Geständnis um Mitternacht von SilverMoon21 ================================================================================ Kapitel 7: Sanftes Gleiten -------------------------- Die Augen geschlossen, sang JaeJoong ins Mikrofon. Er hörte nichts, außer der Melodie und seiner eigenen Stimme, welche beide aus dem Kopfhörer drangen, den er auf dem Kopf trug. Das Lied, das er sang, sollte als Sommerspecial für ihre Fans in den Verkauf gelangen und im Moment war er dabei, seinen Part einzusingen. Es war bereits sein dritter Versuch und auch wenn er ein routinierter und talentierter Sänger war, zwang ihn dieses Lied, sich etwas zu beherrschen. Der Text, von YooChun geschrieben, war überaus gefühlvoll und rührte an JaeJoong. Doch konnte er sich inmitten des Tonstudios nicht die Blöße geben und vor Rührung weinen. In der Nacht, als der Mond am Himmel schien, nahm ich deine Hand und flüstere dir zu, dass ich dich liebe. Deine Augen blickten so traurig. Ich wollte dich umarmen, doch du gingst ohne ein Wort. Die ersten Worte des Songs trafen ihn dort, wo ChangMin ihn bereits vor Wochen getroffen hatte. Das Lied wirkte, als wäre es für ihn geschrieben. Doch wie sollte YooChun wissen, was er die letzte Zeit durchgemacht hatte? Bisher hatte er sich noch keinem seiner Freunde anvertraut, denn er suchte noch immer den passenden Augenblick, um JunSu und YunHo sein Geheimnis zu verraten. JaeJoong durfte jetzt nicht denken, er musste singen und er sang mit Inbrunst. Mein Herz schrie, aber meine Lippen blieben stumm. Tage vergingen. Schmerzhafte Tage ohne dich. Warum hast du mich so behandelt? Ich bin ein Mann, dein Mann. Ich kann dich nicht loslassen. Wie sehr diese Zeile auf ihn und ChangMin zutraf. Es musste ihm gelingen, ChangMin mit Herz und Seele zu verführen, denn er konnte ihn nicht fallen lassen, selbst wenn er musste. Er brauchte seinen Freund so sehr. Reich mir deine Hand. Lass mich in dein Herz blicken. Ich will dir all meine Liebe geben. Vertrau mir und ich werde dich auf ewig beschützen JaeJoong sang um sein Leben, seine Liebe und die Gefühle, die ihn überrollten, ließen ihn in seiner Professionalität straucheln. Seine Stimme brach bei den letzten Tönen und verstummte dann gänzlich. Er konnte die Blicke aller im Tonstudio auf sich gerichtet fühlen. Es war ihm unangenehm, doch konnte er sie nicht verhindern. Da war nur eine Möglichkeit – er musste fliehen. Obwohl sämtliche Augen ihm folgten, rannte er davon. Er musste atmen und hier in diesen Räumen ging das nicht. Luft! Alles was er jetzt brauchte, war ein Ort der Stille, mit Frischluft, wo er wieder zu sich finden konnte. Und JaeJoong folgte diesem Bedürfnis. oooOOOooo Eine Viertelstunde später saß er noch immer auf dem Dach des Studios. Er hatte sich inzwischen wieder weitestgehend beruhigt, doch er konnte es kaum fassen, wie sehr seine Gefühle mit ihm durchgegangen waren. Zwar war er, der er unter so vielen Schwestern aufgewachsen war, schon immer sehr emotional gewesen, auf der anderen Seite war er aber auch für seine sehr maskulinen Charakterzüge bekannt. Für sich selbst hatte er einfach nicht den Eindruck, dass dieses Verhalten zu ihm passte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann benahm er sich wie ein Vollidiot. Ist es das? Bedeutet Verliebt sein, sich lächerlich machen? Seine Fans würden ihn verachten, wenn sie es wüssten. Die Tür ging quietschend auf und JaeJoong wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. YunHo kam auf ihn zu. Sein Bandkollege sah verdammt gut aus mit seiner Lederjacke und den Haaren, die gerade vom leichten Wind zerzaust wurden. Der Anblick hätte aus einem ihrer Dramen sein können. Als YunHo bei ihm ankam, sah dieser ihn nur musternd von oben bis unten an, bis es JaeJoong nicht mehr aushielt und aufstand, um mit YunHo auf einer Augenhöhe zu sein. „Alles in Ordnung bei dir?“ „Ja“, meinte JaeJoong, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Der Manager meinte, ich soll dich holen. Die Jungs vom Tonstudio wollen weitermachen. Wir hinken dem Zeitplan eh schon hinterher.“ JaeJoong war enttäuscht. Irgendwie hatte er gedacht, dass YunHo gekommen war, weil er wusste, dass es ihm nicht gut ging. „Ich komme gleich, lass mir noch einen Moment.“ „Okay“, sagte YunHo, ging zur Tür, doch als er nach dem Griff langte, hielt er nochmals inne und wandte sich abermals JaeJoong zu. „Du musst endlich mit jemandem über dein Problem reden.“ „Hä?“, fragte JaeJoong nun doch aufgeschreckt. „Komm schon“, meinte YunHo auf lässige Art gedehnt, „wir alle wissen, dass du ein Problem hast. So niedergeschlagen, wie du bist, vermute ich, dass du dich unglücklich verliebt hast. Oder?“ „Wie-“ „Wir leben schon so lange miteinander, glaubst du nicht, dass wir uns alle recht gut kennen?“ „Du hast Recht“, antworte JaeJoong und er nickte. „Wir sind wie eine Familie.“ „Und weil wir eine Familie sind, sollten wir da nicht zusammenhalten?“ „Ja.“ „Lass es dir durch den Kopf gehen. Jeder von uns wird für dich da sein, wenn du uns brauchst.“ „Danke.“ „Und jetzt komm gefälligst mit. Du musst deinen Part noch fertig einsingen.“ JaeJoong nickte ergeben und folgte seinem Bandleader wieder ins Innere des Gebäudes. Für den Augenblick war ihm leichter ums Herz. Die wenigen Worte hatten bewirkt, dass der Schmerz in seinem Herzen etwas erträglicher wurde. Ohne auf die Blicke der Mitarbeiter des Tonstudios zu achten, betrat er wieder die Kabine, setzte die Kopfhörer auf und fragte: „Kann es weiter gehen?“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)