Am Rande der Nacht von C-Bird ================================================================================ Prolog: Ein folgenschwerer Brief an die Familie Darcy ----------------------------------------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Summary: Ein Brief mit Folgen ... KApitel: 1/? Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy. Es handelt sich jedoch NICHT um eine Stolz & Vorurteil-FF! Die Geschichten haben nichts gemein. Die Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: Ich würde gern Rücksicht auf historische Richtigkeit nehmen, da es sich jedoch eher um eine Spinnerei handelt, bitte ich über Fehler hinwegzusehen. Es existieren bereits 6 Kapitel handgeschrieben, die wesentlich länger sind. Es wird also Nachfolge geben. *** Alles, ja wirklich alles hat mit einem Brief begonnen. Ohne jenen Brief wäre wohl all dies, was ich nun im Begriff bin zu erzählen, niemals geschehen. Nie hätte ich Bekanntschaft mit der Familie Heargraves gemacht, niemals gelernt ehrlich zu sein statt zu schweigen, nie den jungen Mr Gladstone zu meinen Freunden zählen dürfen, nie die Fesseln der Gesellschaft zu lockern gelernt. Vieles würde ich missen, vieles wäre mir erspart geblieben, hätte uns nicht jener Brief ereilt. Alles beginnt an einem sonnigen Aprilnachmittag, einem Samstag und zu viert sitzen wir im Teesalon und genießen einen der wenigen ruhigen Momente. Mein älterer Bruder William führt eine hitzige Diskussion mit einem guten – wenn nicht sogar meinem besten – Freund, der zu meiner Linken sitzt und mit wilden ausladenden Gesten versucht seinen Standpunkt zu untermalen. Welten prallen in diesem Gespräch aufeinander, Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten, begründet in ihren unterschiedlichen Ständen, Charakteren und Abstammungen. Roux Delacourt – wobei ich nicht einmal weiß, ob dies sein tatsächlicher Nachname ist – ist der uneheliche Sohn eines einfachen französischen Dienstmädchens und einem britischen Adligen. Bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr lebte er in Paris, dann ließ er seine Heimat hinter sich, folgte einem Hinweis nach Großbritannien und fand einen guten Freund in seinem adligen Halbbruder James. Dies ist bereits zehn Jahre her und wenn er nicht gerade wiedereinmal spurlos verschwunden ist und wie ein Gypsy umherpilgert, so lebt er wie ein fester Bestandteil in unserem Haus. William ist wiederum der beste Freund von Roux’ bereits erwähntem Halbbruder James, welcher vor acht Jahren als Mitglied der Royal Navy in die Kolonien aufgebrochen ist und uns in den regelmäßig eintreffenden Briefen darüber berichtet. Doch zu meinem Bruder: Seit unsere Eltern ums Leben kamen, obliegt ihm die Führung und Verantwortung unserer Familie, er scheint wie gemacht für die Rolle des Familienoberhaupts. Auf Außenstehende kalt und berechnend wirkend, zugleich respektiert und verlässlich, perfekt integriert in die Gesellschaft. An ihm einen Makel zu finden, grenzt bereits an Blasphemie. Er ist hochgewachsen, maskulin, gutaussehend, stets gepflegt, ohne dass ihm jemand Eitelkeit nachsagen könnte. Schwer möglich sich einen besseren Bruder vorzustellen. Oder einen besseren Sohn. Ich blicke auf und beobachte seine beherrschte Art zu argumentieren, die fast gänzlich ohne Gesten und Emotionen auskommt, und wie sooft, wenn ich ihn ansehe, überkommt mich der Gedanke, das er all das ist, was ich niemals sein werde. Dann hebt sich auf einmal seine Stimme, er macht eine wüste Geste und zerbricht so zu meiner Erleichterung das Bild. Roux ist bisher der Einzige, dem gelingt Williams Beherrschung zunichte zu machen – und dies ist einer dieser historischen Augenblicke, in denen die haltlosen Provokationen des Franzosen zu wirken beginnen. So ist es nur das Klopfen an der Salontür, welches Williams Fassung zu Gute kommt. „Ein Bote hat soeben einen Brief abgegeben, Sir.“ Es ist Mrs Lewin, die langjährige Leiterin unserer Dienerschaft. William erhebt sich und nimmt dankend den Brief entgegen, während ich gedankenverloren in meiner Teetasse herumrühre. Erst als er sich wieder gesetzt hat, hebe ich erneut den Blick, um zu beobachten wie seine blauen Augen über das Papier huschen. Neben mir ertönt ein verhaltener französischer Fluch von Roux, welcher auf diese Weise gezwungen ist, eine Niederlage in Kauf zu nehmen. „Und?“, frage ich schließlich und tue, als ob es mich nicht interessieren würde, indem ich mit dem Rühren fortfahre. „Von James?“, erkundigt sich Roux missmutig. William jedoch schüttelt den Kopf, bevor er uns der Reihe nach ansieht, um schließlich auf meiner Schwester Georgiana zu verweilen. „Er ist von Count Heargraves. Er gedenkt in drei Tagen einen Ball stattfinden zu lassen, auf dem er die baldige Vermählung seines Sohnes bekannt geben will. Er hofft auf unser Einverständnis.“ Augenblicklich höre ich auf den Löffel gegen das Oxford-Porzellan zu schlagen und starre – wie es auch meine Schwester in diesem Moment tut – fassungslos William an. Zwar ist es nichts Neues für uns, dass Georgiana schon seit Kindertagen Alexander Heargraves, dem Erben der Grafschaft, versprochen ist, was zwangsläufig auf eine vorteilhafte Vereinigung unserer Häuser hinauslaufen würde, doch da der Kontakt in der Zwischenzeit abriss, hofften wir, dass jenes Versprechen längst als vergessen galt. Das größte Problem dabei ist, dass Georgiana es bisher vermieden hat William zu erzählen, dass sich ein minder erfolgreicher Schriftsteller seit geraumer Zeit um ihre Gunst bemüht. Ihr ist nur allzu klar, dass William solch eine Verbindung niemals zulassen würde, da es zu seinem Verständnis von „Wohl“ gehört, dass unserer Familienruf wenig Schaden erleidet. „Wirst du der Bitte nachkommen?“ Noch während ich die Frage stelle, wird mir bewusst, wie töricht sie ist und als er eine Augenbraue hebt und mich kritisch betrachtet, senke ich den Blick. Seine Antwort jedoch überrascht mich. „Nein, bedauerlicherweise lassen dies meine übrigen Verpflichtungen nicht zu.“ Er macht eine Pause, räuspert sich vernehmlich, um sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu versichern. „Deshalb möchte ich, dass du für mich hingehst und deine Schwester begleitest.“ Ein entschuldigender Blick in meine Richtung folgt seinen Worten, da er um meine Abneigung gegen derlei Veranstaltungen weiß, die Menschenmaßen, der Trubel, der Tratsch... Als er fortfährt, klingt ernste Besorgnis in seiner tiefen, angenehmen Stimme mit. „Dies könnte sich als ein sehr bedeutsamer Abend für Georgiana erweisen und mir wäre wohler dabei, wenn ich wüsste, dass du Master Heargraves ein wenig.. im Auge behältst. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, nach welchen er häufig wechselnde Bekanntschaften zu haben pflegt und sollte sich dies als wahr herausstellen...“ William lässt den Satz unvollendet im Raum, betrachtet mich abwartend, bis ich pflichtgemäß nicke. Ich kenne jene Gerüchte, die sich um den Grafen ranken nur zu gut, doch in diesem Moment bereitet mir der Gedanke an meine eigene Verlobte, die sich wohl ebenfalls dort zeigen wird, weitaus mehr Unbehagen. Nur Roux, der immer noch mit der Schmach seiner vorangegangenen Niederlage zu kämpfen hat, gibt sich nicht mit Williams Worten zufrieden. „Er wird wahrlisch beeindruckt sein, Will, wenn Lawrense ihm die Stirn bietet.“ Höhnt er, wobei seine melodische Art die Silben zu betonen, seine Herkunft geradezu herauszuschreien scheint. Bei der Verstümmelung seines Namens ist in Williams Gesicht offenkundige Empörung zu lesen, doch da Roux selbstzufrieden zu lächeln beginnt, hat er wohl eben dies beabsichtigt. Fast bin ich mir sicher, dass er im nächsten Augenblick vorhat eine Prinzipiendiskussion über arrangierte Ehen loszutreten – ein Thema, das zu regelmäßigen Streitigkeiten der beiden führt -, doch er begnügt sich mit einem etwas abfälligen Blick. „Deshalb wird es dir sicherlich nichts ausmachen, deinen Freund zu begleiten und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, nicht wahr?“ Ein humorloses Lächeln zieht Williams Mundwinkel in die Höhe. „Selbstverständlisch nischt.“ Antwortet Roux großzügig lächelnd und klopft mir freundschaftlich auf die Schulter. Kapitel 1: Alexander -------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Kapitel: 2/? Summary: Begegnungen.... Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy, sowie Carolyn und Charles Bingley. Die übrigen Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: Nach einer Ewigkeit das zweite Kapitel. Tut mir leid für die Trödelei, ich gelobe Besserung! Dafür ist es deutlich länger. Ich hoffe es gefällt euch. Achja, wenn ihr Rechtschreibfehler findet, bitte melden, dann korrigiere ich sofort! ____________________________________________________________________ „Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, Miss Georgiana. Master Heargraves ist ein sehr gutaussehender Mann. Überaus charmant. Ihr seid wahrlich beneidenswert.“ Kann ich Carolyn Bingley sagen hören und kann nicht umhin die Augen zu verdrehen. Dieser heuchelnde Tonfall, das in die Höhe gereckte Kinn, als sie neben uns her auf das Stadthaus der Familie Heargraves zuschreitet, gerade so als habe sie einen Stock verschluckt. Niemals käme sie auf den Gedanken sich ernsthaft positiv über jemanden zu äußern, so dass es mich kaum überraschen würde, wäre Master Heargraves in Wahrheit fettleibig und hässlich. Daneben ihr Bruder Charles zerstreut, doch ehrlich und von frohem Gemüt, ein geschätzter Freund Williams, der nichts mit Carolyn gemeinsam hat, wenn man einmal von Eltern und dem flammend roten Haar absieht. Georgiana hüllt sich in höflich reserviertes Schweigen, Roux summt eine heitere Melodie. Ein übellauniger Bediensteter heißt uns Willkommen, führt uns wortkarg in das vornehme Herrenhaus, durch die prachtvolle Galerie, in welcher sich keltische Artefakte an antike Statuen und zahllose Gemälde reihen. Mit knappen Bemerkungen äußert sich der Angestellte zu jedem Bild, nennt die Namen der abgebildeten Personen, bis wir zum Ende kommen und kurz vor dem letzten Portrait innehalten. „Und zuletzt: Master Heargraves.“ Nachdem ich bisher mein Interesse lediglich heucheln musste, um nicht allzu unhöflich zu wirken, stockt mir nun, als meine Augen über die Leinwand streifen, der Atem. Alexander Heargraves sieht nicht einfach ‚gut aus’. Insofern der Künstler wert auf eine wahrheitsgemäße Darstellung gelegt hat, ist der zukünftige Count überaus attraktiv, seine selbstbewusste Haltung, der herrische, fast arrogante Ausdruck in dem maskulinen Gesicht, die unergründlichen dunkelbraunen Augen und dazu die Andeutung eines schelmischen Lächelns, das seine Mundwinkel umspielt. Mit leichtem Entsetzen ertappe ich mich dabei, wie ich mich frage, was für einen Körper sein Anzug zu verbergen sucht... Unsanft trifft mich Roux’ Ellenbogen in den Rippen und ich muss mich fast gewaltsam von dem Anblick losreißen, um meinen Freund anzusehen. Sein wissender Blick treibt mir die Schamesröte ins Gesicht, doch anscheinend hat sonst niemand meine kurze ‚Abwesenheit’ zur Kenntnis genommen und so setzt sich nun der kleine Tross wieder ein Bewegung. Schließlich lassen wir die Galerie hinter uns und betreten den Ballsaal, wo uns eine schiere Masse an Menschen empfängt, die eingeladen wurden, um der Bekanntgabe des Grafen beizuwohnen: Dicke Geschäftsmänner, hochnäsige Aristokraten, junge Damen, die einen Mann suchen, und füllige verbiesterte Witwen, die den ihren bereits überlebt haben. Wir folgen unserem Führer durch die Menge, hin zu einem großzügigen Buffet mit kaltem Braten und Bowleschüsseln, wo sich tuschelnd eine Traube aus einem halben Dutzend Mädchen tummelt, um dem Gastgeber möglichst nahe zu sein. Er erwartet uns am Ende des langen Tisches, ein selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen, in Begleitung eines jungen, verwegen aussehenden Mannes und einer arrogant wirkenden Lady, deren Blick abfällig über die zahllosen Gäste schweift. Offensichtlicht erfreut uns endlich los zu sein, stellt uns der Bedienstete vor. „Countess.“ Eine Verbeugung in Richtung der Frau, deren Blick kalt und abweisend bleibt, dann eine weitere gegenüber ihrem Sohn. „Master Heargraves. Soeben sind die Herrschaften Darcy und Bingley eingetroffen sowie ein gewisser Mister Delacourt.“ Neben mir kann ich Roux abfällig schnauben hören, als der Diener seinen Namen englisch betont. Während die Countess kaum mehr als ein Nicken für uns übrig hat, tritt der junge Erbe einen Schritt auf uns zu, offenkundig höchst erfreut über irgendetwas, das nur indirekt mit unserem Kommen zu tun hat. „Es freut mich, dass Ihr die Zeit fandet der Einladung meines Vaters zu folgen.“ Seine Augen huschen von einem zum nächsten, kommen schließlich auf mir zum Ruhen und scheinen direkt in mich hinein zu sehen. „Bedauerlicherweise wird er nicht selbst erscheinen können, da ihn ein schweres Gebrechen ans Bett fesselt. Ich bitte dies zu entschuldigen.“ Und in eben jenem Moment, als er mir direkt in die Augen sieht und der tiefe, weiche Klang seiner Stimme mit dem leichten irischen Akzent darin in mir widerhallt, wird mir klar, wie sehr ich an meiner Beherrschung arbeiten muss. Ich senke den Blick und sehe so betreten auf den Boden vor mir wie ein Zwölfjähriger, der zum ersten Mal im Londoner East End ist und es nicht wagt die Freudenmädchen dort anzublicken. So kostet es mich fast körperliche Anstrengung aufzuschauen, um die Abwesenheit meines Bruders zu entschuldigen und ich beginne mir allmählich zu wünschen, dass Alexander Heargraves tatsächlich hässlich ist. Während sein durchdringender Blick auf mir ruht, welchen zu erwidern nahezu unmöglich ist, hoffe ich darauf, dass ich einfach im Erdboden versinken möge, nur um dieser unangenehmen Lage zu entkommen. Natürlich geschieht nichts dergleichen und stattdessen muss ich mich hilflos in ein entschuldigendes Lächeln flüchten. Ich benehme mich kaum besser als die jungen heiratswilligen Mädchen, die sich ihm schüchtern vorstellen, lediglich von der Hoffnung getrieben, nicht völlig ignoriert zu werden. Großartig. Fasziniert beobachte ich, wie sich seine Lippen zu einem sanften Lächeln verziehen, dann legt er mir für den Bruchteil einer Sekunde eine Hand auf die Schulter, um sich im nächsten Moment meiner Schwester zuzuwenden. Er hat in mir kaum mehr gesehen als einen dummen Jungen, der wie so viele Andere zu ihm aufsieht... „Mon dieu ...“ Seufzt Roux neben mir in der ihm eigenen Theatralik, umfasst meinen Oberarm und zieht mich ein wenig von den Übrigen weg. „Denk daran, was William dir aufgetragen ’at.“ Sagt er schließlich, als wir uns außer Hörweite befinden, klingt jedoch mehr amüsiert als tadelnd. „Es fällt mir schwer, ihn kritisch zu betrachten.“ Räume ich missmutig ein, meide dabei seinen Blick, indem ich die Menschenmenge betrachte. „Das ist kaum su überse’en.“ „Du übertreibst.“ Gebe ich trotzig zurück, wobei meine Augen nun den Pulk nach Master Heargraves absuchen. „Das würde isch niemals, Angélique, niemals.“ Roux grinst wissend, was mich ihn gegen den Oberarm knuffen lässt. „Fang ’ier ja keine Prügelei an.“ Mahnt er mich, den Zeigefinger drohend in die Höhe gereckt. „Warte kurs, isch werde uns etwas su trinken ’olen.“ Wir nicken uns zu, dann sehe ich zu, wie ihn die Menge verschluckt.. Wieder suche ich nach unserem Gastgeber, fahre unwillkürlich zusammen, als ich feststelle, dass er in meine Richtung sieht. Das er mich ansieht. Kaum haben sich unsere Blicke getroffen, lächelt er und macht eine Geste mit der Hand.. Die Gelegenheit sie zu deuten bleibt mir jedoch verwehrt, als sich plötzlich drei junge Frauen aufdringlich in mein Blickfeld schieben. „Mr Darcy!“ Freut sich die Erste, deren Gesicht mir nur allzu vertraut ist. Lillian – meine Verlobte. Ich möchte direkt zu beginn unterstreichen, dass sie sich bei mir nicht gerade großer Sympathie erfreut. Sie ist aufdringlich und jagt in der ihr massig gegebenen Freizeit am liebsten jungen Männern hinterher – zu meinem großen Bedauern bin ich meistens das bemitleidenswerte Opfer. „Miss Lillian.“ Stelle ich mit eher geringer Begeisterung fest und hoffe, dass sie bemerkt, wie unerwünscht sie und ihr Gefolge sind. Sie kichert trotzdem und stellt mir ihren Anhang vor , der ebenso kichert. „Was führt Euch hierher ?“, fragt Lillian nun und klimpert mit ihren langen Wimpern. „Ich denke, ich bin eingeladen worden.“ Ich widerstehe dem Drang vor so viel Dummheit die Augen zu verdrehen. „Oh...“ Macht sie und fächert sich überflüssigerweise Luft zu. „Dann seid Ihr mit Master Heargraves bekannt?“ Nein, ich bin ganz zufällig hier vorbeigekommen, erwidere ich in Gedanken. „Er scheint mit meiner Schwester verlobt zu sein.“ Antworte ich ein wenig gereizter und verspüre einen nicht definierbaren Groll gegen die Mädchen. Selten bin ich so froh gewesen Roux zu sehen. „Madmoiselles !“Erklingt fröhlich seine Stimme hinter ihnen und er bedeutet mir unauffällig zu verschwinden. „Monsieur Delacourt!“ Sagen die Drei im Chor und drehen sich nicht weniger heiter zu ihm herum. Ein äußerst geeigneter Augenblick, um sich unauffällig auf den Balkon zurückzuziehen. Frische Abendluft empfängt mich, eine Brise durchfährt mein Haar und die einsame Dunkelheit erscheint mir in diesem Moment als eine gute Gesellschaft. Ich stütze die Ellenbogen auf das Geländer, betrachte den Garten, der sich geheimnisvoll vor mir ausbreitet. Minuten vergehen, in denen ich nichts Anderes tue, als mich zu fragen, was in mich gefahren ist, als ich das Portrait sah. „Ihr scheint Euch nicht gerade zu amüsieren.“ Erklingt plötzlich eine Stimme hinter mir, die mich auf der Stelle herumfahren lässt. Master Alexander Heargraves steht kaum zwei Meter von mir entfernt, dennoch habe ich ihn nicht kommen hören. Eine Hand hat er in seiner Hosentasche vergraben, während die Andere ein Glas hält, das mit einer goldenen Flüssigkeit gefüllt ist. Der Umstand, das er mich soeben beinahe zu Tode erschreckt hat, scheint ihn zu amüsieren, denn er hat die Brauen in die Höhe gezogen und formt mit den Lippen ein mühsam unterdrücktes Grinsen. „Es war sicher nicht meine Absicht, Euch derart zu erschrecken.“ Entschuldigt er sich und ich beginne mich zu fragen, an welchem Punkt mir die Sprache abhanden gekommen ist. Keinen einzigen Laut bringe ich heraus, nicht einmal als er ohne Eile auf mich zugeht, um sich neben mir an die Balustrade zu lehnen. Er ist mir so nah, dass ich trotz des Lärms, der von Innen zu uns dringt, jeden seiner Atemzüge zu hören glaube. Es steigert meine Nervosität und ich versuche mich auf irgendetwas zu konzentrieren, das sich nicht auf diesem Balkon befindet. „Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, zu welchem Sinn und Zweck Ihr Eure Schwester begleitet, Mr Darcy, und aus eben diesem Grund möchte ich Euch gerne eine Frage stellen.“ Während er spricht, blickt er auf den Garten hinaus und ich kann nicht anders als gebannt sein Profil zu betrachten. „Ich verstehe nicht, worauf Ihr...“ Beginne ich hilflos und bringe nicht einmal einen vollständigen Satz zustande. Seine braunen Augen lösen sich von dem Anblick des Gartens, um geradewegs in die Meinen zu sehen. „Seid Ihr verlobt, Mr Darcy ?“, fragt er unvermittelt und lässt mich ein wenig verwirrt die Stirn runzeln, bis ich langsam nicke. „Ich nehme an, sie ist aus gutem Hause und die Verbindung ist bereits seit vielen Jahren vorgesehen, damit Ihr sie irgendwann heiratet, so wie es die Familie geplant hat.“ Er nippt an seinem Glas und der beißende Geruch von Brandy steigt mir in die Nase. „Alles soll perfekt werden, unabhängig davon, was sich das Brautpaar wünscht.“ Seine Stimme ist ein wenig leiser geworden , so dass ich mich vorbeugen muss, um ihn zu verstehen. „Ihr habt Euch schon beinahe damit abgefunden, dass Ihr dem Weg folgen müsst, den man für Euch erdacht hat – und plötzlich begegnet Ihr jemandem.“ Er flüstert nun fast und ich finde mich mit dem Rücken zur Brüstung wieder, als er sein Glas außer Reichweite platziert, um dann genau vor mir stehen zu bleiben. Seine Größe zwingt mich zu ihm aufzusehen. „Ihr begegnet jemandem, Ihr seht ihn zum ersten Mal und beginnt Euch zu fragen, was Euch wichtiger wäre...“ Er verstummt und scheint seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. „Worauf wollt Ihr hinaus ?“ Entgegne ich mutiger, als ich mich tatsächlich fühle, wobei ich einen Schritt vortrete. „Ich möchte wissen, was Ihr tun würdet.“ Womöglich bin ich ihm ein wenig zu nahe gekommen, denn beim Sprechen streift sein warmer Atem über meine Wange. Da er mich um gute 10 Zentimeter überragt, recke ich trotzig das Kinn, um ihm in die Augen sehen zu können. Schweigend blicken wir einander an, ohne dass ein Wort der Erwiderung meine Lippen verlässt. Ich halte die Luft an, als seine Hand leicht über meine Wange fährt, meinen Unterkiefer entlang, hin zu meinem Nacken. Er kommt näher, ich möchte mich an seinem Anzug festhalten, doch ich kämpfe den Drang nieder. Zu gebannt starre ich in seine Augen, warte, meine Lippen sind einen Spalt geöffnet, nur wenige Zentimeter liegen zwischen uns, nur ... „Alexander ?“ Fast augenblicklich tritt er zurück, fährt eilig herum zu der Frau, die umrandet vom Licht des Balls in der Tür steht. Es ist nur dem Umstand zu verdanken, das wir uns im Schatten befinden, dass sie nicht gesehen hat, wie nah wir uns bis eben gewesen sind. Zumindest hoffe ich das. Schließlich löst sie sich aus dem Licht, die Silhouette festigt sich und kaum dass ich sie erkennen kann, zieht sich etwas in mir zusammen. Honigfarbene Haut, raubtierhafte Augen in einem schönen südländischen Gesicht, üppiges schwarzes Haar, das wie Seide auf ihre Schultern fällt, ein aufreizendes rotes Kleid... und sie hat ihn beim Vornamen genannt. „Ich komme.“ Antwortet er mit fester Stimme, dann tritt er, ohne mich noch einmal anzusehen, an ihre Seite. „Ich habe nach dir gesucht.“ Erwidert sie und legt eine Hand auf seinen Unterarm. Ich wende den Blick ab und nehme sein Glas von der Brüstung, um es dann nach kurzer Betrachtung in einem Zug zu leeren. „Zu Eurer Frage, Master Heargraves...“ Höre ich mich selbst sagen und meine Stimme klingt so fremd und kühl, dass ich daran zweifle, dass es tatsächlich die Meine ist. Doch sein überraschter Blick, als ich ihm mit einem reserviertem Lächeln sein leeres Glas in die Hand drücke, ist Beweis genug, dass dies meine Worte sind. „Ich würde die Verlobung auflösen.“ Die Wärme des Alkohols vermischt sich mit meiner Wut, Wut auf mich selbst und meine Naivität. Wortlos trete ich an der Frau vorbei, hinein in die stickige Atmosphäre des Ballsaals. Nach einer Weile mache ich Roux am Büffet aus und ich geselle mich an seine Seite. „Dü sie’st ein wenig mitgenommen aus.“ Stellt er mit einem kurzem Seitenblick auf mich fest und seine Augenbrauen heben sich fragend. Meine Stimme ist belegt, als ich ihm antworte. „Ich glaube, ich habe ein Problem.“ „Das wäre ?“ Fragt er, obwohl ich eine Vorahnung in seinen Augen sehen kann. „Es könnte sich ergeben haben, dass ich mich in meinen zukünftigen Schwager verliebt habe.“ Ich senke den Blick, kann nur aus den Augenwinkeln sehen, wie sich ein stummes Lächeln auf seine Lippen stiehlt. „Das könnte in der Tat ein Problem sein.“ Entgegen meiner Erwartung scheint er nicht im Geringsten überrascht, so wie er es auch nicht war, als mir selbst klar wurde, dass ich mich weit mehr von Herren wie dem zukünftigen Count angezogen fühle, als von jungen Frauen wie meiner Verlobten Lillian. Er bemerkte es von allein und vermeidet jegliche Form der Verurteilung, unterstützt mich seither, so dass ich ihm sorglos meine Gedanken anvertrauen kann. So machen wir uns nun auf den Weg nach draußen, in den Garten, fern von neugierigen Ohren und ich schildere ihm mein – recht einseitiges – Gespräch mit Master Heargraves. Währenddessen beginne ich mich zu fragen, was er getan hätte, wenn die junge Frau nicht erschienen wäre. Und was hätte ich getan ? „Du würdest die Verlobung auflösen ?“ Fragt Roux, kaum dass ich geendet habe, und betrachtet mich voller Unglauben. Plötzlich beginnt er zu grinsen und ich unweigerlich zu erröten. „Das möschte isch se’en, Angélique, vraiment. Wie du William die Stirn bietest.“ Er schüttelt den Kopf und wird wieder ernst. „Ich wollte mich nicht wie ein kleines Mädchen aufführen.“ Erwidere ich trotzig, wobei mir schon im nächsten Augenblick bewusst wird, dass ich wie ein solches klinge. „Crâneur.“ Gibt er zurück. „Du wolltest das letste Wort ’aben, weil du eifersüschtig bist.“ „Warum sollte ich eifersüchtig sein ?“ Empöre ich mich, obwohl gerade dadurch überdeutlich wird, dass ich genau dies bin: eifersüchtig auf die junge hübsche Frau, die meinen zukünftigen Schwager beim Vornamen nennen darf und wie selbstverständlich seinen Arm berührt. Aus Roux’ heiterem Ausdruck schließe ich, dass mir jeder dieser Gedanken von der Stirn abzulesen ist. „Nun ein wenig ’offnung beste’t...“ Murmelt er nachdenklich, wobei er über sein dürftig rasiertes Kinn streicht. „Es wäre durschaus möglisch, dass er gerade tatsäschlisch versucht ’at ... sisch dir su nä’ern... gewissermaßen..“ Schnell werfe ich ihm einen zugleich ungläubigen wie vernichtenden Blick zu, was ihn aber nur die Schultern zucken lässt. „Oder er wollte mir übel mitspielen, weil ich ihn angestarrt habe wie eine liebestolle Verehrerin. Ich bitte dich, Roux. Du sollest mir so etwas ausreden und mich auf den Pfad der Tugend zurückführen, statt mich darin auch noch zu bekräftigen.“ Belehre ich ihn, wobei ich fortwährend auf und ab gehe. „Je suis Français!“ Antwortet er, als würde dies alles erklären. In der Tat bezweifle ich, dass man in Frankreich anders darüber denken würde. „Fassen wir susammen: il es un homme, il est le fiancé de Georgiana.. William est ton frère.“ „Sehr schlechte Voraussetzungen. “ Beendete ich seine Aufzählung mit einem frühzeitigen Fazit, bevor ich mich langsam auf den Weg zurück zum Herrenhaus mache. „Mit dieser Einstellung wirst du dein Verspreschen bestimmt nischt ein’alten können.“ Tadelt er mich, nachdem er zu mir aufgeschlossen ist, und aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass er über diesen Sachverhalt ernsthaft nachzudenken scheint. Vielleicht ist das größte Problem, das Roux kein Problem in der Tatsache sieht, das ich mich – möglicherweise ! – in den baldigen Count verliebt habe, sondern darin welche Hindernisse sich mir in den Weg stellen, sollte dies tatsächlich zutreffen... Ich schüttle den Kopf, um derlei wirre Gedanken loszuwerden und ihm zu antworten.. Oder besser: Ihm irritiert eine Frage zu stellen. „Was für ein Versprechen ?“ „Deine Verlobung aufsulösen.“ Erwidert er mit so einer schockierenden Selbstverständlichkeit, dass ich abrupt stehen bleibe direkt im Eingang des Ballsaals. Meine eigenen Worte kommen mir ins Gedächtnis und dazu das überraschte Gesicht des Iren. Mit Mühe versuche ich mich auf das Gesagte zu konzentrieren und NICHT auf das erwähnte Gesicht – was mir deutlich leichter fallen würde, wäre Master Heargraves nicht das Erste, was ich im Saal sehe... oder wahrnehme... oder sehen will. „Du tust es schon wieder.“ Höre ich Roux sagen und zucke fast augenblicklich zusammen. Alexander ... Master Heargraves ist auf der Treppe am anderen Ende des Saals. „Was?“ Frage ich nicht sehr überzeugend. „Du starrst i’n an.“ Gerade will ich zu einer patzigen Antwort ansetzen, als sich in einer Art Deja-vû –Erlebnis mein Verderben in Gestalt von drei jungen Frauen in mein Blickfeld schiebt. „Wen ?“ Will meine Verlobte wissen und ich muss feststellen, dass ich ihr bonbonbrosanes Kleid schrecklich finde. „Master ’eargraves. Da der ältere Monsieur Darsy i’m aufgetragen ’at, i’n nischt aus den Augen su lassen. Lawrense nimmt seine Pflichten se’r ernst.“ Er ist so überzeugend, dass ich es fast selbst glauben möchte. „I’r ’abt wirklisch Glück, Madmoiselle Lillian.“ Fügt er mit seinem charmantesten Lächeln hinzu, das mich ihm augenblicklich einen vernichtenden Blick zuwerfen lässt. Lillian fühlt sich dazu veranlasst, meinen Arm zu ergreifen, als wäre er ein Teddybär. Es fällt mir schwer nicht zurückzuzucken, noch schwerer als Roux es plötzlich für notwendig erachtet in der Menge zu verschwinden und mich mit den dreien allein zu lassen. Für quälende zehn Minuten versuche ich den Eindruck zu erwecken, das es mich interessiert, weshalb meine Verlobte ihre Kleider nur bei „Constantine’s“ anfertigen lässt, wobei ich gleichsam nach einer Gelegenheit suche, die drei möglichst höflich loszuwerden. Während nun also Emily Furlong ausführlich berichtet, welche schrecklichen Erfahrungen sie bereits mit „Constantine’s“ gemacht hat, tritt jemand an meine Seite, der sie augenblicklich verstummen und verzückt lächeln lässt. „Master Heargraves.“ Höre ich Lillian und mir ergibt sich die Frage, ob sie jedem seinen eigenen Namen nennen muss. „Meine Damen.“ Erwidert seine tiefe Stimme dicht neben mir und ich überwinde mich zu ihm aufzusehen. „Mr Darcy.“ Fügt er mit dem Hauch eines Lächelns hinzu. Fast rechne ich damit, dass mich für meine Gedanken der Schlag trifft. Nichts dergleichen geschieht. Ich lebe weiter und tue mich schwer damit, das Lächeln nicht dümmlich wie Emily zu erwidern oder vor den Augen meiner Verlobten fortzusetzen, was wir eben auf dem Balkon begonnen haben. Eilig schiebe ich den Gedanken beiseite. Was haben wir überhaupt begonnen? Glaube ich wirklich, dass er mich geküsst hätte, wenn diese Frau nicht aufgetaucht wäre ? Das nimmt sich auf beinahe dreiste Weise lächerlich aus. „Was können wir für Euch tun?“ Fragt Miss Emily mit ihrer Kleinmädchenstimme, fächelt sich übertrieben Luft zu und versucht ihm dabei eindeutig schöne Augen zu machen. „Ich denke nicht, dass Ihr irgendetwas für mich tun könnt, Miss Furlong. Ich bin nicht wegen Euch hier.“ Antwortet er geradeheraus und trotz dieser offenkundigen Unhöflichkeit scheint sie sich auch noch geschmeichelt zu fühlen, dass er sie wenigstens angesehen hat. „Ich fürchte, ich bin hier um Mr Darcy aus Ihrer Mitte zu entführen. Wir haben einige Dinge zu besprechen.“ Ich werde nicht mit ihm gehen. Ich werde einfach bei den Dreien bleiben, denn sollte ich dies nicht tun, werde ich sicher wieder keinen Ton herausbekommen. Die Entscheidung darüber wird mir unglücklicherweise abgenommen, als die Mädchen plötzlich von ganz allein verschwinden, um sich ein neues Opfer zu suchen. „Eure Schwester bat mich , Euch von der Gesellschaft der drei Damen zu befreien.“ Erklärt er sich, wobei ich seinen Blick wie eine Hand auf meinem Gesicht spüre, obwohl ich den Blick gesenkt halte. „Wie zuvorkommend.“ Lobe ich ihn in gespielter Anerkennung und sehe das Gesicht der fremdländischen Frau vor mir, ihren ganzen aufreizenden Aufzug. „Von meiner Schwester.“ Füge ich bissig hinzu, bevor ich ihm den Rücken zuwende und mich auf die Suche nach Roux mache. Die nächste Zeit verbringe ich beinahe ausnahmslos damit, nach der rotgewandeten Frau Ausschau zu halten, indem ich genau beobachte mit wem Master Heargraves spricht – was in den meisten Fällen allerdings Georgiana ist. Er tanzt nicht ein einziges Mal, weder mit meiner Schwester noch mit anderen Mädchen. Bin ich der Einzige, den dies wundert ? „Non, du bist der Einsige, dem es auffällt.“ Antwortet Roux und weist mich auf diese Weise darauf hin, dass ich meine Gedanken laut ausgesprochen habe. Ich sollte tatsächlich vorsichtiger sein. „Weißt du schon, was du William sagen wirst ?“ Fragt er und mustert mich forschend, als würde sich ihm so die Antwort von allein offenbaren. „Dass ich keine Bedenken habe ..Insofern Georgiana damit einverstanden ist, natürlich.“ Erwidere ich leise, ohne ihn anzusehen, da mein Blick noch immer auf meine Schwester gerichtet ist. NUR auf meine Schwester. Sie ist in ein ernstes Gespräch mit ihrem Verlobten vertieft, Sorgenfalten auf der sonst ebenmäßigen Stirn. Roux folgt meinem Blick, streicht sich ein paar fuchsbraune Strähnen hinters Ohr, die sich aus seinem Bauernzopf gelöst haben, und schüttelt ein wenig den Kopf. „Je ne comprend pas ça.“ Sagt er so leise, dass es schwer für mich ist, sein Französisch zu verstehen, sowie jedes Mal, wenn er aufgebracht in seine Muttersprache zurückfällt. Allerdings ist es dieses Mal nicht nötig nachzufragen, worüber er sich erzürnt. Es ist zu offensichtlich: Er kann nicht nachvollziehen, warum sie ihn heiraten muss, obwohl er sich so augenscheinlich nicht für sie interessiert und Georgiana selbst lieber einen mittellosen Schriftsteller ehelichen würde, während mir wiederum die Vermählung mit Miss Lillian bevorsteht. Manchmal verstehe ich es selber nicht. Mitternacht ist bereits überschritten, als sich unsere Kutsche auf den Heimweg macht, und Carolyns gehässiger Blick macht es mir schwer die Nerven zu wahren. „Seid Ihr zufrieden mit Eurem Verlobten, Miss Georgiana ?“ Fragt sie mit einem unsympathischen und vor allem aufgesetzten Lächeln. „Seid Ihr wütend, weil er Euch keines Blickes gewürdigt hat?“ Stelle ich eine Gegenfrage, wobei ich nicht einmal meine Augen vom Fenster abwende. Drei Augenpaare starren mich entsetzt bis überrascht an, während Roux neben mir still in sich hinein grinst. „Ich verbitte mir derlei unverschämte Unterstellungen!“ Zischt sie beleidigt zurück, erwartet offensichtlich eine Entschuldigung. Meinetwegen kann sie auch aus der Kutsche springen. „Von mir aus.“ Gebe ich zurück und bin mir durchaus im klaren darüber wie unhöflich ich gerade bin. Vor ungefähr einer Viertelstunde erreichte meine Gemütslage ihren Tiefpunkt, als wir uns von Master Heargraves verabschiedeten. Es war nicht zu übersehen, dass ihn meine vorangegangene Patzigkeit beleidigt hatte. Er küsste Georgiana und Carolyn den Handrücken zum Abschied mit jenem nur angedeuteten Lächeln, bei dem die meisten Frauen erröten und beschämt den Blick abwenden. Alle Frauen. Und wie ich zu meiner Schande gestehen muss: Mir ist es nicht besser ergangen. Umso schwerer war es zu ertragen, dass er für mich kaum mehr als einen schwachen Händedruck übrig hatte. „Also..“ Setzte er in kühlem Ton an, doch ich fuhr ihm patzig dazwischen. „Also was ?“ Meine Stimme überschlug sich beinahe, war eine gute Oktave zu hoch und kaum hatten die Worte meine Lippen passiert, schämte ich mich dafür. „Also dann.“ Das waren seine letzten Worte gewesen. Was hatte ich erwartet? Nur am Rande bekomme ich mit, dass Georgiana sich für mein rüdes Benehmen entschuldigt und zugleich beteuert, wie zufrieden sie mit ihrem Verlobten sei. Carolyn erwidert irgendetwas, das das Wort Charm beinhaltet, woraufhin meine Schwester ein gemeinsames Abendessen erwähnt. Ich bin zu sehr damit beschäftigt finster in die Nacht hinauszustarren, um dem eine Bedeutung beizumessen. Kapitel 2: Illusionen --------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Kapitel: 3/? Summary: Von der Unfähigkeit vergessen zu können... Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy. Die übrigen Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: Nachdem ich letztes Mal Besserung gelobt habe, hat es wieder so lange gedauert, bis ich etwas neues hochlade und habe somit sicher alle Leser vergrault..Fehler in Rechtschreibung oder dem mehr schlechten als rechten Französisch korrigiere ich natürlich, wenn ihr euch meldet. ______________________________________________________________________ Die darauffolgenden Tage scheinen nur zäh vergehen zu wollen, was umso schlimmer ist, da ich versuche sie so zu füllen, dass ihr Ablauf mich die Ereignisse des Balls vergessen macht – was sich zu meinem Bedauern als nahezu unmöglich herausstellt. Immer wieder sucht mich die Frage heim, was wohl geschehen wäre, hätte uns niemand auf dem Balkon gestört. Um die Vorstellung nicht überhand gewinnen zu lassen, bringe ich viele Stunden damit zu im Kampf mit Roux auf dem Hinterhof unseres Hauses meine Fechtkünste zu verbessern, mit seiner Hilfe Französisch zu lernen oder unter der Anleitung meiner Schwester fern von Williams Ohren – da dieser dies zweifellos nicht gutheißen würde – Klavier zu spielen, wie es mir meine Mutter beibrachte. Die Langeweile ist die Krankheit des Adels, der sich nicht zu fürchten hat, so lange niemand seine Macht anzuzweifeln beginnt. Als Roux jedoch am Morgen des folgenden Donnerstages ein weiteres Mal spurlos verschwindet, sehe ich mich hilflos meinen Gedanken ausgeliefert. Zwar versuche ich mich abzulenken, indem ich ziellos durch die Straßen Londons streife, doch voller Gram muss ich feststellen, dass ich letzten Endes immer zu demselben Ort gelange. Nun ist es bereits Sonntag und ein weiteres Mal finde ich mich vor dem einladenden, doch großspurigen Stadthaus wieder, welches sich im Besitz einer ganz bestimmten irischen Adelsfamilie befindet. Neben der Tatsache, das ich überhaupt hergekommen bin, ist es weitaus beschämender einzuräumen, dass ich bereits seit einer knappen Stunde am Rande einer Gasse gegenüber des Prachtbaus stehe und beobachte, wer dort aus und ein geht, unfähig von meinem unhöflichen Tun abzulassen. Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnet, halte ich den Atem an und... „Ihr könntet ebenso gut an die Tür klopfen, wenn Ihr ohnehin beabsichtigt längere Zeit hier zu verbringen. Ein Sessel und ein wenig Gesellschaft nehmen sich bei weitem angenehmer aus, als das hier.“ Nur unter Aufbringung all meiner Selbstbeherrschung, gelingt es mir bei dem Klang der allzu vertrauten Stimme nicht aufzuschreien und ehe ich es wage, seinem undurchdringlichen Blick zu begegnen. „Es sei denn, Euch gefällt diese Gasse besser – was ich jedoch stark bezweifeln möchte.“ Gott, ein Königreich für Roux’ Talent immer eine Ausrede bereit zu haben. Master Heargraves steht kaum mehr als ein paar Schritte von mir entfernt, so dass ich nicht umhin komme, mich zu fragen, warum ich ihn nicht kommen gehört habe – und wie lange er bereits mein lächerliches Verhalten beobachtet. Und nicht zu vergessen: Warum ihm seine Alltagskleidung noch besser zu stehen scheint, als der edle Anzug, welchen er an jenem Abend auf dem Ball trug. Beide Hände ruhen in den Taschen seiner dunklen Hose, der Ausschnitt seines beigen, fast bäuerlichen Leinenhemdes gibt Ausblick auf einige Zentimeter Haut, die weitaus sonnengezeichneter ist, als die der meisten anderen Adligen. Es lässt weit mehr Schlüsse über den zu verbergenden Körper zu als das fast bis zum Kinn geschlossene Festgewand. Das lange ebenholzfarbene Haar ist nicht streng zurückgekämmt, sondern fällt ihm vor die dunklen braunen Augen, die meine Gedanken in sich aufzusaugen scheinen. Ich hoffe inständig, dass letzteres NICHT zutrifft, da zu befürchten ist, dass er in jenem Fall nie wieder auch nur einen Blick für mich übrig hätte. Als mir bewusst wird, dass ich ihn bereits seit einigen Sekunden anstarren muss, wende ich verlegen den Blick ab und presse die Lippen fest aufeinander. „Ich ...“ Ich halte inne, da mir die Stimme den Dienst versagt, schicke einen entschuldigenden Blick in seine Richtung und beginne von neuem. „Ich möchte mich für meine Unhöflichkeit, die ich während des Balls an den Tag gelegt habe, entschuldigen, Sir.“ Und fragen, was Ihr im Sinn hattet, bevor uns diese Frau gestört hat, füge ich in Gedanken hinzu, doch kein Laut dringt über meine Lippen. Auf seinem Gesicht lese ich offenkundige Überraschung bis hin zu mit Verwirrung gepaarter Amüsiertheit. Seine Augenbrauen sind in die Höhe gezogen und langsam stößt er sich von der Wand, an welcher er bis eben lehnte, ab und kommt auf mich zu. „Ihr kommt seit Donnerstag jeden Tag zu Fuß hierher und starrt das Haus meines Vaters an, weil Ihr Euch entschuldigen wollt ?“ Seine tiefe Stimme trieft vor spöttischem Unglauben und mit jedem Wort komme ich mir dümmer vor, da er genau zu wissen scheint, dass jedes Wort von mir – wenn man einmal von „Ich möchte“ absieht – gelogen ist. Ich wage es nicht seinem Blick auch nur eine Sekunde länger zu begegnen, wende mich beschämt von seinem Anblick ab und starre auf den schmutzigen Boden zu meinen Füßen. „Betrachtet Eure Entschuldigung als akzeptiert.“ Höre ich ihn sagen und nicke zum Zeichen des Verstehens. Als sein Schatten auf mich fällt, presse ich die Lippen so fest aufeinander, dass es schmerzt. „Ich danke Euch, Sir...“ Flüstere ich ein wenig heiser, dann deute ich eine höfliche Verbeugung an, obwohl ich viel lieber meine Stirn an seine Brust lehnen möchte, seinen Duft einatmen, nur für die Dauer einiger Herzschläge ... Das Verlangen danach ist so stark, dass es körperlich zu schmerzen scheint und inständig hoffe ich, dass er einfach wütend ist, sich angewidert abwendet, so dass ich mir wenigstens nicht länger den Kopf mit lauter „wenn“s und „vielleicht“s zerbrechen muss. Eine Hand berührt plötzlich meine Wange, streicht mir das lange Haar aus dem Gesicht, das sich wie ein Vorhang vor meine Augen geschoben hat, und zögernd hebe ich den Blick, halte die Luft an, als könne die kleinste Bewegung ihn davonjagen. Seine Lippen formen ein fast unsichtbares , sanftes Lächeln, das seinem gleichgültigen Äußeren zu widersprechen scheint, seine Augen sind so unergründlich, dass ich fürchte mich in ihnen zu verlieren. „Master Heargraves, ich...“ Beginne ich, doch er schüttelt kaum merkbar den Kopf und korrigiert mich. „Alexander.“ Seine Hand, die bis eben an meinem Hals ruhte, zieht sich zurück, hinerlässt nur die Erinnerung an die Wärme seiner Fingerspitzen auf meiner Haut, und langsam entfernt er sich von mir. „Ich denke, ich sehe Euch morgen wieder.“ Sagt er noch, dann lässt er die Gasse hinter sich und ich verbleibe verwirrt und ihm fassungslos nachstarrend. Ich habe das Verlangen aufzuschreien, doch ich bringe keinen Ton heraus. *** Sein Profil bildet einen deutlichen Kontrast zu dem alles vertilgenden Nachthimmel und nur vage erschließt sich mir die Bedeutung seiner Worte, da ich zu sehr davon befangen bin, ihn in grenzenloser Faszination zu betrachten. „Seid Ihr verlobt Mr Darcy ?“ Sein durchdringender Blick lässt mich erschaudern, mein Herz schlägt so laut, dass ich fast fürchte, er könne es hören. Fast automatisch nicke ich, weil ich nur zu genau weiß, dass er dann weitersprechen wird und ich seine Stimme hören möchte, zusehen möchte, wie der Brandy seine Lippen benetzt, als er ein wenig empört an seinem Glas nippt. Wenn er seine Stimme senkt, um zu flüstern, ist sie rau, fast bedrohlich und dennoch zieht sie einen in den Bann... Ich spüre die Brüstung in meinem Rücken, warte bis ich an der Reihe bin und hoffe, dass ihm das Zittern meiner Hände entgeht. „Worauf wollt Ihr hinaus ?“ Höre ich mich selbst fragen, doch es klingt so fremd, dass ich mich kaum wiedererkenne. Als wollte ich ihn herausfordern, trete ich einen Schritt nach vorn. „Ich möchte wissen, was Euch wichtiger wäre.“ Als sein Atem flüchtig mein Gesicht streift und sich eine Gänsehaut über meinen Körper zieht, fesselt er meinen Blick an den seinen, es raubt mir den Atem in seine Augen zu sehen und einen Funken Wahrheit darin aufblitzen zu sehen. Ein Gemisch aus Neugier, Verlangen und Faszination, das seine Handlungen antreibt. Die Berührung seiner Fingerkuppen auf meiner Wange erscheinen mir so sanft und behutsam, als würde ich andernfalls Gefahr laufen zu zerbrechen, seine Finger wandern weiter und während seine Hand langsam über meinen Nacken streicht, kommt er näher. Ich recke den Hals, lasse meinen Atem lautlos durch die Lippen entweichen in der Gewissheit, das er den warmen Luftzug spüren kann. Sein Gesicht kommt immer näher, jeden Moment wird der Augenblick kommen, an dem die Stimme seinen Namen ruft und wir gezwungen sind uns zu trennen, doch mit jedem schwindenden Millimeter, schwindet mein Willen zu warten, die Störung geschehen zu lassen.. Meine Hände fassen nach seiner Weste, ziehen ihn zu mir und forsch überwinde ich den Raum, der unsere Lippen voneinander trennt. Zu Anfang ist es die Furcht vor Zurückweisung, die meinen Puls in die Höhe treibt, ein kurzes Zögern, ein Zweifel, doch dann umschließen seine Arme meinen Körper und erwidert den Kuss derart ungestüm und fordernd, dass mir die Knie weich werden und jegliche Unsicherheit zerbirst. Zeit und Raum verlieren an Wichtigkeit, da sind nur noch wir und dieses Gefühl .. - Und ein lautes, eindringliches Klopfen. Aus einer anderen Welt höre ich eine Stimme meinen Namen rufen, das Klopfen wird intensiver und vor mir beginnt er zu verschwinden.. „Alexander!“ Ich fahre hoch, kerzengerade, brauche Zeit, um meinen schweren Atem wieder zu kontrollieren, nur langsam kehre ich in die Realität zurück: ich bin in meinem Bett, in meinem Zimmer, allein – natürlich – und soeben habe ich laut den Namen meines baldigen Schwagers gerufen, nachdem ich träumte.. „Mein Gott...“ Meine Hand fährt hoch, um meine Lippen zu berühren, als wäre dort noch ein Hauch des Traumes wiederzufinden. Im letzten Moment gelingt es mir die Bewegung abzuwenden und stattdessen ein paar wirre Haarsträhnen zurückzustreichen. Ich weiß nur zu gut, dass ich aufhören muss darüber nachzudenken, bevor es schlimmer wird, bevor ich nicht mehr loslassen kann.. Als könne dies mir dabei helfen, halte ich die Luft an und konzentriere mich darauf nicht zu atmen. Plötzlich wird die Tür aufgerissen und in einem Rahmen aus warmem Sonnenlicht betritt Roux den Raum, schlendert in federnden Schritten zum Fenster hinüber und öffnet die Läden. „Bonjour, Angélique.“ Begrüßt er mich und dreht sich strahlend zu mir herum. „Es ist ein Tag très magnifique, um.. was zum Teufel tust du da?“ Seine eben noch übermütige Miene verkommt zu einer verwirrten Karikatur. „Ich versuche nicht zu atmen.“ Antworte ich wahrheitsgemäß und lasse ihn so noch irritierter aussehen. „Du versuschst... nischt zu atmen.“ Seine Augenbraue wandert in die Höhe. „ Da ist man drei tage weg und du hörst gleisch auf su atmen?“, harkt er nach. „Ich versuche nicht zu denken.“ Gebe ich zu, wobei ich mein Bestreben des Luftanhaltens wegen Erfolglosigkeit einstelle. „Nun, das erklärt natürlisch einiges.“ Natürlich erklärt dies erst einmal überhaupt nichts. „’abe isch irgendetwas verpast ? Eventuell quelque chose, das erklärt, wes’alb du gerade laut einen gans bestimmten Namen gerufen ’ast?“ „Vielleicht.“ Sein Grinsen wird größer. „L’armour.“ Säuselt er mit theatralisch gesenkter Stimme und lässt mich die Augen verdrehen. „Wie gesagt, Roux...“ Ich schwinge die Beine über die Bettkante und blicke ihn streng an. „Er hat mir lediglich seinen Vornamen angeboten. Nichts weiter. Kein Grund irgendetwas abwegiges anzunehmen.“ Ich stehe auf, wende mich von ihm ab und spüre beinahe, wie sich sein Blick in meinen Rücken bohrt. „Und was ’at disch dasu veranlast selbigen Vornamen su rufen?“ „Ein Traum. Nichts weiter.“ Diese Antwort scheint ihm vorerst zu genügen, denn er macht sich auf in Richtung Tür. „Beeil disch oder isch ersä’le William, das du von Master ’eargraves träumst.“ Er hat seine Drohung kaum ausgesprochen, als ihn ein Kissen am Kopf trifft und ihn aus dem Zimmer flüchten lässt. *** „Ich würde es durchaus begrüßen, wenn du es dir zur Gewohnheit machen würdest, dein Verschwinden anzukündigen.“ Über den Frühstückstisch hinweg durchbohrt William Roux mit einem beinahe tödlichen Blick, was den Franzosen erstaunlich kalt lässt. Ich selbst frage mich, wann William es leid ist ihn zu ermahnen. So sehr er sich auch jedes Mal bemüht Roux zu erziehen, so fruchtlos bleiben seine Versuche. „Ich würde es begrüßen, wenn ihr zwei dies nach dem Frühstück ausdiskutieren könntet.“ Bemerkt Georgiana scharf, was Roux die Brauen heben lässt. Augenblicklich glättet sich Williams aufgebrachte Miene und er nickt. „Du hast recht. Ich sollte wohl langsam einsehen, dass unser Freund unverbesserlich ist.“ Mit einem letzten tadelnden Blick in Roux’ Richtung wendet er sich der Morgenzeitung zu. Stille senkt sich über uns, eine Stille, die ich an anderen Tagen durchaus begrüßt hätte. Heute jedoch setzt sie mir wohl deshalb zu, weil sie mich meinen Gedanken ausliefert. Schnell rückt die Tatsache, das ich mich zusammen mit den anderen beim Frühstück befinde, in den Hintergrund, ich stehe auf dem Balkon und.. „Lawrence?“ Reißt mich Williams Stimme unsanft aus meinem Tagtraum und ich fahre derart erschrocken hoch, dass ich meine Teetasse umstoße, die mit einem Klirren ihren Inhalt über den Tisch ergießt. Roux unterdrückt ein Lachen und ich trete ihm auf den Fuß. Mein Bruder betrachtet mich skeptisch mit in die Höhe gezogener Augenbraue, während Mrs Lewin herbeieilt, um den entstandenen Schaden zu beseitigen. „Hast du mir eben zugehört ?“ , fragt er, obwohl die Antwort offensichtlich ist. „Ich fürchte, ich war ein wenig ... abwesend.“ Gebe ich zu, senke dabei pflichtschuldig den Blick. „Das fürchte ich ebenfalls.“ Stimmt er nicht besonders amüsiert zu, ehe er fortfährt. „ Ich bat dich eben darum, Master Heargraves ein wenig herumzuführen, wenn er heute Nachmittag eintrifft.“ Eben will ich nicken, um in meine ‚Abwesenheit’ zurückzukehren, als mir der Inhalt seiner Worte bewusst wird. „Was ?“ Stoße ich hervor.“ „Wann? Wieso ? Wohin?“ Wieder sind leicht erstickte Laute neben mir zu vernehmen, offensichtlich ist Roux bemüht nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Wüsste ich nicht, dass dies kaum möglich ist, würde ich behaupten, dass Williams Augenbraue noch ein wenig in die Höhe gewandert ist. „Wie du dich sicher entsinnst, wird er heute bei uns zu Abend essen. Natürlich nur, wenn dies kein Problem für dich darstellen sollte.“ Ich beiße mir ob des tadelnden Tons auf die Unterlippe und schüttle leicht den Kopf. „Es ist kein Problem, verzeih mir.“ Entschuldige ich mich halblaut und frage mich, wann ich verdrängt habe, dass er heute kommen wird, ausgerechnet heute, wo ich ihm nicht ins Gesicht werde sehen können. Offensichtlich sieht William dem Besuch optimistisch entgegen, doch in mir regt sich eine nicht recht fassbare Ahnung, das er den angehenden Grafen nicht mögen wird, dass ihre Charaktere einfach zu unterschiedlich sind, als dass sie einander als Freunde begegnen könnten. Schon zu Anfang beschrieb ich die Bescheidenheit meines Bruders, sein Pflichtbewusstein, sein Verlangen nicht gemocht sondern respektiert zu werden und seine Zuverlässigkeit gegenüber seinen Freunden. Dabei schert es ihn nicht, wie viel junge Frauen ihn gern an ihrer Seite sähen. Der Eindruck, welchen ich von Master Heargraves habe, ist von gänzlich anderer Natur und als er am Nachmittag ein wenig zu spät unser Haus betritt, scheint sogar sein fast arroganter Blick meine Annahmen zu bestätigen. Kapitel 3: Wahrheit ------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Kapitel: 4/? Summary: Tatsachen.. Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy. Die übrigen Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: So, nun vollständig. Ich werde mich bemühen in der nächsten Woche noch das nächste Kapitel hochzuladen. Vielen Dank für eure treuen Kommentare! Vorsicht: Kitschkapitel! _____________________________________________________________________________ Es lässt sich festhalten, dass sich Herren von gutem Aussehen in verschiedene Lager unterteilen lassen, einige sollen im Folgenden genannt werden: Zunächst sind dort jene, welche sich ihrer Attraktivität und der damit einhergehenden Wirkung auf ihr Umfeld nicht bewusst sind. Die Reaktionen anderer scheinen sie eher zu verwirren, statt ihr Selbstbewusstsein zu stärken, ähnlich ergeht es ihnen mit Komplimenten, die sie nicht selten für falsch halten. Neben jenen von geringem Selbstbewusstsein gibt es noch solche, die sehr wohl um ihr gutes Aussehen wissen, sich jedoch nicht darum scheren, da ihnen andere Werte und Tugenden weit wichtiger erscheinen als diese wohlwollende Laune der Natur. Und dann gibt es noch diejenigen, welche sich ihrer Erscheinung nur allzu gut bewusst sind und sie mit Stolz und mitunter Hochmut ertragen. Zudem vermögen sie diese Gabe zu ihrem Vorteil zu benutzen, um – möglichst unter geringem Aufwand – all das zu bekommen, wonach ihnen der Sinn steht. Zu letzteren gehört wohl Master Heargraves. Ich bezweifle nicht, dass er bei öffentlichen Anlässen stets von einer Traube schwärmender junger Frauen und bewundernder Herren umgeben ist, die er mitunter nicht besonders höflich zurückweist. Und doch sind es nur Väter und Ehemänner, bei denen er in Verruf steht, weil Frauen und Töchter ihm allzu begehrliche Blicke zuwerfen. Da sind Gerüchte über „häufig wechselnde Bekanntschaften“, die er nicht einmal zu zerstreuen versucht, so lange sie dazu ihnen ihn interessanter zu machen, begehrenswerter und so lange sie in all seinen Beobachtern die Hoffnung wachrufen, dass er auch einmal ihnen gehören könnte. Und weil er zu jener Gruppe gehört, verspätet er sich mit einer Selbstverständlichkeit, als habe er es kaum nötig feste Termine und Absprachen einzuhalten, als habe Gott und die Welt sich nach ihm zu richten. Er entschuldigt sich nicht einmal, bevor er William die Hand gibt, die Lippen zu einem süffisanten Schmunzeln geformt, dem Blick meines Bruders arrogant und herausfordernd begegnend. Er spielt den flegelhaften Sohn aus gutem Hause, dem eine rosige Zukunft bevorsteht, da ihm niemand sein Erbe streitig machen wird und William niemals seinen Ruf aufs Spiel setzen würde, indem er den Heargraves-Erben unhöflich behandelt. Umso mehr jedoch reizt es mich herauszufinden, ob sich hinter der selbstverliebten Fassade noch etwas anderes verbirgt.. „Mein Bruder wird Euch herumführen, während der Tee aufgetragen wird. Ich brauche ihn Euch wohl nicht mehr vorzustellen.“ Williams Stimme klingt kühl und reserviert, denn wenn er etwas nicht ausstehen kann, so ist es das Unvermögen zur Pünktlichkeit – vor allem dann, wenn es mit solcher Arroganz einhergeht. Master Heargraves scheint dies entweder nicht zu bemerken oder beflissentlich zu ignorieren, denn sein Ausdruck ist nicht weniger selbstbewusst, wenn nicht sogar durchaus zufriedener, als er sich mir zuwendet und meinem Blick begegnet. Augenblicklich durchfährt mich ein Schaudern. Es ist schwer ihm lediglich höflich lächelnd zuzunicken, statt wie ein Narr in ein stupides Grinsen zu verfallen oder verschämt den Blick abzuwenden, zumal seine dunklen braunen Augen ebenso unergründlich scheinen, wie bei unseren bisherigen Begegnungen. Viel würde ich geben, um herauszufinden, was genau hinter ihnen vorgeht. Ich bitte ihn, mir in die Galerie zu folgen, die mir plötzlich schäbig und klein vorkommt, wenn ich an das Heargraves-Stadthaus denke, obwohl unser Besitz mir bisher immer üppig erschien.. Ihn jedoch scheint dies kaum zu interessieren. Mit dem Betreten der Galerie ist seine Überheblichkeit von ihm abgefallen, er wirkt nachdenklich und immer wenn ich es wage ihn anzusehen, scheint sein Blick in weiter Ferne zu ruhen – zu meiner Schande muss ich jedoch gestehen, dass letzteres nicht allzu häufig vorkommt. Zu klar ist noch die Erinnerung an meinen Traum, zu intensiv das Verlangen ihn real werden zu lassen. Also fixiere ich bei jedem Kunstwerk einen ungefährlichen Punkt, erschrecke fast, wenn er es eher gelangweilt mit Attributen wie „beeindruckend“ oder „großartig“ versieht. Schließlich gelangen wir zu den auf Säulen stehenden Büsten meiner Eltern, die das Ende der Galerie anzeigen. Fast entschuldigend begegne ich den Blicken ihrer gipsernen Augenpaare, die mich sanftmütig betrachten. Im Gegensatz zu den anderen Werken verliere ich kein Wort über sie, müsste es doch genügen de vergoldeten Messingschildchen zu lesen, welche an den Säulen heften: Clair Luise Darcy, 12.03.1736 – 24.01.1778 Ian Fitzgerald Darcy, 15.02.1732 – 24.11.1777 Es ist nicht notwendig etwas zu sagen, da die Geschehnisse an jenen Tagen vor nun etwas mehr als fünf Jahren ohnehin jedem bekannt sind. Wortlos setze ich meinen Weg fort, erleichtert die Führung beinahe hinter mich gebracht zu haben und nicht länger mit ihm allein sein zu müssen… „Kürzlich bin ich jemandem begegnet.“ Sagt er unvermittelt und gleichzeitig verstummen seine Schritte, die bis eben dicht hinter mir waren. Verwirrt halte ich inne und drehe mich zu ihm herum. Wovon spricht er? „Es war genau wie ich es Euch an jenem Abend beschrieben habe.. Was ich auch tue, diese Person will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.“ Wieder scheinen seine Gedanken an einem weit entfernten Ort zu weilen, als entsinne er sich etwas ganz besonders wichtigem, während seine Lippen ein schmerzhaft liebevolles Lächeln formen. Warum erzählt er mir etwas derartiges ? Wieso mir und weshalb jetzt, wo er doch derjenige ist, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht ? „Trug diese Person an besagtem Abend zufällig ein rotes Kleid ?“ So sehr ich mich auch bemühe, es will mir einfach nicht gelingen, das Zittern meiner Stimme niederzukämpfen und so hoffe ich, dass er es für ein Zeichen unterdrückter Wut darüber hält, dass er meiner Schwester jemand anderes vorzieht. Zuerst ist dort Verwirrung auf seinem Gesicht, seine Augen suchen Antworten auf unausgesprochene Fragen, dann nimmt er mit einem Mal meinen Blick gefangen und plötzlich kehrt das Lächeln auf seine Züge zurück. Ohne meinen Blick freizugeben, kommt er einen Schritt auf mich zu. „Nun es sollte mich doch sehr wundern, würde dies zutreffen, denn zumindest bei jenen Gelegenheiten, bei welchen ich dieser Person bisher begegnete, trug sie nichts dergleichen. Möglicherweise ist es mir aber auch bloß nicht aufgefallen, weil ich zu sehr von dem Blau seiner Augen abgelenkt war.“ Mein eigener Pulsschlag dröhnt mir in den Ohren, selbst meine Atemzüge erscheinen mir unnatürlich laut und schwer, doch ich kann nichts tun, bin wie gelähmt, gebannt von dem Klang seiner Stimme. „Wisst Ihr, es ist beinahe unmöglich den Blick von diesen Augen abzuwenden und immer aufs neue verschlägt es einem den Atem. Immerzu muss ich sie ansehen und mich fragen, ob ihr Träger sich bewusst ist, wie viele seiner Gefühle sie offenbaren.“ Er nähert sich weiter, langsam, unaufhörlich, bis er so dicht vor mir stehen bleibt , dass ich seinen Duft wahrnehmen kann. Mein Puls schnellt in die Höhe. „Immer muss ich ihn ansehen und bin aufs Neue fasziniert..“ Seine Stimme senkt sich zu einem tiefen rauen Flüsterton. „Dann will ich sein Haar berühren..“ Hilflos sehe ich zu, wie er mein Haar zurückstreicht. „...und viel wichtiger: seine Lippen..“ Finger wanderten meinen Unterkiefer entlang, heben sanft doch bestimmt mein Kinn an, sein Daumen fährt behutsam über meine leicht geöffneten Lippen... Ich bin wehrlos, wie in Trance, als er sich langsam zu mir herab beugt, Zentimeter um Zentimeter überwindet und jegliche Zweifel verschwinden lässt. Schließlich fasst er nach meiner Hand, verschränkt die Finger mit den Seinen und noch immer bin ich verloren in seinen Worten. Meine Lippen formen lautlos ein Wort, so still, dass ich selbst im nächsten Moment seine Bedeutung vergesse. Ist es sein Name gewesen ? Ja. Ja, ich glaube schon. Alexander... Unsere Hände lösen sich voneinander, suchen sich ein neues Ziel und während seine auf meiner Taille zur Ruhe kommen, lege ich die Meinen auf seine Schultern. Als sich schließlich unsere Lippen treffen, einander – zunächst vorsichtig, dann von Neugier und Leidenschaft beflügelt – liebkosen, scheinen Traum und Wirklichkeit miteinander zu verschmelzen. Meine Lider fallen zu. meine Hände umschließen die kräftigen Schultern und spüren die Wärme seines Köpers unter dem Stoff seines Anzugs. Ich wünsche, es würde kein Ende finden... Doch es kommt. Er ist es, der spürbar widerwillig den Kuss löst und seine Stirn an die Meine lehnt, so dass kaum etwas von der Intimität verloren geht. Wir hüllen uns in ein angenehmes Schweigen, ein Gefühl von Geborgenheit. Ich weiß nicht wie lange wir so dort gestanden haben, als er sich verspannt und kaum hörbar die Stimme erhebt. „Man erwartet uns..“ Langsam öffne ich die Augen, sehe ihn mit sich ringen und schließlich entschuldigend lächeln. Mir bleibt nichts übrig, als einsichtig zu nicken, insofern ich nicht möchte, dass William allzu bald nach unserem Verbleib sieht – und Georgiana... Der Gedanke an meine Schwester verschwimmt, als er mich noch einmal küsst, nur flüchtig, doch nicht weniger zärtlich als zuvor. Ohne ein weiteres Wort ,machen wir uns auf den Weg zum Teesalon und den ganzen Weg dorthin, hält er meine Hand umfasst. *** „Wie geht es Eurem Vater, Master Heargraves ?“ Seit wir uns im Salon eingefunden haben, ist William sichtlich darum bemüht, ein Gespräch mit jenem Mann in Gang zu bringen, welchen er in nicht allzu ferner Zukunft seinen Schwager zu nennen hofft, ohne sich anmerken zu lassen, wie empört er über das unhöfliche Auftreten seines Gegenübers ist. Dies und die schwindende Sympathie gelingt ihm jedoch kaum noch diplomatisch zu überspielen. „Er lässt Euch grüßen, falls Ihr das meint.“ Alexander blickt nicht einmal auf, fährt sich nachdenklich über das Kinn und ignoriert beflissentlich, wie William sich verspannt und mit seiner Wut kämpft. „Nun eigentlich, interessierte mich viel mehr seine Gesundheit, doch offensichtlich habt Ihr andere Prioritäten als ich.“ William räuspert sich. „Dies überrascht mich nicht sonderlich. Ich hoffe doch, dass Euch die Führung nicht allzu enttäuscht hat? Schließlich seid Ihr Imposanteres gewöhnt als unseren eher bescheidenen Besitz.“ Offensichtlich ist er es leid, besonders höflich zu sein und ist nun dazu übergegangen unserem Gast zu verstehen zu geben, dass er seine Anwesenheit allein seinem Vater zu verdanken hat. Endlich hebt Alexander den Kopf, um dem Blick meines Bruders zu begegnen, die Brauen interessiert gehoben und nicht einmal gekränkt von dem Hohn in Williams Stimme. Ganz im Gegenteil scheint ihn irgendetwas zu amüsieren. William muss zweifellos denken, dass es unser Besitz ist oder etwas ähnlich Materialistisches ... „Oh nein, Mr Darcy, Ihr ahnt gar nicht, wie sehr ich die Führung genossen habe. Ich war...“ Seine Lippen formen ein provozierendes, lauerndes Lächeln, welches mich errötend den Blick senken und meine Tasse anstarren lässt. Das letzte Wort scheint er sich auf der Zunge zergehen zu lassen. „...beeindruckt.“ Williams auf dem Tisch ruhende Hände ballen sich zu Fäusten, weiß treten die Knöchel unter seiner Haut hervor. Warum tut er das ? Als ich für einen Moment wage aufzusehen, begegne ich Alexanders Blick, nur einen Herzschlag lang, dann schauen wir gleichzeitig weg. Er ist Georgiana versprochen, ermahne ich mich scharf und presse die Lippen aufeinander. Wieso tut er das ? Wieso nur tut er alles, um in die Missgunst meines Bruders zu fallen ? Welchen Vorteil verspricht er sich davon ? „Miss Georgiana ?“ Der Klang seiner Stimme reißt mich unsanft aus meinen Gedanken, lässt mich ein weiteres Mal den Blick heben. Meine Schwester hat den Blick gehoben, schaut fragend zu ihrem Verlobten, der bereits im Begriff ist, sich zu erheben. „Auf ein Wort.“ Sie nickt, bevor sie sich ebenfalls erhebt und wenig später verlassen sie distanziert gemeinsam den Raum. Weder hat er ihr seinen Arm angeboten noch sonst eine Geste der Zuneigung gezeigt, im Gegenteil sogar die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Was hat er vor? *** Einige Zeit später lehne ich in meinem Zimmer am Fensterrahmen und beobachte, wie Alexander, ohne einen Blick zurück zu werfen, in die bereitstehende Kutsche steigt. „Er war also ‚beeindruckt’ ?“ Ich zucke unter Roux Stimme erschrocken zusammen und tue so, als habe ich nur die Vorhänge zurechtrücken wollen. Dieser Franzose weiß eindeutig zu viel. Gibt es noch eine Stelle an der er seine Ohren nicht hat? „Vielleicht ist er sehr an Kunst interessiert.“ Gebe ich zurück, wobei ich es noch immer vermeide mich zu ihm umzudrehen. Natürlich könnte ich ebenso gut behaupten, dass mir soeben der heilige Geist erschienen sei – es wäre ebenso überzeugend. „Das besweifle isch nischt, Angélique. Verrätst dü mir an welscher ?“ Ich stoße ein lautloses Seufzen aus, dann drehe ich mich zu ihm herum, um mich zu vergewissern, ob er die Tür hinter sich geschlossen hat. Schließlich beginne ich zum Abbau meiner zunehmenden Unruhe auf- und abzugehen, erzähle ihm dabei mit möglichst wenigen Ausschmückungen von den Geschehnissen in der Galerie, bis Roux die Geduld verliert und mich am Ende meiner Erzählung anfährt, ich möge doch endlich stehen bleiben. Letzten Endes finde ich mich wieder am Fenster lehnend wieder, die Arme verschränkt und diesmal meinem Freund zugewandt, welcher sich auf einen der Sessel niedergelassen hat. „Was denkst du ?“, frage ich nach einer Weile. „Mir scheint, das er nischt nür an Künst interesiert ist, sondern auserdem noch die ein oder andere Künst be’erscht.“ Säuselt er nur, mit sich und der Situation an sich vollkommen zufrieden und zupft grinsend an seinem Schnurrbart. „Das war nicht, was ich wissen wollte.“ Fahre ich ihn unwirsch an, ohne einen besonderen Eindruck zu hinterlassen. „Denkst du, er meint es ernst?“ „Isch denke, das er morgen wa’rscheinlisch Will einen Antrag machen wird.“ Schwungvoll, wie es nur ihm eigen ist, erhebt er sich aus dem Sessel und klatscht in die Hände. „Sei ein wenig... wie sagt man?“ Er durchsucht seinen englischen Wortschatz nach einem passenden Wort. „Sei ein wenig optimistischer. Comme moi.“ Sagt er schließlich grinsend und deutet mit beiden Händen auf seine Brust, was mich unweigerlich ebenfalls lächeln lässt. „Und du solltest darauf Acht geben in vielleischt nischt gerade in Williams Anwesen’eit Alexander su nennen.“ Na, da könnte er in der Tat recht haben. Kapitel 4: Geständnisse ----------------------- Autor: C-Bird (the-court@onlinehome.de) [Ausarbeitung/ Story], Susi T. (Story) Kapitel: 5/? Summary: Drei Geständnisse.. Disclaimer: Der Name Georgiana Darcy gehört Jane Austen, dasselbe gilt für (Fitz)William Darcy. Die übrigen Charaktere gehören mir und sind frei erfunden und ich verdiene selbstverständlich kein Geld damit. Kommentar: Oh Gott, es hat schon wieder so lange gedauert. Über ein Jahr, aber es geht weiter! Mir kam leider zunächst das Abitur dazwischen, nun beschäftigt mich das Jura-Studium..Ich danke allen, die trotzdem lesen herzlich! Achja, ich nehme einige kleine Korrekturen in den vorherigen Kapiteln vor (Rechtschreibfehler, etc..). Kitsch-Warnung. *** Wie ich schon zu Beginn dieser Geschichte sagte, war es ein Brief, der all dies erst hat geschehen lassen und so wird es wieder ein Brief sein, der die Geschehnisse fortführt. Er erreicht uns am späten Nachmittag, zwei Tage nach jenen verhängnisvollen Augenblicken in der Galerie, welche ich seitdem ein ums andere Mal in Gedanken durchgespielt habe. So auch an jenem düsteren, vom Regen geplagten Nachmittag, den ich mit William und Roux in der Bibliothek verbringe. Während mein Bruder, an einem imposanten Sekretär sitzend, geschäftliche Briefe schreibt und beantwortet, versuche ich so zu tun, als sei mir ernsthaft daran gelegen mit Roux’ Hilfe mein Französisch zu verbessern, indem ich mit ihm sinnlose Streitgespräche führe. Der Franzose muss mich mehrmals zur Aufmerksamkeit rufen, wenn ich wieder einmal in unverständliches Kauderwelsch verfalle. So bin ich dankbar für die Ablenkung, als es an der Tür klopft und Mrs Lewin eintritt und sich höflich verbeugt. „Ein Bote hat dies soeben für Euch abgegeben, Sir.“ Sie reicht William einen versiegelten Brief, dann verbeugt sie sich erneut und verlässt den Raum. „Na endlich..“ Papier raschelt, dann höre ich leise das wächserne Siegel zerbrechen. Williams blaue Augen fliegen über die Zeilen und je mehr sie erblicken, desto finsterer wird seine Miene. „Das ist doch..“ Ungläubig weiten sich seine Augen, Fassungslosigkeit offenbart sich in seinem Ringen nach Worten, bis er sich empört erhebt, den Brief noch immer in den Händen. „Das ist nicht zu glauben! Was glaubt dieser arrogante Mensch, wer er ist?“ Angewidert wirft er das Papier auf den Sekretär. „Unsere Familie auf diese Weise zu beleidigen und sich und seinen Vater dermaßen zum Gespött zu machen !“ Ohne ein Wort der Erklärung, anscheinend ohne mich überhaupt zu bemerken, rauscht er wutentbrannt davon, hinterlässt uns nur angespannte Stille. Ich komme kaum dazu, mich zu fragen, was wohl in dem Brief stand, dass es William derart aus der Fassung bringen kann, da ist Roux schon aufgesprungen und ist im Begriff das Schriftstück an sich zu nehmen. „Roux, du kannst nicht...!“ „Correctement, je ne sais pas lire anglais. Donc must du es lesen.“ „Das werde ich nicht tun. Williams Briefe gehen mich nichts an und dich auch nicht!“ Ich reiße ihm das Papier aus den Händen, mit dem er vor meinem Gesicht herumwedelt und erhebe mich, um es zurückzubringen, als mein Blick ob aus Neugier oder durch einen Zufall auf die Unterschrift fällt. Alexander Heargraves „Von wem ist er?“, höre ich Roux’ Stimme von weit weg, als sei er in einem völlig anderen Raum. Sehr geehrter Mr. Darcy Verehrte Miss Georgiana Mit dem Erhalt dieses Briefes möchte ich Euch bitten, die von unseren Eltern arrangierte Verlobung als aufgelöst zu betrachten. Ich habe mir vorbehalten, diese Entscheidung allein zu treffen, an welcher sich auch in Zukunft nichts ändern wird. Zu meinen Gründen sei nur gesagt, dass ich nicht willens bin, mich einer Vereinbarung zu beugen, welche ohne die Zustimmung der betroffenen Parteien getroffen worden ist. Etwaige weitere Gründe sind privat und sollen hier ungenannt bleiben. Sollten Euch, Miss Georgiana, oder Eurer Familie auf diese Weise Nachteile entstehen, möchte ich hiermit mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen. Alexander E. Heargraves „Das kann doch nicht...“ Ein zweites und sogar drittes Mal lese ich seine Worte, wieder und wieder, bis Roux mir den Brief nun seinerseits entwendet. „Was ?“ Seltsam hilflos blicke ich in sein sonnengezeichnetes Gesicht. „Er hat sie aufgelöst... Alexander, er hat seine Verlobung mit Georgiana aufgelöst.“ Nach einem kurzen Augenblick der Überraschung beginnt er plötzlich zu lächeln. „’Erslischen Glückwunsch.“ Sagt er nur, klopft mir auf die Schulter und schlendert sorglos zum Schreibtisch zurück, um den Brief zurück zu legen. Nun noch irritierter schaue ich ihm nach. Was soll das nun wieder heißen? „Freust du disch nischt ?“ Mein Stirnrunzeln ist ihm Antwort genug. Mit fast mitleidigem Ausdruck lässt er sich auf seinen Sessel fallen und schüttelt den Kopf. „Er ’at getan, was du i’m gesagt ’ast. Er ’at sisch entschieden und die Verlobüng aufgelöst. Also frage isch misch, warum du noch ’ier ste’st und noch nischt auf dem Weg su i’m bist.“ „Aber ich kann jetzt nicht einfach...“ „Natürlisch kannst du. Isch lase mir etwas einfallen, also verschwinde endlisch.“ Ich öffne den Mund, um einen weiteren Widerspruch einzulegen, doch mein Kopf ist wie leer gefegt. Natürlich würden mir Hunderte von vernünftigen Gründen einfallen, einer wahrer und tugendhafter als der Nächste und doch weiß ich, dass mir keiner von ihnen mit Überzeugung über die Lippen gehen würde, so richtig sie auch sein mögen – wobei auch nicht zu vernachlässigen ist, dass Roux noch nie sonderlich von Vernunft zu überzeugen gewesen ist, von Moral ganz zu schweigen. Und so schließe ich meinen Mund wieder, verharre schweigend an Ort und Stelle und warte, ohne zu wissen auf was eigentlich. Irgendwann, ich weiß nicht wie viel Zeit bereits vergangen ist, rollt mein Freund mit den Augen und erhebt sich wieder, während ich noch immer wie angewurzelt an Ort und Stelle verharre. „Ich kann nicht...“ Wiederhole ich überflüssig und sinnentleert, doch Roux hat bereits meinen Arm ergriffen und begonnen mich hinter sich her in Richtung Tür zu ziehen. Mein Widerstand ist gering bis überhaupt nicht vorhanden, fast bereitwillig folge ich ihm, nehme kaum Notiz davon, wohin, höre kaum Georgianas und Williams Stimmen, als wir das Foyer durchqueren, da in meinem Kopf nur Raum für diese sich ständig wiederholende Frage ist: Wieso ? Dann ist Roux plötzlich hinter mir, vor mir die geöffnete Haustür, hinter deren Schwelle eine Wand aus Regen wartet. „À demain!“ Höre ich ihn noch sagen, dann fällt die Tür hinter mir ins Schloss, mich ohne Mantel, Schirm, angemessenes Schuhwerk oder wenigstens einen Schlüssel aussperrend, während ein wahrer Wolkenbruch auf mich niedergeht. Es war eine dumme Idee herzukommen, Es ist dumm und töricht und unvernünftig. Ich hätte einfach so lange an unsere Haustür klopfen sollen, bis jemand anders als Roux mich gehört hätte, statt mir von diesem Franzosen eine Ausrede liefern zu lassen herzukommen, nass und durchgefroren wie ein Hund, den man auf die Straße gejagt hat. Ich sollte gehen… Ich hätte gar nicht erst herkommen sollen. Meine Hand umfasst den Türklopfer in Form eines Löwenkopfes, lässt ihn dreimal laut niedergehen, dann verschränke ich die Arme vor der Brust und kämpfe ein Frösteln nieder. Noch kann ich mich umdrehen und gehen, einfach weglaufen… Das Klappern meiner Zähne ist so laut, dass ich kaum die Schritte auf der anderen Seite höre, ehe die Tür geöffnet wird. „Was kann ich für Euch ….“ Vor mir steht ein hochgewachsener, mir unbekannter Bediensteter mit einem buschigen roten Bart, freundlichem Gesicht und dröhnend tiefer Stimme. Als er meine Erscheinung sieht heben sich seine vollen Augenbrauen in Überraschung und ich frage mich, ob er mich für einen Bettler hält. Er räuspert sich. „…tun?“ Meine Lippen beben, als ich antworte. „Ich möchte zu Master Heargraves.“ Wieder heben sich seine Brauen diesmal jedoch nicht überrascht sondern abschätzig. „Tatsächlich. Und wen darf ich melden?“ Mühsam zwinge ich mich in eine würdevollere Haltung. „Lawrence…Ich meine Darcy. Lawrence Darcy.“ Seine Augen weiten sich, die Skepsis verschwindet und augenblicklich tritt er zur Seite, um mich hineinzulassen, sich respektvoll verbeugend, als ich eintrete und dabei nasse Flecken hinterlasse. „Verzeiht mir, Mr. Darcy.“ In seine Stimme mischt sich nun eine Freundlichkeit und Wärme, die sein eigentliches Wesen zu sein scheinen, und ein schiefes Lächeln lugt unter dem Bart hervor. „Ich habe Euch nicht gleich erkannt.“ Seine Augen betrachten mich gerade so lang, wie es der Höflichkeitsrahmen zulässt, bevor er sich in Bewegung setzt. „Folgt mir bitte ins Kaminzimmer. Ich werde Master Heargraves sofort von Eurem Eintreffen berichten, während Ihr Euch ein wenig aufwärmt.“ Sein Argwohn ist einem unaufdringlichen Eifer gewichen, der wohl weniger dem vorangegangenen peinlichen Augenblick entspringt, als viel mehr einem konstanten Charakterzug. Wir durchqueren das Foyer, vorbei an den nach oben führenden Treppen und dem Eingang zur Galerie, hinter welcher der Ballsaal liegt, wenden uns nach links und kommen vor einer hohen Eichenholztür zum Stehen. Mein Begleiter öffnet sie und bedeutet mir höflich einzutreten. „Bitte geduldet Euch einen Augenblick.“ Eine leichte Verbeugung folgt seinen Worten und kaum bin ich eingetreten, schließt sich zum zweiten Mal an diesem Tag eine Tür hinter mir. Der Raum, in dem man mich zurückgelassen hat, besticht durch Wärme und Gemütlichkeit, statt durch Prunk und Statik, durch welche sich meist Zimmer ausweisen, in denen man Besuch empfängt. In dem großen Kamin lodert ein Feuer, das zugleich die einzige Lichtquelle bildet und zuckende rote Schatten an die weiß getünchten Wände wirft, davor ein persischer Läufer und ein karmesinroter Ohrensessel, über dem Kamin hängt ein Geweih. Ein hohes Bücherregal aus dunklem Holz steht neben einer dunkelroten Sofagarnitur, wobei das Sofa so groß ist, dass gleich mehrere Leute darauf Platz hätten oder sich ein großer Mann problemlos darauf legen könnte. Es ist ein Raum, der zum verweilen einlädt – ich jedoch rühre mich nicht vom Fleck, aus Furcht irgendetwas mit meinen nassen Kleidern zu beschmutzen, obwohl ich mich nur zu gern vor den prasselnden Flammen getrocknet hätte. Meine Nervosität steigert sich mit jedem Herzschlag, mit jeder verstreichenden Sekunde, erreicht ihren Höhepunkt, als sich Stimmen und Schritte nähern und mich erstarren lassen. Je lauter sie werden, desto stärker wächst in mir der Wunsch, niemals hergekommen zu sein. Es war eine einfältige Idee, ich habe mich von Roux’ Enthusiasmus anstecken lassen, ich bin im Begriff einen großen Fehler zu machen, ich… Die Stimmen verstummen, die Tür öffnet sich ächzend und seine hochgewachsene Silhouette wirft ihren Schatten in den Raum. Langsam tritt er ein, schließt die Tür hinter sich, mich ungläubig und überrascht betrachtend. Sein Erscheinungsbild gleicht jenem, welches ich vor einigen Tagen in jener Gasse zu sehen bekam. Kein Brokat, kein Prunk, stattdessen bequeme Kleidung, ein Leinenhemd, dessen erste Knöpfe geöffnet sind. Dass er dennoch nichts an Würde und Erhabenheit einbüßt, ist allein in seinem Auftreten begründet, was mich neben ihm besonders erbärmlicher aussehen lässt. „Mr Darcy, ich bin… überrascht Euch hier zu sehen. Ich rechnete nicht damit Euch so bald wiederzusehen, auch wenn ich mich über Euren Besuch durchaus freue.“ Seine Stimme scheint mich inniger zu berühren, als es manche Hand zu tun in der Lage wäre und weckt in mir Erinnerungen, an jenen verhängnisvollen Nachmittag in der Galerie. „Al… Master Alexander… ich meine Master Heargraves… Alexander…Sir, ich…ich las den Brief, in welcher Ihr die Auflösung der Verlobung mit meiner Schwester Georgiana bekannt gabt und deshalb…“ Meine Lippen beben so stark, dass ich um meine Worte fürchte. „ Deshalb kam ich her, um Euch dafür meinen Dank auszusprechen und um Euch, der großen Wahrscheinlichkeit einer Zurückweisung zum Trotz, zu sagen, was ich nicht länger verschwiegen wissen möchte.“ Ich suche seine Augen, die nicht einmal mein Gesicht verlassen haben und mich schweigsam dazu auffordern mit meiner Rede fortzufahren. „Ich muss Euch sagen… Seit dem Tag unserer ersten Begegnung will ich Euch sagen…“ Ich zögere, suche nach irgendeinem Zeichen der Ablehnung in seiner Miene, ohne fündig zu werden. Gewaltsam schlucke ich meine letzten Zweifel herunter. „Ich liebe Euch.“ In meiner Brust schlägt mein Herz so laut, dass ich fürchte, es könnte jeden Augenblick zerspringen, während mein Blick starr auf den Fußboden gerichtet ist, damit ich dem seinen nicht begegnen muss, in dem ich sicherlich Abscheu vorfinden werde. Ich habe Angst davor ihn sprechen zu hören, weil ich nicht möchte, dass seine tiefe Stimme von Herablassung oder gar Mitleid verzerrt ist. Wie konnte ich nur so töricht sein und diese Worte laut aussprechen? Als ich seine Schritte näherkommen höre, presse ich die Lippen aufeinander in Erwartung einer harschen Zurechtweisung oder gar einer Ohrfeige für die Respektlosigkeit die Präferenzen eines Mannes seines Ranges missgedeutet zu haben, erwarte Hohn darüber, dass mir das Geschehen vor einigen Tagen zu Kopf gestiegen ist, doch selbst als er dicht vor mir stehen bleibt, schweigt er zunächst. „Eine mutige Rede, du schaffst es immer wieder mich in Erstaunen zu versetzen, Lawrence.“ Meinen Namen aus seinem Mund zu hören, die Art wie er jede Silbe zu kosten scheint, lässt mich erschaudern, doch noch immer wage ich es nicht, ihn anzusehen. „Da überlege ich bereits seit Tagen, welche Worte die richtigen für diesen Moment sind, ohne angemessene zu finden, und du kommst her, kaum dass mein Brief deine Familie erreicht hat, und nimmst mir die Worte aus dem Mund. Was soll ich nur davon halten? “ Eine warme Hand streicht mir sanft das nasse Haar zurück, Finger legen sich unter mein Kinn und heben es an, so dass ich ihn anschauen muss. Seine Lippen formen ein so wunderbar liebevolles Lächeln, dass ich binnen eines Augenblickes jegliche Bedenken vergessen habe und mich dafür schelte so lange auf den Boden geschaut zu haben. Er braucht nicht zu sprechen, auf meine Erklärung nichts zu erwidern, da bereits sein Gesicht Bände spricht. Obwohl ich so durchnässt bin, dass mir die Kleidung wie eine zweite Haut kalt am Körper klebt, schlingen sich mit einem Male seine Arme um mich, eine Hand ruht auf meinem Hinterkopf, seine Lippen streifen meine Schläfe, schicken warmen Atem über meine Haut, nähern sich meinem Ohr und sprechen jene Worte, die zu hören, ich mir nicht vorzustellen gewagt habe. Er flüstert sie, leise, sanfte bedeutsame Worte, die ich mehr fühlen als hören kann und eine starke Empfindung in meinem Innersten rühren, deren Existenz ich bisher nicht einmal geahnt habe. „Ich liebe dich…“ Der Druck seiner Arme nimmt zu, gibt mir ein fast fremdartiges Gefühl von Sicherheit, das mich die Augen schließen und den Kopf an seine Schulter lehnen lässt. Meine Hände ruhen auf seiner Brust, die sich im Rhythmus seines Atems hebt und senkt, vergessen die Kälte und Nässe, als ich – wie es mir vorkommt – minutenlang nur den Geruch einatme, den seine Kleidung und seine Haut verströmen. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis mir das prasselnde Feuer wieder bewusst wird, die Realität um mich herum wieder zum Leben erwacht und mit ihr das unangenehme Gefühl irgendetwas sagen zu müssen. „Ich…“ Ich habe den Kopf gehoben, um ihn anzusehen, nur um nun in seinen Augen meinen Faden zu verlieren, da ich plötzlich nicht mehr weiß, was ich sagen wollte und wie ich ihn ansprechen soll und… „Du?“ Fragt er, die Augenbrauen in leichter Amüsiertheit erhoben, die Lippen zu einem schiefen Lächeln verzogen, das mich noch hilfloser macht. „Ich mache dich ganz nass…“ Das war sicherlich nicht das, was ich eigentlich sagen wollte und absolute Verblüffung breitet sich für einen Moment auf seinem Gesicht aus, ehe ein lautes tiefes Lachen sie dahinrafft und mir meinerseits die Röte ins Gesicht treibt. Dann gibt er mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Dann war es wohl eine gute Idee Mr Sheperd darum zu bitten ein heißes Bad einzulassen und dir ein paar trockene Kleider herauszulegen.“ Nun ist es an mir ihn verblüfft anzusehen. „Dachtest du, ich würde dich sofort wieder nach Hause schicken, nass wie du bist ?“ Da ist es, dieses erhabene, selbstsicher anmutende Lächeln, für welches allein sein Gesicht geschaffen zu sein scheint. „Ich musste mir doch etwas einfallen lassen, um dich noch ein wenig hier zu behalten.“ „Woher wolltet Ihr….“ Ein fast strafender Blick lässt mich innehalten. „Woher wolltest du wissen, dass ich nicht hergekommen bin, um dich zu fragen, woher du die Dreistigkeit nimmst, meine Familie zu beleidigen und die Verlobung aufzulösen ? “ Sein Lächeln wird ein wenig breiter. „Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass du kommen würdest, wenn du den Brief liest. Immerhin warst du es, der mir schon bei unserer ersten Begegnung nur allzu deutlich gemacht hat, was ich zu tun habe und da erschien es mir reichlich unwahrscheinlich, dass du mich nun überreden willst meine Worte zurückzunehmen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)