Geständnis um Mitternacht von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 18: Dummheit -------------------- „Was geht da zwischen dir und ChangMin?“ JunSu war neben JaeJoong aufgetaucht, der gerade den Text zu „It’s Raining Men“ auswendig lernte. „Was meinst du?“, antwortete er, konnte aber keineswegs verhindern, dass sich Röte den Hals hinauf bis in seine Wangen schlich. „Komm schon, ich sehe, dass sich irgendwas zwischen euch verändert hat. Hast du ihn verführt?“ „JunSu…“, wich JaeJoong aus, doch sein Freund wollte es ihm definitiv nicht einfach machen. „Ich wette, ihr habt es getan! War es gut?“ „Könntest du bitte damit aufhören?“ „Warum?“, fragte JunSu, griff über JaeJoong hinweg zur Schale mit den Schokoladenkeksen, die auf dem Küchentisch stand, und bediente sich genüsslich, während er sich neben JaeJoong setzte und diesen neugierig anblickte. Manchmal hätte JaeJoong wirklich gerne gewusst, woher der Jüngere diese fast schon schmerzhaft naive Art her hatte. „Weil es mir peinlich ist, darüber zu reden“, seufzte er genervt. „Dann habt ihr es getan?“ Erstaunt blickte JunSu ihn an. Die Röte auf JaeJoongs Wangen vertiefte sich. „Und wenn?“ „Dann gratuliere ich dir“, meinte JunSu anerkennend und schlug JaeJoong auf die Schulter. Irgendwie fühlte sich das falsch an. Er wollte kein Lob, nur, weil er mit ChangMin intim geworden war. Darum war es JaeJoong nie gegangen. Alles, was zählte, waren seine Gefühle für den 18.-Jährigen und dass dessen scheinbare Ablehnung inzwischen geschmolzen war. Ja, er hatte sich in den letzten zwei Tagen sehr viele Gedanken über ChangMin gemacht. Darüber, dass sein Verhalten so wechselhaft wie das Wetter war und auch darüber, dass sie bereits zweimal Sex miteinander gehabt hatten. Doch auch ChangMins leichter Vorwurf, dass er selbst nicht weniger wankelmütig war, hatte in ihm nachgehallt. JaeJoong musste ihm recht geben, dennoch schien jetzt alles irgendwie klarer und irgendwie auch leichter. Seit er wusste, dass ChangMin sich keinesfalls gegen seine Zuneigung wehrte und offen den Gedanken, schwul zu sein, äußerte, war ihm eine weitere Last von den Schultern gefallen. All der Kummer, der ihn in den letzten Monaten gequält hatte, war im Begriff, unter den jüngsten Ereignissen vergessen zu werden. Die Dinge fügten sich wieder zusammen und ergaben etwas Ganzes, Neues. Eine Zukunft eben. „Lass das!“, sagte JaeJoong. „Ich hatte Sex mit ChangMin, weil ich ihn liebe und nicht, weil ich auf die Schulter geklopft haben möchte.“ „Aber ist doch gut, wenn er mitmacht.“ JunSu zögerte kurz. „Er hat es doch freiwillig gemacht?“ „Natürlich!“ Unwirsch wischte JaeJoong die unverschämte, wenn auch besorgte Frage von JunSu von sich. „Ich… Ich glaube, er mag mich auch.“ JunSus Augen wurden riesig. „Das ist doch super! Seid ihr dann zusammen? So richtig ein Paar?“ „Nein! Ach, ich weiß nicht. Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht ganz sicher, ob er einfach nur Sex ausprobieren möchte.“ „Wer will Sex nur ausprobieren?“, ertönte es von der Tür und zu seinem Leidwesen sah JaeJoong, YunHo und YooChun eintreten. „Wo kommt ihr denn her?“, fragte er gereizt. „Fitnessstudio“, antworte YunHo und gab YooChun einen ordentlichen Klaps auf den Hintern. „Der Junge hatte mal wieder eine Sporteinheit nötig.“ „Ist doch egal“, winkte YooChung ab. „Wichtiger ist doch, was es mit dem Sex auf sich hat.“ „JaeJoong und ChangMin haben es miteinander getrieben.“ In dieser Sekunde hätte JaeJoong JunSu wirklich gerne eine runtergehauen, aber vorausschauend hatte dieser sich schon außer Reichweite gebracht. YunHo und YooChun setzten sich auf ebenfalls und langten wie zuvor JunSu in die Schüssel mit den Keksen. „Erzähl“, forderte YooChun ihn auf. „Wie war’s?“ „Gut“, kam es von JaeJoong. Er hatte nicht die Absicht, mehr zu diesem Thema zu sagen. „Gut? Und weiter.“ „Nichts und weiter.“ „Komm schon“, mischte sich nun auch YunHo ein. „Du kannst uns nicht einfach mit einem ‚gut‘ abspeisen.“ „Warum nicht? Ich frag euch ja auch nicht, wie euer Sex mit Mädchen war.“ „Gutes Argument“, grinste YooChun und versuchte, mit der Zunge die Reste des Kekses aus seinen Zähnen zu bekommen, was von außen betrachtet recht komisch aussah. „Ja“, bestätigte YunHo gedehnt, „aber ChangMin ist unser Bruder und nicht irgendein Mädchen, das wir kaum kennen. Wir haben die Pflicht, auf den Kleinen aufzupassen. Wie soll das gehen, wenn wir nicht alles wissen?“ „Ihr spinnt doch!“, fauchte JaeJoong fassungslos. „Möglich“, feixte YunHo frech und sah wie die anderen Beiden auffordernd zu ihm. Obwohl es ihm in der Tat nicht schmeckte, spürte JaeJoong, wie er einknickte. Wenn er seine Ruhe nur bekam, indem er seinen Freunden davon erzählte, wie er Sex mit ChangMin hatte, dann tat er es. Allerdings würde er ihnen unter keinen Umständen alles erzählen. Sie mussten nicht jedes Detail kennen. „Okay“, sagte er, langte nach seinem Tee, trank einen Schluck und betrachtete die drei vertrauten Gesichter, die ihn gespannt ansahen. „Ich hab ChangMin mit dem Mund befriedigt.“ „Mit dem Mund?“, JunSu war schockiert. „Du hast sein… so richtig in den Mund genommen?“ „Ja.“ „Aber…“ „Du wolltest es wissen!“ „Ja, aber…“ „Ruhe!“, wies YooChun JunSu zurecht. „Wie ist das?“, wollte er daraufhin von JaeJoong wissen. „Gut, würde ich sagen.“ JaeJoong überlegte tatsächlich, wie er das Gefühl beschreiben sollte. „Es ist zuerst komisch. Man muss sehr mit seinen Zähnen aufpassen, allerdings… Sein Schwanz war ganz samtig und es hat sich echt gut angefühlt.“ „Und weiter?“, fragte YunHo, als JaeJoong stoppte. „Was habt ihr noch getan?“ „ChangMin hat es mir mit der Hand gemacht.“ Kaum hatte JaeJoong den Satz ausgesprochen, ließ ein merkwürdiges Geräusch ihn zur Tür blicken. Seine Sportkleidung noch angezogen, komplett verschwitzt vom Training, stand ChangMin in der Tür. Sein Gesicht hatte sich wie dunkle Gewitterwolken zusammengezogen. Keiner der Anwesenden musste Hellseher sein, um zu wissen, dass ChangMin ihre Unterhaltung mitbekommen hatte und er darüber keineswegs erfreut war. Ohne ein Wort zu sagen, schmiss er die Sporttasche auf den Küchentisch, was die Keksschüssel zu Fall brachte, nur damit sie auf dem gefliesten Boden zerbrach. ChangMin drehte sich um und verschwand mit eiligen Schritten aus der Wohnung, was man am harten Zuschlagen der Eingangstür hören konnte. Wie erstarrt sah JaeJoong auf die Stelle, an der noch Sekunden zuvor ChangMin gestanden hatte. „Geh ihm hinterher“, sagte YooChun und stupste ihn an. „Du musst ihm folgen.“ Wie betäubt stand JaeJoong auf und ohne sich Schuhe anzuziehen rannte er hinaus, um ChangMin zu suchen. oooOOOooo Sein Atem ging heftig und er war verzweifelt. Wütend auf sich selbst schlug er mit der Hand gegen die Wand. Wie hatte er nur so dumm sein können? Es hatte einen Grund gehabt, weshalb er nicht über den Sex mit ChangMin reden wollte. Weshalb hatte er sich von den anderen Gruppenmitgliedern nur überreden lassen? Selbstverständlich hatte ChangMin damit ein Problem. Sie waren beide erst noch dabei, zueinander zu finden und diese törichte Aktion hatte vielleicht alles zerstört, bevor es richtig angefangen hatte. JaeJoong war zum Heulen zumute. Von ihrer Penthouse-Wohnung bis zur Tiefgarage hatte er das komplette Gebäude abgesucht. Er hatte sogar auf den Fahrstuhl verzichtet, weil er gesehen hatte, dass die Tür zum Treppenhaus noch nicht ganz geschlossen war. Trotzdem hatte er ChangMin nicht gefunden. Nun gab es nur noch einen Ort, wo er sein konnte, und obwohl JaeJoongs Beine schmerzten, seine nackten Füße dreckig und kalt waren, schleppte er sich die Treppen zum Dach hoch. Bevor er jedoch auf das Hochhausdach trat, atmete er noch einmal tief durch, erst dann hatte er den Mut, sich der Konfrontation mit ChangMin zu stellen. Die Sonne ging bereits unter. Ihr oranges Licht, welches sich am Horizont abzeichnete, blendete ihn in ihrem letzten, grellen Aufbäumen. Als seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, suchte er das Dach mit seinen Blicken ab. Zuerst glaubte er, dass er sich geirrt hatte und der Jüngere entgegen seiner Vermutung doch nicht auf dem Dach war, aber dann entdeckte er ihn zusammengekauert hinter einem Lüftungsschacht sitzend. Langsam näherte er sich ChangMin, der ihn noch nicht bemerkt zu haben schien und weiterhin seinen Kopf zwischen den angewinkelten Knien verbarg. „Hey“, sagte JaeJoong fast schon flüsternd, erhielt jedoch keine Reaktion. „Hey“, meinte er dieses Mal lauter und wieder bekam er keine Beachtung. Gerade wollte er zu einem weiteren Versuch ansetzen, als er ChangMin gedämpft reden hörte. „Ich weiß, dass du da bist. Die Tür war laut genug.“ JaeJoong schluckte, dann kniete er sich direkt vor ChangMin hin. „Bitte sieh mich an.“ „Nein.“ Einen Augenblick hielt JaeJoong die Luft an. ChangMin wollte es ihm absolut nicht leicht machen. „Okay, dann hör mir wenigstens zu.“ „Habe ich eine andere Wahl?“, nuschelte der Jüngere, seinen Kopf weiterhin gesenkt. „Ich weiß, dass du sauer bist, weil ich mit den anderen über den Sex geredet habe. Es tut mir leid, dass du das mitbekommen hast.“ „Nur das?“, fauchte ChangMin, den Kopf hebend und ihn wütend anblinzelnd. „Wäre es für dich in Ordnung gewesen, wenn ich es nicht mitbekommen hätte? Ich wollte nicht, dass irgendjemand etwas darüber weiß!“ „Du meintest, du hättest kein Problem, wenn YunHo und die anderen bescheid wüssten“, rechtfertigte er sich automatisch. „Aber du hast recht“, lenkte er sofort ein, als er ChangMins wütenden Blick sah. „Ich hätte mit ihnen auf keinen Fall über den Sex reden sollen. Es geht sie nichts an. Eigentlich wollte ja auch nicht… Es ist aber passiert, ich habe es getan. Leider kann ich es nicht rückgängig machen.“ „Das stimmt“, meinte ChangMin und seine Stimme klang merkwürdig schwach. „Geh jetzt bitte. Ich muss nachdenken.“ Der Kloß in JaeJoongs Hals drückte ihm die Kehle zu. Er hatte das Gefühl, nicht atmen zu können, dennoch nickte er stumm mit seinen Kopf und stand auf. Hadernd stand er vor ChangMin, sein Körper wollte ihm nicht gehorchen. JaeJoong ahnte, dass es besser wäre, zu bleiben, die Sache endgültig zu klären, aber ihm fielen keine Worte mehr ein, die die Situation verbessern würden. Also respektierte er ChangMins Wunsch und schlich wie ein getretener Hund zurück in ihr Apartment, wo die anderen Bandmitglieder bereits auf ihn warteten. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)