Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! von kaherashico ================================================================================ Kapitel 6: Wie man's macht, man macht's verkehrt. ------------------------------------------------- Wie erwartet ging sie ihm danach aus dem Weg. Ranma seufzte. Seine Mitschüler warfen ihm neugierige Blicke zu, doch keiner wagte es, auszusprechen, was alle dachten. Zu groß war die Angst und der Respekt vor seiner Reaktion. „Wenigstens lässt Kuno sie jetzt in Ruhe.“, dachte Ranma, die Augen zu Schlitzen verengt. Der Oberschüler war immer noch so geschockt, dass er den Rest des Tages auf der Krankenstation verbringen musste. Geschah ihm recht. Der junge Kampfsportler sah erneut verstohlen zu seiner Verlobten herüber. Sie hatte seinen Blick bemerkt und drehte ihren Kopf demonstrativ in eine andere Richtung. Zur Krönung dieses ohnehin schon wundervollen Tages, wartete Ryoga nach Schulschluss am Tor auf sie. Er hatte seit der missglückten Hochzeit den Weg nach Nerima nicht wieder gefunden und so hatte er beschlossen, vorsichtshalber hier zu warten. „Oh, hallo Ryoga! Lange nicht gesehen!“, begrüßte Akane ihn betont freundlich. Ranma verdrehte die Augen. War das verwunderlich? Bei dem Orientierungssinn… „Ehehe…h-hey Akane.“ Der Junge mit dem Stirnband kratze sich verlegen am Kopf. Wieder einmal fehlten ihm in der Nähe seiner Angebeteten die Worte. „Komm doch mit zum Essen! Wir würden uns sehr freuen!“, fuhr Akane lächelnd fort. Von wegen. Der sollte dahin zurückgehen, wo er her gekommen war. „Gern.“ Ryoga erwiderte ihr Lächeln erleichtert. Schlimmer konnte es eigentlich nicht mehr werden, dachte Ranma missmutig. Doch die Aussage sollte er schon kurze Zeit später bereuen. Während des Essens erzählte Ryoga begeistert von seinen Reisen und konnte sein Glück dabei kaum fassen. Akane schenkte ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, was Ranmas Verdruss nur erhöhte. Warum war sie immer so nett zu ihm? Und wie sie sich anlächelten, da verging einem ja der Appetit. Doch der junge Saotome war nicht der einzige, der verbittert über seinem Essen saß. Und als Kasumi ganz harmlos fragte, ob es in der Schule etwas Neues gäbe, eskalierte die Situation. Ranma und Akane wurden rot, schwiegen aber. Es war Nabiki, die mit ihrer trockenen Antwort eine gewaltige Reaktion auslöste: „Hmm, eigentlich nicht. Außer dass die beiden“, sie deutete auf Ranma und Akane, „sich geküsst haben.“ Im nächsten Moment geschah vieles gleichzeitig: Ryoga erbleichte, seinen Augen weiteten sich. Akane starrte mit einem eingefrorenen Lächeln ins Leere. Ranma prustete vor Schreck in sein Essen und sah Nabiki böse an. Genma und Soun lagen sich schluchzend in den Armen, Nodoka lächelte bloß. Kasumi betrachtete das Geschehen erstaunt. Und Nabiki grinste selbstzufrieden. Das war zumindest teilweise ein Ausgleich dafür, dass ihr das Geschäft ihres Lebens entgangen war. „Ist…ist das wahr?“, brachte Ryoga schließlich hervor. Verletzt sah er Akane an. Im ganzen Raum wurde es plötzlich still. Selbst die beiden entzückten Väter unterbrachen kurz ihren Freudentanz und horchten auf. Schließlich nickte die jüngste Tendo ganz langsam. „Oh…verstehe…“, murmelte der Junge mit dem gemusterten Stirnband, ehe er abrupt aufstand, sich hastig für das Essen bedankte und davon rannte. Während Genma seinem Sohn anerkennend auf die Schulter klopfte, sah Akane dem Jungen verwundert nach. „Ryoga…“ Den Rest des Tages verbarrikadierte sich Akane in ihrem Zimmer. Mit angezogenen Beinen saß sie auf ihrem Bett und versuchte, Ranmas Beweggründe zu verstehen. Warum hatte er sie geküsst? Das ergab doch alles keinen Sinn… Ganz in Gedanken versunken bemerkte das Mädchen das Klopfen nicht. Erst als Nabiki vor ihr stand, schreckte sie auf. „Hier.“ Ihre ältere Schwester legte etwas auf’s Bett. „Was ist das?“ „Dein Hochzeitsgewand.“ Nabiki zwinkerte ihr zu. Akane seufzte und sah wieder aus dem Fenster. „Kasumi möchte, dass du es anprobierst, um eventuelle Änderungen noch rechtzeitig vornehmen zu können.“ Ein weiteres Seufzen war die Antwort. Die Oberschülerin runzelte ihre Stirn. „Akane?“ Zeit ein Machtwort zu sprechen. „Mh?“ „Mach es richtig oder lass es bleiben.“ Erstaunt hob die Jüngere ihren Kopf und starrte auf die Stelle, wo ihre Schwester eben noch gestanden hatte. „Nabiki…“ Ranma ließ seinen Frust unterdessen im Garten an selbstgebauten Gegnern aus, die überwiegend aus Holz bestanden. Er musste es ihr erklären. Das würde sicher nicht einfach werden. Aber warum war sie denn auch so sauer auf ihn? Mit einem lauten Krachen schlug er die nächsten Bretter entzwei. Gut, er hatte sie vor allen geküsst, es war eben nicht so gelaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte. Der Kampfsportler lockerte seine Hand und ließ dabei seine Knöchel knacken. Doch genaugenommen hatte er das nur für sie gemacht. Und jetzt war sie wütend. Ranma seufzte resigniert und ließ die Schultern hängen. „Wie man’s macht, man macht’s verkehrt.“ Nodoka Saotome beobachtete ihren Sohn besorgt. „Genma, Ranma-“ „Was?“, wurde sie alarmiert von ihrem Mann unterbrochen. „Sieht er wieder unmännlich aus? Nodoka, ich versichere dir-“ „Nein, das ist es nicht.“ Erleichtertes Aufatmen. „Nicht?“ Die Frau sah ein weiteres Mal auf Ranma. „Ich glaube, etwas bedrückt ihn.“ Schallendes Gelächter war die Antwort. Irritiert blickte sie Genma an, der sich daraufhin bemühte, ein ernstes Gesicht aufzusetzen. „Er wird übermorgen heiraten. Das bedrückt jeden Mann“, gluckste er schließlich amüsiert, bevor er sich wieder dem Go-Spiel widmete. „Hm.“ Nodoka hatte da so ihre Zweifel. Akane betrachte lange die Sachen, die Nabiki ihr gebracht hatte. Dann erhob sie sich und ging zum Fenster. Im Garten konnte sie Ranma wie einen Besessenen trainieren sehen. Es wurde bereits dunkel und im Licht der Dämmerung glitzerten die Schweißperlen auf seinem Körper überall. Das Mädchen war gefangen von diesem atemberaubenden Anblick und beobachtete fasziniert die immer länger werdenden Schatten an der Rückwand des Dojos, die anmutig jede Bewegung Ranmas widerspiegelten. Schließlich hielt der Kampfsportler inne und sah geradewegs zu ihr hoch. Akane schoss das Blut ins Gesicht und sie zog blitzschnell die Vorhänge zu. Ranma schüttelte nur ratlos den Kopf. ~ Danke für's Lesen! Erstaunlich, wusste denn wirklich niemand, was mit Akane los war? Sie verhält sich so "seltsam", weil sie sich in Kapitel 3 endlich dazu überwunden hatte, Ranma zu gestehen, dass sie es begrüßen würde, wenn nicht alle Welt ihren ersten Kuss miterlebt. Erinnert ihr euch? ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)