Geständnis um Mitternacht von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 5: Morgengrau --------------------- Alles war grau. Die ganze Welt um ihn herum befand sich in einem grauen Nebel. Straßen, Autos, Häuser. Selbst die vereinzelten Katzen, die an den Straßenrändern saßen, müde von den nächtlichen Streifzügen auf der Suche nach gutgenährten Mäusen, wirkten grau. Mit einem trüben Blick gänzlich zu dieser Szenerie passend, saß JaeJoong mit den anderen Mitgliedern im Wagen und starrte aus dem verdunkelten Fenster. Sie alle waren ruhig, denn noch hatte die Nacht nicht vollständigen ihren Machtanspruch auf das Leben verloren und wirkte mit ihrer Dunkelheit auf die Sinne ein. Dunkle Ringe malten sich unter JaeJoongs Augen ab und waren noch tiefer als die seiner Freunde, denn auch wenn sie alle nicht sonderlich viel geschlafen hatten, war ihm eine noch kürzere Nacht beschert gewesen. Nachdem YunHo seine Rastlosigkeit unterbrochen und ihn zu Bett gebracht hatte, war JaeJoong noch eine Weile wachgelegen, bevor auch er endlich in einen schweren Schlaf gefallen war. Zuvor hatte er noch lange den sanften Schlafgeräuschen von YunHo und den anderen gelauscht, während das Ticken der Uhren immer klagender geworden war. Als er aber endlich eingeschlafen war, hatte er kurz und traumlos geschlafen, bis der Ruf des Weckers ihn viel zu früh aus der so nötigen Ruhephase gerissen hatte. JunSus lautes Gähnen riss JaeJoong aus seinen Gedanken. Brachte ihn dazu, sich die Anderen anzusehen und er stellte fest, dass sie alle noch hätten länger schlafen können. Müde blinzelte JunSu ihn an und JaeJoong schauderte, unter dem trotz Müdigkeit geschwächten, intensiven Blick. Obwohl JunSu in Japan eher für sein humorvolles Wesen bekannt war, war es in Korea doch so, dass hier JunSus tiefgründiges Wesen im Vordergrund seines Images stand. Zurecht, wie JaeJoong fand, denn in Momenten wie diesen schien es ihm, als könnte JunSu mit seinen Augen bis tief in sein Herz sehen und all den Kummer finden, der darauf lag. Fast, so kam es JaeJoong vor, fühlte er sich unter JunSus Blick nackt. Doch JunSu löste seinen Blick rasch und schloss die Lider seiner Augen erneut, sodass es wirkte, als wäre er im Moment noch zu müde, um sich mit den Geheimnissen JaeJoongs zu beschäftigen. „Habt ihr das Skript schon gelesen?“, fragte YunHo, dessen Stimme noch belegt und rau vom Schlaf klang. Ein gesammeltes Gemurmel bedeutete dem Bandleader eine bejahende Antwort auf seine Frage. Aber keiner brachte die Energie auf, um mehr von sich zu geben. Das Gespräch verstummte dadurch, bevor es sich wirklich entwickeln konnte und JaeJoong konnte in Ruhe wieder seinen Gedanken nachhängen. Die Augen geschlossen, sah er ChangMins Gesicht vor sich. Ebenso deutlich, wie wenn er sie wieder geöffnet und den Kopf gedreht hätte. Er spürte die Präsenz seines Freundes mehr noch als die der anderen Bandmitglieder. Es war, als wäre sein ganzes Sein auf ChangMin geprägt. Jede noch so kleine Veränderung in ChangMins Aura spürte JaeJoong, auch wenn er der Veränderung nicht immer einen Namen geben konnte. Das Wissen, dass ChangMin lernen wollte, mit seinen Gefühlen umzugehen, gab ihm Kraft. Jedoch stärkte ihn auch das Wissen, dass seine Freunde, die wie Brüder für ihn waren, ihm die Treue halten würden, egal, was in Zukunft noch passieren würde. Es war gleich, wie die Sache sich zwischen ChangMin und ihm entwickeln würde, in den Mitgliedern von Dong Bang Shin Ki hatte er eine Familie gefunden, die bei Problemen zusammen hielt und einander Unterstützung und Hilfe gab. Sein Gespräch mit YunHo hatte ihm das bewusst gemacht und er war seinem Bandleader dankbar für die warmen Worte. „JaeJoong“, sagte eine Stimme zu ihm, riss ihn aus der gedankenverloren Stimmung heraus, „kannst du mir kurz helfen?“ YooChun sah ihn an, sein Blick zwischen Verzweiflung und Belustigung gefangen. JaeJoongs Augen folgten denen seines Seelenverwandten und entdeckten das Problem sofort. Die dekorativen Bänder von YooChuns Jacke hatten sich mit dem Sicherheitsgurt des Autos verheddert, doch so, dass YooChun sich kaum noch bewegen konnte. „Wie hast du das gemacht?“, lachte JaeJoong. Seine grazilen Finger waren längst dabei, die Bänder zu entwirren. Dank seiner Beschäftigung registrierte JaeJoong nur am Rande, dass das Auto gehalten hatte und die anderen Bandmitglieder es verließen. „Keine Ahnung“, antworte YooChun schief grinsend. Erst zwei Minuten später gelang es JaeJoong, YooChun zu befreien und als sie endlich ausstiegen, warteten die anderen bereits ungeduldig. JaeJoong fing ChangMins Blick auf und bekam Gänsehaut über den Ausdruck darin. Es war schwer, zu beschreiben, was darin lag und ehe JaeJoong nachfragen konnte, hatte der Jüngere sich bereits umgedreht und war YunHo und JunSu ins Gebäude gefolgt. Für die nächsten zwei Stunden vergaß JaeJoong den verwirrenden Ausdruck auf ChangMins Gesicht, doch als er nach der Radiosendung zum Getränkeautomat lief, welcher etwas abseits der Garderobe stand und plötzlich ChangMins Schritte hinter sich hörte, fiel es ihm siedend heiß wieder ein. Mit einem Mal spürte er sein Herz wie verrückt in seiner Brust hämmern. Seine Hände wurden feucht und der Drang, zu flüchten, schien übermächtig. Doch JaeJoong blieb, setzte seinen Weg unbeirrt fort und schaffte es, erst von ChangMin eingeholt zu werden, als er bereits beim Getränkeautomat angekommen war. Etliche Sekunden herrschte Schweigen zwischen ihnen und diese grausame Stille, gepaart mit dieser fürchterlichen Spannung zwischen ihnen, quälte JaeJoong. Doch er wusste, er musste diese Spannung ertragen, denn ChangMin war zu ihm gekommen. Lange brauchte JaeJoong jedoch nicht zu warten, bis er erlöst wurde. „JaeJoong“, setzte ChangMin an, brach aber sofort wieder ab. Das Geldstück in JaeJoongs Hand fand seinen Weg in den Automaten. „Ich…“, probierte es ChangMin weiter. Der Ausgabeknopf wurde gedrückt. Poltern und Rumpeln folgte. „Beweis mir, dass du mich liebst!“ Obwohl sein Herz gerade gefoltert und sein Geist praktisch wie wahnsinnig versuchte, das Gehörte zu verarbeiten, langte JaeJoongs Hand nach der Cola-Dose. Erst mit ihr in der Hand wandte er sich seinem Bandkollegen zu. Er betrachtete das ernste Gesicht von ChangMin und bemerkte etwas in dessen Augen, welches dem gequälten Funkeln, das er morgens im Spiegelbild seines Gesichtes sah, ähnelte. „Was meinst du?“ Scheinbar unsicher kaute ChangMin auf seiner Unterlippe, bevor er antwortete: „Ich weiß nicht, warum es so ist. Vielleicht hat es keine Bedeutung, aber vorhin, als du so nah an YooChun warst, da… Da merkte ich, dass mir das nicht gefällt. Ich will nicht, dass dir ein anderer Mann so nahe kommt.“ „Bist du eifersüchtig?“, hakte JaeJoong völlig verblüfft nach. „Nein… Ich… Keine Ahnung. Vielleicht.“ „Und wie soll ich dir beweisen, dass ich dich liebe?“ Eine gespannte Pause entstand und man konnte förmlich fühlen, wie etwas in ChangMin kämpfte. Es war, als müsse er erst noch den Mut zusammenbringen, den er benötigte, um seinen Wunsch zu äußern. „ChangMin?“ „Ich“, sagte ChangMin und blickte JaeJoong so intensiv an, dass er beinahe zurückwich, „ich will, dass du mir mit deinem Körper und deiner Seele beweist, dass du mich liebst.“ „Wie genau?“ „Verführ mich. Nicht wie ein Spiel, sondern mit vollem Einsatz. Wenn es dir gelingt, mich dazu zu bringen, zu vergessen, dass du ein Mann bist, wenn ich“, und ChangMin flüsterte, „mit dir schlafe, dann gehöre ich dir. Wenn du es aber nicht schaffst, dann wirst du nie wieder sagen, dass du mich liebst und mich vergessen.“ JaeJoong war sprachlos. Er sah ChangMin an und wusste, dass dieser jedes Wort ernst meinte, aber was sollte er darauf antworten? Schon die pure Vorstellung, ChangMin könnte seinem Begehren irgendwann nachgeben, sich von Lust und Wonne getragen irgendwann unter ihm winden, brachte sein Blut in Wallung. Doch was, wenn es ihm nicht gelingen würde? Könnte er weiterhin mit ChangMin arbeiten und Tag für Tag miteinander verbringen, ohne dass diese Liebe ihn irgendwann erdrückte? Warum hatte er ChangMin seine Gefühle überhaupt gestanden? Weil er geglaubt hatte, dass er sonst daran ersticken müsse. Und jetzt? Welches Ventil blieb ihm, wenn es ihm misslang, ChangMin zu verführen? „Was sagst du dazu, JaeJoong?“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)