Bittersweet Symphony von Zero_Kiryu ================================================================================ Kapitel 1: Das Kennenlernen --------------------------- Titel: Bittersweet Symphony Teil: 1/? Autor: Zero_Kiryu Warnung: noch nix ^^ Kommentar: Hier eine meiner eigenen Fanfic-Ideen ^^ Bin mal gespannt, was ihr dazu sagt ^^ Entstanden ist sie irgendwann 2005 oder früher. Das kann ich leider nicht mehr nachverfolgen... Disclaimer: Okay, die Charaktere hab ich mir selbst ausgedacht, aber Geld verdiene ich damit trotzdem nicht. ^^ Pairing: Victor x Jo Kapitel 1 Das Kennenlernen Die Nacht, in der ich mich zum ersten und einzigen Mal in einen Mann verliebte, werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Es regnete in Strömen und zu allem Überfluss war ich auch noch spät dran, als mich das Taxi am 31. Dezember des Jahres 2000 vor dem ziemlich pompösen Anwesen von Victor Gonzalez absetzte. Es war eine dieser lästigen Pflichtveranstaltungen zu denen man als Journalist eingeladen wurde, um am nächsten Tag exklusiv zu berichten, wie imposant die Party war und welche Stars sich die Ehre gegeben hatten. Eigentlich hätte ich Silvester lieber allein mit einer großen Flasche Wodka gefeiert, doch mein Chef hatte mir keine Wahl gelassen. Entweder ich würde ihm die perfekte Story liefern oder ich säße ab morgen ohne Job da. Dreimal dürfen Sie raten, wofür ich mich entschieden habe. Mein Name ist übrigens Jonathan Tracy. Ich war damals 28 Jahre alt und der jüngste Journalist im Kader meines Chefs. Das erfüllte mich natürlich mit Stolz. Gleichzeitig hatte ich ohne Zweifel auch sehr hart damit zu kämpfen, der unerfahrenste zu sein und somit immer nur auf die leichten Fische angesetzt zu werden. Mein Chef meinte einmal zu mir, er würde mir einen großen Enthüllungsbericht nur überlassen, wenn ich ihm zuvor versichern könnte, dass ich konstant gute Arbeit leiste. Das hatte ich inzwischen geschafft und so durfte ich am Silvesterabend die Party von Victor Gonzalez besuchen – einem der gefragtesten Schauspieler Hollywoods zu der Zeit. Er war 33 Jahre alt, spielte immer den gefürchteten Herzensbrecher, der jede Frau auf der Stelle dazu brachte, ihre Kleider abzulegen, wenn er sie anlächelte. Ich muss zugeben, dass auch mich seine Ausstrahlung nicht kalt gelassen hatte, doch wenn man der Presse glauben konnte, war er im wahren Leben ein noch viel größeres Arschloch als im Film. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Und ich hatte auch noch keine Ahnung, worüber ich schreiben sollte – was sich auch im Laufe des Abends nicht ändern sollte. Nachdem ich meine Einladung vorgezeigt hatte, nahm man mir meinen Mantel ab und führte mich in einen riesigen - und damit untertreibe ich nicht! – Wintergarten, durch dessen Kuppel man die sternklare Nacht bewundern konnte. Ich drehte eine kleine Runde und begrüßte ein paar meiner Kollegen, bevor ich mich mit einem Glas Champagner bewaffnet in eine Ecke stellte und dem bunten Treiben eine Weile zusah, um eventuell Stoff für eine Story zu entdecken. Es waren Größen aus allen Bereichen des Showbiz anwesend. In Sachen Gästewahl hatte Mr. Gonzalez ein wirklich glückliches Händchen bewiesen. Wie ich aus dem allgemeinen Gemurmel heraushörte, hatte sich der Hausherr nach der Begrüßung mit einer jungen, wunderhübschen und talentierten Schauspielerin zurückgezogen. Plötzlich aber drehten alle Anwesenden ihre Köpfe in eine Richtung und ich kam nicht umhin, ihren Blicken zu folgen. Da stand er auf der Treppe. Der fleischgewordene Traum einer jeden Frau. Groß, schmalschultrig, muskulös - aber nicht zu sehr - markante Gesichtszüge, einen perfekten Körper, lange schwarze Haare, die perfekt gestylt waren und einen Blick, dem niemand widerstehen konnte. Ich gebe zu, dass ich kurzzeitig daran dachte, seinen Körper zu betasten. Doch ich war zu dem Zeitpunkt noch eindeutig hetero, weswegen sich dieser Gedanke schnell wieder verflüchtigte. Ich nippte wieder an meinem Glas und beobachtete interessiert jeden seiner Schritte. Schließlich kannte ich ihn ja nicht. Plötzlich aber wandte sich sein Blick mir zu und blieb an mir haften. Mich durchfuhr ein kalter Schauer, als ich schließlich realisierte, dass er mich genauso interessiert musterte wie ich ihn. Dann wurde seine Aufmerksamkeit jedoch wieder von einem blonden Geschöpf in Anspruch genommen, die ihm ihre Zunge so tief in den Rachen schob, dass man schon befürchten musste, er würde daran ersticken. Nach einigen Stunden der ausgelassensten Partystimmung wurde es Zeit, das neue Jahr zu begrüßen. Die Mutigen, die schon genug intus hatten, um die Kälte zu ertragen, gingen in den Garten, um dort das Feuerwerk zu beobachten. Alle anderen blieben im Haus und konnten das Spektakel durch die Kuppel hindurch beobachten. Dazu wurde sogar das Licht ein wenig gedämmt. So bemerkte ich nicht, wie Victor sich von hinten an mich anschlich und mir ein neues Glas Champagner in die Hand drückte. „Hier. Trink. Die Party fängt jetzt erst richtig an!“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, danke. Ich wollte sowieso gleich gehen.“ „Warum? Schon eine Story entdeckt, die du morgen veröffentlichen willst?“ „So ähnlich, ja.“ „Die meiste Action gibt es immer erst nach dem Jahreswechsel. Da kommt das Blut erst so richtig in Wallung, falls du verstehst, was ich meine.“ Er sah mich hinterhältig grinsend von der Seite an. „Ich glaube schon. Auf so ein Niveau lasse ich mich aber nicht herab.“ „Oho. Ein Schreiberling mit Gewissen.“ „Journalist bitte.“ „Dann willst du also gar nicht wissen, was ich mit der Blonden in meinem Schlafzimmer getrieben habe?“ „Ich kann es mir lebhaft vorstellen, danke.“ Er grinste wieder. Obwohl ich ein Fremder für ihn war, tat er so, als würden wir uns schon länger kennen. Beeindruckend. „Warum sind Sie nicht bei den anderen und feiern mit ihnen?“ „Weil sie mich anöden. Ich habe sie nur eingeladen, damit die Presse etwas zu berichten hat. Und lass das „Sie“ weg.“ „Dann hegen Sie – du – also auch keine Gefühle für die junge Dame, die du heute verführt hast?“ „Nein. Außerdem ist da gar nichts gelaufen. Sie hat mir nur einen geblasen und das war’s. Ich lasse mir doch nicht die Frisur ruinieren, nur um meinen Spaß zu haben. Ich hätte sie ja auch gar nicht gebraucht, falls du verstehst, was ich meine.“ Wieder dieses Grinsen. „Du bist unglaublich arrogant, wenn ich das mal so sagen darf.“ „Danke. Das hat mir von euch noch keiner ins Gesicht gesagt. Die anderen schleimen immer nur rum. Das nervt inzwischen richtig. Wie heißt du?“ „Jonathan. Jonathan Tracy.“ „Jonathan. Was dagegen, wenn ich dich Jo nenne? Habs nicht so mit langen Namen.“ Er hielt mir seine Hand hin und erwartete anscheinend, dass ich sie schüttelte. Doch ich nippte an meinem Glas. Am liebsten wäre es mir, er würde verschwinden, damit ich ihm nicht noch schlimmere Dinge an den Kopf werfen konnte. „Sags schon. Ich sehe doch, dass dir etwas auf der Seele liegt.“ „Mr. Gonzalez.“ „Victor.“ „Victor. Noch nie habe ich einen Menschen getroffen, der so von sich überzeugt war wie du und so herablassend von anderen spricht. Frauen sind doch keine Gebrauchsgegenstände, die man benutzt und wegwirft, wenn sie einem nicht mehr gefallen!“ Er klopfte mir wohlwollend auf die Schulter und bedeutete mir dann, ihm zu folgen. „Ich zeige dir mal was. Komm mit!“ Er stieg eine breite Treppe hinauf und ich folgte ihm dann in einen dunklen Raum. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, hörte ich, wie der Schlüssel herumgedreht wurde. Wenig später erhellte eine kleine Nachtischlampe den Raum und ich merkte endlich, dass wir uns in seinem Schlafzimmer befanden, welches erstaunlicherweise weniger pompös eingerichtet war, wie die übrigen Zimmer. Er schob den Schlüssel mit einer lässigen Bewegung unter das Kopfkissen und ich fragte mich, was er damit bezweckte, als er auch schon auf mich zukam und mir mein Glas aus der Hand nahm. „Das brauchst du jetzt nicht mehr“, flüsterte er mir ins Ohr. Irritierenderweise erregte mich seine Stimme immens. Nachdem er mein sowie auch sein Glas auf einem Tischchen abgestellt hatte, entledigte er sich seines Jacketts und öffnete sein Hemd, sodass seine ausgeprägten Muskeln zum Vorschein kamen. „Was hat das alles eigentlich zu bedeuten?“, fragte ich ihn ein wenig atemlos. Er kam lächelnd auf mich zu und flüsterte wieder: „Ich habe mich ein wenig schlau gemacht über dich, Jo. Ich bewundere deine Arbeit. Glaubst du wirklich, dass es Zufall ist, dass du heute Abend hier bist?“ „Aber warum?“ „Du gefällst mir. Und ich habe gerne schöne Dinge um mich.“ „DINGE?“ Er grinste wieder. „Na schön. Menschen. Aber auch Dinge. Außerdem habe ich erfahren, dass du schon seit längerer Zeit Single bist. Zufall?“ „Ich habe die Richtige eben noch nicht getroffen. Was geht das dich überhaupt an?“ „Hmm... Oder DEN Richtigen...“ Er hob eine Hand und strich mir sanft über die Wange. Dann plötzlich – ohne jede Vorwarnung – zog er mich an sich und küsste mich leidenschaftlich. Ich stieß ihn weg, als ich die Situation erfasste. „WAS SOLL DAS DENN??“ Er griff nach meinem Handgelenk und spielte mit meinen Fingern. „Du bist süß. Ich wollte dich näher kennen lernen. Deshalb habe ich dich eingeladen.“ „Du bist schwul?“ „Das wäre DIE Story, nicht wahr?“ „Allerdings.“ Ich dachte kurz darüber nach, doch als er anfing, an meinen Fingern zu lecken, wurde ich wieder in die Realität geholt. Ich entzog ihm meine Hand und krächzte: „Tut mir sehr leid, aber ich stehe nicht auf Männer.“ „Noch nicht.“ Er löste seinen Pferdeschwanz und kam wieder auf mich zu. „Ich sollte jetzt besser gehen.“ Doch noch ehe ich das Kopfkissen auch nur anheben konnte, umarmte er mich von hinten und hielt mich so zurück. „Gib doch wenigstens zu, dass es dich erregt, wenn ich dich ansehe.“ Ich spürte, dass er seinen Kopf an meinen Rücken lehnte. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Was sollte ich dazu sagen? Die Wahrheit? Aber was war die Wahrheit? Ich drehte mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. „Ist das hier ein Spiel?“ „Ja.“ Damit brachen plötzlich alle Dämme. Wir fielen uns in die Arme wie zwei ausgehungerte Tiere. Obwohl ich nicht wusste, wie er es angestellt hatte, dass ich plötzlich so hemmungslos war. Der Liebesakt war lang und leidenschaftlich. Diese Stunden würde ich mein ganzes Leben nicht vergessen. Er war drängend, aber auch zärtlich und ich hätte nie gedacht, mich einmal so fallen lassen zu können. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, saß er im Bett neben mir und grinste mich an. „Hast aber lange geschlafen. War wohl eine lange Nacht, hmm?“ Ich lächelte. Dann beugte er sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss. Trotz all dieser Zärtlichkeiten konnte ich nicht umhin, ihn zu fragen: „Was bezweckst du damit?“ „Ich hab doch gesagt, dass ich dich süß finde.“ „Hast du dich etwa in mich verliebt?“ Er fing laut an zu lachen. „Wo denkst du hin? Muss man jemanden lieben, um mit ihm ins Bett zu steigen?“ „Aber warum dann all die Mühe?“ „Mir war langweilig. Da hab ich zufällig dein Bild neben einem Artikel gesehen, der mir ganz gut gefallen hat.“ Ich war erleichtert und enttäuscht zugleich. Bei einem Blick auf die Uhr fiel mir dann auch schließlich ein, dass ich eigentlich einen Artikel abzuliefern hatte. Ich sprang aus dem Bett und zog mich schneller an, als jemals zuvor in meinem Leben. Victor sah mir dabei nur grinsend zu. „Bleib locker. Dein Chef weiß, dass du hier bist. Ich hab ihm gesagt, du hättest gestern ein wenig zu wild gefeiert und hier übernachtet.“ Ich hielt inne. „Und was hat er dazu gesagt?“ „Was soll er dazu schon sagen? Eingeschleimt hat er sich. Wie alle anderen.“ Hatte ich mich verhört oder schwang in seiner Stimme eine Spur von Trübsal mit? „Du hast jetzt übrigens bis morgen Zeit, deinen Artikel abzuliefern.“ „Ah... danke.“ „Möchtest du frühstücken? Ich hab uns was hochgeholt.“ „Ja, danke.“ Ich setzte mich mit noch geöffnetem Hemd zu ihm aufs Bett und nahm nickend die Tasse Kaffee entgegen, die er mir hinhielt. Dann frühstückten wir schweigend. Durch die Fenster schien die Sonne herein und warf ein warmes Licht auf alle Gegenstände im Zimmer. Jetzt im hellen Licht des Tages konnte ich auch sehen, dass sein Zimmer für seine Verhältnisse sehr sparsam eingerichtet war. Victor, der meinem Blick gefolgt war, erklärte: „Dieses Zimmer ist normalerweise für niemanden zugänglich.“ „Auch nicht für deine Freundinnen?“ Er schüttelte den Kopf. „Für solche Fälle habe ich ein extra Schlafzimmer.“ Ich war überrascht und konnte mir die folgende Frage nicht verkneifen: „Und warum sind wir dann hier?“ Er sah mir direkt in die Augen und schien etwas darin zu suchen. „Ich wollte nicht, dass du ein falsches Bild von mir bekommst.“ „Falsches Bild?“ „Na, als Reporter solltest du das aber wissen! Man hält mich doch bekanntermaßen für einen Enfant terrible!“ „Ach das meinst du. Was ist daran falsch?“ Er lachte laut auf. „Du bist mir so einer. Ich habe mir die schonungslose Ehrlichkeit nur als Schutzmechanismus angeeignet. Ob du es glaubst oder nicht: Mir ist die Meinung von Menschen, die ich mag, sehr wichtig.“ „Warum erzählst du mir das alles? Willst du, dass ich denen da draußen von deinem „Wahren Ich“ erzähle?“ „Aber nicht doch. Dieses Gespräch bleibt selbstverständlich unter uns!“ Ich nickte. „Und wie hat es dir gefallen?“ „Was meinst du? Die Party? Ich hab schon Bessere erlebt.“ „Nein, ich meine unsere gemeinsame Nacht.“ War ich rot geworden? Bestimmt. Tiefrot wie eine Tomate. „Du brauchst dich nicht zu schämen. Jeder Mann macht mal diese Erfahrung!“ „Ach ja? Hast du das schon öfter gemacht?“ „Nein. Du warst der Erste. Und ich muss sagen, du warst besser als so manche Frau, die ich schon gevögelt hab!“ Ich starrte ihn fassungslos an. „Meinst du das ernst?“ „Aber sicher doch. Das heißt natürlich trotzdem nicht, dass ich jetzt auf Männer umsteige. Es war einfach ein Test. Ich hatte das schon länger vor, hab aber nie den Richtigen getroffen. Du erschienst mir als der geeignete, weil du genauso auf Frauen stehst wie ich und wählerisch bist.“ „Das ist nicht wahr! Für mich ist eine Frau kein Mittel zum Zweck! Ich respektiere sie!“ „Aha. Das hat dich aber nicht davon abgehalten, die beste Freundin deiner Ex zu bumsen, als die mal für einige Tage verreist war, oder?“ Am liebsten hätte ich ihn verprügelt. Doch ich zwang mich, ruhig zu bleiben. „Woher weißt du davon?“ „Dreimal darfst du raten!“ „Du kennst Liza?“ „Nein, aber ihre beste Freundin.“ Ich sprang auf und zog mir auch meine restlichen Klamotten an. Dieser Mann war dermaßen arrogant, dass man es kaum in Worte fassen konnte. Ohne ihn noch eines weiteren Blickes zu würdigen und ohne sich von ihm zu verabschieden, stürmte ich aus dem Haus. Ich musste erst mal wieder einen klaren Kopf bekommen und wanderte ziellos durch die Stadt. Als ich schließlich meine Wohnung erreichte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, als Victor vor der Tür stand und mich spöttisch ansah. „Glaubst du, du entkommst mir? Unser Gespräch war noch nicht beendet!“ Ich stapfte an ihm vorbei zu meiner Haustür und öffnete sie. „Doch“, erwiderte ich und schlug ihm die Tür vor der Nase zu, noch ehe er mir folgen konnte. Leider kannte ich seine Sturheit damals noch nicht. Sobald die Tür zu war, begann er damit, laut an die Tür zu klopfen. Nach einiger Zeit, in der ich nämlich nicht öffnete, drückte er auf die Klingel. Und er ließ erst davon ab, als ich ihn schließlich hereinließ. „Na endlich! Es ist saukalt draußen!“ „Das ist ja nicht mein Problem! Fahr nach Hause! Da ist es bestimmt wärmer!“ „Warum regst du dich denn so künstlich aus?“ „Weil du einfach in meinem Privatleben rumschnüffelst, wozu du gar keine Berechtigung hast!“ „Immerhin weißt du jetzt, wie sich das anfühlt! Ich mag es auch nicht, wenn man in meinem Leben rumschnüffelt, aber danach fragt ja niemand!“ „Willst du mir jetzt die Schuld dafür geben, dass du Erfolg hast?“ „Nein, natürlich nicht.“ „Schön.“ Ich wandte mich von ihm ab und begann damit, meine Wohnung aufzuräumen. Es dauerte nicht lange und er nahm das Gespräch wieder auf. „Okay. Es tut mir leid. Würdest du jetzt bitte damit aufhören, hier aufzuräumen? Das macht mich nervös!“ „Warum denn?“, fragte ich ihn, als ich mit ein paar schmutzigen Gläsern an ihm vorbeiging. Am Samstag hatten meine Freunde und ich eine kleine vorgezogene Silvesterparty gefeiert, da meine Freunde den Jahreswechsel auf einem anderen Kontinent feiern wollten. Leider konnte ich sie dabei nicht begleiten, da ich ja etwas vorgehabt hatte. Die Party war auch der Grund für die kleine Verspätung am Sonntag. Ich war in der Küche verschwunden und hoffte, er würde bald wieder gehen. Doch zu meiner Überraschung folgte er mir mit einem Stapel Geschirr in den Händen. Ich sah ihn fragend an und er erklärte: „Ich will dir nur ein wenig Gesellschaft leisten! Und wenn das bedeutet, dass ich dir beim Aufräumen helfen muss, dann soll es wohl so sein!“ Ich grinste und öffnete den Geschirrspüler. Während ich das dreckige Geschirr einräumte, fragte ich ihn: „Du willst also Freundschaft schließen?“ „Ja, nicht mehr und nicht weniger. Ich mag dich. Ich glaube, du wärst ein prima Kumpel. Hast du übrigens am Samstag schon was vor?“ Ich überlegte kurz. „Eigentlich nicht. Warum?“ „Super! Ein Kollege und Freund von mir, Robert Seeliger, heiratet und er hat mich inklusive Begleitperson eingeladen. Hast du Lust, mitzukommen?“ „Ich? Du willst, dass ICH mitkomme? Solltest du nicht lieber eine FRAU fragen?“ „Er hat nicht gesagt, dass es eine Frau sein muss. Er hat nur gesagt: ‚Bring doch noch jemanden mit, wenn du willst.’.“ Ich nahm die Einladung dankend an, fühlte mich aber irgendwie unwohl dabei. Victor blieb noch bis zum späten Nachmittag. Eigentlich war er ein ziemlich angenehmer Gesprächspartner und ich merkte, dass ich mit ihm über alles sprechen konnte, ohne mich verstellen zu müssen. Auch wenn er ein gefragter Star war, war er doch in erster Linie ein Mann, der sich nach Freundschaft sehnte. Ich beschloss, diese Freundschaft nicht für eine Story zu missbrauchen. Solange niemand – besonders mein Chef nicht! – erfuhr, dass ich ihn privat kannte, würde man mich auch nicht bedrängen, etwas darüber preiszugeben. ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ So, bin gespannt, was ihr mir an Kommis da lasst! ^___^ Freu mich über jede Meinung! lg Zero Kapitel 2: Die Hochzeit ----------------------- Hallo meine Lieben! Offenbar scheint ja doch Interesse an der Geschichte zu bestehen ^^ Das freut mich. Deshalb hab ich mich mal am zweiten Kapitel versucht. Hoffe, es gefällt, auch wenn ich den Eindruck habe, dass das erste Kapitel besser war. ^^ Aber das hab ich ja auch schon vor ein paar Jahren geschrieben ^^ Nun denn, ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Kapitel 2 Die Hochzeit Samstag. Nervös zupfte ich an meinem Anzug, den mir Victor für die Hochzeit besorgt hatte. Ich hatte das starke Bedürfnis, die Krawatte zu lockern, die er mir unbedingt hatte anlegen müssen. Victor, der mir gegenüber in seiner geräumigen Limousine saß, grinste nur. „Sag bloß, du trägst sonst keine Anzüge?“ „Doch, aber keine, die mehr wert sind, als ich in einem Monat verdiene!“ Victor grinste wieder. „Sieh es als Freundschaftsdienst an. Du kannst ihn übrigens behalten. Ich schenk ihn dir.“ Ich schluckte. „Das kann ich nicht annehmen! Ich glaube, ich zieh mich noch mal um!“ Ich wollte schon aus dem Auto steigen, das noch immer vor meiner Wohnungstür stand, als Victor mich zurückzog. „Du bleibst hier! Ich kann doch nicht mit einer Begleitung dort auftauchen, die einen Anzug von der Stange trägt.“ Ich zog die Augenbrauen zusammen. „Na ja, also SO schlimm ist es ja nun auch nicht.“ Victor grinste dann und lehnte sich zurück. Er gab dem Fahrer ein Zeichen und so fuhren wir dann zusammen zu der Hochzeit, die in einem kleinen Dorf statt fand, das zwei Stunden von meiner Wohnung entfernt lag. Während der Fahrt legte sich eine unheilvolle Stille über uns, in der ich aus dem Fenster starrte, um Victor nicht ansehen zu müssen. Ich spürte aber die ganze Zeit seinen Blick auf mir ruhen. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und blickte zu ihm, wobei ich ihn etwas unwirsch fragte, was er denn wolle. Victor jedoch wandte nur lächelnd seinen Blick ab und antwortete: „Nichts besonderes.“ Ich hätte ihn erwürgen mögen. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Als wir endlich ankamen, stieg Victor vor mir aus, reichte mir aber grinsend eine Hand, um mir beim Aussteigen zu helfen. „Wenn ich bitten darf, Mylady!“ Ich schlug seine angebotene Hand beiseite und stieg dann aus dem Wagen, nur um gleich darauf in einen regelrechten Blitzregen zu geraten. Überall standen Paparazzi und fotografierten uns. Ich konnte ihren gierigen Kameras kaum ausweichen und Victor tat gerade so, als mache ihm das nichts aus. Ich blickte ihn verständnislos an, doch er legte mir nur einen Arm um die Schultern und führte mich nonchalant zum Eingang der Villa, in der die Hochzeitsfeier stattfinden sollte. Drinnen wurden wir von einem Butler begrüßt, der uns die Geschenke abnahm und uns dann in den Wintergarten führte, in dem die Feier stattfinden sollte. Ich lernte allerhand interessante Menschen kennen und kann Victor dafür nur dankbar sein. Während er sich später mit dem Brautpaar unterhielt und mit ihnen lachte, kapselte ich mich ab, weil ich mich nicht zu sehr aufdrängen wollte. Immerhin war ich ja nur ein Bekannter von Victor. Ich schnappte mir ein Glas Champagner und stellte mich etwas abseits in eine Ecke, wie ich es auf Victors Party schon getan habe. Es dauerte nicht lange und eine junge Frau gesellte sich zu mir. Sie war bildhübsch und ich fragte mich, was sie von mir wollte, als sie auch schon zu sprechen anfing. Da war mir eigentlich alles klar. „Sie sind also der geheimnisvolle Begleiter von Victor Gonzalez?“ Ich nickte und entlockte ihr damit ein Lächeln. „Mein Name ist Lisa. Mit wem hab ich denn das Vergnügen?“ Ich antwortete: „Jonathan. Aber Sie können mich auch Jo nennen!“ Sie lächelte immer noch und hielt mir dann ihre Hand hin. „Freut mich, Jo!“ Ich nahm ihre Hand und merkte, wie zart sie war. Im Gegensatz zu Victors, der noch dazu auch nicht gerade sanft zugepackt hatte. Aber warum dachte ich ausgerechnet jetzt an ihn? Ich erwiderte ihr Lächeln schließlich und unterhielt mich kurz mit ihr, bis dann verkündet wurde, dass das Essen angerichtet würde. Gerade suchten meine Augen nach Victor, als ich auch schon eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich drehte mich um und entdeckte dann auch schon Victor. „Na ihr zwei Hübschen? Ihr versteht euch ja prächtig. Aber du hast sicher nichts dagegen, wenn ich dir diesen netten jungen Mann entführe, oder?“, fragte er dann Lisa, ohne mich dabei anzusehen. Sie nickte nur und verabschiedete sich vorerst von mir. Sie hatte eindeutig Gefallen an Victor gefunden, was ich ihren Blicken entnehmen konnte und wenn sie Glück hatte, würde sie noch vor Ende des Abends zu einer neuen Kerbe in Victors Bettpfosten. Victor hatte unsere Plätze schon ausgemacht, wie er mir mitteilte, während er mich dorthin dirigierte. Ich war überrascht, als auch ich am Tisch des Brautpaares sitzen durfte und man mich behandelte, als gehöre ich zum erlesenen Kreis von Victors Freunden. Der Bräutigam grinste mich mit seinem Südstaaten-Lächeln an und meinte dann, dass er seinen Freund noch nie so entspannt gesehen habe und ich sollte mich doch öfter mal mit ihm treffen und was mit ihm unternehmen, damit das so bliebe. Ich nickte nur schwach. Darauf hatte ich ja nun wirklich keinen Einfluss. Wenn Victor meiner überdrüssig würde, würde ich das sicher schnell merken. Es war ja nicht so, als sei er auf meine Freundschaft angewiesen, wenn ich mir seine Bekannten so anschaute. Zumindest der Amerikaner, der heute heiratete, schien ihn ja schon wesentlich besser zu kennen. Während des Essens wurde ich über alles Mögliche ausgefragt, auch über mein Privatleben und ich spürte, wie sich Victor unmerklich versteifte, als man mich auf eine Freundin ansprach. Wahrheitsgemäß antwortete ich natürlich, dass ich momentan frei sei und man riet mir, mich doch mal umzusehen. Es gäbe hier viele ledige junge Frauen in meinem Alter. Ich lächelte und winkte höflich ab. So nötig hatte ich es dann auch nicht. Außerdem wollte ich eine normale Frau, wenn überhaupt und nicht so eine dieser Schickimicki-Tussis. Das sagte ich natürlich nicht laut. Ich warf einen verstohlenen Blick auf Victor und merkte, dass er mich ansah. Wie lange schon, konnte ich nicht sagen. Ich aß schließlich weiter und hielt mich bei den Gesprächen lieber zurück. Als wir nach einigen Stunden fertig waren, bat mich Victor, ihn für einen kurzen Augenblick zu begleiten. Da ich mir nichts dabei dachte, folgte ich ihm. Er führte mich in einen Salon und verschloss die Tür hinter uns. „Was ist denn los?“, fragte ich ihn, als er mit dem Rücken zu mir stehen blieb. Als er sich umdrehte, lief es mir für einen kleinen Moment kalt den Rücken hinunter. Sein Blick war für eine Sekunde so hasserfüllt, dass ich schon glaubte, er würde mich gleich lynchen wollen. Doch er entspannte sich keine Sekunde später wieder und schloss seufzend die Augen. Ich hörte, wie die Musik zu spielen begann. Der Ehrentanz. „Willst du dir das nicht ansehen?“, fragte ich, um Victor irgendwie zum Sprechen zu bringen, doch er schüttelte den Kopf. Er blickte mich noch einmal intensiv an, dann kam er näher. Unwillkürlich wich ich einen Schritt zurück. Er drängte mich gegen die Wand und stützte beide Arme neben mir ab. „Was ist denn, Jo? Hast du etwa Angst vor mir?“ Ich schüttelte den Kopf, auch wenn mein Gesichtsausdruck wohl etwas anderes gesagt haben musste. Ich hatte keine Angst vor ihm, ich fragte mich lediglich, was er damit bezweckte. „Gut so. Ich wollte dich auch nur warnen. Du solltest dir hier keine Freundin anlachen. Die meisten sind doch eh nur darauf aus, durch dich an mich heran zu kommen.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Denkst du, das wüsste ich nicht?“ Victor musste grinsen, tätschelte meine Wange und ließ dann von mir ab. „Du bist wirklich zu nett, mein Junge!“ Ich sah ihn nur verwirrt an. Was sollte das Ganze dann? Würde ich fragen, bekäme ich aber sowieso keine Antwort. Ich wandte mich dann wieder der Tür zu und wollte gehen, als Victor mich noch einmal zurück hielt: „Wir fahren in etwa drei Stunden. Merk dir das lieber. Ein Taxi von hier kostet sehr viel Geld.“ Ich nickte und ging dann wieder zum Festsaal, um noch die letzten Drehungen mitzubekommen. Lisa gesellte sich wieder zu mir und klärte mich über alles auf, was ich verpasst hatte, ohne dass ich sie danach fragte. Da sie aber auch nicht weiter nach Victor fragte, nahm ich bald an, dass ihr Interesse tatsächlich mir galt. Ich unterhielt mich gut mit ihr und als ich schließlich sah, wie Victor sich von den Gastgebern verabschiedete, entschuldigte ich mich bei ihr, obwohl ich gerne noch länger da geblieben wäre. Lisa drückte mir eine Karte mit ihrer Nummer in die Hand und fragte mich, ob wir uns nicht am nächsten Donnerstag zum Essen verabreden sollten. Ich sagte lächelnd zu, also machten wir noch eine Uhrzeit und ein Restaurant aus. Ich fühlte, wie mein Herz etwas schneller schlug, als sie mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange gab. „Gute Nacht, Jo! Und bis Donnerstag!“ Ich verabschiedete mich dann auch von unseren Gastgebern und folgte Victor zur Limousine. Er wirkte ungewöhnlich angespannt, weshalb ich ihn die gesamte Fahrt über lieber nicht behelligte. Er setzte mich vor meiner Wohnung ab und fragte, ob wir uns am Donnerstag sehen könnten, was ich aber verneinte, ihm den Grund aber verschwieg. Warum weiß ich bis heute nicht. Ich glaubte, ich müsste mich geirrt haben, da ich meinte, er hätte in diesem Moment traurig ausgesehen. Er verabschiedete sich schnell von mir und ließ sich dann nach Hause fahren. Zumindest nahm ich das an. Am nächsten Donnerstag traf ich mich mit Lisa und entgegen meiner Erwartungen verbrachten wir einen sehr schönen Abend zusammen, der von einer noch schöneren Nacht gekrönt wurde. Nicht einmal sprachen wir über Victor. Fast war es, als hätte sie ihn nur gebraucht, um an mich heran zu kommen, was mich etwas stolz machte. Ich genoss die Zweisamkeit mit ihr sehr und rief am nächsten Tag Victor an, um ihm davon zu berichten. Wieder tat er so, als interessiere es ihn nicht die Bohne. Aber was hatte ich schon erwartet? Dass wir plötzlich die besten Freunde wären? Gesellschaftlich waren wir immer noch Welten voneinander entfernt. Er war ein Idol, ein Frauenheld! Was hatte ich da schon zu bieten? Er fragte mich schließlich, ob wir uns treffen könnten und ich sagte zu. Als ich ihn fragte, wo es ihm denn recht sei, meinte er nur, er käme zu mir. So wartete ich dann auf ihn und war überrascht, als er bereits eine Viertelstunde später bei mir auf der Matte stand. „Das ging ja flott!“, begrüßte ich ihn, erntete aber nur ein mürrisches Grinsen. „Dasselbe könnte ich auch sagen! Dich hats wohl erwischt, was?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Kann schon sein. Ich will mich da jetzt nicht festlegen.“ „Aber du magst sie.“ „Ja.“ Er winkte ab. „Dann wünsche ich dir viel Glück. Hoffentlich wirst du nicht enttäuscht.“ Er sah mich dabei wieder durchdringend an und ich fragte mich erneut, ob er wohl etwas plante. Zuzutrauen wäre ihm alles. Ich entwand mich seinem Blick und bat ihn, sich zu setzen. Victor setzte sich auf meine Couch und schlug das linke Bein über das rechte. „Warum bist du so nervös, Jo? Ich dachte, du würdest mir vielleicht noch etwas über deine neue Freundin erzählen?“ „Was gibt es denn da noch zu erzählen? Ich kenne sie doch noch nicht mal eine Woche.“ „Ist ja gut. Kein Grund, gleich ausfallend zu werden!“ Ich sah an seinem Grinsen, dass er mich damit ärgern wollte und seufzte nur. „Du bist unmöglich.“ Ich musste selbst unwillkürlich lächeln und fragte ihn dann: „Möchtest du was trinken?“ Er nickte und bat mich um einen Kaffee. Während ich diesen in der Küche vorbereitete, summte ich leise vor mich hin. Erst, als ich mich aus einem Impuls heraus umdrehte, sah ich Victor im Türrahmen stehen. Ich wich erschrocken zurück und fragte ihn aufgebrachter als nötig: „Sag mal spinnst du? Warum schleichst du dich so an mich ran?“ Er winkte ab und schloss lächelnd die Augen. „Ach komm schon. Ich hab doch nichts Schlimmes gemacht.“ Das konnte ich leider nicht bestreiten. „Ok, aber mach das bitte nicht noch mal, ja?“ „Was passiert denn, wenn doch?“, fragte er mich mit unverhohlener Neugier, die mich grinsen ließ. „Das wirst du dann schon sehen!“, meinte ich geheimnisvoll und drückte ihm die Tasse in die Hand. „Da. Zur Strafe darfst du deine Tasse jetzt selbst ins Wohnzimmer tragen! Aber pass auf, dass du nichts verschüttest, ja?“ Er nickte und ich beobachtete fasziniert, wie er ganz langsam zur Couch zurück schlich, immer darauf bedacht, dass nichts überschwappte. Das sah ja schon niedlich aus, musste ich zugeben, hütete mich aber, das laut zu äußern. So tranken wir erst einmal in einvernehmlicher Stille unseren Kaffee, bis Victor mich dann fragte, ob ich ihn nicht auf eine Party am nächsten Samstag begleiten wollte. Ich lehnte aber höflich ab. Zum einen war ich schon verabredet und zum anderen musste ich auch nicht jedes Wochenende mit ihm verbringen. Das wollte ich ihm aber nicht so direkt ins Gesicht sagen. Er fragte aber auch nicht weiter nach, was mir sehr gelegen kam. Als er schließlich ging, verabschiedete ich ihn an der Tür, doch noch, bevor ich sie öffnen konnte, zog er mich in seine Arme und drückte mich an sich. Völlig verwirrt ließ ich es geschehen und starrte nur verdutzt an die Decke. „Victor?“ Doch noch ehe ich eine Antwort auch nur erahnen konnte, stieß er mich von sich und stürmte aus der Wohnung. Noch verwirrter blieb ich zurück und blickte ihm nach. „Was sollte das denn jetzt?“, fragte ich mich und schüttelte nur den Kopf, als ich die Tür schloss. Ich verbuchte diese plötzliche Gefühlsregung als einmalig und beschloss, ihn nicht noch einmal darauf anzusprechen, wenn er es nicht von sich aus ansprach. Das war ihm sicher unangenehm. Am Wochenende traf ich mich mit Lisa und ging mit ihr ins Kino. Dass es nicht nur dabei blieb, muss ich wohl nicht erwähnen. Schließlich bin ich ein potenter Mann und auch Lisa schien dem nicht abgeneigt. So fuhren wir nach dem mehr als erfolgreichen Date zu mir nach Hause. Ich entschuldigte mich gleich dafür, dass es so unordentlich war, doch Lisa lächelte nur und begann noch im Eingangsbereich, mich auszuziehen und mich innig zu küssen. Wenn ich darüber nachdenken sollte, wie oft mir das schon passiert ist, würde ich das vermutlich an einer Hand abzählen können. Auf dem Weg zum Schlafzimmer verloren wir unsere gesamten Kleider und vergnügten uns dann auf meinem King-Size Bett. Ich fand es unglaublich, wie entspannt ich war. Lisa gab mir nicht das Gefühl, volle hundert Prozent geben zu müssen. Wir ließen es langsam angehen und wurden zum Ende hin immer hemmungsloser, bis wir unserer Erregung mit einem lauten Schrei ein Ende bereiteten. Ich nahm Lisa in den Arm und schlief dann an ihrem Rücken ein. Ob es sie gestört hat, dass ich wieder erregt wurde, weiß ich nicht, jedenfalls hat sie sich noch mehr an mich heran gekuschelt. Ich genoss ihre Nähe. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag sie nicht mehr neben mir, aber der Geruch von frischem Kaffee drang in meine Nase. Ich stieg nackt aus dem Bett und ging auch so nach unten, wo ich sie mit jemandem sprechen hörte. Deshalb ging ich schnell noch mal nach oben und zog mir eine Boxershorts über. So trat ich dann lächelnd in die Küche, was aber erstarb, als ich sah, mit wem sie redete. „Victor? Was machst du denn hier?“ Als er mich entdeckte, lächelte er breit und stand auch gleich auf. „Ich wollte dich besuchen kommen. Wusste ja nicht, dass du noch einen Gast hast.“ Er zwinkerte mir zu, was Lisa nicht sehen konnte und klopfte mir dann auf die Schulter. Dabei ließ er seine Hand eine Spur zu lange auf eben dieser liegen, was mich wieder etwas verwirrte. Ich wusste einfach nicht, damit umzugehen. Victor hatte etwas Unberechenbares an sich. Lisa begrüßte mich mit einem Kuss und drückte mir dann ebenfalls eine Tasse in die Hand. „Victor hat mir gerade erzählt, wie ihr euch kennen gelernt habt. War wohl ne heiße Nacht, was?“ Ich hielt abrupt in meiner Bewegung inne und starrte sie fassungslos an. „Bitte was?“ „Na, die Models, die sich an dich ran geschmissen haben. Wie viele von ihnen hast du denn vernascht?“ Ich atmete innerlich erleichtert auf. Victor konnte ihr schließlich unmöglich von unserer Nacht erzählt haben. „Ach so, das. Na ja, so spektakulär war es auch nicht. Victor übertreibt!“ Ich winkte ab und setzte mich dann an den Frühstückstisch. „Ach Unsinn!“ Lisa streichelte mir noch einmal über den Rücken und meinte dann, sie würde duschen gehen. Ich war ganz froh darüber, denn so konnte ich Victor zur Rede stellen. „Was hast du dir dabei gedacht? Weißt du, dass mein Herz beinahe stehen geblieben wäre?“ Victor aber grinste nur, kam näher und beugte sich über mich. „Geschieht dir ganz Recht, wenn du mir nicht sagst, dass du ein Date hast.“ „Ich wüsste auch nicht, was dich das anginge.“ Er grinste weiter und ich war versucht, ihm irgendeine Gemeinheit an den Kopf zu werfen. „Das nächste Mal sagst du mir einfach ganz ehrlich, wenn du schon was anderes vorhast, klar? Auf solche Spielchen hab ich keinen Bock!“ Ich wusste nicht, warum seine Stimmung so schnell umgeschlagen war, aber Fakt war, dass es so war und als ich zu ihm aufsah, hatte sein Gesicht etwas Teuflisches an sich. „Ist … gut…“, nuschelte ich, doch Victor knallte nur die Kaffeetasse auf den Tisch, richtete sich auf und fuhr sich unwirsch durch die langen Haare, die er heute offen trug, bevor er seine Sonnenbrille aufsetzte, obwohl es heute gar nicht sonnig war. „Geh jetzt lieber zu deiner kleinen Freundin! Sie wartet sicher schon auf dich!“ Bildete ich mir das nur ein, oder war er eifersüchtig? Da ich sein Gesicht aber nicht sehen konnte, musste ich mir alles zusammen reimen und beschloss, dass ich mir das nur einredete. Warum sollte er auch eifersüchtig sein? Wenn er wollte, könnte er noch viel hübschere Frauen abschleppen! Victor verschwand nach diesem Satz aus meinem Haus und ich gesellte mich zu Lisa, die in der Dusche auf mich gewartet zu haben schien. Kapitel 3: Der Samstag, der alles veränderte 1 ---------------------------------------------- Hallo ihr Lieben! Ich sehe gerade, es ist ja schon ein Jahr seit der Veröffentlichung des zweiten Kapitels vergangen!! O___O Das tut mir wahnsinnig leid! Ich bemühe mich, ab sofort hier ein wenig schneller zu arbeiten... Entschuldigt bitte! Also, falls das noch jemand liest: Viel Vergnügen mit dem dritten Kapitel! Das hoffe ich zumindest... Kapitel 3 Der Samstag, der alles veränderte 1 Nach diesem Zwischenfall habe ich Victor eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Meine Beziehung zu Lisa wurde inniger und bald glaubte ich sogar, mich ein wenig in sie verliebt zu haben. Mit jedem Tag, den wir gemeinsam verbrachten, wurde dieses Gefühl stärker. Als Victor eines Nachmittags wieder bei mir auf der Matte stand, erzählte ich ihm von meinen Gefühlen. Er lächelte und gratulierte mir, doch ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sein Lächeln aufgesetzt wirkte und nicht ehrlich gemeint zu sein schien. Doch ich dachte mir nichts weiter dabei, ignorierte auch den langen Blick, den er mir zuwarf, während ich meinen Artikel auf dem Laptop verfasste. Warum genau war er eigentlich hergekommen? Doch bevor ich diese Frage stellen konnte, erhob er sich plötzlich abrupt und sagte, er hätte noch etwas zu erledigen. Ich nickte verwirrt und ließ ihn gehen. Danach rief ich Lisa an, da ich irgendwie das Bedürfnis hatte, sie zu sehen, doch sie sagte, dass sie keine Zeit hätte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, auf den ich schon sehnsüchtig wartete. Ich hatte noch einen Artikel abzugeben, weshalb wir uns in einem Café treffen wollten. Eine halbe Stunde früher war ich bereits da und hatte meinen ersten Kaffee bereits getrunken, als sie abgehetzt ankam. Sie hatte nicht lange Zeit, weshalb wir nur das Nötigste besprachen und uns dann einigten, uns am Wochenende wieder zu sehen und es uns gemütlich zu machen. Dass es zu diesem wundervollen Wochenende niemals kommen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die ganze Woche über war ich mit Terminen und Recherchen so beschäftigt, dass ich keine Anrufe annahm, die nichts mit der Arbeit zu tun hatten. So sah ich auf dem Display meines Handys des Öfteren Victors Nummer und fragte mich, was er denn wolle, rief ihn aber nicht zurück. Am Freitag dann hatte ich so weit alles erledigt und stieg gerade aus der Dusche, als das Handy erneut klingelte. Ich ging ran, ohne nachzusehen, wer es war, weil ich glaubte, Lisa würde mich anrufen. Doch zu meiner Überraschung war es Victor. „Hey! Erreicht man dich auch mal? Was hast du die ganzen letzten Tage gemacht?“ „Gearbeitet“, antwortete ich knapp. „Hey, Jo. Jetzt sei doch nicht so ablehnend. Ich wollte deine Stimme mal wieder hören.“ Dieses Geständnis überraschte mich doch etwas. Ich war für einen Moment so verwirrt, dass ich nur stammeln konnte: „Meine Stimme hören?“ Ich hörte ihn kichern. „Hast du am Wochenende schon was vor?“, fragte er mich dann. „Ja, ich bin mit Lisa verabredet.“ Da war er einen Moment still. Das hätte er sich doch auch denken können, oder? „Verstehe“, murmelte er leise. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. „Gibt es irgendetwas, das du mir sagen möchtest?“, fragte ich ihn dann direkt. Doch er meinte nur, es sei alles in Ordnung, sodass ich mir darum auch keine weiteren Gedanken machte. Er verabschiedete sich dann und meinte, er würde sich die nächsten Tage über noch einmal melden. Ich legte auf. Auf unbestimmte Weise begann sich ein unangenehmes Gefühl in meiner Magengegend auszubreiten. Doch weil ich in zwei Stunden mit Lisa verabredet war, um sie abzuholen, beeilte ich mich lieber und verschwendete an das Gefühl keinen weiteren Gedanken. Ich wollte noch Blumen besorgen, bevor wir uns trafen. Ich wusste, dass sie es mochte, wenn ich das tat. Am verabredeten Zeitpunkt wartete ich geschlagene fünfzehn Minuten, bis sie auftauchte. So lange hatte sie noch nie auf sich warten lassen. Ihre Erscheinung war auch unordentlicher als sonst. Irrte ich, oder hing einer ihrer Strümpfe tiefer als der andere? Ich küsste sie zur Begrüßung und glaubte schwach den Duft von Victors Eau de Toilette riechen zu können. Aber das bildete ich mir sicher nur ein. Sie wirkte trotz allem nervös und angespannt, auch wenn sie es geschickt überspielte. Was war denn passiert? Als ich sie danach fragte, antwortete sie nur, sie hätte Stress im Büro gehabt. Das konnte aber doch nicht der Grund dafür sein, dass sie so aussah, oder? Ich begleitete sie ins Restaurant, ließ die Blumen in eine Vase stellen und setzte mich dann mit ihr. Sie wich meinen Blicken immer wieder aus und nachdem wir das Essen bestellt hatten, fragte ich sie direkt: „Verheimlichst du mir etwas?“ Sie bestritt es sofort, wie nicht anders zu erwarten, doch ich sah, dass da etwas war. Misstrauisch, wie ich nun mal war, hakte ich weiter nach, bis sie dann mit der Information raus rückte, die mein Wochenende zerstörte. Sie hatte sich die letzte Woche über öfter mit Victor getroffen und dann sei eines zum anderen gekommen. Ich sah sie wütend an. „Das ist doch nicht dein Ernst! Wie lange geht das denn schon wirklich mit euch?“ Unwillkürlich musste ich wieder an Victors Kommentar denken, den er auf der Hochzeit von sich gelassen hatte. Er hatte mich noch gewarnt, ich solle mir keine Frau von dort anlachen, weil sie eh nur auf ihn aus seien. Den Eindruck hatte Lisa gar nicht gemacht. Hatte ich mich so täuschen lassen? Ich warf wütend meine Serviette weg und ließ sie allein. Ich konnte es nicht fassen. Und da dachte ich, ich könnte endlich einmal glücklich werden. Als ich das Restaurant verlassen hatte, griff ich nach meinem Handy und rief Victor an. Mit der nötigen Ruhe, die es brauchte, bat ich ihn, mich heute zu Hause zu besuchen. Er klang erfreut. Das würde sich bald ändern! Ich fuhr nach Hause und wartete dort auf ihn. Warten musste ich nicht lange. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel und er mein Wohnzimmer betrat, schlug ich ihm ohne Vorwarnung ins Gesicht. Er taumelte zurück und sah mich erschrocken an. „Was soll das denn?“, fragte er mich wütend. Ich schrie ihn an: „Was das soll, willst du wissen? Dasselbe könnte ich DICH fragen! Warum hast du das getan? Gönnst du mir mein Glück nicht??“ Er setzte sich und hielt sich die Wange. „Sie hat es dir also gesagt, ja?“ Ich schnaubte. „Nun ja, gesagt kann man es nicht nennen, aber wenn sie nach einem Schäferstündchen mit dir nicht mal vorher duschen kann, ist es nicht schwer, herauszufinden, mit wem sie zusammen war. Ihre Erscheinung tat ihr Übriges.“ Er musste lächeln. Wie konnte er das in einer solchen Situation? Ich fasste es nicht. Trotzdem holte ich mir einen Drink. Ich sah ihn danach an, ohne ihm etwas anzubieten und trank langsam. „Hast du das mit Absicht gemacht?“, fragte ich ihn und spießte ihn förmlich auf. „Ich wollte dir nur zeigen, dass ich Recht hatte.“ Ich hätte ihn nochmals schlagen mögen. So etwas Dreistes hatte ich bis dato noch nicht erlebt. „Du bist ein Mistkerl, weißt du das? Inzwischen bereue ich es, dass ich dir meine Freundschaft überhaupt angeboten habe!“ Er runzelte die Stirn und stand dann auf. Langsam kam er auf mich zu. „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“, fragte er mich. „Und ob ich das ernst meine!“, wetterte ich. Er sah mich lange schweigend an und wandte sich dann ab. Bevor er jedoch ging, meinte er nüchtern: „Sei froh, dass du sie los bist!“ Ich sah ihm wütend nach. Wie konnte er das einfach behaupten? Er wusste doch gar nichts über unsere Beziehung! Und er hatte auch kein Recht, sich als Samariter aufzuspielen und mir zu sagen, was ich tun sollte und was das Beste für mich sei. Ich stieß einen gefrusteten Schrei aus und warf in meiner Wut das Glas zu Boden, das ich gerade ausgetrunken hatte. Es splitterte und der Restinhalt hinterließ einen dunklen Fleck auf dem Teppich. Ich ließ es jedoch erst einmal liegen, schnappte mir meine Schlüssel und verließ meine Wohnung. Ich brauchte jetzt erst einmal frische Luft. Nach diesem unangenehmen Zwischenfall stürzte ich mich erst recht in meine Arbeit und ließ mir keine Zeit, über die beiden Verräter nachzudenken. Verdrängung hieß das Stichwort. Das klappte auch so lange, bis mir mein Chef dann plötzlich den Titel einer anderen Zeitung unter die Nase hielt. Ich sah ein Bild von Victor und Lisa und darunter die Schlagzeile: „Frauenschwarm nicht mehr zu haben?“ Ich konnte kaum glauben, dass die beiden es ernst meinten, was ich meinem Chef aber verschwieg. Er wusste nicht, dass ich mit Lisa zusammen gewesen war. „Ich will, dass Sie der Sache auf der Spur bleiben! Ich will alles über dieses Mädchen wissen!“ Ich seufzte innerlich. Warum ausgerechnet ich? Konnte er niemanden sonst darum bitten? Ich nickte nur knapp, enthielt mich aber des Kommentars, dass diese Liaison sicher nicht lange halten würde. Victor war nicht gerade als Beziehungsmensch bekannt. Ich fing dann auch gleich an zu schreiben und recherchierte noch ein wenig über die Dinge nach, die ich so nicht wusste. Wo sie zur Schule gegangen war, wer ihre Freunde waren und so weiter. Am Telefon gab ich mich mit falschem Namen zu erkennen. Schließlich konnte ich ja nicht wissen, was sie ihren Freunden oder ihrer Familie von mir erzählt hatte. Alle waren ziemlich auskunftsfreudig und so erfuhr ich, dass Lisa schon seit Längerem versucht hatte, an Victor heran zu kommen und es durch mich wohl endlich geklappt hatte. Ich hätte mir in den Hintern beißen können. Hatte dieser Blödmann doch Recht gehabt! Wie ich das hasste! Nachdem ich den Artikel schließlich so weit fertig hatte, musste ich mich stark zurückhalten, um nicht meine eigene Meinung noch darunter zu setzen. Sobald Victor das las, würde er sowieso wissen, wer es verfasst hatte. Eine Woche später dann schlug ich zufälligerweise ein Klatschblatt auf und musste zu meinem Erstaunen feststellen, dass ich wohl Recht gehabt hatte. Es war bereits von Trennungsgerüchten die Rede. Ein schadenfrohes Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Allerdings wusste ich nicht, gegen wen diese Schadenfreude mehr gerichtet war. Mir brannten schon einige Zeilen unter den Fingernägeln, die ich schnell in ein Notizheft kritzelte, um sie später dann vielleicht noch etwas auszuschmücken. Ich fuhr gleich darauf ins Büro zurück und versuchte meinen Chef davon zu überzeugen, meine Idee umsetzen zu dürfen. Anfangs war er nicht sehr begeistert, aber mein Überzeugungstalent ließ ihn schließlich nachgeben. Er würde sich aber vorbehalten, den Artikel nicht zu veröffentlichen, wenn er ihn gelesen habe. Ich stimmte dem zu. Ich musste es aber einfach schreiben. Am Abend hatten alle Kollegen vor mir das Büro verlassen, als mein Handy plötzlich klingelte. Ich hob ab und sah überrascht auf, als ich Victors Stimme vernahm. „Kann ich dich sehen?“, fragte er nur mit etwas brüchiger Stimme und ich musste mich stark zurückhalten, um ihn nicht gleich abzuwimmeln. Was mochte er wohl haben? Ob ihm an Lisa tatsächlich etwas gelegen hatte? Ich konnte das kaum glauben, denn eigentlich war sie gar nicht sein Typ, aber die Liebe geht manchmal seltsame Wege... Ich sagte ihm, ich sei in einer halben Stunde zu Hause und brach dann das Gespräch ab und packte meine Sachen zusammen. Ich war gespannt, was er für ein Bild abgeben würde. Ob er sich wohl gehen ließ, wie es manche taten, die Liebeskummer hatten? Dafür, dass er sich in die Arbeit stürzte, klang er zu bedrückt. Außerdem erinnerte ich mich nicht daran, gelesen zu haben, dass er irgendwelche neuen Rollen angenommen hätte. Zu Hause angekommen, lehnte er bereits an meiner Haustür. Ich zischte ihm zu, dass er hier nicht einfach so für alle sichtbar herumlungern sollte, doch er schwieg und schob mich schließlich energisch ins Haus, nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte. „Sag du mir nicht, was ich zu tun habe! Es reicht, dass das andere tun! Und die bezahle ich dafür!“ Er wirkte wütend. Nur auf wen? Ich hatte ihm doch nichts getan. „Soll ich dir einen Beruhigungstee machen?“, fragte ich ihn dann sarkastisch. Doch er ließ sich nur ächzend auf die Couch fallen und nickte knapp. Ich rollte mit den Augen. Musste er immer so theatralisch sein? Es reichte, wenn er das vor der Kamera war, aber privat konnte er diese Attitüden wirklich ablegen. Doch ich machte ihm den Tee, immerhin konnte ich das auch gebrauchen. Sein Auftauchen hatte mich ungewollt ein wenig in Aufregung versetzt. Noch während ich in der Küche werkelte, hörte ich ihn aus dem Wohnzimmer rufen: „Hast du vielleicht auch ne Kleinigkeit zu Essen für mich? Ich hab seit heute morgen nichts mehr gegessen.“ Das wunderte mich nicht. Erinnerte mich an jemanden. Mich selbst. Ich schmierte ihm also noch ein Brot und kehrte dann mit Tee und Brot zu ihm zurück. „Was ist das?“, fragte er mich, während er das Brot kritisch beäugte. „Etwas zu essen. Hast du nicht gesagt, du hast Hunger?“ „Ja, schon, aber ich dachte, du machst mir etwas ... anderes.“ Es war nicht zu übersehen, dass er mit sich haderte, ob er das annehmen sollte. Doch schließlich siegte sein hungriger Magen. „Normalerweise esse ich so etwas nicht. Das ist so....“ „... pöbelhaft?“, half ich ihm aus. Er nickte. „Ich sehe, wir verstehen uns.“ Seit Langem war es das erste Mal, dass er mich anlächelte und ich das Lächeln aus vollem Herzen erwidern konnte, ohne Groll zu empfinden. „Warum bist du hier?“, fragte ich ihn dann und die schöne Stimmung war dahin, als sein Lächeln erstarb. „Du weißt es sicher schon. Lisa hat mich sitzen lassen.“ „Ja... Hat sie einen andere Filmstar getroffen, den sie auch schon immer toll fand?“ Ich konnte mir den bissigen Unterton in der Stimme nicht verkneifen. Victor sah mich überrascht an, schüttelte dann jedoch den Kopf. „Nein... Sie sagte, ich wäre nicht bei ihr...“ Ich sah ihn fragend an. „Was meint sie damit?“ „Dass ich an eine andere Person dachte, wenn wir zusammen waren.“ „Und hast du an eine andere gedacht?“ „Ja“, gab er unumwunden zu. Das überraschte mich doch etwas. Meines Wissens hatte er vor Lisa gar keine ernsthafte Beziehung laufen gehabt. Ich fragte jedoch nicht weiter, an wen er gedacht hatte. Das ging mich ja im Grunde auch gar nichts an. Doch er schien noch nicht zufrieden damit, dass ich das Gespräch an diesem Punkt beenden wollte. „Willst du gar nicht wissen, an wen ich gedacht habe?“, fragte er mich dann gerade heraus. Ich schüttelte den Kopf. „Nicht unbedingt. Geht mich doch auch nichts an, oder?“ Er nickte nur und ich glaubte, ein trauriges Aufflackern in seinen Augen bemerkt zu haben. Musste aber Einbildung gewesen sein. „Naja, dann kannst du dich ja jetzt wieder der anderen Person widmen“, versuchte ich ihn dann aufzuheitern. Er sah mich überlegend an und ich fragte mich unwillkürlich, was er wohl dachte. „Meinst du, ja?“, fragte er und biss nachdenklich in sein Brot. Ich nickte. „Vielleicht sollte ich das wirklich tun“, fügte er dann noch leise hinzu und starrte in seine Tasse. Ich nippte an meinem Tee. Wir schwiegen uns eine Weile an, bis er mich fragte: „Hast du am Samstag, also morgen, schon was vor? Ich hab ein paar neue Rollenangebote und würde dich bitten, mir bei der Auswahl zu helfen.“ Ich sah ihn überrascht an und hätte mich beinahe an meinem Tee verschluckt. „Ich soll dir helfen? Warum ich?“ „Ich würde einfach gern deine Meinung hören“, verkündete er dann. „Naja, eigentlich wollte ich an einem Artikel weiterarbeiten, aber ich denke, das kann ich noch verschieben.“ Er lächelte, als ich meine Einwilligung gab. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er ehrlich Freude empfand. Vielleicht sogar mehr, als ich erwartet hätte. Lag ihm also wirklich etwas an meiner Freundschaft? Aber warum hatte er sich dann auf Lisa eingelassen? Ich verstand das nicht, hatte aber auch nicht den Nerv, noch einmal nachzuhaken, also ließ ich es bleiben und beschloss, es zu den Akten zu legen. Nach dem Tee verabschiedete sich Victor von mir und bat mich, am nächsten Tag zu ihm in die Villa zu kommen. Ich nickte. Ich war lange nicht mehr dort gewesen. Am Samstag war ich wie verabredet um zwei Uhr bei Victor. Das Haus wirkte jetzt noch imposanter als beim letzten Mal. Aber verändert hatte sich doch nichts, oder? Victor empfing mich selbst an der Tür. Er kam freudestrahlend auf mich zu und umarmte mich kurz. Ich war allerdings noch viel zu überrascht, als dass ich hätte darauf reagieren können. Er bat mich schließlich ins Haus und ich nahm seine Einladung dankbar an. Ein bisschen mulmig war mir ja doch zu Mute. Ich ging in das geräumige Wohnzimmer, wie Victor es vorschlug und setzte mich auf die Couch. Er bot mir sogleich etwas zu trinken an, was ich auch gerne annahm. Bewundernd sah ich mich in dem großen und hohen Raum um. Dass er dieses Haus ganz allein bewohnte, verstand ich nicht. Wäre er nicht glücklicher mit einer Familie? Doch das fragte ich ihn jetzt nach seiner missglückten Beziehung nicht. Außerdem war es ja oftmals so, dass prominente Persönlichkeiten mit ihren riesigen Anwesen nur einen anderen Mangel kompensierten. Wobei ich bei Victor nicht wusste, worin dieser Mangel bestehen sollte. Es dauerte eine Weile, bis Victor mit einem Getränkewagen zurückkam. Das Personal hatte heute frei, wie er mit mitteilte. Ich machte mir darüber zu diesem Zeitpunkt keine großen Gedanken. Stattdessen lobte ich ihn noch einmal für seine prächtige Innenausstattung. „Danke, aber das habe ich mir nicht selber ausgesucht. Mein Manager meinte, es würde gut zu meinem Image passen.“ Ich lächelte und fragte ihn dann: „Und wie würdest du es einrichten, wenn du es selbst entscheiden dürftest?“ Victors Gesicht hellte sich ein wenig auf und sofort begann er davon zu erzählen. Ich glaubte fast, dass es nicht das erste Mal war, dass er darüber nachdachte, denn er hatte schon ziemlich konkrete Vorstellungen von der Einrichtung, dominiert von schwarz und weiß. „Warum richtest du es dann nicht so ein, wie du möchtest? Ich meine, hier kommt doch normalerweise niemand hin.“ „Niemand außer den ganzen neugierigen Journalisten, die eine Homestory über mich machen wollen.“ Ich grinste. „Na gut. Du hast gewonnen. Hast du nicht noch einen Raum, den du als Wohnzimmer nutzen kannst? Warum richtest du es dir da nicht so ein, wie du willst?“ „Weil ich nicht weiß, wie lange ich noch hier wohnen werde. Vielleicht muss ich arbeitsbedingt bald umziehen und dann reicht mir auch ein Penthouse.“ „Natürlich“, antwortete ich unwillkürlich und leicht ironisch. Er grinste mich an. „Tut mir leid. Ich möchte vor dir nicht angeben.“ Ich winkte jedoch ab. „Schon gut. Wozu hast du das Geld schon, wenn du es nicht ausgibst?“ Er nickte bedächtig. „Vielleicht sollte ich mal eine Reise machen. Würdest du mich vielleicht begleiten wollen?“ Ich sah ihn überrascht an. „Ich? Warum ich?“ „Ich hab schon eine Weile darüber nachgedacht, aber dann hattest du ja diese Freundin…“ Ich stieß Luft aus meiner Nase aus. „Eine Weile darüber nachgedacht? So lange kennen wir uns ja nun auch noch nicht. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn wir nicht mehr über diese Freundin sprechen würden. Ich scheine mit Frauen, die diesen Namen tragen, nicht besonders viel Glück zu haben.“ „Das ist wahr“, erwiderte Victor dann leise lachend, entschuldigte sich aber gleich darauf. „Tut mir leid. Es kam einfach über mich.“ Ich rollte einmal mit den Augen. „Okay, können wir uns dann dem widmen, weswegen ich hier bin? Ich bin ja schließlich nicht hier, um mit dir zu plaudern!“ Victor nickte, breitete dann die Drehbücher vor mir aus und erzählte mir zu jedem einzelnen, um was es ging und für welche Rolle er vorsprechen sollte. „Und die sind sicher, dass eine romantische Komödie das richtige für dich ist? Also ich persönlich finde diesen Western da ja viel spannender. Das kann ich mir auch richtig gut vorstellen. Den Film würde ich mir sogar ansehen.“ Ich grinste. Victor ebenfalls. „Ja, der war auch in meiner persönlichen engeren Auswahl. Allerdings gibt es da eine Szene, mit der ich etwas Probleme haben könnte. Würdest du sie vielleicht mit mir durchsprechen und ein wenig üben?“ Ich nickte, arglos, wie ich war, ahnte ich natürlich nicht, was jetzt auf mich zukommen würde. Kapitel 4: Der Samstag, der alles veränderte 2 ---------------------------------------------- Hallo ihr Lieben! An meine "Stammleser": In meiner Umfrage habe ich euch gefragt, welchen "Jo" ihr besser fandet, aber entgegen der mehrheitlichen Meinung habe ich mich dann doch für den entschieden, den auch ich selbst als den besseren erachte. Er passt einfach besser in das Bild, das ich mir von "Jo" gemacht habe. :) Und ihr dürft auch nicht vergessen: Er ist Journalist, kein Supermodel. *g* Nun ja, wie dem auch sei: Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse und lest das folgende Kapitel trotzdem mit ein wenig Freude! Viel Spaß! Kapitel 4 Der Samstag, der alles veränderte 2 „Nein! Auf gar keinen Fall! Das kannst du vergessen!“, schrie ich Victor an, der nun aufgestanden war, sich neben mich gesetzt hatte und mir die Szene zeigte, mit der er solche „Probleme“ hatte. Probleme – das war doch lächerlich! „Seit wann hast du mit so etwas Probleme?“ Victor sah mich unschlüssig an. „Ich will es nur noch mit der Person tun, die ich liebe.“ „Und wie kann ich dir dabei helfen?“ „Ich will nur wissen, dass ich keinen Verrat an ihr begehe, wenn ich es tue.“ „Und wie kann ich dir dabei helfen?“, wiederholte ich meine Frage, da seine Antwort mich keineswegs überzeugt hatte. „Na ja, es wäre nicht das erste Mal, oder?“ Ich verschränkte die Arme. „Nein, Victor. Du hast Recht. Aber ich werde es mit dir nicht mehr so weit kommen lassen!“ Victor stand nun auf und tigerte im Raum auf und ab. „Ich würde dich ja nicht darum bitten, wenn ich sonst jemanden kennen würde, mit dem ich es machen könnte.“ „Mach die Tür auf, ruf, was du willst und ich bin mir sicher, da stehen gleich 20 Mädchen vor deiner Tür, die dir mehr als gerne aushelfen würden.“ Victor blieb stehen, musterte mich kurz und ging dann weiter. „Das will ich aber nicht. Solch eine Szene ist natürlich nichts Neues für mich, aber der Regisseur will sie so sinnlich wie möglich inszenieren, ohne dass es pornografisch wird, aber wie soll ich das bewerkstelligen, wenn ich gerade frisch getrennt bin? Mir steht der Sinn einfach nicht danach!“ „Ach, aber mit mir könntest du es?“ Ich schnaubte. Was Victor erwartete, war doch einfach absurd. Eine sinnliche Massageszene, die zum Liebesakt führte, den man dann aber nicht mehr sah. Wieso fragte er ausgerechnet mich danach? Hatte er vergessen, dass ich ein Mann war? Unwillkürlich fiel mir aber wieder ein, dass wir ja schon engen Körperkontakt miteinander gehabt hatten, weshalb ich eigentlich kein Problem damit haben sollte. Aber wenn ich mir vorstellte, Victor sinnlich massieren zu müssen, überfiel mich eine ungewisse Angespanntheit, die ich mir nicht erklären konnte. Natürlich könnte ich es. Aber ich war nicht in der Stimmung dazu. Wenn ich das vor Victor erwähnte, würde dieser es aber sicher als Zustimmung werten und versuchen, mich in Stimmung zu bringen. So wie damals… Ein Schauer lief mir über den Rücken. Die Erinnerung an unser erstes Mal rief einige prickelnde Sensationen in meinem Körper wach. Doch noch ehe ich mich in ihnen verlieren konnte, holte mich Victor aus meinen Gedanken zurück. „Ja, denn du…“ Doch da verstummte er. „Bitte, Jo. Tu mir den Gefallen. Du hast selbst gesagt, dass diese Rolle perfekt zu mir passen würde. Ich muss den Film machen, aber dafür muss ich am Montag perfekte Leistungen abliefern!“ „Am Montag schon? Und da fängst du heute an zu üben? Was, wenn ich an diesem Wochenende keine Zeit gehabt hätte?“ „Dann hätte ich eben keine hundert Prozent geben können.“ Ich seufzte. „Also schön… Du hast mich überredet - mal wieder. Aber wenn wir das schon machen müssen, können wir dann nicht woanders hingehen? Vielleicht ins Bad? Oder hast du auch noch eine Massageliege?“ Er lächelte mich erleichtert an, kam auf mich zu und griff nach meiner Hand. „Danke, Jo! Ja, ich habe im Bad eine. Komm mit!“ Er zog mich auf die Beine, grinste und ich fragte mich, ob ich mir sein arrogantes Verhalten damals nur eingebildet hatte? Er wirkte so verändert im Vergleich zu dem Tag, an dem ich ihn kennen gelernt hatte. „Sollten wir das Drehbuch nicht mitnehmen?“, fragte ich ihn, doch da waren wir schon halb auf der Treppe. „Ich hab die Szene schon im Kopf. Du hast eh kaum Text, den können wir auch überspringen.“ „Na schön. Wie du meinst.“ Ich konnte nicht verhindern, dass mir mulmig zu Mute wurde. Mit leichtem Herzklopfen ließ ich mich von Victor zu dessen Badezimmer führen, wo er dann auch gleich begann, sich auszuziehen. Das verstand ich ja noch. Massieren ging nun mal leichter, wenn der zu Massierende zumindest am Oberkörper nackt war. Aber als er dann von mir ebenfalls verlangte, mich auszuziehen, zog ich die Notbremse und schüttelte den Kopf. „Nein, das werde ich nicht tun. Wir üben hier nur. Kein Grund, gleich eine Generalprobe draus zu machen! Außerdem wird dein Partner eine Frau sein, du solltest dir also nicht zu viel nackte männliche Haut einprägen.“ Ich grinste verschmitzt, schnappte mir dann das Massageöl, das auf dem Schrank neben der Liege stand und rieb mir schon mal die Hände ein, während sich Victor auf die Liege legte. Ich machte das zum Teil auch deshalb, um ihm nicht auf den nackten Körper zu starren, den er mir so freizügig entgegen streckte. Und wie ein verklemmtes Mädchen wollte ich auch nicht wirken, weshalb ich mir den Kommentar verkniff, ob es nötig war, dass er sich noch einmal in alle Richtungen streckte, ehe er sich hinlegte. Ich ließ meinen Blick durch das Bad schweifen, während ich damit begann, ihn zu massieren und er seinen Text vor sich hinsagte. Alles war weiß, oder zumindest so gut wie. Hier und da gab es ein paar goldene Zierleisten, aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwähren, dass hier jemand mit viel Liebe zum Detail die Einrichtung geplant hatte. Seufzend starrte ich eine Weile auf den Whirlpool. Wie sehr beneidete ich Victor darum. So etwas wünschte ich mir für meine eigene Wohnung auch. Aber ehe ich mir das leisten konnte, musste ich noch einige Jahre lang sparen. Er schien gemerkt zu haben, dass ich mit meinen Gedanken woanders war, da er plötzlich verstummte und seinen Kopf zu mir drehte. „Hey! Du musst mir schon zuhören, sonst kommst du ja gar nicht in die richtige Stimmung!“ Ich schreckte zurück, doch stieß nur seufzend Luft aus. „Ja, schon klar. Ich hab nur deine Einrichtung bewundert. Wie viel hast du für das Bad ausgegeben?“ Er legte den Kopf wieder zurück und meinte dann: „Frag mich nicht. Um so etwas kümmere ich mich nicht. Außerdem hab ich das so übernommen.“ Ich nickte bedächtig. Wenn man genau hinsah, fiel einem schon auf, dass es selbst für Victor zu protzig wirkte. Aber das fiel einem erst auf, wenn man sich alles genau ansah. Auf den ersten Blick wirkte es einfach wie ein gepflegtes, weißes Bad. Aber man sah den Möbeln deutlich an, dass alles in mühsamster Kleinstarbeit gefertigt worden war. Victor fing dann wieder von vorn an, seinen Text zu sagen und ich konzentrierte mich dann auf ihn. Ich merkte gar nicht, wie er mich durch sein Spiel dazu brachte, vollkommen ungezwungen zu reagieren und das zu tun, was er wollte. Ich hatte mich nie für einen großen Schauspieler gehalten und Theateraufführungen in der Schule war ich auch immer fern geblieben, aber mit Victor an der Seite wirkte es beinahe so, als würde ich mich ganz normal mit ihm unterhalten, auch wenn ich wusste, dass seine Worte an eine Frau gerichtet waren und seine sexy charmanten Worte nicht mir galten. Auf bedrückende Weise machte mich das ein wenig traurig. Die Frau, mit der er mal so sprechen würde, wäre sicher im siebten Himmel. Ich seufzte, dann merkte ich, wie er sich zur Seite drehte und sich aufstützte. Doch statt mich zu fragen, was los sei, legte er mir eine Hand an die Wange und blickte mich mit seinen grauen Augen intensiv an. Ich musste unwillkürlich schlucken. Das Schimmern in seinen Augen bildete ich mir nur ein, oder? Er strich mit dem Daumen über meinen Wangenknochen, dann sah ich sein Gesicht näher kommen. Unfähig, etwas zu sagen oder zu tun, blieb ich stehen und ließ zu, dass er sich auf der Liege vor mich kniete, mein Gesicht in seine Hände nahm und mich dann sanft küsste. Das gehörte sicher zu seiner Rolle, deswegen ließ ich ihn gewähren, doch als er sich kurz löste und mich so glücklich wie nie zuvor ansah, merkte ich, dass das hier nicht länger nur ein Spiel war. Es war ihm ernst! Von der Erkenntnis schwer getroffen, riss ich mich von ihm los und stolperte unbeholfen rückwärts. Er sah mir nach, zuerst etwas entsetzt, doch dann fasste er sich wieder und setzte sich auf die Liege, ließ seine Beine herunter baumeln und verdeckte zum Glück seinen Schritt. Ich wollte etwas sagen, ihn fragen, was er sich dabei gedacht hatte, doch ich brachte kein Wort heraus. Victor schüttelte den Kopf, dann stand er auf und ging zu seinen Kleidungsstücken. „Tut mir leid, was da eben passiert ist, ich hab mich gehen lassen. Ich zieh mich schnell an, dann können wir noch einen Kaffee trinken gehen, als Dankeschön, dass du mir geholfen hast.“ Ich sah ihn an, dann fand ich auch endlich meine Stimme wieder. „Und das ist alles? Du hast dich gehen lassen?“ Ich konnte das nicht glauben. Nicht nach seinem Gesichtsausdruck. „Victor… ich stelle dir diese Frage nur einmal, besser du beantwortest sie ehrlich.“ Er sah mich an, doch seinem Gesicht war weder Überraschung noch Angst zu entnehmen. „Okay, schieß los.“ Ich brauchte noch eine Weile, ehe ich mich dazu überwinden konnte. „Bist du in mich verliebt?“ Er blinzelte zunächst verwirrt, dann brach er in schallendes Gelächter aus, was mich ein wenig verunsicherte. Hatte ich sein Verhalten vielleicht doch falsch verstanden? Er kam auf mich zu und stellte sich ganz dicht vor mich, sodass ich seinen Atem spüren konnte, als er antwortete: „Bild dir nur nicht allzu viel darauf ein! Du bist nur ein netter Zeitvertreib für mich. Jemand, mit dem ich gerne meine Freizeit verbringe.“ Es erleichterte mich etwas, das zu hören und gleichzeitig machte es mein Herz schwer. Warum, wusste ich damals nicht. Doch dann wandte er sich schnell ab. Ich bildete mir ein, dass ihn mein erleichtertes Gesicht erschreckt hatte. „Okay… Alles andere ist ja auch Unsinn! Warum solltest du dich auch in mich verlieben?“, meinte ich dann, um die Stimmung wieder etwas aufzulockern. Doch entgegen meiner Hoffnung igelte sich Victor nur noch mehr ein, sodass ich beschloss, ihn für heute lieber allein zu lassen. „Ah, ich hätte es beinahe vergessen: Ich hab meinen Eltern versprochen, heute zum Essen vorbei zu kommen! Würdest du mich entschuldigen? Das mit dem Kaffee können wir ja irgendwann nachholen!“ Ich sah ihn nur nicken, aber ansehen tat er mich nicht. Deshalb stürzte ich beinahe fluchtartig aus dem Bad und ging schnellen Schrittes zur Haustür. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Hatte mich Victor nun angelogen, um sich die Blamage zu ersparen, wenn ich ihm eine Abfuhr erteilte? Oder war es vielleicht so, dass er selbst nicht wusste, was er wollte, weil er sein Image als Playboy nicht gefährden wollte? Ziellos irrte ich dann erst einmal eine Weile durch die Gegend. Ich musste meine Gedanken erst einmal ordnen. Ich ließ die Treffen mit Victor Revue passieren und kam zu dem Schluss, dass hinter seinen Besuchen immer irgendetwas gesteckt haben musste. Selten hatte er einen vernünftigen, plausiblen Grund nennen können. Also war er vielleicht sogar von Anfang an in mich…? Ich hielt inne und sah mich um. Das konnte nicht sein. Wir hatten nur einmal mit einander geschlafen und auch sonst hatte ich ihm kaum zu verstehen gegeben, dass ich in dieser Hinsicht an ihm interessiert war. Doch vielleicht hatte er meine Zustimmung gar nicht gebraucht, um sich in mich zu verlieben? Ich schluckte. War seine Eifersucht dann vielleicht der Grund dafür gewesen, dass er mir meine Freundin ausgespannt hatte? Ich konnte meine eigenen Gedanken nicht fassen. Das durfte einfach nicht wahr sein! Das war einfach zu unglaubwürdig. Und doch wünschte ich, Victor diesbezüglich noch einmal fragen zu können, um sicher zu sein. Aber was würde ich dann tun? Er war für mich ein Freund. Nichts weiter. Ich würde ihm nur das Herz brechen, wenn ich ihn fragen würde, ob er etwas für mich empfand und ihn dann sitzen lassen, weil es bei mir nicht so war. Das eine Mal war schön gewesen. Unvergleichlich. Aber trotzdem konnte ich mir einfach nicht vorstellen, es noch einmal oder vielleicht sogar mehrfach zu wiederholen. Nachdem ich noch eine Weile durch die Gegend geirrt war, fuhr ich wieder nach Hause und stellte mich dort erst einmal unter die Dusche. Das brauchte ich irgendwie. Während ich duschte, glaubte ich einmal, die Türklingel zu hören, doch als ich meinen Kopf aus der Kabine steckte, war es ruhig, sodass ich bald glaubte, es mir nur eingebildet zu haben. Den restlichen Tag verbrachte ich damit, aufgeschobene Arbeit zu erledigen, aber das war schwieriger, als ich vermutet hatte. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, musste immer wieder an Victor denken. Ob ihn meine Zurückweisung sehr traf? Dann aber sagte ich mir, dass das doch egal sei. Er bildete sich das wenn, dann eh nur ein. Immer noch verwirrt ging ich schließlich schlafen aber einschlafen konnte ich nicht. Zu sehr verwirrte mich Victors Verhalten im Nachhinein noch. Am nächsten Tag holte ich mir zum Frühstück Brötchen, hatte aber keinen rechten Appetit. Ich bereute inzwischen, die Sache nicht richtig mit Victor geklärt zu haben. Wenn ich das nicht spätestens heute erledigte, dann würde ich das sicher nie hinbekommen. Also beschloss ich, an diesem tag zu ihm zu fahren und noch einmal in Ruhe mit ihm zu sprechen. Ich spürte, wie mein Herz unruhig wurde, als der Zeitpunkt näher rückte, an dem ich mich auf den Weg machen wollte. Doch noch ehe ich dazu kam, klingelte es an der Tür. Ich öffnete und hatte einen gehetzt wirkenden Filmstar vor mir, dessen Frisur vollkommen zerzaust war und dessen Hemd auch nur notdürftig zugeknöpft war. Dazu dann auch noch falsch. Ich wich zurück, als er mich ins Haus drängte. „Schnell, ich glaube, ich wurde erkannt!“ Ich schloss die Tür hinter ihm und bat ihn erst einmal ins Wohnzimmer. „Was ist denn passiert?“, fragte ich ihn dann, da er sich kaum beruhigen konnte. Doch Victor packte mich an der Schulter und sah mir tief und intensiv in die Augen. „Jo! Ich kann dich nicht so gehen lassen! Ich möchte mich für gestern entschuldigen!“ Ich brauchte eine Weile, um wieder zu mir zu kommen, dann löste ich seinen eisernen Griff so sanft ich es vermochte und brachte ein wenig Abstand zwischen uns. „Victor, du solltest dich erst mal wieder ein bisschen beruhigen! Und dann fängst du noch mal ganz langsam von vorn an!“ Ich schob ihn zur Couch und drückte ihn darauf. Dann holte ich ihm ein Glas Wasser, das er sich auch in einem Zug in den Rachen goss. Ich war überrascht und verwirrt zugleich. „Ich dachte, wir hätten das gestern geklärt? Es ist unnötig, es noch einmal aufzuwärmen.“ Doch Victor sah mich nur schweigend an. Ich seufzte und setzte mich dann ebenfalls. „Hör mal, Jo. Ich weiß, ich bin nicht gerade einfühlsam, was die Gefühle anderer Menschen angeht, aber ich möchte nicht, dass du schlecht von mir denkst. Ich wollte dich nicht so überfallen, aber… nun ja… die Szene…“ Ich winkte ab. „Schon okay. Ich verstehe schon, dass dich das ein wenig mitgenommen hat. Immerhin muss sie ja perfekt sein, wenn du sie das nächste Mal vorführst.“ Er schüttelte jedoch den Kopf. „Ich hab den Kopf verloren, das sollte einem guten Schauspieler nicht passieren. Das war amateurhaft!“ Ich blickte ihn an. Was sollte ich darauf antworten? ‚Ja, jetzt, wo du es sagst?’ oder ‚Gut, dass du selbst drauf kommst?’ Wohl kaum… Ich sah ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Verständnis an. „Ich werde es keinem verraten! Versprochen!“ Ich sah ihn mit einem Mal lächeln und fragte mich, was es verursacht hatte. „Ja, danke Jo. Das wird wohl das Beste sein.“ Bildete ich mir die Ironie in seiner Stimme nur ein, oder war sie tatsächlich da? Nachdem wir noch ein bisschen über das Projekt gesprochen hatten und ich Victor die Angst, er könne das nicht mit einer Frau machen, so gut es ging ausgeredet hatte, indem ich ihn an die Blondine erinnert hatte, die er Silvester im Arm gehabt hatte, machte er sich wesentlich entspannter auf den Heimweg. Zumindest glaubte ich das, bis ich ein paar Tage später von einem Alkoholskandal in der Zeitung las, in den Victor verwickelt war. Er war angeblich betrunken beim Casting aufgetaucht und hatte seine Partnerin ziemlich derbe angemacht. Ich konnte nicht glauben, was ich da las, bis mir wieder etwas ins Gedächtnis gerufen wurde, das ich wohl absichtlich verdrängt haben musste. Victor war nicht nur ziemlich ungepflegt zu mir gekommen, nach diesem missglückten Probelauf, nein, er hatte auch ziemlich nach Alkohol gestunken. Wie hatte ich das nur verdrängen können? Ich blickte noch einmal auf das Bild in der Zeitung und musste mich dann setzen. War das meine Schuld? Was hatte ich da nur angerichtet? Fortsetzung folgt! PS: Bilde ich mir das nur ein, oder werden meine Kapitel kürzer? O___O Kapitel 5: Durchhänger ---------------------- Entschuldigt die lange Pause!! Jetzt schreib ich dir Fanfic aber definitiv zu Ende! Hoffe, das liest überhaupt noch jemand. *g* Viel Spaß mit dem fünften Kapitel! PS: Schaut euch die Charakterbilder noch mal an ^.~ Kapitel 5 Durchhänger Ich überlegte nicht lange, sondern zog mir schnell etwas über, um sofort zu Victor zu fahren. Ich musste wissen, wie schlimm es wirklich war. Ich war schließlich selbst Journalist und wusste, dass man seine Artikel manchmal mit etwas mehr Sensation ausstattete, als da war, damit die Leser bei der Stange blieben. Doch als ich Victors Haus erreichte, musste ich einsehen, dass ich wohl schon zu spät kam. Davon abgesehen, dass sein Haus von Reportern umringt war und ich somit kaum durchkam, ließ man mich auch an der Hintertür nicht hinein. Sein Manager, der mir die Tür öffnete, sagte, dass er speziell mich nicht sehen wollte, was mir einen seltsam schmerzenden Stich versetzte. Ich versuchte dennoch, ihn zu überzeugen, mich kurz mit Victor sprechen zu lassen, doch ich sah an seiner Miene, dass er mir nicht weiter zuhören wollte. So beließ ich es dabei, versuchte aber, Victor auf dem Handy zu erreichen. Doch wie zu erwarten, war es ausgeschaltet. Unverrichteter Dinge fuhr ich dann wieder nach Hause und dachte darüber nach, wie ich an Victor heran käme, aber wie ich mir selbst schon ausmalen konnte, würde sich das als äußerst schwierig gestalten, wenn ich nicht gerade zum Stalker wurde und ihn von nun an rund um die Uhr bewachte. Ich seufzte, versuchte dann, mich abzulenken, doch im Fernsehen kannten sie scheinbar auch kein anderes Thema. Was machte man darum denn so ein Aufheben? Nur weil er sich einmal hatte gehen lassen? Er würde sich schon wieder einkriegen, dachte ich mir. Egal, was es ausgelöst hatte, er würde es wieder in den Griff kriegen. Aber dann fragte eine nagende Stimme in meinem Inneren: Und was wenn nicht? Was, wenn er es irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hatte und sich etwas antat? Oder wenn sein Körper versagte? Ich schüttelte unwillig den Kopf. So etwas wollte ich mir gar nicht vorstellen. Victor war ein starker Mann. Und auch sein Geist war stark. Er würde sich von dieser kleinen Tiefphase sicher nicht unterkriegen lassen. Ich beschloss, ihm einfach ein paar Tage zu geben und ihm dann erneut einen Besuch abzustatten. Vielleicht hätte er sich dann ja beruhigt und vielleicht würde dann auch die Presse von ihm abgelassen haben. Doch es sollte sich herausstellen, dass ich mir zu viele Hoffnungen gemacht hatte. Ich hörte in den nächsten Tagen immer mehr Meldungen über Victors schlechtes Benehmen und immer, wenn ich ihn anrufen wollte, war sein Handy aus oder ich wurde weggedrückt. Nur einmal hob kurz jemand ab und als ich Victors Namen in den Hörer murmelte, wurde gleich wieder aufgelegt. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Ich musste ihn sehen. Ich musste ihn fragen, ob es meine Schuld war, dass er sich derart gehen ließ. Und dann – wie aus heiterem Himmel – sah ich meine Chance gekommen, ihn wiederzusehen, als er eine Pressekonferenz geben wollte. Unter falschem Namen ließ ich mich auf die Liste setzen und hielt mich an betreffendem Tag im Hintergrund, damit man mich nicht gleich erkannte und hinauswarf. Was ich dann von Victor sah, ließ mein Herz sich wieder zusammen ziehen. Er sah so seltsam ungepflegt aus, seine Haare waren nicht besonders frisiert und hingen ihm in nun längeren Zotteln vom Kopf und er hatte sich offenbar auch seit mindestens einer Woche nicht mehr rasiert. Seine Augen waren blutunterlaufen und seine Wangen seltsam fahl. Mit einem leeren Blick, den ich so von ihm nicht kannte, starrte er vor sich, ließ die Fragen, die an ihn gerichtet wurden, von seinem Manager beantworten. Ich konnte nicht glauben, was ich dort sah. Wo war der lebenslustige und freche Mann, den ich damals an Silvester kennen gelernt hatte? Er schien vollkommen von einem depressiven Wrack ersetzt worden zu sein. Ich musste mit ihm reden, kostete es, was es wollte. Als die Pressekonferenz zu Ende war, wartete ich am Hintereingang des Hotels, in dem sie stattgefunden hatte. Als Victor mit seinem Manager heraus kam, wollte dieser mich zuerst anschreien, was ich mir denn erlaubte, doch Victors Hand hielt ihn zurück. Er bedeutete mir, in den Wagen zu steigen, der schon bereit stand, um ihn offenbar wieder nach Hause zu bringen und sagte seinem Manager mit abgehackten Sätzen, er solle sich ein Taxi nehmen und uns nachfahren. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass Victor versuchte, seine offensichtliche Trunkenheit vor mir zu verbergen, indem er so ruhig wie möglich und wenig lallend sprach. Ob das der Grund gewesen war, warum er nicht selbst geantwortet hatte? Ob man ihm das vielleicht nahe gelegt hatte? Ich stieg dann ein und half Victor, sich zu setzen, als er sich mehr ins Auto fallen ließ, als sich hinein zu setzen. Ich ließ zu, dass er sich an mir fest hielt, bis er richtig saß. Dann ordnete er seinem Fahrer an, einen Umweg zu seinem Haus zu fahren. Wir würden sicher ein wenig Zeit zum Reden brauchen. Er ließ die Scheibe zwischen uns und dem Fahrer hoch fahren und sah mich dann zum ersten Mal richtig an. So aus der Nähe betrachtet sah er noch furchtbarer aus und aus seinem Mund kam mir eine starke Fahne entgegen. Ich überlegte schon, ein Fenster aufzumachen, als Victor zu sprechen begann: „Du… fragst dich sicher, was mit mir los ist, oder?“, lallte er leicht und ich konnte die Anstrengung spüren, die es ihn kosten musste, so normal mit mir zu sprechen. „Nun ja, ich kann nicht bestreiten, dass dem so ist“, antwortete ich und hoffte, er würde weiter sprechen. Zu meiner Überraschung zierte sein Gesicht ein leichtes Lächeln. „Tja… Jo… Wie würde es dir gefallen, wenn ich sagte, es sei deine Schuld?“ Ich nickte nur knapp. „Das habe ich mir schon fast gedacht, ich frage mich aber immer noch, was ich getan habe, dass du so etwas tust?!“ Ich hatte schärfer geantwortet, als ich es vorgehabt hatte. Victor lachte. Ein böses und gehässiges Lachen. Nichts, was ich mit seinem sonst so freundlichen Wesen in Einklang bringen mochte. „Das fragst du noch? Hast du es etwa nie bemerkt?“, fragte er mich dann und fixierte mich mit einem stechenden Blick. Ich schluckte leicht. „Was gemerkt?“, fragte ich, in der Hoffnung, er würde nicht gleich ausrasten. Doch er blieb ruhig, ballte aber die Hände zu Fäusten. Scheinbar wollte er mir nicht antworten. Ich sollte es selbst herausfinden. „Was ist mit dir los, Victor?“, fragte ich ihn dann etwas sanfter. Das war der Moment, als bei Victor alle Dämme brachen. Ich hatte nie einen anderen Mann weinen sehen und es wirkte absolut lächerlich, aber zum Lachen war mir nicht eine Sekunde. Er saß gekrümmt da, die Hände auf den Oberschenkeln zu Fäusten geballt und ließ einen Weinkrampf nach dem anderen über sich hinweg fegen. Ich saß zuerst bewegungs- und denkunfähig da und wusste nicht, was ich tun sollte, bis ich ihm schließlich eine Hand auf die Schulter legte. „Was ist los, Victor?“, fragte ich ihn erneut sanft. Er schüttelte den Kopf. Fast so, als wolle er mir das nicht beantworten. Ich saß deshalb eine Weile nur schweigend da, blickte kurzzeitig aus dem Fenster und sah, dass wir weiter von der Villa entfernt waren, als noch vor wenigen Augenblicken. „Wo fahren wir hin?“, fragte ich Victor dann. Er sah auf und bemerkte dann trocken: „Zu meiner Wohnung.“ Ich war überrascht. Er hatte noch eine Wohnung neben seiner Villa? „Aber dein Manager…“ „…kann meinen Arsch lecken!“, sagte er dann scharf. „Ich bin kein Kind mehr! Und herum schubsen lasse ich mich auch nicht mehr!“ Er sah mich dann böse an, doch das verflog rasch, als er meinen erschrockenen Gesichtsausdruck sah. „Ich will mit dir allein sein!“, gab er dann leise zu und ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz bei diesen Worten etwas aus dem Takt geriet. „Warum?“, fragte ich leise, doch Victor antwortete nicht. Er hatte sich die Tränen aus den Augen gewischt und starrte nun aus dem Seitenfenster des Autos. Ich tat es ihm gleich und so fuhren wir eine Weile schweigend weiter, bis wir dann vor einem großen Wohnhaus anhielten. Ich half ihm aus dem Wagen, ließ mir seinen Schlüssel geben und legte seinen Arm um meinen Hals, damit er nicht zu sehr schwankte. Wie konnte er nur so früh am Tag schon so betrunken sein? Ich brachte ihn in seine Wohnung, nachdem er mir gesagt hatte, welche es war und staunte nicht schlecht, als ich dort eintrat und sah, dass die Einrichtung so wenig glamourös war. War das wirklich seine Wohnung? Ich brachte ihn ins Wohnzimmer und ließ ihn dort auf der Couch Platz nehmen. Dann holte ich ihm ein Glas Wasser. Ich setzte mich in einen Sessel und wartete dann gespannt, ob er das Wort ergreifen würde. Hier waren wir ungestört. Niemand würde uns bei unserem Gespräch in die Quere kommen. Victor nippte immer wieder ein bisschen an dem Glas Wasser. „Mir wäre ein Whisky lieber!“, nuschelte er und ich zog eine Augenbraue nach oben. Versuchte er gerade, witzig zu sein? Ich schüttelte den Kopf und fragte ihn dann: „Also, Victor, was ist mit dir los? Sag nicht, alles wäre in Ordnung, denn das ist eine glatte Lüge! Und das weißt du selbst!“ Er blickte mich lange schweigend an. „Es stimmt. Es ist nicht alles in Ordnung mit mir. Und ich dachte auch, ich rede mit dir und sage dir alles, was ich auf dem Herzen habe, doch ich kann es nicht. Mir fehlt der Mut dazu.“ Ich sah ihn an, konnte ihn irgendwie sogar verstehen, doch meine Neugierde trieb mich dazu, zu sagen: „Denkst du nicht, dass ich ein Recht darauf habe, es zu erfahren, wenn es mich auch betrifft?“ Doch er schüttelte nur langsam den Kopf. Langsam, damit ihm der Alkohol nicht den Verstand vernebelte. „Vielleicht eines Tages… Aber nicht jetzt. Die Zeit ist noch nicht reif. Ich bin noch nicht bereit.“ Ich fragte mich insgeheim, wofür er glaubte, bereit sein zu müssen, doch die Frage behielt ich für mich. „Also gut. Dann wirst du jetzt erst einmal nüchtern und wir reden morgen noch mal, ok?“ Er wollte es verneinen, wollte mich wieder nach Hause schicken, doch ich ließ mich nicht abwimmeln. Ich hievte ihn von der Couch hoch und brachte ihn in sein Schlafzimmer, an dem ich auf der Suche nach der Küche vorhin vorbei gekommen war. Seine Wohnung überraschte mich immer wieder von neuem. Ich fühlte mich wohl hier. Und wusste nicht einmal, woran es lag. „Weiß dein Manager von diesem Ort?“, fragte ich ihn, bevor ich ihn aufs Bett legte. Er schüttelte den Kopf. „Nur du – und ich – und der Fahrer.“ Er grinste leicht, dann rollte er sich auf die Seite und war auch keine fünf Sekunden später eingeschlafen. Unfassbar. Wie hatte er das hier geheim halten können? Ich deckte ihn zu, dann räumte ich auf. Ich würde ihn nicht allein lassen, bis ich wusste, was mit ihm los war. Als ich einen kurzen Blick zur Straße warf, sah ich, dass die Limousine immer noch vor der Tür hielt. Ich nahm den Wohnungs- und Hausschlüssel mit und schickte sie weg. Ich sagte dem Fahrer, Victor würde sich wieder bei ihm melden, wenn er ihn bräuchte. In dieser Nachbarschaft war es zu auffällig, solch ein Auto vor der Haustür stehen zu haben. Ich wollte gerade wieder ins Haus gehen, als mir ein Gedanke kam. Schnell lief ich hinein, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Wie erwartet – leer. Außer ein paar Flaschen Alkohol natürlich. Ich seufzte, dann schaute ich in den Mülleimer. Wie erwartet – Pizzakartons. Welch ausgewogene Ernährung, dachte ich sarkastisch, dann sah ich mich weiter um, entdeckte schließlich sein Portemonnaie und beschloss, für Victor einkaufen zu gehen. Wenn er wieder wach wurde, würde er sicher Hunger haben. So schrieb ich ihm schnell eine Nachricht und ging dann den nächsten Supermarkt suchen. Waren wir auf dem Weg hierher nicht an einem vorbei gekommen? Ich versuchte mich zu erinnern, doch ich hatte mehr auf Victor geachtet, sodass mir das entgangen sein musste. Nach zehn Minuten Fußweg fand ich schließlich das Gesuchte, nahm einen Wagen mit hinein und kaufte dann Obst, Gemüse, ein paar Säfte und Wasser und auch Süßigkeiten. Zu gesund mussten wir es ja auch nicht halten. Ich überlegte, was er vielleicht essen wollen würde und dachte im gleichen Schritt darüber nach, was meine Möglichkeiten hergaben. Und so lief es schließlich auf Spaghetti Bolognese hinaus. Nicht sehr einfallsreich, aber es ging schnell. Da ich nicht wusste, wann Victor aufwachen würde, war es vielleicht besser, wenn ich etwas kochte, das schnell zubereitet war. Ich kaufte auch dafür die nötigen Zutaten ein, dann ging ich zur Kasse und bezahlte mit Victors Geld. Zum Glück hatte er genug Bargeld im Geldbeutel. Seine Ausgaben decken wollte ich nun nicht. Mit den Einkäufen ging ich dann wieder zu seiner Wohnung, wurde von Passanten neugierig gemustert. Scheinbar machte man in dieser Gegend seine Einkäufe nicht zu Fuß. Aber was blieb mir schon anderes übrig? Als ich wieder in seiner Wohnung war, räumte ich schnell alles weg, ersetzte den Alkohol durch den Saft und das Wasser und wartete dann auf der Couch, bis Victor ein Lebenszeichen von sich gab. Doch als ich den Fernseher einschaltete und diesen einen Moment hatte laufen lassen, wurde ich selbst ebenfalls von Müdigkeit übermannt, sodass ich einschlief und erst wieder wach wurde, als ein Action-Film lief. Definitiv zu einer nachtschlafenden Zeit. Orientierungslos setzte ich mich auf und sah mich in der Dunkelheit um. Meine Augen mussten sich erst einmal an die Lichtverhältnisse gewöhnen, dann stand ich auf und betätigte den Lichtschalter. Ich fragte mich noch leicht verschlafen, ob Victor wohl schon aufgewacht war. Da ich aber nichts hörte, sah ich in seinem Schlafzimmer nach und wie erwartet lag er immer noch da, nun aber alle Viere von sich gestreckt und leise schnarchend. Ich musste leise lachen. Wenn das seine Fans sehen könnten. Ob sie diesen Anblick ebenso niedlich finden würden wie ich? Ich setzte mich kurz ans Fußende und betrachtete ihn im Schein des Lichts, das vom Flur hereinfiel. Was hatte mir dieser Mann nur sagen wollen, wovor er sich derart fürchtete, dass er sich in den Alkohol flüchtete? Ich war mir inzwischen sicher, dass ich der Grund dafür sein musste. Gedankenverloren streckte ich meine Hand nach ihm aus und berührte eines seiner Beine. Doch als ich wieder in sein Gesicht sah, sah ich ihn zurückstarren. „Du bist wach?“, flüsterte ich leicht erschrocken und er flüsterte zurück: „Seit einer Weile.“ Ich zog den Arm zurück, beobachtete, wie er sich aufsetzte und mich immer noch durchdringend ansah. „Warum bist du immer noch hier?“, fragte er und ich versuchte ein Lächeln, als ich antwortete: „Ich hab für dich eingekauft. Du hattest ja nichts mehr im Kühlschrank.“ Ich glaubte sogar beinahe, dass er noch nie etwas darin gehabt hatte außer dem Alkohol. Victor sah mich fragend an, dann stand er langsam auf, hielt sich aber den Kopf. „Das wäre nicht nötig gewesen… Wie viel bekommst du zurück?“ Ich stand ebenfalls auf und grinste schief: „Ich habs von deinem Geld bezahlt.“ Er sah mich an, dann musste er lachen. „Du Spürnase!“ Ich folgte ihm, als er sich daran machte, die Küche zu inspizieren. Ihm fiel sogar auf, dass ich aufgeräumt hatte. „Danke, Jo, du hast zu viel für mich getan.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Bin ich dein Freund, oder bin ich dein Freund?“ Er klopfte mir anerkennend auf die Schulter, dann sah er mich kurz durchdringend an und ehe ich es mich versah, hatte er mich an sich gezogen und umarmte mich dankbar. Ich ließ es geschehen und klopfte ihm auf den Rücken. „Hey, keine Ursache. Ich hab das gerne gemacht!“ Er ließ mich wieder los und flüsterte lächelnd: „Danke!“ Er öffnete gleich den Kühlschrank. Ich nahm die Nachricht von der Anrichte und warf sie weg. Als ich mich umdrehte und Victor beobachtete, sah ich, dass er die Nase rümpfte. War ja klar. „Was ist das denn?“, fragte er und sah mich an. Ich lachte, wenn ich auch ein wenig beleidigt war. „Das ist dafür gedacht, dich wieder auf die Beine zu bringen!“ Ich schob ihn vom Kühlschrank weg. „Ich koch dir sogar was, wenn du Hunger hast!“ Ich sah, wie sich eine seiner Augenbrauen hob, doch dann lächelte er. „Danke. Aber ich habe jetzt keinen Hunger.“ „In Ordnung, dann eben morgen.“ Ich sah, dass er kurz zögerte. „Morgen? Willst du etwa hier übernachten?“ Ich zuckte mit den Achseln. „Wenn es dir nichts ausmacht. Irgendwer muss sich ja um dich kümmern!“ Ich lächelte ihn an, dann goss ich ihm ein Glas Saft ein. Ich fand es seltsam, dass Victor das für selbstverständlich nahm und sich nicht bedankte, doch als hätte er meine Gedanken gelesen, holte er dies schnell nach. „Du musst dich zu nichts verpflichtet fühlen!“, sagte er Kopf schüttelnd, doch ich legte schnell eine Hand auf seine Schulter. „Ich mache das gerne! Immerhin bin ich ja Schuld daran!“ Victor sagte nichts, weshalb ich annahm, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Er schlenderte ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Erst dann fing er wieder an zu sprechen. „Es ist nicht deine ‚Schuld‘!“, widersprach er mir. „Es ist vielmehr so, dass ich mir in Bezug auf dich etwas vorgemacht habe und jetzt die Konsequenzen tragen muss.“ Ich sah ihn skeptisch an. „Und was hast du dir ‚vorgemacht‘?“, wollte ich wissen. Er lächelte jedoch nur kaum merklich und blickte mich an, fast so, als suche er etwas in meinem Gesicht, das ihm verriet, dass er mir vertrauen könnte. Dachte er, er könnte es nicht? „Die Sache ist etwas schwierig zu erklären.“ „Dann versuch es so einfach wie möglich.“ Ich sah ihn an, lächelte aufmunternd, doch erntete ich nur einen unsicheren, skeptischen Blick. „Ich bin mir sicher, dass du mich dafür verachten wirst.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich denke, das wird schwer möglich sein. Teste mich!“ Ich nickte ihm zu und sah, dass er tief Luft holte, ehe er sprach. Was er sagte, bestätigte meinen Verdacht, sodass ich eigentlich nicht sonderlich überrascht hätte sein müssen, aber es traf mich dennoch unerwartet. „Ich liebe dich!“ Mir blieb der Mund offen stehen, als ich ihn anstarrte und er meinen Blick erwiderte. Hatte er das wirklich gerade gesagt? „Aber warum? Und wie lange schon?“ Die zweite Frage war die, die mich am brennendsten interessierte. Und Victor hatte das wohl gemerkt, da er sie als erste beantwortete: „Was deine zweite Frage angeht: Seit ich dich kenne. Zumindest hat es da angefangen… Ich… Ich weiß, es klingt vielleicht oberflächlich, aber die Nacht mit dir… war einfach unglaublich!“ Er hatte sich vorgebeugt und gestikulierte nun mit den Händen. Eine Geste, die seine Worte nur umso intensiver machte und in mich einbrannte. „Ich habe nie etwas Vergleichbares erlebt! Keine Frau konnte meinen Hunger danach stillen. Einzig die Momente, in denen ich bei dir sein konnte, haben mich ein wenig beruhigt.“ Ich schluckte und erwachte langsam aus meiner Starre. „Aber… warum ich? Ich meine…“ Victor lächelte nun, da er die Botschaft hinter meinen Worten zu verstehen schien. „Das weiß ich selbst nicht. Glaub mir, wenn ich dir darauf eine Antwort geben könnte, würde ich es tun. Es ist einfach passiert. Ungeplant. Glaub mir. Ich hatte nie vor, mich ernsthaft auf einen Mann einzulassen. Noch dazu einen, der nicht mal wirklich dem entspricht, was man Glanz und Glamour nennt. Du bist einfach erfrischend anders. So… normal. Was dich reizvoll macht, ist, dass du nicht in meine Welt passt! Mit dir kann ich endlich wieder normal sein!“ Ich sah ihn eine Weile schweigend an und fragte mich, ob er mich verschaukeln wollte, doch scheinbar meinte er jedes Wort, das er sagte, durchaus ernst, sodass ich es wohl als Kompliment ansehen konnte. Er sah mich während der kurzen Schweigeminute durchdringend an und fragte schließlich leise: „Was denkst du?“ Ich schüttelte jedoch beinahe automatisch den Kopf. „Ich weiß nicht so recht. Ich muss darüber noch mal nachdenken.“ Er nickte verstehend, lehnte sich dann zurück und breitete die Arme auf der Rückenlehne der Couch aus. „Okay… Ich hab doch Hunger. Du darfst mir einen kleinen Snack machen und dann gehen wir ins Bett.“ Bildete ich mir das nur ein oder klang das gerade zweideutig? Da ich seinen Blick aber nicht deuten konnte, weil er ein verdammt guter Schauspieler war, erhob ich mich und verschwand in der Küche. Einen kleinen Snack? Was war ich? Ein 5-Sterne-Koch? Ich sah mich noch einmal suchend in der Küche um und beschloss, ihm dann einfach ein paar kleine Häppchen zu machen. Ich bemerkte nicht, wie er die Küche betrat, noch während ich am Werkeln war. Als sich plötzlich seine Arme um meinen Bauch schlangen und sein Kopf auf meiner Schulter landete, hätte ich ihm beinahe aus Reflex das Messer in die Hand gestochen. Doch ich konnte mich zum Glück gerade noch bremsen. „Das sieht lecker aus“, meinte er und tat, als hätte er mich nicht gerade zu Tode erschreckt. „Ist ja auch von mir“, gab ich trocken zurück, nahm ein Stück und schob es ihm in den Mund. „Hättest du nicht warten können?“, fragte ich ihn dann und versuchte mich aus seiner Umarmung frei zu machen, die mir gar nicht so unangenehm war, wie ich das zunächst geglaubt hatte. Es war eigentlich sogar ganz schön, seine starke Brust an meinem Rücken zu spüren. Und nicht nur das… Ich schluckte, als ich merkte, was das war, das sich hin und wieder gegen meinen Hintern drückte. Doch da Victor keine Anstalten machte, weiter auf Tuchfühlung zu gehen, überging auch ich diese körperliche Reaktion, konnte aber nicht verhindern, dass mein Gesicht zu glühen anfing und sich in meinem Inneren ein seltsames Kribbeln breit machte. Ich beeilte mich, die Häppchen fertig zu bekommen und legte das Messer beiseite, ehe ich mich zu Victor umdrehte, der mich immer noch zwischen der Anrichte und seinem Körper gefangen hielt und mich mit einem brennenden Verlangen in den Augen ansah. Das Kribbeln in mir wurde immer stärker und ich versuchte mich zu erinnern, wie es war, von ihm berührt zu werden. Es hatte mir gefallen. Und der Gedanke, dass mir dieser Mann verfallen war, machte die Sache irgendwie noch reizvoller. Ohne meinen Blick von ihm abzuwenden, griff ich nach den Häppchen, nahm eines und hielt es ihm an die Lippen. „Du hast Hunger, richtig?“, flüsterte ich heiser und nachdem er das Häppchen verspeist hatte, antwortete er: „Ja, aber nicht auf das Brot…“ Ich schluckte schwer. Wer konnte diesem Mann eigentlich widerstehen? Der- oder diejenige sollte sich mal bei mir vorstellen und mir erklären, wie er oder sie das schaffte. Ich legte eine Hand an seine Wange, an die er sich augenblicklich anschmiegte. Was machte ich hier eigentlich? Es war gefährlich. Ich konnte mir nicht erlauben, jetzt halbherzig an die Sache heran zu gehen. Ich wollte Victor keine falschen Hoffnungen machen. Und doch wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass er mich endlich küsste und mich mit in sein Schlafzimmer nahm. Wobei… zunächst durfte er auch einen Umweg über das Bad machen und sich duschen. Victor musste wohl meine Gedanken gelesen haben, als er sagte: „Meine Dusche ist groß genug für zwei Personen!“ Ich merkte, dass ich lächelte und schob ihn dann leicht von mir. „Ich denke, du hast das nötiger als ich…“ Er erwiderte mein Lächeln, doch anstatt zu gehen, packte er mich forsch und drückte mir einen Kuss auf, der zunächst flehend wirkte, doch schnell leidenschaftlich wurde, als ich ihn erwiderte und meine Arme um Victors Hals schlang. Uns innig küssend machten wir uns auf den Weg ins Bad, keiner gewillt, auch nur eine Sekunde vom anderen abzulassen. Von außen mochte das seltsam aussehen, wie wir uns langsam unseren Weg zum Bad bahnten, dabei immer wieder gegen Wände und Türrahmen stießen und leise Flüche in den Kuss murmelten. Doch ich fühlte mich wohl dabei. Und als wir das Bad endlich erreicht hatten, uns gegenseitig auszogen und dann gemeinsam unter die Dusche stiegen, presste ich aus eigenem Antrieb Victor gegen die Wand und küsste ihn liebevoll. Das musste ihn wohl etwas überrascht haben, da er mich gewähren ließ und stattdessen das Wasser aufdrehte. „Ich will dich spüren, Jo!“, raunte er mir zu, als wir kurz Luft holten. „Bist du sicher?“, fragte ich und er nickte leicht. Ich küsste ihn, während das Wasser über unsere Körper prasselte und ließ meinen Mund an seinem Hals entlang wandern. Ich hätte nie gedacht, selbst einmal derjenige zu sein, der aktiv werden würde, doch Victor schien das dieses Mal nichts auszumachen. Ich bedauerte kurz, dass ich nicht den Womanizer vor mir hatte, der er normalerweise gewesen war. Ich vermisste seine forsche Art irgendwie. Und ich hoffte, dass er eines Tages wieder ein wenig so werden würde, wie er an Silvester gewesen war. Bevor ich mich jedoch weiter an ihm verging, seifte ich ihn gründlich ein und erkundete so seinen Körper auf neutrale Art und Weise, auch wenn meine Berührungen bei ihm etwas ganz anderes auslösten. Ich spürte seine Erregung mit jeder Faser meines Körpers. Er stöhnte immer wieder leicht auf und krallte seine Fingernägel in meine Arme, der ich ihn wusch. Mir tat das jedoch nur am Anfang kurz weh. Sobald ich mich an den Schmerz gewöhnt hatte, war er leichter zu ertragen. Ich ließ das Wasser den Rest der Seife wegwaschen und sah ihn dann noch einmal fragend an. „Soll ich immer noch weiter machen?“ Er lächelte mich leicht gequält an, nickte aber. „Du willst mich in diesem Zustand ja wohl nicht hängen lassen, oder?“ „Von hängen lassen kann hier wohl keine Rede sein.“ Ich grinste, küsste ihn auf die Wange und kniete mich dann langsam vor ihn. Es war das erste Mal für mich, dass ich mich einem männlichen Glied Auge in Auge gegenüber sah und ich fragte mich, ob es für die Frauen, die mit mir geschlafen hatten, wohl genauso gewesen war. Ich war unsicher, was ich als nächstes tun sollte, doch noch ehe ich ihn überhaupt berühren konnte, legte mir Victor eine Hand auf die Schulter. „Du musst das nicht machen!“, sagte er zu mir. „Ich möchte aber!“, widersprach ich ihm gleich. Er lächelte und legte dann den Kopf in den Nacken. „Na dann: Viel Spaß!“ Ich grinste, verlor keine Zeit und packte mit einer Hand so fest zu, wie ich es auch bei mir machen würde. Victor entglitt ein überraschtes Keuchen. So hatte ihn wohl noch niemand angefasst. Nachdem er sich aber nicht beschwerte, sondern mich gewähren ließ, glaubte ich, nichts falsch gemacht zu haben. Ich verwöhnte ihn weiter mit der Hand, genoss das Gefühl der Macht ein wenig, die ich so über ihn hatte und ließ ihn erst kommen, als er mich anflehte. Wir küssten uns währenddessen leidenschaftlich und ich konnte die Erregung in seinem Inneren langsam abebben sehen. Ihm entfuhr nur ein „Wow!“, als er die Augen wieder öffnete und mich glücklich ansah. Mehr Worte brauchte es auch nicht. Er nahm das Duschgel, um auch mich einzuseifen, doch ich hielt ihn gleich zurück. „Lass mich das selbst machen! Warte du doch schon mal im Schlafzimmer auf mich!“ Ich sah für einen Moment Unsicherheit in seinen Augen aufblitzen, doch ich beruhigte ihn mittels eines Kusses. Er nickte dann und stieg aus der Dusche, um sich abzutrocknen und dann noch halb nass ins Schlafzimmer zu schlendern. Ich fragte mich, was er nun wohl von mir hielt, aber ich brauchte ein paar Minuten für mich, um mir darüber klar zu werden, dass ich gerade einem Mann einen Höhepunkt beschert hatte. Mit meinen bloßen Händen und aus freiem Willen. Ich duschte mich schnell, weil ich Victor nicht zu lange warten lassen wollte und trat nur mit einem Handtuch bekleidet ein paar Minuten später in sein Schlafzimmer. Er hatte inzwischen ein wenig aufgeräumt und mit Kerzen eine romantische Stimmung geschaffen. Ich musste leise lachen. Auf seinen verwirrten Blick hin erwiderte ich: „Ich bin keine Frau! Solchen Schnickschnack brauche ich nicht.“ Er hatte sich auf dem Bett drapiert und grinste mich leicht an: „Was, wenn ich das nicht für dich gemacht habe?“ Was, wenn ich damit in Stimmung kommen wollte?“ Ich lachte: „Du bist schon genug in Stimmung!“ Er bedeckte sofort seinen Schritt mit einem Kissen und sah mich gespielt vorwurfsvoll an. „Was soll das denn heißen?“ Ich ließ jedoch mein Handtuch fallen und ging zum Bett, kniete mich darauf, entwendete ihm das Kissen und küsste ihn. „Stell dich nicht so an!“ Ich warf das Kissen beiseite, und hockte mich einfach über ihn, ohne ihn jedoch mit meinem Gewicht zu belasten. Er strich mir über Brust und Bauch, den ich aus Scham ein wenig einzog, obwohl es nichts zu schämen gab. Victor ließ die Hand auf meinem Bauch ruhen und sah mich lächelnd an. „Du bist wunderschön!“, raunte er mir zu und stützte sich auf, um mich zu küssen. Ich kam ihm ein wenig entgegen und schloss die Augen, als sich unsere Lippen trafen. Noch nie hatte ich das Liebesspiel derart intensiv erlebt. Nicht einmal damals an Silvester, als wir nur von unserer Leidenschaft geleitet worden waren. Ich drückte ihn wieder ins Laken zurück und rutschte ein Stück zurück, um mich erneut seiner Erregung zu widmen, die schon sehnsüchtig auf Erleichterung wartete. Ich ließ mir viel Zeit und beobachtete jede von Victors Gesichtsregungen. Er war so schön, dass es mir den Atem verschlug. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden und strengte mich an, ihm einen besonders intensiven Höhepunkt zu bescheren. An mich selbst dachte ich dabei keine Sekunde. Es reichte mir, wenn ich ihn glücklich machte. Das redete ich mir zumindest ein, bis Victor Hand an mich legte und mich ebenso verwöhnte, wie ich ihn. Er sagte nichts dazu, dass ich die Hand dem Mund vorzog und ich war ihm dafür sehr dankbar. Doch er brachte mich nur so weit, dass ich für weiteres bereit war. Ich sah ihm dabei zu, wie er das Gleitgel vom Nachttisch nahm und es mir in die Hand drückte. Stumm nahm ich es an mich. Ich verstand den Wink, stieg von ihm herunter und kniete mich zwischen Victors Beine, die er für mich öffnete und an sich zog, doch ich sah, wie viel Überwindung es ihn kosten musste, sich mir so zu zeigen. So verletzbar. Ich verteilte eine großzügige Menge auf meinen Fingern und brauchte einen Moment, ehe ich ihn dort einrieb, wo es ihn gleich sicher sehr schmerzen würde. Es brauchte eine noch viel längere Weile, ehe ich bereit war, einen Finger in ihn einzuführen. Ich sah ihn dabei die ganze Zeit an, genauso wie er mich ansah und schluckte leicht. Das Ganze war mir unheimlich peinlich und hätte ich gekonnt, wäre ich vermutlich weggerannt. Aber ich konnte nicht. Ich wollte es. Und dafür musste ich nun einmal ein paar Opfer bringen. Ich ließ uns viel Zeit, uns an diese neue Situation zu gewöhnen und Victor noch mehr Zeit, sich an den Fremdkörper in seinem Körper zu gewöhnen. Erst, als er mir signalisierte, dass es genug war, ersetzte ich den Finger durch mein Glied und schob mich langsam in ihn hinein. Ich wäre beinahe zurück geschreckt, als ich das schmerzverzerrte Gesicht Victors sah, doch als er das merkte, hielt er mich fest und schüttelte den Kopf. „Hör jetzt nicht auf. Mir geht’s gut!“ Ich sah ihm an, dass es nicht so war, aber ich wollte ihm auch nicht widersprechen. Also hielt ich inne, bis er mir zu verstehen gab, dass ich weiter machen sollte und so schob ich mich Schritt für Schritt in ihn. Ich konnte die Erleichterung in seinem Gesicht sehen, als ich mich zurückzog, um erneut in ihn zu stoßen, doch dieses Mal war ich nicht gewillt, ihn ganz zu verlassen. Ich hatte Blut geleckt. Die Enge, die mich umgab, brachte mich beinahe um den Verstand. Ich schloss die Augen und begann zu fühlen, wann ich vordringen konnte und wann Victor eine Pause brauchte. Ich ging unglaublich zärtlich mit ihm um und küsste ihn immer wieder, auch wenn er rau in den Kuss stöhnte, sobald ich mich vorschob. Dieses Mal war unser Liebesspiel weniger geprägt von Leidenschaft, als vielmehr von Liebkosungen, doch im Nachhinein vermute ich, dass Victor das damals vermutlich eher gebraucht hat, als den reinen Geschlechtsakt. Wenn ich heute so darüber nachdenke, war das vermutlich die Nacht, die ihn gerettet hat vor dem, was sonst aus ihm geworden wäre, wenn ich nicht mit ihm gesprochen hätte. Nach dem Höhepunkt, den wir gemeinsam erlebten, schliefen wir erschöpft nebeneinander ein und das letzte, was ich noch vernahm, ehe ich ins Reich der Träume abdriftete, war ein leise gemurmeltes „Ich liebe dich, Jo!“ Ich weiß nicht, ob ich noch etwas darauf erwidert habe, doch ich habe nie besser geschlafen als in dieser Nacht. Fortsetzung folgt~ Kapitel 6: Lovefool ------------------- So, hier haben wir jetzt das letzte Kapitel. Ich weiß, ich hab mir auf der letzten Etappe viel Zeit gelassen, aber es sollte auch ein zufrieden stellendes Ende haben, finde ich. Viel Spaß beim Lesen! PS: Neue Charakterbilder für das Ende des Kapitels. Kapitel 6 Lovefool Am nächsten Morgen erwachte ich, weil mir ein Sonnenstrahl ins Gesicht schien. Ich drehte leicht den Kopf und glaubte nicht, was ich da sah. Doch in dem Moment der Verwunderung fiel es mir wieder ein. In der letzten Nacht hatten wir zum zweiten Mal miteinander geschlafen. Doch weil von seiner Seite Gefühle mit im Spiel waren, war es anders als beim ersten Mal. Und was war mit mir? Wie sahen meine Gefühle aus? Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, musste ich zugeben, dass ich seit dem vorigen Abend ein leichtes Herzklopfen verspürte, wenn ich an ihn dachte. Es hatte nicht erst angefangen, als wir miteinander geschlafen haben. Nein, es war schon vorher da. Vielleicht sogar schon länger als gestern? Ich drehte nun auch meinen Körper zu Victor und betrachtete ihn weiterhin. Warum war mir bisher eigentlich nie aufgefallen, wie gut er wirklich aussah? Vielleicht, weil ich ihn bisher nie beim Schlafen beobachten durfte? Ich legte meine Hand an seine Wange und spürte, wie er sich gleich dagegen schmiegte. War er etwa wach? Ich wollte die Hand zurückziehen, doch er schien wirklich zu schlafen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Wenn er schlief, wirkte Victor noch jünger als sonst, obwohl er ja schon beinahe Mitte dreißig war. Als er dann schließlich erwachte, lag ich längst wieder auf dem Rücken, sah aber zu ihm hin. Er schien erleichtert zu sein. Weil ich noch da war? Ich merkte, wie mir ein Kloß im Hals saß. Hatte er etwa erwartet, dass ich einfach so gehen würde? Ich spürte, wie sich sein Gewicht verlagerte und er mit einem Mal über mich gebeugt war. Mit einem glücklichen Lächeln küsste er mich dann und ich konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. „Guten Morgen, Jo! Hast du gut geschlafen?“ Ich nickte, konnte ich momentan doch nicht anders. „Und du?“, stellte ich ihm die Gegenfrage, doch glaubte ich, die Antwort schon zu kennen. „Fabelhaft!“, raunte er mir zu und grinste dann. „Aber wie kann man auch nicht gut schlafen mit jemandem wie dir neben einem?“ Ich lächelte schwach. Ich wusste, dass er das sagen würde. „Du bist berechenbar!“, murmelte ich, doch er reagierte nicht darauf. Stattdessen hatte er gemerkt, dass sich unter meiner Bettdecke etwas getan hatte und ließ seine Hand darunter schlüpfen. Erst da fiel mir auf, dass ich ja gar nichts an hatte. Ich wollte ihn gerade zurückhalten, da streichelte seine Hand über meine Haut und umschloss wenig später mein Glied, um meine Erregung vom letzten Abend wieder aufleben zu lassen. Ich konnte nicht anders, als leise zu stöhnen. Mit wenigen geschickten Handgriffen entlockte er mir schließlich ein lauteres Stöhnen und die ersten Lusttopfen. „Du bist empfindlich!“, raunte er mir zu und wirkte zum ersten Mal seit Langem wieder wie der Womanizer, den ich vor so langer Zeit kennen gelernt hatte. Damals an Silvester. Doch ich war keine Frau und deshalb fragte ich mich, ob er diese homosexuellen Tendenzen vielleicht schon länger hatte und sie bisher nur nicht ausleben konnte. Was wollte er dann aber ausgerechnet mit mir?, fragte ich mich insgeheim. Ich atmete schwer, ehe ich antwortete: „Und du unersättlich!“ Das schien ihn aber eher zu ermutigen, denn abzuschrecken. Und so hob er die Bettdecke an und verschwand selbst darunter. „Victor, nicht!“, wollte ich ihn aufhalten, doch da spürte ich seine Zunge bereits an meiner Eichel. Was dann folgte, ließ sich kaum beschreiben, doch als er schließlich mit mir fertig war und sich auf mich fallen ließ, murmelte er glücklich: „Ich liebe dich!“ Ich konnte diese Worte zwar (noch) nicht erwidern, doch ich schloss ihn in meine Arme und küsste ihn, in der Hoffnung, dass ihm diese Geste auch etwas bedeutete. Und offenbar hatte ich Glück, denn er drückte sich fest an mich. So etwas hatte ich noch nie mit einer Frau erlebt. Nie war da so ein intensives Gefühl der Verbundenheit gewesen, auch wenn ich sie sehr geliebt hatte. Aber mit Victor war alles anders. War es so, weil er ein Mann war? Weil er genau wusste, wie er mich anzufassen hatte? Victor richtete sich leicht auf und lächelte mich dann immer noch glücklich an. Auch wenn er immer noch ziemlich mitgenommen aussah, in seine Augen schien etwas von dem alten Victor zurückgekehrt zu sein, den ich so sehr vermisst hatte. Es stimmte, dass er mich zwar des Öfteren mit seiner Art aufgeregt hatte, aber das war es auch, was ich an ihm so anziehend fand, dachte ich mir. Ich erwiderte sein Lächeln ehrlich und während er meine Schulter küsste, streichelte ich ihm über die Schulter. Über diese hinweg konnte ich seinen wohlgeformten Hintern sehen, was mich etwas schlucken ließ. Ich starrte kurz an die Decke und konnte nicht fassen, dass mich der Anblick gerade wirklich und wahrhaftig erregt hatte. Da war eindeutig ein Kribbeln in meiner Lendengegend gewesen, das hatte ich genau gespürt. Aber konnte das so einfach sein? Bei keinem anderen Mann fühlte ich so etwas, aber wenn ich bei Victor war und er mich so berührte, fühlte sich das gut an. Vielleicht beschränkte sich meine sexuelle Ausrichtung ja nur auf Victor. Ich fand Frauen immer noch anziehend. Aber gerade jetzt konnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mit Victor hier zusammen zu sein. Ich verlor mich in Gedanken über unsere Zukunft und schrak zusammen, als Victor sich erhob, sich eine Boxershorts überzog, sich durch die Haare fuhr und mich dann ansah. Die Pose, in der er vor mir stand, glich beinahe einem Unterwäschespot und ich fing bei dem Gedanken leicht an zu grinsen. Unglaublich, wie sexy dieser Mann sein konnte ohne es wirklich zu wollen. Das glaubte ich zumindest, weil er dabei so normal und lässig wirkte. Ich schluckte unwillkürlich, setzte mich dann auf und sah an mir herunter. Im Gegensatz zu ihm war ich mehr als Durchschnitt. Diese leichten Speckrollen an meinem Bauch, wenn ich saß. Waren die schon immer da gewesen? Ich zog die Decke hoch, um sie selbst nicht mehr sehen zu müssen und sah dann Victor an, der mich schelmisch angrinste. „Hat da etwa jemand Komplexe?“, fragte er mich, ging um das Bett herum, gab mir dann ebenfalls eine Boxershorts und fragte, ob ich einen Kaffee haben wollte. Ich nickte und so verschwand er, immer noch grinsend. Ich kam mir gerade ziemlich albern vor. Warum war es mir vor einem anderen Mann so peinlich, wie ich aussah? Am liebsten hätte ich mir jedoch noch ein T-Shirt übergezogen. Doch da ich nicht wusste, wo Victor seine aufbewahrte und nicht in seinem Schrank herum wühlen wollte, ging ich so, wie ich war in die Küche. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Anrichte, während Victor Kaffee kochte und beobachtete jeden seiner Handgriffe. „Sag mal… Wie schaffst du es, in deinem Alter immer noch so gut auszusehen?“, fragte ich ihn dann und erntete ein blendend weißes Grinsen gepaart mit einem leisen Lachen. „In meinem Alter? So alt bin ich auch noch nicht.“ Als er die Maschine einschaltete, kam er zu mir, stellte sich dicht vor mich, dass ich seinen Atem auf der Haut spüren konnte, was auf dieser ein angenehmes Prickeln hinterließ und legte mir die Hände auf die Hüften. „Vergleichst du dich etwa mit mir? Das ist doch Unsinn!“, meinte er dann liebevoll. „Jeder hat etwas, das ihn liebenswert macht. Ich zum Beispiel finde deinen Körper so wie er ist, überaus anziehend.“ Ich sah ihn skeptisch an. „Wirklich? Und was ist mit all diesen Speckrollen?“ Victor lachte und gab mir einen Kuss auf die Wange, ehe er sich wieder von mir löste, ins Wohnzimmer ging und den Fernseher einschaltete. „Glaubst du wirklich, du wärst zu fett?“, fragte er mich dann und folgte mir mit den Augen, während ich ins Zimmer kam und mich auf einem Sessel nieder ließ. „Das bist du nicht. Wirklich nicht. Du bist perfekt.“ Ich stieß einen leicht verächtlichen Laut aus. „Das ganz sicher nicht…“ Doch Victor lächelte nur stumm und so hatte ich keine Möglichkeit, mehr zu sagen. Ich sah mir mit ihm zusammen die Nachrichten an und konnte nur den Kopf über das schütteln, was sie über ihn berichteten. „Es gibt sicher Wichtigeres auf der Welt als das!“, kommentierte ich. „Ja, aber vergiss nicht, dass es auch das ist, womit du deine Brötchen verdienst! Nur weil du jetzt persönlich involviert bist, solltest du das nicht gleich alles schlecht machen.“ „Aber warum müssen sie sich wie wilde Tiere auf dich stürzen?“, fragte ich ihn dann unzufrieden. Natürlich hatte er Recht, aber gerade war mir das wirklich zuwider. „Schon mal an Urlaub gedacht?“, fragte ich ihn dann unvermittelt, woraufhin er mich überrascht ansah. „Ständig!“, meinte er dann und grinste. „Aber momentan komme ich hier nicht weg… Ich hab da noch einen Vertrag am Laufen. Wenn ich den nächsten Film fertig habe, dann kann ich darüber nachdenken. Willst du dann mitkommen?“ Er lächelte und ich konnte nicht anders, als zu nicken. „Das wäre schön, obwohl ich kaum glauben kann, dass man mir frei gibt. Erst recht nicht, wenn sie herausfinden, dass du und ich so engen persönlichen Kontakt haben.“ „Aber das müssen sie ja nicht heraus finden!“, meinte Victor so überzeugend, dass ich ihm sogar glaubte. Wir schauten uns die News nur so lange an, bis sie damit anfingen, Spekulationen über sein Privatleben anzustellen. Sie würden niemals auf die Idee kommen, dass Victor homosexuelle Neigungen hatte, dafür spielte er die Rolle des Frauenhelden zu perfekt. „Sag mal… das mit uns… ist dir das ernst?“, fragte ich ihn schließlich, weil es mir auf der Seele brannte und ich mir endlich über meine eigenen Gefühle klar werden wollte. Victor lehnte sich zurück und sah mich überrascht an. „Warum fragst du mich das jetzt?“, wollte er dann wissen. „Einfach so. Hat keinen bestimmten Grund“, log ich. Er starrte dann auf den Tisch und fuhr sich durchs Haar. Das machte er nur, wenn er verlegen war. „Nun ja… Wie soll ich sagen. Ich meine, ich bin selbst überrascht über die Entwicklung unserer Beziehung… Niemals hätte ich mir erträumen lassen, dass ich dich noch einmal wieder sehen würde und dass du dich mir auch nur auf einen Meter näherst und dann schlafen wir miteinander. Ist es da verwerflich, wenn ich mir Hoffnungen mache, dass sich da vielleicht auch bei dir Gefühle entwickelt haben könnten?“ Ich schüttelte langsam den Kopf. „Es mag für dich seltsam klingen, wenn ich dir sage, dass ich mich in dich verliebt habe, aber das ist es nun mal, was ich empfinde. Und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Dafür trage ich dieses Gefühl schon zu lange mit mir herum. Und du kannst gar nicht ermessen, wie glücklich ich war, als du und ich gestern…“ Ich unterbrach ihn räuspernd: „Ich kann es mir vorstellen. Du brauchst nicht ins Detail gehen.“ Ich sah ihn eine Weile schweigend an, während er meinen Blick erwiderte. Ich wusste, er wollte nun von mir etwas hören, doch ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte. „Kannst du dir vorstellen, mit mir zusammen zu sein? Ich meine… so richtig offiziell?“, fragte ich ihn schließlich. „Die Presse würde dich entweder in der Luft zerfleischen oder du könntest dich vor Interviews nicht mehr retten. Ich will einfach nicht, dass du meinetwegen solch einem Rummel ausgesetzt wirst.“ Victor nickte langsam. „Darüber habe ich auch schon oft nachgedacht… Deswegen ging es mir auch so schlecht unter anderem. Ich weiß nicht, ob du meine Gefühle erwiderst, aber ich würde es so gerne in die Welt hinaus schreien. Dann wiederum will ich dir diesen Rummel ebenso ersparen. Aber wenn ich darüber nachdenke, dass du dann immer ein Leben im Hintergrund führen müsstest, will ich das auch nicht. Ich möchte, dass du glücklich bist und deshalb denke ich darüber nach, meine Karriere zu beenden“, offenbarte er mir dann. Ich erstarrte und sah ihn entsetzt an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? „Ist das dein Ernst?“, brachte ich nur mühsam heraus. Er nickte. „Aber… deine Fans? Das kannst du ihnen nicht antun! Nicht für jemanden wie mich!“ „Aber ich liebe dich, Jo! Das ist nicht nur eine Laune. Ich liebe dich aufrichtig!“ Er erhob sich und zog mich ebenfalls auf die Beine. „Und ich will lieber dich glücklich machen als Menschen, die ich nicht mal kenne und die mich genauso wenig kennen!“ Das musste ich erst einmal verdauen. Seine erneute Liebeserklärung hatte mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Wenn ich bisher nicht daran geglaubt hatte, dass er mich liebte, dann tat ich es jetzt. Und es hatte meinem Herzen einen seltsamen Stoß gegeben, als er meine Hände genommen und mich dabei ernst angesehen hatte. „Glaubst du mir?“, fragte er mich dann, wusste er mein Schweigen wohl nicht zu deuten. Ich nickte nur, konnte meine Gedanken noch nicht in Worte fassen. Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. Ich war gerade selbst ein wenig überfordert. Ich hatte unbewusst den Blick gesenkt und als ich ihn wieder hob, sah ich, dass mich Victor immer noch musterte. „…“ Ich sah ihm tief in die Augen und konnte dort das Feuer wieder entdecken, das ich so sehr mochte. „Ich glaube, wir sollten es versuchen. Ich habe keine Ahnung, wo es uns hinführt, aber ich möchte an deiner Seite bleiben. Und ich möchte, dass du deine Karriere fortsetzt. Du musst wirklich keine Rücksicht auf mich nehmen. Dann sind wir eben in der Öffentlichkeit gute Freunde. Ist daran etwas Verwerfliches?“ Ich grinste und erntete dabei von Victor ein Lächeln. „Du verliebst dich noch in mich, das kannst du mir glauben!“, sagte er dann selbstbewusst. Ich konnte nicht anders als zu lachen, als ich das hörte. Ich glaubte ihm jedes Wort und das machte mir schon ein bisschen Angst. War ich wirklich bereit dazu, eine Beziehung mit einem Mann zu führen? Und wie würde das werden? Gab es Unterschiede zu einer Beziehung mit einer Frau? Sicher, wir konnten viele Dinge tun, die ich auch mit meinen Kumpels machte und das war definitiv ein Plus. Ich musste mich nicht verstellen, wenn mir etwas nicht gefiel, was ich bei manchen meiner Freundinnen schon einmal getan hatte. Ich konnte Victor gegenüber ehrlich sein. Aber war das nur, weil er ein Mann war, oder weil ich ihm vertraute? Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe er mich stehen ließ und in die Küche zurück kehrte, wo er uns den Kaffee eingoss. Ich ging ihm nach und nahm ihm meine Tasse ab. „Du könntest dich übrigens mal rasieren und ein Besuch beim Friseur wäre sicher auch nicht das Schlechteste“, meinte ich dann, während ich ihn musterte. Er lehnte sich an die Anrichte und sah mich lange schweigend an. „Beim ersteren geb ich dir Recht“, meinte er grinsend. „Und beim zweiteren: Wie hättest du es denn gern?“ Ich musste lachen. „Hier geht es doch nicht um meine persönlichen Präferenzen! Obwohl, wenn du schon so fragst…“ Er lachte ebenfalls und stellte die Tasse dann beiseite, da ihm der Kaffee wohl noch zu heiß war. „Ja bitte?“ Ich ging näher auf ihn zu und stellte meine Tasse neben seine, ehe ich meine Arme neben ihm abstützte und ihm ins Ohr flüsterte, was ich dachte. Er lachte wieder und mein Herz begann zu klopfen, als ich den Ausdruck in seinen Augen sah. Wie damals. Ich konnte nicht umhin, die Freude zu bemerken, die mir diese Entdeckung machte. „Wirklich? DAS möchtest du?“ Ich nickte und er schien sich meinen Wunsch durch den Kopf gehen zu lassen. „Das wäre allerdings ein Imagewechsel. Ob das meine Fans nicht abschreckt?“, neckte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. In diesem Augenblick war mir das auch egal. Ich löste mich wieder und nahm meine Tasse an mich. „Was steht als nächstes auf deinem Terminplan?“, fragte ich ihn nebenbei, während ich ins Wohnzimmer zurück ging und mich dort auf die Couch fallen ließ. Er folgte mir, blieb aber im Türrahmen stehen. „Am liebsten würde ich dich den ganzen Tag anschauen, aber leider fürchte ich, habe ich ein paar Dinge zu erledigen. Ich meine, meine Probleme lassen sich nicht von heute auf morgen lösen, auch wenn du mir mit deiner Anwesenheit schon sehr hilfst. Ich brauche professionelle Hilfe. Ich denke, eine Auszeit wäre das Beste, was ich gerade machen kann. Und da muss dann leider auch das Filmteam warten. „Aber werden sie dich nicht aus dem Drehbuch streichen?“, fragte ich. „Der Film lebt von mir! Nie werden sie einen adäquaten Ersatz für mich finden und das wissen sie. Dann wird er eben solange auf Eis gelegt. Das ist mir egal. Meine Gesundheit geht vor.“ Ich nickte und war froh über seine Einsicht. Ich wollte es zwar nicht aussprechen, aber wenn wir gerade so ehrlich waren, musste das sein: „Und dein Alkoholproblem? Wirst du dir da auch helfen lassen?“ Victor verzog leicht das Gesicht. „Ich bin kein Süchtiger! Ich hatte nur eine Tiefphase. Und so viel habe ich auch nicht getrunken. Das gestern war eine Ausnahme.“ „Ach ja? Wie deine Ausfälle bei deinen Drehterminen? Waren das auch Ausnahmen?“, fragte ich ihn, da er nicht zu glauben brauchte, mich täuschen zu können. „Victor! Damit ist nicht zu spaßen! Du glaubst jetzt vielleicht, dass du das im Griff hast, aber was, wenn du das nächste Mal Stress hast? Dann wirst du wieder rückfällig!“, prophezeite ich ihm. Er nickte leicht und kam dann herüber, um sich neben mich zu setzen. „Schon gut. Ich werde einen Entzug machen!“ Ich beäugte ihn kritisch. Sah er denn sein Problem wirklich nicht? Ich seufzte, beließ es aber dabei. Victor nahm meine Hand und gab mir einen Kuss, sah mir dabei aber tief in die Augen. „Sei nicht böse, ja? Ich hab immer schon etwas mehr getrunken, wenn ich Stress hatte. Das jetzt ist nur so ausgeartet, weil mein Gefühlschaos noch dazwischen kam.“ Er lächelte mich an und wieder konnte ich nicht anders, als ihm zu glauben. Ich wollte es jedenfalls. „Gleich heute werde ich meinen Manager die Vorbereitungen treffen lassen. Und wenn ich dann wieder komme aus meiner Kur, wie wir es offiziell nennen, dann haben sich die Wogen hoffentlich etwas geglättet. Wartest du solange auf mich?“ Ich lächelte schief. „Du stellst vielleicht Fragen!“ Doch insgeheim beantwortete ich seine Frage mit einem lauten „Ja, natürlich, du Idiot!“ Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. „Und nur dass dus weißt: Bis dahin kein Sex mehr! Sieh es als Ansporn an, dass du durch hältst!“ Ich konnte Victors entsetzten Blick auf mir spüren und fügte hinzu: „Am besten, wir haben während der Zeit auch keinen Kontakt damit du dich voll auf deine Genesung konzentrierst! Komm vorbei, wenn du wieder da bist!“ „Du grausamer, grausamer Mann!“, flüsterte er dann. „Weißt du eigentlich, wie schwer das wird? Ohne dich?“ Ich nickte. „Aber vielleicht werden wir uns beide dann über einiges klar!“ Ich hob den Blick und sah ihn ernst an. „Wenn wir uns das nächste Mal sehen, habe ich eine Antwort für dich!“, versprach ich ihm und gab ihm einen letzten Kuss, ehe ich mich schweren Herzens aufraffte, mich anzog und Victors Wohnung verließ, nachdem ich ihm noch einmal lange in die Augen gesehen hatte. Ich wusste, er würde es schaffen. Und es war besser, wenn ich nicht dabei war. Nicht, dass er glaubte, es würde besser werden, nur weil ihm seine Glückshormone etwas vorgaukelten. Und ich wusste, dass mir diese Monate zeigen würden, was ich für ihn empfand, denn egal war er mir längst nicht mehr. Aber war es mehr als Freundschaft? Und hatten unsere Gefühle füreinander Bestand? Diesen Test mussten wir beide bestehen, erst dann war ich mir sicher, dass uns auch in Zukunft nichts mehr auseinander bringen konnte. So zogen die Monate ins Land und es wurde still um Victor. Ich vermied es, etwas über seine „Kur“ zu lesen. Ich hatte nicht gewusst, dass er mir so fehlen würde. Es gab fast keine Minute, in der ich nicht an ihn dachte und mir wünschte, er würde vor meiner Haustür stehen. Zur Hölle mit seiner Genesung. Ich wollte ihn in die Arme schließen! Es war etwa im dritten Monat unserer Trennung, als mir durch Zufall ein Bild von Victor zur Zeit unseres Kennenlernens zwischen die Finger geriet. Ich erwischte mich dabei, wie ich es minutenlang einfach nur anstarrte und dabei immer wieder leise seufzte. Eine Kollegin, die mich beobachtete, fragte mich schließlich: „Wenn du sie so sehr vermisst, warum rufst du sie nicht an?“ Ich sah sie verwirrt an und sie nickte auf das Bild, das ich in der Hand hielt. Sie hielt es wohl für eine Fotografie einer Freundin. Erst da begriff ich langsam, dass ich mich nach ihm sehnte. Ich hatte es in meinem Kopf immer zu unterdrücken versucht, aber mein Herz konnte ich nicht belügen. Ich hatte mich wirklich in ihn verliebt. Und ich verwünschte mich dafür, dass ich ihn ermutigt hatte, sich räumlich so weit von mir zu entfernen, wie er konnte. Von dem Tag an wurde meine Sehnsucht mit jedem Tag stärker und ich erwischte mich des Öfteren, wie meine Hand zum Telefonhörer glitt. Victor hatte mir seine Nummer zukommen lassen, obwohl ich das nicht gewollt hatte und somit war die Versuchung, ihn anzurufen, nur noch größer geworden. Ich konnte mich aber glücklicherweise mit Arbeit ablenken. Das war auch das Einzige was mir durch diese schwere Zeit half. Dann kam ein Monat, in dem ich Victors Zuneigung mir gegenüber anzuzweifeln begann. Umso länger ich ihn nicht sah und nichts von ihm hörte, umso stärker wurden diese Zweifel und ich ertappte mich immer öfter dabei, wie ich einfach nur da saß und mir die wildesten Szenerien ausmalte. Wie er mit Frauen flirtete und schwach wurde. Ich wusste natürlich, dass das Unsinn war. Aber was, wenn nicht? Er war nun mal ein notorischer Schwerenöter. Warum sollte er sich der Versuchung nicht hingeben? Ich würde es ja nie erfahren. Da ich nicht wusste, wann er wiederkam, war jeder Tag ohne eine Nachricht von ihm wie ein vergeudeter Tag. Er sollte endlich zu mir kommen, damit ich ihm endlich sagen konnte, was ich für ihm enpfand. Ich konnte nicht mehr warten. An diesem Tag arbeitete ich so lange, bis mich mein Chef nach Hause schickte, da ich ihm schon zu viele Überstunden gemacht hatte. Und umso weniger Schlaf ich bekam, umso mehr litt meine Arbeit darunter. Zu Hause angekommen, ließ ich mich auf die Couch fallen und schloss die Augen. Ich wollte nicht dort einschlafen, doch besiegte mich die Müdigkeit, die ich so lange versucht hatte zu bekämpfen. Vergeblich. Ich schreckte erst aus meinem Traum hoch, als es an der Tür klingelte. Ich sah kurz auf die Uhr. Drei Uhr nachts. Wer um alles in der Welt klingelte denn so spät noch? Ich war versucht, mich einfach wieder umzudrehen, als mich ein seltsames Kribbeln durchfuhr. Konnte es sein? Ich sprang von der Couch und rannte beinahe zur Tür. Voller Ungeduld riss ich die Tür auf und hatte die Person vor meiner Tür damit wohl genauso erschrocken. Der Mann wich leicht zurück und fasste sich an die Brust, ehe ihn Erleichterung befiel. Ich besah ihn genauer und mein Herz setzte für einen Augenblick aus. „Victor?“, brachte ich nur mit Mühe heraus. „Wen hast du denn um diese Zeit sonst erwartet?“, fragte mich der Sonnyboy vor mir und lächelte mich an. Ich schluckte. Ich wusste, ich hatte gesagt, ich würde ihn gern mit kurzen Haaren sehen, aber das verschlug mir den Atem. „Willst du mich nicht herein bitten?“, fragte er und ich trat beiseite. Ich konnte es immer noch nicht glauben. Dieser gut aussehende Mann vor mir war Victor? Bei seinem Anblick kam ich mir schäbig vor mit meinem deutlich sichtbaren Dreitagebart und den neu hinzugewonnenen Fettpölsterchen. Ich hatte mich gehen lassen, das musste ich zugeben, während Victor anscheinend hart an sich gearbeitet hatte. Er sah mich etwas verwirrt an, weil ich immer noch nicht sagte, weshalb ich mich zusammen riss und ihn schließlich anlächelte. „Schön, dich wieder zu sehen!“ Er lächelte ebenfalls und streckte eine Hand nach mir aus. Er legte sie mir an die Wange. „Wie sehr habe ich mir gewünscht, dich wieder zu sehen?“ Er beugte sich vor und küsste mich zaghaft. „Die Realität übertrifft meine Fantasie aber bei weitem!“ Ich schluckte wieder und lächelte. „Du siehst so unfassbar gut aus!“, flüsterte ich, „Wie machst du das nur?“ Er lachte ein tiefes, und wir mir schien, erleichtertes Lachen und zog mich in seine Arme. Ich presste mich an ihn und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Viel zu lange waren wir getrennt gewesen. Aber erst, als er sich von mir löste und mich liebevoll fragte: „Und? Bekomme ich eine Antwort?“, sah ich ihn zum ersten Mal an, ohne gleich in eine anbetende Starre zu verfallen. Ich nahm seine Hand und drückte sie fest. „Ich denke, das zeige ich dir lieber!“, raunte ich, küsste ihn leidenschaftlich und zog ihn danach mit mir ins Schlafzimmer. Victor ließ meine Hand nicht eine Sekunde los und hätte ich darauf geachtet, wäre mir sicher aufgefallen, wie stark er sie drückte, als er mir folgte. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)