er vom Vordersitz runterklappen konnte, zu puzzeln.

Ich stöpselte die Kopfhörer von meinem i-pod in meine Ohren und ließ mich beschallen, während ich andauernd den blonden Hinterkopf einer Person vor mir anstarren musste.

Diese Person redete mittlerweile auch nicht mehr mit Aoi, sondern kritzelte irgendetwas vor sich hin.
 

Ich hoffte, auf dem Bauernhof würde ich irgendwann mal einen Zeitpunkt finden, um mit ihm zu reden, schließlich war das Ganze ja eigentlich nur ein Missverständnis und wir hätten schon längst… naja, zusammen sein können, wenn Reita das genauso wollte, wie ich.

Wir waren aber auch echt unfähig.
 

Als wir das erste Mal hielten, verspürte ich nicht den winzigsten Drang nach Draußen. Meistens stank es auf solchen Rastplätzen mehr, als das man frische Luft schnappen konnte und der Kaffee war braunes Wasser, was schon 2 1/2 Stunden auf der warmhaltenden Platte stand!

Die Anderen stürmten mit Begeisterung ins Freie und vertraten sich kurz die Beine, bevor es weiterging.
 

Die Fahrt an sich war nun nicht wirklich spannend. Die Gegend wurde immer flacher und immer mehr Felder säumten die Autobahn, was mir schon ein wenig Angst machte.

Irgendwann, als es schon dämmerte, fuhren wir von der Autobahn ab und fuhren über Landstraßen, manchmal durch Dörfer hindurch, die ich mitten ins Mittelalter gestopft hätte, wenn mir jemand ein Bild davon gezeigt hätte, aber sicher nicht ins 21. Jahrhundert.
 

Im Bus wurde es immer ruhiger und Uruha neben mir schlief schon längst, mit seinem Nashorn im Arm.

Unser Fahrer wurde auch immer unfähiger, denn immer öfter musste Kai jetzt mit dem Monster von Landkarte vorne sitzen und den richtigen Weg ins Verderben suchen.

Nachdem wir an den ersten Kühen, die ich nur noch schemenhaft erkennen konnte, vorbeikamen, befand unser Drummer aber, das es nicht mehr weit sein konnte, nur noch die Straße entlang und dort abbiegen und dann noch den Feldweg, das sagte er auf jeden Fall zu unserem Fahrer.
 

Durch unser Dachfenster bot sich auf jeden Fall ein atemberaubender Anblick der Sterne und irgendwie faszinierte mich das Bild so sehr, dass ich gar nicht mehr mitbekam, wie wir die Straße entlang, dann abbogen und noch den Feldweg hinter uns brachten. Erst als Uruha, der von Aoi geweckt wurde, mich anstubste, bemerkte ich das beleuchtete Haus vor uns.

Irgendwie sah es ganz symphatisch aus, im Fachwerkstil mit roten Blumen vor den Fenstern, die leicht herunterrankten, dunkelgrünen Fensterläden und einer großen Tür aus dunklem Holz.
 

Kai sprang natürlich voll enthusiastisch als Erstes aus dem Wagen und freute sich endlich da zu sein, während wir anderen eher langsamer und misstrauischer folgten und schon als ich ausstieg und meinen rechten Fuß in irgendeine undefinierbare Matsche setzte, wusste ich, ich würde es hier niemals mögen!
 

Unser Drummer begrüßte gerade einen Mann, der vermutlich der Herr des Bauernhofes war, ein waschechter Bauer. Der hosenträgertragende Vollbärtige sprach ungefähr genauso schlecht Englisch wie Kai, aber das machten den Beiden gar nichts und sie papelten fröhlich vor sich hin, bis Kai beschloss es sei and er Zeit dem Bauern seine Opfer vorzustellen.

Als ich dem Mann, mit dem Namen “Bauer Sepp” die Hand gab, hoffte ich, dass meine Hände sich nach ein paar Tagen hier nicht genauso anfühlten.
 

Bauer Sepp führte uns dann auch gleich in die gute Stube, nachdem er es für zu kalt befunden hatte, weiter draußen zu stehen. Drinnen trafen wir dann auf Sepp’s Frau. Diese stand mit Dirndl und Schürze in der Küche und versuchte mit ihren langen blonden Zöpfen, die ihr rundes Gesicht umsäumten nicht in der Suppe zu landen.

Auch sie gab uns die Hand und ich gruselte mich leicht vor ihren Fingernägeln. Die gute Frau hörte auf den Namen Maria.

Maria bat uns dann erstmal zu Tisch und stellte einen Topf voller... nun ja grüner Pampe auf den Tisch. Erbsensuppe nannte sie dieses grüne Gematscht und ließ uns gleich erstmal allen eine große Kelle auf den Teller schwappen, weil wir “doch sicher hungrig waren”.

Kai schlang das Zeug gleich runter, als wäre es das Beste was er jemals gegessen hatte und entweder schmeckte es ihm wirklich oder er war einfach ein guter Schauspieler.

Auch ich versuchte mich vorsichtig an meinem Abendessen, beschloss aber, dass ich nicht so auf grünes Zeug stand und schob den Teller nach zwei Höflichkeitslöffeln wieder von mir.
 

Nachdem wir alle entweder beschlossen hatten gerade auf Diät zu sein, keinen Hunger zu haben, oder satt zu sein, stellte uns Bauer Sepp seine restliche Familie vor.

Dazu gehörten seine 16-jährige Tochter Anne, bei der ich mich fragte ob sie schon einmal etwas von Mode oder Clearasil gehört hatte und der kleine 10 Monate alte Constantin, der fröhlich vor sich hinsabberte.

Angewidert nahm ich sogar einmal kurz die kleine Hand von dem sabbernden Monster und folgte danach wie alle Anderen Anne, die uns unsere Zimmer zeigte.
 

Kai bekam natürlich wieder sein Einzelzimmer, was er immer bekam, wenn alle anderen auch zu zweit in einem Zimmer schlafen mussten, noch hatte ich zwar Hoffnung, das jeder von uns ein Zimmer bekam, aber so groß war das Haus jetzt auch wieder nicht.

Am hinteren Ende des Flurs im zweiten Stock waren noch zwei Türen und meine Hoffnung war von jetzt auf gleich zerstört. Ich hoffte nur, das Aoi oder Uruha mit mir ein Zimmer teilen würden, was sollte ich denn machen, wenn Reita mit mir in ein Zimmer kam?

Obwohl es irgendwie auch gut wäre um mit ihm zu sprechen, ohne das irgendwer dabei störte.
 

Über meine ganzen Gedanken merkte ich gar nicht, wie ich auf einmal fast alleine im Flur stand, alleine, bis auf Anne, die mir freundlich immer noch die linke Tür aufhielt und noch irgendetwas vor sich hinquatschte, was ich nicht wirklich verstand, aber ich nickte ab und zu mal nett und betrat das Zimmer.
 

Eigentlich sah es ganz gemütlich aus, wenn auch etwas klein. Zwei Betten standen an jeweils einer hellgelb gestrichenen Wand, parallel zur Tür war ein großes Fenster, welches mit einer grausigen Blümchengardine verhängt war und gleich hinter der Tür ein kleiner Schrank. Auf der linken Seite führte noch eine andere Tür in ein angrenzendes Zimmer, was sich als Bad herausstellte, doch von meinem Zimmerkameraden fehlte jede Spur.
 

Verwirrt schüttelte ich kurz den Kopf und ging in das Zimmer gegenüber, in dem Uruha und Aoi schon ihre Koffer auspackten.

Mist, also doch mit Reita in einem Zimmer!

Wenigstens konnte ich mir jetzt erklären wo dieser auf einmal abgeblieben war. Er holte seinen Koffer, genau das, was ich jetzt auch tun sollte, es sei denn ich wollte, dass mein geliebter goldener Koffer samt dem Kleinbus und Fahrer in ein Hotel nach München fuhr.

Ich hetzte also die Treppen wieder runter, durch die Küche und zur Tür raus, um als Letzter bei dem schwarzen Wagen anzukommen und mir den Koffer geben zu lassen.

Suchend sah ich mich um. Reita konnte sich doch nicht unsichtbar machen! Ich hatte ihn nicht gesehen, während ich runter gerannt war und hier unten war er auch nicht mehr! Wir waren doch nicht die “Fantastic Four” und Reita das Weib!
 

Nachdem ich meine äußerst schlauen Gedankengänge über Reita als Weib endlich abstellte, stand ich schon vollkommen alleine auf dem Hof. Das Auto war bereits weg, die Lichter im Haus aus und es war scheiße kalt.

Langsam trottete ich zur Tür und rüttelte an ihr, nur um festzustellen, das sie bereits abgeschlossen war. Na super.

Ich ließ meinen Koffer stehen und lief einmal ums Haus herum, auf der Suche nach einer Klingel, aber so was besaß das Teil wohl nicht, also musste ich es mit Klopfen versuchen.
 

Als mir nach 10-minütigen Dauerklopfen immer noch niemand auf gemacht hatte, hatte ich mich schon fast mit den Gedanken abgefunden eine Nacht im Freien zu verbringen.

Ich konnte natürlich immer noch die Einbrechnummer abziehen, aber dazu war ich viel zu müde und Kai würde mich umbringen, wenn das erste was ich hier tat ein Fenster einschlagen war.
 

Mal sehen ob ich einen geeigneten Platz zum schlafen fand, ohne das ich gleich ausgeraubt werden würde, obwohl diese Möglichkeit eigentlich so gut wie gar nicht bestand, denn ich hatte keine Nachbarn oder Ähnliches gesehen.

Rechts neben dem Haus war ein weiteres Gebäude aus Holz, wahrscheinlich ein Stall oder so etwas, vielleicht konnte ich ja einen auf Heidi machen und mir ein Strohbett basteln.

An der Scheune angekommen, stellte ich fest, dass das Tor mit einem Schloss gesichert war. Nicht einmal ein Strohbett gönnte man mir also.
 

Seufzend drehte ich mich um und entdeckte, einen grasbewachsenen Hügel gegenüber vom Haus.

Oben auf diesem Hügel, oder eher Damm, stand ein Baum und der Mond, der sich heute in voller Pracht zeigte, beschien eben diesen Baum, aber der war nicht das Interessanteste.

Reita saß mit angezogenen Beinen, den Rücken an den Baum angelehnt im Gras und schaute sich gedankenverloren den Mond an.

Jetzt oder nie!

Ich ließ meinen Koffer an dem Scheunentor stehen und ging langsam auf ihn zu. Im Mondlicht schien seine Haut weiß wie Porzellan. Seine Augen hielt er noch geschlossen, doch als ich leise, um ihn nicht zu erschrecken, seinen Namen sagte, öffnete er sie ruckartig.

“Ruki!” stieß er erschrocken hervor, “W-was machst du hier?!”

Total verwirrt der Kerl.

“Naja, die haben uns glaube ich vergessen. Auf jeden Fall ist die Tür zu und da hab ich dich gesehen und dachte mir, wir… naja, wir sollten vielleicht reden.”

Er nickte nur stumm, was ich als Einladung sah mich neben ihn zu setzten.

Mist, in solchen Momenten fand ich einfach nie die richtigen Worte und ihn jetzt irgendetwas zu fragen, wodurch er sich erklären musste, wollte ich auch nicht.

"Weißt du, das neulich, das tut mir wirklich Leid und ich weiß, das ich das nie hätte machen sollen und ich versteh auch, wenn du wissen willst, warum ich überhaupt auf so einen dummen Gedanken komme und dich einfach küsse..." fing Reita von alleine an, was mich dann doch ein wenig überraschte, so wenig wie er gesprochen hatte in letzter Zeit.

"... aber irgendwie gehst du mir nicht mehr aus den Kopf Ruki, ich kann wirklich keine Sekunde mehr nicht an dich denken. Wann das alles angefangen hat weiß ich schon gar nicht mehr, ich weiß nur dass es immer schlimmer wurde.. aber das jetzt ist viel schlimmer, zu wissen, dass du mich hassen wirst, weil ich dich liebe, dass du mich verabscheuen wirst, weil ich dich küssen und berühren will und im Moment hasse ich mich selber ein bisschen, das ich dir das Alles erzähle."

Er drehte seinen Kopf zur anderen Seite, nachdem die Worte nur so aus ihm herausgesprudelt waren und perplex sah ich seinen Hinterkopf an.

Ich brauchte ein paar Sekunden, bevor ich realisierte, was er gesagt hatte und sprang auf.

Ruckartig drehte er mir sein Gesicht wieder zu.

“Ich...”

Ich konnte meine Gedanken einfach nicht ordnen und zu Sätzen formen, mir schwirrte so vieles im Kopf herum, so vieles, was ich ihm jetzt gerne gesagt hätte, doch ich brachte diese Worte einfach nicht über die Lippen. Langsam ließ ich mich wieder neben ihn sinken und starrte ihn einfach nur an.

Nach einer Weile sah auch er mich wieder an, irgendwie wartend und auffordernd.

Ich schüttelte kurz leicht den Kopf um mich wieder ins Hier und Jetzt zu bringen und legte meine Hand auf seine Wange.

Immer noch brachte ich kein Wort hervor, bevor ich meine Lippen sanft auf seine kalten legte und die Augen schloss.

Im ersten Moment schien er ziemlich überrascht, doch dann entspannte auch er sich, sodass wir unseren ersten Kuss praktisch wiederholen konnten, mit ein bisschen mehr Einsatz von meiner Seite.
 

Als wir uns wieder voneinander lösten, traf ein verwirrter Blick meinen.

“Was...” setzte er an, doch ich unterbrach ihn.

“Es tut mir so Leid Reita, das in dem Hotelzimmer, du hast mich einfach so überrascht, das ich gar nicht reagieren konnte und dann warst du auf einmal weg und ich hab mich so über mich selbst geärgert, das ich die Chance nicht endlich ergriffen hab um dir zu sagen was ich für dich empfinde.

Ich liebe dich, schon so lange, aber du hast nie den Eindruck gemacht, das du das Gleiche empfinden würdest, deshalb hab ich mich nicht getraut dir irgendetwas zu sagen und... wir sind schon blöd...” meint eich und musste auf einmal Lachen “...wir empfinden beide das Gleiche und können nicht den Mut aufbringen es dem Anderen zu sagen!”

Auch er lachte kurz, wurde dann aber wieder ernster und sah mir fest in die Augen, sodass mir ein kalter Schauer den Rücken runter lief.

“Ich liebe dich, Ruki!”

“Ich liebe dich auch!” antwortete ich ihm, bevor wir wieder in einen langen Kuss versanken.
 

“Komm, lass uns einen Platz suchen, wo wir heute Nacht schlafen können, die Tür ist schließlich zu.” meinte er, nachdem wir noch eine Weile da gesessen hatte und ich ihm schließlich von der geschlossenen Tür erzählt hatte.

Er stand auf und reichte mir die Hand, um mir aufzuhelfen, doch auch als ich stand hielt er meine Hand fest in seiner. Lächelnd strich ich mit dem Daumen über seinen Handrücken und zog ihn dann Richtung Stall.

“Hey Ruki, wie wäre es damit?” fragte Reita mich und deutete auf einen alten Tracktor.

Skeptisch sah ich ihn an.

“Meinst du das ernst?”

“Klar, besser als nass zu werden, falls es heute Nacht regnen sollte!”

Ich nickte und ließ mich immer noch misstrauisch von ihm mitziehen.
 

Naja, so schlecht war es im Fahrerhäuschen des Treckers gar nicht.

Der kleine schwarze Sitz war soeben groß genug, dass ich es mir auf Reitas Schoß gemütlich machen konnte, bevor er seine Jacke über mich legte.

“Gute Nacht 王女!”

“Warum eigentlich Prinzessin?!” fragte ich ihn leicht verwundert.

“Keine Ahnung, passt irgendwie zu dir.”

“Im positiven oder negativen Sinn?”

“Positiv natürlich!” nuschelte er, während er seine Nase, oder eher sein Naseband, in meinen Haaren vergrub.

Zufrieden kuschelte ich mich näher an ihn und schlief irgendwann in seine Armen ein.
 

~*~
 

“…TA? RUKI??? REITA!!?”

Verschlafen öffnete ich die Augen einen kleinen Spalt, nur um sie geblendet wieder fest zu zukneifen.

Reita grummelte irgendetwas Unverständliches an meinem Hinterkopf und strich mir leicht über den Oberarm.
 

Wahrscheinlich hatten die Anderen uns entdeckt, denn um uns herum wurde es immer lauter und irgendwer rüttelte ziemlich unsanft an uns herum.

“Mhm… was’n los?” fragte Reita noch ziemlich verwirrt.

“Auch wenn ihr, so wie es aussieht, Spaß dabei hattet, hier draußen zu schlafen, geht jetzt erstmal die Arbeit los!” meinte Kai.

“Welche Arbeit denn?! Und welcher Spaß?” war ich auf einmal hellwach.

“Naja, ich dachte mir, vielleicht bekommen wir ja ein paar gute Ideen für unseren “Rettet-the-GazettE”-Song, wenn wir Sepp etwas helfen.”

Natürlich, sonst war Kai aber noch ganz frisch ja?!

Ich seufzte und schloss die Augen wieder. So wollte ich den Tag garantiert nicht anfangen.
 

Reita schickte sie dann auch alle wieder weg, und versuchte unseren misslungenen ersten Morgen irgendwie noch anders zu gestalten, indem er meine schauspielerischen Talente fragte und mich noch einmal “weckte”.
 

Als wir zusammen in der kleinen Küche ankamen, waren die Andern schon längst fertig mit frühstücken und machten uns ein wenig Platz auf der nicht sehr stabil aussehenden Holzbank.

Maria legte und gleich erst einmal irgendwelche verkrüppelten Brotscheiben mit irgendetwas, was aussah wie rote Pampe auf den Teller.

Die erklärte irgendetwas von “selbstgemacht” und “Marmelade” und da beschloss ich

eine kleine Hardcore-Diät™ anzufangen.

Während ich das Essen also komplett verwährte, war Reita wenigstens so mutig es zu probieren, lehnte aber nach einer halben Scheibe alles Weitere dankend ab. Nicht einmal die frische Milch wollte er probieren, lieber eine Kippe, der Feigling!

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Work. + Epilog.

Work <'3

cows, lawn-mower, chicken, babys & dead rabbits
 

~Arbeit ist zielgerichtete, planmäßige und bewusste menschliche Tätigkeit, die unter Einsatz physischer, psychischer und mentaler Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt ~
 

“So, also die Aufteilung sieht wie folgt aus: Uruha wird mit Aoi die Hühner füttern und die Eier suchen, während Reita und Ruki den Rasen mähen. Ich werde derweil Bauer Sepp persönlich zur Hand gehen!” wies Kai uns ein, nachdem wir uns alle umgezogen hatten.

Die Bäuerin hatte uns freundlicherweise die richtige Arbeitskleidung in die Zimmer gelegt, sodass wir nun alle in Blaumann, Holzfällerhemd und Gummistiefel hier standen.

Fehlte eigentlich nur noch der Hut, aber diese Ehre war -zum Glück- nur dem Bauer himself vorbehalten.
 

Murrend machte ich mich also mit meinem Freund auf den Weg zur Wiese, auf der das Ungetüm an Rasenmäher sich bereits platziert hatte.

Freundlicherweise hatte irgendjemand eine kleine Anleitung dabei gelegt, sodass Reita und ich nun schon wieder einmal unsere miserablen Englischkenntnisse auspacken mussten, damit wir das Monster überhaupt anschmeißen konnten.
 

“Also, ich ziehe jetzt an diesem Seil-Dingen und du drückst einfach den einen Hebel mit an das Stangenteil!” leitete Reita mich an und hielt dabei so ein kleines rotes Teil mit Seil dran in der Hand.

Ich nickte ihm zu und drückte das schwarze Hebelähnliche Teil an die Stange.

Reita zog an der Schnur und nachdem er das ganze so etwa 4 Mal wiederholt hatte, ratterte das Höllenteil was ich da hielt auch schon.

“So, jetzt musst du noch den anderen schwarzen “Hebel” mit der anderen Hand an die Stange ziehen und dann sollte es eigentlich auch schon los gehen!”

Wieder hörte ich natürlich auf mein Gegenüber und zog auch den zweiten schwarzen Hebel nach oben.
 

Das der Rasenmäher daraufhin eher mit mir spazieren ging, als das ich das Teil unter Kontrolle hatte, verriet mir vorher natürlich niemand und das Reita lachend auf der Wiese sitzen würde, wenn ich mir einen abmühte und versuchte wenigstens etwas Nutzen in Form von gemähten Stellen aus diesem Rundgang zu ziehen, auch nicht.
 

Bis ich mal auf die glorreiche Idee kam, die beiden Hebel einfach loszulassen, hatte der halbe Rasen schon ein neues Muster und ich forderte Reita auf es selber und vor allem Besser zu machen.

Das Reita nicht nur geil aussah, sondern auch noch Rasenmäh-Profi war, wusste ich natürlich nicht und saß schmollend am Wiesenrand, während er seine geordneten Bahnen zog.

Zur Besänftigung meinerseits legten Reita und ich anschließend eine kleine Knutschorgie mitten im frisch gemähten Gras ein. Zu irgendetwas musste das ja schließlich gut sein.
 


 

Das Schmollen hörte aber erst vollends wieder auf, als ich sah, wie Aoi mit den Armen wedelnd vor den Hühnern weglief und Uruha hinter den Mistviechern her um sie mit ihrem Essen zu beschmeißen.

Wir schlichen uns allerdings einfach an den Beiden vorbei ins Haus.

Marie und Tochter Anne wuschen in der Küche gerade das Geschirr ab, als wir hereinkamen.

Da die Beiden mittlerweile aber mitbekommen hatten, das sich unsere Englischkenntnisse nicht gerade auf dem höchsten Stand befanden und die Bäuerin selber nicht mal wirklich Englisch sprechen konnte, ließen sie uns einfach hindurchgehen. Lächelten kurz und machten dann mit ihrer Arbeit weiter.
 

Oben in unserem Zimmer angekommen, musste ich erst einmal meinen Kamm aus meinem Koffer, der jetzt irgendwie schon in meinem Zimmer angekommen war, kramen und ging ins Bad um mir das restliche Gras aus den Haaren zu kämmen.

Im Allgemeinen hatte ich heute nicht besonders viel Wert auf mein Äußeres gelegt -zu duschen hatte ich es allerdings endlich geschafft-, eher dezente Schminke, die Haare einfach runterbaumelnd und in einem Blaumann.

Konnte man ja nur hoffen, dass es davon niemals Fotos geben würde.
 

Von dem Anblick, der sich mir bot, als ich wieder zurück ins Zimmer lief, hätte ich allerdings gerne Fotos gehabt.

Reita hatte sich gerade aus seinem Blaumann geschält und stand nur mit aufgeknöpften Hemd und Shorts vor dem kleinen Schrank um sich ein paar gescheite Klamotten rauszusuchen.

Das musste ich natürlich direkt ausnutzen und ging leise auf ihn zu. Ich schlang meine Arme von hinten um ihn und legte meine Wange an seinem Rücken ab.

Reita lehnte sich auch gleich in meine Umarmung und legte seine Hände auf meine, die begonnen hatten über seinen Bauch zu streichen.

Jetzt drehte er sich, um seine Arme auch um mich zu legen.

“Du bist echt kuschelbedürftig oder?” fragte er mit einem kleinen Lächeln.

Ich nickte nur und drückte ihn noch fester an mich, doch er schob mich sanft von sich weg.

“Lass mich nur schnell was anziehen ja?!”

“Musst du aber nicht!” meinte ich und sah ihn an.

“Aber mir ist kalt, hier ist es nicht wirklich warm!” meinte er und schlang die Arme um sich selbst.

Ich ging noch einen Schritt zurück und sah ihn noch einmal an. Jetzt durfte ich ihn schließlich mustern!

Seinen perfekten Oberkörper, sein Bauchnabel und direkt darunter ein Tattoo.

Stopp… ein Tattoo??

“Ähm Schatz, seid wann hast du denn ein Tattoo?”

“Mhm?!”

“Na unter deinem Bauchnabel. Das ist bestimmt kein schwarzes Edding gekritzel!”

“Achso das…” Er machte eine kurze Pause, wahrscheinlich dachte er darüber nach, was er sagen sollte.

“Naja, du kannst es dir ja mal angucken wenn du willst.” meinte er einfach und kam ein kleines Stückchen auf mich zu.

Ich küsste ihn schnell noch einmal und besah mir das Werk an seinem Bauch dann mal genauer.
 

Irgendwie sah es nach ineinander verschlungenen Buchstaben, mit irgendwelchen Ranken Drumherum aus.

Und als ich die Buchstaben zusammensetze…

“Du hast “Ruki” auf deinem Bauch stehen????” fragte ich überrascht.

Er nickte. “Ist das irgendwie naja ein Problem?”

“Nein, gar nicht, das ist süß... nur warum und vor allem wann hast du das machen lassen?” fragte ich, weil er im Schwimmbad ganz sicher noch kein Tattoo gehabt hatte.

“Naja, eigentlich bin ich vorgestern gar nicht eher zur Halle gefahren, sondern zum Tätowierer, den Termin hatte ich schon ziemlich lange, seitdem ich wusste, das wir hierherkommen. Irgendwie wollte ich immer eine Erinnerung an dich haben und naja da dachte ich mir, dass so ein Tattoo doch eigentlich ganz stylish aussieht und ich dich dann ja auch immer dabei hätte oder so Ähnlich auf jeden Fall. Ich weiß nicht, ich kann es nicht so wirklich erklären.” versuchte er sich zu erklären.

“Egal, das ist echt das Süßeste was jemand jemals für mich gemacht hat!” freute ich mich und setzte einen Kuss auf die tätowierte Stelle.
 

~*~
 

Als wir wieder runter in die Küche gingen, erzählte der Bauer gerade davon, dass sie vor ein paar Tagen erst ihre Kaninchen geschlachtet hatten und uns deswegen zum Mittagessen ein Braten serviert werden würde.

Ich fragte Reita, ob ich schon leicht grün im Gesicht war, was Kai mit einem bösen Blick quittierte, aber der Bauer verstand das doch eh nicht.
 

Nach dem Mittagessen, welches ich wieder einmal verweigerte, hatten wir zum Glück frei, um ein paar Gedanken aufzuschreiben, bezüglich unseres neuen Songs.

Das wollte zumindest Kai dass wir es machen, aber irgendwie konnte ich mich damit gerade gar nicht anfreunden, Reita fand es aber leider auch notwendig und so wurde das wohl nichts mit meinem Nachmittag im Bett.

Meine Stimmung sank allerdings erst in den Keller, als Kai sah, wie Reita und ich zusammen losgehen wollten und dies gleich verhinderte, indem er uns die neusten Vorschriften vortrug.

“Ihr geht alleine, dann haben wir hinterher mehr Ideen!”

“Was?!” Das hatte er sich gerade ausgedacht, da war ich mir so was von sicher!

Und doch mussten Reita und ich wohl oder übel mitspielen.

Schnaufend und über Kai fluchend ging ich über den Grashügel von gestern Abend, lächelte einmal kurz, was mir leider aber direkt wieder verging, als ich wieder daran erinnert wurde, das wir auf dem Land waren. Erinnert durch “etwas”, was vor mir stand.
 

Gemütlich das eigens Hochgewürgte kauend, stand ein riesen Ungetüm von Kuh vor mir.

Okay, Rückzug!

Wirklich, ich hatte Angst vor den Dingern. Die starrten immer so… so starrig, so würde ich gucken wenn Reita gerade nackt zwischen zwei Sumo-Ringern herlaufen würde (was er hoffentlich nie tun würde, so ein wichtiges “Ritual“ wie einen Ringkampf zu stören… darauf stände bestimmt Todesstrafe. Ich sollte mich mal erkundigen, ob so was in Japan noch erlaubt war!)

Aber zurück zu meinem Problem.

Ich stand hier und das Monster direkt vor mir.

Waren die Teile eigentlich aggressiv?

Stinken taten sie auf jeden Fall schon mal, wie einer von diesen aggressiven Pennern, die man in gruseligen Seitenstraßen antraf.

Oh Mann, ich sollte nicht so viel nachdenken, sondern einfach abhauen und das tat ich dann auch…. Das gruselige Teil zuckte ja nicht einmal mit dem Ohr!
 

Ich beschloss des es viel sicherer für mich war, wenn ich mich einfach unter den Baum setzte, unter dem auch Reita gestern Abend gesessen hatte.

Da würde mir sowieso am ehesten etwas für den “Wir-retten-unsere-Band-unseren-Plattenvertrag-unser-Geld-und-wenn-es-nicht-zu-viel-verlangt-war-auch-noch-eben-unsere-Beliebtheit-bei-unseren-Fans”-Song einfallen.

Typischer Fall von Denkste.

Nichts.

Absolut nichts fiel mir ein, nicht einmal ein Thema, zu dem man irgendwas schreiben konnte, so ungefähr zwei Sätze, um den Rest der Band sich was zusammenreimen zu lassen.
 

Seufzend lehnte ich mich an den Baumstamm und schloss die Augen nachdenklich.

Mist, ich würde eher einschlafen, als dass ein guter Gedanke sich auf den Weg in mein Gehirn machte.

Fluchend wollte ich meinen Kugelschreiber gerade irgendeiner von diesen dummen Kühen an den Kopf schmeißen, als Reita um die Ecke kam.

"Hey, hab mich irgendwie von Kai abnabeln können! Der ist schlimmer wie jede Katzenmama! Ätzend."

Ich lächelte und bedeutete ihn sich neben mich zu setzten.

Er kam meiner Bitte natürlich nach, ließ sich neben mich in das Gras fallen und legte seine Arme um mich.

"Was hälst du davon, wenn wir den Wagen des Bauern kidnappen und versuchen die Schrottmühle in die nächste Stadt zu lenken? Ich hab Angst dass du mir hier verhungerst, 王女!"

“Klingt gut, Reitalein” meinte ich grinsend.

“Reitalein?” er sah mich leicht angewiedert an.

“王女” meinte ich nur skeptisch.

Ergeben nickte er.

“Dann mal los!” sagte ich und sprang auf. Merkte er doch noch, dass ich irgendwie doch nicht ganz so begeistert von meiner radikalen Hardcore-Diät™ war, mich aber auch nicht dazu durchringen konnte irgendetwas von dem, was die Bäuerin auf den Tisch stellte anzurühren!

Ich reichte ihm meine Hand und zog ihn hoch. Irgendwie leichtes Déjà-vu vom Vorabend, aber das machte nichts, schließlich hatte ich den letzten Tag zum Besten in meinem ganze Leben erklärt.
 

Wir schlichen unsicher um das Haus rum, bis Reita sich einen Ruck gab, in die Küche stürmte, sich die Autoschlüssel, die wie erwartet an einem kleinen Hacken direkt neben der Küchentür hingen, schnappte und im vorbeilaufen meine Hand hinter sich herzerrte.. also auch mich... an der Hand.

Als wir in dem alten rostigen, ehemals roten, Jeep saßen, Reita natürlich am Steuer, er liebte Autos und irgendwie würde er sich wahrscheinlich vorkommen, als wenn ich seine Männlichkeit in Frage stellen würde, wenn ich darauf bestanden hätte zu fahren (was nicht heißen soll, dass ich mich gleich der Weiblichkeit dieser Beziehung unterwerfe!), versuchte mein blond-schwarzhaariger Freund die alte Schrottlaube zum Fahren zu bringen, was allerdings erst nach dem fünften Versuch funktionierte. Vorher gab das Teil irgendwie nur einen ratternden aber doch erstickten Laut von sich.

Ich weiß ja nicht aber irgendwie fand ich das besser, als diesen permanent nervtötenden Ratternden Ton, den das alte Auto jetzt von sich gab.

Zu auffällig um unauffällig vom Hof zu fahren!

Leider kannte das Auto wirklich keine unauffälligen Geräusche, wie leises Summen oder so was, und Kai kannte leider keine Entspannung, denn das Auto rappelte fröhlich vor sich hin, während wir in Höchstgeschwindigkeit an Kai vorbeiratterten, der “gemütlich” auf einen großen, spitzen Stein, an der Einfahrt zum Hof saß.

Naja, wenigstens konnte er uns jetzt nicht anmaulen, ohne die Gefahr dabei platt gefahren zu werden, aber ich denke Kai war einer dieser Menschen, die Wut auch bis in die späten Abendstunden aufstauen können.
 

Sollte mir aber jetzt erstmal egal sein, ich hatte Hunger!

“Wo fahren wir eigentlich hin, Reitalein?”

“Kein Ahnung, immer der Straße nach?!”

Mhm, bei Uruha klappte das auch immer, wenn er Hunger hatte, fand er die Kantine mit seiner Nase... oder irgendwie so.

“Klingt gut.” nickte ich und sah entspannt aus dem Fenster.
 

Juhu, endlich wieder Zivilisation!

Und wer hätte schon gedacht, dass wir gleich eine GROSSstadt finden würden?

Ja, eine Großstadt, irgendwas mit R... aber das Wichtigere war, hier gab es ein McDonalds!

Ein wirklich Echtes. Da wurde einem die Kuh wenigstens schon unförmig serviert, man musste nicht erst noch sehen, wie sie ihre eigene Kotzte gemütlich noch einmal durchkaute!

Zum Glück hieß das McDonalds Zeug überall gleich, sodass ich nur meine übliche Bestellung runterrattern musste und die angenervte unfreundlich reinblickende Frau, ich würde sagen so um die 40, verstand mich trotzdem.

Auch Reita bestellte und wir Beiden grinsten die gelangweilte Frau strahlend an, als sie uns unser Essen brachte.

Endlich mal wieder was schönes, ungesundes, nichts selbstgemachtes und nichts selbstgeschlachtetes!
 

Nachdem wir endlich wieder etwas in den Mägen hatten, beschlossen wir einfach noch ein wenig durch die Stadt zu laufen. Alles war Besser als ein wütender Kai, wer weiß was er sich als Strafe für uns ausdenken konnte... leider hatte er ja genug Zeit um kreativ zu werden, aber trotzdem war es für unsere Gesundheit nur zum Vorteil ein wenig länger weg zu bleiben. Am Besten wir würden erst heute Nacht wieder auftauchen. Obwohl ich mir nicht sicher war, ob es Kai etwas ausmachte, ob es Abends, Mittags, Morgens oder Nachts war, wahrscheinlich nicht.
 

Und leider hatte ich mit meiner Vermutung recht, denn als wir um halb 12 den Weg zu diesem beschissenen Bauernhof wiedergefunden hatten (Orientierung wie ein Brötchen), stand Kai schon ganz Mama-like in der Küche und trank, oh Wunder, ein Glas Milch, wahrscheinlich frische Milch. Was Anderes tranken die hier ja eh nicht.

"Wo verdammt wart ihr den ganzen Tag?" keifte er uns auch gleich an, als wir versuchten uns durch die Küche zu schleichen.

"Ähm.. also heute morgen haben wir den Rasen gemäht und dann ... ähm... was essen?!" versuchte ich es.

"Das konntet ihr auch hier und dazu braucht man auch nicht so lange!!! Und sowieso, ihr könnt doch nicht einfach den Wagen stehlen!"

Naja, daran sah man mal wieder, das Kai noch nie mit mir im McDonalds war, nachdem ich schon eineinhalb Tage nichts mehr zu essen bekommen hatte und hier essen? Nein danke! Und gestohlen hatten wir den Wagen ja jetzt auch nicht, kein Dieb hätte ihn wieder z-u-r-ü-c-k-g-e-b-r-a-c-h-t!!

Die Minuten danach saßen Reita und ich einfach ab und ließen Kai vor sich hinschimpfen, bis wir zum schlimmsten Teil kamen - den Maßnahmen. Ich wusste nicht wie Kai darauf gekommen war, aber irgendwie hatte ich den Verdacht, das er zu oft die Super Nanny geguckt hatte.

In Gedanken bereitet ich mich ja schon auf eine Nacht in der "Wuthöhle" oder auf der "stillen Treppe" vor, als Kai seinen fiesen Blick á la Darth Vader wieder aufsetzte und tief Luft holte. Leider nicht ganz so wie Darth Vader.

"Ihr beiden werdet morgen um 6 Uhr helfen die Kühe zu melken!" verkündete er uns sein Urteil.

"Aber..."

"Nichts "aber" ihr werdet das machen und morgen Nachmittag werdet ihr auf Constantin aufpassen, während Marie und Anne beim Zahnarzt sind! Und damit ihr morgen fit dafür seid, solltet ihr jetzt lieber ins Bett gehen!"

Ergeben machten wir uns auf den Weg die Treppen hoch. Kai jetzt noch zu widersprechen wäre sowieso unnötig und würde das Strafpensum nur noch erhöhen, wenn das dann überhaupt ging.
 

Auf dem oberen Treppenabsatz saßen Uruha und Aoi, die uns fies entgegen grinsten.

"Was macht ihr denn da?!" fragte Reita die Beiden, nachdem er mich vor einem Sturz über sie bewahrt hatte. Natürlich hatte ich sie mal wieder nicht auf den Boden hocken gesehen.

"Wir konnten uns doch nicht entgehen lassen, was Mama Kai sich für euch ausgedacht hat!" kicherte Aoi vor sich hin und auch Uruhas Grinsen wurde noch breiter.

"Toll..." maulte ich rum, was Reita dazu brachte beschwichtigend meine Hand in seine zu nehmen.

"So, dann gehen wir jetzt mal ins Bett. Kai hatte euch da ja schon vor ein paar Minuten hingeschickt!" meinte Aoi, nachdem sein Lachen etwas abgeklungen war.

Uruha nickte und stand genauso wie Aoi von dem, mit hässlichem, altmodischem Teppich belegten, Boden auf.

Aoi ging bereits gähnend in die Richtung ihres Zimmers, als Uruha sich noch einmal umdrehte.

"Übrigens, ihr seid ein wirklich süßes Paar!"

Aoi nickte vom Ende des Flures aus bekräftigend, während ich einen leichten Rotschimmer bekam und Reita mich einfach nur glücklich anlächelte.
 

In unserem Zimmer, ließ ich mich geschafft auf eines der schmalen Betten fallen.

"Wie machen wir das eigentlich...?"

"´Was?" fragte ich und sah Reita an, der mir vom anderen Ende des Raumes diese Frage gestellt hatte.

"Das.." meinte er und zeigte zwischen den Betten hin und her.

"Na is doch ganz klar, du schläfst einfach bei mir.. oder ich bei dir is doch egal."

"Aber die sind doch ziemlich schmal oder?"

"Dann wird's wenigstens kuschelig... und ich schlaf an der Wand!"

Ergeben seufzte mein Freund und blockierte erst einmal das Bad.

Man, wenn ich schon den "weiblichen" Part in der Beziehung übernehmen musste, hatte ich jawohl das Vorrecht auf das Bad!

Aber heute wollte ich ihn mal anfangen lassen. Nachdem er sich also wieder aus dem Bad bequemt hatte und auch ich meine Zahnbürste getroffen hatte, ließ er mich sogar ganz brav an der Wand schlafen.

Ein bisschen müssen wir an der Erziehung aber trotzdem noch basteln!
 

Am nächsten Morgen machte irgendwer, höchstwahrscheinlich der kleine 10 Monate alte Alptraum der Familie, um halb 6 einen Höllenlärm. Reita neben mir grummelte irgendetwas, was ich noch nicht so ganz verstand, vor sich hin und zog mich näher zu sich. Auch ich presste mich weiter an ihn und wollte die Augen gerade wieder zu machen, als Kai von außen an unsere Zimmertür bollert.

"Leute, bitte erspart es mir reinzukommen und euch bei sonst was zu sehen, steht einfach auf! In einer halben Stunde habt ihr im Stall zu sein!" befohl er mehr oder weniger durch die Tür hindurch.

Seufzend setzten Reita und ich und auf.

"Na das wird ja lustig." stellte ich fest, bevor ich meinem Freund erst einmal einen Guten-Morgen-Kuss aufdrückte.
 

Etwas später standen wir dann doch tatsächlich im Stall und ließen uns vom Bauern erklären, wie man eine Kuh melkte.

Alleine schon, das ich durch das sitzen auf so einem Holzhocker, noch kleiner war als das Viech, machte mir irgendwie leicht Angst, aber das ich dem Ding auch noch sonst wohin packen musste, fand ich einfach nur widerlich.
 

Der Bauer verließ den Stall darauf nochmals kurz, um auch uns einen Hocker und einen Eimer zu holen.
 

“Das ist ja als ob man eine Kuh befummeln müsste.” sprach Reita dann auch meine Gedanken aus.

“Wehe da läuft hinterher was mit dir und Berta!” meinte ich gespielt eifersüchtig.

“Nee, Berta hat jetzt gar nicht so eine schöne Farbe... die dahinten würde mir ja schon mal besser gefallen!” meinte mein Freund, zeigte auf eine fast komplett schwarze Kuh und ging auf diese zu.

“Na Süße, wie wär’s mit uns beiden?...”

“Hey!” protestierte ich und sprang Reita von hinten auf den Rücken. “Wenn du dich noch einmal an irgendeine Kuh ranmachst, klaue ich dir heute Nacht dein Nasenband und verstecke es mitsamt allen Reservebändern!!”

“Mhm dann könnte ich mir immer noch den Fetzen, der mal deine goldene Lieblingshose war, umbinden!”

“Stocher jetzt bloß nicht in alten Wunden rum!” meinte ich lachend und versuchte den Knoten von seinem geliebten Band zu lösen.

“Ey, ich dachte heute Nacht, nicht das die hübsche Kuh hier vor uns mich ohne das Teil sieht! dann wird das ja nie was mit uns...”

“Das is ja auch gut so! Und außerdem mag ich deine Nase.. weiß gar nicht was du dagegen hast!”

“Komplexe oder so...” nuschelte er vor sich hin.

“Oh, jetzt komm nicht mit der Ausrede, wir wissen doch alle, das du das Ding nur umhast, weil deine erste Freundin, nachdem du sie kaltblütig abserviert hast, das sie deine Nase niemals leiden konnte! Und dann wurden es vielleicht Komplexe, Reitalein!”

“Woher weißt du das?!” fragte er überrascht.

“Na, das wissen die Andern drei auch, hast du irgendwann mal erzählt, als du schon ziemlich viel intus hattest.”

“Mist..” fluchte er vor sich hin, bevor der Bauer unser Gespräch unterbrach und uns strahlend Hocker und Eimer hinhielt.
 

Kurze Zeit später, hatten wir uns Beide vor eine der Kühe gesetzt und versuchte das nachzumachen, was Bauer Sepp uns eben noch gezeigt hatte.

“Das klappt ja gar nicht!” fluchte Reita hinter mir rum.

“Ach aber bei mir, da fließt die Milch schon fast ohne das ich was mache!” meinte ich sarkastisch und versuchte weiterhin irgendwie richtig an dem Euter der Kuh rumzudrücken.

Die wurde langsam ungeduldig und scharrte mit ihren Hufen, drehte den Kopf zur Seite und starrte mich an.

“Guck nicht so du verdammtes Mistviech, ich hab gestern deine Schwester zu Abend gegessen, bei McDonalds, und du willst mir nicht einmal deine eklige Milch geben!” meckerte ich das Tier an und ich könnte schwören, wenn Kühe es könnten, würde diese hier jetzt eine Augenbraue hochziehen.

“Ahhh, jetzt starr mich nicht so an, das war sicher nicht deine Schwester... jetzt... guck halt wieder nach vorne... Reita, das Vieh starrt mich an, das ist schon gruselig!”

“Soll ich es fertig machen, 王女?!” meinte er lachend, während er die Melktechnick jetzt wirklich raushatte.
 

Nach drei Stunden konnten wir den Stall dann endlich wieder verlassen. Ich hatte es gerade mal geschafft 5 Kühe zu zähmen, während Reita 16 Kühe zu melken geschafft hatte, bevor der Bauer uns ablöste, weil es ihm sonst zu lange dauerte.

In der Küche wollte die Bäuerin uns dann mal wieder etwas zu Essen andrehen und als ich die Bäckertüte und ein paar Brötchen sah, griff sogar ich mir eines.

Bei gekauften Brötchen konnten selbst die auf dem Land nichts verkehrt machen!
 

Nach diesem ziemlich spärlichen Frühstück, was aber erst einmal reichen musste, wurde ich von Kai zur Seite gezogen.

„Ruki, ich bekomm es einfach nicht hin! Du bist der kreative Kopf der Band und auch wenn du sicherlich im Moment andere Gedanken hast, als einen neuen Song, wäre es sehr hilfreich, wenn du etwas beisteuern könntest!“

Perplex sah ich ihn an.

„Vielleicht sollte der Text sich aufs Entschuldigung-Sagen beziehen, schließlich wollen wir ja genau das!“ sagte ich das, was mir gerade als Erstes in den Sinn kam.

Kai sah mich verwundert an.

„Warum eigentlich nicht? Wenn wir dann mal wieder etwas Kitsch reinbringen, von wegen Liebe und so... da stehen sie ja irgendwie alle drauf! Ruki, du bist ein Genie!“ Strahlte er mich an und machte sich gleich auf, aber nicht ohne mich vorher noch einmal darauf hinzuweisen, dass Reita und ich ab 2 Uhr auf das sabbernde Monster aufpassen mussten.

Mist, hatte ich es doch gerade so schön verdrängt!
 

Und leider wurde es auch viel zu schnell 2 Uhr.

Wir saßen alle 5 auf einer großen Wiese neben dem Stall und versuchten wenigstens ein paar Grundlagen für unseren Song auszutüfteln, bis Kai Reita und mich darauf hinwies, dass wir jetzt besser zurückgehen sollten und dass er mit Aoi und Uruha noch etwas überlegen würde.

Die Beiden sahen zwar nicht wirklich begeistert aus, aber ich könnte schwören, mit uns tauschen wollten sie auch nicht!
 

Als wir in der Küche ankamen, bekam Reita auch gleich das schreiende Monster in die Hand gedrückt und seine Schwester erklärte uns, oder zumindest versuchte uns zu erklären, dass er gerade erst geschlafen und gegessen hatte und jetzt nur ein wenig unterhalten werden wollte.

So verstand ich das zumindest.

Reita sah ziemlich hilflos aus mit dem schreienden, rotanlaufenden Kind auf dem Arm, und versuchte es mir anzudrehen, was ich allerdings dankend ablehnte, während Mutter und Tochter aus der Tür verschwanden.

„Und jetzt?“ schrie Reita über das Geplärr hinweg.

„Du musst das Teil glaube so ein bisschen schütteln... na du weißt schon, wie in so Filmen!“ meinte ich auf seinen fragenden Blick hin.

„Kann ja sein, dass du dir heimlich Filme mit den Titeln „Schwangerschaft und Muttersein - sehen sie hier, wie sie nicht an der Erziehung ihres Kindes scheitern und ihm im frühen Kindesalter keinen Schaden zufügen“ reinziehst, aber ich mach das nicht!“ meinte er und fing etwas unbeholfen an den kleinen Constantin zu schütteln, als wollte er Milchshake aus ihm machen.

Diesem gefiel das natürlich gar nicht und er schrie einfach noch lauter, während ich mich vor Lachen erst einmal setzten musste.
 

Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, drückte mir Reita jetzt doch erfolgreich das Kind in die Hand und ich zeigte ihm wie man die Teile richtig schüttelte.

Als er sich dann auch wieder beruhigt hatte und sein kleines Gesicht wieder eine gesunde Farbe angenommen hatte, suchte er natürlich Beschäftigung und fand ... meine Haare.

Freudestrahlend zog das Biest in ihnen herum, versuchte einige Strähnen in den Mund zu stecken, bevor ich es weit von mir weg hielt und Reita somit an die Brust drückte.

„Hier nimm es! Meine Haare bekommt es nicht!“

„Warum ich?? Meinst du ich will Baby-Sabber an meinen Haaren?“

„Nein mein ich nicht, ich glaube nur dass dir das viiiiiiel besser steht als mir!“ versuchte ich ihn zu überreden.

Er seufzte.

„Okay gib es schon her!“

Ich drückte ihm den Jungen wieder in die Arme.

„Na du kleines stinkendes, sabberndes Etwas, was machen wir denn jetzt mit dir? Normal schlafen Monster in deinem Alter doch den ganzen Tag!“ redete er mit dem Kind.

"Sing ihm halt was vor... dann schlafen die doch meistens ein!"

"Stopp, bin ich hier der Sänger oder du?"" fragte Reita mich.

"Na ich, wäre aber viel lustiger, wenn du jetzt anfängst zu singen, wenn ich nämlich genau überlege hast du noch nie gesungen! Nicht einmal beim Karaoke!"

„Oh nein, das hat auch gute Gründe, warum ich nicht singe! Das is dein Job. Ich bin nur da um... na du weißt schon um gut auszusehen und so...“

„Echt? Und ich dachte immer du spielst Bass in unserer Band.“ meinte ich gespielt überrascht und handelte mir einen leichten Schlag auf die Schulter ein.

„Ist doch egal jetzt, Hauptsache du fängst heute noch an zu singen, damit wir unser kleines Problem loswerden.“ meinte er und wirkte leicht gestresst, als er versuchte seine blondierten Haare aus dem Klammergriff von Constantin zu zerren.

„Und was soll ich bitte singen? Ich glaub nicht, das er was von uns hören will.. ich mein er ist gerade einmal 10 Monate alt!“

„Reim dir halt irgendetwas zusammen! Ich mein sonst kannst du auch Songs schreiben, warum kein Kinderlied?!“

„Okay...“ meinte ich nur und fing an das erst Beste was mir gerade einfiel in eine Melodie zu packen.
 

„Mhm irgendetwas machst du falsch,王女!“ meinte Reita nach 5 Minuten, als Constantin immer noch keine Anstalten machte wenigstens seine Augen zu schließen.

„Besser geht‘s aber gerade nicht! Ich kann halt keine Kinderlieder singen... bei mir hört sich das alles irgendwie zu brutal an!“

Was auch irgendwie wirklich stimmte. Ich konnte das Kind eher zum Heulen bringen als zum Einschlafen.

Ergeben ließ Reita das Baby weiter in seinen Haaren rumfummeln, während er sich auf einen Stuhl setzte und wir einfach warteten, bis die Mutter des unintelligenten Individuums wieder anwesend war.

„Reitalein?“

„Mhm“ grummelte Angesprochener vor sich hin.

„Er stinkt“

„Hä?“

„Na Constantin.. er stinkt.“

„Stimmt“ meinte er, nachdem er ein paar Sekunden konzentriert die Luft eingesogen hatte.

„Heißt, Schatz, das du ihn jetzt wickeln wirst, bevor er anfängt zu schreien!“ meinte ich und grinste ihn an.

„Ähm, warum ich?? Warst du nicht der weibliche Part?“

Mist, woher wusste er das?

„Hab ich das jemals gesagt?“ fragte ich vorsichtig.

„Nein, aber ich fahre das Auto!“

Natürlich musste er genau die gleichen Gedanken haben wir ich. Toll.

„Aber ich kann das doch gar nicht!“ versuchte ich mich rauszureden.

„Ja, ich auch nicht!“

„Du hast aber schon mal zugesehen, bei deiner kleinen Cousine! Das weiß ich ganz genau! Red dich ja nicht raus.“

"Ja, zugesehen! Heißt ja nicht dass ich das kann.. okay, du wirst es auch nicht können... mhm vielleicht sollten wir es einfach mal versuchen!" meinte er, als Constantins Gesicht schon wieder ungesund rot würde und der Kleine seine Augenbrauen zusammenzog.

"Das hat er sich sicher bei Kai abgeguckt!" meinte ich, in Erinnerung an den vergangenen Abend.

"Quatsch, bei Kleinkindern ist Kai nicht so, da strahlt er immer wie sonst was!"

"Stimmt.... sag mal, weißt du eigentlich wo das Zimmer von dem Blag sind? Wir brauchen ja schließlich Windeln."
 

Da Reita leider genauso viel Ahnung davon hatte, wo das Zimmer von Constantin war, wie ich, mussten wir es mit der guten alten Methode "suchen" versuchen.

Wir stiegen also wieder einmal die Treppen hoch und rissen sämtliche Türen auf, bis wir irgendwann, mit einem mittlerweile schreienden Baby, ein paar Windeln, Tücher und Babypuder fanden.

"Okay, am Besten legen wir ihn jetzt erstmal aufs Bett."

"Kannst du dich nicht aufs Bett legen? Wäre jetzt viel verlockender, als..."

"Ruki! Wir müssen dem Monster frische Windeln anziehen!"

"Ich weiß ja, ich mein ja nur!"

Seufzend sah mein Freund mich an und legte das Baby auf eines der Betten in unserem Zimmer.

"Na hier schlafe ich heute Nacht aber nicht mehr!" meinte ich naserümpfend.

"Haben wir ja letzte Nacht auch nicht! Und war ja auch ganz.. gemütlich! Eng aber gemütlich."

Ich nickte und fing an den Strampler des Kleinen zu öffnen oder besser gesagt ich versuchte es.

Druckknöpfe konnten aber auch ganz schön heimtückisch sein!

Als ich es nach einer gefühlten viertel Stunde endlich fertig gebracht hatte, das hellblaue Kleidungsstück zu öffnen, ließ ich charmant wie immer, Reita den Vortritt die Windel zu öffnen.

Ich wusste ja nicht einmal wie ich das weiße Dingen aufbekam!

Reita leider schon, denn danach stank es noch viel mehr im Raum, sodass ich erst mal zum Fenster stürmte uns es aufriss.

„Oh man, gut dass ich schon weiß, dass ich keine Kinder haben werde!“ meinte Reita und zog eines der Tücher aus der Box.

„Na das funktioniert ja auch theoretisch schon gar nicht, Schatz!“

Er nickte nur und verzog angewiedert das Gesicht.

„Meine Mama tut mir echt leid! Hätte sie das vorher gewusst hätte sie sicher auch keine Kinder bekommen! Das Beste wäre natürlich wenn er mich jetzt auch noch anpinkelt...“

„Na ich hoffe doch mal, dass er sich das nicht traut. Sonst hast du aber komplett bei der hübschen Kuhdame verspielt, dann denkt sie hinterher noch du hast Kinder, wenn du nach Babypisse stinkst!“

„Ja, oder du schmeißt mich aus dem Bett, schließlich schläfst du ja an der Wand!“

„Nein, dich würde ich sicher nicht von der Bettkante schubsen!“

Wir grinsten uns an, bevor Reita mich beauftragte wenigstens schon einmal eine frische Windel aus der Packung zu holen.

Ich zog also eines von den flachen, weißen Päckchen aus der Plastikhülle und faltete es auf.

„Und wie rum muss das jetzt wieder angezogen werden?!“ fragte Reita mich, nachdem er mir die aufgefaltete Windel aus der Hand genommen hatte.

„Keine Ahnung, Hauptsache dran oder?! Ist wie beim Trinken, Hauptsache möglichst viel drin!“

Er sah mich skeptisch an, versuchte aber dann das beste aus meinem Rat zu machen.
 

Nachdem wir Constantin also auch mehr oder weniger erfolgreich gewickelt hatten, beschlossen wir einfach ein bisschen mit ihm an die frische Luft zu gehen, konnte ja schließlich niemals schaden.

Der Kleine brabbelte irgendetwas vor sich hin und schien wieder ganz und gar zufrieden mit der Welt zu sein.

Während wir also, mit genügend Entfernung, an der Kuhweide entlangliefen, hatte Reita das kleine Monster auf den einen Arm und die Finger der Hand der anderen Seite, mit meinen verschränkt.

So konnte man es hier aushalten, aber eben nur mit Reita und das Kleinkind konnte man gut ignorieren, wenn man es nicht selber rumschleppen musste und es einfach ruhig war.
 

Die Zeit, bis Marie und Anne wieder da waren, verging dann auch relativ schnell, sodass wir Constantin kurz nachdem wir von unserem Kurztrip ins Grüne wieder da waren, auch schon los wurden.
 

„Reita? Kommst du mal bitte?!“ rief Kai uns nach, als wir bereits auf der Treppe standen und einfach nur in unser Zimmer wollten.

Mein Freund sah mich entschuldigend an und ich seufzte.

War wohl wieder nichts mit unserem Plan den restlichen Tag einfach im Bett zu verbringen.

„Sorry.“

„Schon okay.“ meinte ich und ließ mir noch schnell einen Kuss aufdrücken, bevor Reita die Treppen wieder runter hastete um Kai zu fragen, was denn los war.

Irgendwie konnte unsere Band-Mama aber auch alle guten Pläne zerstören.
 

~*~
 

Als Reita nach 3 Stunden immer noch nicht wieder aufgetaucht war, musste ich eben allein zum Abendessen gehen, als Uruha mich rief.

Leicht schmollend ließ ich mich auf die quietschende Holzbank fallen und suchte den Tisch nach etwas essbar aussehenden ab.

Okay, einen Apfel könnte ich mich schon trauen zu essen, auch wenn ich schwören könnte irgendwo Apfelbäume gesehen zu haben.

Na dann eben auch selbst gemacht, aber viel rumpfuschen konnte man ja nicht, wenn man den Baum einfach seine Arbeit tun ließ.
 

Reita tauchte auch beim Abendessen nicht auf, genauso wenig wie Kai.

„Wisst ihr eigentlich wo Reita und Kai sind?“ fragte ich die beiden Andern.

„Keine Ahnung, vielleicht will Mama Kai Reita aufklären, jetzt wo ihr zusammen seit oder so!“ meinte Aoi grinsend und Uruha und ich mussten in sein Lachen einstimmen.
 

Erst, als ich schon wieder oben in unserem Zimmer war und mir überlegte, wie ich mich, ohne Fernseher beschäftigen konnte, stürmte Reita in den Raum und ließ sich aufs Bett fallen.

"Oh man, 4 Stunden ununterbrochen Bassparts üben, im Hühnerstall... manchmal übertreibt Kai aber wirklich!"

Verwirrt guckte ich ihn an.

"Du hast Bass gespielt... im Hühnerstall?! Warum zur Hölle im Hühnerstall??"

"Keine Ahnung, da konnte man von innen abschließen, ich denke deswegen, aber die Hühner legen die nächsten paar Tage sicher keine Eier, die waren so verschreckt."

"Wäre ich als Huhn aber auch."

"Dann ist ja gut, das du kein Huhn bist!" meinte Reita lachend und zog mich zu sich aufs Bett.

"Ach ja und außerdem hat Kai mich darauf aufmerksam gemacht, das die Wände in diesem Haus ziemlich dünn sind und das nebenan ein 16-jähriges Mädchen schläft... man er ist so verklemmt, soll er doch einfach klipp und klar sagen das wir hier nicht zu ficken haben!"
 

~*~
 

Am nächsten Tag, fand anscheinend irgendetwas Besonderes statt, denn die Bäuerin räumte das Wohnzimmer noch länger wie sonst auf und schleppte noch mehr Stühle und Sessel hinein.

Irritiert beobachteten Reita und ich, als wir am Morgen auf der Treppe standen, wie sie jede Menge Bier kalt stellte.

"Was ist denn mit der los?!" fragte ich meinen Freund leise, als sie schon wieder summend an uns vorbei rannte um irgendetwas im Wohnzimmer zu machen.

"Keine Ahnung, lass uns mal irgendwen fragen, am Besten Kai, der weiß eh immer alles."
 

Bevor wir uns allerdings auf die Suche nach Kai machten, suchten wir den Tisch in der Küche noch nach etwas essbaren ab.

Irgendwie traute ich mich immer noch nicht so recht irgendetwas davon zu essen, aber Reita meinte, das meine Hardcore-Diät™ auch nicht sonderlich gut wäre, also schnappte er sich einfach was vom Tisch, das er schon mal gegessen hatte und für "gar nicht so schlecht" befunden hatte und ich machte es ihm nach.

Das Zeug schmeckte auch gar nicht so schlecht, irgendwie nach Schokolade, auch wenn es eklig aussah. Und wenn man genug davon, auf die Brotscheibe schmierte, konnte man sogar den Geschmack des Dinkelbrotes ignorieren. Ich hasse Dinkel!
 

Nachdem wir uns also auch mit etwas zu essen versorgt hatten, liefen wir auf gut Glück raus auf den Hof, nur um nach kurzem Umschauen festzustellen, das Kai mit Aoi und Aois Gitarre in der Nähe der Kuhweide saß.

Unser Gittarist sah schon ziemlich gelangweilt aus, während Kai immer noch begeistert irgendetwas erklärte und dabei wild mit den Armen rumfuchtelte.

„Na dann, wollen wir unseren Drummer mal ein bisschen von Aoi ablenken!“ meinte ich und sah meinen Freund grinsend an.

Dieser nickte nur und rief Kais Namen laut über den Hof, sodass der Schwarzhaarige in seinem Redeschwall unterbrochen wurde, aufstand und mit schnellen Schritten auf uns zu kam.

„Was ist denn los?!“ fragte er leicht panisch.

Das er auch immer denken musste, wir hätten etwas angestellt! So schlimm waren wir gar nicht.

„Wir wollten eigentlich nur fragen, was die da drin für einen Aufstand machen?!“

„Achso...“ er klang ziemlich erleichtert, „...die laden heute Abend ein paar Freunde ein zum Fußball gucken, ist eine ziemlich beliebte Sportart hier.“ erklärte er uns.

„Fußball?! Na wenn sie meinen, das war‘s auch schon, nur lass ja unseren Gitarristen leben!“ mahnte Reita Kai, doch der nickte nur geistesabwesend und eilte wieder zu Aoi herüber.
 

„Kennst du Fußball?!“ fragte ich den blond-schwarzhaarigen neben mir.

„Schon mal was von gehört, habe aber nicht so wirklich eine Ahnung davon, wie das gespielt wird!“

Ich nickte und kurz darauf machten wir uns auf die Suche nach Beschäftigung.
 

Als die Bäuerin uns so gelangweilt sah, nachdem wir nicht wirklich etwas interessantes gefunden hatten, schlug sie uns vor doch mit dem Auto in die Stadt zu fahren und die Kirmes zu besuchen.

Kirmes, was auch immer das bedeuten sollte.

Reita und ich stimmten natürlich zu, allein für die Chance auf etwas gescheites zu essen, hätten wir das Angebot schon angenommen.
 

Also saßen wir 5 Minuten später, dieses mal legal, wieder in der Schrottlaube von Auto und fuhren mit einem ohrenbetäubenden Lärm Richtung Zivilisation. Die Anderen fragten wir natürlich erst gar nicht ob sie mitwollten, sonst hätten wir wieder einmal Kais gesamten Zorn auf uns gelenkt, wenn wir unsere Gitarristen von der Arbeit abgelenkt hätten.
 

~*~
 

Kaum, das wir im Stadtzentrum angekommen waren und einen Parkplatz gefunden hatten, konnte ich mir auch schon in etwa vorstellen, was „Kirmes“ bedeuten sollten.

Viele kleine Kinder, die ihren Eltern die Ohren vollheulten, weil sie entweder etwas Süßes haben wollten, oder, noch viel schlimmer, auf einem dieser Karussells fahren wollten.

Ich hasste diese Teile, wozu meine Höhenangst ihr übriges tat.

Keine Flugzeuge und keine Karussells, das war so etwas wie meine Lebenseinstellung.

„Lass uns erst einmal was essen, ja Schatz?!“ fragte ich Reita, bevor der auf die dumme Idee kam, vielleicht auch eine dieser Höllenmaschinen ausprobieren zu wollen.

„Klar.“ stimmte mein Freund mir zu.

„Wieder McDonalds?“

„Wenn du willst?!“

Ich nickte und zog ihn durch die Menschenmenge in die Richtung des großen leuchtenden „M“‘s.
 

Nachdem wir endlich gescheit gegessen hatten, traten wir zurück auf die Straße.

Von jeder Ecke dudelte uns Musik entgegen und die Marktschreier priesen ihre Angeboten an und versuchten die verschiedensten nützen und unnützen Dinge unter das Volk zu bringen.

Die ersten Meter brachten wir beide dann auch ziemlich unbeschadet hinter uns , bis Reitas Blick auf etwas fiel, was seine Augen zum Strahlen und meinen Magen zum rebellieren brachte.

„Lass uns auf das Riesenrad ja 王女?!“ rief er beigeistert aus und bahnte sich den Weg durch die Massen.

„Reita? Ich habe Höhenangst, ich will da nicht drauf, bitte!!“ flehte ich schon fast, doch er zog mich erbarmungslos meinem sicheren Tod, oder eher meinem sicheren Herzinfarkt entgegen.

„Quatsch, da passiert schon nichts und du musst einfach nicht runtergucken, ich liebe diese Teile!“ meinte er begeistert und löste zwei Tickets.

„Aber, ich..“ wollte ich anfangen, doch er zog mich einfach zum Einstieg, wo wir nicht einmal wirklich lange warten mussten.

Kein Wunder, auf das klapprige, mindestens 30 m hohe Ding, ging niemand, der noch ganz beisammen war, während sich vor den anderen Fahrgeschäften teilweise richtig lange Schlangen gebildet hatten.

Und ehe ich mich versah, saß ich Reita gegenüber in einer Runden, überdachten Gondel, die sich langsam aber stetig immer weiter vom Boden entfernte.
 

Mein Gegenüber lehnte sich gemütlich zurück und zückte eine Zigarette aus seiner Tasche, die er ansteckte und genüsslich daran zog.

„Siehst du, ist doch gar nicht so schlimm!“ meinte er und sah aus der Gondel hinaus.

Ich war mir ziemlich sicher, das mein Gesicht schon wieder so einen ungesunden blass-grün Ton angenommen hatte, als ich die Baumkronen, der wenigen Bäume, die neben dem Riesenrad standen, langsam an uns vorbei ziehen sah.

Ich schloss die Augen und versuchte zu verdrängen, dass wir uns sicher schon 20m über den festen Boden befanden.

Auch Reita musste mittlerweile das Wechseln meiner Gesichtsfarbe mitbekommen haben, denn das noch heftigere Wackeln der Gondel und die Berührung an meiner Schulter zeigten mir, dass er zu mir herüber gerutscht war.

Ich lehnte mich weiter an ihn und traute mich noch einmal die Augen zu öffnen,

„Bewegen wir uns eigentlich noch?“ fragte ich etwas verunsichert.

„Nein, es hat angehalten, unten wollen noch ein paar Leute einsteigen.“

„Und wo sind wir?“

„Ganz oben“

Ich nickte nur und schloss meine Augen wieder.

Es was ja so klar gewesen! Immer wenn ich in so ein Teil geschleppt wurde, stoppte es ganz oben, oder die Achterbahn blieb mitten im letzten Looping oben stehen. Immer ich!

Aber wenn wir jetzt ganz oben waren, hieß das ja auch, dass ich die Hälfte der Runde hinter mich gebracht hatte.

„Reita? Sind wir endlich unten?!“ fragte ich ihn und presste mein Gesicht in sein Shirt.

„Nicht mehr lange Ruki, wirklich nicht!“ meinte er und setzte einen Kuss auf meine Haare, was mich dazu brachte mich noch näher an ihn zu pressen und er legte seinen anderen Arm ebenfalls um mich.

In diesem Moment hätte die ganze Fahrt gerne noch länger dauern können!
 

Den Rest des Nachmittages schlenderten wir einfach durch die Straßen, die mit vielen kleinen Marktständen umsäumt waren und sahen uns an, was hier so alles angeboten wurde.

Zum Glück zerrte Reita mich nicht einmal mehr auf ein Kinder-Pferde-Karussell.
 

„Weißt du noch, wo wir unser Auto hingestellt haben?!“ fragte ich meinen Freund, als wir beschlossen, das es langsam Zeit wurde, wieder zurück zu fahren.

„So ungefähr, wir finden das schon!“

„Dann ist ja gut, ich hab eine Orientierung wie ein Brötchen.“

Er lächelte kurz und ging dann einfach drauf los.
 

Natürlich fand er das Auto, auch wenn ich mir sicher war, das wir ab und zu einen Umweg gegangen oder im Kreis gelaufen waren, aber die Hauptsache war, das wir die Schrottlaube wiedergefunden hatten und sie uns heil wieder zu dem Bauernhof brachte.
 

Wieder in der Wildnis angekommen, saßen die anderen drei, unsere Gastfamilie und einige mir unbekannte Menschen schon in dem kleinen Wohnzimmer, was dadurch ziemlich vollgestopft wirkte.

Wir setzten uns einfach neben das Sofa auf den Boden, wo auch Uruha sich schon hinverzogen hatte, schließlich wollten wir uns das Fußballspiel auch ansehen.

Doch schon nach der ersten viertel Stunde merkte ich, dass der Sport einfach nichts für mich war.

Viele erwachsende Männer, die hinter einem Ball herliefen und versuchte ihn in das Tor zu schießen, ohne das sie ihn aufheben und wegrennen konnten.

Ich kuschelte mich in die Arme meines Freundes und wäre beinahe Eingeschlafen, doch dann fing der Raum an zu johlen, was mich wieder wach machte.

Was auch immer passiert war, es musste etwas gutes sein, denn die Bierflaschen wurden gehoben, lautstark aneinander geknallt und jeder trank.

Ziemlich seltsames Volk hier.

„Was ist eigentlich dieses Abseits?!“ fragte Aoi, der den Begriff gerade bei einem „Fachgespräch“ der neben ihm sitzenden aufgeschnappt hatte.

Darauf hin entbrannte eine eifrige Diskussion unter den Anwesenden, wie man es am Besten und dann auch noch in Englisch erklären konnte.

„Also, das einfachste ist, wenn du dir merkst : Abseits ist, wenn du den ganzen Abend am Bierrondell standest und 160Yen (ca.2 Euro) für ein Glas Bier gezahlt hast, aber wenn du zur Toilette gehst, auf der anderen Seite der Festwiese, dann gibt es Freibier, also stehst du ganz schön abseits!“ erklärte ein Mann mit großem, schwarzen Schnauzer uns, was alle anderen Anwesenden zum Lachen brachte.

Wir schauten sie alle nur verwirrt an und nahmen die Erklärung dann so hin wie sie war, ohne sie zu hinterfragen, was bei dem Alkoholpegel wahrscheinlich eh nichts mehr gebracht hätte.
 

Als das Spiel dann endlich Ende war und auch noch die favorisierte Mannschaft gewonnen hatte, blieben die Leute, zu unserem Leidwesen, noch sitzen um zu trinken und reden.

Reita und ich konnten uns aber zum Glück bald entschuldigen und gingen in unser Zimmer.

Mein Freund ließ sich geschafft auf das Bett fallen.

„Man ist das anstrengend...“ seufzte er „.. und man versteht nicht einmal wirklich, über was die da reden.“

Ich stimmte ihm zu und besetzte das Bad heute endlich einmal als Erster!
 

~*~
 

Als wir am nächsten Tag endlich einmal pünktlich aufstehen konnten und somit mit dem Rest der Hausbewohner zusammen frühstückten, stellte ich fest, das Kai mich allein mit einem Satz glücklich machen konnte.

„Jungs, um 1 Uhr fahren wir Richtung Flughafen, also packt eure Sachen und seit pünktlich hier unten sonst verpassen wir unseren Flieger nach Hause!“

Fröhlich sprang ich von der Holzbank und hätte fast das Glas Milch von Aoi, der irgendwie seine Aushilfscola darin gefunden hatte (obwohl ich mir sicher war, das er noch richtige Cola oben in seinem Kleiderschrank stehen hatte) mit zu Boden gerissen.

„Wir fliegen nach Hause!!“ jubelte ich und stürmte, Reita hinter mir herschleifend die Treppen nach oben.

„Komm mal wieder runter 王女!“ meinte dieser lachend, als er dabei zusah, wie ich alle meine Klamotten und sonstige Dinge in den Koffer stopfte und hektisch durchs Zimmer lief.

„Wir fahren erst um eins, auch wenn du schon um 11Uhr abfahrbereit da draußen stehst!“ meinte er noch, was mich nachdenklich anhalten ließ.

„Stimmt, so ein Mist!“ grummelte ich und ließ mich neben ihn sinken.
 

Doch in Reitas Armen liegend ging die Zeit irgendwie viel schneller um und so war es bereits viertel nach 12, als wir wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und jetzt wirklich unter Zeitdruck stehend all unsere Sachen in die Koffer stopften.
 

Trotz allem standen wir pünktlich um 1 Uhr auf dem Hof, wo bereits ein Auto auf uns wartete und der Fahrer versuchte unsere Koffer in den Kofferraum zu stopfen.

Zum letzten Mal sahen wir auf das Bauernhaus und verabschiedeten uns von dem Bauern, seiner Frau und den Beiden Kindern.

War ich froh, dass wir endlich hier weg konnten!
 

Nachdem Kai sich noch einmal höflichst bei der Familie bedankt hatte, stieg auch er endlich ins Auto, wo wir alle schon ungeduldig warteten, rauchten und Cola tranken.

Als das Auto aus der Einfahrt fuhr, drehte ich mich ein letztes Mal um, damit ich mir diesen Ort des Schreckens einprägen konnte.

Vielleicht sollte ich einen Song über den schlimmsten „Urlaub“ meines Lebens schreiben, obwohl er ja auch irgendwie etwas Gutes hatte.

Lächelnd drehte ich mich zu Reita, der in ein Gespräch über Plüschnashörner mit Uruha verwickelt war.
 

~*~
 

Am Flughafen checkten wir gerade noch rechtzeitig ein und nachdem wir ein paar Sicherheitskontrollen hinter uns hatten, bei denen ich mich halb ausziehen musste, weil irgendwie alles an mir, so erschien es mir auf jeden Fall, Metall war, saßen wir auch schon mit vielen anderen Menschen in dem Wartebereich und warteten darauf, das unser Flug aufgerufen wurde.
 

„Wie lange noch?!“ quengelte ich an Kai herum, der darauf noch einmal prüfend seine Augen über die Tickets schweifen lies und auf die Uhr blickte.

„Nicht mehr als zu lange, in einer Stunde soll das Flugzeug starten, also müssten wir jeden Moment aufgerufen werden!“

Und unser Drummer hatte diese Worte noch nicht einmal ganz aufgesprochen, da hallte auch schon eine dieser typischen Flughafenansagen durch den Raum.
 

Als wir endlich in dem beengenden Flugzeug waren, stellte ich zufrieden fest, das wir dieses mal wieder alle zusammen in der First Class saßen.

Wenigstens das hatte einmal geklappt, wenn ich schon wieder so einen langen Flug bestreiten musste.

Reita saß natürlich neben mir, nur hatte er das Glück einer dieser Menschen zu sein, die einschliefen, sobald sie eine einigermaßen bequeme Lage erreicht hatten.

Ich konnte natürlich nicht einfach schlafen und bekam den Start des Flugzeuges im vollen Bewusstsein mit, was mein Magen leider nicht so toll fand.
 

Mit der gewohnten Übelkeit machte ich mich daran meinen i-pod aus der Tasche zu kramen, um etwas Musik zu hören, während Reita schlief.

Kaum hatte ich die Stöpsel in meinen Ohren, tippte Aoi mir auch schon auf die Schulter und fragte ob er sich meinen i-pod ausleihen dürfe, er hatte vergessen seinen aufzuladen.

Ich nickte seufzend und gab meinem Bandkollegen, wonach er gefragt hatte, schließlich hatte ich gerade gesehen, das ich noch einen ungelesenen Manga in der Tasche hatte, also ein bisschen konnte ich mich noch beschäftigen, doch kaum hatte ich die ersten paar Seiten gelesen, fragte Uruha mit leuchtenden Augen, ob er den Manga haben könnte, den hätte er noch nicht gelesen.

Nachdem er noch ein wenig rumgequengelt hatte, gab ich schließlich nach und kurz darauf las der Gitarrist meinen Manga.

Das war‘s dann wohl mit Beschäftigung.

Ich beschloss dann einfach Reita beim Schlafen zuzusehen, das war auch viel besser wie ein Manga oder ein i-pod und weil ich meine Finger wieder einmal nicht bei mir behalten konnte, sondern über sein Gesicht streichen ließ, wachte mein Freund schon bald auf.

„Was denn los?“ nuschelte er verschlafen vor sich hin.

„Oh sorry, wollt dich nicht wecken.“

„Schon okay Schatz...“ meinte er und starrte aus dem Fenster, was auf seiner Seite war, schließlich war mir schon schlecht ohne das ich den Abstand zur Erde sah.
 

"Schatz?"

"Mhm"

"Mir ist langweilig."

"Mhm"

"Aoi hat meinen i-pod."

"Mhm"

"Und Uruha meinen Manga"

"Mhm"

"Hörst du mir eigentlich zu?"

"Mhm"

"Willst du noch mal zum Bauernhof?"

"Mhm"

"Wartet zu Hause deine heimliche Affäre auf dich?"

"Mhm"

"VERDAMMT, jetzt hör mir endlich zu!"

"Hä, was ist denn los?!" meinte er, wandte sich vom Fenster ab und sah mich irritiert an.

"Ich hab gesagt das mir langweilig ist, aber du hörst mir ja nicht zu, wo bist du nur mit deinen Gedanken?!"

Einen Moment schien er ernsthaft zu überlegen, bevor er mich ansah und grinste.

"Schon mal was vom Mile-High Club* gehört 王女?!"
 

The .End.
 

*der Mile-High Club ist eigentlich nicht mal wirklich ein "Club" sondern einfach die Bezeichnung für Leute, die schon mal im Flugzeug Sex hatten! (Idealerweise eine Meile (1852m) in der Luft!)
 


 

EPILOG <‘3

You‘re by my side – now everything’s fine.
 

Als Nachwort oder Nachrede oder auch Epilog bezeichnet man Schlussbemerkungen am Ende eines Vortrages oder eines Buches.

Oder von Storys...
 

Als wir nach dem langen Flug endlich in Japan landeten und zum ersten Mal seit ein eineinhalb Wochen wieder heimischen Boden betraten, hätte ich mich fast hingeschmissen und die Erde geküsst, so wie der Papst das tat, wenn er in ein anderes Land kam, aber ich konnte mich soeben noch zurückhalten.

Mein Koffer kam natürlich wieder einmal als Letzter an dem Laufband an und alle anderen standen schon genervt drum herum und wollten eigentlich einfach nur noch nach Hause.
 

Als wir den Flughafen dann endlich verlassen konnten, hielt Aoi glücklich eine gekühlte Flasche Cola in der Hand, Uruha machte gerade seine neuste Eroberung, einen kleinen braunen Plüschhund, mit seinem lilanem Nashorn bekannt, Kai sah man richtig an, wie er sich darauf freute, bis übermorgen seine Ruhe zu haben und Reita hielt in der einen Hand eine Zigarette und mit der anderen hatte er meine Hand fest umschlossen.

Irgendwie hatten wir doch alle bekommen was wir wollten und übermorgen würden wir uns im Studio treffen um dort den Entschuldigungs-Song für unsere europäischen Fans aufzunehmen.
 

~~~
 

Zwei Wochen später erschien eben dieser Song auch endlich und war zum Glück ein voller Erfolg.

Kai hatte uns an manchen Tagen bis spät in die Nacht im Studio festgehalten, doch es hatte sich gelohnt, denn in den Fanforen im Internet verziehen uns die meisten den Konzertpatzer und freuten sich auf das neue Album, was wir ihrer Meinung nach gar nicht schnell genug auf den Markt bringen konnten, schließlich zog so ein Album ja auch eine Tour mit sich und sie hätten wieder das Vergnügen uns auf europäischen Bühnen zu sehen, hoffentlich dann etwas besser gelaunt!
 

~*~
 

In der darauffolgenden Urlaubswoche, beschlossen Reita und ich, das er einfach mit zu mir ziehen könnte, schließlich war er eh immer bei mir und es war ziemlich lästig andauernd frische Klamotten rüber zu schleppen, auch wenn wir nicht wirklich weit voneinander entfernt wohnten.

So verbrachten wir unsere freie Woche damit, Reitas kompletten Krempel in meine Wohnung zu verfrachten, die jetzt noch voller war, als vorher schon, denn ich konnte mich einfach von nichts trennen, selbst Fangeschenke hatten ihren Platz in meiner Wohnung und Reita war fast genauso schlimm, doch irgendwann hatten wir auch seine Sachen verstaut.
 

Als wir den ganzen Stress dann hinter uns hatten, besuchte ich endlich wieder einmal meinen heißgeliebten Friseursalon, um meinen Haaren nach so vielen Strapazen auch mal wieder etwas Gutes zu tun und anschließend schliff ich Reita mit, um mich bei meiner wohlverdienten Shoppingtour zu begleiten.

Ich wusste das meine Art und Weise des shoppens schon des Öfteren zu Nervenzusammenbrüchen bei Außenstehenden geführt hatten, doch dieses mal kannte ich kein Erbarmen.

So schleppte ich unseren Bassisten fünfeinhalb Stunden lang durch jede Menge Klamotten- und Schuhläden, um danach vor einem anderen Geschäft halt zu machen.

Als ich Reita erklärte, was ich hier wollte, sah er mich nur skeptisch und zweifelnd an.
 

“Du musst nicht Ruki!”

“Ich will aber!” widersprach ich.

“Aber es tut ziemlich weh, Schatz.”

“Egal. Ich wollte so was schon immer.”

“Wenn du meinst, ich hab dich gewarnt!”

Ich nickte, sah ihn noch einmal kurz an, küsste ihn zärtlich, versuchte ihm seine Zweifel und mir meine Angst zu nehmen und betrat dann den Laden.
 


 

Zwei ganze Stunden später, nach vielen Flüchen, Verwünschungen, Schmerzen und noch mehr Schreien, zierte ein kleiner “Reita”-Schriftzug meinen rechten Beckenknochen.
 

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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Maro-pon
2009-09-17T23:34:00+00:00 18.09.2009 01:34
Sehr süße FF^^
ich hab sie mal vor monaten in meine favos aufgenommen und bin jetzt endlich zu gekommen sie zu lesen
Das mit dem Tattoo ist echt süß, wobei Ruki sich echt eine der schmerzhaftesten stellen ausgesucht hat xD
ich hab dort zwar noch kein tattoo, aber da ich eine Freundin direkt auf dem Beckenknochen tätowiert habe, weiß ich, das es dort übel weh tut xD
bauch is dagegen echt easy

ich hoffe da kommt bald noch so eine tolle Reituki-story
würd mich darüber zu mindet freuen :3
Von: abgemeldet
2008-12-02T17:19:00+00:00 02.12.2008 18:19
OMG....liebestattoos *würg* >_< wer knutscht denn freiwillig ne frisch tättowierte stelle? xD na...vllt schmeckt bepanten ja gut xD gibt auf jeden fall hübsche flecken auf der kleidung^^
ansonsten..wie immer sehr erheiternd (ich will auch ein lila plüschnashorn<3)
Von:  Anini
2008-11-30T22:38:29+00:00 30.11.2008 23:38
Ich versteh Rukis Angst vor Kühen!
>___< allgemein versteh ich Rukis "hass" gegen
Bauernhöfe. Da zu sein ist unmenschlich find ich.
Und seine Höhenangst auch. >___<
Das Rei sich hat Rukis namentätowiren lassen
yui xDDD
Aber ich denke du weißt das sie Fußball kennen?
3 von ihnen wollten schließlich Fußballspieler werden xDDD
Trozdem ich hab so gelacht.
Schreib bald wieder so eine FF , ich kann nimmer xD

Lg
Ruhas_Plüshhase
Von: abgemeldet
2008-11-27T19:05:02+00:00 27.11.2008 20:05
schon zuende...OMG...*brain error*...
ich könnte das immer weiter lesen ....
ich hab mcih fast auf dem boden gekugelt vor lachen ...
so geil xDDDDD~
aber ioch an Rukis stelle hätte reitas tattoo nid geküsst immerhin war das erst 2 tage alt ...da ist dan immernoch salbe drauf und naja ..eklig halt udn auserdem ist die stelle dan noch immer geschwollen und tut weh XD:..
aber ist ja ne FF ..da geht das XDDDDDD
*doof zulabber*
ich mag Reita in deiner FF ...woran liegt das nur....*dumm grins*
xDDD~
also auf jeden fall ist und bleibt da eine meiner lieblings FF´s...
so super geschrieben...n super ende ..und super Story einfach ....
ich hoffe du schreibst mehr ...~
und wenn ja gib mir nen Link ..die will cih dan auch lesen udn so xDDD
danke für die schöne zeit mit den ganzen Lachern XDDDD~
so viel hab ich schon lang nicht mehr gelacht ...und das in so kurzer Zeit xDDD
LG
the Hanf~

Von:  Lukairia
2008-11-27T12:58:40+00:00 27.11.2008 13:58
aww
tolles ende
musste auch wieder an manchen Stellen derbst lachen xD

lg YuYu
Von: abgemeldet
2008-11-26T17:53:54+00:00 26.11.2008 18:53
genauso pingelig wie ich mit dem essen xD
gibt es den namen sepp wirklich? Oo ich war erst 2 mal für konzerte in münchen und hatte schon n kulturschock xD
aoi und seine koffein-sucht sind mir sehr sympathisch...ich hab das nämlich auch xD
Von: abgemeldet
2008-11-25T20:11:32+00:00 25.11.2008 21:11
*umfall*
*sich anpiss vor lachen*
ALATHHHHH~
ich glaub ich muss mir auch hanf anbauen XDD..
ist billiger als diese scheiß kippen ey xDDDDDD..und in meinem Namen steht es ja auch schon ...hmm vllt hab ich es schon angebaut XDD
ey..ich geb schon seitdem zweiten Kapi Ruki im geiste nen fetten ARSCHTRITT...wie kann man nur so doof sein und seine Gefühle so verheimlichen altah...gott sei dank hat der es endlich raugespuckt...sonst hätte ich das wirklich gemacht ...
und das mit dem bauernhof geile idee...wer kommt auf so nen geilen scheiß...xDDD~
gib mir auch mal was von den Drogen hey~...
>DDD
und nun zu letzten gedanken von Ruki...WER IST HIER FEIGE EY.....REITA HAT ES JA WENIGSTENS PROBIERT...XDDD
mach schnellstens weiter ...
*doof lach*
LG
The Hanf
>3
Von:  Lukairia
2008-11-25T19:40:30+00:00 25.11.2008 20:40
Wie geil ^^
*Lachanfall bekomm*
so typisch bayerisch
da Seppe xDD
wenn man sich das so bildlich vorstellt
Gazette arbeitet auf einem Bauernhof .... XDDDD
Das würde ich mal nur zu liebend angucken
Reita und Ruki schlafen aufm traktor *rofl*
"Rettet-the-GazettE" Song ....... xDD

also schreib ganz schnell weiter

lg YuYu
Von: abgemeldet
2008-11-24T20:38:39+00:00 24.11.2008 21:38
*lol* selten so gelacht bei ner FF xDDD
ich werds auf jeden fall weiterlesen^^
Von: abgemeldet
2008-11-24T19:34:03+00:00 24.11.2008 20:34
absolut geil~
xDDD
bobo ...dada..altah was für drogen nehmen die den XDDDDDDD~
*weglach*
>>Jetzt wusste ich wieder, warum auf Katzenfutter auch “Schlemmer-Menü” stand, damit man es uns auch noch hinstellen konnte.<<
der satz ist so übelst geil ey....
aber nicht nur der ...des ganze kapi war geil ..ich hab mcih so kaputtgelacht..ich mag es echt wie du schreibst
..ich Liebe es...
udn zu Reita sag cih nix......weil unheimlich <<~
xDD~
ich will bald das nächste lesen ...xD~
LG
hanf


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