Geständnis um Mitternacht von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 4: Sternenglanz ----------------------- Leises Schnarchen schwebte durch die Wohnung. Streifte durch die Räume und wogte bis ins Wohnzimmer der für asiatische Verhältnisse recht großen Wohnung. Dort auf der Couch, einer immensen, weißen gepolsterten Landschaft, saß, mit dem Arm auf die Lehne gestützt, eine schlanke, grazile Gestalt, den Blick starr aus dem Fenster gerichtet. Das Schnarchen, das sich im Wohnraum mit dem Ticken der klassischen Wanduhr aus Eichenholz paarte, welche aus teurer japanischer Herstellung stammte und ein hervorragendes Duplikat deutscher Handwerkskunst bildete, wurde von dem Schatten jedoch nicht wahrgenommen. JaeJoong war viel zu tief in seine Gedanken versunken, als dass er von solchen Belanglosigkeiten Notiz nehmen könnte. In seinem Kopf versuchte JaeJoong bewusst und voller Absicht, die Stimmen zum Schweigen zubringen, die ihn unaufhörlich mit ChangMins Worten konfrontieren. „Ich werde es versuchen.“ Vier Worte, die für JaeJoong eine ganze Menge bedeuteten und die ihn glücklicher machten, als er es nach seinem Liebesgeständnis an ChangMin vermutet hatte. Pure Erleichterung floss wie silbriges Blut durch seine Venen und hatte einen Teil der Schuld, sich in einen Mann verliebt zu haben, getilgt. ChangMin war sein Freund, auch wenn er vielleicht niemals sein Liebhaber sein würde, doch für den Anfang war JaeJoong sehr zufrieden. Der Eindruck, an dem dicken Kloß in seiner Brust, den seine Gefühle für den Jüngeren bildeten, zu ersticken, beherrschte ihn nicht länger. Ihm war, als könnte er zum ersten Mal seit langer Zeit wieder richtig Atmen und so schöpfte er Luft, wie ein Neugeborenes, das seinen ersten eigenständigen Atemzug machte. Ja, JaeJoong musste sich eingestehen, dass es ihm im Moment wirklich gut ging. All die Angst, die ihn monatelang gequält hatte, schien nun verloren gegangen zu sein und er empfand dies als unglaubliche Erleichterung. Natürlich war er sich der Ungeheuerlichkeit seiner Gefühle noch immer bewusst, doch ChangMin wollte lernen, JaeJoongs Gefühle zu akzeptieren und JaeJoong genügte dies fürs Erste. Er mochte seinen Freund nicht bedrängen, ihm seine Gefühle aufzwingen, denn JaeJoong wollte um seiner selbst willen geliebt werden. Jahrelang hatte er dies von Frauen erwartet. Hatte seine komplette Schulzeit diesen Anspruch an Frauen gestellt, von dem Tag an, als er als 12.-Jähriger zum allerersten Mal ein Mädchen geküsst hatte. Diesen Anspruch wollte er auch jetzt fortführen, selbst wenn seine Liebe einem Mann galt. Die Wanduhr schlug laut zur vollen Stunde und riss JaeJoong aus seinen Gedanken. Sämtliche Eindrücke, welche er zuvor ignoriert hatte, brachen über ihn herein. Er hörte die gleichmäßigen Schlafgeräusche seiner Bandmitglieder, die Uhr und das Rauschen der unzähligen Autos, die selbst um diese gottesfürchtige Uhrzeit in einer Großstadt wie Seoul niemals zum verstummen kamen. Die Wanduhr verriet ihm, dass es spät war. Sehr spät. Eigentlich sollte er schon langst im Bett liegen und schlafen, denn bereits in fünf kurzen Stunden musste er wieder aufstehen. Der Terminkalender war längst mit Terminen überhäuft und sie durften gleich als erstes bei einem örtlichen Radiosender das Morgenprogramm übernehmen. Erschöpft und mit einem tiefen Seufzer stand JaeJoong auf. Sein eines Knie knackte bei der gemächlichen Bewegung und JaeJoong bereute die ungünstige Haltung, in der er sich die komplette letzte Stunde befunden hatte. Einem unbestimmten Gefühl folgend ging er die wenigen Meter zum großen Panoramafenster hinüber und schob dort den dicken Vorhang beiseite. Der Himmel war fast vollständig schwarz. Nur vereinzelt traten aus dem dichten Gespinst von Wolken und Großstadtsmog Sterne hervor. Blitzten schwach und schön zugleich auf, wie kleine helle Augen, die JaeJoong tröstend zuzwinkerten. Ein mattes Lächeln zauberte sich auf seine sinnlichen Lippen und erneut entkam ihm ein Seufzer. Er war melancholisch. Befand sich wieder in dieser nachdenklichen Stimmung, welcher die Mitglieder von Dong Bang Shin Ki öfters erlagen und bei der er seine Freunde an Häufigkeit weit übertraf. JaeJoong war sich dessen durchaus bewusst, ebenso sehr, wie ihm klar war, dass er besser schlafen sollte, um der Melancholie zu entkommen. Doch gleich wie sehr er darum wusste, seine Füße trugen ihn nicht ins Schlafzimmer, verharrten stattdessen an Ort und Stelle und rührten sich nicht. Ein dritter Seufzer entrang sich seiner Kehle und dann hörte er sie. Leise tapsende Schritte, die sich ihm näherten. Das gedämpfte Schnarchen war um eine Stimme schwächer geworden und JaeJoong erkannte bereits an der Art des Ganges, wer sich ihm da näherte. „JaeJoong… Was machst du hier? Kannst du nicht schlafen?“ „Ich war nicht müde“, flunkerte er leicht, da er nicht über sein Gefühlswirrwarr reden wollte. „Ah…“, äußerte die Person in seinem Rücken nur und ging weiter auf ihn zu. Blieb in seinem Rücken stehen und schlang die Arme sowohl schützend, als auch Wärme gebend um ihn. Einen Herzschlag lang blieb JaeJoong hart in der Umarmung, dann jedoch gab sein Körper wie von alleine nach und er entspannte sich, an die muskulöse Brust von YunHo gelehnt. „Du weißt doch, dass du immer mit mir reden kannst?“ „Hm, das weiß ich.“ „Wenn dich also was bedrückt, dann sag es mir. JunSu meinte, dir würde es nicht so gut gehen und JaeJoong, ich sehe dir auch an, dass etwas nicht stimmt.“ „Es ist nichts Schlimmes.“ „Wirklich?“ „Ja.“ „Aber denk daran, ich bin immer für dich da. Als Bandleader, wie auch als Freund.“ „Ich weiß.“ YunHo löste die Umarmung und JaeJoong fröstelte es plötzlich. Seine Arme waren kalt und er bemerkte jetzt erst, dass er wohl schon die ganze Zeit über gefroren hatte. Sanft nahm YunHo ihn an der Hand und auch wenn es für viele Menschen merkwürdig gewesen wäre, auf welche körperliche Art und Weise JaeJoong und YunHo miteinander umgingen, so war es für die Beiden doch normal. Sämtliche Mitglieder der Band waren sich emotional näher gekommen und waren zu einer Familie geworden, die keine Furcht vor Berührungen hatte, sondern ihre Gefühle lediglich damit unterstrichen. Gänzlich ohne Hintergedanken. „Komm jetzt ins Bett“, sagte YunHo sanft zu ihm und setzte dabei sein süßestes Lächeln auf. „Okay“, entgegnete JaeJoong ihm und ließ sich widerstandslos von seinem Leader in Richtung Schlafzimmer führen. Doch noch ein letztes Mal blickte JaeJoong aus dem Fenster, dessen Vorhang er nicht wieder zurückgeschoben hatte und sah einen einzelnen Stern, der im großen Nachthimmel ebenso verloren schien, wie er sich selbst fühlte. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)