Ride the Rockers 7 - Party Time von raphael_asdrai (5. Sequel zu Ride the Rockers. Es ist nicht zwingend nötig, die anderen Fanfictions der Reihe zu kennen.) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Titel: Ride the Rockers - Party Time Teil: 1/? Autorin: Raphaèl Asdrai Rating: MA (noch nicht in diesem Kapite, aber in den späteren. Ihr kennt mich ja ^_~) Fandom: Miyavi, SuG, alice nine. Warning: Comedy, Lemon, Lime (evtl. noch andere) Disclaimer: Nix meins. Leider ... So viel Realitätssinn ist mir gerade noch geblieben. IDEE UND STORY GEHÖREN MIR. DIE PS COMPANY UND ALLE PROTAGONISTEN GEHÖREN NUR SICH SELBST. ALLES, WAS ICH SCHREIBE, IST PURE FIKTION UND SOLL NIEMANDEN BELEIDIGEN. ICH BEZWEIFLE STARK, DASS DIE JUNGS TATSÄCHLICH SCHWUL SIND. UND SELBST WENN, DANN WÄRE DAS IHRE PRIVATANGELEGENHEIT. ****************************** Kapitel 1 »Komm schon, Saga …« Eine schmale Hand legte sich auf den Hals des Bassisten und strich vorsichtig ein paar braune Strähnen zur Seite, ehe sie zu dessen Schulter wanderte und dort verharrte. »Zieh es heute Abend für mich an! Du würdest toll darin aussehen …« Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf Sagas Lippen und er lachte leise, ehe sein Blick über sein Spiegelbild schweifte und schließlich an dem zweiten Mitglied seiner Band hängen blieb, das neben ihm stand und ihn mit glitzernden Augen musterte. Es gefiel ihm, wie der andere versuchte, ihn mit saften Berührungen und verführerisch gedämpfter Stimme zu überzeugen, seitdem er ihn vor wenigen Minuten wortlos am Handgelenk gepackt und in den entlegenen Raum gezogen hatte, in dem die Kostüme der PS Company Bands und noch viele andere Kleidungsstücke fein säuberlich an endlosen Reihen von Kleiderständern aufgehängt waren. Die Hand auf seiner Schulter begann sich zu bewegen und fuhr mit leichtem Druck seinen Rücken hinunter, beiläufig genug, um keinen Verdacht zu erregen, aber trotzdem so stark, dass sich Sagas Nackenhärchen aufstellten. Er mochte es, wenn ihn jemand so subtil zu verführen versuchte, was äußerst selten vorkam, da allgemein bekannt war, dass er der Letzte war, der nein sagte, wenn ihm jemand ein eindeutiges Angebot machte. Und dass es ausgerechnet der sonst in dieser Hinsicht so zurückhaltende Hiroto war, dessen Finger in diesem Moment sanft sein Hemd nach oben schoben, um seinen Gürtel zurechtzurücken, gab der Sache noch zusätzliche Würze. Doch Saga würde lieber nackt in ein öffentliches Freibad springen, als ihm seinen Wunsch zu erfüllen. »No way«, antwortete er und schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das ziehe ich nicht an! Das ist schwul!« Er sah, wie sich die Gesichtszüge des anderen für einen Moment verdunkelten, bevor sich ein bockiger Ausdruck auf sein Gesicht legte. »Du bist schwul, also kannst du es auch anziehen!«, murrte er beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, so dass Saga empört die Backen aufblies. »Ich bin nicht schwul, ich hatte auch schon was mit Frauen!«, verteidigte er sich und zupfte den Kragen seines eleganten weißen Hemdes zurecht, die hochgezogene Augenbraue seines Bandkollegen ignorierend. »Wann genau soll das gewesen sein?«, wollte dieser wissen, doch Saga hatte keine Lust, sich auf Diskussionen einzulassen. Er war in seinem männlichen Stolz verletzt und das Letzte, was er sich in diesem Moment anhören wollte, waren Vorträge über seine sexuelle Orientierung. Wenn der andere weiter versucht hätte, ihn zu umgarnen, hätte er sich vielleicht irgendwann überreden lassen, doch nun, da die Aussicht auf ein schnelles Abenteuer im Kostümfundus der PS Company in weite Ferne gerückt war, war seine Stimmung auf einen Tiefpunkt gesunken. »Tze«, schnaubte er beleidigt und drehte sich auf dem Absatz um, um aus dem Raum zu verschwinden, doch Hiroto war schneller und hielt ihn am Handgelenk zurück. »Entschuldige«, sagte er leise und strich mit den Fingerspitzen über Sagas Wange, während er ihn ernst anblickte. Saga verdrehte die Augen, doch wie immer dauerte es nur wenige Sekunden, bis er dem unschuldigen Blick, mit dem der kleine Gitarrist so ziemlich alles erreichen konnte, was er wollte, erlag. »Entschuldigung angenommen«, murmelte er besänftigt, doch trotzdem nicht weniger entschlossen, sich auf keinen Fall einen gesamten Abend dem Spot der restlichen Bands auszusetzen. »Aber deswegen werde ich diesen lila Kunstlederanzug auch dann nicht anziehen, wenn ein Blitz einschlägt und alle anderen Sachen zu Asche verkokelt! No way, auf keinen Fall, nur über meine Leiche! Wenn du so dringend jemanden brauchst, der farblich mit deinem Hemd und deinen Schuhen harmoniert, dann zwing deinen Freund dazu! Oder gib Uruha eine Flasche Moet&Chandon! Oder meinetwegen erzähl Reita, dass es der neuste Schrei in der Fetischmode sei! Aber zwing nicht deinen besten Freund auf der ganzen weiten Welt, sich auf einer offiziellen PSC Party mit Presse und Videoaufnahmen zum Obst zu machen!« Er hob bittend die Hände, so dass Hiroto schwer seufzte und den Anzug schließlich zurück an einen der vielen Kleiderständer hängte. »Fein …«, meinte er dennoch leicht beleidigt und wuschelte Saga durch die braunen Haare, das breite Grinsen ignorierend, das sich auf dessen Gesicht ausbreitete, als der Bassist erkannte, dass er gewonnen hatte. Dies war nicht die erste modische Krise in den letzten Tagen. Alles hatte vor einer Woche begonnen, als die Chefetage der PS Company alle Bands zu sich ins Büro gerufen und eröffnet hatte, dass zur Feier der Gründung der Indie PSC ein großes Fest geplant war, um die beiden neuen Bands SuG und Screw in den Reihen des erfolgreichen Visual Kei Labels willkommen zu heißen. Zwar waren seit dem Eintritt der beiden Bands schon einige Wochen vergangen, doch abgesehen von einem offiziellen Pressetermin und einigen Fotoshootings war seitdem nicht viel passiert. Saga selbst hatte mit den beiden Bands bis jetzt wenig Kontakt gehabt. Er wusste, dass Nao und einige der anderen Leader öfter mit ihnen zu tun hatten und um Rat gefragt wurden, doch der Rest der Bands ging seinen normalen Tätigkeiten nach. Und ein kurzes Treffen auf dem kleinen Hinterhof zur Raucherpause oder am Kaffeeautomaten führte nicht unbedingt zu tiefgründigen Gesprächen. So war es eine äußerst willkommene Gelegenheit, die ›Babies‹, wie Uruha sie in einem Anflug von alkoholinduzierten Muttergefühlen getauft hatte, etwas näher kennen zu lernen. Doch so einfach eine Party auch in der Theorie klang, so schwer war es gewesen, sich darauf zu einigen, wie sie tatsächlich ablaufen sollte. Eigentlich hätte Saga vorher klar sein sollen, dass es nur in Chaos enden konnte, wenn den Bands die Wahl ihrer Garderobe freigestellt wurde. Nicht jeder hatte so einen sicheren Griff in den Kleiderschrank wie Ruki, und Entgleisungen wie Aois armygrüne Baggypants oder Naorans mit peinlichen Sprüchen bedruckte T-Shirt Sammlung hatten dafür gesorgt, dass sich die vier Bands inklusive Miyavi am Vorabend zusammengesetzt und diskutiert hatten. Nachdem man sich relativ schnell darauf geeinigt hatte, ein einheitliches Thema zu suchen, hatte das Drama begonnen. Uruha war bei Kais Vorschlag, komplett in Bühnenoutfits zu erscheinen, auf die Barrikaden gegangen und hatte gedroht, wenn auch nur einer auf die Idee käme, dass er sich in seiner Freizeit in Hotpants zum Gespött der Leute machen würde, würde er sich mit einem Großvorrat Moet&Chandon im Keller verschanzen, wo er nach eigenen Aussagen mehrere Wochen überleben würde. Ruki hatte ihm zur Verwunderung aller beigepflichtet, doch Saga war sich sicher, dass dies weniger auf sein mitfühlendes Herz als auf die Tatsache, dass der Keller sein privater Spielraum mit Reita war und er nicht die nächsten Wochen auf Fesselspielchen verzichten wollte, zurückzuführen war. Auf Aois Vorschlag, eine Kostümparty zu machen, war man aufgrund traumatischer Begegnungen mit goldener Plastikfolie gar nicht erst eingegangen, obwohl Uruha geäußert hatte, Reita gerne noch einmal im Rentierkostüm inklusive Dekoschlitten sehen zu wollen. Miyavi hatte man nach einem kurzen Blick auf seine Kombination aus pinker Jogginghose, wild gemustertem Hemd in Tarnfarben und zwei Basecaps in neongelb und flieder gar nicht erst angehört, und nachdem Kra schon zu Anfang klargestellt hatten, dass sie sich auf keinen Fall an irgendwelchen Perversitäten beteiligen würden, waren auch Sagas Vorschläge vom Tisch. Schließlich waren es Kagrra gewesen, die schlichtweg beschlossen hatten, dass halbwegs elegante Festtagskleidung bestehend aus Anzug, Hemd und Krawatte der einzige Kompromiss aus persönlichem Geschmack und den Anforderungen der Situation waren, ohne dabei politische oder moralische Kontroversen aufzuwerfen. Leider hatten sie dabei vergessen, alle daran zu erinnern, sich in Farbe und Musterung zurückzuhalten, was letztendlich darin resultiert hatte, dass Saga auf seinem Weg ins Studio einem sehr fröhlichen Miyavi in bunt gemusterten Freedom Fighters Tarnanzug über den Weg gelaufen war und selbst nur mit Mühe Hirotos Vorschlag der lila Ledercombo hatte abwehren können. Anzug war schließlich nicht gleich Anzug. »Ich bleibe bei dem dunkelgrauen Modell mit den Nadelstreifen«, sagte er und zog sich die Anzugjacke über, ehe er den Kragen seines schlichten weißen Hemdes herauszupfte und die blaue Krawatte zurechtrückte. »Wenigstens einem von uns muss man ansehen, dass er sich benehmen kann. Ich habe vorhin Aois Hemd gesehen. Und glaub mir, es war kein schöner Anblick.« Hiroto grinste und öffnete dann die Tür, um mit Saga zum Kaffeeautomaten zu wandern und sich einen extra großen Moccaccino zu holen. »Du benimmst dich nur so lange, bis die Presse ausgeschlossen wird und die richtige Party anfängt!«, warf er beiläufig ein, während er den Schaum von der Tasse schlürfte. »Aber denk dran, dich zurückzuhalten. Weder SuG noch Screw wissen, was hier so alles abgeht. Und so jung wie die sind, wollen sie es sicher auch gar nicht wissen. Lass ihnen noch ein paar Monate der Unschuld, bevor sie merken, bei was für einem Verein sie die nächsten fünf Jahre festsitzen.« Saga grinste und nickte, ehe er sich durch die Haare fuhr und die Hand hob, um Reita zu grüßen, der am Ende des Gangs mit Ruki im Schlepptau und einem Berg von Kleidungsstücken auf dem Arm in Richtung Garderobe unterwegs war. Sie waren wohl nicht die Einzigen, die sich schon am Nachmittag im Gebäude eingefunden hatten, um ihrem Outfit den letzten Schliff zu geben. Auch Uruha hatte er schon gesehen, doch als dieser mit einem lüsternen Grinsen auf den Lippen leise hinter Aoi in Richtung der Toiletten hergeschlichen war, war klar gewesen, dass zumindest diese zwei noch eine ganze Weile brauchen würden, bis sie fertig gestylt waren. »Keine Sorge, selbst für mich sind die noch zu jung«, antwortete er und wendete den Blick zu einem der Fenster, die in Richtung Innenhof zeigten, der an diesem Tag recht leer war. Die Parkplätze für die Presse waren in der Tiefgarage und wenn nicht gerade Instrumente oder Technik geliefert wurden, war der graue Hof mit den wenigen in Form getrimmten Bäumen und Büschen verwaist. Auch heute stand nur ein einziger Van auf dem Seitenstreifen nahe der Ausfahrt, die von Sagas Standpunkt halb durch eine Mauer verdeckt war. Gerade wollte er den Blick wieder abwenden, da stutzte er. »Ist das Miyavi?«, fragte er und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Warum hatte er auch ausgerechnet heute seine Kontaktlinsen vergessen müssen? Doch auch so war der große Sänger in seinem auffällig gemusterten Anzug und den langen, zu einem Knäuel aufgetürmten Extentions nur allzu gut zu erkennen. Hiroto nahm einen geräuschvollen Schluck Kaffee, als er neben ihn trat und interessiert aus dem Fenster guckte. »Scheint so«, meinte er und runzelte die Stirn, als der Sänger unruhig auf und ab tigerte, als würde er auf jemanden warten. »Was macht er da?« »Keine Ahnung«, antwortete Saga und winkte durch die Scheibe, aber Miyavi schien ihn nicht zu beachten. »Wahrscheinlich Sachen, die nur er selbst versteht. So wie immer. Aber wenn er schon mal da ist, sollten wir ihn darauf hinweisen, dass er von Isshi ziemlichen Anschiss bekommt, wenn er in dem Anzug auf die Party kommt. Und zwei Basecaps übereinander machen die Sache nicht unbedingt besser.« Hiroto lachte und setzte sich in Bewegung, um hinter den Bassisten auf den großen Hof zu treten. Die Sonne schien angenehm warm, doch trotzdem fegte ein kühler Wind durch die Bäume und ließ die Blätter rascheln. Einzelne Büsche verwehrten ihnen die direkte Sicht auf den Sänger, so dass Saga überrascht stoppte, als er plötzlich Stimmen hörte. Vorsichtig lugte er um den Busch herum und runzelte überrascht die Stirn, als er sah, wie Miyavi die Hand hob und jemanden begrüßte, der ihm von der anderen Seite entgegen kam. Takeru? Seit wann waren die beiden befreundet? »Warum ist der denn schon hier?«, meldete sich Hiroto ebenso überrascht neben ihm zu Wort und schlürfte den letzten Rest aus seiner Kaffeetasse, ehe er die Augen zusammenkniff, um gegen die Sonne besser sehen zu können. »Ich dachte, SuG und Screw würden nicht vor abends erscheinen, weil sie heute Nachmittag noch ihr Skript für das Interview mit der Presse auswendig lernen sollen.« Saga zuckte mit den Schultern und zog Hiroto zurück, der aus dem Schatten des Busches treten wollte, um diesem mit einem an die Lippen gelegten Zeigefinger zum Schweigen zu bringen. Ein intrigantes Lächeln huschte über sein Gesicht und er spitzte die Ohren, um ein wenig von der Unterhaltung der beiden Männer mitzubekommen, Hirotos vorwurfsvollen Blick gekonnt ignorierend. Na und, dann war er eben neugierig! Was war dabei? Immerhin könnte es sein, dass er der Erste war, der von einer süßen Affäre Wind bekam! Und er wollte es sich nicht entgehen lassen, vor Uruha damit anzugeben, dass er einmal etwas früher gewusst hatte als er. Doch zu seiner Enttäuschung sorgte der Wind dafür, dass die gedämpften Stimmen nicht einmal ansatzweise bis zu ihm vordrangen. »Können die nicht lauter sprechen?!«, murrte er missmutig und spielte in Gedanken die Möglichkeiten durch, sich noch näher anzuschleichen, ohne dass einer der beiden etwas mitbekommen würde, als ihn eine abrupte Bewegung von Miyavi zusammenfahren ließ. Der Sänger fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und deutete auf die Ausfahrt, als habe er dort etwas entdeckt. Sagas Blick schnellte in die Richtung, doch dort war nichts. Verwirrt wollte er es auf eine von Miyavis seltsamen Launen schieben, der vermutlich die Anwesenheit eines Vogels für die Entdeckung des Jahrhunderts gehalten hatte, als ihm dessen nächste Bewegung die Sprache verschlug. Im selben Augenblick, in dem sich Takeru in die entsprechende Richtung drehte, war Miyavi plötzlich hinter ihm und verdrehte ihm den Arm schneller auf dem Rücken, als der kleine Sänger reagieren konnte, ehe er ihm einen weißen Lappen auf Nase und Mund presste. Der Blonde zappelte panisch, versuchte sich loszureißen, doch gegen den Größeren hatte er keine Chance, so dass seine Knie nach nur wenigen Augenblicken kraftlos einknickten und ihn schlaff in Miyavis Armen sinken ließen. Dieser blickte sich rasch um, ob jemand seine Aktion gesehen hatte, dann steckte er den Lappen zufrieden grinsend in seine Hosentasche und hievte den Bewusstlosen zu dem Van, um ihn ohne große Mühe in den Kofferraum zu packen. Saga sog hörbar die Luft ein, während Hiroto schlichtweg der Kiefer nach unten klappte und seine Augen so weit hervortraten, als würden sie jeden Augenblick herauspurzeln wollen. Die Kaffeetasse entglitt seiner Hand und fiel mit einem gedämpften Ton auf die Rasenfläche. »Heilige Scheiße«, murmelte Hiroto nach einigen Augenblicken, in denen es beiden schlichtweg die Sprache verschlagen hatte, und blickte Saga an, als hoffte er, dieser würde ihm irgendwie versichern, dass sie nicht gerade Zeugen von … Ja, was war es eigentlich, von dem sie Zeuge gewesen waren? Eine Entführung eines Mitglieds der PSC von einem anderen mitten auf dem Innenhof? Was zum Teufel ging hier eigentlich ab? Der Bassist sah ihn ebenso bestürzt an und brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen, ehe er trocken schluckte und mit der Hand auf den Van deutete. »Du hast es auch gesehen, oder?«, fragte er ungläubig und Hiroto nickte leicht betäubt, ehe ein Ruck durch den kleinen Gitarristen ging und er aus dem Schatten des Busches sprang. »Ich hole Nao«, hauchte er und hastete in Richtung des Gebäudes, den verwirrten Saga einfach stehen lassend. Dieser blickte ihm mit großen Augen nach, ehe er langsam auf den grauen Asphalt des Innenhofes trat und zu Miyavi blickte. Der Sänger, der gerade die Kofferraumtür des Vans zugeknallt hatte, sah ihn misstrauisch an, doch nichts in seinem Blick verriet, dass ihn die Tatsache, dass die Entführung beobachtet worden war, in Panik versetzt hatte. Doch bei Miyavi sollte man sich nie auf den ersten Eindruck verlassen, das hatte Saga früh gelernt. Unter all seinen schrillen Outfits und dem gespielt kindischen Gehabe verbarg sich ein äußerst intelligenter Kopf, der es manchmal sogar schaffte, Sachen auszuhecken, denen noch nicht einmal Nao oder Kai auf die Schliche kamen. Saga erinnerte sich nur zu gut daran, wie eines Tages keine der vier Großboxen des heiß begehrten Karamelpuddings in der Cafeteria angekommen waren, weil sich jemand am Telefon als Teil des Managements ausgegeben und sie in eines der Studios bestellt hatte. Niemand hatte nachweisen können, dass Miyavi dahinter steckte, doch als dieser die nächsten Tage wegen Bauchschmerzen nicht zur Probe erscheinen konnte, hatte man sich seinen Teil gedacht. Miyavis Ziele waren nicht die höchsten. Aber die Gerissenheit, mit der er sie erreichte, beeindruckend. Was auch immer er heute im Schilde führte, er war nicht zu unterschätzen. Saga zog die Stirn in Falten, ehe er langsam auf den anderen zuging und schließlich kurz vor ihm stehen blieb. »Yo!«, sagte er und hob die Hand zum Gruß. »Yo!« Miyavi grinste breit und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, ehe er sich an den Van lehnte, als sei nichts geschehen. »Was führt dich her?« Saga hob eine Augenbraue, doch dann schüttelte er leicht den Kopf und deutete mit dem Finger auf die geschlossene Kofferraumtür. »Ist es nicht unter deinem Niveau, ein kleines ahnungsloses Indieband-Mitglied zu betäuben und zu verschleppen? Mach das lieber mit Leuten, die dir gewachsen sind!« Das Grinsen auf Miyavis Lippen wurde noch ein Stück breiter und er stemmte provokant die Hände in die Seiten und schob sein Becken nach vorn. »Spielst du auf Naos Geburtstagsparty an, bei der du beinahe die Beine für mich breit gemacht hättest, wenn nicht Tora dazwischengekommen wäre und dich gerettet hätte?« »Tze!« Saga schnaubte abfällig und boxte dem anderen leicht gegen die Schulter, ehe er sich eine braune Strähne aus der Stirn strich und Miyavi betont herablassend musterte. Diese Erinnerung war das Letzte, was er gerade gebraucht hatte. Dieser Abend war an Peinlichkeit fast nicht mehr zu übertreffen gewesen und nur seinem Bandmitglied war es zu verdanken, dass er nicht am nächsten Morgen mit einem brummenden Schädel und einem unangenehmen Gefühl im Unterleib aufgewacht war. Manchmal war es einfach nur belastend, dass Miyavi vom Management einen Freifahrtschein hatte, was alle Arten von Sedativa betraf. Diese schienen nicht zu merken, dass ihre Versuche, das instabile Temperament des Solokünstlers unter Kontrolle zu halten, zumeist in absolut unangemessener sexuell motivierter Zweckentfremdung der bunten Pillchen endeten. »Trotzdem solltest du ihn wieder rausrücken«, sagte er und klopfte sich innerlich für sein vernünftiges Auftreten auf die Schulter. Miyavi schien jedoch nicht sonderlich beeindruckt, denn anstatt ihm zu gehorchen, lachte er nur und tippte mit dem Zeigefinger gegen die Tür. »Ihn?«, fragte er scheinheilig und öffnete den Kofferraum. »Meinst du nicht eher ›sie‹?« Saga blickte ihn irritiert an und reckte den Hals, um in den geräumigen Innenraum des Vans zu sehen, ehe er einen überraschten Laut von sich gab und nach Luft schnappte. »Scheiße …«, hauchte er und starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Es war nicht nur Takeru, dessen bewusstloser Körper auf dem Boden lag, die Arme nach allen Seiten ausgestreckt und in ruhigen Atemzügen leise vor sich hinschnarchend. Sein Kopf ruhte auf einem flachen Bauch in einem einfachen grauen T-Shirt, das leicht hochgerutscht war und helle Haut entblößte. Ein fremdes Bein war unter ihm eingeklemmt und zwei weitere, deren dazugehöriger Körper auf einer zusammengerollten Decke ruhte, lagen dicht bei ihm. Hellbraune Haare verdeckten halb die Gesichter der beiden jungen Männer, doch Saga brauchte keine Minute, um zu erkennen, um wen es sich dabei handelte. »Hast du sie noch alle?!«, rief er schockiert und hastete nach vorn, um an Yujis Hals den Puls zu fühlen, ehe er Chiyu ein Stück zur Seite schob, um selbiges auch bei ihm zu tun. Beide atmeten ein wenig flach, doch sonst schien es, als würden sie lediglich schlafen. Chiyus Hände waren auf dem Rücken mit einem Schal zusammengebunden, und sein Körper auf der Decke in eine halbwegs vernünftige Position gebracht, währen Yuji und Takeru so wirkten, als habe man sie nur hastig abgelegt. »Ich fasse es nicht!«, hauchte Saga und ließ seinen Blick ein weiteres Mal über die drei Bandmitglieder schweifen, bevor er sich zu Miyavi umdrehte, der sich neben ihn in den Kofferraum beugte und Takeru ein Stück zur Seite schob, um neben ihm Platz zu machen. »Was geht hier eigentlich ab? Willst du sie entführen und Lösegeld erpressen oder ist das so was wie ein seltsamer Scherz, von dem ich nichts weiß?« Er hatte ja viel von Miyavi erwartet! Vor allem Unsinn! Aber das ging doch ein Stück zu weit! Anderen Bandmitgliedern auf Partys etwas in den Drink zu mischen und mit ihnen zu spielen, war vielleicht nicht ethisch korrekt, aber wenn man bedachte, dass sie alle mehr oder weniger wussten, was sie von einander zu erwarten hatten, auch keine große Überraschung. Zwar wurde nach solchen Ereignissen geflucht, geschimpft und Rachepläne geschmiedet, aber niemand war wirklich lange beleidigt und schon gar nicht verletzt. Doch weder Takeru noch Chiyu oder Yuji wussten darüber Bescheid, was in der PS Company Gang und Gebe war. Sie ohne ihr Wissen einzubeziehen, ging sogar für Saga, der nie einen Streich ausschlug, einen Schritt zu weit. »Beruhige dich, ich will sie ja nicht umbringen!«, ließ sich Miyavi neben ihm vernehmen und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich bringe sie auch vor der Party wieder zurück. Niemand wird merken, dass sie gefehlt haben und glaub mir, sie werden sicher nichts dagegen haben!« »Ja, so sieht es auch aus ...« Saga schüttelte den Kopf und betrachtete die drei Bewusstlosen ein weiteres Mal, unschlüssig darüber, was er tun sollte. Er konnte sie nicht einfach sich selbst überlassen, oder? Skrupel waren eine unangenehme Eigenschaft, vor allem, wenn man sie zu selten hatte, um in solchen Momenten zu wissen, wie man mit ihnen umgehen sollte. »Aber das hat sich eh erledigt, Hiroto ist sicher gleich mit Nao da«, murmelte er leise, als ihm einfiel, dass seit dem Verschwinden seines Bandmitglieds schon mehrere Minuten vergangen waren und sicher gleich die Kavallerie anrücken würde, um den armen Neulingen zur Hilfe zu eilen. Denn wenn es um so etwas ging, verstand Nao keinen Spaß. »Nao?« Miyavi grinste und schüttelte den Kopf, ehe er ein weiteres Mal auf die Uhr blickte. »Den habe ich vorhin mit Shou zu Starbucks gehen sehen. Der wird nicht vor einer Stunde wiederkommen! Und bis dahin bin ich schon längst mit dem Frischfleisch über alle Berge. Du kannst gern mitkommen! Oder hast du schon jemand Besseren im Kopf?« Er blickte Saga herausfordernd an, doch dieser hatte ihm nicht mal zugehört. »Kai«, sagte er leise und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. »Kai? Ich dachte, der wäre jetzt exklusiv mit Aoi und Uruha zusammen?«, fragte Miyavi verwundert, doch Saga schüttelte nur den Kopf und deutete auf den Flur, den man durch die Fenster zum Innenhof an einigen Stellen einsehen konnte. »Nein, Kai und Hiroto! Dort hinterm Fenster! Und er sieht sauer aus!« Miyavis Kopf schnellte in die entsprechende Richtung und auf der Stelle entgleisten ihm die Gesichtszüge. »Shit!«, fluchte er und sah sich hastig nach allen Seiten um, ehe er ein weiteres Mal auf seine Uhr sah und sich dann an den Kopf griff. »Verdammte Scheiße, noch zehn Minuten, dann hätte ich den Rest auch noch gehabt!« »Den Rest?« Sagas Stimme klang verwirrt, während sein Blick Kai folgte, der mit zügigen Schritten in Richtung der Tür zum Innenhof stampfte, Hiroto dicht auf seinen Fersen, ehe es in seinem Kopf Klick machte und er wusste, was Miyavi meinte. »Du willst Mitsuru und Masato auch noch?«, keuchte er fassungslos, obwohl ihn zu diesem Zeitpunkt eigentlich nichts mehr hätte wundern sollen. Miyavi beachtete ihn gar nicht, sondern fluchte weiter leise vor sich hin, bis er plötzlich einen Entschluss gefasst zu haben schien und Saga am Arm packte. »Es hilft nichts, wir müssen verschwinden! Rein da!«, befahl er und schubste den Bassisten in Richtung des Kofferraums, und noch ehe dieser wusste, was geschah, befand er sich neben Takeru auf dem harten Boden. Er brauchte einen Moment, bis er die Situation vollkommen verarbeitet hatte, doch gerade als er sich perplex aufrappeln und Miyavi anschreien wollte, ob dieser noch alle Tassen im Schrank habe, schlug dieser die Tür hinter ihm zu. »Hey, was soll der Scheiß?!«, brüllte Saga, als er sich von dem Schreck erholt hatte, und trommelte gegen die Wagentür. »Was hab ich eigentlich mit der Sache zu tun? Lass mich gefälligst sofort wieder raus!« »Zu spät, Darling«, ertönte die Stimme des Sängers aus Richtung des Fahrersitzes, der durch die Rücksitze und ein durchsichtiges Gitter, das normalerweise verhindern sollte, dass Gepäck in den Passagierraum fiel, vom Kofferraum abgetrennt war. »Du warst leider zur falschen Zeit am falschen Ort. Jetzt wirst du mir bei den Dreien helfen und mit dafür sorgen, dass wir nicht auffliegen!« »Den Teufel werde ich tun!«, schimpfte Saga und rüttelte an dem Gitter, um Miyavi an die Gurgel zu gehen und notfalls mit Gewalt dazu zu zwingen, ihn wieder rauszulassen. Er wollte mit dieser Sache nichts zu tun haben! Das war Menschenraub! Schlimmer noch, Entführung von unersetzlichen Bandmitgliedern, ihn eingeschlossen! Er stolperte zurück, als sich das Auto in Bewegung setzte, und fiel auf Chiyu, der sich leicht wand und einen unterdrückten Laut von sich gab. Hastig rappelte er sich wieder auf, um den anderen Bassisten nicht mit seinem Gewicht zu belasten. »Lass mich raus und ich verspreche, dass dein Tod kurz und schmerzlos wird!«, zischte er in Richtung des Fahrersitzes, doch die einzige Antwort, die er bekam, war ein amüsiertes Lachen, ehe Miyavi beschleunigte und den Van in den Straßenverkehr lenkte. »Da du im Wagen bist, wird Kai denken, du steckst mit mir unter einer Decke!«, antwortete er schließlich doch und drehte sich kurz um, um Saga, dessen Hände so fest in das Gitter gekrallt waren, dass seine Knöchel weiß hervortraten, ein verschmitztes Grinsen zuzuwerfen. »Anders würde man es von dir auch gar nicht erwarten. Du hast also gar keine andere Wahl, als mir zu helfen, wenn du aus der Situation halbwegs glimpflich wieder herauskommen willst! Also hör auf, wie ein kleines Mädchen rumzuzicken, und fessle lieber die anderen beiden, bevor sie noch aufwachen. Wir haben noch ein ganzes Stück Fahrt vor uns!« »Wichser!«, fluchte Saga, ehe er ein letztes Mal an dem Gitter rüttelte und sich dann mit einem frustrierten Laut auf den Boden fallen ließ. Er würde ihn niederschlagen, sobald er aus dem Auto rauskam. Wenn er Glück hatte, hatte Kai gar nicht gemerkt, dass er sich in dem Auto befand, und Hiroto würde ihm schon die Wahrheit erzählen. Immerhin war er ebenso überrascht wie Saga gewesen. »Verdammter Mist«, murmelte er leise und ließ seinen Blick abwesend über die drei bewusstlosen jungen Männer wandern, ehe er zusammenfuhr und die Luft anhielt. Ein Paar braune Augen waren starr auf ihn gerichtet. tbc. ++++++++++++ Aftertalk Ich hab echt lange gebraucht, aber hier ist eine neue Fanfic ^^ *tadaaaaa* Ich hoffe, sie wird euch gefallen. Nun zu der Frage, wie dieses seltsame Pairing entstanden ist. Und ihr könnt mir glauben, es ist genauso passiert, wie ich es jetzt beschreibe. Ich saß an einem Abend in Berlin mit meinen besten Freundinnen Ma, Pi und Mü in Ma's Zimmer und uns war langweilig. So richtig langweilig. Und irgendwie sind wir darauf gekommen, dass ich eine neue Fanfiction schreiben will, ich mich aber nicht entscheiden kann, welches Pairing. Also haben wir fast alle Namen der PS Company auf kleine Zettel geschrieben, in eine Dose getan und gelost. (Nein, wir waren nicht betrunken. Diese Idee kam uns in vollkommen nüchternem Zustand) Ma bestand darauf, dass ihr Baby (Miyavi) die Hauptrolle bekommt. Also haben wir den rausgelassen und Partner für ihn gezogen. Der Erste war Takeru (aka. ich möchte genauso sein wie Miyavi, deshalb ziehe ich mir genauso komische Sachen an wie er). Passte schon mal. Der Zweite war ... Chiyu. Jetzt wurde es seltsam. Wir hatten nur drei Namen von SuG in der Box! Und zwei hatten wir schon gezogen. Nun wurden wir neugierig und wollten das Schicksal herausfordern. Wir zogen nochmal. Yuji!!!!! Wie krass ist das denn? Alle drei SuG Namen hintereinander gezogen! Jetzt war ich allerdings der Meinung, Miyavi könne niemals mit denen allein fertig werden. Also brauchte er einen Helfer. Wir schüttelten die Box, langten hinein und zogen - Saga! Mr.Oberpervers, der alles flachlegt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist! (zumindest in meinen FFs). Nun fehlte noch ein Ort für das Geschehen. Wir schrieben alles mögliche auf, von Wiese über Tonstudio bis hin zu auf der Bühne. Wir waren der Meinung, wenn es ein Schicksal gibt, dann kommmt jetzt die EINE Location, die eigentlich unmöglich ist. Das Auto. Und was zogen wir: im Auto. Seitdem glauben wir alle an das Schicksal und höhere Yaoi-Mächte. Amen. Wir haben übrigens noch weitere lustige Pairings gezogen. Mal sehen, was ich davon schreibe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)