Der Französischlehrer von Terrormopf (Heathcliff St. John's) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Hallo =) In diesem Kapitel geht es viel um Polo. Dieser Ballsport auf Pferden. Ich habe mich wirklich stundenlang mit den Regeln auseinandergesetzt (teilweise auch auf englisch, weil ich erst später entdeckt habe, dass es auch eine Seite des DPV gibt...) und kann jetzt sagen, dass ich es weitestgehend verstanden habe. Also wenn ihr irgendwas nicht versteht, dann fragt nur, ich erklär es euch gerne (dann müsst ihr auch nicht das ganze Regelwerk des DPV durchlesen, so wie ich...) Nun aber genug der Vorrede, nur noch kurz wieder vielen Dank für eure Kommentare =) Viel Spaß beim Lesen! Louis saß auf der Tribüne und blickte aufs Spielfeld. Es begann in knapp zehn Minuten und die Zuschauerränge waren schon ziemlich gut besetzt. „He, Louis! Louis!“ Irrte er sich oder war das sein Französischlehrer, der ihn da rief? Skeptisch sah er sich um und auf den Treppen zwischen den Rängen erblickte er schließlich Nemours, der nun rief: „Ist der Platz bei dir schon besetzt?“ Louis schüttelte den Kopf und beobachtete seinen Lehrer misstrauisch, wie er sich durch die Reihe zu ihm vor kämpfte. Als er sich endlich auf dem Platz neben Louis sinken ließ, seufzte er erleichtert auf und erklärte: „Ein Glück, dass hier noch frei war, sonst hätte ich mir das Spiel wohl im Stehen ansehen müssen.“ Louis hingegen erwiderte nichts, sondern musterte den Mann neben sich. Er hatte sich einen Schal umgebunden und trug seinen Mantel offen. Eine Mütze hatte er nicht auf dem Kopf. Ansonsten war er chic wie stets gekleidet. Er selbst hatte den Mantel mit dem Schulwappen zugeknüpft, hatte ebenfalls einen Schal an, aber trug auch noch eine Mütze. Seine Hände hatte er in die Taschen gesteckt. Ihm war kalt. „Nanu? Sprichst du jetzt nicht mehr mit mir? Bist du beleidigt wegen des Tests nächste Stunde?“ Offensichtlich war Nemours heute redselig gestimmt. Sollte Louis nur recht sein, vielleicht erfuhr er dadurch etwas mehr über den Franzosen. So erwiderte er nur knapp: „Nein, mir ist nur kalt.“ „So?“ Louis wandte das Antlitz – er hatte das halbe Gesicht hinter seinem Schal versteckt, die Mütze über die Augenbrauen gezogen, sodass nur noch seine Augen zu sehen waren – als er aus den Augenwinkeln beobachte, wie Nemours begann sich zu bewegen. „Nimm meine Handschuhe, ich friere nicht.“ „Aber Ihre Wangen und Ihre Nase sind ganz rot“, murmelte Louis und machte keine Anstalten die ihm dargebotenen Handschuhe anzunehmen. „Oh, das kommt davon, weil ich vorhin so viel getrunken habe.“ Er verzog keine Miene bei diesem Scherz. Louis entschloss sich schließlich doch dazu seine Hände aus den Taschen auszugraben und die Handschuhe anzuziehen und noch während er sie über die Hände zog, fühlte er, dass der Stoff noch ganz warm war. „Scherze passen nicht zu Ihnen“, antwortete er währenddessen. Er versuchte davon abzulenken, dass er daran dachte, wie sich wohl Nemours Hände auf seiner Haut anfühlten. „Oh, danke sehr, so was hört man doch immer gerne.“ Wieder passierte nichts mit seiner Mimik, außer dass er überheblich wirkte. „Keine Ursache“, entgegnete Louis und wandte den Blick wieder aufs Spielfeld. Irgendwie war er heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Er hatte auf gar nichts und auf niemanden Lust, wobei er sagen musste, dass Nemours, sobald er nicht redete, erträglich, beinahe angenehm war. Die fünf Minuten Glocke ertönte. Die Mannschaften und Schiedsrichter würden wohl bald aufs Spielfeld kommen. „War das die fünf Minuten Glocke?“, fragte Nemours, als das Geräusch gerade verklang. Louis wandte ihm wieder das Gesicht zu und nickte. „Das bedeutet, dass in fünf Minuten das Spiel beginnt?“ Erneut nickte Louis. „Entschuldige bitte, wenn ich dich während des Spiels immer wieder mal etwas frage, aber ich habe noch nie ein Polospiel gesehen und bin auch noch nicht wirklich sehr vertraut mit den Regeln.“ Louis allerdings wandte einfach wieder den Blick ab und schaute aufs Feld. Und schließlich kamen die Spieler, geführt von den beiden Schiedsrichtern in den schwarz weiß gestreiften Hemden, gefolgt vom Applaus der Zuschauer. Die Spieler stellten sich in der Mitte des Feldes auf den jeweiligen Seiten auf und die beiden Captains ritten noch einmal zu den Schiedsrichtern. „Was passiert denn nun?“, fragte Nemours etwas überrascht und Louis murmelte: „Eventuelle Einwände wegen Torvorsprung.“ Dabei deutete er auf die Anzeigentafel, die bereits 2:0 für Heathcliff anzeigte. „Das hat etwas mit den Handicaps der Teams zu tun, nicht wahr?“ Der Kerl hatte ja wirklich gar keine Ahnung! Wahrscheinlich wusste er noch nicht einmal was Handicaps überhaupt waren. „Ja. Das Team mit dem schwächeren Handicap bekommt je nach Differenz und Anzahl der Chukkas einen genau definierten Torvorsprung.“ Er hatte doch keine Lust jetzt auch noch Pololehrer zu sein! Wobei es doch seinen Reiz hatte seinen Lehrer zu belehren. „Und wie war das noch einmal genau mit den Handicaps?“, fragte Nemours und Louis stöhnte innerlich auf. Er hatte es doch gewusst! Dennoch zwang er sich ruhig zu bleiben und erklärte geduldig: „Ein Spieler kann ein Handicap von -2 bis 10 haben. Dabei geht es nach Leistungsstärke. Die meisten +10 Goaler, also die Spieler mit einem Handicap von 10, die Besten, sind argentinische Nationalspieler.“ „Und ein Chukka ist ein Zeitabschnitt?“ Louis nickte. „Und wie viele Chukkas werden gespielt?“ „In diesem Spiel vier“, antwortete Louis. Er beobachtete den Franzosen aus den Augenwinkeln. So sah er auch, wie dieser sich nach vorne lehnte und die Augen zusammenkniff, als wolle er etwas genauer erkennen. „Der Mann da am Rand ist der Oberschiedsrichter, nicht wahr?“ Erneut nickte Louis nur und Nemours fragte: „Und welcher von den Spielern ist Richard?“ „Richard ist die Nummer drei, da auf dem hellsten Pferd, das mit den violetten Bandagen. Sie wissen doch, dass wir die mit den violett-weißen Trikots sind? Unsere Gegner sind die in den marineblauen Trikots.“ Die Aussage war ironisch gemeint; durch und durch. Nemours ging auch nicht darauf ein, sondern fragte weiter: „Was für ein Handicap hat er denn?“ „-2“, kam die knappe Antwort von Louis, der sich inzwischen wieder aufs Spielfeld konzentrierte, weil einer der beiden Schiedsrichter nun zum Einwurf ansetzte. Er warf noch einmal einen Blick zur Anzeigentafel: Der Torvorsprung stand immer noch bei 2:0, das hieß, es hatte keine Einwände gegeben. Und dann begann die Zeit der Anzeigetafel zu laufen, gleichzeitig mit dem Einwurf des Unparteiischen. Kenton, das gegnerische Team war als erstes am Ball und schlug ihn erst einmal in Richtung der Heathcliffer Torpfosten. „Sag mal, Louis?“, fragte ihn plötzlich Nemours und etwas verwirrt wandte Louis ihm das Gesicht zu. Konnte der Mann sich denn nicht einfach auf das Spiel konzentrieren? „Sind deine Eltern auch hier?“ „Nein, wieso, wollen Sie mit ihnen reden?“, entgegnete er ruppig, woraufhin Nemours abwinkte: „Oh nein, nicht so wie du denkst, ich hätte sie nur einmal gern kennen gelernt.“ Louis verdrehte die Augen und beobachtete wieder das Spiel. Von überallher auf der Tribüne konnte man Anfeuerungsrufe hören, für beide Teams, nur hörte es sich stets gleich an, weil meistens nur von „Jungs“ die Rede war. „Strengt euch an, Jungs!“ oder „Weiter so, Jungs!“ oder „Ihr schafft das, Jungs!“. Es waren immer die gleichen Rufe. Die Menschen waren so unkreativ. Aber was hatte er denn zu sagen? Als der Teamcaptain Heathcliffs es geschafft hatte den Gegnern die Kontrolle über den Ball abzujagen und Richard einem Anderen das Wegerecht abgeritten und holte Schwung, da sprang Louis auf und rief: „Gut so, Rich! Immer weiter nach vorn!“ Auch nicht viel kreativer. Nemours sah ihn an. Und in einer gewissen Form glaubte Louis eine gewisse Erkenntnis aus seiner Mimik lesen zu können, dann fragte der Franzose: „Bist du immer so leidenschaftlich, wenn es um deinen Freund geht?“ „Nur wenn es um Polo geht“, sagte Louis gleichgültig, das Feuer, das ihn einen Augenblick zuvor überrollt hatte, war nun nicht mehr da. „Außerdem braucht er das als Ansporn, schließlich ist er kurz davor zu einem -1 Goaler aufzusteigen.“ Nemours nickte nur. Den Rest des ersten Chukkas beobachteten sie schweigend das Spiel. Es fiel kein einziges Tor. Nach sieben Minuten ertönte die Glocke. Das bedeutete, es wurde noch höchstens eine halbe Minute gespielt. Doch diese wurde nicht erreicht und die Spieler ritten nach dem zweiten Ertönen der Glocke vom Feld. „Ich gehe nach ihm sehen“, verkündete Louis schlagartig und stand auf. „Darf man das denn? Bespricht er sich jetzt nicht mit seiner Mannschaft?“ „Ist mir egal.“ Er begann sich durch die Reihe durchzuboxen und stellte etwas erstaunt fest, dass Nemours ihm folgte mit den Worten: „Warte, ich komme mit.“ „Hey, Rich! Rich, komm her!“ Louis hatte gewartet, bis sich das Team etwas zerstreut hatte. Er musste sich beeilen; der Großteil der Dreiminutenpause war schon vergangen. „Louis!“, rief Richard aus und er lachte ihm glücklich zu, lief ihm entgegen, den Helm unterm Arm. Doch er stockte, als er Nemours sah. Warum, das wusste Louis nicht. Normalerweise war er doch ganz vernarrt in den Franzosen. Aber in diesem Augenblick sollte es ihm gleich sein. Er tätschelte Richard freundschaftlich die Backe und grinste: „Du musst aggressiver werden. Nicht immer so brav sein, riskier doch mal ein Foul. Wenn’s die Schiris sehen, gibt’s schlimmstenfalls ein Straftor und sonst einen Freischlag.“ „Ach komm, sei du still, das ist immerhin nur ein Freundschaftsspiel und noch liegen wir zwei Tore vorn.“ „Ja, weil das der Torvorsprung ist. Ich will aber kein torloses Spiel erleben müssen.“ Er nörgelte zu gerne an Richard herum, wenn der Polo spielte. Es gab nichts Schöneres. „Hallo, Mister Nemours“, begrüßte Richard nun endlich den Franzosen und dieser grüßte artig zurück. Louis allerdings achtete nicht darauf, sondern wuschelte seinem Freund durch das nassgeschwitzte Haar und erklärte: „Na los, Rich, du musst dich beeilen, sonst fangen sie ohne dich an.“ Und damit zeigte er auf Richards Teamkameraden, die schon auf den Pferden saßen. Auch Richards anderes Pferd wurde schon gebracht, dieses war dunkelbraun mit weißen Bandagen. Prompt setzte Richard den Helm auf und nestelte eilig an der Schnalle herum, ohne irgendetwas zu erreichen und die anderen Spieler riefen schon nach ihm. Schließlich erbarmte sich jedoch Louis, zog sich die Handschuhe mit den Zähnen aus, schob Richards Hände weg, bückte sich etwas, um besser sehen zu können und schloss schließlich die Schnalle. Dass Richard das Kinn in die Höhe gereckt hatte, war ihm dabei sehr entgegen gekommen. Anschließend klopfte er auf den Helm und sagte: „Und wenn du kein Tor schießt, dann ist unsere Freundschaft beendet, mit Losern bin ich nicht befreundet.“ Der Oxforder schüttelte allerdings nur den Kopf, bedankte sich schnell und eilte dann zu seinem Pferd, zog sich währenddessen noch den Handschuh über die rechte Hand. Darauf ritt er dann zu den anderen Mannschaftsmitgliedern und nahm von einem seinen Schläger entgegen. Sie ritten gerade aufs Feld, da spürte Louis einen Regentropfen auf seiner Gesichtshaut. Er sah gen Himmel und fluchte verhalten. Regen hatte ihm gerade noch gefehlt, denn er hatte natürlich gerade heute seinen Regenschirm vergessen. „Haben Sie einen Regenschirm dabei?“, fragte er Nemours auf dem Weg zurück auf die Tribüne; das zweite Chukka hatte inzwischen schon begonnen. Der Franzose verneinte. „Dann werden wir wohl nass.“ Gerade saßen sie wieder, da brach die Tribüne in Jubel aus und Louis sah irritiert auf, doch was er sah, erfreute ihn keineswegs. Der Torrichter hinter den Heathcliffer Torpfosten schwenkte seine Fahne über dem Kopf. Damit stand es jetzt also nur noch zwei zu eins. Das Heathcliffer Team fand sich für einen Augenblick zusammen, bevor die Kentoner mit ihrem Torjubel fertig waren, und schienen etwas zu besprechen. Der Regen wurde stärker und als sich die Teams aufgestellt hatten, vollführte der Schiedsrichter wieder einen Einwurf. Es hatte, wie üblich nach einem Tor, einen Seitenwechsel gegeben. Es war denkbar schlecht, dass das erste Tor an Kenton ging, auch wenn die Heathcliffer noch eines Vorsprung hatten. Es bestand immer die Gefahr, dass sie einen Teil ihres Kampfgeistes verloren und das durfte unter keinen Umständen geschehen. Und endlich schaffte es ihre Mannschaft wieder den Ball zu ergattern, doch war das nicht von langer Dauer, bis ein Kentoner sich durchsetzte und den Ball near side, also links vom Pferd, spielte, mit mehr Erfolg als die Nummer vier von Heathcliff, die eigentlich off side, rechts vom Pferd, spielte. Ein Elend war es, das mit anzusehen und noch schlimmer war, was daraufhin geschah. Anscheinend hatte die Zwei der Jungs in den violett-weißen Trikots Louis in der Pause gehört, denn er beging, sehr nah am eigenen Tor, ein Foul. Natürlich sahen es die Schiedsrichter. Natürlich wurde es geahndet. Natürlich ein Straftor. Innerlich schrie Louis diesen Banausen an. Es war doch nur ein Spaß gewesen! Ein Gottverdammter Scherz! Einen Seitenwechsel gab es nach Straftoren nicht, so warf der Schiedsrichter ein und die Mannschaften stürzten sich auf den Ball. Für einen Außenstehenden musste es aussehen, als würden sie einfach ohne jede Taktik ein Knäuel bilden – ein Blick auf Nemours’ Mimik verriet ihn als einen Außenstehenden – doch in Wahrheit folgten sie dem Ballweg, machten Wegerechte gültig und streitig und waren hoch koordiniert. Der Schlamm, der sich auf dem Spielfeld durch den Regen bildete, spritze hoch, wenn die Pferde galoppierten und es wurde schwerer dem schlammbedeckten Ball mit den Augen zu folgen und auch das Schlagen schien augenscheinlich schwieriger zu werden. Die ehemals weißen Reithosen hatten inzwischen braune Sprenkel und der Regen tropfte von den Helmen auf die ohnehin schon durchnässten Trikots. Mit den zwei Toren für Kenton und dem Zwischenstand 2:2 ging auch dieses Chukka nach nicht ganz siebeneinhalb Minuten zu ende. Louis hatte sich, die Arme verschränkt, zurückgelehnt und überlegt, was man wohl tun konnte um das Spiel zu retten. Auch wenn es nur ein Freundschaftsspiel war, ein Unentschieden war wie ein verlorenes Spiel. „Sind nun wieder nur drei Minuten Pause?“, vernahm er schließlich Nemours’ Stimme neben sich. Aber schlecht gelaunt wie er war, brummte er nur: „Nein, jetzt ist Halbzeit, da sind’s fünf.“ „Ah, gut. Darf ich dich dann auf einen Kaffee einladen?“ Erstaunt sah Louis nun doch zu seinem Lehrer und nickte. „Milch und Zucker?“ „Zucker“, murmelte Louis und sein Kopf sank noch tiefer zwischen seine Schultern, während Nemours aufstand und sich erneut durch die Reihe drängte. Das Gesicht noch weiter hinter dem Schal zu verstecken brachte in der Hinsicht auf Wärme rein gar nichts – er war durchnässt bis auf die Haut – aber irgendwie wollte er im Moment auch gar nicht gesehen werden. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Es war ihm, als wäre er der einzige, der hier auf der Tribüne saß und lauschte dem inzwischen wieder sanfteren Regen; sah ihm zu, wie er auf die Pfützen, die sich in den Hufabdrücken auf der schlammigen Wiese gebildet hatten, fiel, diese immer wieder durcheinander brachte. Und er glaubte weit entfernt Nemours zu hören, wie er Kaffee bestellte; zum Mitnehmen; einen schwarz, einen mit Zucker. Er fror erbärmlich. Warum musste es im verdammten, alten England eigentlich immer kalt sein und regnen? Ein Blick auf seine Finger verriet ihm, dass diese bereits blau gefroren waren; er hatte vergessen die Handschuhe Nemours wieder anzuziehen; aber es würde ohnehin nichts bringen, sie würden nur durchnässen und dann die Kälte des Wassers aufsaugen und auf ihn übertragen. So steckte er die Hände wieder in die Taschen des Mantels, der eigentlich auch nicht für Regengüsse gedacht war, weswegen er auch nicht ganz dicht hielt. Aber was war er auch für ein Londoner ohne Schirm aus dem Haus zu gehen? Seine Eltern hätten ihn mit Gewissheit ausgelacht. „Dein Kaffee, Louis.“ Ein Coffee-to-go-Becher wurde ihm vor die Nase gehalten und er grub die Hände aus den Taschen heraus, um den Kaffee entgegenzunehmen. Allerdings hätte er sich beinahe die Finger verbrannt, weil der Becher wirklich heiß war; so heiß wie der Inhalt. Dennoch schlürfte Louis einen kleinen Schluck und genoss es, wie die warme, bittersüßliche Flüssigkeit seine Kehle herunter rann und ihn von innen her wärmte. Die Glocke ertönte. „Mein Gott, du hast ja ganz blaue Finger! Und deine Lippen sind auch schon blau“, stellte Nemours fest und Louis konnte fast eindeutig den Schrecken und das Erstaunen in seiner Mimik lesen. „Kommt davon, dass der Mantel nicht ganz so gut imprägniert ist.“ „Nicht, dass du dich erkältest! Soll ich dich zurück zur Schule fahren? Los, komm, ich fahr dich nach Heathcliff.“ Und für Nemours war das Gespräch damit beendet. Er achtete auf keinerlei Proteste Louis’, sondern schleifte ihn hinter sich her von der Tribüne. Louis warf noch einmal einen Blick aufs Spielfeld. Das Spiel war im vollen Gange, doch Richard hatte sein Pferd angehalten und starrte ihn an. Schnell wandte Louis den Blick ab. Richard sollte weiterspielen, sich nicht um ihn kümmern. Für so einen Schwachsinn durfte ihm das „Nicht gewinnen wollen“ nicht unterstellt werden. Am Parkplatz hielt Nemours Louis noch immer am Handgelenk und zog ihn. Und der Engländer spürte die Wärme, die von nur dieser einen Hand ausging, in seinem Arm aufsteigen und sich in seinem ganzen Körper verteilen. Doch als sie an Nemours Auto ankamen, ließ dieser ihn abrupt los und mit der Unterbrechung des Körperkontakts, wich auch alle Wärme mit einem Mal. So griff er unbewusst nach Nemours Hand, die eigentlich gerade die Tür aufschließen wollte. Nemours fiel der Schlüssel aus der Hand und er sah Louis an. Und in dem Augenblick flammte etwas in seinen Augen auf, das eindeutig war. Jeder hätte es erkannt, es war schlicht zu einfach! Zu simpel! Zu langweilig. So ließ Louis, fast wütend, die Hand seines Lehrer los und wollte sich von ihm abwenden, da nahm der das Gesicht des Londoners zwischen seine Hände und trat noch einen Schritt auf ihn zu, sodass sich ihre Körper beinahe berührten. Vom Spielfeld her drangen noch gedämpft die Rufe der Menschen zu ihnen und noch immer platschten ein paar einzelne Tropfen auf den schon nassen Boden und in die Pfützen. Um sie herum war kein Mensch und Louis beobachtete, wie sich Nemours’ Gesicht dem seinen immer weiter näherte. Ein Tropfen fiel von seiner Nasenspitze auf seine Lippen und Louis presste sie unwillkürlich zusammen, wodurch der Tropfen letzten Endes in seinen Mund gelangte. Er war kühl, so wie Louis Haut, aber das genaue Gegenteil von allem was unter seiner Haut lag. Eine zweite Emotion tauchte in Nemours Augen auf, sprang Louis beinahe entgegen: Abenteuerlust. Und eine Dritte: so etwas wie Schadenfreude oder Überlegenheit. Doch Louis brach das Vorhaben des Lehrers irritiert ab, indem er einen Schritt zurück tat und dann um das Auto herum auf die linke Seite, die Beifahrerseite, ging. Im Auto schwiegen sie. Nemours hatte die Heizung angestellt und das Radio, sodass es nicht absolut still war, dennoch war da etwas zwischen Nemours und ihm, was alles andere ausblendete. So, das Kapitel war auch einmal etwas länger, insgesamt werden die nächsten Kapitel länger. Freut euch =D Vielen Dank fürs Lesen, lG, Terrormopf. PS: Wenn ihr Lust und Zeit habt, schaut doch mal bei meinem Weihnachtsoneshot vorbei und sagt mir, was ihr dazu meint, ich würde mich freuen =) Hier der Link: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/138465/209775/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)