Aspirer à Liberté von Kiako-chan ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Kapitel 2: „…Kiako? Bist du da?“ Sunny trat in die Wohnung ihrer Freundin ein, dicht gefolgt von Gigi. Es war dunkel, dabei war es doch erst früh am Nachmittag. Die Beiden gingen weiter in die Wohnung hinein und stellten ihre Sachen erst einmal ab. „Ob sie gerade einkaufen ist, oder so?“ fragte Sunny ihre Begleiterin, als sie gerade den Wohnungsschlüssel wegsteckte. Sie beiden hatten einen von Kiako erhalten. Ihre Tür sollte nie für ihre besten Freundinnen verschlossen sein. Schon oft hatte Kiako Überraschungsbesuche erlebt, als sie nach Hause kam. „Sie weiß doch, dass wir kommen. Sonst ist sie auch immer da. Ist schließlich nicht das erste Mal, dass wir am Vollmondabend bei ihr übernachten.“ Gigi seufzte leicht. „Wahrscheinlich ist sie wieder eingeschlafen, weil sie die ganze Nacht durch gemacht hat…“ Vorsichtig öffnete sie die Tür zu Kiakos Zimmer. Dort brannte das Schreibtischlicht und sie fanden Kiako an diesem vor. Sie schlief wirklich. Neben ihr lagen haufenweise Blätter, welche angefangene Zeichnungen darstellten. Nie hatte Kiako es geschafft, ein Bild zu Ende zu zeichnen. Sunny und Gigi sahen sich an und lächelten fast zeitgleich. Immer dasselbe mit ihr, ging es Beiden durch den Kopf. Ohne das schlafende Mädchen in ihrer Ruhe zu stören, löschte Sunny das Licht ganz und legte über sie eine dünne Decke. Sanft strich sie ihr ein paar Haare weg, um kurz das friedliche Gesicht ihrer Freundin zu sehen. Hauptsache es ging ihr gut. Natürlich hatten Sunny und Gigi nicht vor, Kiako ewig schlafen zu lassen, doch bevor sie sie weckten, wollten sie wenigstens schon einmal ihr ‚Nachtlager’ herrichten, da Kiako das auch nicht getan hatte. Außerdem sah es so aus, als müssten sie einkaufen gehen. „Mensch, man könnte fast denken, sie hätte vergessen was heute für ein Tag ist“ meckerte Gigi, als sie mit Sunny die Wohnung verließ um schnell einkaufen zu gehen. Es klopfte an der Tür. Ein, Zweimal. Dann klingelte es. Mit müden Augen sah Kiako auf. Schlaftrunken wankte sie zur Tür, wobei sie fast über die Sachen ihrer Freundinnen gestolpert wäre, doch das nahm sie gar nicht richtig wahr. „Ja…?“ sagte sie leise, noch während sie die Tür öffnete. „Fräulein Kisune? Hier ist Ihr Päckchen.“ Ein etwas älterer Mann hielt ihr ein braunes Bündel entgegen. Es war eigentlich ziemlich groß, wodurch Päckchen leicht untertrieben war. „Päckchen…?“ Es dauerte einen kleinen Moment, bis das Mädchen endlich merkte, dass sie hier stand und das Päckchen endlich entgegen nehmen musste. „Oh ja. Tut mir Leid, ich bin etwas durch den Wind.“ Das hätte man wörtlich nehmen können, schließlich sahen ihre Haare so aus, als wäre sie gerade durch einen Tornado gelaufen. Der Mann lächelte leicht. „Hier unterschreiben bitte.“ Er hielt ihr ein Klemmbrett und einen Stift hin. „Mhm“ machte das Mädchen nur noch und unterschrieb. Als sie ihm das Brett zurück gab, musste sie gähnen. Wie peinlich! „Gute Nacht“ schmunzelte der Mann, als er schließlich wieder ging. Nachdem sie endlich mal richtig Licht gemacht hatte in ihrer Wohnung, bemerkte sie auch was eigentlich hier gewütet hatte. Oder eher wer. Das Sofa war verschoben worden und zu einem Bett ausgeklappt. Das kleine Tischchen was davor gestanden hatte sah sie überhaupt nicht. Auf dem Boden lagen Zettel herum und Mengenweise Süßkram. Natürlich auch ihre heiß geliebten Chips, welche von ihren beiden Freundinnen nicht so sehr verehrt wurden. „Die hätten mich ruhig wecken können…“ nuschelte sie vor sich hin, als sie sich auf das Sofa warf und sich gleich die Schokolade unter den Nagel riss. Sunny dachte wohl, Kiako würde es nicht sehen, wenn sie so versteckt unter den Gummibären lag. Jaja, da hatte sie sich aber gewaltig getäuscht. Als das Schokoladenstückchen in Kiakos Mund zerging, schloss das Mädchen kurz die Augen. Wo waren eigentlich der kleine Sonnenschein und das Mädchen der Zerstörung hin verschwunden? Ohne sie zu wecken und mit zu nehmen. Nachdenklich schob sie sich ein weiteres Stück der braunen Suchttafel in den Mund. Langsam schielte sie zu dem Päckchen, welches sie auf den Tisch gelegt hatte. Solange hatte sie darauf gewartet und nun öffnete sie es nicht einmal. Wahrscheinlich wegen der Angst, die sie so plötzlich überkam. Angst… Oder eher Trauer, dass ihre Muter und ihre Schwester vielleicht wirklich nicht mehr lebten? Wieder schlossen sich Kiakos Augen und sie kauerte sich zusammen. Nach einiger Zeit richtete sie sich blitzartig auf und griff nach dem Päckchen. Ohne auf Verluste zu achten, riss sie die Verpackung weg und betrachtete kurz die Schachtel. Sie war mit einem schönen roten Band zugebunden. Da hatte sich jemand aber Mühe gegeben. Wer auch immer es gewesen war, hatte nicht gewusst, dass Kiako eigentlich immer alles aufriss. Dies tat sie auch jetzt wieder, versuchte schnell den Knoten zu lösen. Doch sie wurde langsamer und ließ sich mehr Zeit. Doch so langsam sie auch war, das Band musste sich lösen, was es auch tat. Nun hielt das Mädchen nur noch diese Schachtel in der Hand. Vielleicht war gar nicht das darin, was sie sich erwartet hatte? In ihrem Kopf ratterte es, was ihr nur unnötige Kopfschmerzen einbrachte. Nun ja, nachdenken war eben nicht Jedermanns Stärke. Oder eher Jederfraus. Kiako biss sich auf die Unterlippe und verbannte die Schachtel wieder auf den Tisch. Ans Ende des Tisches um genau zu sein, schließlich wollte sie sich nicht selbst in Versuchung bringen, es noch mal auch nur anzufassen. Feiges Huhn, hörte sie schon Gigi sagen. Was ist wenn etwas wirklich Interessantes darin ist? Flüsterte ihr ihre innere Stimme zu, die sich aus irgendeinem Grund wie Sunny anhörte. Etwas Undeutliches vor sich hin murmelnd wählte sie auf ihrem Handy Gigis Nummer. Doch als Kiako unter den Sachen am Boden bereits ein Vibrieren vernahm legte sie auf. Noch mehr undeutliches Zeug nuschelte sie, als sie Sunnys Nummer wählte. Diese nahm eigentlich immer ab. Fast immer… Aber manchmal… „Hallo?“ ertönte aus dem Telefon in Kiakos Hand. „Wo seid ihr?! Ich wache auf, in meiner Wohnung herrscht Chaos pur, jetzt mal rein von der Säuberlichkeit her, und keiner ist hier.“ Meckerte sie sofort drauf los. Sie vernahm ein hektisches hin und her am anderen Ende der Leitung. „Jetzt mach mal Halb lang, wir sind einkaufen, weil du das ja nicht schaffst. Stattdessen bleibst du wieder ewiglang auf.“ Kiako grummelte leicht. Sunny schien das Handy mehr oder weniger Freiwillig an Gigi weiter gegeben zu haben. „Sei doch froh, dass wir dich nicht geweckt haben.“ Hörte sie Sunny im Hintergrund reden. Hatten die etwa auf Lautsprecher geschalten? Mittlerweile ging Kiako etwas durch die Wohnung. Beim Telefonieren konnte sie nicht still sitzen, vor allem nicht wenn sie mit dem Chaos persönlich sprach. Vor ihrem Spiegel machte sie halt. „Bestimmt hat sie wieder den Abdruck ihrer Zeichnung im Gesicht. Ihrer unvollendeten Zeichnung!“ – „Hab’ ich gar nicht…“ maulte Kiako, während sie versuchte sich ihr Kunstwerk von der Wange zu putzen. „Ach ja und du stehst nicht zufällig gerade vor dem Spiegel und versuchst sich irgendwie sauber zu kriegen?“ Durch das Telefon hindurch merkte das Mädchen, wie Gigi grinste. „Tz, beeilt euch.“ Sagte sie nur noch und drückte ihre Freundinnen weg. Nach der Aktion durften sie Kiako bekochen, das war klar. „Ja ja, ich weiß schon… Du willst mich dazu verleiten dich auf zu machen… Oh ja, ich kenne deine Tricks… Wie verlockend du da liegst und ganz unschuldig tust!“ Mit verschränkten Armen ging Kiako in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Ihr Blick war starr auf das Päckchen gerichtet. Das musste richtig seltsam aussehen, doch irgendwie war es der Kampf des Jahrhunderts. Kiako gegen das Päckchen. Ja, oder eher Kiako gegen die Versuchung das Päckchen zu öffnen! Ja, das klang besser. Das Mädchen ertappte sich selbst dabei, wie sie die Titelmusik zu einem Film dieser Situation summte. Tief war sie gesunken, dass sie sich von einem einfach Päckchen einschüchtern ließ… Doch nun war der Moment gekommen und sie griff nach der Schachtel. Innerlich schlug sie sich selbst auf den Kopf. Jetzt hatte sie wirklich so lange gebraucht um diese blöde Schachtel zu öffnen. Was war bloß in sie gefahren… „Ich hab’ Hunger~ Beeilt euch mal ein bisschen!“ stöhnte Kiako, welche auf der Couch lag und ihre Freundinnen herum kommandierte. Eine Kette zierte nun ihren Hals. Sie hatte einen blauen Anhänger, in dem etwa glitzerte. Von weitem sah es wie ein Edelstein aus, doch eigentlich war es nur ein Glassplitter. Die Kette bedeutete Kiako sehr viel, schließlich war daran der Lieblingsanhänger ihrer Mutter befestigt. Niemals hätte sie ihn fortgegeben, weshalb es dem Mädchen einen leichten Stoss ins Herz versetzt hatte, als die Kette in der Schachtel gelegen war. „Sag mal, was ist das für eine Kette die du da trägst? Der Anhänger kommt mir bekannt vor…“ fragte Sunny, als sie sich zu ihrer Freundin hin setzte. Gigi stand währenddessen in der Küche und tat das, was sie am Besten konnte, Nudeln kochen. „Na ja, also… Der Anhänger gehört meiner Mutter. Sie hat ihn mir geschickt, weil sie wollte, dass ich ihn nun habe.“ Log sie halb. Vielleicht stimmte es ja auch… Aber das wusste Kiako nicht. „Ach ja, wann kommt deine Mutter denn wieder zurück? Mary hat schon nach Zoe gefragt, schließlich sind die Beiden so was wie beste Freundinnen.“ Oh ja, das stimmte. Mary und Zoe waren unzertrennlich gewesen, schon seit die Beiden klein gewesen waren. Doch seit ihre Schwester und ihre Mutter fort waren, klebte Mary wie eine Klette an Sunny. „Ich weiß nicht… Aber ich denke, allzu lange werden sie nicht mehr weg bleiben.“ Das Mädchen hatte ihren Freundinnen gesagt, ihre Mutter und ihre Schwester wären zu Verwandten im Ausland gefahren und diese würden so abgelegen wohnen, dass sie fast keinen Kontakt zu ihnen hatte. Gut, das stimmte. So halb zumindest. Mit einem „Essen fertig“ rettete Gigi Kiako aus diesem ihr unangenehmen Gespräch. Schnell stand das Mädchen auf und eilte zum Esstisch, welcher schon von Sunny gedeckt worden war. „Mh, deine Nudeln schmecken immer noch am Besten“ schwärmte Kiako vor sich hin, als sie einige Happen gegessen hatte. „Danke. Aber ich frage mich, warum ich dauernd kochen muss, obwohl ich dein Gast bin.“ fragte Gigi, aber sie erwartete keine wirkliche Antwort darauf. „Entweder du kochst für mich, weil du mich so gern hast, oder weil du dir wieder irgendetwas Unmögliches erlaubt hast.“ Aus dem Augenwinkel heraus vernahm Kiako ein Augenrollen von ihrer Freundin. Augenrollen hatten sie alle drauf, doch niemand hatte es so perfektioniert wie Kiako selbst. Nachdem wieder eine Stille geherrscht hatte, ausgenommen von den Essgeräuschen die von Sunny ausgingen, erhob Kiako erneut das Wort. „Habt ihr alles vorbereitet?“ wollte sie von den beiden Mädchen am Tisch wissen. „Was denkst du denn von uns? Wir sind nicht so vergesslich wie du.“ gab Gigi von sich, worauf diese sofort die letzte Nudel von Kiakos Teller ins Gesicht bekam. Diese kicherte nur leicht über das verdutzte Gesicht ihrer Freundin. Vollmond… Der vollkommene Mond, der sein Licht auf die Menschheit wirft… Der ach so vollkommene Mond, vollkommen wie die Sonne, und ihr doch untergeordnet. Trotzdem ist er für manche Menschen in dieser Nacht wichtiger als die Sonne das ganze Jahr über. Wie er sein Licht auf die Menschheit wirft… Das Meer aufleuchten und glitzern lässt, die Herzen erhellt und Geborgenheit schenkt Eine große hellblaue Decke lag im Sand, weit entfernt vom Ufer. 3 Taschen lagen dort, auch waren verschiedene Zettel und Kerzen darauf verteilt. Perlen und Fäden ebenfalls, verstreut und doch in einer gewissen Anordnung. 3 Paar Schuhe standen am Fuße der Decke und Spuren führten von ihr weg, hinunter zum Ufer. Im Meer standen 3 Personen, Mädchen, blickten hinaus in die Weiten des Ozeans… „Seid ihr bereit?“ fragte Kiako die Mädchen, die neben ihr im Meer standen. Nur bis zu den Knien reichte das salzige Wasser. Es war kalt, eisig, auch wenn es Sommer war. Doch das schien den Dreien nichts auszumachen. Die 3 Freundinnen hielten einen Faden in der Hand, auf den Perlen gefädelt waren. Jede hielt den Faden mit der linken Hand und der anderen hielten sie eine Kerze. Kiako hielt zusätzlich in ihrer linken Hand noch 3 Umschläge. Vorsichtig reichte sie ihren Freundinnen den, auf dem ihr Name stand. „Sunny darf heute beginnen…“ murmelte Gigi mit geschlossenen Augen, zog ein wenig an dem Faden. „D-das geht doch nicht! Wir hatten doch eine Reihenfolge…“ stammelte diese, doch sie musste anfangen. Schließlich war es an sie weitergegeben worden. Sunny ließ den Faden los und drehte sich um, so dass sie zum Strand sah. Langsam hielt sie den Umschlag in die Flamme der Kerze. Bevor dieser ganz abgebrannt war, kam ein leichter Luftstoß und wehte seine Überreste ins Meer hinaus. „Danke…“ murmelte sie vor sich hin und drehte sich wieder zu ihren Freundinnen um. Schnell ergriff sie wieder den Faden. Nun ließ Kiako den Faden los, doch die darauf befindenden Perlen fielen nicht herunter. Sie zündete ebenfalls ihren Umschlag an, tat dies mit einem Lächeln. „Danke“ sagte sie ebenfalls, drehte sich um und nahm wieder den Faden in die Hand. Nun war Gigi dran. Sie hielt den Faden nun mit einem Finger der rechten Hand. Sie ließ ihn nicht los, drehte sich auch nicht um. Trotzdem zündete sie den Umschlag an. Bei ihr kam kein Luftstoß, weshalb sie leicht pustete, um somit die Überreste im Meer zu verstreuen. Ein ’Danke’ kam nicht über ihre Lippen. Sunny sah kurz etwas verwirrt zu Gigi. „Dein Wunsch ist schon in Erfüllung gegangen?“ fragte sie leise, doch Gigi kicherte nur. „Ich denke, er wird in den nächsten Tagen in Erfüllung gehen.“ –„Wieso hast du es dann nicht richtig gemacht?“ fragte Kiako ebenfalls verwirrt. „Geheimnis“ grinste Gigi, räusperte sich dann aber. „Wir müssen es noch zu Ende bringen.“ Ihre Freundinnen nickten. Vorsichtig legten sie den Faden mit den Perlen ins Wasser und sie wuschen sich die linke Hand. „In dem wir unsere Wünsche aufschreiben und verbrennen, bleiben sie für immer in unseren Herzen. Wir verstreuen ihre Asche in allen Winden und hoffen, dass sie in den Weiten des Meeres erhört werden.“ Sprachen sie gleichzeitig und pusteten ihre Kerzen zeitgleich aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)