Until She Falls... von Veremisia (Song of Dawn) ================================================================================ Kapitel 4: Prophezeiungen ------------------------- Schon seit einer ganzen Weile hatte sie die Kirche verlassen. Ihr wurde prophezeit, dass bald eine Katastrophe über Midgard hereinbrechen würde. Sie wurde geschickt, um die Welt vor dem Schlimmsten zu bewahren. Als wäre sie eine Superheldin, die alles im Alleingang schaffte. Die Erwartungen lagen viel zu hoch. Was auch immer es war, dass da auf die Welt zukommen sollte, alleine wäre sie nie in der Lage, alle zu retten. Außerdem – wann sollte es auftauchen? Und in welcher Form würde es sich zu erkennen geben? Grummelnd zupfte sie an ihrer Schleife herum und strich sich ständig die blonden Strähnen hinter die Ohren. Dieser Wind nervte. Völlig ziellos reiste sie durch die Gegend und war mittlerweile in Payon angekommen. Eine schöne Stadt. So grün und friedlich. Hier blühte die Natur in voller Pracht und das, obwohl hier Menschen lebten. Leise summend schritt sie durch das Gras, beobachtete das rege Treiben auf den „Straßen“. Als sie so durch Payon schritt, drangen angenehme Klänge an ihr Ohr, begleitet von sanften Frauenstimmen. Neugierig geworden aufgrund der schönen Melodie, folgte sie ihrem Klang und erreichte schließlich eine große Menschenansammlung. Barden und Dancer hatten sich wieder einmal zusammen gefunden, um mit harmonischen Liedern die Abenteurer und Stadtbewohner zu verzaubern. Sylfaen kämpfte sich voran durch die Masse, um etwas sehen zu können. Ein Tanz, der sich wundervoll an die Melodie anpasste. Stimmen, die in einer fremden Sprache versierten und dabei so wundervoll klangen, wie sie es zuvor noch nie irgendwo gehört hatte. Dann endete jedoch das Lied und sie erwachte aus ihrer Träumerei. Der Barde erhob die Stimme und sprach. Eine helle Stimme erklang. „So lasset mich euch eine Geschichte erzählen, von der niemand weiß, ob sie sich jemals zugetragen hat. Einst stieg das schrecklichste aller Monster empor. Seine Kraft war von unglaublichem Ausmaß und es war dabei, alles zu zerstören, doch ein paar mutige Krieger schafften es, das Übel in der Wüste zu versiegeln. Unter der Wüstenstadt Morroc liegt er begraben, schlummernd auf eine Chance wartend, das Licht der Menschenwelt wieder zu erblicken und eine Spur von Verwüstung hinter sich zu lassen, auf seinem Weg, die ganze Welt in Trümmer zu legen. Gebt Acht, ihr, die ihr auf den Pfaden Morrocs reist. Vielleicht seid ihr bald nicht mehr sicher vor der größten Gefahr, die diese Welt je gesehen hat.“ Sylfaen stand wie angewurzelt inmitten der Masse. Ein beunruhigendes Schweigen hatte sich breit gemacht. Satan Morroc. Noch immer war dies ein Gerücht, eine Legende. Es gab keine Beweise, die darauf hindeuteten, dass dieses Wesen je existiert hat. Nun hörte sie diese Geschichte schon zum zweiten Mal. Einmal hörte sie davon, als sie ihre Prüfung zur Priestess abgelegt hatte. In Morroc erzählte man sich diese Geschichte sehr gern. Wenn jemand nicht gern gesehen war in der Stadt, so wurde er oft mit dieser Geschichte vergrault. Doch da sie nicht richtig hingehört hatte, entfiel ihr diese Sage schnell wieder und bis heute hatte sie nie wieder auch nur einen Gedanken an Satan Morroc verloren. Ganz benebelt von dieser Geschichte trat sie wieder aus der Masse, um ihren Weg fortzusetzen. Wo sollte sie überhaupt hin? Sie konnte ja nicht riechen, wann und wo die Katastrophe ausbrechen sollte. Eigentlich war das hier sowas wie Urlaub. Denn selbst wenn sie Bescheid wüsste, sie könnte doch niemals ganz Midgard retten. Also beschloss sie, hier in Payon ins Gasthaus zu gehen und eine Weile zu bleiben. Sie bekam ein Zimmer mit Waldblick. Ein kleines, aber schön eingerichtetes Zimmer. An der Wand stand ein gemütliches Bett, die wandgroßen Fenster waren mit hübsch verzierten Gardinen behangen. Vorhänge in bordeauxrot waren mit Kordeln an den Wänden zusammengehalten. Diese waren aus Holz. Überall waren Kerzen angebracht, die zum Schutz von einem Glasbehälter umgeben waren. Sie stieß einen lauten Seufzer aus und ließ sich somit aufs Bett fallen. Was, wenn die Geschichte Wahrheit war? Dann war dieses fürchterliche Monstrum unter Morroc begraben und wartete nur darauf, seine Klauen auszufahren und alles nieder zu reißen. Würde es ihm gelingen? Eine Gänsehaut überkam sie. Diese Vorstellung war furchtbar. Müde rieb sie sich die Augen. Es war noch immer tag hell draußen. Eigentlich war es zu früh, um sich schlafen zu legen, aber sie verspürte den Drang dazu. Sie war ja auch schon seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen. „Na dann...“, murmelte sie sich selbst zu, stand auf, löste die goldenen Kordeln von den Vorhängen und zog sie zu. In aller Seelenruhe zog sie sich dann um, kletterte in das weiche Bett, unter die Decke und schloss die Augen. Kaum hatte sie das getan, fiel sie auch schon in einen tiefen Schlaf. Ein tiefer, aber unruhiger Schlaf... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)