Der Menschen Nacht von Vandra ================================================================================ Prolog: So wie es am Tage ist ----------------------------- So wie es am Tage ist Es war warm, so weich hier und Arme schienen ihn zu umfangen, angenehm sicher zu halten. Alles war genau so, wie es sein sollte. Glücklich kuschelte er sich noch enger an seinen Partner, seinen Geliebten und seufzte erleichtert. Das Bett war kein Vergleich zu ihm, die Welt um ihn herum einfach nur unbeschreiblich, einfach alles richtig, aber dann kam es wieder. Ein nagender Gedanke, eine unbegründete Angst, die immer wieder kam. Die Furcht, dass alles wieder verschwinden könnte und zu dem Alptraum, den er kannte, würde, wenn er die Augen öffnete. Sekunden zögerte er, suchte mit seinen Händen etwas und fand die weichen Haare, fand die Sicherheit. Er atmete tief ein, zögerte einen Moment und hielt dann die Luft an, während er die Augen endlich öffnete, nur um bei dem Anblick erleichtert aufzuatmen. Alles war noch wie es sein sollte, alles da, wo es hingehörte. Das Zimmer in hellbraun und fast leer, nur erfüllt von ihrem Bett, dass sich grün davon absetzte. Neben ihm lag Cyriel, friedlich schlafend und den Arm um ihn gelegt, hielt ihn gerade so fest, als ob er ihn nie mehr loslassen wollte. Die tiefgrünen langen Haare waren beinahe wie über das Kissen drapiert, eine Strähne noch immer in seiner Hand, während er selbst noch immer halb an die Brust seines Partners gelehnt, ein Bein über die seines Geliebten gestreckt hatte. „Bleib liegen, mein Herz. Bleib liegen mein Herz. Der Morgen ist erst erwacht und unser Morgensport steht noch aus …“, hörte er das leise Murmeln und seufzte. Wie er diese noch halb verschlafenen Worte liebte und zugleich hasste. Zumindest bis der Satz mit dem Sport von ihm registriert wurde. „Morgensport? Wir sind doch erst vor ein paar Augenblicken ins Bett…“, maulte er und überlegte, was er heute anstellen könnte, bis sich langsam ein Lächeln anfing zu bilden. Es wurde immer verschmitzter, bevor er sich hinunterbeugte und seinen Geliebten küsste, so unglaublich kurz, dass das leise Prickeln ihn beinahe inne halten ließ, aber nur fast, denn im nächsten Augenblick zwickte er ihn in die Wangen. Die Umarmung löste sich im selben Moment und er nutzte die Möglichkeit, sprang auf und wartete, bis die die tiefschwarzen Augen ihn müde und unzufrieden fixierten. Ein Finger seines Cyriel erhob sich, wurde gebeugt, bedeutete ihm wiederzukommen und er nickte, machte zur Täuschung zwei Schritte in Richtung des Bettes, nur um dann umzudrehen und lachend davonzurennen, verfolgt von einem lauten „Rahn…“. Belebt, mit einem wild pochenden Herz und einem Grinsen im Gesicht stürmte er durch die offene Tür hinaus auf die Lichtung, wo andere saßen. Es war ihm egal, dass sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen bedachten, die langen Zähne dabei aber beim Grinsen zeigten. „Willst du heute wieder besonders vom Gebieter verwöhnt werden, Rahn?“, neckte ihn Kura, dessen Armstumpf auf der Schulter seiner Geliebten ruhte und der sich wie immer auf seine Kosten wieder einmal amüsierte. Rahn seufzte nur und schüttelte den Kopf, lachte. Er hatte besseres mit seinem Atem vor als darauf zu antworten und rannte einfach weiter in Richtung des Waldes, in dem einzelne Lichtstrahlen das Blätterdach durchbrachen. „Zieht euch wenigstens manchmal etwas an…“, hörte er, worauf er nur grinste, die Richtung etwas änderte – nur um im nächsten Augenblick gegen etwas zu prallen. „Jetzt gehörst du mir, Rahn“, hörte er das Flüstern an seinem Ohr und ohne jede Kontrolle schlangen sich seine Arme wie von selbst um den Hals, den er so gut kannte. Er sah noch bevor er es spürte, wie dieses Gefühl über das Gesicht seines Partners huschte und gleich darauf wie die Erfüllung eines Versprechens ganz zart seine Lippen die Haut seines Cyriels wahr nahm, diesen süßen Geschmack. Im selben Moment ließ er sich in die Umarmung fallen, zufrieden und nur noch mit dem Wunsch das hier zu genießen. Die Gefühle tanzten nur so auf seinen Lippen, die Wärme prickelte sanft auf seiner Haut, kroch langsam und viel zu schnell in jede Pore und schien sich wie ein Lauffeuer zu verbreiten. Sie tropfte regelrecht hinab, erregte ihn und ließ in ihm mit jedem Schlag seines Herzens das Bedürfnis steigen, mehr zu fühlen als nur Haut. Er wollte es in sich, um sich, überall haben. Jede Sekunde war so lang, so unendlich kurz, wenn man so viel mehr haben konnte und die Gefahr bestand, so viel weniger zu erhalten. Das Verlangen stieg mit jedem Pochen an, rauschte lebendig in seinen Ohren, schmeckte süß auf seiner Zunge, während seine Arme vergeblich nach einem Halt suchten. Wie als Antwort legten sich Hände auf sein Gesäß, zogen ihn nur noch näher heran, versprachen so viel und er öffnete sich bereitwillig, öffnete seinen Mund und fühlte schon wie sich etwas antastete, sanft über seine Lippen strich und seine Zunge berührte. Wie ein Rasen verbreitete sich das Gefühl, die Wärme durch seinen ganzen Körper und pochte laut in seinen Ohren, während das sanfte Kratzen an seiner Haut die Erwartung nur ins Unermessliche steigerte. Er wusste was als nächstes passieren würde. Nur noch genießen wollte er, schloss langsam seine Augen, bis ein merkwürdig entrücktes „…hier?“ ihn hochschrecken ließ und aus aller Freude riss. Der Kuss war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte, fortgerissen und hatte viel zu kurz gewährt. Die Finger an seinem Gesäß fingen an sich mit ihren Krallen langsam in seine Haut zu bohren, mit den Krallen die nicht da sein dürften. Um sich herum hörte er das laute Knurren, noch bevor er die gebleckten Fangzähne sah und fühlte noch bevor er es sah, wie die Welt langsam zerfiel, verschwamm und an Farbe verlor. Er fing an zu zittern. „Nein, bitte nicht. Cyriel…“, hielt er fest an dieser Welt, wollte hier nicht weg. „Es ist so weit. Die Nacht bricht herein, reißt uns hinab in die Hölle. Folgt mir, folgt mir zu unserer Beute…“, rief Cyriel mit getragener Stimme den anderen zu, die mit ihren langen Krallen die Luft schlugen und dabei „Beute!“, riefen. Und dann fanden die schwarzen Augen ihn, so verändert, so emotionslos und nur mit einem kurzen Anflug von Zuneigung, der ihm galt. „Es ist so weit und diesmal hält uns nichts auf, mein Herz. Das ist es, was du gesät hast und diesmal bist du mein und wirst an meiner Seite herrschen in der Nacht.“ Noch während er die Worte hörte, zerfiel das Paradies immer mehr, verwandelte sich der Traum in Realität. Wieso konnte es nicht ewig währen? Hier war kein Leid, die Erinnerung schon so gut wie tot und für alle sicher, doch jetzt blutete die Welt die er vergessen wollte, in diese Perfektion hinein, ließ immer mehr von dem Wald und den Menschen erkennen die dort standen, mit monströsen Geräten drohten. „Nein, lass das!“, riss ihn eine grausame Stimme immer weiter hinunter, zerrte an seinem Verstand, bis er sich verzweifelt an Cyriel klammerte, der jetzt in Richtung der blitzenden Axt starrte, ihn noch ein letztes Mal so unendlich kurz küsste. Und dann bleckte sein Geliebter die Zähne, die sich gleich darauf in seine Schultern bohrten, die Haut brachen, bis Blut heraus tropfte. In der Realität blieb ihm nur noch Cyriel. „Ist doch nur ein Baum…“, antwortete eine andere Stimme, während die Axt sich in die Luft erhob und auf sie zuraste, jetzt direkt neben ihnen war und ihn in diesem Moment in die Welt riss, in der vor einer Ewigkeit alles angefangen hatte… ------------------------------------------------------------------------------- AN: Das ist nicht das Ende. Der one-shot wird in drei Teilen on gestellt: Prolog und Epilog sind der Rahmen und dazwischen ist der Hauptteil. Gehört aber alles zusammen und ist eine Geschichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)