FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8: Enthüllung -------------------------------- Es ging so schnell. Feuer fiel wie die ultimative, in dunkles rot gehüllte Kampfansage vom Himmel, begleitet durch Geräusche, die sich nicht klar zuordnen ließen. Cutter sah all den lebendig scheinenden Tod auf sich zurasen, spürte die starke Hitze – war aber in verblüffter Bewegungslosigkeit erstarrt. Ihr Zustand blieb zum Glück nicht unbemerkt. Ein harter Stoß traf ihre Schulter und schleuderte den Teenager mühelos mehrere Meter davon, aus dem direkten Gefahrenbereich, der nur eine Sekunde später förmlich vor Feuer und Hitze explodierte. Alles auch nur annähernd brennbare ging in Flammen auf und absorbierte gierig die Luft in der näheren Umgebung. Keuchend kam Cutter wieder auf die Beine und begann instinktiv zu laufen, weg von der Hitze... Hinter ein paar großen Felsen und in respektabler Entfernung ging der Teenager mit wild klopfendem Herzen in Deckung, spähte vorsichtig an dem schützenden Stein vorbei. Der Platz, an dem sie gerade noch gesessen hatte, brannte noch, aber die größte Intensität schien vorbei zu sein. Dennoch wirkten die tanzenden Flammen immer noch bedrohlich und irreal. Die Chocobos waren verschwunden, und Cutter hoffte, dass ihnen eine Flucht gelungen war. Von Sephiroth und Zack war weit und breit keine Spur zu sehen, aber aus dem dunklen Himmel erklangen eindeutige Kampfgeräusche. Und dann, urplötzlich... Stille. Mit zum zerreißen gespannten Nerven starrte Cutter in die viel zu intensive Finsternis, versuchte zu sehen, zu hören, irgendetwas... Egal was da oben war, es würde den General und Zack doch nicht erledigt haben? Quatsch, schimpfte sich der Teenager energisch selbst. Die beiden sind unbesiegbar, vermutlich... Und dann, ohne Vorwarnung, zerriss ein gewaltiger Blitzzauber den Himmel mit seinem gleißenden, vielfach geästelten Licht. Der so enthüllte Anblick ließ Cutter zurücktaumeln, weckte den Wunsch nach wilder Flucht, und beförderte sie schließlich geplättet auf den Hosenboden. Cutter war nie eine gute Schülerin gewesen, aber auch bei ihr hatte es Fächer gegeben, in denen sie... nun – nicht ganz so schlecht gewesen war wie in anderen. Die zahlreichen Funkschulungen zum Beispiel. Die einzelnen zu grüßenden Ränge (was einfach gewesen war, weil man als Kadett quasi jeden zu grüßen hatte). Und Monsterkunde, die ein- oder zweimal, je nachdem wie gut sie bei den restlichen Fächern vorankamen, stattfand. In Monsterkunde war Cutter richtig gut gewesen. Obwohl Azraels Anweisung („Spielt nicht den Helden – lauft und versteckt euch!“) mit Sicherheit ernst zu nehmen war – Cutter hätte gewusst, welche Zauber für die einzelnen Monster am effektivsten waren oder wo die körperlichen Schwachpunkte lagen. Klassische Momente, in denen ihre Phantasie mit ihr durchging und sie selbst, umzingelt von einer Horde zahn- und klauenbewehrter Biester zu m Schwert oder Materia greifen ließ. Siegreich, natürlich. Aber das hier war keine Phantasie, und eigenes Schwert oder Materia waren nicht existent. Es war riesig. Alles an ihm. Und die gewaltigen Schwingen unterstrichen diese Tatsache zusätzlich. Ein wahrer König unter den Monstern. Fast... schön. Eben wirbelte der gewaltige Kopf herum, einem Angreifer entgegen, das scheinbar nur aus sehr großen, scharfen Zähnen bestehende, weitaufgerissene Maul weit geöffnet... Erneute Dunkelheit schlug über dem Szenario zusammen. Sekundenbruchteile später erklang ein reißendes Geräusch, gefolgt von einem ohrenbetäubenden und definitiv nicht menschlichen Schmerzensschrei. Irgendetwas fiel rauschend vom Himmel und landete klatschend irgendwo am Boden, dicht gefolgt von einem zweiten, die Erde erbeben lassenden Aufschlag. Erneutes, schmerzerfülltes brüllen erklang, und dann nichts als das knacken, splittern und brechen von Holz, nah zuerst, dann sich zügig entfernend. Erst jetzt wurde Cutter bewusst, dass sie die ganze Zeit die Luft angehalten hatte, und sich als Folge dessen die Welt vor ihren Augen drehte. Hastig holte sie das atmen nach und war eben wieder aufgestanden, als jemand neben ihr landete. „Bist du verletzt??“ Zack. Der Teenager schüttelte den Kopf. „W.. war das unser Monster?? Wo kam das auf einmal her?? Und was ist da vom Himmel gefallen?“ „Ich hab das Vieh flugunfähig gemacht, jetzt haben wir eine Bilderbuchspur! Komm mit!“ Er griff nach Cutters Hand und begann zu laufen. Zuerst folgte ihm sie ihm strauchelnd, dann gelang es ihr dank der neu erworbenen Fähigkeit, das zügige Tempo problemlos zu halten. Zack lächelte vergnügt. Sie kamen gut und schnell voran. Noch war der Boden fest. Aber ihr Weg blieb tückisch und unberechenbar. Wild. Ein falscher Schritt konnte den Tod bedeuten... Als sie Sephiroth erreichten, begann es im östlichen Horizont zu dämmern. Der General stand am Anfang einer trügerisch grün und braun glänzenden, gigantischen Fläche, nur unterbrochen von binsenartigen Gewächsen und kleineren, nicht sehr vertrauenserweckend aussehenden Inseln. Spätestens ab hier kroch der winzige Rest Sicherheit gähnend zurück in sein warmes Bett und ließ die drei Abenteurer allein zurück. Von dem Monster war nichts zu sehen. Aber durch den Schlamm zog sich eine deutlich sichtbare Spur... Zack verzog das Gesicht. „Wie sollen wir der folgen, ohne dabei unterzugehen?“ Sephiroth warf einen Blick neben sich. „Tzimmek?“ „Bin schon dabei, Sir.“ Vor ihren Augen zeichneten sich Lines ab. Sie konzentrierte sich, gerade stark genug um keinen Druck aufzubauen aber trotzdem den Kontakt zu halten. Wasserlines. Erdlines. Pflanzenlines. Das sich ihr bietende Bild zeigte zuerst nur ein heilloses durcheinander. Dann begann sich ein gewisses Muster von Erd- und Wasserlines abzuzeichnen. Mal liefen sie parallel zueinander. Mal überkreuzten sie sich. Die Bedeutung ließ sich erahnen. Aber welche Variante verriete einen sicheren Untergrund? Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. Zack hielt den Atem an als Cutter einen Sprung mitten hinein in die glänzende Fläche machte und aufspritzendes Wasser einen Fehlschlag verriet. Von Sephiroth an einem Rettungseinsatz gehindert konnte er beobachteten, wie sich der Teenager entschlossen aus dem Schlamm zurück ans Land kämpfte un einen zweiten Versuch startete. Diesmal hielt der Boden ihr Gewicht. „Ihr nach.“ Die beiden SOLDIER folgten ihrem jüngsten Teammitglied, das eine bis dahin völlig unbekannte Zielstrebigkeit und Konzentration an den Tag legte. Ihre Sprünge waren präzise und kraftschonend. Cutter wusste, was sie tat. Zum ersten Mal seit Missionsbeginn handelte sie vertrauenserweckend. Die Spur des Monsters führte tief in den Sumpf hinein. Sephiroth registrierte mit wachsender Sorge, wie sie sich mehr und mehr mit Wasser füllte. Schon bald würden der Sumpf sie spurlos verschlungen haben. Auch Cutter war das nicht entgangen, aber die Vorhergehensweise ließ sich nicht beschleunigen. Nach jedem neuen Sprung musste sie innehalten und mit Hilfe der Lines nach dem nächsten, sicheren Landepunkt suchen. Und nicht jeder lag in Reichweite... Irgendwann war es soweit. Nichts als glänzendes Wasser ließ nur noch gefährliche Mutmaßungen zu. Hilfesuchend wandte sich Cutter zu Sephiroth um. Dieser deutete auf eine der winzigen Inseln inmitten der Trübsinnigkeit aus grün und braun, und schon bald machten sie dort einen kurzen Moment Rast. „Verdammt“, murmelte Cutter frustriert. Die Lines lagen so klar vor ihr! Aber ohne richtungsangebende Spur... Ihr ganzer Körper kribbelte vor Spannung. Sephiroth entging das nicht. In Situationen wie dieser kamen die fatalsten Entscheidungen zustande, die später der Kategorie „Wie-konnte-ich-nur...“ zugeordnet wurden, und selten gut gingen. Er musste eingreifen, bevor es ein neues Ereignis einzusortieren galt. Cutter zuckte erschrocken zusammen, als er seine Hand auf ihre Schulter legte, und wandte den Kopf. In ihren Augen flackerte der Wunsch, irgendetwas effektives zu tun um ihn nicht zu enttäuschen, all die Patzer wieder gut zu machen, und das schnell, am liebsten sofort... „Einatmen“, befahl Sephiroth ruhig. „Stopp. Luft anhalten, langsam bis 3 zählen, ausatmen.“ Er beobachtete genau. „Das war maximal bis 2 ½, Tzimmek. Nochmal.“ Diesmal hielt sich Cutter an die Anweisung. Es funktionierte. Das gefährliche, falschen Ehrgeiz verratende glühen in ihren Augen erlosch und wurde durch einen der Situation wesentlich vorteilhafteren ersetzt. „Danke, Sir“, murmelte der Teenager und wandte verlegen den Kopf ab. „Was machen wir jetzt?“ Sephiroth nahm seine Hand von ihrer Schulter und schwieg einen Moment, ehe er antwortete. „Ich möchte dass du nach einer Abnormalität im Sumpf suchst.“ „Eine Abnormalität, Sir?“ „Ja. Irgendetwas. Spür es für uns auf.“ Schweigend ging Cutter on-line. Wasserlines, Pflanzenlines, Erdlines. Detaillierter. Tiefes Wasser, seichtes Wasser, sauberes Wasser, schmutziges Wasser. Fester Boden, lockerer Boden, schlammiger Boden, steiniger Boden. Lebendige Pflanzen, abgestorbene Pflanzen, auf dem Wasser schwimmende Pflanzen, am Boden wachsende Pflanzen. Besser. Cutter drang immer tiefer vor, ihr Geist raste auf den Lines hin und her, hielt inne, prüfte nach und verwarf, wechselte blitzartig die Spur, weiter, entfernte sich immer weiter... Stop! Hier. Chaos. Die Oberfläche des Wassers gestört, die am Boden befindlichen Wasserpflanzen zertreten, der Boden aufgewühlt. Cutter öffnete ruckartig die Augen und hob die Hand. „Diese Richtung, Sir. Ein paar tausend Meter.“ „Gehen wir.“ „Sir, was...“ Sie verstummte. „Habe ich gerade unser Monster gefunden?“ „Weshalb so verblüfft?“ Sephiroth ließ den Blick über die grünbraune Wasseroberfläche schweifen, während es hinter ihm halblaut: „A... aber mit den Lines kann man doch keine Lebewesen...“, murmelte. Silberfarbene Augenbrauen hoben sich halb amüsiert, halb lauernd. „Hast du nach einem Lebewesen gesucht?“ Stummes, verblüfftes kopfschütteln als Antwort. Niemals wäre Cutter auf die Idee gekommen, auf diese Art und Weise ein Lebewesen... Ihre Bewunderung für Sephiroth wuchs. „Bring uns auf wenige hundert Meter heran!“ Cutter wählte den schwierigsten, aber zeitgleich auch kürzesten Weg, und wenige Minuten später hielt sie signalgebend inne und zuckte erschrocken zusammen, als Sephiroth unerwartet neben ihr landete. Intensiv grüne, hochintelligente Augen tasteten über den unspektakulär wirkenden Sumpf. Die Geräusche allerdings... ein toben und brausen, nicht weit entfernt. „Sir“, instinktiv flüsterte Cutter, „wo sind wir hier eigentlich?“ Erst dann wurde ihr bewusst, dass man sie vermutlich gar nicht verstehen konnte, aber Sephiroth antwortete. „Mitten im Augensumpf.“ „Ah“, machte der Teenager zufrieden. Einen Moment lang blieb es ganz still zwischen ihnen. „Du hast nach wie vor keine Ahnung, oder?“ „Nein. Sir. Sorry.“ „Aber Natjsjurghawasserfall sagt dir doch etwas?“ „Klar, Sir.“ Klar, Sir? Leichte Irritation stahl sich in den Blick des Generals. Sonst sprach nur Zack so mit ihm. Und Zack war – trotz allem – ein 1st Class SOLDIER wie er selbst. Dass Cutter jetzt genauso anfing... Diese Kadetten wurden immer frecher! Andererseits schwamm der Teenager auf einer Welle der Euphorie, die eine Rüge kaum würde abflachen können... „Das ist der größte Wasserfall hierzulande, Sir“, fuhr sie gerade fort. „Wird gespeist durch zwei unterirdische Flüsse, zwischen denen an der Oberfläche ein Sumpf... ah, jetzt weiß ich, wo wir sind!“ „Gut, nachdem das geklärt ist... wo befindet sich das Monster?“ Auf Cutters Beschreibung hin nickte er kurz. „Du konzentrierst dich nur auf eins: Sicherheitsabstand!“ Cutter nickte. „Viel Glück, Sir, dir auch, Zack.“ Dann suchte sie sich eine Stelle, an der sie voraussichtlich nicht sofort in Gefahr sein würde. Sephiroth fixierte die angegebene Stelle im Sumpf. Dieses Monster war... anders. Die Materiaattacken waren völlig wirkungslos geblieben. Vielleicht lag es an der Wahl der Materia. Vielleicht besaß das Monster aber auch eine natürliche Resistenz. Sephiroths Hand schloss sich fester um den Schwertgriff. Dann katapultierte er sich in die Luft. „Showtime“, flüsterte Zack und beobachtete, wie Sephiroth einen ersten Schlag führte. Andere Schwertkämpfer wären auch nach einem lebenslangen Training nicht einmal ansatzweise an die Intensität dieses einen Schlages gekommen. Er spaltete den Sumpf bis auf den Grund. Wasser und Schlamm wurden nach oben geschleudert. Und noch etwas mehr. Aus dem Sumpf erhob sich wie die Verkörperung aller Albträume ein gigantisches Monster. Schlamm bedeckte seinen Körper, erweckte den Eindruck, der Sumpf selbst sei lebendig geworden. Ein einzelner, gigantischer Flügel entfaltete sich und klatschte auf die Oberfläche. Matsch und Wasser spritzten fontänenartig hoch. Das Monster warf den Kopf zurück und brüllte, gleichzeitig reckte es sich auf den Hinterbeinen hoch auf, zerfetzte die Luft mit den gigantischen Klauen der Vorderläufe. Der einzig intakte Flügel peitschte jetzt die Luft, wirbelte eine feine Wolke aus Wassertröpfchen auf wie Nebel. „Guten Morgen“, grüßte Zack fröhlich und ging seinerseits zum Angriff über. Ab da ging alles sehr schnell. Geschwindigkeit. Präzision. Teamwork. Instinkt. Schutzfaktor. Durchschlagskraft. Strategie. Energie. Timing. Eleganz. Erhabenheit. Und eine nicht ganz unerhebliche Menge an Arroganz. Dies alles beherrschte das Schlachtfeld von der ersten Sekunde an. Und es waren keine Eigenschaften des Monsters. Im Gegensatz zu den beiden SOLDIER wirkte es plump und ungeschickt, aber Sephiroth hütete sich davor, es zu unterschätzen. Dieses Biest hatte mehrere SOLDIER auf dem Gewissen! Es war zäh, ja, aber das reichte nicht aus. Es musste noch eine Attacke beherrschen, etwas wesentlich... Das Monster ergriff die Flucht in Richtung des Wasserfalls. Sephiroth und Zack folgten ihm ohne zu zögern, und auch der plötzliche Stopp des Ungeheuers irritierte sie nicht... Bis dieses mit ungeahnter Geschmeidigkeit herumwirbelte. In seinem weit geöffneten Maul glühte helles, krankes gelb wie Feuer aus vier kanülenähnlichen, feuchtglänzenden Öffnungen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)