Weil du es bist... von Silly-Bungler ================================================================================ „Sasori no Danna, wie alt seid Ihr eigentlich, hm?“ Der Angesprochene bedachte das freche Gör, wie er empfand, mit einen tadelnden, wenn nicht sogar misstrauischen Blick. Es kam nicht oft vor, dass der Jüngere solch persönliche Fragen stellte. „Warum willst du das wissen, Balg?“, fragte er, nicht ohne mit den Augen zu rollen. „Nun, ich denke, ich habe ein Anrecht darauf es zu erfahren, immerhin sind wir nun schon seit beinah 5 Jahren Partner.“ „Und?“ Deidara entkam ein helles Lachen. Es war klar gewesen, dass sein Danna sich mit einer so simplen Erklärung nicht zufrieden geben würde. „Und~ ich glaube, dass Ihr nicht wirklich so jung seid wie Ihr ausseht, Danna, hm.“ Es stand für Sasori fest, dass sein Teampartner sich dabei nicht auf seine Puppe Hiruko bezog, in der er sich zum Großteil seiner Zeit verbarg. Zum Angriff und zur Verteidigung bot diese Kampfmarionette einfach zu viele Vorteile, als dass er auf sie verzichten wollte. Deswegen hielten die meisten Menschen Hiruko für den eigentlichen Puppenspieler. So aber nicht Deidara. Er kannte die Wahrheit über seinen Danna. Als sein Partner musste er irgendwann unweigerlich Sasoris wahren Körper zu Gesicht bekommen. Damals hatte es Deidara schlichtweg die Sprache verschlagen, hatte er den Puppenspieler doch seit jeher für einen furchtbar alten Mann gehalten zu dessen Erscheinungsbild die Puppe Hiruko einfach passte. Aber es war eine Sache das Äußere eines Menschen zu kennen. Wirklich und wahrhaftig zu sehen welche Natur sich hinter dieser Fassade verbarg eine andere – besonders wenn dieser jemand wie kein zweiter die einzigartige Kunst beherrschte, Menschen in Puppen zu verwandeln und ihre Schönheit auf diese Weise für die Ewigkeit zu bewahren. Gerade deswegen verblüffte, ja belustigte es ihn fast, dass ausgerechnet Deidara, den er bisher für einen unberechenbaren, spitzzüngigen und überaus leichtsinnigen Jungspund gehalten hatte, nun jemand sein sollte, der ihn durchschaute. Deidara war niemand der groß nachdachte. Er lebte nur für den Moment. „Und was verleiht dir diesen plötzlichen Scharfsinn, Deidara?“ „Danna, Danna, Danna.“, der Iwa-Nin wedelte besserwisserisch mit erhobenen Zeigefinger in der Luft herum, „Ihr unterschätzt mich mal wieder, hm! Ihr könnt mir viel vormachen, aber die Art wie Ihr euch gebt, wie Ihr sprecht, das passt zu keinem 15-Jährigen! Ihr seid in Wirklichkeit ein richtig alter, seniler Sack, hab ich Rech……hm~?“ Irritiert richteten sich die meerblauen Iriden auf den hölzernen Puppenkörper Hirukos neben ihm, aus dem nun grollende Geräusche drangen. Fällt er jetzt auseinander?, dachte er, ehe er erkannte, dass sein Danna lachte, ja wirklich und wahrhaftig gerade vor Lachen nahezu explodierte! In all den Jahren, in denen der ehemalige Terrorist den Rotschopf kannte - oder glaubte zu kennen - hatte er ihn noch nie Lachen hören. Dazu war er doch immer viel zu ernst, ja er glaubte schon seitdem sein Danna ihm jenes schreckliche Geheimnis enthüllt hatte, er habe diese Fähigkeit und auch sämtliche andere Gemütsregungen verloren, als er sich selbst zur Puppe umgebaut hatte. Der aus Suna-Gakure stammende Ninja sah aus wie ein Mensch, wirkte wie ein Mensch, doch der beinahe einzige Bestandteil seines Körpers, der tatsächlich noch menschlich war, war sein Herz. Und so irrsinnig es klang, Deidara selbst, den Sasori nur allzu gern als einen unliebsamen Gefolgsmann, einen völligen Nichtsnutz behandelte, war der Beweis, dass der stets gelangweilte Akasuna, dem sonst immer alles und jeder so egal schien, ein Herz hatte. Nun, während der Puppenspieler noch immer lachte, konnte der Blonde nicht anders als zu lächeln. Er lächelte, weil es ihn innerlich freute, dass sein Danna doch noch zu solch ehrlichen, tiefen Gefühlen fähig war. Und auch weil er es war, dem er dies offenbarte. Vielleicht war doch noch mehr von seiner einstigen Menschlichkeit übrig... „Sasori no Danna, was ist daran so witzig, hm?“ Es dauerte einige Sekunden ehe der Blonde seine Antwort erhielt. Allerdings war es nicht diejenige, die er erwartet hatte. „34.“ Verwundert, wenn nicht komplett konfus blickte Deidara auf. Er wusste nicht worauf sich dieses „34“ bezog. Aber bevor der Blondschopf seine Frage stellen konnte, erklärte der Puppenspieler von sich aus. „Mein Alter…das wolltest du doch wissen.“ Deidara konnte noch immer das Lächeln in seiner Stimme heraushören. „Und woher habt Ihr nun gewusst-“ „-es ist leicht von deinem Gesicht zu lesen. Es spricht wahrlich Bände.“ Deidara lachte amüsiert auf. „Na, wenn das so ist…was denke ich jetzt?“ Mit wenigen Schritten hatte der blonde Iwa-Nin seinen Meister überholt und versperrte ihm nun frech grinsend den Weg. Er spürte die abschätzenden Blicke, die ihn durch Hirukos künstliche Augen betrachteten. Er würde ihn wieder durchschauen, das war schon so, seitdem sie sich das erste Mal begegneten… „Das ist leicht. Du fragst dich, warum ich dich mitgenommen habe.“ Deidaras Mundwinkel zuckte. „Heute, hm?“ „Nein…. damals…“ Deidaras Lächeln verblasste. Es gab nicht vieles, das ihn nachdenklich stimmte, aber er hatte sich schon oft im Stillen gefragt, was den seltsamen Mann aus Suna-Gakure dazu bewegt hatte, sich ausgerechnet für ihn zu entscheiden. Normalerweise schwiegen sie über dieses Thema, doch jetzt…. „Nun…was waren eure Gründe, hm?“ Sasori sah seinen jungen Schützling mehrere Momente, wenn nicht Minuten an. Die Szenerie von damals erfüllte ihn. Ein blondes Häuflein Elend, ein Kind wie er es schon häufiger gesehen hatte. Nur eines hatte ihn inne halten lassen. Seine Augen. Es waren die Augen, die jemand besaß, der sein ganzes Leben nur auf Enttäuschung und Unverständnis traf. Augen wie er sie selbst lange Zeit besessen hatte, bis der Schmerz überhand nahm und er sich schließlich selbst zur Puppe machte. Da wusste er, dass dieses Kind wie er war. Etwas, das ihn schon fast mit ihm verbunden fühlen ließ. Auch wenn er das den Blonden nie spüren ließ. Seit jenem Tag hielt der Akasuna ein wachendes Auge auf den blonden Bengel aus Iwa. Sasori konnte nicht leugnen, dass er froh war, dass er damals Deidara begegnet war. Denn bislang war Deidara der einzige Mensch, den Sasori in seiner Nähe duldete. Offen gesagt war es auch so, dass er sich wahrhaftig LANGWEILEN würde ohne die blonde Katastrophe auf zwei Beinen, die jede Art von Problemen magisch anzuziehen schien und sie beide nicht selten in Unannehmlichkeiten stürzte. Mehr noch, er schätzte ihn als Kunstfreund – auch wenn auf diesem Gebiet ihrer Meinungen mehr als nur weit auseinander gingen – und in gewisser Weise mochte Sasori den Iwa-Nin sogar. Aber das waren Worte, die ihm nie im Leben über die Lippen kommen würden. Das war etwas das sowohl er wie auch Deidara wussten. Manchmal verhielten sich die beiden vertrauter als ein altes Ehepaar, das erkannte, wann bestimmte Dinge am Besten ungesagt blieben. Zu viel Offenheit würde diese Partnerschaft zerstören. Als Sasori nach geraumer Zeit, in der er so gefangen von seinen Erinnerungen war, aufblickte, schenkte ihm Deidara ein keckes Grinsen, was der Rotschopf nur wenig gutheißen konnte. Ihm war nicht entgangen, wie genau Deidara ihn beobachtet hatte. Der Bursche wird von Tag zu Tag aufmerksamer, musste Sasori mit Unbehagen feststellen. Aber keiner von beiden verlor auch nur ein Wort darüber, stattdessen entschlossen sie sich fast gleichzeitig weiterzugehen. „Ihr kennt mich wirklich gut, Danna, hm.“, nahm Deidara den vorherigen Faden wieder auf. „Du machst es einem auch einfach, Deidara.“ „Hm, vielleicht will ich es euch ja leicht machen.“ „Das glaubst du doch selbst nicht, Gör.“ „Sagen Sie es mir, Sasori no Danna, hm.“ Sasori schwieg. Lange war nur das Schleifen Hirukos Körpers über den Boden und Deis federnde Schritte zu hören, bis letzterer die Stille brach. „Können Sie durch jeden so sehen, wie durch mich, Danna, hm?“ Sasori zögerte bevor er antwortete. „Wenn man Menschen lange genug beobachtet, versteht man was sich hinter ihnen verbirgt und wie sie denken. Doch du Deidara bist anders.“ Denn niemand gleicht mir mehr wie du und ist dennoch so grundverschieden. Es mag sein, dass Deidara genauso geworden wäre, wenn Sasori ihn damals nicht gefunden hätte. Der Puppenspieler war ein mürrischer, alter Mann, der nur wenig Glück in seiner Vergangenheit gehabt hatte. Doch – oder gerade deshalb – ermöglichte er insgeheim seinem blonden Partner ein besseres Leben. „Wie meint Ihr das, Danna, hm?“, fragte Deidara verdutzt, obwohl er eigentlich nicht mit einer Antwort rechnete. Der große Puppenspieler aus Suna-Gakure war schon zu lange so redselig und hatte zu viel für einen Tag von sich preisgegeben. So beließ es Deidara nach einer Weile dabei. Er wusste, dass sich irgendwann eine andere Gelegenheit bieten würde dieses Gespräch fortzusetzen und bisher hatte er von Sasori früher oder später immer eine Antwort erhalten - ob nun direkt oder indirekt. „Wisst Ihr, Danna…ich hatte euch eigentlich eher auf 65 geschätzt, hm.“, entkam es daher salopp seinen Lippen. „Freches Gör…“, murrte der alte Puppenspieler. Nur Deidara durfte es wagen so respektlos mit seinem Danna umzuspringen ohne befürchten zu müssen von Hirukos Skorpionsschwanz aufgespießt zu werden… und das nur, weil er es war. Denn niemand sonst hatte es geschafft, das Herz, das gefangen in einem Körper aus Holz schlug, zu berühren. So gingen die beiden Künstler weiter um einen weiteren Auftrag auf der langen Liste Leader-samas zu erfüllen. Und ohne, dass Deidara von der großen Sorge seines Dannas wusste, die er ihm gegenüber empfand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)