Eingeständnis von Nifen (Eine Stolz&Vorurteil-FF) ================================================================================ Kapitel 1: 1. und einziges Kapitel ---------------------------------- Ja, ja, ich konnte mal wieder die Finger nicht von diesem Fandom lassen. Disclaimer: Die hier verwendeten Figuren und Schauplätze sind das geistige Eigentum von Jane Austen und lediglich geliehen. Auch verdiene ich kein Geld mit dieser Geschichte. Eingeständnis Longbourn, 7. Januar Liebste Jane, ich hoffe, mein ungebührlicher Abgang am gestrigen Abend hat Dich vor Deinen Gästen nicht in allzu große Verlegenheit gestürzt. Ich bedauere mein unentschuldbares Verhalten zutiefst, doch muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich keine andere Möglichkeit sah. Ich hoffe, dass es Dir dennoch gegeben ist, mir meine Tat zu verzeihen, wenn ich Dir gestehe, weshalb ich Mr. Hamilton und damit auch Bingley und Dich dermaßen brüskierte. Dabei war und bin ich doch für die mir erwiesenen Aufmerksamkeiten überaus dankbar. Mir ist nur allzu bewusst, welche Sorgfalt Du und Dein Gatte an den Tag gelegt haben müsst, um sicherzustellen, dass unter den Gästen auch wenigstens ein Gentleman ist, dessen Gesellschaft ich nicht von vornherein aufgrund der Oberflächlichkeit seines Charakters ablehnen würde. Und ich werde Dir, liebe Schwester, gegenüber ehrlich genug sein, zuzugeben, dass ich mich an der Seite von Mr. Hamilton besser unterhalten gefühlt habe als bei jedem bisherigen Ball, den ich besuchte. Doch dann kam unweigerlich der Moment, da er mich zum Tanz aufforderte. Ich hatte die ganze Zeit gewusst, dass jener Augenblick früher oder später kommen würde, war es doch schließlich ein Ball und ich wusste, dass ich nicht hoffen konnte, Mr. Hamilton würde es bei einem angeregten Gespräch belassen. Denn gerade wenn ein Herr sich mit einer Dame auf einem Ball in einer Unterhaltung befindet, die beiden Seiten Vergnügen bereitet, wird es von dem Herren erwartet, betreffende Dame um einen Tanz zu bitten. Aber Jane, so unglaublich es sich auch anhören mag: Ich weiß nicht zu tanzen. Ich habe es nie gelernt. Gewiss wirst Du mir jetzt widersprechen wollen und auf die ungezählten Stunden hinweisen, da wir unter der Anleitung unserer Mutter die Schritte von Menuett, Gigue und Reel übten. Doch ist es nie jemandem aufgefallen, dass ich stets diejenige war, die am Klavier saß und für eine entsprechende musikalische Begleitung sorgte. Bei den wenigen Gelegenheiten, da Papa sich zu den Übungsstunden hinzugesellte, tanzte er ausschließlich mit Mama oder mit Lizzy, und Mama und Du, ihr tanztet dann mit Kitty und Lydia. Oder Du tanztest mit Lizzy und Kitty mit Lydia und Mama korrigierte euch. Ich aber saß stets am Klavier. Ich mache weder Mama, noch Dir oder meinen anderen Schwestern deswegen Vorwürfe, liebe ich das Klavier doch. Außerdem hatte ich schon im Alter von sieben Jahren erkannt – nicht zuletzt dank Lady Lucas’ offener Art, die manches Mal beinahe an Genugtuung heranreichte, wenn sie Mama gegenüber wieder einmal feststellte, dass Du zwar wirklich eine Schönheit zu werden versprachst, man das Gleiche aber mitnichten von mir sagen konnte –, dass ich mehr auf meine Fertigkeiten bauen musste, um in der Gesellschaft zu bestehen, statt auf mein Aussehen. Und gutes Klavierspiel ist eine für Damen überaus angesehene Fertigkeit. Deshalb nahm ich jede Gelegenheit wahr, mich in meinem Spiel zu üben. Vielleicht wäre mir auf diesem Weg auch Erfolg beschieden gewesen, hätten meine Nerven nicht wieder und wieder böses Spiel mit mir getrieben. So aber war ich, seit meiner Einführung in die Gesellschaft, jedes Mal so aufgeregt, dass meine Hände zitterten und die Finger, obgleich sie jede einzelne Bewegung, jeden Ton kannten, mir nicht gehorchten. Und wenn ich mir, um mich zu beruhigen, einredete, ich sei daheim, in unserem Salon, und würde lediglich üben, machte ich es nur schlimmer, denn beim Üben achte ich nicht auf meine Haltung, was wiederum den Vortrag beeinträchtigt. Ach Jane, wie Du siehst, bin ich mir meiner mannigfaltigen Fehler nur allzu bewusst. Aber gerade dieses Bewusstsein erachte ich als Prüfung meines Charakters und hoffe, eines Tages gestärkt daraus hervorzugehen. Als Mr. Hamilton sich nun am gestrigen Abend so überaus formvollendet vor mir verneigte, wurde ich von Panik ergriffen. Zu gerne hätte ich ihm, wie es den Gepflogenheiten entspricht, mit einem Lächeln meine Hand gereicht und mich von ihm auf das Parkett führen lassen. Aber hätte ich das getan, so hätte ich mich und auch ihn durch mein Unvermögen der Lächerlichkeit preis gegeben. Zugleich wurde mir obendrein bewusst, dass ich, selbst wenn es mir gelänge, den Tanz abzulehnen, ohne ihn zu beleidigen, später erst recht Gefahr liefe, seine gute Meinung zu verlieren. Du warst schließlich zugegen, als Mama einem jeden in Hörweite in unschicklicher Lautstärke erklärte, dass ich unter all ihren Töchtern die Gebildetste sei und ich mich besonders im Klavierspiel auszeichne. Mir ist bewusst, dass sie all dies nur sagte, weil sie so meine Chancen bei den jungen Herren auf ihre Weise zu verbessern hoffte. Und während ich bei bislang jeder Gesellschaft nur zu gern die Gelegenheit ergriffen habe, mein Können unter Beweis zu stellen – in der Hoffnung, dass es mir vielleicht dieses Mal gegeben sei, meine Nervosität zu vergessen und die Stücke so vorzutragen, wie ich sie in meinem Inneren spüre –, wollte ich mich an diesem Abend nicht blamieren. Bitte versteh, liebste Schwester, es war der bislang schönste Abend, den ich je in Gesellschaft verlebt hatte, und das wollte ich nicht auf diese Weise zerstören. Aber ach, wie sollte ich Mr. Hamilton dies auf angemessene Art zu verstehen geben? Es in Worte zu kleiden, wäre einer unangemessenen Offenherzigkeit gleich gekommen. Wie also sollte ich ihm deutlich machen, dass mir an seiner Gesellschaft gelegen war, auch wenn ich den Tanz ablehnte? Wie ihm sagen, weshalb ich es später auch ablehnen würde, zu spielen und zu singen, nachdem Mama mich so gelobt hatte? Oh Jane, ich weiß sehr wohl, dass eine Dame einem Herren während eines Tanzes auch ohne Worte eine Unzahl Dinge zu vermitteln vermag. Die Art, wie sie sich hält, ihren Arm bewegt, ihr Lächeln, ihre Blicke, die flüchtigen Berührungen... All das konnte ich oft genug bei Lizzy und Darcy, aber auch bei Dir und Bingley sehen. Und ich ahne, dass eine geübte Tänzerin sich auch fern des Parketts einer solchen wortlosen Kommunikation bedienen kann, aber ich mag vielleicht des Französischen und auch des Deutschen leidlich mächtig sein, in dieser Sprache jedoch beherrsche ich keine einzige Silbe. Und so tat ich das einzige, was mir in den Sinn kam: Ich lief davon. Es tut mir unendlich leid, liebe Jane, Dein Fest mit einem solchen Aufruhr gestört und Dich dermaßen beschämt zu haben. Es tut mir leid. Mary Bennet P.S. Bitte übermittle auch Mr. Bingley meine aufrichtigste Entschuldigung und ebenso Mr. Hamilton, falls er überhaupt an einer solchen von mir interessiert ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)