Runen der Macht von kaighley1002 (Reloaded!!!) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Hallooo..also wie gesagt, ich bin zurück!! Zwar mit meiner alten Story, aber ich dachte ich stell sie wieder on und schreib auch daran weiter..oder ich versuch es zumindest un werd mein Bestes geben! ich versprich es euch!!! also viel Spaß beim Lesen :-D lg Kaighley Prolog Blut… …überall um sie herum war Blut. Der Gestank war so all gegenwärtig, dass sie nur noch mit Mühe atmen konnte. Ihr wurde immer wieder schwarz vor Augen, während sie versuchte sich einen Weg durch die Leichen zu bahnen. Die Leichen derer, die sie früher als Freunde bezeichnet hatte. Menschen, mit denen sie aufgewachsen war und die sie liebte. Aber nichts desto trotz musste sie weiter, ermahnte sie sich selbst in Gedanken. Das kleine Bündel, dass sie sich unter ihren Mantel geschoben hatte, bewegte sich kurz, bevor es wieder in einen komaartigen Schlaf fiel. Sie musste sich beeilen. Sie hatte nicht mehr viel Zeit. Ein letztes Mal drehte sie sich noch einmal um, um die Trümmer der Stadt zu sehen. Der Mond beschien die von Blut geschwärzten Mauern und noch immer trug der Wind den Gestank von verbranntem Menschenfleisch und Blut zu ihr herüber. Die Stadt war nur noch eine Ruine, ohne jegliches Leben. Die Tränen unterdrückend lief sie aus dem hohen Tor. Hier hielt sie nichts mehr. Sie musste fliehen, nicht weil sie es wollte, sondern für das kleine Wesen unter ihrem Mantel. Es durfte ihm unter keinen Umständen in die Hände fallen, sonst wäre ihre Tat umsonst gewesen. Es musste überleben, für das Leben aller. Sie zog die Kapuze tiefer in ihr Gesicht bevor sie aus dem Schatten des zerstörten Torbogens trat. Keiner durfte sie erkennen. Ihr letzten Kräfte zusammen nehmend lief sie in die Dunkelheit hinaus, weg von der zerstörten Stadt, weg von ihrem in Trümmer liegenden Zuhause und weg von ihren toten Freunden und ihrer ermordeten Familie. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen und dieses Mal durfte sie nicht scheitern. Während die Frau flüchtete breitete sich eine Stille über der Stadt aus. Eine Stille, die so Vollkommen war. Nicht einmal das Knacken des Feuers, dass sich durch die trockenen Balken eines Daches fraß war noch zu hören. Auf einem vom Mond beschienen Platz entwickelte sich Nebel, schwarze Nebel der zu leben schien. Er wirbelte umher und verdichtete sich immer mehr, bis man in seinem Innern glaubte eine Gestalt ausmachen zu können. Eine Gestalt von absoluter Boshaftigkeit. Suchend wandte es seinen Kopf und schien nach irgendetwas zu suchen. Kurz darauf breitet es seine Arme aus und lief auf eines der Gebäude zu, welches noch nicht von dem wütenden Feuer erfasst wurde. Für wenige Augenblicke war es wieder totenstill über der Stadt bis das Geschrei eines Säuglings die Stille zerriss. Die Gestalt kam wieder aus dem Haus. Kurz darauf verschwand sie wieder in dem schwarzen Nebel. Die goldenen Augen sahen sich ein letztes Mal in der zerstörten Stadt um, die hand hatte er unter seinen Mantel geschoben und das Bündel näher an sich zu drücken und es nicht etwa zu verlieren. Als der Vollmond wieder hinter einer Wolke hervorkam war der Platz leer. Nichts zeugte von der Anwesenheit der dunklen Gestalt vor ein paar Minuten. Die zerstörte Stadt konnte endlich ihre Ruhe finden…... Aber in dieser Nacht nahm das Schicksal seinen Lauf…. Für… oder… gegen…..die Menschheit…. Kapitel 1: Alpträume -------------------- Und weiter gehts^^ das weiter unten soll ein Traum sein^^ :-P Alpträume! Vereinzelte Sonnenstrahlen fanden zielgenau den Weg zu dem Gesicht eines 16 jährigen Mädchens. Doch diese ließ sich von den eben genannten keineswegs stören und zog nur vorsorglich die blaue Decke über ihren Kopf. Aber anscheinend hatte sich an diesem Morgen das Schicksal gegen sie verschworen, denn kurz darauf hörte sie schnelle Schritte die Treppe heraufkommen. Und nur wenige Sekunden später klopfte es energisch gegen ihre Tür. „Wenn du nicht sofort aufstehst wirst du zu spät kommen. Also beeil dich endlich!“ Aber außer einem dumpf unter der Decke hervorkommenden „Hnmpf“, bekam die außenstehende Person keine Antwort. Leicht verärgert ging das Klopfen an der Tür weiter. Aber als nach etwa 5 Minuten immer noch keine Regung von hinter der Tür kam, machte die Person mit einem „Soll sie halt. Sie wird ärger mit Lilithel bekommen.“ kehrt und ging ihren Tätigkeiten in der Küche nach. Währendessen auf der anderen Seite der Tür. Kaighley hatte mitbekommen wie Farina wieder verschwunden war und wollte sich jetzt endlich wieder ihrem wohltuenden Schlaf widmen, doch anscheinend war heute wirklich nicht ihr Tag. Denn kaum 10 Minuten später hörte sie es wieder an ihrer Tür klopfen. Aber diesmal so energisch, dass sie schon das Gefühl hatte der Holzramen würde jeden Moment unter den harten Schlägen nachgeben und brechen. Wütend schlug sie ihre warme Decke zurück. Mit nackten Füßen machte sie sich aufgebracht auf den Weg zur Tür. „Ich bin ja schon wach! Hör endlich auf damit“, immer noch stinksauer riss sie die Zimmertür auf. Doch spätestens in dem Moment, in dem sie in das wütende Gesicht ihre Freundin starrte, wünschte sie sich doch lieber im Bett geblieben zu sein. Sie hätte das verdammte Klopfen einfach überhören sollen. Wie sie sich in diesem Moment doch verfluchte. Lilithels Augenbraue zuckte bereits gefährlich. Bei dem Mädchen immer ein schlechtes Zeichen. Denn das kam nur vor, wenn sie nervös oder stinksauer war. Und da Kaighley das Erstere ausschließen konnte, bedeutet es nur Unglück. „Es ist zehn vor zwölf….und du“, den Zeigefinger erhoben schritt sie auf ihre Freundin zu „und du liegst immer noch im Bett! Wir waren vor 30 Minuten verabredet!! Weißt du, wenn du was Besseres zu tun hast, kannst du mir das ruhig sagen, ich würde es verstehen. Aber wenn du mich dann einfach sitzen lässt, ich meine…“ Ab da hatte Kaighley schon längst abgeschaltet. Sie kannte die ewigen Ausschweifungen ihre Freundin schon zu genüge und hatte diesen Morgen einfach keinen Nerv dazu. Sie wollte sich lieber erst einmal fertig machen. Auf immer noch nackten Füßen tapste sie zu ihrem Kleiderschrank um sich frische Sachen zusammen zu suchen. Ihr war es ziemlich egal was sie dabei zwischen ihre Finger bekam. Auf Aussehen legte sie nicht sonderlich viel wert. Sie lief zwar nicht rum wie eine Bettlerin, aber das Neueste vom Neusten besaß sie auch nicht. Nachdem sie sich den warmen schwarzen Pullover übergestülpt hatte und sich schon besser fühlte, lief sie weiter ins Bad. Vorbei an einer immer noch vor sich hin sinnierenden Lilithel, die sich immer noch darüber ausließ wie und warum Kaighley sie jetzt eigentlich versetzt hatte und dass sie das alles ja eigentlich nicht verdient hatte. Als sie ihre Katzenwäsche abgeschlossen hatte und sich schon erheblich besser fühlt, so gut sogar, dass sie jetzt bereit war Lilithel zu unterbrechen und ihr mitzuteilen, dass sie fertig wäre.„Komm endlich. Wir müssen los, wir haben schon viel zu viel Zeit durch dein ewiges Gerede verloren“, schnell zog sie ihre Freundin hinter sich her die Treppe nach unten, vorbei an Farina, die mal wieder in der Küche beschäftigt war, nach draußen. „ Herrliches Wetter! Findest du nicht auch?“ „……..“, war das einzige, was sie als Antwort bekam. „Hast du auch so viel zu besorgen? Farina hat mir mal wieder eine ewig lange Liste mitgegeben“ „……….“ Ein Seitenblick zu Lilithel zeigte ihr, dass diese wohl beleidigt war. „Hast du schon gehört?!? Barel hat sich von seiner Freundin getrennt und…na ja…es gibt da ein paar Gerüchte, dass er auf dich stehen würde…und…aber ach ich weiß nicht, wenn du nicht mit mir redest…ich fin“ „Er hat WAS gesagt?? Echt?? Echt?? Echt?? Und du sagst das nicht einfach so?? Echt jetzt?? Aber wie soll ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten?? Das ändert unsere ganze Beziehung zueinander?? Und was, wenn mein Vater was gegen unsere Beziehung hat?? Kaighley du musst mir halfen?? Bittteee, Bitteeeee. Ich brauche dich. Komm schon rede mit mir! Was hat er noch gesagt??“ Innerlich mit sich vollkommen zufrieden, versuchte Kaighley ihr grinsen zu unterdrücken. Es war doch immer wieder leicht. Wenn sie könnte würde sie sich jetzt selbst auf die Schulter klopfen. „So genau weiß ich es auch nicht. Ich hab gehört wie Maeran es Melicia erzählt hat und die hat es von…“ Beide waren zu sehr in ihre Unterhaltung vertieft, dass sie den kleinen Jungen, der vor ihnen auf der Straße saß, fast über den Haufen gerannt hätten. „Pass auf, Kleiner.“ Ängstlich aufschauend wich der Kleine zurück. Er machte kehrt und war schon kurz darauf in einer Seitenstraße verschwunden. „Kleine Kinder sind so merkwürdig! Die haben vor allem und jedem Angst. Wenn ich so ein Kind hätte, ich würde verrückt werden. Dass hält doch keiner aus! Hey, hörst du mir überhaupt zu?“ „Tut mir Leid, aber schau mal. Er hat was verloren. Sieht aus wie eines von diesen Wahlplakaten, die jetzt überall verteilt werden. Du weißt schon, wegen der Wahl eines komischen Ministers oder...ach ich weiß auch nicht so genau.“ „Zeig mal…Ui ui ui der ist ja heiß! Kaighley schau! Der kann ja höchsten so alt sein wie wir. Also gegen den als Minister hät ich auch nichts einzuwenden.“ „Ich weiß nicht. Hat so ein Junge nichts Besseres zu tun, als als Minister zu kandidieren? Hat der keine Freunde?“ „Mhmm, der muss wohl der Sohn von jemand reichem sein. Aber an irgendjemanden erinnert er mich! Lass mich mal überlegen…blaue Haare….haben ja nicht so viele…aber dann auch blaue Augen...komischer Kerl…und ich glaub so groß ist er auch nicht…höchstens 1.80m.“ die Hand um eine ihrer Strähnen geschlungen, starrte sie immer noch das Flugblatt vor sich an, „Du könntest mir ruhig mal helfen.“ „Mnnpf“ „Hey Kaig…..HA...ich hab’s!!“ „Was denn?“ „Der Junge, ich weiß, wem er ähnlich sieht!! DIR!!“ das Flugblatt hatte sie inzwischen neben ihre Freundin gehoben um die Ähnlichkeit noch mehr hervor zu heben. "Also, wenn ich nicht wüsste, dass du Einzelkind bist…ich würde schwören, dass das dein Bruder ist!!“ Kaighley riss ihr das Blatt aus den Händen und verstaute es in ihrer Tasche. Wütend fuhr sie zu ihr herum „Lass den scheiß. Er sieht mir vielleicht ähnlich… aber das ist Zufall. Du siehst unsrem Metzger auch ähnlich und ich behaupte nicht, dass er dein Vater ist! Ich habe alle meine Sachen, ich muss zurück. Wir sehen uns morgen!“ Als sie wegrannte wusste sie nicht warum. Sie war stinksauer. Aber warum? Sie hatte keine Ahnung. Ihre Hand tastete in der Tasche nach dem zerknüllten Blatt. Irgendwie hatte sie eine böse Vorahnung, die sie auch nicht mehr losließ als sie die Tür zu ihrem Haus aufschlug. Irgendetwas passte ihr gar nicht an dem charmanten Lächeln, das der Junge auf dem Flugblatt ihr zuwarf. Sie musste mal in Ruhe nachdenken um ihren wirren Gedanken Einhalt zu gebieten. „Farina! Ich bin wieder zurück. Die Einkäufe liegen an der Treppe“, rief sie noch, bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer zuschlug. Erleichtert lies sie sich auf das Bett fallen. Den Zettel hatte sie schon wieder in ihrer Hand, den fremden Jungen vor sich anstarrend. Sie merkte gar nicht, wie es draußen immer dunkler wurde, als Stunde um Stunde verging und sie immer noch das Bild in ihrer Hand anstarrte. Irgendwann schlief sie ein. Feuer...Überall um sie herum war Feuer. Sie hörte Schreie von Menschen. So verzweifelt und schrecklich, dass es ihr eiskalt den Rücken herunterlief. Überall lagen Leichen, viele bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Der Wind trug den Geruch von verbranntem Fleisch mit sich, sodass einem die Luft zum Atmen wegblieb. Die Hitze war so unerträglich, dass Kaighley das Gefühl hatte zu verbrennen. Sie wollte hier weg. Verzweifelt versuchte sie sich durch den Rauch und die Leichen zu kämpfen. Sie hatte nur einen Gedanken. Sie musste weg von hier und zwar schnell. Irgendetwas würde passieren, wenn sie noch länger hier bleiben würde. Endlich hatte sie eine kleine Gasse entdeckt, in der kaum Leichen lagen. Offensichtlich wurde der Kampf irgendwo anders ausgetragen. Schnell lief sie durch die enge Seitenstraße, immer darauf bedacht, nicht über eine der zufällig im Weg liegenden Menschen zu fallen. Sie hatte das Ende fasst erreicht, als ein ohrenbetäubender Schrei durch die Stadt hallte. Abrupt blieb Kaighley stehen. Der Schrei...irgendetwas war mit ihm, dass sie veranlasst hatte sofort stehen zu bleiben. Eine innere Stimme schien ihr befohlen zu haben stehen zu bleiben. Sie konnte sich keinen Millimeter mehr bewegen, der Schrei hallte immer und immer wieder in ihren Gedanken wieder. Diese Stimme, sie kam ihr so bekannt vor. Sie musste herausfinden woher sie kam. Sie wirbelte herum und lief blindlings zurück zu der mit Leichen überfüllten Straße. Stolpernd folgte sie dieser zu einem großen Platz. Dort angekommen verschlug ihr der Geruch für einen Moment den Atem und ihr wurde schwarz vor Augen. Der Platz…so viele Tote hatte sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen. An manchen Stellen stapelten sich die Körper, sie sah Frauen und Kinder bis zur Unkenntlichkeit zugerichtet. Ihr wurde übel. Sie hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen. Stumm liefen ihr die Tränen über die Wange. Wie konnte so etwas nur passieren? Was war mit dieser Stadt passiert? Plötzlich sah sie ihn. In der Mitte des Platzes stand ein junger Mann. In seiner Hand hielt er ein Schwert, an dessen Schaft noch immer das Blut hinunterlief. Und plötzlich wusste sie mit Sicherheit, dass er es war, der für das Massaker an diesem Ort Verantwortlich war. Er drehte sich zu ihr um. Seine Augen blickten geradewegs in ihre. Sie konnte die von blau umrandete Iris erkennen und sah auch jetzt, als ihm sein Umhang etwas vom Kopf rutschte, das blaue Haar. Sie wollte schreien. Sie wollte von hier weg. Aber ihre Beine bewegten sich nicht. Wie festgewachsen stand sie dort und blickte in kalte blaue Augen. Augen wir die ihre. „Endlich, du bist gekommen Schwester! Dein Schicksal wird sich schon bald erfüllen!“ Das Schwert blitzschnell erhoben kam der fremde Junge auf sie zugerannt. Bevor sie sich umdrehen konnte und wegrennen war er schon über ihr und holte mit seinem Schwert aus… Schreiend fuhr Kaighley in ihrem Bett auf. Kapitel 2: Wahrheiten --------------------- Soo und schon gehts weiter... glg kaighley Wahrheiten Sie saß kerzengerade in ihrem Bett. Die Arme hatte sie so sehr in die Decke gekrallt, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten. Ihr Atem ging kurz und stoßweise. Noch immer hatte sie das Bild vor Augen, wie der Junge mit erhobenem Schwert auf sie zukam und irgendetwas sagte ihr, dass das nicht bloß ein Alptraum war. Ihr Blick schweift zu dem Nachttisch, auf dem immer noch das seltsame Flugblatt lag. Der Junge auf dem Foto und der in ihrem Traum, es war der gleiche, da war sie sich fast hundertprozentig sicher. Aber was hatte er mit ihr zu tun? Soweit sie wusste hatte sie keine Geschwister mehr. Farina war nicht ihre richtige Mutter, das wusste sie, sie hatte es ihr schon vor langer Zeit erzählt. Sie hatte vermeiden wollen, dass sie es später irgendwann mal durch irgendwelche Außenstehende erfahren würde. Und Farina hatte ihr auch erzählt, dass sie das einzige Kind ihrer besten Freundin war. Warum sah ihr der fremde Junge dann nur so verdammt ähnlich? < Vielleicht ist er ja nur mein Cousin. Oder es ist nur Zufall> dachte sie, um sich von den wirren Gedanken abzulenken, die in ihrem Kopf herum kreisten. Heute Nacht würde sie aufjedenfall keine Antworten mehr bekommen. Sie würde auf den nächsten Tag warten und sich dann ein bisschen mit Farina unterhalten. Von ihr würde sie bestimmt ein paar Antworten bekommen. Um die paare letzten Stunden bis zur Morgendämmerung noch zu nutzen, drehte sie sich auf die andere Seite und versuchte noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Sie hatte keine Lust morgen unausgeschlafen den Tag mit Lilithel zu verbringen. Sie war zwar nett und ihre beste Freundin, aber was zu viel war, war zu viel. Wenn man sie nicht gewöhnt war, brachte das Mädchen einen um den Verstand. Sie war mit ihr Aufgewachsen und wusste, wie man ihr Gerede überhörte, aber auch das verdankte sie nur ihrer jahrelangen Übung. Deshalb drehte sich Kaighley noch ein paar Mal von einer Seite auf die andere. Immer vergeblich danach bemüht einzuschlafen. Etwa gegen 5 Uhr gelang ihr das auch, und sie konnte noch ein paar wenige Stunden friedlich schlafen. Sie wurde von ein paar Sonnenstrahlen geweckt, dir ihr hartnäckig ins Gesicht schienen. Auch ihre zahlreichen Versuche, sie durch die Decke abzuschirmen, scheiterten schlussendlich an Sauerstoffmangel. Leicht verärgert und noch immer nicht richtig wach, machte sie sich auf die verzweifelte Suche in ihrem Kleiderschrank noch irgendetwas Vernünftiges oder Nichtschmutziges zu finden. Nachdem sie sich ein paar noch einigermaßen saubere Sachen übergezogen hatte und mit ihrer morgendlichen Katzenwäsche fertig war, trottete sie langsam die Treppe hinunter um zu frühstücken. Farina kam ihr wie jeden Morgen gut gelaunt entgegen. Für ihren Geschmack viel zu gut gelaunt. Mürrisch bediente sie sich an ein paar Croissants die ihre Mutter ihr auf den Tisch gestellt hatte. „Schatz, du siehst nicht gut aus. Vielleicht solltest du mehr schlafen.“, den Kommentar geflissentlich überhörend trank Kaighley einfach an ihrem Kaffe weiter. Aber der Kommentar ihrer Mutter hatte sie wieder an das Problem oder besser den Alptraum von letzter Nacht erinnert. Sie wollte sich ja noch einmal genau über ihre Familienverhältnisse erkundigen. „Du Mam, ich wollte dich noch mal was fragen. Ich weiß, es kommt ein bisschen überraschend, aber ich wollte dich mal fragen, ob ich noch Geschwister habe!?!“, irgendwie sah sie ihr an, dass sie mit ihrer Frage was Falsches gesagt hatte. „Wie kommst du jetzt da drauf? Ich habe dir doch schon mal erzählt, dass du die einzige Tochter von Kathryn warst.“ „Ich weiß. Aber da war dieser Traum….und ich hab so ein komisches Foto gefunden. Und Lilithel meinte noch zu mir, dass er mir ähnlich sähe und so...aber wenn du sagst…“ „Was für ein Foto“, wurde sie von Farina unterbrochen. Sie versuchte den gehetzten Blick in ihren Augen zu unterdrücken. Sie durfte jetzt auf keinen Fall versagen. Sie hatte es ihnen versprochen. „Als wir in der Stadt waren, na ja, wir sind in so einen kleinen Jungen gerannt. Er hat es wohl verloren. Sieht aus wie die Wahlplakate, die in der ganzen Stadt verteilt werden. Du weißt schon, wegen der Wahl des neuen Ministers." „Könntest du es mir vielleicht zeigen? Du hast mich neugierig gemacht.“ „Ja. Warte kurz“, Kaighley stand schnell von ihrem Platz auf. Sie hatte das Gefühl, Farina das Bild unbedingt zeigen zu müssen, um Antworten zu bekommen. Sie wusste zwar nicht woher, aber sie wusste es. Wenn sie Antworten wollte, dann war Farina die einzige, die sie ihre geben konnte. In ihrem Zimmer angekommen schnappte sie sich schnell das Blatt und rannte wieder nach unten. Außer Atem kam sie schlitternd vor ihrer Mutter zum stehen. „Hier“, keuchte sie und zog sich einen der Küchenstühle heran. Sie beobachtete ihre Mutter genau, als diese das Flugblatt untersuchte. „Mhmm, merkwürdig. Also ähnlich sieht er dir schon. Aber ich kann dich vergewissern, dass ist nicht dein Bruder oder sonst ein Verwandter. Kathryn hatte keine Geschwister mehr. Sie war ein Einzelkind, wie du.“,sie reichte das Blatt an ihre Tochter zurück. Sie hatte das dringende Bedürfnis diese Sache so schnell wie möglich abzuschließen. „Ich muss noch einkaufen gehen. Du kannst solang zu Lilithel. Sie hat sich vorhin nach dir erkundigt. Wir sehen uns zum Abendessen, sei pünktlich.“, sagte sie noch, bevor sie aus Kaighleys Blickfeld verschwunden war. Diese blieb mit einem komischen Gefühl am Tisch zurück. Sie hatte das Gefühl, belogen worden zu sein und das machte sie leicht ärgerlich. Schnaufend und vor sich hin grummelnd befreite sie noch schnell den Küchentisch von den Resten ihres Frühstücks und machte sich, dank dem Vorschlag ihrer Mutter, auf den Weg zu Lilithel. Da sie im Moment eh nichts anderes zu tun hatte und sie sich von Lilithel ein bisschen Ablenkung erhoffte, beschleunigt sie ihre Schritte, bis sie fast zu Lilithels Haus rannte. Leider übersah sie in dem Moment, als sie um eine Kurve rannte, eine Gestalt, die ihr entgegenkam. „Achtung“, war das einzige was sie noch herausbekam, bevor sie ein lautes Rumps und ein schmerzendes Hinterteil in der Annahme bestätigte, dass sie auf der Erde saß. „Pass doch auf“, wurde sie auch sogleich liebevoll von der Person ihr gegenüber angesprochen. Diese entpuppte sich dann bei genauerer Betrachtung, schon bald als ein junger Mann der sich jetzt grummelnd aufrichtete. „Kleine Mädchen wie du, sollten sich, bevor sie so schnell um eine Kurve rennen, lieber erst vergewissern das ihnen niemand entgegenkommt. Sonst kann so was irgendwann schlimm enden. Wer weiß schon was für komische Gestalten hier herumlaufen, die auf kleine Mädchen stehen.“, sagte er bevor er seine Sachen zusammen suchte und sich auf den Weg machte. Als erstes war Kaighley zu benommen um zu reagieren. Erst langsam drangen die Worte des Jungen zu ihr durch, und was sie da hörte gefiel ihr gar nicht. „Hey verdammt warte! Was soll der scheiß!?! Ich kann ja auch nichts dafür. DU hättest auch ausweichen können. Keiner hat dich gezwungen so langsam um die Kurve zu schleichen, dass man dich nicht rechtzeitig bemerkt. Wärst du schneller gewesen hättest du mir ausweichen können!! Was willst du eigentlich? Hat man dir keine Manieren beigebracht, dass man zum Beispiel Mädchen wieder aufhilft? Und was soll dass, von wegen „kleines Mädchen“ und irgendwelchen Gestalten die auf „kleine Mädchen stehen“? Hörst du dir überhaupt selbst mal zu?? Merkst du eigentlich was für sch***e du von dir gibst??“, Kaighley war viel zu wütend, um zu merken, was sie dem Jungen eigentlich entgegen warf. Dieser war aber seinerseits zu überwältigt von dem Wortschwall des Mädchens, dass er erst eine Zeit brauchte um zu begreifen, was sie da von sich gab. „ Hörst du mir überhaupt zu? Hallo? Erde an Jungen? Hey du bist aber nicht taub oder? Soll ich das von vorhin noch mal wieder holen?? Dieses mal nur langsamer, damit du meine Mundbewegungen lesen kannst?“. Die Augenbraue des Jungen zuckte gefährlich. Was bildete sich dieses Mädchen eigentlich ein? Wusste sie eigentlich wer er war? Dem schein nicht so zu sein, den im Moment baute sie sich gerade vor ihm auf und drückte ihm den erhobenen Zeigefinger gegen die Brust, „Hey, jetzt noch mal. K-a-n-n-s-t d-u m-i-c-h v-e-r-s-t-e-h-e-n?“ Der Junge schnappte sich Kaighley Hand und drückte sie nach unten. „Ja verdammt. Ich bin nicht blöd, oder taub, wie du denkst.“ „Lass meine hand los du tust mir weh.“, ärgerlich riss sie an ihrer Hand, um sie freizubekommen. „Tja, dann solltest du dir mal besser überlegen, wie du mit anderen Leuten umgehst und mit ihnen redest. Wäre ich nicht so gutmütig, wärst du schon lange tot. Aber ich habe jetzt keine Zeit, mich mit KLEINEN Mädchen zu streiten. Ich muss gehen.“ Er gab ihre Hand frei und schubste sie leicht von sich. Leider stolperte Kaighley dabei über ihre eigenen Füße und fand sich Sekunden später auf dem Boden sitzend wieder. Als sie sich nach dem Jungen umschauen wollte, war er verschwunden. „Hey komm gefälligst zurück! Wir waren noch nicht fertig!!“, schrie sie noch in den Wald hinein um ihrem Ärger Luft zu machen. Langsam stand sie wieder auf. Ihre Kleider waren mit Staub bedeckt und die Hand, die der Junge gedrückt hatte, tat ihr weh. , dachte sie noch, bevor sie sich auf den Weg zu Lilithel macht. Dieses mal langsam. Es wurde bereits Dunkel, als sie sich wieder auf den Rückweg machte. Sie hatte, nach dem zusammen treffen mit dem seltsamen Junge, den Tag mit Lilithel verbracht. Sie waren auf der Wiese hinter ihrem Haus gelegen und hatten sich, was in letzter Zeit bedauerlicherweise selten vorgekommen war, über Gott und die Welt unterhalten. Sie hatte den Tag wirklich genossen und freute sich jetzt auf ein warmes Bad und ihr verdientes Abendessen. Ihr Bauch gab ihr deswegen auch den Anlass etwas schneller zu gehen. Aber, im Rückblick auf den vergangenen Morgen, immer genau vor sich hin schauend. Sie hatte keine Lust schon wieder mit jemandem zusammen zu stoßen. Schon von weitem sah sie ihr Haus. In der Küche brannte Licht, das bedeutete ihre Mutter war da und kochte wahrscheinlich gerade das Abendessen. Sie öffnete die Tür und machte sich daran ihre Schuhe auszuziehen. Ihre Mutter hasste ihre Angewohnheit mit dreckigen Schuhen in der Wohnung herumzulaufen, deshalb tat sie ihr den Gefallen und zog sie aus. Als sie gerade dabei den Schnürsenkel ihres rechten Schuhes zu öffnen bemerkte sie etwas. Etwas fehlte. Wenn gewöhnlich ihre Mutter kochte, zogen herrliche Düfte durch das Haus. Aber heute roch sie gar nichts, nicht das kleinste Bisschen, dass ihren Bauch ruhig gestellt hätte. Vorsichtig öffnete sie die Küchentür und sah sich in dem Raum um. Anstatt am Herd zu hantieren, fand sie Farina am Tisch sitzen, über ein Stück Papier gebeugt. Aber irgendetwas machte Kaighley nervös. Sie bemerkte, wie ihre Mutter das Papier fest mit ihren Händen umkrallte, auch bemerkte sie das leichte Zittern, dass von der Frau ausging. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Langsam schob sie sich in den Raum. „Mam!?! Ist alles in Ordnung?“, vorsichtig, als ob sie Angst hätte, ihre eigene Mutter durch eine zu schnelle Bewegung zu verängstigen, schon sie sich auf den noch freien Küchenstuhl. Ihre Hände zupften nervös an einer ihrer Haarsträhnen herum. Was war nur passiert? Ihre Mutter wirkte als ob sie vor etwas wahnsinnige Angst hätte. , Kaighley wusste es nicht. Währenddessen hatte Farina Kaighley beobachtet. Hatte bemerkt, wie ihre Tochter immer nervöser wurde. Sie spürte anscheinend dass etwas nicht in Ordnung war. , um ihre Fassung ringend, sah sie wieder zu Kaighley. Sie seufzte. Anscheinend musste sie mit der Wahrheit rausrücke, wie schwer es ihr auch fiel. Sie musste an das Wohl aller und vor allem an das Wohl ihrer Tochter denken. Sie seufzte noch einmal. Ein Lächeln huschte über ihre verkrampften Züge. Sie hatte immer das Beste für sie gewollt und jetzt war das anscheinend der schwerste Fehler den sie begehen konnte. „Kaighley. Versprich mir etwas.“, Kaighley, die über die plötzliche Frage erstaunt war konnte nur ein kurzes Nicken zustande bringen. „Gut, denn was ich dir jetzt sage ist äußerst wichtig. Aber...mhmm… wo fang ich am besten an. Kennst du die Legende von Farth und seiner Schwester Farina?“ „Nein. Tut mir Leid.“ „Es braucht dir nicht Leid tun. Es wissen nicht viele. Nur solche, die direkt mit ihr in Verbindung stehen.“ „Warum muss ich sie dann wissen?“ „Für dich ist sie sehr wichtig. Wenn du sie nicht kennst, kannst du mir nicht folgen. Du brauchst sie um alles zu verstehen. Um die Tragweite der Ereignisse, die noch kommen werden zu verstehen und sie zu akzeptieren. Hör mir gut zu: Farth und Farina waren beide Götter. Sie lebten als die Welt noch am Anfang stand, als gerade mal ein Volk, die Raiden, die Erde bewohnten. Ich weiß nicht mehr wie, und ich glaube es konnte auch nie wirklich überliefert werden warum, aber beide Götter fingen an sich zu streiten. Sie gingen sogar so weit, dass sie das Volk teilten und sie gegeneinander in die Schlacht führten. Aus der Schlacht konnte kein Gewinner hervor gehen. Beide waren gleich stark. Da betrat Asnar das Schlachtfeld. Asnar ist der Gott des Lebens. Er wurde lange vor den beiden geboren und wird so lange existieren wie das Leben besteht. Er hatte genug von dem Kampf der beiden und verfluchte sie. Er versiegelte ihre Kräfte mit einer Rune auf dem jeweiligen Rücken und lies sie als Menschen wiedergeboren werden. Farina, die ihre Schuld erkannte hatte und Einsicht zeigte, versuchte als Mensch ein neues Leben aufzubauen und wurde als Asnar ihre Reue erkannte zurück geholt. Aber ihr Bruder, Farth, er war noch immer von Gier und Hass zerfressen. Er verstand nicht warum er verflucht wurde und hasste seine Schwester dafür, dass sie ihn im Stich lies und lieber ohne ihn zurück ging. Um das Siegel auf seinem Rücken zu brechen ging er einen Handel mit Kurvasa, der Göttin der Verderbnis und des Todes, ein. Er versprach ihr, dass er und jeder seiner Nachfahren, mit den zurück erlangten Kräfte, versuchen wird Asnar oder das Leben auf Erden selbst zu zerstören. Kurvasa, die sich selbst im Streit mit Asnar befand, willigte dem Handel ein. Sie hatte nichts dagegen, diesem kleinen Erdling seine Gewünschten Kräfte zu überreichen und es gefiel ihr außerordentlich, dass soviel Hass und Zorn in dem Menschen vorhanden war. Das Ritual, das vollzogen werden musste, dauerte zwei Tage. Am Ende aber gelang es Kurvasa nicht, Farth seine vollen Kräfte zurückzugeben. Dafür war die Rune auf seinem Rücken zu mächtig. Farth aber war mit den Kräften, die er zurückbekommen hatte zufrieden, es war zwar nicht genug um Asnar selbst zu töten, aber für die Bewohner der Erde reichte es und wenn er vielleicht noch etwas warten würde, würde es auch für seine Schwester reichen, die ihn so schändlich hintergangen hatte. Derweil war Farina von der Tat ihres Bruders zutiefst erschüttert. Sie konnte nicht fassen was Farth vorhatte. Sie reif Asnar an und bat darum, dass er sie wieder in Menschengestalt auf die Erde zurück schicken würde. Hier bei ihm konnte sie den Menschen nicht helfen. Er verstand die Notwendigkeit der Tat und schickte Farina zurück zur Erde. Ausgestattet mit ihren Kräften. Und wieder einmal trafen Bruder und Schwester in einer entscheidenden Schlacht aufeinander. Der Kampf zog sich über viele Jahre hinweg. Am Ende konnte Farina, durch ein Missgeschick ihres Bruders bedingt, gewinnen. Aber als sie ihm das Schwert durchs Herz stieß, sprach er einen Fluch. Wie Kurvasa versprochen sollte jeder seiner Nachfahren mit seinen Kräften ausgestattet werden und versuchen die Erde und dessen Bewohner zu vernichten. Kurz darauf starb er. Farina, die sich kaum noch selbst auf den Beinen halten konnte musste dies um alles in der Welt verhindern. Sie nahm sich selbst das Leben, mit der Absicht, dass jeder ihrer Nachfahren die Tat ihres Bruders verhindern soll. Von da an wurde alle 1000 Jahre ein solches Geschwisterpaar geboren.“, Farina musste etwas trinken. Diese Geschichte hatte sie ausgelaugt. Kaighley beobachtete sie. Sie verstand nicht ganz. Was hatte sie damit zu tun. Sie war doch nicht etwa eines dieser Kinder. Das konnte nicht sein. Wo waren bitteschön ihre Kräfte? „Du willst mir mit dieser Geschichte aber nicht mitteilen, dass ich eines dieser Kinder bin?“ Farina sank zurück auf ihren Stuhl. Sie war aschfahl im Gesicht. „Kaighley Schatz, ich weiß es klingt merkwürdig aber…“ „Was aber?“, wurde sie von Kaighley unterbrochen, „dir wurde nicht gerade berichtet, dass du die Welt retten musst. Ha, ich glaubs nicht. Was soll der Mist?? Soll das ein billiger Vor-Aprilscherz sein?? Ich finde das alles andere als lustig! Hatte Lilithel die Idee?“ „Schatz beruhig dich. Es ist kein Scherz. Lilithel ist nicht da. Ich weiß, so einfach ist das nicht. Aber ich habe dir noch nicht alles erzählt!“ „Was da kommt noch mehr? Und was? Bin ich vielleicht auch noch ein Alien und bin vor langer Zeit hier mit einem Raumschiff gelandet, dabei habt ihr dann auf meinem Rücken eine nicht vorhandene Rune entdeckt und beschlossen, mich als eines dieser Kinder auszugeben.“, vor Wut war sie aufgestanden und hatte ihre Mutter angebrüllt. Wie kam sie nur auf so absurde Ideen? Verlangte sie jetzt wirklich von ihr, dass sie ihr glaubte? „ Kaighley. Hör mir zu. Bitte. Ich bitte dich inständig darum.“, das war es, was ihr letztendlich half sich wieder zu beruhigen. Ihre Mutter hatte sie noch nie so um etwas gebeten. Es musste wichtig sein. „Ich weiß es ist alles andere als leicht zu verstehen“ „Pah, das ist ja wohl die Untertreibung des Jahrhundert“, wurde sie von ihrer Tochter unterbrochen. Nicht darauf achtend sprach sie aber sogleich weiter, „aber du musst dich damit auseinandersetzten. Leider habe ich dir aber noch nicht die ganze Wahrheit gesagt. Es…es tut mir Leid, wirklich. Alles. Ich hätte es schon viel früher sagen sollen. Du weißt jetzt, dass du eines dieser Kinder bist,..“ „Ja lass mich raten welches. Ich bin die Wiedergeburt von dieser Farina-Tussi und soll jetzt meinen Bruder, also diesen komischen Typen von dem Flugblatt umbringen, oder?“ Farina sagte nichts. Es tat ihr so unglaublich weh. Die Wahrheit, sie schmerzte so. Sie konnte nicht in Kaighley Gesicht sehen, als sie ihr die Wahrheit sagte. „Nein. Du bist Farth“ Kapitel 3: Entscheidungen ------------------------- Halloo..und weiter gehts.. Viel Spaß ;-) Entscheidungen! Das Ticken der Uhr war unbeschreiblich laut. Kaighley hatte das zuvor nie registriert aber jetzt kam es ihr so unwirklich laut vor. Na ja, Kaighley fragte sich im Moment eh, was sie so alles nicht mitbekommen hatte. Die Antwort ihrer Mutter hatte sie erschüttert, wenn das überhaupt das richtige Wort dafür war. Sie fühlte sich verloren, ängstlich, hilflos, sie fühlte Panik und grenzenlose Verwirrung in sich aufsteigen aber vor allem hatte sie das dringende Bedürfnis sich übergeben zu müssen. Mit nur einem einzigen Satz hatte Farina ihre ganze Welt in Scherben gelegt. Sie war die verkörperte Wiedergeburt von irgendeinem verrückten, hasserfüllten Gott, dessen einziges Ziel es war, die Welt zu zerstören. , etwas erleichtert stellte sie fest, dass sie ihren Sarkasmus noch nicht verloren hatte. Das war immerhin ein Zeichen dafür, dass noch nicht alles verloren war. Sie musste nur klar denken und einen Weg aus dieser ganzen Misere finden. Vielleicht hatte ihre Mutter Unrecht. Immerhin hatte sie noch nie versucht die Welt zu zerstören, sie hatte bis jetzt ja noch nicht einmal ein Tier töten können ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen und sich zu ekeln. Wie sollte sie dann Menschen töten? Für sie stand auf jedenfall fest, dass sie niemals die Wiedergeburt Farths sein konnte. Ihre Mutter MUSSTE sich irren. „Wie…also ich meine…warum hab ich davon noch nie etwas gemerkt? Und warum hab ich nicht das dringende Bedürfnis meine ganze Welt in Schutt und Asche zu legen?? Kannst du mir das vielleicht erklären? Warum verdammt hab ich nicht einen grenzenlosen Hass in mir? Auf Farina, also ich meine auf meinen Bruder, und auf die Menschen? Wo ist die Rune auf meinem Rücken?? Du kannst dich nicht einfach so vor mich setzten und mir in ein paar Worten mitteilen, dass ich der wohl gefährlichste Feind bin, den die Erde je gesehen hat!! Du kannst nicht meine ganze Welt zerstören. DICH betrifft das alles ja nicht. Verdammt, verstehst du mich denn nicht. Ich soll alles hier zerstören. Menschen, die ich über alles Liebe, Menschen mit denen ich aufgewachsen bin!!! Ich hab mich ja noch nicht einmal richtig verliebt!!! Das alles…es ist so…so... ach ich kann es noch nicht einmal mehr in Worte fassen. Ich will das nicht!!! Mama…ich will das nicht…bitte…bitte…ich will das alles nicht….“, am Ende hin wurde sie immer leiser. Sie hatte alles gesagt, was ihr auf dem Herzen lag. Leider fühlte sie sich dadurch keinen Deut besser. Sie hatte das Gefühl nicht mehr Herr ihrer Selbst zu sein, als ob ihr Leben plötzlich neben ihr her lief und sie nur wie eine Zuschauerin das ganze beobachten konnte. Sie wollte weinen, schreien oder einfach irgendetwas zerstören, aber das Einzigste was sie tat oder konnte war da sitzen und ihre Mutter anstarren. Farina hatte die Gefühlsregungen ihrer Pflegetochter mit Schrecken beobachtet. Zuerst sah es so aus, als ob Kaighley mit der ganzen Sache besser umgehen würde, als sie zuerst gedacht hatte. Aber sie hatte sich geirrt. Ihre Tochter hatte wohl erst etwas Zeit gebraucht, bis alles wirklich zu ihr durchgedrungen war. Jetzt saß sie einem am bodenzerstörten Mädchen gegenüber. Und es brach ihr das Herz. Das hatte sie niemals gewollt und Kathryn auch nicht. Sie hätten das alles niemals auf sich genommen wenn sie gewusst hätten, dass es so endet. Sie hatten ihr doch nur helfen wollen. „Kaighley, hör mir bitte ein letztes Mal zu. Die Geschichte war noch nicht zu Ende.“, sie musste all ihren Mut zusammen nehmen. Kaighley musste einfach die letzten Worte hören. Sie musste die Taten und Entscheidungen kennen, die ihre Eltern getan hatten um ihr zu helfen. Sonst hätte das alles keinen Sinn gehabt. „Deine Eltern, Kathryn und ihr Mann Cirdan, sie wussten von der Prophezeiung, von dem Fluch. Damals, ich weiß es noch genau, ich war bei ihnen als sie es erfuhren. Deine Mutter sie war am bodenzerstört. Sie wollte um alles in der Welt vermeiden, dass ihre Kinder oder vor allem eines davon so ein Schicksal zu erfüllen hat. Sie und Cirdan suchten überall nach irgendwelchen Informationen oder Textstücken, die mehr Aufschluss auf die ganze Geschichte gaben. Sie suchten verbissen einen Weg euch diesem Schicksal zu entreißen. Letztendlich wurden sie Fündig. Ich weiß nicht mehr woher sie es hatten, aber sie hatten angeblich ein Ritual gefunden, dass ein Stückchen deiner Seele fesseln lassen konnte und so das Erbe des Gottes einkerkerte. Leider mussten sie warten bis ihr geboren wart. Ich weiß noch wie ich euch das erste Mal sah. Ihr wart so süße Babys. So klein und unschuldig. Wir alle konnten es nicht glauben, dass auf diesen Schultern das Schicksal aller lasten sollte. Vor allem deine Mutter weinte, als sie erkannte dass du es warst, die das Erbe Farths in sich trug. Weißt du Kaighley, du warst immer ihr süßes kleines Mädchen. Sie wäre ohne zu zögern für dich gestorben. Sie hätte ihr ganzes Leben aufgegeben, nur um dich von diesem Fluch zu befreien. Sie hat dich mehr als alles andere auf der Welt geliebt.“, es fiel Farina schwer weiter zu reden. Sie vermisste ihre Freundin, mehr als sie je zugeben würde und ihre einzige Tochter jetzt so sehr Leiden zu sehen, dass war mehr als sie ertragen konnte. Sie hätte alles getan um diesen unendlich traurigen Blick aus Kaighley Gesicht zu entfernen. Alles. „Was...was ist aus ihr geworden? Warum ist sie gestorben? Meinetwegen?“, Kaighley konnte kaum sprechen. Sie konnte sich nicht an ihre Mutter erinnern. Nicht an ihre Wärme und nicht an ihre verzweifelten Versuche ihr zu helfen. Es tat ihr so unglaublich weh. Ihre Mutter war das erste Opfer ihres Erbes geworden. Sie hatte ihr helfen wollen und jetzt war sie tot. „Sie ist gestorben, weil sie ermordet wurde. Niemand hätte es aufhalten können. Weißt du, dieses Ritual. Es war gefährlich, sehr gefährlich sogar. Und es gibt nur sehr wenig Menschen, die es vollziehen können. Deine Eltern hatten Glück, sie fanden so jemanden. Doch der Preis dafür war sehr hoch. Du musst wissen, in allen Seelen der Wiedergeburten Farths gibt es so etwas wie einen „schwarzen Fleck“, dieser garantiert, dass wenn sie ein bestimmtes Alter erreichen, ihre Kräfte erwachen. Aber vor allem ist in diesem Punkt der Hass und das Verlangen zu töten gespeichert. In dem Ritual wurde dieses Stück deiner Seele sozusagen von dem anderen Rest getrennt und eingesperrte. Ganz aus dir konnte er nicht entfernt werden, da weder der Mann noch irgendjemand sonst dazu in der Lage gewesen wäre, außerdem wäre dein Leben in Gefahr gewesen und dass wäre das Letzte was deine Eltern wollten. Mi diesem Ritual konnten deine Eltern garantieren, dass du niemals den Drang zu töten entwickeln würdest, außer du wolltest es. Leider ging dabei etwas schief. Ein Mann, ich weiß nicht wer oder was er ist oder woher er kam, aber er tauchte auf. An dem Abend des Rituals. Bevor deine Eltern oder ich wussten was los war hatte er schon in der gesamten Stadt Feuer und Verwüstung angerichtet. Er stürmte in den Keller, in dem wir dir versuchten zu helfen. Ich konnte nichts tun. Er tötete deine Eltern und nahm den anderen Mann gefangen. Ich glaube er hatte mich am Anfang übersehen, ich habe dich dann geistesgegenwärtig geschnappt und bin mit dir nach draußen gelaufen. Ich konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Überall war Feuer. Ich wusste nicht was mit deinem Bruder war, wir hatten ihn bei Freunden gelassen, damit er in Sicherheit war. Verzweifelt versuchte ich damals aus der Stadt zu kommen. Leider kam ich nicht weit. Der Mann schein mich zu verfolgen. Ich musste mich verstecken. Ich weiß nicht mehr wie lange ich damals mit dir in dieser engen dunklen Gasse gewartet habe, versteckt hinter ein paar Fässern. Es muss lange gewesen sein, denn als ich mich wieder hinaus traute waren die Straßen über und über mit Leichen bedeckt. Leichen von Menschen, die ich liebte und mit denen ich aufgewachsen bin. Die Stadt war nur noch eine Ruine, ohne jegliches Leben. Deshalb suchte ich auch nicht mehr nach deinem Bruder. Ich dachte dass dort draußen keiner mehr überlebt hatte. Wie ich jetzt weiß ein fataler Fehler. Aber damals, ich dachte nur an dich, ich musste dich hier herausbringen, ich musste dich beschützen. Du warst unsere Hoffnung, denn ich dachte, was auch immer der Mann war, du würdest Kräfte besitzen, die die seinen bei weitem übersteigen. Wir hatten dir das Böse entfernt, du warst somit rein und alles was die Menschen noch hatten. Ich musste dich von dort wegschaffen. Deine Eltern hätten es so gewollt. Es tut mir Leid Kaighley, ich hätte es dir schon so viel früher erzählen sollen.“, Farina war erschöpft. Dieser ganze Abend hatte ihre Kräfte aufgebraucht. Kaighley hindessen starrte Farina weiter stumm an. Das waren einfach zu viele Informationen, als das sie alles auf einmal verstehen könnte. Aber eine Frage kam ihr wieder in den Sinn, „Mein Bruder. Er lebt oder? Was ist mit ihm? Wie konnte er entkommen?“ „Ich weiß es nicht. Es tut mir Leid. Ich hatte gedacht er wäre in den Flammen umgekommen. Vielleicht hat ihn einer der Freunde deines Vaters mitgenommen. Aber genau weiß ich es nicht. Ich habe auch erst von seiner Existenz erfahren, als du mir das Flugblatt gezeigt hast. Du kannst mir glauben, dass ich am Anfang geschockt war. Ich konnte es nicht glauben.“ Kaighley musste kurz über das gedachte nachdenken, bis ihr wieder etwas einfiel, das sie noch gerne gefragt hätte. „Weiß er dann nichts von seinem Erbe? Und, wenn das Ritual erfolgreich war, dann müssen wir nie gegeneinander kämpfen, oder?“ „Nein. Das Ritual war erfolgreich, das Böse müsste eingekerkert bleiben. Deshalb müsst ihr, soweit ich weiß nicht gegeneinander antreten.“ Kaighley war immer noch nicht zufrieden. Sie wollte so gern noch mehr erfahren. Sie hatte einen Bruder. Sie hatte wieder jemanden aus ihrer Familie. Langsam wich auch ihre Angst, durch die Informationen, die ihr Farina gegeben hatte. Sie hatten ihr das Böse entfernt. Hieß das nicht, dass sie nichts mehr zu befürchten hatte? Leider spürte sie tief in sich, dass das nicht so einfach war. Es war ihr Schicksal. Sie war die Wiedergeburt Farths. Wie konnte dieses starke Erbe einfach so in einem Ritual eingesperrt werden? Sie spürte, dass noch irgendetwas Großes auf sie zukommen würde. Etwas, dass nicht so einfach mit einem Ritual entfernt werden könnte. „Ich glaube, dass war für einen Abend genug an Informationen. Schatz, es tut mir Leid, aber ich bin erschöpft. Es tut mir nicht gut in alten Erinnerungen zu wühlen. Aber Kaighley, ich möchte dir noch etwas versprechen. Das Böse, dass in dir eingeschlossen ist, ich glaube oder besser ich hoffe, dass es niemals in dir erwachen wird, sollte es aber passieren werde ich, unter Aufgebot all meiner Kräfte versuchen dir zu helfen. Ich werde dich damit niemals alleine lassen. Vergiss niemals, dass ich immer für dich da sein werde.“, sie erhob sich und drückte Kaighley noch schnell einen Kuss auf die Stirn, bevor sie aus der Küche verschwand. Die Kerze, die sie zuvor angezündet hatte, war schon fast heruntergebrannt und verbreitete ein letztes schwaches Licht in der Küche. An der Wand tanzten unheimliche Schatten und irgendwo im Wald hörte man einen einsamen Wolf heulen. Es war eine gespenstische Atmosphäre, aber Kaighley genoss sie. Sie passte zu ihrer Stimmung und zu allem, was sie bis jetzt erfahren hatte. Auch wenn das Böse in ihr nicht erwachen konnte, so hoffte sie zumindest, allein die Gewissheit dass sie es in sich hat, ließ sie frösteln. Sie stellte sich vor, was passiert wäre, hätten ihre Eltern nicht so verbissen versucht ihr zu helfen? Was wäre passiert? Hätte sie irgendwann ihr ganzes Dorf ausgelöscht? An dem Tag, an dem ihr Erbe erwacht wäre? Dieser Gedanke lies eine Gänsehaut ihren Rücken hinunter jagen. Dieser Abend hatte sie verändert. Doch wusste sie noch nicht in welche Richtung. Sie wusste, dass sie noch eine Ewigkeit brauchen würde, um wirklich zu verstehen, wer sie war. Doch sie beschloss, dass es für diesen Abend genug war. Sie wollte schlafen und für eine Weile alles vergessen. Einfach nur friedlich schlafen. Als sie aufstand fiel ihr Blick auf das Papier, dass Farina in den Händen hatte, als sie zum ersten Mal an diesem Abend die Küche betreten hatte. Es war das Wahlplakat. Es zeigte ihren Bruder der charmant in die Kamera lächelte. Er sah aus wie sie. Die gleichen blauen Augen, die gleichen Haare und selbst ihr Lächeln war gleich. Sie hatte ihn wieder gefunden. Aber, und das war es was sie immer noch beschäftigte, wusste er um sein Erbe? Wusste er um seine Aufgabe? Er hätte sie töten müssen, wäre das Ritual nicht gewesen. Wusste er das? Würde er diese Tatsache berücksichtigen oder würde er versuchen sie trotzdem zu töten? Diese Tatsachen interessierten sie brennend. Sie wollte mit ihm Reden, ihn Anfassen und vor allem wollte sie wissen wie seine Stimme klang. Sie wollte ihren Bruder, einen Teil ihrer Familie, zurück. „Der neue Minister des Königreichs Andaurien, Keelin Inahwen“, stand in großen Buchstaben unter dem Wahlplakat. Keelin. Ein schöner Name wie sie fand. Er klang sogar fast so ähnlich wie der ihre. Sie musste ihn treffen. Es gab keine andere Möglichkeit. So konnte sie ihre Fragen ein für allemal klären und sie konnte mit ihm reden. Ihm erklären, dass sie seine Zwillingsschwester war und nicht mehr böse. Das es für immer in ihr gefangen war, in einem kleinen Teil ihres Selbst und niemals erwachen würde. Oder? Entschlossen marschierte sie aus der Küche, die Gedanken vertreibend. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, etwas an dem sie Festhalten konnte. Was auch immer an diesem Abend passiert war, was auch immer sie über sich und ihr Schicksal erfahren hatte, diese Entscheidung, dieser Weg gab ihr Kraft mit allem fertig zu werden. Sie hatte das Gefühl, dass wenn sie erst einmal bei ihm wäre sich alles regeln würde. Sie könnten sich helfen und unterstützen. Sie waren aufeinander angewiesen. Doch jetzt wollte sie schlafen. Der Weg war lang genug und sie wollte ausgeruht sein. Kaighley blinzelte verschlafen unter ihrer Decke hervor. Sie hatte absolut keine Ahnung wie spät es war. Farina hatte sie wohl, in der Annahme, dass sie der vergangene Abend sehr mitgenommen hatte, nicht geweckt. Ein Blick aus dem Fenster aber zeigte ihr, dass es etwa so um die Mittagsstunde sein musste. Also höchste Zeit zum Aufbruch. Ihre Entscheidung von letzter Nacht hatte sie nicht vergessen. Sie würde gehen, keiner konnte sie aufhalten. Eilig schlüpfte sie unter der noch warmen Bettdecke hervor und kramte unter ihrem Bett nach ihrer Tasche. Versteckt unter ein paar alten Kleidern konnte sie sie letztendlich auch aufspüren. Schnell lief sie zu ihrem Schrank und packte die für sie wichtigsten Sachen zusammen. Außer ein paar Hosen und mehreren Shirts und Pullovern, fanden auch noch eine Karte vom Königreich Andaurien, eine alte Wasserflasche, etwas Geld, ein kleines Messer, dass sie einmal zu ihrem 10. Geburtstag bekommen hatte und ein Bild von Farina und Lilithel ihren Weg in ihre Tasche. Etwas Platz hatte sie dabei noch für ihren Proviant eingeplant. Sie wusste dass das Geld, welches sie eingepackt hatte niemals bis zu der Stadt, in welcher Keelin angeblich wohnte, reichen würde. Aber darum würde sie sich erst später Gedanken machen. Irgendwoher würde sie es schon bekommen und wenn sie es stehlen musste. Fertig gepackt und angezogen rannte sie die Treppe hinunter. Von Farina war weit und breit keine Spur. Aber wenn sie ehrlich war, war ihr das sogar lieber. Sie hätte es nicht ertragen in Farinas Gesicht zu sehen, wenn sie ihr mitgeteilt hätte, dass sie gehen würde. Sie liebte sie wie ihre eigene Mutter, dass stand für sie außer Frage und sie wusste auch, dass Farina sie kommentarlos gehen gelassen hätte. Aber für sie wäre es schwer geworden. Sie war noch nie besonders gut im Verabschieden gewesen. Es tat ihr einfach zu sehr weh Abschied zu nehmen. Deshalb hinterließ sie ihr lieber einen Brief. Farina würde es schon verstehen. Außerdem wäre sie in ein paar Wochen, oder einem Monat wieder zurück. Ihre Mutter würde schon allein klar kommen. Entschlossen zückte sie Papier und einen Stift und hinterließ eine letzte Nachricht. Danach schnappte sie sich ihre voll gestopfte Tasche und verlies eiligst das Haus. Ihr Weg führte sie nach Westen. Weg von ihrem Zuhause, weg von ihren Freunden und ihrer Familie, weg von allem was sie liebte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Ihr Abenteuer würde jetzt beginnen. Ob es gut enden wird oder schlecht wird sich noch zeigen, doch jetzt wollte sie erst einmal das Gefühl der Freiheit genießen. „Hey was soll das? Ich dachte wir gehen überall zusammen hin? Was soll dieses Theater jetzt?“ Überrascht drehte Kaighley sich um, auf ihren Zügen lagen Verwirrung und Fassungslosigkeit. „Was zum Teufel tust du den hier?“ Kapitel 4: Neue Weggefährten ---------------------------- Viel Spaß mit dem neuen Kapitel^^ Neue Weggefährten „Hey, bitte nicht zu überschwänglich, liebste Freundin. Und ja ich freu mich auch dich wieder zu sehen, kein Grund gleich in Freudentränen auszubrechen. Und ja ich hab dich auch vermisst. Es war so hart und einsam ohne dich. Und was, du sagst, dass du mich sehr lieb hast und mich um meine Schönheit beneidest. Ich weiß, aber das ist kein Grund für dich, dich schlecht zu fühlen. Nicht jeder kann so bezaubernd sein wie ich. Meine wunderschönen Haare, meine schlanke Figur und meine Augen. Ich bin einfach…“, Kaighley hatte sich schon längst wieder weggedreht und war ungefähr zwei Meter weiter gelaufen. Warum zum Teufel konnte Lilithel nicht einmal ernst sein? Sie konnte einen manchmal echt an den Rand eines Nervenzusammenbruches bringen. Vorsichtig sah sie sich noch einmal um, doch das war unbegründet. Lilithel stand immer noch an der gleichen Stelle. Die Augen hatte sie geschlossen und sie schien immer noch vor sich hin zu reden. Wahrscheinlich war sie gerade an der Stelle, an der sie ihre wundervollsten Charaktereigenschaften beschrieb. Manchmal fragte sie sich, warum gerade sie das verdient hatte. Innerlich seufzte sie wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal auf und bemitleidete sich selbst wegen ihrer merkwürdigen Freundin. Nichtsdestotrotz musste sie ihren Weg fortführen und ihre Freundin konnte sie dabei nicht gebrauchen. Sie wollte ihr nicht erklären, warum genau sie jetzt aufbrach, sie hatte Angst davor, dass Lilithel sich vor ihr Fürchten könnte. Dass sie den Kontakt mit ihr abbrechen würde, und sie allein zurück lassen würde. Sie wusste selbst, dass sie sich viel zu oft über sie beschwerte, aber im Grunde, war sie der einzigste Mensch, zu dem sie Vertrauen hatte und der ihr etwas bedeutete, außer Farina natürlich. Und diesen wollte sie unter keinen Umständen verlieren! Sie musste sich etwas überlegen um Lilithel zurück ins Dorf zu schicken. „Lil jetzt mal im Ernst, was tust du hier?“, Kaighley hatte sich wieder zu ihrer Freundin umgedreht und war die paar Meter zurück gelaufen. „ Ich? Ich hab nach dir gesucht. Als ich bei dir Zuhause war, warst du nicht da. Das Einzigste was ich finden konnte war ein Zettel. Du hast geschrieben, dass du weg müsstest, jemanden suchen. Deinen Bruder. Kaighley, seit wann hast du einen Bruder? Und warum musst du jetzt weg? Hättest du dich nicht von mir verabschieden können?“ In Wahrheit hatte Kaighley gar nicht mehr an Lilithel gedacht. In dem ganzen Trubel hatte sie ihre Freundin total vergessen. Deshalb hatte sie jetzt auch ein schlechtes Gewissen, als sie Lilithel ins Gesicht schaute. Denn dort konnte sie nur tiefe Verwirrung und Trauer lesen. Es tat ihr wirklich Leid ihre Freundin anzulügen. „Na ja weißt du, der Junge auf dem Foto…es hat sich herausgestellt, das er mein lang vermisster Bruder ist. Und na ja du weißt schon, da dachte ich mir ich besuch ihn einfach mal…hehe…weil ich ihn kennen lernen möchte. Du weißt doch wie neugierig ich immer bin.“, verlegen kratzte sie sich am Kopf. Lügen war noch nie eines ihrer Talente gewesen, und diese hier war besonders schlecht. Doch jetzt konnte sie nur hoffen Lilithel nahm ihr diese ab. „Ah ja neugierig, du. Ja. Mhmm...und was hast du damit gemeint, dass du mit ihm über dein Erbe reden müsstest und über deine Kräfte?“ Jetzt saß sie tierisch in der Klemme. Sie musste sich schnellst möglich eine Ausrede einfallen lassen, und wenn möglich sogar noch eine richtig gute. „Ach na ja…ähm…du weißt doch…ähm...“, fing sie an. „Ja meine Eltern, also Farina hat mir von dem Erbe meiner Eltern, also ich meine die von Keelin und mir, erzählt. Und jetzt breche ich auf, um mit ihm alles Nötige zu klären. Und das mit den Kräften….na ja...also...ich habe meine Putzkräfte gemeint…du weißt doch, dass ich immer so gut Sauber machen kann, und da hab ich mir gedacht, dass ich ihn ja fragen kann, ob er nicht eine Stelle als Putzfrau für mich hat.“, etwas blöderes konnte ihr ja nicht einfallen. Putzfrau. Sie konnte etwa so gut Putzen wie Lilithel gut darin war sich kurz zu fassen. Also gar nicht. Sie konnte nur die Augen zu kneifen und ganz fest hoffen, dass Lilithel ihr diese Lüge abnehmen würde. Leider hatten sich an diesem Tag wohl alle höheren Mächte gegen sie verschworen. „Und du denkst wirklich ich nehme dir das ab? Kai, wir kennen uns seit unserer Kindheit. Glaubst du wirklich ich falle da auf so eine blöde Lüge herein?? Noch dazu, bist du wohl einer der schlechtesten Lügner aller Zeiten. Also los sags mir. So schlimm kann es wohl kaum sein.“ Kaighley war am Ende. Sie hatte absolut keine Idee, was sie ihr jetzt sagen sollte. Aber aufjedenfall war sie sich sicher, dass es nicht die Wahrheit werden würde. Sie wollte gerade den Mund für eine neue Lüge aufmachen, als sie von Lilithel unterbrochen wurde. „Und bevor du jetzt was sagst, ich merke wenn du lügst. Deshalb habe ich beschlossen dich zu begleiten. Ich merke, dass du mir nicht sagen kannst…oder willst, warum du weggehst, deshalb zwinge ich dich auch nicht dazu. Aber für ein Mädchen ist es gefährlich allein durch die halbe Weltgeschichte zu reisen. Deshalb begleite ich dich. Ob du willst oder nicht. Ich habe auch schon mit Farina geredet Und keine Angst sie hat mir nicht genau gesagt warum du gehst“, sagte sie noch, als sie merkte, wie Kaighley erschrocken Luft holte. Es tat ihr weh, dass ihre Freundin ihr nicht sagen konnte was los war. Aber sie hatte sich entschieden sie zu begleiten und das würde sie auch tun. Außerdem hatte sie schon mit Farina alles besprochen. Sie war, nachdem sie den Brief von ihrer Freundin gelesen hatte zu deren Pflegemutter gerannt und hatte mit ihr über das Wichtigste geredet. Danach war sie in westliche Richtung gerannt und hatte gehofft Kaighley noch zu erwischen. Sie dankte Gott, dass ihre Freundin nicht zu einer der Schnellsten gehörte. „Lilithel ich kann dich nicht mitnehmen! Die Reise wird nicht einfach. Ich will nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn dir etwas geschieht. Außerdem will ich gar nicht dass dir überhaupt etwas passiert. Du bleibst hier. Hier ist es sicherer für dich. Außerdem werde ich nicht so lange wegbleiben und die Reise würde für dich eh langweilig werden.“ Kaighley versuchte entschlossen auszusehen. Sie wusste, würde Lilithel noch einmal darauf bestehen mitzugehen, könnte sie nicht mehr Nein sagen, da sie in Wahrheit froh darüber wäre noch jemanden dabei zu haben. Sie hatte zwar gesagt, dass sie allein gehen würde, aber jetzt? Sie hatte Angst oder besser sie fürchtete sich vor dem, was noch kommen könnte. Sie wusste nicht ob sie allein stark genug wäre den Gefahren zu widerstehen. „Ach ja und wer garantiert dafür, dass dir nichts geschieht wenn du allein gehst? Kaighley, du bist 16, allein und ein Mädchen. Die Hälfte der Männer da draußen ist brutal, egoistisch und notgeil. Du hättest absolut keine Chance zu bestehen. Du brauchst Unterstützung!“, Lilithel lief aufgeregt vor ihr hin und her. So wie es aussah war es ihr absolut ernst. „Lilithel verdammt, versteh doch. Ich KANN dich nicht mitnehmen. Ich würde es mir niemals verzeihen würde dir etwas geschehen. Wenn ich allein gehe ist es sicherer.“ „Ach ja und für wen?? Du bist allein. Hast du mir vorhin eigentlich zugehört?? Dir könnte was weiß ich passieren Du könntest vergewaltigt, ermordet, als Sklavin verkauft, zerstückelt, misshandelt…und noch vieles mehr werden! Verstehst du mich jetzt? Du BRAUCHST jemanden, der auf dich aufpasst!!!! Und ich werde mich nicht mehr umstimmen lassen.“ Lilithel war zum Schluss hin immer wütender und dementsprechend auch lauter geworden. Sie verstand es absolut nicht, warum ihre beste Freundin sie nicht dabei haben wollte. Aber das war für sie kein wirkliches Hindernis. Sie hatte sich schon immer darauf verstanden Kaighley zu überzeugen oder ihre Meinung ganz einfach zu ignorieren. Schlussendlich lief nämlich immer alles darauf hinaus, dass sie ihren Willen bekam. Und vor allem diese Mal würde sie nicht nachgeben! Das stand für sie fest. Ihre Freundin würde nicht ohne sie diesen Wald verlassen. Kaighley hatte währenddessen ihren Mund aufgemacht um etwas zu sagen, ihn kurz darauf, als Lilithel ihr einen strengen Blick zu geworfen hatte, aber wieder geschlossen. Sie musste sich ihrem Schicksal ergeben. Für sie so etwas wie Ironie. Schicksal. Allein das Wort brachte sie schon zum Schmunzeln. „Ok. Von mir aus, komm halt mit. Aber, und das meine ich Ernst, was auch immer zwischen mir und meinem Bruder passieren sollte, du mischst dich nicht ein! Verstanden?“, Kaighley hatte sich geschlagen Lilithels Wunsch ergeben. Aber diese Bedingung musste sie noch stellen. Sie hatte keine Ahnung was passieren würde, wenn sie ihren Bruder das erste Mal gegenüber stand, aber sie wollte aufjedenfall vermeiden, dass Lilithel oder irgendein andere Schaden daran nehmen würde. „Ja klar. Kein Problem. Aber kannst du mir verraten, was genau zwischen euch passieren könnte?“, Lilithel sah sie fragend an. „Öhm, Nein. Tut mir Leid.“, Kaighley musste stark bleiben. DAS durfte sie auf keinen Fall erfahren. „Oh lala…bitte nicht so hart. Hab ja schon verstanden. Ich werde auch nicht mehr fragen. Ab jetzt interessiert es mich einfach nicht mehr. Und ich werde auch nicht mehr zuhören solltest du es mir einmal erzählen. Für mich ist ab jetzt diese Sache gestorben. Kein Mucks wird mehr dazu über meine Lippen kommen. Ich habe auch meinen Stolz und so tief, dich wieder zu fragen, werde ich nicht sinken!“ „Ok. Ich habe verstanden. Können wir jetzt aufbrechen?“, schob Kaighley schnell ein. Sie wollte vermeiden, dass Lilithel wieder anfing weiter zu reden. „Warte noch kurz. Ich muss noch Heim und meine Sachen packen. Außerdem muss ich mich noch von meiner Familie verabschieden.“ Kaighley versuchte ruhig zu bleiben. , versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Hätte sie nicht so viel Selbstkontrolle wäre sie sicherlich Lilithel an die Gurgel gegangen. So konnte sie sich so weit zurückhalten, dass sie nur ihre Hände zu Fäusten ballte. „Ich dachte du hättest mit Farina schon alles besprochen?“, sagte sie so ruhig wie es ihr möglich war. „Na ja“, druckste Lilithel herum, „ich hab schon einiges mit ihr besprochen. Also das ich versuche dich zu begleiten und das sie sich keine Sorgen machen muss, da ich ja dann mitgehen würde. Sie wirkte da zwar noch nicht wirklich überzeugt, aber nachdem ich ihr ein paar Argumente dazu vorgelegt hatte, hat sie zugestimmt.“ Kaighley überlegte. Sie war vor etwa 30 Minuten aus ihrem Haus gelaufen. 10 Minuten hatte sie bis zum Wald gebraucht. Lilithel konnte höchsten 5 Minuten, nachdem sie weg war, zu ihrem Haus gekommen sein. Dann hätte sie noch mal 5 Minuten gebraucht um Farina zu suchen und mit ihr zu reden. Und dann standen sie hier schon 20 Minuten zusammen. Folglich hätte Lilithel nur 5 Minuten hier her gebraucht. Entweder Lilithel war schnell oder sie langsam. Aber für solche Überlegungen war ein anderes Mal Zeit. Sie musste sich jetzt beeilen. „Dann lauf. Ich warte so lange hier. Aber bitte beeil dich.“ „Ja bin schon weg.“ Kaighley starrte in den Himmel. Wie lange wartete sie jetzt eigentlich schon auf Lilithel? Eine oder schon zwei Stunden? Was trieb dieses Mädchen so lange? Sie hatte sich in der Zwischenzeit auf einen Stein am Wegrand gesetzt. Jetzt pulte sie gerade an der Seite des Steines rum, als sie schnelle Schritte auf sich zukommen hörte. Diese kamen jedoch nicht vom Weg, wie sie feststellte als sie diesen entlang sah, sie kamen von direkt vor ihr aus dem Wald. Verwundert stand sie auf. Wer rannte so schnell durch den Wald? Ging das nicht auch auf dem Weg? Gespannt wartete sie bis die Person aus dem Gebüsch sprang. Doch als sie erkannte, wer da so schnell durch den Wald rannte, verfinsterte sich ihre Mine. Dieser Typ hatte ihr gerade noch gefehlt. „Hey kleines Mädchen! Kannst du mir einen Gefallen tun? Hier heb mal.“, schnell hatte er ihr mehrere verschiedene Gemüsearten in die Hand gedrückt. Verwundert wollte sie ihn fragen, was das sollte, doch als sie wieder aufblickte, war er verschwunden. Etwas entgeistert starrte sie noch immer auf den Fleck, wo er noch vor ein paar Sekunden gestanden hatte. , fragte sie sich stumm in Gedanken. Hatte der Junge sie nicht mehr alle? Zwei Sekunden später wurde ihre stumme Frage beantwortet. Vom Weg her hörte sie aufgebrachte Stimmen, die irgendwas von „Raub auf ihren Feldern“ und „mehrere verschieden Gemüse sind weg“ riefen. Gemüseraub? Nachdenklich sah sie auf die paar Karotten und Gurken in ihren Armen. Plötzlich durchfuhr es sie wie ein Blitz. , verfluchte sie den jungen Mann in Gedanken, bevor sie die Flucht antrat. Mit ärgerlichen Bauern wollte sie sich auf keinen Fall anlegen. Hinter ein paar Büschen beobachtete sie die drei Männer. Diese blieben kurz an der Stelle, die sie vor ein paar Minuten verlassen hatte, stehen und sahen sich um. Kurze Zeit später waren sie wieder verschwunden. Gott sei Dank hatte sie sie schon vorher gehört. Sie wollte lieber nicht wissen, was sie mit ihr getan hätten, hätten sie sie mit dem Gemüse da stehen sehen. Aber der Junge sollte lieber beten, dass sie ihm nie wieder begegnet. Er wäre so was von Geschichte. Sauer stapfte sie aus ihrem Versteck, dass Gemüse hatte sie einfach hinter den Büschen liegen gelassen. Gerade wollte sie sich wieder auf ihren Stein setzten, als sie zum wiederholten Male gestört wurde. „Hey Kleine, wo ist mein Gemüse? Ich hab doch gesagt, dass du es halten sollst.“. Der Junge war wieder da. Sollte sie ihn umbringen oder ignorieren? Sie entschied sich für Letzteres. Immerhin hatte sie keine Lust, seine Leiche noch im Wald zu vergraben, dass würde zu lange dauern. „Hey, ich rede mit dir? Oder bist du taub? Noch mal langsam. K-a-n-n-s-t d-u m-i-c-h v-e-r-s-t-e-h-e-n?“. Irgendwoher kam ihr dieser Satz bekannt vor. Langsam aber sicher hatte sie genug. Schluss mit ihrem Vorsatz ihn zu ignorieren. Hier würde es heute Mittag noch Tote geben. „ JA, ich kann dich hören. Und ja ich verstehe dich. Aber verdammt was ist mit dir los? Hast du schon mal was von bezahlen gehört? Oder das man nicht stehlen soll? Und was soll das, mich damit hineinzuziehen? Du hättest mich warnen können! Hätte ich die Bauern nicht so schnell gehört wären sie auf mich losgegangen. Wenn du was anstellst, lass es andere nicht ausbaden! So was ist hinterhältig!! Wie alt bist du?? Kannst du nicht mal für deine eigenen Sachen gerade stehen?“, wütend war sie vor im auf und ab gegangen. Den Zeigefinger hatte sie zur Demonstration erhoben. Der Junge lies sich dadurch aber überhaupt nicht aus der Ruhe bringen. „Es hat dich überhaupt keiner gezwungen das Gemüse zu halten. Ich hab dich nur darum gebeten. Außerdem hat dich auch keiner gezwungen vor den Bauern wegzurennen. Und ob ich stehle oder nicht ist immerhin noch meine Sache. Aber falls es dich beruhigt ich hab mir nur das wieder genommen, was eigentlich mir gehörte.“ „Ah ja, und warum waren die Bauern dann hinter dir her? War eine Karotte versehentlich von dem Beet des Nachbarn oder was?“. Sarkasmus war eine ihrer Stärken. „Wenn es dich etwas angehen würde, würde ich es dir sagen. Aber diese Sache geht dich nichts an. Also lassen wir es. War schön dich mal wieder zu…“, er wurde unterbrochen, als Lilithel mit einem lautstarken, „HALLOOOO zusammen“, auftauchte. Fröhlich Lächelnd zeigt sie Kaighley ihre vollbepackte Tasche. Den Jungen neben sich hatte sie noch nicht wirklich wahrgenommen. Dieser jedoch schnaubte unwillig wegen der Unterbrechung. Er hasste es wenn ihm jemand ins Wort fiel. „Zurück zu dem eben gesagten. Es hat mich wahnsinnig gefreut dich wieder zu sehen, Kleines. Aber jetzt wird es Zeit, dass ich wieder aufbreche, wie schwer es mir auch fällt.“ Kaighley hatte einen Kontrahenten gefunden. Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus. Lilithel hatte währenddessen den fremden jungen Mann aufmerksam gemustert. Und was sie sah gefiel ihr. Sie hatte schon immer eine Schwäche für das männliche Geschlecht gehabt und wenn das Exemplar dann auch noch so gut aussah… „Hey warte doch“, geflissentlich hatte sie den Sarkasmus überhört, „wir haben uns noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Lilithel. Ich bin 17 Jahre alt. Meine Hobbies sind lesen, mit Freunden weggehen, reiten, schwimmen. Und was machst du so? Gehst du auch in die Hauptstadt von Andaurien? Wenn ja kannst du ja gern mit uns kommen. Wir zwei Mädchen sind ganz allein, wir brauchen jemanden der uns beschützt. Und da du ja so groß und stark bist. Das bist du doch oder? Bei diesen Muskeln! Also ich kann ja nicht alle sehen, aber so wegen deinen Oberarmen, die sehn schon ziemlich muskulös aus. Und groß bist du auch. Also kommst du mit? Oder hast du etwa eine Freundin? Also ich habe im Moment keinen Freund. Wo wohnst du eigentlich?“, schutzlos war er den Fragen Lilithels ausgeliefert. Diese hatte sich zwischendurch an seinen Arm geklammert und sah jetzt mit treuen Augen zu ihm auf. Hätte Lilithel den Jungen nicht zufällig gefragt ob er mit ihnen gehen will, hätte Kaighley die ganze Sache als äußert unterhaltsam empfunden. Der Blick des Jungen war einfach göttlich. Er sah total überrumpelt und verwirrt aus. „Lil, lass ihn! Er wollte doch gerade gehen. Und wir müssen auch los. Du weißt schon, wir haben nicht viel Zeit.“ Kaighley hatte ihre Tasche wieder aufgezogen und befreite den Jungen jetzt aus dem Griff ihrer Freundin. Sacht schob sie Lilithel vor sich her, während sie sich noch mal zu dem Jungen umdrehte. „Also dann. Hat mich auch gefreut .Lass dich nächstes Mal nicht mehr beim Klauen erwischen. Bye“. Und weg war sie. Sie hoffte, dass sie diesen merkwürdigen Jungen nie wieder sehen musste. Doch wie schon zuvor, heute war einfach nicht ihr Tag. Am Anfang hatte der Junge ihnen noch nach geschaut. Die Fragen und Worte Lilithels noch einmal durch den Kopf gehend. Bis er plötzlich inne hielt und ihnen dann hinterherlief. „Hey wartet mal. Lilithel. Warte auf mich.“. Diese blieb, begeistert davon, dass sich der süße Junge ihren Namen gemerkt hatte, stehen. „Was ist? Kommst du jetzt mit uns?“, wiederholte sie ihre Frage von vorhin sogleich. Diese Möglichkeit wollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. „Na ja, wenn du schon so fragst. Also ich würde mich freuen, wenn…“ „Nein!! Nein!! Nein!! Hier entscheide immer noch ich. DU gehst nicht mit. Lil lass den scheiß! Wir gehen allein. Noch jemanden können wir nicht gebrauchen.“, wurde er von einer aufgebrachten Kaighley unterbrochen. „Warum denn nicht? Schau mal, es kann uns nur nützen. Er ist stark, mutig, sieht gut aus. Es kann uns also nichts passieren.“ Lilithel schien bereits auf Wolke sieben zu schweben. „Ich habe Nein gesagt!“ „Was ist das hier, etwa Demokratie?“, wurde sie so gleich von dem Jungen aufgezogen „Das geht DICH nichts an! Verstanden? Das ist allein unsere Sache!“ „Ui bitte nicht so kratzbürstig meine Kleine!“ „Ich bin verdammt noch mal nicht deine Kleine! Und jetzt verschwinde!“ „Weißt du ich steh auf Frauen mit Temperament. Und du scheinst viel davon zu besitzen.“ „Auf was stehst du denn sonst noch? Und wie heißt du?“, mischte sich jetzt auch noch Lilithel in das Gespräch ein. „Ich? Mein Name ist Saemil.“, zu Lilithel Freude nahm er ihre Hand und drückte einen Kuss darauf. Als er sich Kaighley Hand nahm, entriss sie sie ihm mit den Worten, „Versuch es gar nicht erst, Casanova!“ „Und wie heißt unser kleiner Sonnenschein hier?“ „Geht dich nichts an!“ „Ihr Name ist Kaighley.“. Sie fragte sich langsam echt, was ihre Freundin an ihm fand. Er war ein Ekel, eingebildet, überheblich, großkotzig, machohaft und er hatte einfach einen miesen Charakter. Zumindest aus ihrer Sicht. „Also gehen wir jetzt? Saemil kommst du?“ „Lilithel ich hab gesagt…“ „Ich hab gehört was du gesagt hast. Aber zu dieser Reise gehören immer noch zwei. Und wenn du nicht willst, dann reist er eben mit mir. Er braucht dich nicht zu kümmern.“ Die Tatsache, dass es eigentlich Kaighley war, die die Reise begonnen hatte, hatte sie schlichtweg ignoriert. Mit solchem Kleinkram beschäftigte sie sich nicht. Triumphierend ging sie neben Saemil her. Kaighley konnte ihr nur hinterher starren. Ihr Mund war offen vor lauter Verblüffung. Hatte ihre Freundin das jetzt wirklich getan? Sie musste sich irren. Das war IHRE Reise. Lilithel hatte damit doch gar nichts zu tun. Warum lud sie jetzt jeden daher gelaufenen Jungen ein? Sie war total sprachlos. „Kommst du jetzt? Die Hauptstadt wartet! Und dein Bruder auch.“ Sie ging los. Irgendwie hatte sie plötzlich das Gefühl, dass diese Reise schrecklich werden würde. Innerlich fragte sie sich schon zum zehnten Mal in dieser Minute warum gerade sie das verdient hatte. Sie konnte nur seufzen. Kapitel 5: Begegnungen und Entdeckungen --------------------------------------- viel spaß^^ Begegnungen und Entdeckungen Es war schon fünf Tage her, seit sie von Zuhause aufgebrochen waren. Und Kaighley verfluchte diese Tage. Ihr Magen knurrte, ihre Füße und ihr Rücken taten weh und zu allem Überfluss begleitete ein gewisser Junge sie. Die Reise war ja schon anstrengend genug, aber dann auch noch die ganze Zeit dem Gefasel von Saemil zuzuhören…das Überstieg langsam ihre Kräfte. Sie wollte doch einfach nur ein weiches Bett und etwas Warmes zu Essen und vielleicht das Saemil von einem Wagen angefahren wurde und sie so nicht mehr Begleiten konnte. War das etwas zu Viel verlangt? Sie seufzte erschlagen auf. Sie war nur froh, dass sie heute Abend, wenn sie Saemils Aussagen glauben schenken konnte, an einem Rasthof vorbeikamen. Allein diese Tatsache lies sie noch weiter laufen. Sie schaute nach vorne und sah Lilithel und Saemil, die gerade in eine Unterhaltung vertieft zu sein schienen. Sie konnte nur Bruchstücke wie „und dann war ich da umzingelt von zehn großen Männern“, „….kein Problem, war zu stark…“ und so etwas wie „…bin schon mit viel Schlimmerem fertig geworden. Diese Sache mit den Drachen…“, verstehen. Und innerlich war sie froh, dass sie bei diesem Gespräch nicht dabei war. Als ob der Junge überhaupt wusste auf welcher Seite man ein Schwert anfassen musste. Sie schnaubte verächtlich. Sie würde so froh sein, wenn sie endlich in Emo angelangt wären und sich von ihm verabschieden konnten. Also ein Grund mehr sich zu beeilen. Es war etwa gegen Abend, als sie endlich an dem Rasthof ankamen. Aber was sie sahen lies sie nicht unbedingt war Freude aufspringen. Vor allem Lilithel und Kaighley sahen das Wirtshaus, in dem sie heute übernachten sollten, skeptisch an. „Das soll es sein?“, Kaighley wollte sich nur vergewissern ob er sich nicht vielleicht einen üblen Scherz mit ihnen erlaubte. Das Haus vor dem sie standen sah aus als würde es jeden Moment einstürzen. Vor den meisten Fenstern fehlten Gardinen, die Fensterläden hingen herunter oder waren, wie am Grossteil der Fenster, einfach weg. Der Putz bröckelte ab und hier und da waren große von Schimmel durchzogene Flecken auszumachen. „Ja. Sieht doch noch ganz akzeptabel aus. Also ich habe schon in Wirtshäusern übernachtet, die sahen um einiges Schlimmer aus. Und glaubt mir die Zimmer sind sogar fast Ungeziefer frei.“ „Fast? Was soll fast bedeuten?“, Lilithel sprang fast im Kreis vor lauter Ekel. Sie hasste alles was mehr als vier Beine hatte. „Na ja, seht es mal so, da drinnen erwartet und ein einigermaßen sauberes Bett und etwas Warmes zu Essen. Wollt ihr da lieber wieder irgendwo im Wald schlafen? Dort gibt es auch Ungeziefer. Also werdet ihr wohl eine Nacht überleben.“ Saemil war schon halb durch die Eingangstür. Er schaute sich noch einmal auffordernd zu seinen zwei Begleiterinnen um. „Kommt schon! Euch wird nichts passieren. Ich bin doch da.“ Großkotzige Sprüche waren wohl eine seiner weiteren Stärken. Geschlagen gab sich Kaighley in ihr Schicksal. Eine weitere Nacht auf hartem Waldboden würde ihr Rücken nicht mehr ertragen. „Komm schon Lil. Bevor wir schlafen werden wir halt noch mal alles töten, was mehr als vier Beine hat.“ „Wenn du meinst.“, anscheinend war ihre Freundin wirklich müde, denn sonnst hätte sie noch mindestens eine viertel Stunde über die Vor- und Nachteile dieses Rasthofes gesprochen. Kaighley war aber eigentlich froh darüber. Noch einmal einen letzten Blick auf die zerfallene Außenwand werfend, schnappte sie sich die Hand ihrer Freundin und trat durch die morsche Eingangstür. Drinnen schlug ihnen sofort der Geruch nach schalem Schnaps und Bier, gemischt mit dem Schweiß einiger Männer, entgegen. Beide verzogen synchron ihre Gesichter und hofften, dass diese Nacht schnell vorüber gehen würde. „Hast du ne Ahnung wo Saemil hin ist?“, flüsterte ihr Lilithel zu. „Ne, keine Ahnung. Aber ich glaube kaum, dass er weit weg ist. Komm mit“, sie zog Lilithel hinter sich her zur Theke, wo ein kahler Mann mittleren Alters gerade ein paar Gläser abtrocknete. „Entschuldigen Sie, haben sie zufällig einen Jungen mit schwarzen Haaren gesehen? Er ist kurz vor uns hier hereingekommen“ Anstatt zu antworten nickte der Mann kurz zu einem Tisch in der Ecke, bevor er mit seiner Arbeit weitermachte. „Vielen Dank“, verabschiedete sich Kaighley noch höflich. Schnell lief sie dann zusammen mit Lilithel zu dem angegebenen Tisch. Kurz davor fiel ihnen eine weitere Gestalt auf, die zusammen mit Saemil an dem Tisch saß und sich anscheinend sehr intensiv mit diesem unterhielt. Leider sprachen beide zu leise als das Kaighley irgendetwas mitbekommen konnte. Es interessiert sie schon, mit wem Saemil da sprach, aber ihn danach fragen kam für sie absolut nicht in Frage. Das verbot ihr ihr Stolz. Sonnst würde er noch denken sie interessierte sich für ihn. Als die beiden Mädchen an dem Tisch ankamen wurde die Unterhaltung der beiden sofort gestoppt. Anscheinend wollten sie nicht, dass irgendjemand was davon mitbekam. Der fremde Mann, der nicht älter als 25 Jahre sein konnte erhob sich, deutete ein Nicken als abschied an und war dann wieder durch die Eingangstür verschwunden. „Wer war den das?“, sie hatte es sich einfach nicht verkneifen können. Allein die Art wie er gekleidet war hatte sie neugierig gemacht. Alles an ihm war schwarz gewesen. Angefangen von den schwarzen Schuhen über die schwarze Hose, mit den vielen Taschen, zu dem ärmellosen schwarzen Oberteil und den langen schwarzen Handschuhen, die ab seinem Unterarm begannen und bis zu seinen Handflächen vorgingen. Die Finger waren dabei frei. Und als sie dann auch noch ein Schwert unter seinem Mantel entdeckt hatte, war die Frage einfach so aus ihr herausgeplatzt. „Ein Freund“, war aber die einzige Antwort, die sie von Saemil bekam. Also, wenn er so mit seinen Freunden umging, dann wollte sie nicht wissen, was er mit seinen Feinden machte. Die beiden hatten alles andere als wie Freunde gewirkt, allein schon die spärliche Verabschiedung warf unzählige Fragen auf. Leider kam sie nicht mehr dazu weiter Fragen zu stellen, denn Saemil stand mit den Worten, „Ich bestell uns schon mal was.“, auf und ging an die Theke. „Seltsam, findest du nicht auch?“, fragend wand sie sich ihrer Freundin zu. „Mhmm, was?“ „Sag mal, hast du das gerade überhaupt mitbekommen?“ „Was denn?“, verwirrt starrte Lilithel sie an. „Der Mann. Die Art wie er mit Saem umging. Und was die beiden wohl zu besprechen hatten?“ „Saem? Seit wann seit ihr beiden so dicke?“ „Verdammt Lil, dass ist doch jetzt so was von unwichtig. Wenn du willst dann eben Saemil. Also hast du…“, weiter kam sie nicht, da Saemil mit ihren Bestellungen wiederkam. „Was hab ich?“, fragte ihre Freundin trotzdem weiter. „Ach vergiss es, hat sich erledigt.“, Kaighley fragte sich echt, wie blind ein Mensch sein musste. Oder wie taub oder beides. Hatte das Mädchen wirklich nichts mitbekommen? Frustriert schüttelte sie ihren Kopf. Lilithel würde sie irgendwann ins Grab bringen. Aber die Frage, wer der Mann war, beschäftigte sie immer noch und sie war sich sicher, dass sie darüber auch noch heute Nacht nachdenken würde. Als sie mit dem Essen fertig waren, verabschiedete sich Lilithel recht schnell. Anscheinend war sie wirklich müde. Schon während des Essens fielen ihr immer wieder die Augen zu. Auch für sie war die Reise anstrengend. Kaighley hatte noch nicht wirklich das Bedürfnis in das Zimmer, das sie mit Lilithel teilte, zu gehen. Deshalb blieb sie sitzen, zusammen mit einem stillen Saemil. Dieser war während sie aßen immer wortkarger geworden, bis er zum Schluss hin nur noch stumm vor sich hin geschaut hatte. Jetzt saß er da in seiner Ecke und schien über irgendetwas sehr angestrengt nachzudenken. „Alles in Ordnung?“, eigentlich hatte sie sich fest vorgenommen nicht nett zu ihm zu sein, aber sie war immer noch furchtbar neugierig und wenn sie vielleicht einen auf nett und verständnisvoll machte, würde er ihr schon ihre Fragen beantworten. Leider klappte es nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte. „Als ob es dich interessieren würde! Willst du irgendwas von mir wissen, oder warum bist du so nett zu mir?“. Erwischt! „Ähm“, war ihre geistreiche Antwort, „ich wollte noch mal gerne wissen, wer der Mann vorhin bei dir war?“ „Tut mir Leid, geht dich nichts an. Wenn ich es dir sagen würde, müsste ich dich töten.“. Müde stemmte er sich von dem Stuhl hoch auf dem er saß und reichte Kaighley seine Hand um ihr aufzuhelfen. „Wir sollten schlafen gehen. Es war ein langer Tag“, rechtfertigte er seine Tat. Ohne recht zu überlegen gab sie ihm ihre Hand und lies sich helfen. Diese Tat bereute sie aber Augenblicke später, als sich Saemil einen Kommentar nicht verkneifen konnte. „So ists brav Kleine. Schade, dass du nicht immer so bist.“ Wütend entriss sie ihm ihre Hand und stapft sauer voraus. In diesem Moment öffnete sich die Eingangstür und ein dunkel gekleideter Mann betrat das Wirtshaus. Bevor sich Kaighley versah befand sie sich in einer dunklen Ecke wieder. In den Armen Saemils. „Sei leise. Er darf uns nicht entdecken!“, zischte er ihr ins Ohr, während er sich weiter in die dunkle Ecke drückte. Fast automatisch zog er sie dabei auch näher an sich. Kaighley war mit der ganzen Situation total überfordert. Warum versteckten sie sich hier? Und wer war dieser Mann? Was war heute überhaupt los, Tag-der-fremden-Männer oder was? Außerdem machte ihr die ungewohnte Nähe zu Saemil zu schaffen. Sie war so was einfach nicht gewohnt und außerdem mochte sie Saemil noch nicht mal besonders, dachte sie zumindest. Warum war sie dann aber so nervös? , redete sie sich gut zu. Sie versuchte einfach zu ignorieren, dass Saemil sie noch näher an sich zog und sie schon seinen Herzschlag hören konnte, außerdem stieg ihr sein Geruch in die Nase. Eine Mischung aus Wald und Freiheit. Wie albern oder unglaublich es auch klingen mochte, sie fand das er nach Freiheit roch. Plötzlich besann sie sich jedoch und schüttelte den Kopf. Was dachte sie hier eigentlich? Es war nur Saemil, niemand besonderes. „Nicht bewegen.“, sein Mund war so nah an ihrem Ohr. Sein Atem kitzelte sie. Eine Gänsehaut breitet sich auf ihren Armen aus. Was zur Hölle war eigentlich mit ihr los? War heute Vollmond? Sie musste hier raus! Sie ertrug seine Nähe nicht mehr. „Lass mich gehen. Ich will weg.“, zischte sie ihm ihrerseits ins Ohr. Sie versuchte sich aus seinem Klammergriff zu befreien. Vergeblich jedoch. „Hör endlich auf. Er wird uns töten, wenn du nicht gleich ruhig bist“. Erschrocken hielt sie inne. Was wollte dieser Mann? Sie töten? Warum? „Geht doch. Hör mir zu. Wenn der Mann sich an den Tisch setzt, rennst du hoch. Ich komme gleich nach.“ „Aber…“ „Nichts aber. Wenn ich jetzt sage, gehst du.“, wurde sie von ihm unterbrochen. Sie zitterte am ganzen Körper. Was war den nur los? Sie spürte wie seine Arme sich noch enger um sie schlangen, als Antwort auf die Reaktion ihres zitternden Körpers. Einen Moment war sie versucht die Augen zu schließen und die Situation zu genießen. Sie fühlte sich in seinen Armen wohl. Doch sein „Jetzt“, riss sie augenblicklich in die Gegenwart zurück. Geistesgegenwärtig rannte sie zur Treppe. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend kam sie oben an. Total außer Atem stützte sie sich auf das Geländer. Ihr Herz raste. Sie musste irgendwohin. Sie sah sich in dem Gang um. Sie wusste, dass ihres und Lilithels Zimmer am Ende des Ganges auf der rechten Seite war, dass musste bedeuten, Saemlis war auf der anderen Seite. Er hatte ihnen noch vor dem Essen erklärt wo ihr Zimmer und das seine waren, falls sie mal dringen mit ihm „sprechen“ wollten, hatte er mit spöttelnder Stimme gesagt. Jetzt war sie froh darüber. Schnell lief sie den Gang hinunter und riss die linke Zimmertür auf. Schnell huschte sie in das Zimmer und drückte Sekunden danach die Tür wieder zu. Ihr Herz raste immer noch, ihr Atem ging stoßweise und sie schwitzte. Kurzum, sie war mit der ganzen Situation überfordert. Sie konnte nur noch hoffen, dass Saemil sein Versprechen wahrmachen würde und auch gleich kommen würde. Minuten vergingen. Kaighley lief aufgeregt im Zimmer hin und her. , fragte sie sich in Gedanken wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal, , sie machte sich selber verrückt. Sie musste Gewissheit haben. Kurz entschlossen lief sie zur Tür, um nach unten zu gehen und zu schauen, ob irgendetwas passiert war. Gerade als sie den Türgriff in der Hand hatte wurde er von der anderen Seite nach unten gedrückt. Erschrocken auf quietschend sprang sie ein paar Schritte nach hinten. „Wenn ich mir nicht gedacht hätte, dass du hier bist, hätte ich ein Schwein hier drinnen vermutet“, wurde sie auch gleich liebevoll in Empfang genommen und ein breit grinsender Saemil betrat den Raum. Total überrumpelt konnte ihn Kaighley ein paar Sekunden lang einfach nur anstarren, bevor sie den Mund öffnete um ihrem Ärger erstmal Luft zu machen. „Ich dachte du wolltest gleich kommen?? Ich warte hier schon 10 Minuten. Ich hab gedacht dir wäre was passiert. Dass dieser komische Mann dir vielleicht irgendwas angetan hat! Und du, du kommst hier rein und machst erstmal dumme Witze!! Ich hatte Angst! Kannst du vielleicht auch mal an jemand anderes außer dir selber denken? Als erstes ziehst du mich in diese dumme dunkle Ecke und erzählst mir was von wegen er darf uns nicht sehen und das er uns töten will oder was auch immer und dann kommst du noch nicht mal gleich nach!! Was glaubst du, was ich mir da denke?“ Sie war so sauer. Was dachte sich dieser Kerl eigentlich? Ihre Hände hatte sie zu Fäusten geballt, ihre Knöchel traten weiß hervor. Wenn ihm nicht gleich eine gute Erklärung einfallen würde, würde sie für gar nicht mehr garantieren. Saemil schien das zu spüren. Langsam trat er auf sie zu. Seine Hände erhob er entschuldigend, bevor er sie auf ihre Schultern sinken lies. „Kaighley hör mir zu. Ich verstehe deinen Zorn, aber mir wäre nichts passiert. Ich bin schon ein großer Junge, ich kann auf mich selber aufpassen. Aber bevor du fragst, ich kann dir leider nicht sagen, wer das war, oder warum ich mich versteckt habe. Du musst es so hinnehmen. Wie ich vorhin schon mal gesagt habe, wenn du es wüsstest, müsste ich dich töten. Und das wollen wir beide doch nicht oder?“ Sachte schob er seine Finger unter ihr Kinn und hob es an. Ihre Gesichter waren so nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt, er schaute ihr geradewegs in die Augen. Langsam kam er ihr immer näher. Kaighley konnte sich keinen Millimeter bewegen. Wie hypnotisiert schaute sie in seine Augen. Sein Mund kam ihrem Ohr ganz nahe, als er flüsterte, „Willst du mit mir schlafen?“ Sie blinzelte. Einmal Zweimal Hatte sie gerade richtig gehört? DAS konnte er doch unmöglich gesagt haben. Aber ein Blick in sein Gesicht, das ein perverses Grinsen zierte, bestätigte sie in ihrer Vermutung. Verstohlen blickte sie sich in dem Zimmer um, ob sie irgendwas hartes Großes fand, dass sie ihm über den Kopf schlagen konnte. Dabei blieb ihr Blick an einer alten, blauen Blümchenvase hängen. Sekunden später hörte man nur noch ein, durch die Tür gedämpftes, „Krach“. Gleich darauf verlies eine immer noch stinkwütende Kaighley das Zimmer. Ihre Tat hatte sie etwas beruhigt. Aber für die Sicherheit aller Umstehenden sollte Saemil ihr in den nächsten Tagen oder Monaten lieber nicht über den Weg laufen. Sauer riss sie nun ihrerseits die Tür zu ihrem eigenen Zimmer auf. Lilithel schlief seelenruhig und hatte wahrscheinlich von dem ganzen Theater absolut nichts mitbekommen. Gut so! Kaighley würde sich hüten ihr irgendwas von heute Abend zu erzählen. Sie konnte sich jetzt schon den empörten Blick auf Lilithels Gesicht vorstellen. Aber nicht, weil Saemil sie so was gefragt hatte, sondern weil er SIE nicht gefragt hatte. Seufzend machte sie sich fertig. Sie brauchte dringend Schlaf, sehr dringend. Sei dem Vorfall waren zwei Tage vergangen. Weder Kaighley noch Saemil hatten Lilithel irgendetwas über den Abend erzählt. Weder über den Mann, noch über Saemils Vorschlag. Diese wunderte sich jedoch, warum der Junge immer einen Abstand von etwa 3 Metern zu ihrer Freundin hatte und eine sehr große Beule seinen Kopf zierte. Leider kam sie nicht mehr dazu die Frage los zu werden, denn sie kamen in Emo an. Der Hauptstadt Andauriens. Kaighley war von der Schönheit der Stadt beeindruckt. So etwas Riesiges hatte sie noch nie gesehen. Sie hatte zwar schon davon gehört, aber dass war etwas ganz anderes, als es mit eigenen Augen zu sehen. Sie war sprachlos. Und eingeschüchtert. Wie sollte sie hier nur ihren Bruder finden? Es würde wahrscheinlich schon Tage dauern, bis sie überhaupt erstmal zu dem Gebäude der Minister kommen würde. Und dort verbrachte Keelin vielleicht ein Viertel seines Tages. Sie würde ewig brauchen. Stumm betete sie darum dass ihr irgendjemand einen Hinweis auf den Aufenthaltsort ihres Bruders geben konnte. „Hey schaut mal. Da vorne, ist das nicht so was wie eine Parade?“ Verwundert folgte Kaighley dem ausgestreckten Zeigefinger ihrer Freundin. Dort standen unzählige Menschen, die jubelten und den verschiedenen, mit Blumen und anderen Sachen geschmückten Festwagen hinterher sahen. „Lasst uns mal hingehen. Sieht nach Spaß aus.“ Schon war Saemil in dem dichten Gedränge verschwunden. „Komm Kai, wir folgen ihm“, Lilithel schnappte sich die Hand ihrer Freundin und zog sie hinter sich her in das Gewimmel von Menschen. Sie schafften es, unter Einsatz ihrer Ellenbogen, sich bis in die erste Reihe vorzukämpfen. „Wow, siehst du das? Ui und schau mal da.“, Lilithel schien ganz in ihrem Element. Schon bald hatte sie in das Freudengeschrei, der Menschen um sie herum, eingestimmt. Kaighley schaute dem eher desinteressiert zu. Sie hatte sich noch nie wirklich für solche Umzüge interessiert. Deshalb flog ihr Blick auch eher zufällig zu deinem der besonders großen Festwagen. Als ihr Blick langsam über die verscheiden Blumenarten, die an dem großen Ungetüm festgebunden waren, wanderte, blieb sie an einem Jungen hängen. Sein Haar flatterte im Wind. Sein blaues Haar flatterte im Wind. Und auch ohne das der Sprecher „der neue Minister Andauriens, Keelin Inahwen“, verkündete, hätte sie gewusst, dass dort oben ihr Bruder stand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)