Geständnis um Mitternacht von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 15: Das Flüstern von Reue --------------------------------- Als JaeJoong erwachte, fühlte er sich irgendwie komisch und er fragte sich, was ihn geweckt hatte. Ein Blick auf den Wecker sagte ihm, dass er noch zwei Stunden hätte schlafen können. Er lauschte nach den Geräuschen im Schlafzimmer, doch außer dem leichten Schnarchen seiner Freunde konnte er nichts Verdächtiges wahrnehmen. Weshalb war er dann so abrupt aufgeschreckt? Falls er etwas geträumt hatte, war dies mit dem Öffnen seiner Augen verschwunden. Nun, da er wach war, konnte er auch gleich ins Bad huschen, kurz auf Toilette gehen und noch einen Schluck trinken, ehe er sich wieder in die Laken kuschelte. Also stand JaeJoong auf. Zuerst ging er ins Bad, danach in die Küche. Gerade als er im Rahmen der Küchentür stand, bemerkte er, dass er beobachtet wurde. Wie er ein paar Tage zuvor, saß ChangMin im Wohnzimmer auf dem Sofa und sah zu ihm. Der Impuls, wegzugehen, kam plötzlich, doch ebenso schnell unterdrückte JaeJoong ihn auch wieder. Er wollte kein Feigling sein, schon gar nicht, wo ihm in Windeseile die Erinnerung an sein sündiges Verhalten durch den Kopf geschossen war. ChangMin und er… Die Bilder, die Gefühle, sie waren so präsent, als wäre es gerade eben erst geschehen. Augenblicklich glühte JaeJoong. Sein Körper wollte nochmals berührt werden, seine Hände nochmals berühren. Mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung ihres Intermezzos, ging er auf ChangMin zu, doch just, als er den Blick in den dunklen Augen erkannte, starb die Hoffnung. Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle aus. Bevor er sich setzte, schluckte er diesen hinunter und dann war er es, welcher das Wort ergriff. „Bereust du es?“ ChangMin blickte ihn mit blitzenden Augen an. „Du hast mich überrumpelt!“ Ein klarer Vorwurf. „Es tut mir leid“, antwortete JaeJoong, der ChangMin in diesem Punkt recht geben musste. Sein Auftauchen im Badezimmer, die Küsse, die Berührungen – er hatte ChangMin wirklich keine Chance gegeben, sich ihm zu entziehen. Er hatte ihn bewusst und mit Absicht überrumpelt, weil er die Nähe des Jüngeren gebraucht hatte. „Schon gut“, murmelte ChangMin leise, während seine Wangen sich rot verfärbten. „Ist dann alles gut zwischen uns?“. JaeJoong war sich unsicher darüber, was ChangMin gerade dachte oder fühlte. „Ja“, sagte er, „aber mach das nicht nochmal.“ „Sex mit dir haben oder dich überrumpeln?“ Die Frage war so direkt, dass JaeJoong vor seiner eigenen Courage erschrak, doch sie hatte schneller seinen Mund verlassen, als dass er sie hätte aufhalten können. „War es das? War das Sex?“ „Ja, was sonst?“ „Liebe…“ Nun war es an JaeJoong, zu erröten. Er hätte dieses Wort niemals in Zusammenhang gebracht, mit dem, was sie am frühen Abend getrieben hatten. Dies lag nicht an dem Umstand, dass seine Gefühle für ChangMin sich geändert hätten, sondern schlicht an dem Fakt, dass er erst von Liebe sprechen konnte, wenn sie Beide liebten. Sofern ChangMin eine ähnliche Sicht der Dinge hatte, bedeutete dies, dass er ihn auch liebte? „Wenn es Liebe war“, meinte JaeJoong vorsichtig, „bedeutet das, dass du ebenfalls so für mich empfindest? Du weißt, ich will dich nicht zu einer Antwort drängen, aber du hast damit angefangen.“ „Ich weiß es nicht“, entgegnete ChangMin offen. „Du warst immer wie ein großer Bruder für mich. Dein Geständnis hat mich verwirrt, es hat mich neugierig gemacht, wie es wohl wäre, wenn du um mich kämpfst. Und der Sex“, dieses Mal gebrauchte ChangMin das Wort, „er hat mir wirklich gefallen. Ich habe es nicht bloß so gesagt, aber… Ich habe keine Vergleichswerte. Es war das erste Mal, dass ich so was gemacht habe. Woher will ich wissen, ob ich bei einer Frau oder einem anderen Mann nicht ebenso erregt werde?“ JaeJoong war erstaunt über diese Direktheit, die ChangMin mit einem Mal an den Tag legte. Der Jüngere, der sonst stets so verschlossen mit seinen Gefühlen umging, hatte unumwunden gesagt, was in seinem Inneren vorging. Der Mut beeindruckte JaeJoong ungemein und er konnte einen Blick in die Zukunft werfen, wo er einen Mann sah, der ihn bei weitem überholen würde. Jetzt mochte er noch der Stärkere sein, aber ChangMin zeigte bereits die Ansätze des Mannes, der er einmal werden würde. Die Aussicht darauf faszinierte JaeJoong und er hoffte, dass er das Ergebnis aus nächster Nähe würde erleben können. „Das kannst nur du herausfinden“, meinte JaeJoong, den die Vorstellung, ChangMin könnte sich in jemand anderen verlieben, zutiefst ängstigte. „Und wenn ich das will? Wenn ich mir lieber eine Freundin suche, bevor ich mich für dich entscheide?“ „Dann wären wir wieder bei den Manhwa.“ ChangMin dachte darüber nach. „Und wie gehen die aus?“ „Einer der Protagonisten sucht sich eine Freundin, weil er sich seiner Gefühle nicht sicher ist, schläft mit ihr und erkennt letztlich, dass er das Mädchen nur ausnutzt, weil er sie einfach nicht liebt. Er kann sie nicht lieben, weil sein Herz schon längst dem Freund an seiner Seite gehört, mit dem er Sex gehabt hat.“ „Ist das so?“, fragte ChangMin skeptisch. „Meistens, aber geh doch mal in einen Comicladen und such dir ein paar Yaoi-Mangas oder Manhwa und lies selbst.“ „Woher weißt du so viel darüber?“ „Ich habe Schwestern, schon vergessen?“ „Nein, natürlich nicht.“ Für den Moment schwiegen sie. Die Stimmung war einerseits vertraut und doch auch unangenehm. JaeJoong hätte sich gerne aus der Situation gelöst, doch wusste er nicht, wie. Er wollte ChangMin nicht zurücklassen. Zumindest nicht so durcheinander. „Küss mich noch einmal“, forderte ChangMin ihn plötzlich auf. „Bitte?“ „Küss mich!“ JaeJoong wusste keineswegs, was in dem Jüngeren vorging, doch er wäre ein Idiot gewesen, wenn er das Angebot, den Menschen zu küssen, welchen er liebte, ablehnte. Vorsichtig rückte er näher an ChangMin heran. Seine Hände waren feucht vor Aufregung und er wischte sie an seiner Pyjamahose ab. Erst dann umfasste er ChangMins schmale Schultern, ehe er sich vorbeugte, um dessen sinnliche Lippen einzufangen. Er küsste ChangMin sanft und zart, ließ sich Zeit, bevor er mit der Zunge zärtlich um Einlass bat, der ihm gewährt wurde. JaeJoong genoss ihre gegenseitigen Berührungen, das samtige Gefühl ihrer Liebkosungen und spürte, wie ChangMin sich in den Kuss fallen ließ. Erst eine ganze Weile später lösten sie sich. ChangMin sah ihn einfach nur schweigend an, dann stand er auf, verbeugte sich, steif ein „Danke“ murmelnd, und verschwand im Schlafzimmer. Verdutzt und über alle Maße verwirrt, blieb JaeJoong zurück und fragte sich, was zum Teufel das bedeuten sollte. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)