Von damals bis heute von Kazuki (Shou x Saga) ================================================================================ Kapitel 5: 005 -------------- Das Stöhnen von Shou war wie Musik in seinen Ohren, es konnte eigentlich kaum noch schöner werden. Er gab ihm so viel und wahrscheinlich wusste das Shou nicht mal. Sagas Gefühle zu ihm, welche so plötzlich vor ein paar Minuten …waren es wirklich erst Minuten, aufgetaucht waren, so aus dem mir nichts dir nichts, wurden immer stärker. Sie ließen Saga keine Ruhe mehr, stachelten ihn an, dass hier alleine nur für Shou zu beenden. Komischerweise schien es noch immer perfekt zu sein, nichts würde sie mehr daran hindern können, dass Shou das erste Mal durch jemand anderen kam, genau das was sie doch beide seit Ewigkeiten gewollt hatten. Rein gar nichts, gab es da mehr... Bis auf ein sachtes Vibrieren in Shous Hosentasche und der darauf folgende Klingelton, einer ihm sehr wohlbekannten Band. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Saga benötigte tatsächlich einige Sekunden um zu realisieren, dass es vorbei war. Von einer Sekunde auf die nächste, so schnell wie es begonnen hatte. Genau wie sein Freund zuvor, öffnete er die Augen sah ihn verständnislos an und begriff dann erst die Situation. "Dein Handy..." gab er leise von sich, ließ langsam von ihm ab und schluckte schwer. Der Moment war zerstört, die Stimmung vollkommen dahin, sie konnten jetzt unmöglich weiterführen, was Beide sich so sehnlichst gewünscht hatten. Aus den Augenwinkeln sah Saga nur noch, wie Shou unsicher nach dem nervtötendem Ding suchte, wie er leicht zitterte, aber da hatte er sich schon etwas anderem gewidmet. Der Alkoholflasche, welche noch immer offen auf dem Tresen stand und nur darauf wartete, von ihm an die Lippen geführt zu werden. Oh ja, Lippen und Liebe... Totaler Schwachsinn! Einige geschockte Sekunden starrten sie einander an, wie bei etwas Unanständigem ertappt, wie ein Ehepartner mit seiner Affäre... Dabei war hier nichts dergleichen so, alles... war ... ein... reines Spiel. Nicht wahr? Das war doch so, oder? Saga ließ von ihm ab, mit diesem Ausdruck in den Augen, der Shou das schlechte Gewissen praktisch auf dem Silbertablett servierte. Der Halt war weg - und Shous Beine waren wie Gummi, von einem Moment zum anderen. Er rutschte gnadenlos am Kühlschrank hinab, die Beine angewinkelt… das verbergend was soeben dort zwischen den beiden Beinen entstanden war. Fahrig suchte Shou nach dem dummen Handy, ergriff es und zog es aus der engen Hose hervor. »Tora Handy«. Kopfschüttelnd ging Shou ran und sprach mit zittriger Stimme. "Jah.. T-Tora, ist was passiert?" "Neeee, du Shou? Ich hab ein Problem!" Als wenn Shou das nicht auch hätte... "Hmm...?" "Ich weiß nicht, wo Saga wohnt, kannst du mir das mal durchgeben, oder ist es grade unpassend?" Wenn du wüsstest... "Nein passt schon... Das ist die..." Der Blonde gab leise die Adresse durch, wich der Frage, was denn los sei, aus und legte auf, immer noch auf dem Boden sitzend, nun fühlte er sich elend. Es war unweigerlich, dass er nicht mitbekam wer anrief und auch aus welchem Grund. Warum zum Teufel wusste Tora bitte schön nicht wo er wohnte? War der Kerl noch nie hier gewesen? Diese Frage war schnell selbst zu beantworten. Nein! Tora war noch nie in seiner Wohnung gewesen, warum auch immer konnte er jetzt nicht sagen, aber Fakt war es trotzdem. Von daher konnte der eigentlich gar nichts für diese Situation, sondern eher Saga persönlich. Oder keiner, wie auch immer, war gerade sowieso ziemlich egal. Ohne einen Schluck aus der Flasche in seiner Hand genommen zu haben, stellte er sie wieder zurück auf ihren Platz. Wenn er sich jetzt vollständig betrank, würde es die Szene vor seinen Freunden nicht besser machen, denn diese standen gleich vor seiner Haustüre. Daher drehte er sich lieber zu Shou um und erblickte erst jetzt wie jämmerlich er da auf dem Boden saß und nichts mit sich anzufangen wusste. Das Problem lag darin, dass Saga dies ebenfalls nicht wusste. Problemsituationen lösen gehörte so gar nicht zu seinen Stärken und würde es jetzt auch nicht werden. Er fühlte sich hilflos seinem Freund gegenüber, konnte ihn doch jetzt nicht wieder berühren und mit Worten war er in diesem Thema miserabel. Unsicher schaute er sich um. Einfach zu Shou in die Hocke gehen und beruhigende Worte murmeln, das konnte er nicht, allein dieser Gedanke war nicht einmal in seinem Kopf vorhanden. "Ano.." Er schob sich die Hände in die Hosentasche. "Tora ja?" Ach ne! Intelligenzbestie! Vom Schreck allein war das Problem nicht verschwunden, aber während des Gespräches mit Tora, als die tiefe Stimme des Gitarristen in seinem Ohr geklungen hatte, so ahnungslos und total normal, war alles in Shous Hose wieder normal geworden, nichts mehr erinnerte an den Vorfall. Nur das offene Hemd noch. Welches auch schnell wieder bis ganz oben hin zugeknöpft wurde. Aber diese Szene würde nicht so schnell vergessen sein. Die feuchte Spur an seinem Hals war vielleicht getrocknet, aber sie brannte immer noch auf Shous Haut, auch noch, als der Blonde eine Hand drauflegte. Ebenso die Hand in seinem Schritt, welche nun selbstverständlich nicht mehr dort war, war dennoch zu spüren. Eigentlich... War alles noch genau da, wo es war, bevor das Handy zu klingeln begonnen hatte... Shou sah auf und blickte direkt an Saga vorbei, diesen hundeelenden Ausdruck in den Augen. "Ja, Tora... Er war ja noch nicht hier und so...", nuschelte er halblaut und versuchte dann wieder auf die Beine zu kommen - was ungefähr so einfach war, wie einen entwurzelten Mammutbaum wieder in die Erde zu bekommen. Flupp... Der Blonde saß immer noch unten, oder wieder mal und murrte leise. Er war einfach zu schwach für so was. Wie immer halt. Es war ihm unmöglich seinen besten Freund so am Boden sitzen zu lassen. Egal wie unangenehm ihnen diese verkorkste Situation war. So griff er nach der eiskalten Hand von Shou und zog ihn auf die Beine. "Hab ich mich jetzt auch dran erinnert." gab er immer noch sehr leise von sich. "Kann man nichts machen, ne." Auch bei ihm schwang ein leises Zittern mit in der Stimme, welches wahrscheinlich nur sein Freund wahrnehmen konnte, weil er ihn zu genau kannte. Bei Saga war es nicht anders. Seine Erektion war von dem einen Moment zum nächsten abrupt verschwunden, er fühlte sich kein bisschen mehr erregt, sondern nur noch verwirrt und in eine Welt versetzt, in die er nicht hingehören sollte. Genau in diesem Moment klingelte jemand bei ihm an der Wohnungstür. Tora schon da? Aber zumindest war es ein Grund dem hier schnell und ohne Lügen zu entgehen. Saga musste öffnen und tat es Sekunden später auch. Der Lieferservice! Den er total vergessen hatte, aber ihm wurde so bewusst, dass sie so oder so jeden Augenblick in ihrem Tun gestört worden wären. Es wäre unvermeidlich gewesen. Wie er vermutet hatte, wollte keiner seinen Ausweis sehen und er bekam alles wie bestellt. Das heiße Essen und die drei vollen Flaschen des billigen Sektes, balancierte er in die Küche, stellte es unsicher ab, schaffte es aber ohne weitere Komplikationen. Erneut klingelte es an der Tür. Hatte der Kerl was vergessen, aber ein Blick sagte ihm, dass alles Bestellte vor ihm stand. Konnte nur Tora oder Nao sein. "Bist du so freundlich?" gab er an Shou weiter, ohne ihn dabei eines Blickes zu würdigen. Ohne das er was dagegen sagen konnte, zog Saga ihn auf die Beine und ließ ihn wenige Sekunden später wieder stehen. Wieder allein. Und, wie Saga schon gespürt hatte, wurde dem Blonden immer kälter. Er schlang die Arme um den Körper und unterdrückte jede weitere Gefühlsregung. Zu plötzlich, zu schnell hatte es begonnen und wieder aufgehört. Ohne Grund begonnen, mit einem Feuer, das noch nie zuvor da gewesen war. In einem Zeitraum, der sich anfühlte wie 2 Jahrhunderte, ach was... Jahrtausende! Genauso wie es jetzt Ewigkeiten zu dauern schien, ehe Saga wieder kam. Shou ließ den Blick schweifen und blieb an der offenen Alkholflasche hängen. Er ging drauf zu und hatte, ehe er überhaupt darüber nachdenken konnte, einen großen Schluck genommen und ihn schütteln runtergeschluckt. "Ih...", kam es nur von ihm, aber die brennende Wärme tat ihr übriges und holte etwas Frieden in den abgestumpften Körper zurück. Schnell war die Flasche wieder an Ort und Stelle, zugeschraubt und Saga kam wieder. Ohne ihn zu bemerken. Ohne ihn anzusehen. Erneut glaubte der Blonde etwas falsch gemacht zu haben. Aber er bekam keine Chance zu fragen. "Hai...", nuschelte er nur und ging zur Tür, öffnete diese und wurde im nächsten Moment stürmisch über den Haufen gerannt, bekam einen dicken Schmatzer auf die Wange. "Allleeeeeeeeeeeeeeeeess Gute zum Abschluss, du alter Streber!!", rief Nao, drückte den Vocal eng an sich und hüpfte leicht. Tora stand hinter ihm und schloss die Tür. "Wir haben uns zufällig getroffen und sind dann zusammen hergekommen.". Shou nickte überrumpelt und fand kein Wort, bis Nao ihn an der Hand nahm und zu Saga in die Küche zog, welchen er auch gleich über den Haufen rannte. "Du Sexsymbol in Spe! Ich hab dein Magazin gesehen!! Herzlichen Glückwunsch!" Es war ihm unmöglich anders zu reagieren. Er wusste nicht wie und Shou weh tun war auch nicht seine Absicht. Da war es doch am besten so zu tun, als wenn das nicht passiert wäre, oder nicht? Zumindest konnte Saga es nicht so schnell wieder vergessen, wie es bei Shou aussah wusste er nicht. Dieser hatte es ebenfalls genossen, da war er sich mehr als nur sicher, aber wie würde er damit umgehen? Wahrscheinlich war, dass er dies niemals rausfinden würde, denn er würde seinen Kumpel darauf nicht ansprechen. Würde er doch nicht, oder? Zumindest konnte er das nicht, denn sie hatten gerade wahrhaftig rumgemacht. Sie beide, wo man das niemals erwartet hätte, Saga am wenigsten. Und es ging so schnell, und vor allem ging es von ihm selber aus, wo er noch nie einen Kerl berührt hatte. Denn das war wohl mit das größte Problem von allen: Shou war ein Kerl, Saga war ein Kerl, sprich Kerl und Kerl war ein Ding das im Sexuellen nicht funktionierte. Obwohl sie Beide geil gewesen waren. Allerdings rissen ihn da zwei Personen aus seiner Gedankenwelt, zum Glück aller. "Was?" Schon hatte er einen Nao an seinem Hals hängen, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Saga benötigte wahrlich ein paar Sekunden um sich zu fangen und sich nichts mehr anmerken zu lassen. Ihm war klar, dass das hier erst mal niemand erfahren sollte. Denn es war nicht relevant. Ein einmaliges Versehen, welches sich nie wiederholen würde. Eine Sache zum Vergessen, mehr nicht. Dann schmunzelte er. Der typische Gesichtsausdruck von Takashi Sakamoto. "Danke, danke!" Er war sichtlich überrascht, dass Nao diese Zeitschrift entdeckt hatte. "Also nach all den Tagen, die wir uns nicht gesehen haben immer noch der Alte was? Stöberst den ganzen Tag in langweiligen Zeitschriftenläden rum, in der Hoffnung was Neues zu finden, was du noch nicht kennst. Eigentlich unmöglich und das weißt du, du Freak." und dieser Ausdruck war nicht böse zu ihm gemeint und Nao wusste dies auch. Es war nichts Neues, dass sie ihn so betitelten, den man musste eingestehen, dass er einer war. Aber auf seine eigenen nette Art und Weise. Tora begrüßte er ebenso freundschaftlich, als er Nao losgeworden war. Sie hatten sich wirklich eine ganze Ewigkeit nicht gesehen und so musste Saga ihm ebenfalls zum Abschluss gratulieren. "Ihr Beide habt es echt geschafft. Ich mein, ich bin nun ohne Abschluss, aber son Supermodel wie ich hat das auch nicht nötig." gab er ein bisschen an, was ihm aber sicherlich niemand von ihnen übel nahm. So kannte man ihren guten alten Freund Saga. Nichts war vorgefallen, nichts war gerade passiert. So saßen sie auch kurze Zeit später mampfend und trinkend auf und um das Sofa verteilt und Saga sprach viel von seinem Job, kam aber auch auf das Thema mit ihrer Band zu sprechen. Shou, der eigentlich genauso mitreden konnte, weil er selber gute Ideen dazu hatte, hielt sich dezent raus. Saga fiel dies auf, aber er sprach es nicht an. Und dank dem Sonnenscheinchen Nao war es den beiden nicht schwer gefallen, es zu verdecken, was vorgefallen war. Vielleicht konnte es Saga durch seine perfekte Schauspielmaske und dank dm Modeln von sich abfallen lassen, und vielleicht vergessen, aber Shou war nicht 3 Jahre Schauspielsschule Babelsberg gewesen und dementsprechend an manchen Tagen für Nao oder für Tora ein offenes Buch. So auch heute, denn diesmal war es Tora der ihn sehr aufmerksam musterte, sodass sich Shou immer wieder wegdrehen musste, da er sonst praktisch spürte, wie der Gitarrist die vergangene Szene wie im Fernsehen sah. Natürlich konnte das nicht so sein, aber der Blonde fühlte sich so. Sodass er sich auch kaum an dem Gespräch beteiligte, das seine 3 Freunde um die Band führten. Shou war eigentlich gar nicht da. Bis... "Also.. Wenn unser Sänger so schweigsam ist, muss er ja wohl was dagegen haben, dass wir unsere Band in ein Studio bringen wollen um ein Tape aufzunehmen." gab Tora trocken von sich und trank an seiner Flasche, sah den Blonden dann eindringlich an, der sofort begann den Kopf zu schütteln. "Nein, ich wollte... eure Diskussion nicht stören, ich bin genau eurer Meinung und ja, ich will in das Studio, und nein Nao sollte nicht im Minirock auf die provisorische Bühne, wenn wir mal nen Auftritt haben, so was kann Saga übernehmen!", plapperte er einfach drauf los und schluckte dann, vermied den Blick zu Saga. Ob es nun gut oder schlecht war, dass Tora so trocken den Vocal ansprach, dass wusste Saga in diesem Moment nicht. Hatte Tora da was bemerkt? Zumindest nicht über ihn, denn Saga war jetzt wie immer. Das Gespräch zwischen ihnen tat ihm gut, er freute sich noch immer auf ihr Vorhaben und dass die Anderen zustimmten, ließ es noch in einem viel besseren Licht erscheinen. Nur das mit dem Minirock an sich selber, da hatte er noch ein ziemlich großes Wörtchen mitzureden. "Moment...!" wollte er gerade einwenden, als eine Hand von Tora nach seiner griff und ihn so um Ruhe bat. Saga verstand sofort, was von ihm verlangt wurde, also hatte Tora doch was an Shou bemerkt und wollte es nun nicht noch schlimmer werden lassen. Gut… gesagt, getan. Saga war kein dummer Mensch und beließ es dabei. Über Outfits konnten sie sich später noch stundenlang unterhalten. So kam es an diesem mittlerweile späten Abend, dass sich Saga aus irgendeinem komischen Grund nicht sinnlos betrank und Tora und Nao sogar schon recht früh wieder Heim wollten. Bzw. hatte Tora eine nette Verabredung geplant, weswegen er auch lange ausschlafen wollte. Nao hingegen sehnte sich schon wieder nach seinen Internetbekanntschaften. So wurden Shou und Saga, die beiden besten Freunde, die man sich überhaut vorstellen konnte, erneut allein gelassen. Aufräumen durfte natürlich der Herr des Hauses wieder alleine, aber das kannte er. Allerdings wurde meist von Shou geholfen, aber es war wie gesagt schon recht spät. Außerdem musste Saga ehrlich zu sich selber sein, wusste er noch immer nicht wieder mit Shou umzugehen. Das würde sich sicherlich die Tage wieder legen, aber in diesem Moment war es für ihn ausgesprochen schwierig, denn es schien auch, als wenn Shou kein Stück auf ihn zukommen würde. "Wann musst du zu hause sein?" Seine Eltern, wie immer wie ein kleines Kind. Bevor Tora ging, nahm er sich Shou noch mal beiseite, ohne das Saga oder Nao etwas mitbekamen. "Kleiner, mit dir stimmt doch was nicht.", murmelte er schnell, während er seine Jacke anzog und einen Blick über die Schulter warf. Shou hingegen sah nur unschuldig zu dem Schwarzhaarigen hoch und schüttelte den Kopf. "Alles okay.". Tora schnaufte und wuschelte ihm durch die Haare. "Hattest du Streit mit Saga?", fragte er unumwunden und sah noch mal über die Schulter - sie standen im Korridor, Saga und Nao würden jeden Moment nachkommen. Und da Shou niemanden von seinen engsten Vertrauten anlügen konnte, biss er sich auf die Unterlippe. "Na ja.. So ähnlich...", nuschelte er und blickte zu Boden. Gott sei dank, ehe Tora weiter fragen konnte, kamen Saga und Nao in den Korridor und der Abschied ging schnell vonstatten. So standen nur noch Shou und Saga allein in dem kleinen Raum, auf dem Holzboden. "Weiß nicht. Meine Eltern meinten, dass ich auch hier pennen kann... Sonst soll ich einfach leise sein, wenn ich nachhause komme...", meinte er leise und seufzte. "Sie sind nicht mehr so, wie vor einem Jahr, ich meine, Abschluss und so...", fügte Shou noch hastig hinzu, als Saga seine Augenbraue hob. Der Typ schien tatsächlich schon zu vergessen. "Hier pennen?" Betreten sah Saga zu Boden, so eine Situation hatten sie bisher noch nie gehabt. Dass die Entscheidung wegen dem Übernachten in der Luft hing. Komisches Gefühl. Aber am liebsten hätte er es gehabt, wenn Shou gegangen wäre, aber da hatte Saga ganz stark das Gefühl, dass es an ihrer Freundschaft kratzen würde. Wie hieß es immer? Mit seinem besten Freund sollte man am besten nie was anfangen, egal ob männlich oder weiblich, weil das die Freundschaft zerstörte? Wer hatte da denn schon wieder Recht gehabt? "Vielleicht magst du mit mir die Reste noch austrinken?" Wenn sie sich gegenseitig schon ertragen mussten, dann doch bitte im alkoholisierten Zustand. Saga tat es weh so zu denken, aber Shou auf das hier ansprechen? Nein danke, das würde nicht gut enden. Dieses mal hatte er stark das Bedürfnis, dass Shou damit anfing, er selber konnte sich nicht überwinden. Diese Aussage, dass er hier pennen könnte, also das seine Eltern es erlauben würden... Shou hatte nicht damit gemeint, das er unbedingt hier schlafen wollte, nur das es eine Option war. Eine Option mehr, die vielleicht zu einem Konflikt führen würde... Von dem Blonden kam ein murrender Laut, der zustimmend klang. Also folgte er seinem Kumpel ins Wohnzimmer, wo noch eine zusätzliche Wodkaflasche halbvoll stand, eine leere Sektflasche(Tora) und eine, die noch fast voll war (Nao). "Vorrat haben wir ja...", murmelte Shou, ließ sich mit Abstand neben Saga fallen und seufzte. Okay, das würde bedeuten, dass er seine Prinzipien einmal über den Haufen kippen würde. Aber schon der Schluck vorhin hatte gezeigt, dass ja irgendwas Gutes an dem Scheiß sein musste. Er schnappte sich Naos Flasche und ein Glas, goss sich ein und sah zu Saga. "Dann... Prost...?", fragte er zaghaft, blinzelte und lächelte kurz. Auf die misslungene Szene von vorhin. So begeistert von der Idee hier schlafen zu können, schien Shou auch nicht zu sein. An ihnen Beiden nagte noch immer die Szene von vorhin, das bemerkte selbst Saga. Er selber begnügte sich allerdings nicht mit einem kleinen Glas, sondern nahm wie immer die Flasche zur Hand. Viel praktischer. Zustimmend nickte er Shou zu. "Prost." Gab er murmelnd von sich und kippte den Rest Alkohol in sich rein. Er war zwar noch nicht betrunken, aber stark angetrunken, dass ließ sich bei dem Alkoholkonsum von heute nicht vermeiden. Vielleicht bekam er dieses wohltuende Gefühl, der kompletten Bewusstlosigkeit heute noch zu spüren. Aber dann würde er wahrscheinlich wieder über Shou... Nein! Diese Gedanken mussten gänzlichst verschwinden! Sofort, auf der Stelle und für immer. Nie wieder an Sex mit Shou denken! So verschwand die leere Flasche unter dem Tisch und eine neue, aber auch schon fast leere Sektflasche zauberte sich in seine Hand. Diese Stille um sie rum, ließ Saga fast durchdrehen. Warum redete Shou nicht? manchmal hasste er ihn für sein ruhiges Verhalten. Erwartete sein Freund nun irgendetwas von ihm? Konnte er glatt vergessen! "Morgen, ne." meinte er dann weiter irgendwie abwesend redend. "Da fragen wir nach bei dir, wegen dem Studio zum Aufnehmen. Danach treffen wir uns im Proberaum." Zumindest hatte er das kurzerhand so entschlossen. Tat ja sonst keiner hier was, außer ihm. Er schielte zaghaft zu seinem Freund, der kotzte ihn gerade ziemlich an. Mach dein verdammtes Maul auf! Am liebsten hätte er ihm diese Worte ins Gesicht geschrieen. Ein Glas... Zwei Gläser... Und Shou exte. Ihm war danach. Scheiß auf die Grundsätze... Er hatte vorhin immerhin den ersten gebrochen, nun konnte er also noch einen brechen, und wahrscheinlich würden noch mehr folgen. Saga trieb ihn praktisch dazu an. Da der Blonde noch nie wirklich getrunken hatte, ging er still dabei vor. Woher hätte er auch wissen können, das man sich dabei unterhielt? Das man blöde Sprüche riss und sich wie ein Affe verhielt? Vielleicht sogar sich die Klamotten vom Leib riss und blank zog. Woher? Er hatte Saga trinken sehen, zusammen mit Tora und Nao. Aber nie hatten sie so etwas gemacht - wegen ihm. Er war wohl immer der Kleine, auf den man aufpassen musste, dem nichts passieren dürfte. Und wisst ihr was? Shou hasste sich dafür, ständig dafür gehalten zu werden. Sogar im Sport gaben ihm die Lehrer den Vortritt, immer einen Punkt mehr - "Der Arme Junge, er schaut so zerbrechlich aus!". Er wollte nur, dass das aufhörte, dass nichts mehr davon in der Welt war. Alles weg. Und als würde ihn das noch bestätigen sah er Sagas Blick. So zaghaft der Versuch auch war - Der Blonde sah die Wut dahinter und glaubte fast noch ein Knurren zu hören. Er überging dessen Kommentar für morgen. Er sah seinen Freund an, schob das Kinn vor. Shou, fordere es nicht heraus, du willst keinen Streit. "Kotzt es dich so an, mich als Freund zu haben? Schämst du dich nicht manchmal für mich?" Blinzelnd stellte er sogar fest wie viel Shou gerade trank. Es war ihm im Grunde ziemlich egal, was der da tat und was nicht, aber er bemerkte es immerhin am Rande doch noch. Allerdings waren da viele andere Dinge in seinem Kopf, die an Wichtigkeit Vorrang hatten, daher sprach er seinen Freund auf dieses Thema jetzt wohl nicht an! Er war sowieso eher damit beschäftigt seine Wut zu unterdrücken und zu hoffen, dass sie nicht urplötzlich aus ihm raussprang und Shou mitten ins Gesicht. Dann diese Frage. So unerwartet und ehrlich gestellt. Saga war überrascht, man sah es ihm aber nicht an. Trotzdem gab es einen kurzen Moment der Überrumpelung, was wollte er da genau wissen? Sich schämen? Für Shou, seinen besten Freund, seit nun fast 15 Jahren? Aber war dies nicht der beste Moment um ihm nun ein auszuwischen? Für seine ruhige Art, wo das jetzt nicht angebracht war? Nein, das würde ihre Freundschaft definitiv nicht retten. "Warum willst du das wissen?" Er sah auf seine erneut leere Flasche zurück. Was vorhin beim Saufen mit den Anderen nicht eingetreten war, holte er langsam nach. Der Alkoholpegel in seinem Blut stieg stetig an. Die Finger, welche bestückt mit Ringen waren, spielten mit dem Flaschenhals, er stellte das leere Objekt nicht zurück an seinen Platz. "Fühlst du dich so, als würde ich das denken?" er zog unbekümmert die Schultern hoch. Eigentlich hätte er dich mit einem einfachen Nein antworten können, denn er schämte sich keineswegs für seinen Kumpel. Dann würde er doch die Band nicht mit ihm gründen wollen. Warum fragte Shou das? "Was geht in deinem Kopf vor, huh? Was denkst du dir zusammen?" Oujah, Shou war ehrlich, es hieß ja auch so schön, im alkoholisierten Zustand zeigt der Mensch sein wahres Ich. Und er war ehrlich dabei. So sprach der Blonde also von seinen Ängsten. Und Verdachten. Wie er jetzt von der Wahrheit philosophierte wollte er auch die Wahrheit haben... Und keine gottverdammten Gegenfragen!! Der Blonde setzte die Flasche nun ganz an und trank zwei kräftige Schlücke. Das Gefühl war berauschend, wie schnell es sich ausbreitete und sich setzte und dem Älteren mehr Mut verlieh. Als er absetzte lachte er auf. "Meinst du echt, ich würde... so eine Frage grundlos stellen? Wie du guckst, genau jetzt. Vor Wut kochend. Du bist sauer auf mich. Und diesen Blick sehe ich nicht zum ersten Mal.", er holte tief Luft und sah seinen Kumpel direkt an. "Ich bin dir doch zuwider!", knurrte er seine Flasche an und schluckte. Saga zu hassen, oder das Saga anfing ihn zu hassen, war nicht sein Ziel. Es sollte nur raus, jetzt!! "Es ist doch alles... so unreal!" Es war doch schon immer bekannt gewesen, dass Shou nicht dumm, sondern ein sehr guter Beobachter gewesen war, wenn nicht sogar der Beste unter ihnen. Das bewies er hiermit aufs Neue. Super, dann wurde er eben durchschaut, machte jetzt auch nichts mehr schlimmer, denn es schien wahrlich auf einen Streit zwischen ihnen hinaus zulaufen, der nicht mehr zu stoppen war. Aber es war so ausgemachter Schwachsinn, was er da von sich gab. Nicht der Realität entsprechend. genau! Unreal, aber doch nur das was Shou von sich gab, nicht das wie es wirklich aussah. Nur schien das der Ältere irgendwie anders zu sehen. "Was willst du denn von mir hören?" Sein Herz pochte schon wieder unerbittlich in seiner schmalen Brust. Bei jedem Gedanken an seinen Freund neben ihn, egal was für ein Unsinn er sprach, machte es einen Satz nach vorne, wollte regelrecht aus dem Brustkorb springen um sich zu präsentieren, um zu sagen 'Hier bin ich, siehst du mich wie ich mich nach dir sehne?' Vergessen! Hallo? Ist das möglich, bitte jetzt auf der Stelle? Die Stirn in Falten gesetzt, versuchte Saga angestrengt diese Gefühle zu verdrängen. Mehr Alkohol bitte! Er schaute sich um, fand keinen mehr. Die Küche, aber das würde Shou jetzt gegenüber nicht passend erscheinen. So drehte er sich komplett zu ihm um. "Hör mal zu Kleiner." fing er an, holte tief Luft und wusste natürlich nicht wie er weitersprechen sollte. Shou sah elend aus, angetrunken, man sah es seinen Augen an. Dieser Körper war noch nicht oft betrunken gewesen und wusste mit diesem Zustand nicht sonderlich gut umzugehen. Und? War Saga doch jetzt egal. "Also hör zu. Red nicht sonen Müll. Ja, ich bin sauer auf dich!" Der Alk ließ auch ihn schön ehrlich werden. "Aber nicht weil du son scheiß Kerl bist, verstehse?" ja aber warum denn? "Weil du nie deine Klappe aufmachst, weil du nie was rallst, was so eindeutig ist. Immer...weißte... muss man dir alles zehn Mal erzählen, bist du dann gnädigerweise vielleicht, ich sage vielleicht, verstehst." Auch das war bisher nie ein Problem zwischen ihnen gewesen. Saga nervte dies eigentlich nicht, aber wenn es hier um Gefühle ging... Ach nicht schon wieder dieses leidige Thema! Er schlug sich dafür selber kurz mit der Faust fest gegen die Brust. Wenn sie nicht von alleine verschwanden, musste man sie eben dazu zwingen. "Was ich von dir hören will? Die... die...", Shou verlor den Mut, setzte erneut zum trinken an und leerte die Flasche. Das war dann der letzte Zuproster, das letzte Mal tanken... "Die Wahrheit, du Idiot!", prustete der Blonde von sich und stellte, oder knallte besser, die Flasche auf den Glastisch, der bedrohlich klirrte. Und er bekam die Wahrheit, genauso wie er sie wollte. Auf dem Tablettchen serviert, mit Garnitur... Er sank gegen die Lehne und rutschte ein Stückchen herunter, lachte auf und blickte von Saga weg. Schwieg. Ihm selbst war das nie aufgefallen. Er dachte mehr nach, er sprach nicht bevor er drüber nachgedacht hatte, jedes einzelne Wort genau ausgewählt hatte und abgewogen, ob es treffen konnte, oder nicht. So hatten es seine Eltern an ihn vererbt, es ihm gelehrt und gezeigt. Und seine zig Privatlehrer zuhause auch. Aber grade war damit Schluss, der Blonde dachte nicht mehr nach und wollte nicht mehr. Es erschien ihm grade so sinnlos, alles was er hier tat. Mittlerweile wollte er nur noch aufstehen und gehen, doch wegen Saga tat er es nicht. "Ich kann doch auch nichts dafür, ich will niemandem wehtun, dir schon am wenigsten und da... Da ist eben besser, wenn ich meine Klappe halte und dich reden lasse!", da saß Shou wieder aufrecht. Ja, genau. Saga übernahm immer das Reden. "Du sprichst doch eh immer für mich zu anderen, warum brauchst du mich dann noch?". Shou sah einfach nicht, was genau Saga hatte. Wäre er nüchtern gewesen, vielleicht, aber so. Verwirrt sah er zu der Flasche, die gerade fest auf seinen Tisch geknallt wurde. So etwas hatte er bisher von Shou noch nie erlebt. Aber zugegeben, das war nicht schlecht. Er machte sich. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass die Worte seinen Freundes ihm weh taten, ihn ganz und gar nicht kalt ließen und an ihm vorbeirauschten, wie er es gerne gehabt hätte. Da half ihm auch der Alkohol nicht. Was Shou anging war er empfindlich, vor allem jetzt wo sie sich doch schon stritten. Und dass dieser dann auch meinte, er würde ihn nicht brauchen. Was für eine schlimme Lüge! Saga sah sofort weg, das hatte ihn tief getroffen, aber musste Shou nicht unbedingt wissen. Wenn er das denn nicht erneut an ihm ablesen konnte. "Freundschaft und... so etwas." Er war nicht gut im Reden, wenn es sich um solche Diskussionen handelte. "Darum bauch ich dich. Wir...kennen uns doch seit Ewigkeiten. Haben wir da schon mal gestritten?" Er konnte sich jetzt nicht daran erinnern, was aber nicht unbedingt etwas zu bedeuten hatte. "Du weißt doch, ich liebe dich." Und wie sehr das zutraf! Wie sehr er ihn liebte, begehrte... Und da war alles vorbei. Es reichte. Diese Gefühle, nicht schon wieder, nicht immer und immer wieder. Saga erhob sich abrupt von seinem Platz. "Was war das vorhin in der Küche?" Das Schreien konnte er nicht mehr zurückhalten. Es machte ihn verrückt, trieb ihn in den Wahnsinn, jede Minuten von vorne beginnend. "Warum verdammte Scheiße hast du dich von mir anfassen lassen? Bist du schwul? Jammerst du deswegen hier so rum?" Shou war ihn Fahrt und ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, das war grade schwierig. Nicht möglich um ehrlich zu sein. Der Blonde sah nicht, wo er sich da hineinritt, sah nicht, dass er Saga wehtat, dass er sich selber weh tat und das alles eigentlich total... grundlos war. Nur der Alkohol, weil Shou zu schwach war seine Prinzipien zu erhalten. Ja ja, lieben... Als wäre das etwas, dass real war. Alle Schnulzen im TV, jede Beziehung... Doch alles nur Lug und Trug. Ein Scheinbild um das bisschen Leben noch schöner zu machen. Wumm. Shou zuckte zusammen, als die Laute Stimme durch das Zimmer hallte. Es dauerte auch noch eine Weile ehe der Blonde registrierte, dass diese Stimme zu Saga gehörte. Er sah auf und in die Augen des Brünetten. Ja warum...? "Weil...", er begann leise, sehr leise... Dann stand er langsam und wacklig auf. Klopfte seine Klamotten ab und blickte zu seinem "Kumpel". "Warum hast du dann damit angefangen?", fragte er zurück, schrie nicht, aber mit erhobener Stimme. "Was hat dich dazu angeregt, mich anzufassen? DAS ist doch interessant, oder?", er drehte gnadenlos das Spiel um, stellte nun seinerseits die Gegenfragen und trat näher zu Saga. "Und rumjammern tu ich auch noch... Weil ich mir Gedanken mache, ja? Gott, wie erbärmlich muss ich in deinen Augen wirken!" Treffer und.... versenkt! Sogar mehrmals! Aber so leicht durfte er sich nicht geschlagen geben. Nicht in diesem Thema, welches ihm so extrem nahe ging. Aber der Streit war schon ausgebrochen, den konnte man an diesem Abend nicht wieder einrenken, selbst wenn Shou heulend am Boden liegen würde. Irgendwie... wünschte sich Saga sogar diese Situation um noch mal kräftig in ihn reinschlagen zu können. Wegen der Unsicherheit fing er an zu lachen. "Im Gegensatz zu dir fick ich auch Weiber! Ich hätte schon gut drei Kinder haben können, wenn ich sie nicht zu Abtreibungen überredet hätte!" Es war sicherlich keine Sache, auf die er sonderlich stolz war, aber es unterstützte seine Argumente sehr gut, deswegen wand er dieses an. Wenn man recht darüber nachdachte, war er nicht anders, wie sein Erzeuger damals. Fremde Frauen vögeln, Kinder zeugen und abhauen. Der Erzeuger, auf den er sogar vor seiner Mum noch, eine scheiß riesen Wut hatte. Wo er sich schon seit Gedenken wünschte ihm so oft die Fresse zu polieren, dass man ihn nicht mehr erkennen konnte. Aber dass er selber so war, würde Saga erst begreifen, wenn man ihm dies mitten ins Gesicht sagte. Es war ihm so gar nicht bewusst, denn er hatte nie ein anderes Verhalten bei Männern kennen gelernt, kein anständiges Vatervorbild je gehabt. Aber zurück zum Thema. Sie Beide zitterten vor Wut wie verrückt, konnten sich kaum noch beherrschen dem Gegenüber nicht an die Gurgel zu gehen, auch wenn dies im Nachhinein wahrscheinlich die Situation gerettet hätte. "Ich wollte dir endlich zeigen wie geil du im Inneren bist! Wie du dich nach diesen Sauereien sehnst und einfach nur zu feige bist, es rauszulassen! Du würdest endlich freier werden, wenn du deine Lust nicht mehr unterdrückst. Du bist verklemmt! Wie ein 12-jähriges Kind!" Es war ihm nur durchaus bewusst, warum Shou so war, aber in diesem Moment spielte das keine Rolle. Sie hassten sich für ihre eigenen Worte und die des Freundes, konnten sich aber nicht mehr stoppen. "Werd endlich erwachsen und stoße dir die Hörner an feuchten Mösen ab!" Ach ja, und prahlen tat der Herr auch noch gerne, wie wunderbar mit anzusehen. Natürlich tat es Shou weh, diese Angebereien und Demütigungen über sich ergehen zu lassen, aber er hatte darauf schon eine Antwort parat, von der er wusste, das sie mehr passen würde. Aber was dann? Einfach umdrehen und gehen, Good bye sagen und zur Tür hinaus? Saga einfach alleine lassen mit dem gesagten, nicht ausgesprochenen? Das wäre nicht Shous Art. Er würde sich lieber hier und jetzt mit Saga prügeln - und gnadenlos verlieren - als abzuhauen, wie ein feiger Hund, wo es doch klar war, das beide die Nacht nicht schlafen würden. Doch kannte Shou seinen Freund gut genug um zu wissen, dass jener verunsichert war, das nervöse Lachen, das leichte Augenzucken - typische Merkmale. Shou ging es nicht anders. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, die Augen zu Schlitzen verengt, der Atem flach, die Gedanken vom Alkohol vernebelt. Am liebsten würde er auf Sagas Brust eintrommeln und ihm die Meinung eiskalt ins Gesicht sagen... "Hätte, wollte, können!! Ist doch auch alles was du kannst! Bei dir sind Frauen doch nur Taschentücher! Du benutzt sie und wirfst sie weg, du zwingst sie, das Kind abzutreiben! Und dann sagst du mir ich will das auch?!", nun schrie er selbst, es war ihm einfach unbegreiflich, wie man so denken konnte. "Ich bin lieber verklemmt und warte auf genau DIE Richtige, anstatt mich durch halb Tokyo zu vögeln ohne Ergebnis! Frag dich mal selber was "Erwachsen sein" ist!". Der Blonde holte Luft und spürte Augenblicke später die drückende folgende Stille, die stehende Luft im Raum. Wie sehr er sich grad wünschte, das Alles wäre nie passiert. Gut, nun war es so weit. Jemand hatte es ihm fast genau so, wie er dachte, ins Gesicht gesagt. Dass es da von Shou kam machte es nicht besser. Er sah ihn nur mit bebendem Körper an. Was sollte das jetzt bedeuten? Dass er nur ein dummer Ficker war, der nichts anderes im Kopf hatte? Ja, so hatte Shou es vor ein paar Sekunden ausgedrückt. Gut, er begriff... zwar sehr langsam, aber es schlich sich in seinen Dickschädel und scheiße, das tat weh! Sehr weh sogar. Sein Gegenüber hatte erneut mit Worten gewonnen. Darin war der einfach besser, aber diese Worte waren mehr als nur das, was sie zu sein schienen. Er wurde mit seinem Erzeuger verglichen, dass schoss ihm sofort durch seine Gedanken. Wenn es um ihn ging, um seine Lebensweise, sein Denken, eventuell seine Familie, und da fühlte er sich am meisten angesprochen, dann war der Spaß eindeutig vorbei. Er wurde verglichen mit dem Menschen, den er am meisten hasst. Kein Problem, wenn es ein wildfremder zu ihm sagte, aber bei seinem Kumpel war das was anderes. Er wusste, dass da dann die Wahrheit dahinterstecke. Er öffnete seinen Mund, aber Sätze kamen keine mehr zustande. Er fühlte sich leer, vollkommende Leere in seinem Kopf, nicht mal zu reagieren wusste Saga mehr und er stand nur perplex da, starrte Shou entsetzt an und schwieg. Der Blonde atmete schwerer als gedacht, spürte das Gefühl von Alkohol im Blut und spulte innerlich noch mal zurück was er gesagt hatte. War er wirklich grad so ausgetickt und hatte seinen besten Freund solche Sachen entgegengeschleudert...? In dem Ton? Diese Worte, die er nie hatte in den Mund nehmen wollen? Nicht weniger perplex als Saga starrte Shou noch zurück, blinzelte einpaar mal, versuchte wieder zornig zu gucken, was nun aber nicht mehr möglich war. "Ich...", setzte er an, doch er wusste, das nichts mehr hier zu retten war, für diesen Abend nicht und auch nicht für die Nacht. Es kam keine Entschuldigung über seine Lippen, es stimmte immerhin und Saga hatte seinen Teil dazu beigetragen, dass die Fetzen hier so flogen. Also... Bleib ruhig Shou. Ganz ruhig. Er sah zu Boden, holte noch mal Luft und biss sich auf die Unterlippe. "Ich sollte gehen.", meinte er dann nur noch monoton. Lieber schnell, ehe sich Saga noch etwas in seinen betrunkenen Kopf setzen konnte, was noch schlechter wäre. Shou drehte sich schwankend um, und tat einen Schritt und noch einen... und musste sich glatt am Sofa festhalten um nicht umzukippen. Scheiß Alk! Noch immer war er zu nichts anderem fähig als dort zu stehen und zu starren. Es gab nichts mehr was er Shou hätte an den Kopf werfen können, denn in seinem eigenen gähnte vollkommende Leere. Es dauerte eine geraume Weile bis er sich wieder rühren konnte, es war nur ein kurzes Blinzeln, aber das brachte erneut alles ins Rollen. So gut er seinen Körper, trotz des vielen Alkoholkonsum, noch unter Kontrolle hatte, schnellte seine Hand hervor und griff nach Shous Oberarm. Er griff sogar unbewusst so fest zu, dass am nächsten Morgen sicherlich blaue Flecken an der Stelle zu sehen sein würden. Aber Saga bemerkte dies nicht. Immer wieder ratterte es durch seine Gedanken, dass sein bester Freund ihm gerade solche Worte entgegengeschleudert hatte, dass er sie voller Ernst und ohne Gewissensbisse ausgesprochen hatte, um ihn zu verletzten. Saga glich sein Erzeuger. Alles Weitere war nicht mehr wichtig. Mit einem Ruck zog er Shou zurück auf seine wackeligen Beine, sah ihn wutentbrannt ins Gesicht. Seine Lippen bebten, versuchten Worte zu formen. Sein Mund öffnete sich immer wieder, aber es kam nichts außer heißer Luft aus ihm. Der Griff lockerte sich nicht ein bisschen und ohne das er sich entsinnen konnte, erhob Saga seine freie Hand, formte sie zu einer Faust und richtete diese auf das entsetzte Gesicht seinen ewiglangen Freundes. Sie war so fest geballt, dass Adern stark hervortraten, welche die Anspannung in seinem ganzen Körper unterstrichen. „Vergleiche mich...niemals mit ihm!“ Bisher war es ein unausgesprochenes Gesetz zwischen ihnen gewesen. Shou hatte nicht das Recht über Sagas Familie zu sprechen, solange er selber das Thema nicht begann. Bisher war dies kein Problem gewesen, denn im Prinzip spielte seine Hurenmutter keine große Rolle in seinem Leben und war daher unwichtig. Sein Vater auf dem Papier zahlte weder für ihn, noch hatte er sich jemals gemeldet. Vielleicht war dieser auch schon tot. Besser für ihn. Von daher war es nie relevant gewesen, diese Personen anzusprechen und sie wussten wahrscheinlich Beide, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Saga beim Erwähnen ihrer Namen ausrastete. Seit Jahren staute sich die Wut in ihm an, Wut welche er nie offen angesprochen hatte. Um ehrlich zu sein, gab es da sogar Momente, wo er neidisch auf die Familie von Shou war, wo Beide zusammen lebten, vielleicht nicht glücklich waren, aber zumindest so taten. Saga kannte dies nicht. Seit er denken konnte war er alleine, was er immer als gutes Omen abgestempelt hatte und das Beste vor den Augen seiner Freunde daraus machte. Sie mussten doch nicht wissen, dass er sich im Inneren dafür schämte, dass seine Mutter nie einen Hehl aus ihrer Prostitution gemacht hatte. Schon im Kindergarten und auch am Anfang der Schulzeit, gab es immer wieder stärkere Jungs, die ihn auf dem Heimweg abgefangen hatten um ihn zu verprügeln. Am nächsten Tag hatte er mit seinen blauen Augen rumgeprahlt. So konnte niemand wissen, dass er alleine in seinem Zimmer, der eigenen Wohnung, welche die Mutter zahlte, sich neben dem Bett auf dem kalten Boden zusammengerollt und geweint hatte. Irgendwann kam der Moment, wo er zurückgeschlagen hatte, wo er so alt war, sich selber für Frauen und Sex zu interessieren und dies nun auslebte, wie er es von Männern in seinem Umfeld kannte. Saufen, Frauen, Ficken und sich prügeln. Das war das Leben. Lernen war überflüssig, solange man Geld und diese Dinge hatte. Gefühle haben? Für wen denn? Vertrauen konnte er niemandem, außer Shou. Demjenigen, welchem er sich angenommen hatte um ihn nun zu beschützen. Etwas für ihn zu tun, was man für Saga nie getan hatte. Doch was tat dieser nun? Ihm genau das vorwerfen, was er sich seit Gedenken anhören musste. Wofür war es dann noch wichtig ihn anzulächeln und ihn Freund zu nennen? Hatte sein Kumpel ihm das alles nur vorgeheuchelt? Freundschaft? Was für eine Lüge! Hatte der Alkohol ihm schon so den Körper lahm gelegt, das er nicht einmal mehr gerade gehen konnte? Seine Knie hatten nachgegeben, kaum das der Blonde es realisiert hatte, und dann klammerte er sich auch schon an das Sofa, ein wenig bibbernd. Immer mehr und mehr realisierte er, was er grade gesagt hatte, besser, was er gerade getan hatte! Mit seinen Worten war etwas zu Bruch gegangen, was die Jahre über immer und immer dünner geworden war, weil es einfach von Anfang an klar was, das diese dünne Stauwand brechen würde - Sie war nur da, um Schutz vor Sagas Wut zu bieten, Saga selbst hatte es so formuliert und immer grinsend gemeint, das es nur er selbst schaffen würde, sie zum zerbrechen zu bringen und dann würde er eine Weile das Haus demolieren und dann wäre alles wieder gut. Aber nichts der Gleichen. Shou war der Übeltäter, er merkte es nun, es brannte sich ein und ehe er noch mehr realisieren konnte fuhr ein heftiger Schmerz durch seinen Arm und ließ ihn zusammenzucken. Im selben Moment zog ihn eine unwahrscheinliche Kraft zurück auf die Beine und drehte ihn herum. "Au, Saga du tust mir we-", der Blonde verstummte augenblicklich. Das war nicht mehr sein bester Freund und Gefährte seit Ewigkeiten, dort stand ein anderer Mann. Diese Wut hatte Shou noch nie gesehen, nie, vielleicht mal ein wenig angesäuert, wenn wieder Jungs auf dem Blonden rumgetrampelt hatten und Saga wieder den Beschützer hatte spielen müssen, aber so... Der Ältere keuchte leise vor Schmerzen, er sah die Faust, spürte die ganze Anspannung, hatte den Satz gehört. Er hatte es doch nun verdient, oder? Im Grunde hatte er die Freundschaft mit Füßen getreten, wegen einer dummen kleinen Szene, wegen einem Ausrutscher. Weil er seine Prinzipien selbst verletzt hatte. Wie hieß es so schön? Gottes Strafe folgt sogleich? Shou zitterte, wieder zeigte sich der erbärmliche, schwächliche Teil seines Körpers, er konnte dem Brünetten nicht einmal in die Augen schauen. "Schlag... schon zu. Brings einfach alles hinter dich, okay?", flüsterte er, zu mehr war er nicht im Stande. Wenn hier noch etwas von ihrer Freundschaft existierte, dann würde Shou das hierfür opfern, vielleicht nicht besonders heldenhaft, eher dumm, aber... Die Schuld lag bei ihm, dessen hatte er sich nun entschlossen. "Mach schon…". Der Blonde hob kurz den Blick, spürte etwas Feuchtes in den Augenwinkeln und blinzelte. Die Tränen unterstrichen das Bild natürlich, das wollte Shou aber nicht. Doch um Entschuldigung zu bitten, war es nun zu spät, viel zu spät. Sollte das wirklich das Ende sein? Seine geballte, erhobene Faust fing an zu zittern, als Shou es auch noch wagte erneut seinen Drecksmund zu öffnen! Saga hätte andere Worte von ihm erwartet, vielleicht weiterhin etwas in die vorherige Richtung, denn Shou hatte einmal damit angefangen, was hinderte ihn daran endlich mit der kompletten Wahrheit rauszurücken? Aber es kamen billige Entschuldigungen, die man nicht für Ernst nehmen konnte. Dass sich dazu auch noch Tränen in seinen Augenwinkel gesellten, lächerlich bester Freund, das ändert zwischen uns rein gar nichts mehr! So etwas in der Art schoss ihm durch den Kopf, aber es war fast unglaublich, denn es blieb nicht haften. Der Gedanken blitzte auf und verschwand wieder. Durchdringend sah er seinem Freund in die Augen, die Hand zuckte, wollte endlich die Wut aus dem Körper schlagen, aber es kam nicht soweit. Langsam sank der Arm wieder in seine normale hängende Haltung zurück, der Griff lockerte sich noch viel langsamer von Shous Arm und Saga ließ den Kopf hängen. Mit viel Mühe rührte er sich von der Stelle, drehte sich aber weg und strich sich durchs Haar, ungewollt sogar kurz mit dem Handrücken über seine Augen. Er hatte begriffen, dass es nichts bringen würde seinen Freund zu schlagen, ihm somit die Worte heim zuzahlen. Was würde dies den bringen, außer dass ihre Freundschaft damit auf ewig zerbrochen wäre? Allerdings gab es eine Sache, die nicht mehr zurück zuhalten war. Tränen der Enttäuschung rannten heiß über seine Wangen, aber zum Glück waren sie für ihn dort hinten nicht sichtbar. Noch nicht. Mit leiser, wackeliger Stimme brachte er ein 'Geh' heraus. Aber auch das meinte er nicht mehr so. Im Prinzip hatte er nur Shou, egal ob Vertrauen oder nicht. Ehrlich gesagt... Shou hätte es dem Brünetten zugetraut -und gegönnt!- dass dieser zuschlug. Das er endlich mal seine Wut ganz herausgelassen hätte. Aber, wie es so schön Ironie des Schicksals war, passierte nichts der Gleichen. Sie starrten einander an, eine Weile und schließlich ließ Saga Shou los, einfach so, und drehte sich weg. Ohne den Halt schwankte der Blonde kritisch und kam kurz darauf ruhig zum Stehen. War’s das jetzt schon? Nicht mal ein Schlag? Keine Ohrfeige? Nicht noch mal eine Beschimpfung? Shou schluckte schwer. Das war härter als alle Schläge, die es für ihn je hätte hageln können. Irgendetwas schloss sich dabei um sein Herz und drückte zu, schüttelte es durch und warf es in den Mülleimer. Herzlos. So kam er sich vor. Allein. Sich auf die Lippen beißend, die Hände in den Hosenstoff krallend stand Shou einfach nur da. Gehen wollte er nicht, bleiben aber auch nicht... Ging es denn, dass man sich in Luft auflösen konnte, einfach so, weg, für immer und ewig? Ein gehauchtes und kaum verständliches 'Geh' erreichte seine Ohren und kam irgendwann zwei Jahrtausende später, so schien es, an. Und es klang wie geschrieen! Zwar liefen nun die verhassten Tränen wirklich runter, aber der Blonde wollte sich zusammenreisen. "War’s das... jetzt?", nuschelte er, den Blick auf den Hinterkopf von Saga geheftet und die Schultern hochgezogen. "Soll ich einfach gehen, ohne... dass das wenigstens... beendet ist?", es klang jämmerlich, so wie Shou da sprach... Jedoch nützte das alles nichts. Im Unterbewusstsein, ohne dass sie es Beide bemerkten, verband sie trotz der verqueren Situation hier in diesem Zimmer, noch immer eine Sache. Saga dachte das Gleiche wie Shou. Er wollte sich in Luft auflösen. Nicht den Raum verlassen oder in diesem bleiben, nein… er wollte verschwinden ohne sich zu bewegen. Unsichtbar werden würde da nicht reichen, denn er würde noch immer sich mit dem hier auseinander setzen müssen. Egal ob das nun ging oder nicht. Seine Seele sollte sich am besten aus dem Körper lösen und davonfliegen, irgendwohin wo Stille und vollkommene Ruhe war. Ausgeglichenheit, das war sein jetziges Ziel. Nicht reden, denken, Fragen beantworten, weil sein Freund schon wieder so viel plapperte. Nur wie so oft stellte er fest, dass es komplett ohne Denken nicht funktionierte und sie waren sich erneut ähnlicher, als ihnen jetzt lieb war. Shou sprach es an, Saga hätte das nicht getan. War es nun vorbei? Er hatte nicht zugeschlagen, ein Pluspunkt für ihre Freundschaft. Doch gerade in diesem Moment gab es so viele Negative, dass jeder Zuschauer sofort Nein geschrieen hätte, ohne lange darüber nachdenken zu müssen. Er zuckte nur kurz mit den Schultern und plötzlich war es vorbei, seine kaum noch vorhandenen Selbstbeherrschung brach und Saga schluchzte ununterbrochen auf, drehte sich sogar wieder um, sah ihn flehend an um nicht aussprechen zu müssen, wie sehr ihn doch brauchte, vor allem jetzt. Denn die Gefühle waren wieder da. Es war klar warum er nicht zugeschlagen hatte. Erstens hatte er es nicht gekonnt, aber Zweitens gab es einen triftigen Grund dafür, der sogleich heiser schluchzend aus ihm rauskam. "Ich liebe dich." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)