Der Menschen Nacht von Vandra ================================================================================ Epilog: So wie die Nacht ist ---------------------------- So wie die Nacht ist Rahn spürte die Bewegung noch bevor er sie sehen konnte, fühlte, wie sich etwas von ihm mit bewegte, tief verwurzelt und verbunden mit dem Ast, der gerade zu einem Arm wurde. Mit einem lauten Krachen blieb die Axt mitten in der Luft stehen, gellte ein Schrei durch den Wald, als der Mensch zurückstolperte, die Waffe los ließ und sie nutzlos auf den Boden fiel. „Oh Gott…“, flüsterte die Frau, die den Mann begleitet hatte, starrte ängstlich in ihre Richtung und stolperte nach hinten, mitten in einen Baum, der sich bewegte, sich verwandelte und sie noch hölzern mit einem Knirschen umfasste. „Nein…nein…oh Gott!“, hallte es immer wieder und wieder, bis ihr Kopf mit einem lauten Knacken zur Seite schnellte, unnatürlich verbogen dort liegen blieb. Tränen stahlen sich in Rahns Augen - die letzten die er noch hatte - während er fühlte, wie sich alles entwirrte und seine Ranken, die sich wie eine Liane um Cyriel geschlungen hatten, auflösten. Seine Finger nahmen wieder Gestalt an, seine Füße kämpften sich aus dem Boden, die kalte Berührung durch Rinde wurde von warmer Haut ersetzt und seine Augen konnten sich wieder umschauen. Hinter seinem Geliebten schwebten die Blätter Sekunden, wirkten wie riesige grüne Flügel, vermischt mit blauen und grauen Blütenblättern, die wie magisch angezogen dorthin wehten. Er starrte hinunter, sah, wie eine letzte Blüte auf seinem Arm war, die Blätter um ihn herum schwebten, bis alles mit einem lauten Knall verschwand – genau in dem Moment, in dem sich der Wald in eine einzige Horde blutrünstiger Vampire verwandelte, die nur Blatt und Borke auf dem Boden hinterließen. Knurren, Grollen und lautes Gelächter erfüllten den Wald. „Nein…“, zog ein Flüstern die Aufmerksamkeit aller auf den Menschen und Rahn konnte den Kopf nur noch schütteln, als er den Mann sah, aus dessen Hand etwas Weißes heraus ragte, weiß wie ein Knochen umrahmt von Blut, das hinunter tropfte. Ein Glitzern lenkte seinen Blick kurz auf das andere Gelenk, an dem ein metallisches Armband befestigt war. In der Mitte dieses Dings war ein Glas, in dem sich ein Stab im Kreis bewegte. „Eine Uhr“, flüsterte ihm Cyriel zu, doch er konnte dieses merkwürdige Ding nicht einer Uhr gleichsetzen, schüttelte den Kopf. Der Mensch versuchte sich über den Boden zu retten, zitterte, rutschte immer weiter weg, doch es war sinnlos, dumm. Krallen bohrten sich im nächsten Moment in seine Schultern, hielten ihn auf und nahmen ihm jede Möglichkeit zur Flucht. Wieder stahl sich eine Träne aus seinen Augen und er schaute weg, wollte nicht sehen, was als nächstes passierte, doch er konnte sich nicht abwenden. Hände hielten ihn sicher an die Wärme gedrückt, die Realität, die jetzt die seine war. „Du warst es, der uns hierher geholt hat, nicht wahr? Wie ich sehe hat die Menschheit wieder nichts gelernt. Freu dich, denn du hast die Nacht über euch hereingebracht und unsere Herrschaft eingeläutet, indem du uns in diese Hölle gezerrt hast. Du hast uns beschworen und ihr werdet leiden, bis ihr alles vergessen habt, zu wenige seid und wieder alles von Neuem beginnt. Vielleicht bis ihr es endlich lernt. Und bis dahin seid ihr unsere Beute, sind wir gefangen in dieser Hölle, die jetzt die eure wird“, erklärte Cyriel dem Mann, der zitternd da saß und sich die Hand hielt, stöhnte und um sein Leben bettelte, immer wieder aufschrie. „Und natürlich hast du die besondere Ehre das genießen zu können, auch wenn du nicht mehr siehst, wie ihr wieder die Steinzeit als eure höchste Stufe anseht. Ihr seid unsere Beute und du wirst besonders lange Zeit haben das zu genießen…“ Und damit bohrten sich die Krallen nur noch tiefer in das Fleisch des Menschen, der aufschrie und die Augen verdrehte, wohl hoffte zu sterben, was er auch würde – irgendwann. Rahn zuckte bei dem Anblick zusammen, wollte inzwischen die Galle wieder fühlen, doch er konnte es nicht, nicht nach dem, was er inzwischen wusste. Nicht nachdem er aus dem Paradies hinabgestoßen worden war. Cyriel hielt ihn fest, drehte seinen Kopf, bis er nur noch das grüne Haar sah, die Lippen sah, die immer näher kamen. Das hier war jetzt das einzige was zählte. Und damit gab er sich hin, schloss die Augen als der die Berührung fühlte und ignorierte die Schreie hinter sich… Jetzt kannte er die Bedeutung der Worte, die sein Geliebter damals nie vollendet hatte: „…bis die Menschen wieder so dumm waren und vergaßen. Bis sie ihre Welt und die Vampire bedrohten…“ --------------------------------------------------------------------------------- AN: So, das wäre meine Version einer kurzen Vampirgeschichte. Ich hoffe es hat euch gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)