Frag nicht nach dem Warum von x_miyuchan_x (3. KAPITEL!! OB IHRS GLAUBT ODER NICHT! XD) ================================================================================ Kapitel 1: Vergangenheit ------------------------ Hi! Dies ist nun meine zweite SA-Story. Ich hoffe, sie gefällt euch ^^ Kommis sind natürlich herzlich willkommen XD ~ Vergangenheit ~ „Yuri kommt zu uns und damit basta!“ „Aber er kann doch überhaupt nicht Fußball spielen, Seichi!“ „Genau, wir wollen schließlich gewinnen und das geht mit ihm nun mal nicht! Nichts für ungut, Yuri!“ „Ja, bistn netter Kerl, aber Fußball ist einfach nicht dein Ding, sorry!“ „Schon in Ordnung“, seufzte ich. Es war Freitag. Wieder einmal musste ich mir diese Diskussion anhören. Seichiro, mein bester Kumpel, wollte, dass ich in seiner Mannschaft spielte, doch wie wir alle wussten, konnte ich so gut Fußball spielen wie eine Kartoffel. Sei wollte das aber partout nicht einsehen. Er versuchte trotzdem jeden Freitagmorgen mich in seine Mannschaft zu wählen. Wieso mussten wir aber auch jeden verflixten Freitag in Sport dieses dämliche Spiel spielen? Ich seufzte erneut. Mein Blick wanderte zu dem einzigen Jungen, der – außer mir natürlich – noch nicht in eine Mannschaft gewählt worden war – Masaki. Jeden Freitag blieben wir beide bis zum Schluss übrig, denn auch Masaki war kein Fußballtalent. Eigentlich war er in keiner Sportart gut. Trotzdem wollten die anderen lieber ihn in ihrer Mannschaft haben, als mich, denn er schoss wenigstens keine Eigentore… „Hey, nun wählt doch endlich einen aus, Jungs! Sonst ist die ganze Sportstunde vorbei!“, rief uns nun der Lehrer zu. Die Diskussion wurde lauter und schließlich fiel eine Entscheidung. „Masaki, du kommst zu uns! Tut mir leid, Yuri…“, kam es von Kei. Ich seufzte. Na endlich. Je schneller wir das hier hinter uns brachten, desto schneller konnte ich mich wieder in meine normalen Klamotten schmeißen. Ich fühlte mich nämlich ziemlich unwohl in meinen Sportsachen. Es war ja nicht so, dass sie mit irgendwelchen peinlichen Blümchen oder so verziert waren, doch ich war nun mal kein sportlicher Typ – und das sah man mir an. Während die meisten Jungs aus meiner Klasse – ach, was sag ich die meisten aus unserer Schule – wie Profisportler durchtrainiert waren, sah ich hingegen aus wie ein Zahnstocher. Ich war zwar nicht annähernd so unsportlich wie Masaki – denn ich schwamm sehr gerne – doch trotzdem wollten sich keine Muskeln zeigen. Als ich mich auf den Weg zur anderen Gruppe machte, suchte ich Seis Blick. Wie erwartet schmollte er. Wenn er nicht seinen Kopf durchsetzen konnte, war er manchmal bis zu einer Woche lang sauer. Er drehte sich zu mir um und lächelte mich entschuldigend an. Mit einer wegwerfenden Handbewegung gab ich ihm zu verstehen, dass mich das nicht weiter störte. War doch nur für vierzig Minuten, das würde ich schon überstehen. Ich bezog gerade meine Position als Abwehrspieler, als auch schon der Startpfiff ertönte. „Okay, vierzig Minuten, das wirst du schaffen, Yuri! Du musst nur das runde Ding von dem eckigen Ding mit dem Netz dran fernhalten und schauen, dass du kein Eigentor machst! Das ist doch wohl zu schaffen!“ Ich war noch gedanklich mit meiner Selbstmotivation beschäftigt, als auch schon Takeshi, der Stürmer der gegnerischen Mannschaft, samt Ball auf mich zugerannt kam. Meine Knie fingen plötzlich an zu schlottern. Normalerweise hätte ich ja keine Angst vor einem Gegenspieler gehabt, doch Takeshi war Kapitän der Schulmannschaft – und das nicht unberechtigt! Der Kerl hatte einen Schuss drauf! Wo der Ball landete, wuchs kein Gras mehr! Trotz meiner Angst stellte ich mich zwischen ihn und den Torwart. Meine Augen waren auf das Leder vor seinen Füßen gerichtet. Ich wartete darauf, dass er schoss, doch plötzlich stoppte er und stellte einen Fuß auf den Ball. Was sollte das denn jetzt werden? Ich hob meinen Blick und musste feststellen, dass Takeshi ein fieses Grinsen im Gesicht hatte. Ohne Vorwarnung setzte er sich wieder in Bewegung, holte aus – und schoss den Ball genau in meine Richtung! Das runde Ei hatte einen Zahn drauf, dass ich nicht anders konnte, als mich wegzudrehen. Keine Sekunde zu früh, denn schon prallte das Leder an meinem Rücken ab und flog in hohem Bogen vors Tor. Lee, der Torwart meiner Mannschaft, hatte wohl gedacht, dass Takeshi links an mir vorbeischießen würde und war dementsprechend in diese Richtung gesprungen. Nun jedoch war das Tor auf der rechten Seite völlig offen! Takeshi sprang in die Luft, zwinkerte mir noch einmal kurz siegessicher zu, und versenkte den Ball im Tor. Peinlich berührt drehte ich mich zu Takeshi um. Er hatte das alles vorausgesehen! Dass ich mich wegdrehen und Lee in die falsche Ecke springen würde. Ich bin so ein Dummkopf! Hätte ich doch nicht so eine Heidenangst vor seinem Schuss gehabt, wäre das alles nicht passiert! Ich stellte mich zurück auf meine Position. Meine Wut auf mich selbst war groß. Sei hingegen war wohl auf Takeshi sauer, denn er war auf ihn zugerannt, hatte ihn am Kragen gepackt und geschrieen: „HAST DU SIE NOCH ALLE? Du weißt, dass er nicht gut Fußball spielen kann und ein kleiner Tollpatsch ist, und TROTZDEM schießt du den Ball mit voller Wucht in seine Richtung?! Sag mal, GEHT’S NOCH?!“ Ui, Sei war wohl wirklich wütend. Wenn es um mich, seinen besten Kumpel, ging, dann kannte er kein Pardon. Umgekehrt war es natürlich genauso. Seine wasserblauen Augen funkelten gefährlich und sein hellblondes – für mich etwas zu langes – Haar fiel ihm ins Gesicht. Jepp, Sei war definitiv sauer, denn seine Augen funkelten sonst immer belustigt und nicht gefährlich. Doch jetzt sollte er sich schnellstens wieder einkriegen, denn der Lehrer war schon auf dem Weg zu den beiden. „Kuro! Lass Mikano sofort los, sonst setzts was! Finger weg, aber dalli!“, schrie er Seichiro an. Dieser ließ Takeshi zwar so schnell los, als hätte er sich verbrannt, doch er drehte sich prompt zu unserem Lehrer um. „Aber Herr Ishimoto, haben Sie nicht gesehen, was Takeshi gemacht hat? Hätte er sich nicht weggedreht, hätte Yuri den Ball womöglich ins Gesicht bekommen! Er hätte Yuri verletzen können!“ Anklagend zeigte er auf Takeshi. Ishimoto zog die Augenbrauen zusammen, stemmte die Hände in die Hüften und blaffte Sei an: „Also wirklich, Kuro! Du tust ja gerade so, als wäre Matsuo aus Glas! Bist du eine Glucke oder was?! Der Ball tut vielleicht ein bisschen weh, doch er wird nicht sterben, sollte er ihn treffen, also mach hier gefälligst nicht so einen Aufstand, klar?“ Geladen sah Sei wieder Takeshi an, der ein breites Grinsen im Gesicht hatte. „Genau, Seichi!“, fing er auch schon an, „Mach hier nicht so einen Aufstand. Yuris Milchgesicht tun ein, zwei Schrammen vielleicht ja ganz gut. Dann kommt er möglicherweise besser bei den Frauen an!“ Takeshi hatte gerade ausgesprochen, als auch schon Seis Faust in seinem Gesicht landete. Ich hatte so etwas zwar schon geahnt, doch ich konnte mich nicht rühren. Seichiros Blick hielt mich davon ab. Seine Augen hatten sich verdunkelt, man konnte unter Umständen sogar sagen, dass sie hasserfüllt blickten. So hatte ich ihn noch nie gesehen und das machte mir Angst. Takeshi landete auf seinem Allerwertesten, hielt sich seine linke Backe und starrte ungläubig nach oben. Er schien auch ziemlich überrascht zu sein, dass Sei gewalttätig wurde, denn das war einfach nicht seine Art. Doch Ishimoto kannte uns Schüler allerdings nicht halb so gut. Ihn hatte der Schlag nicht so geschockt wie uns Jugendliche und somit war er derjenige, der Sei als Erster am Kragen packte und ihn kurz durchschüttelte, bevor Takeshis Freunde ihn in die Finger bekamen. „Kuro!“, rief er, „KURO! Was zur Hölle sollte das jetzt wieder? Los, Abmarsch in den Umkleideraum. Nach der Sportstunde wirst du dich bei mir melden, verstanden?“ Sei nickte nur. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, denn er hatte den Kopf gesenkt und seine blonden Haare bildeten einen Vorhang. „Und du“, wandte Ishimoto sich nun an mich, „begleitest ihn. Sieh zu, dass er wieder zur Vernunft kommt!“ Mit einem knappen Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich begriffen hatte, was er von mir wollte. Schon hatte ich Sei am Arm gepackt und Richtung Umkleideraum gezogen. Ohne jedwede Gegenwehr ließ er mich gewähren. Mit schnellen Schritten überquerten wir den Fußballplatz, in der Gewissheit, dass und alle anstarrten. Ich brachte nicht den Mut auf, ihn anzusehen. Ich konnte mich einfach nicht zu ihm umdrehen. Aber vielleicht war das auch besser so. Wahrscheinlich wollte er gar nicht, dass ich ihn so sehe. Doch was war denn „so“? So wütend? So zornig? So überrascht? So… völlig verwirrt? Wir näherten uns dem Raum, schnell streckte ich meine Hand nach der Klinke aus und öffnete die Tür. Ich zog Sei nach mir in das kleine Zimmer und schmiss die Tür hinter uns zu. Nun waren wir alleine, doch ich traute mich immer noch nicht, ihn anzusehen. Er hatte mir echt Angst gemacht. Sein Handgelenkt hatte ich immer noch umfasst und in diesem Moment zog ich nicht einmal die Möglichkeit in betracht, Sei loszulassen. Still stand ich vor der geschlossenen Tür, er war nur einen Meter hinter mir. Was würde mich erwarten, wenn ich mich zu ihm umdrehte? War er noch sauer? Vielleicht sogar sauer auf mich, weil er nur durch meine Schuld in diesem Dilemma steckte? „Es ist nicht deine Schuld, Yu.“ Ich zuckte zusammen. Weniger wegen der Tatsache, dass er genau wusste, was ich dachte – wir wussten fast immer, was in dem anderen vorging – sondern vielmehr wegen dem Umstand, dass Sei als erster das Wort ergriff. Ich biss mir auf die Lippen und drehte dann den Kopf etwas nach rechts, damit ich mir meinen besten Freund aus den Augenwinkeln heraus ansehen konnte. Noch immer konnte ich sein Gesicht nicht sehen. Wenn er doch nur den Kopf heben würde, dann- Plötzlich blickte mein Gegenüber auf und was ich sah, würde ich wohl nie wieder vergessen. Sei weinte. Es war nicht sein Oh-mein-Gott-es-gibt-kein-Schokoeis-mehr!-Weinen sondern ein Ich-habe-keine-Ahnung-was-ich-tun-soll-Schluchzen. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen. Nicht, als wir noch Kinder waren und er sich das Knie aufschlug und auch nicht, als sein über alles geliebter Hund gestorben war. Sei weinte nicht. Sei weinte nie. Dass er es jetzt doch tat, konnte man vielleicht als Grund dafür hernehmen, was ich als nächstes machte: ich zog ihn in meine Arme. Es war keine Ich-liebe-dich-so-sehr-dass-ich-dich-nie-wieder-loslasse-Umarmung sondern ein Wir-werden-das-schon-schaffen-Drücken. Zuerst stand er einfach nur da und regte sich nicht. Wahrscheinlich war er viel zu geschockt, denn wir hatten uns noch nie umarmt. Ich meine, so kleine Kumpel-Drücker gabs schon hin und wieder, aber nicht so intensiv. Doch plötzlich legte er seine Arme um mich, ja, krallte sich regelrecht in mein T-Shirt. Ich spürte, wie mein Shirt dort, wo Sei seinen Kopf angeschmiegt hatte, nass wurde, aber das war mir egal. Sei zitterte am ganzen Körper, doch er gab keinen Ton von sich. Es schien, als würde er sich immer fester an mich klammern, also tat ich dasselbe. Vielleicht brauchte er im Moment einfach das Gefühl, nicht alleine zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir so nebeneinander gestanden hatten, als uns plötzlich immer lauter werdende Stimmen auseinander fahren ließen. Die Sportstunde war anscheinend zu Ende! Schnell ging jeder zu seinem Platz und begann, sich umzuziehen, als auch schon die Tür aufging und unsere Klassenkameraden hereinspazierten. Das fröhliche Lachen verstummte, als sie uns sahen. Um die plötzliche Stille zu durchbrechen, fragte ich: „Na, wie ist das Spiel ausgegangen?“ Meine Stimme hörte sich ungewöhnlich hoch an und zitterte auch ein bisschen. Ich hatte bemerkt, dass Sei seinen Blick wieder Richtung Boden richtete, damit niemand sah, dass er geweint hatte. Ich wollte ihm dabei helfen, das zu verbergen, also versuchte ich, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Takeshi kam ein paar Schritte auf mich zu. „Tja, leider konnte ich nicht mehr so viele Tore schießen, nachdem du weg warst“, grinste er und die anderen begannen, zu lachen, „aber meine Mannschaft hat natürlich trotzdem gewonnen!“ Kaum hatte er zu Ende gesprochen, stürmte auch schon Sei an ihm vorbei und rempelte ihn stark an. Das war Absicht, das wusste ich, doch trotzdem – oder vielleicht sogar deshalb? – murmelte er ein leises „Sorry“ an niemand bestimmtes gewandt und verschwand durch die Tür. Nur, weil Takeshi mich mal wieder aufgezogen hatte, hatte ihn Sei angerempelt. Ich seufzte. Er war im Moment doch derjenige, der Hilfe brauchte und trotzdem kümmerte er sich um mich! So war er eben, Sei war ein sehr guter bester Freund, wahrscheinlich der beste der Welt. Takeshi blickte ihm verwundert hinterher: „Na, wenigstens hat er sich wieder abgeregt…“ Ja, abgeregt hatte er sich schon wieder, doch wirklich okay war er trotzdem noch nicht, also sammelte ich schnell meine restlichen Sachen ein und lief ihm nach. Aus den Augenwinkeln nahm ich im Vorbeilaufen die verdutzten Gesichter meiner Klassenkameraden wahr. Kann ich ihnen auch nicht verdenken, denn Sei und ich benahmen uns heute seltsam, ich meine sogar noch seltsamer als sonst. Jepp, heute war wirklich ein merkwürdiger Tag. Und er sollte sogar noch sonderbarer werden… Der restliche Schultag verlief ohne weitere besondere Vorkommnisse. Sei war zwar zehn Minuten zu spät in die Mathestunde gekommen, was er damit erklärte, dass er noch mit Herrn Ishimoto sprechen musste. Außerdem hatte er sich offensichtlich das Gesicht gewaschen, denn nichts ließ mehr darauf schließen, dass er noch vor etwa einer halben Stunde geweint hatte. Ansonsten, wie gesagt, kein weiterer Vorfall. Das Klingeln am Ende der letzten Stunde war noch nie so erlösend für mich gewesen, wie jetzt. Auch wenn ich es nicht wollte und mir immer wieder einredete, dass mit Seichi alles in Ordnung war, konnte ich nicht anders als mir den ganzen Unterricht über Sorgen um ihn zu machen. Er benahm sich wirklich seltsam. Normalerweise rastete er nicht aus, geschweige denn SCHLUG er jemanden! Doch was mich am meisten beunruhigte war, dass er geweint hatte. Ich weiß nicht, ob ich es schon mal erwähnt hatte, aber Sei weinte NIE! Plötzlich tauchte eine Hand vor meinen Augen auf, die leicht hin und her wackelte. „Hey, Yu, alles okay?“, fragte mich Sei sanft. Eigentlich sollte ich IHN fragen, ob alles okay war, denn immerhin hatte er einen kleinen Zusammenbruch gehabt und nicht ich. „Yu… bitte mach dir nicht so einen Kopf wegen dem, was in der Sportstunde passiert ist. Mir geht es gut, auch wenn ich selbst nicht genau weiß, was in mich gefahren ist… Aber lass uns jetzt lieber ein Eis essen gehen, wir waren für heute lange genug in der Schule“, grinste er mich an. Er hatte wieder etwas Farbe im Gesicht und er benahm sich auch wieder wie sonst. Vielleicht war das wirklich nur ein einmaliger Ausrutscher und es hatte nichts zu bedeuten. Sei hatte recht! Ich sollte mir nicht immer so einen Kopf um alles machen! „Komm schon! Sonst isst mir noch wer das ganze leckere Schokoeis weg!! Yuuuuuu!!“ Ich nickte ihm zu und stand leicht lächelnd auf. Ja, er war definitiv wieder wie immer. Ich zog gerade die Badezimmertür hinter mir zu, als mir meine Schwester entgegen kam. „Hi, Bruderherz!“, flötete sie fröhlich. Ich nickte ihr nur kurz zu und wollte schnell in mein Zimmer huschen, da ich nur ein Handtuch um die Hüften trug, als mein Blick ihr Haar streifte. Als wäre ich mitten in der Bewegung eingefroren, erstarrte ich. „GRÜN?! Grün?! Welcher normale Mensch lässt sich seine Haare grün färben?!“, rief ich entsetzt aus. Okay, Kaya war ein wenig ausgeflippter als die anderen Jugendlichen in ihrem Alter und sie hatte sich die Haare schon öfters in unmöglichen Farben gefärbt – Dunkelviolett, Feuerrot, Blauschwarz – doch Grün… das stellte alles in den Schatten. Es war ja nicht mal ein Smaragdgrün oder – von mir aus auch – ein Grasgrün sondern ein Giftgrün! Ich konnte es einfach nicht fassen! Kaya grinste mich an. „Ach Brüderchen! Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht, als hätte ich meinen Kopf unterm Arm!“ „Das wäre allerdings auch nicht viel schlimmer gewesen als das… Wissen Mum und Dad schon von deiner… deinem neuen „Experiment“?“ Sie schüttelte den Kopf, wobei ihre langen Haare hin und her flogen. Auch wenn ich es nicht gerne zugab…die Farbe stand ihr wirklich gut. Das musste man Kaya lassen: sie wusste, was ihr stand und was nicht. „Sie werden es dann sehen, wenn wir zu den Kuros fahren“, sagte sie in einem unschuldigen Ton. „Du weißt schon, dass sie da der Schlag treffen wird? Zu Seis 16. Geburtstag kommen auch andere wohlhabende und wichtige Leute und du willst SO auftauchen? Oh Mann! Das gibt Hausarrest, sag ich dir!“ Ich schüttelte den Kopf. Wenn Kaya so bei Seis Familie auftauchte, dann würde unser Ansehen bei ihnen noch weiter fallen – falls das überhaupt noch ging. Wieso sie uns allerdings an dem Tag eingeladen hatten, an dem auch die High Society der Stadt bei ihnen zu Hause sein würde, konnte ich mir nicht erklären. Und dass sie meine ganze Familie zum Geburtstag meines besten Freundes einluden, auch nicht. Normalerweise schmiss Sei eine Party außerhalb seines Anwesens – oh ja, sein Zuhause war ein Anwesen – oder wir beide zogen alleine um die Häuser, doch dass seine Eltern meine Familie einluden, war nun wirklich mehr als merkwürdig. „Brüderchen, träumst du schon wieder mit offenen Augen? Los, zieh dich an und mach dich hübsch. Vielleicht finden wir ja heute eine reiche Freundin für dich“, lachte mich meine kleine Schwester an, als sie an mir vorbei in ihr Zimmer ging. Ts, als ob ich eine Chance bei einem Mädchen hätte – und dann auch noch bei einem wohlhabenden! Das war schier unmöglich. Trotzdem befolgte ich den Rat meiner Schwester und ging in mein Zimmer. Dort durchstöberte ich meinen Schrank nach dem besten Anzug. Das dauerte nicht lange, da es auch mein einziger war. Ich legte ihn vorsichtig aufs Bett und ging auf die Suche nach einem passenden Hemd. Sollte ich wirklich ein weißes anziehen? Das sah doch so nach Hochzeit aus… Und blau? Nein, das hat bestimmt jeder an… Da fiel mir ein, was Sei auf heute Morgen auf dem Weg zur Schule zu mir gesagt hatte: „Komm, Yu! Wir ziehen uns heute Abend beide dieses blau-grüne Hemd an, das wir uns vor ein paar Wochen in dem Einkaufszentrum für die Disco-Night gekauft haben! Da werden meine Alten ausflippen!“ Ich schluckte. Ja, das würden sie allerdings. Und wenn nicht wegen unseren wirklich auffallend bunten – und noch dazu glitzernden – Hemden dann wohl wegen Kayas etwas farbenfroher neuer Haarfarbe… Ich grinste. Das gefiel mir. So etwas denkt man zwar noch nicht mal, aber ich konnte Seis Eltern nicht ausstehen und ihnen einen kleinen Schreck einzujagen, war bestimmt belustigend. Also griff ich ganz nach hinten in meinen Kleiderschrank, wo ich das augenkrebserregende Teil vermutete. Es dauerte etwas, doch schließlich hatte ich es gefunden. Ich zog das Hemd heraus und besah es mir noch einmal eingehend. Auffallen würden Sei und ich heute Abend ganz bestimmt. Punkt sieben Uhr trafen wir bei Sei ein. Er erwartete mich bereits mit einem breiten Grinsen und natürlich hatte auch er dieses Glitzerteil an. Meine Eltern hatten mich zwar misstrauisch gemustert, als ich kurz vor Sieben die Treppe runtergekommen war, doch gesagt hatten sie nichts. Kayas Auftritt hingegen nahmen sie nicht so gelassen hin. Sie war erst auf dem letzten Drücker aus ihrem Zimmer gekommen und mir war später auch klar, wieso. Als unsere Eltern nämlich zu einer Standpauke ausholten, meinte sie belehrend, dass dazu jetzt keine Zeit wäre, sonst würden wir zu spät kommen. Ich musste mir ein Lachen verkneifen und stimmte ihr zu. Ich wollte nicht zu spät zu Seis Party kommen, schon allein deswegen nicht, um seinen Eltern einen neuen Grund zu geben, Sei zu bitten, sich nicht mit mir abzugeben. Als meine Eltern auf Sei zugingen und ihm gratulierten, seufzte meine Mutter: „Also doch, ihr habt euch ausgemacht, dieses grässliche Hemd zu tragen. Ihr wisst aber genau, dass ihr Seichiros Eltern damit keinen großen Gefallen tut?“ Seis Grinsen wurde breiter, meines ebenso. Sie schüttelte den Kopf und betrat das Haus, dicht gefolgt von meinem Vater, der uns noch kurz zuzwinkerte. Auch Kaya gratulierte Sei nun und verschwand dann ebenfalls im Haus. Sei und ich waren alleine und grinsten uns dümmlich an. Mich beschäftigte immer noch die Frage, was heute in der Schule mit ihm los war und deswegen wirkte ich wohl etwas angespannt. Natürlich merkte das Sei sofort. Er seufzte und kam auf mich zu. „Yu, bitte, ich hab dir doch gesagt, dass alles okay ist, also hör schon auf, dir Gedanken zu machen und mir meinen Geburtstag zu verderben!“ Mein Gesicht entgleiste. Daran hatte ich ja gar nicht gedacht! Wenn ich die ganze Zeit so ein Gesicht zog, war es nur natürlich, dass ich Sei die Laune und damit auch seinen Geburtstag verdarb. Das wollte ich selbstverständlich nicht. Plötzlich grinste er wieder. „War doch nur Spaß, Yu. Nimm nicht immer alles so ernst. Ich weiß doch, dass du dir meinetwegen nur Sorgen machst, aber das brauchst du nicht, ehrlich!“ Das beruhigte mich zwar ein bisschen, doch wirklich glauben konnte ich ihm nicht. Trotzdem lächelte ich ihn an und streckte ihm eine Tüte hin. „Happy Birthday, Sei! Ich wünsche dir alles, alles Gute und mögen alle deine Wünsche in Erfüllung gehen!” Mit weit aufgerissenen Augen starrte mich mein Gegenüber an. Dann prustete er los. „Jedes Jahr der selbe kitschige Glückwunsch! Lass dir doch mal was Neues einfallen, Yu! Danke dir, aber krieg ich denn keine Umarmung?“ Nun war es an mir, Sei anzustarren. Eine Umarmung? Ich hatte schon bereits erwähnt, dass wir uns nie wirklich umarmten, weshalb also wollte er das jetzt ändern? Ich musste wirklich ziemlich verwirrt ausgesehen haben, denn mit einem Mal wirkte sein Lächeln unsicher und er winkte ab. „Ach, vergiss es. War doch nur ein Scherz. Du-“ Ich ließ ihn nicht aussprechen, sondern stürzte mich im wahrsten Sinne des Wortes auf ihn. Er ächzte leise, als ich meine Arme um ihn schlang. Ich hatte meine Augen zugekniffen, denn mir war das Ganze ziemlich peinlich. Als ich mich wieder von ihm lösen wollte, legte er seine Hände bestimmend auf meinen Rücken. Ich riss meine Augen wieder auf und die Röte schoss mir ins Gesicht. Wieso wurde ich denn rot? Das war doch nur ein kleiner Kumpel-Drücker, weiter nichts. Früher bin ich deswegen doch auch nicht rot geworden! Aber vielleicht lag es auch daran, dass heute im Allgemeinen ein ziemlich merkwürdiger Tag war. Da mir die Stille etwas unheimlich wurde, flüsterte ich noch einmal ein „Happy Birthday, Sei“. Kurz darauf erwiderte er: „Danke, Yu… Ich danke dir.“ Seis Atem kitzelte mein Ohr und seine Stimme ließ mich erschaudern. Er klang auf einmal so anders, so… fremd. Ach was, bestimmt bildete ich mir das nur ein. Heute spielte meine Wahrnehmung offenbar verrückt. Ich weiß nicht, wie lange wir so dort standen, doch auf einmal löste sich Sei von mir und drehte sich abrupt weg. „Ähm, okay, ich denke, wir sollten jetzt rein gehen. Komm schon, Yu, ich will doch meine doofe Geburtstagsparty mit all den Langweilern nicht verpassen.“ Immer noch etwas verwirrt schüttelte ich den Kopf und folgte dann Sei ins Haus. Er stellte die Tüte mit meinem Geschenk auf den Beistelltisch. Danach gingen wir ins Esszimmer, wo sich die Gäste angeregt unterhielten. Als wir den Raum betraten, breitete sich eine peinliche Stille aus. Alle starrten uns an. Klar, die Hemden, die wir trugen, waren ja auch ein echter Hingucker. Dann, ganz plötzlich, fing einer der Gäste an zu klatschen und lachte aus vollem Hals. Die restlichen Gäste fielen nach und nach sowohl in das Klatschen als auch in das Lachen mit ein. Ich schielte kurz zu Sei, der ganz perplex aussah. Tja, eigentlich wollten wir ja seine Eltern schocken, aber wenn den Gästen unser Aufzug gefiel, würden seine Alten sicher auch nicht allzu viel dagegen einzuwenden haben. Ich seufzte. Sei beugte sich etwas zu mir rüber und flüsterte mir ins Ohr. „Okay, auf ins Gefecht. Lass uns das schnell hinter uns bringen. Wenn wir Glück haben, können wir uns nach dem Essen abseilen.“ Ich musste ein Lachen unterdrücken. War ja klar, dass Sei nicht vor hatte, seinen Geburtstag hier zu verbringen. Wir setzten uns, aßen, tranken und redeten mit den anderen und warfen uns ab und zu genervte oder gelangweilte Blicke zu. Es waren fast nur Erwachsene anwesend, doch ein Mädchen in Seis und meinem Alter stach mir ins Auge. Sie hatte lange blonde Haare, die sie zu einer Hochsteckfrisur frisiert hatte und ihre braunen Augen blitzten intelligent, aber auch irgendwie… hinterlistig. Sie war zwar schön anzusehen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mit ihr nicht zurechtkommen würde. Sei allerdings musste das, denn sie saß direkt neben ihm und quasselte ihn voll. Mir tat er echt leid. Als das Essen endlich vorüber war, setzten wir uns alle ins Wohnzimmer, wo alkoholische Getränke ausgeteilt wurden. Uns Minderjährigen gab man natürlich nichts. Ich fragte mich echt, wieso sich die Erwachsenen so anstellten. Glaubten die etwa allen Ernstes, dass wir noch nie Alkohol getrunken hatten? Während also die Erwachsenen mit Sekt anstießen, gab man uns Orangensaft. Wir sangen alle im Chor ein Ständchen für Sei, was ihm sichtlich peinlich war. Sobald sich die Menge verteilte und der Lärmpegel im Raum sich hob, tauchte Sei hinter mir auf. „Komm, wir hauen ab!“, flüsterte er mir zu und schon wurde ich am Arm gepackt. Er zog mich hinter sich her, durch den Flur und schließlich raus aus dem Anwesen. Wir liefen bis zum Zaun, dort drehte er sich noch einmal um, rannte mit mir im Schlepptau weiter um die nächste Ecke und blieb abermals stehen. Er lugte um die Ecke, drehte sich dann zu mir um und grinste mich an. „Wir habens geschafft, Yu! Nun lass uns endlich richtig feiern!“ Schmunzelnd sah ich ihn an und nickte. Wir liefen zu Seis Onkel, Taki, der heute nicht auf der Geburtstagsfeier seines Neffen war, da er nicht eingeladen worden war. Nicht aus dem Grund, dass ihn sein Bruder und dessen Frau nicht mochten, nein. Es hatte wohl eher viel mehr damit zu tun, dass er schwul war. Er hatte vor zwei Jahren entdeckt, dass ihn das männliche Geschlecht anzog und vor einem guten Jahr hatte er es dann Seis Familie gesagt. Diese nahmen das Ganze nicht so locker auf, verstießen ihn allerdings auch nicht aus der Familie – jedenfalls solange nicht, wie niemand anderer davon erfuhr. Niemand aus der High Society sollte jemals Wind davon bekommen, denn das hätte ein schlechtes Licht auf die Kuros geworfen. Sei und ich kamen wirklich wunderbar mit Taki aus und verbrachten oft die Nachmittage bei ihm zu Hause. Als wir bei ihm ankamen, schien er uns bereits zu erwarten. Er begrüßte Sei mit einer Umarmung – plötzlich schoss mir wieder die Röte ins Gesicht, als ich an unsere Umarmung von vorhin dachte – und gratulierte ihm. Dann hielt er ihm eine Tüte hin, grinste und sagte: „Aber übertreibts nicht, Jungs! Viel Spaß!“ Danach verschwand er wieder in seinem Haus. Als ich Sei fragte, was denn in der Tüte war, fing auch er an zu grinsen und sagte: „Was denkst du wohl? Zu einer Feier gehört Alkohol nun mal dazu und da wir im Supermarkt sicher keinen kriegen…“ Er musste nicht weitersprechen, ich wusste, was er sagen wollte. Er hatte das alles geplant! Ich fing an zu lachen und schlenderte mit ihm zu unserem Lieblingsplatz am Fluss. Wir setzten uns auf die Wiese, machten es uns gemütlich und stießen noch mal auf Seis Geburtstag an. Wir waren schon leicht angeheitert, als Sei mich plötzlich ernst ansah. „Yu? Du bleibst doch immer mein bester Freund, oder? Egal, was passiert, du wirst immer bei mir bleiben, hab ich recht?“ Ich grinste dämlich und antwortete: „Klar bleib ich bei dir. Bist ja mein bester Kumpel. Ich hätte keine Ahnung, was ich ohne dich machen soll.“ Mit einem Mal herrschte Stille zwischen uns. Wir blickten uns tief in die Augen – und fingen dann schallend an zu lachen! „Das war jetzt sogar für dich etwas zu kitschig, Yu!“, lachte Sei. Ich knuffte ihn in die Seite und schon rangelten wir. Als uns die Puste ausging, blieben wir liegen, so, wie wir waren: Sei lag auf meinem ausgestreckten linken Arm, meinen Kopf hatte ich auf seine Schulter gebettet und er fuhr mir mit der linken Hand durchs Haar. Alles war gut, solange Sei mein bester Freund war. Die Zukunft machte mir keine Angst, vorausgesetzt dass er an meiner Seite war. Plötzlich erschien eine Sternschnuppe am Himmel. „Schnell, wünsch dir was, Yu“, flüsterte mir Sei zu. Dass er immer noch an solchen Kram glaubte, ließ mich schmunzeln. Trotzdem formte sich in meinem Kopf bereits ein Wunsch. „Na los, beeil dich, sonst ist sie weg! Ich hab mir schon was gewünscht, jetzt bist du dran!“, drängte er mich, endlich meinen Wunsch der Sternschnuppe mitzuteilen. Noch einmal sah ich ihn mir an, wie er da so neben mir lag: mit großen leuchtenden Augen und leicht geröteten Wangen. So sah man ihn selten, doch wenn wir weiterhin Freunde blieben, dann könnte ich ihn bestimmt noch öfters so sehen. Schnell blickte ich wieder in den Himmel und sah der Sternschnuppe nach. Ich wusste ganz genau, was ich für die Zukunft wollte. So, das wars erstmal! Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ihr lasst ein paar Wünsche, Anregungen oder Beschwerden da ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)