FFVII: Blue Wanderer - In the lines von Ich_eben ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1. Bruchlandung ---------------------------------- ... und dann sah er auf. Diese verdammte Uhr musste kaputt sein! Nur eine vergangene Minute seit seinem letzten Blick darauf? Lächerlich! Leider, das wusste General Sephiroth Crescent genau, funktionierte die Uhr tadellos. Er seufzte leise und milde frustriert, füllte seine leere Tasse und überschritt somit ganz bewusst den an normalen Tagen um diese Uhrzeit erreichten Kaffeepegel. Aber heute war kein gewöhnlicher Tag. Schicksale wurden heute entschieden. Daran war hier, im ShinRa Hauptquartier mit Hunderten von Angestellten, eigentlich nichts besonderes. Aber diesmal... Zeiger, die man beobachtete, bewegten sich grundsätzlich nicht. Sephiroth ließ sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder und stellte mit leichter Erheiterung fest, dass er Anflüge einer derartigen Spannung sonst nur auf dem Schlachtfeld wahr nahm. Nun, in gewisser Weise war auch das hier eines. Nur auf diesem war er zum warten verdammt, und mit lästig scheuernden Stricken gefesselt. Fast missmutig griff er nach einem Stift und begann mit der gewohnten Effizienz zu arbeiten. Lange Wartezeiten endeten selten glücklich. Das Telefon klingelte. Sephiroth ließ es die üblichen beiden Male läuten ehe er abhob. Am anderen Ende der Leitung übermittelte eine bekannte Stimme die Entscheidung des Schicksals. „Danke“, antwortete der General und legte auf. Einen Moment lang verharrte er bewegungslos, dann, mit der Gewissheit, alleine zu sein, ließ er sich in seinem Sessel zurückfallen und starrte an die Decke. Nur ein flüstern. „Verdammt!“ Damit war der schlimmste Fall eingetroffen. Es war vorbei. Sephiroth schloss die Augen und ließ zeitverloren die Gedanken in die Vergangenheit wandern. An den Anfang... * * * In der vergangenen Nacht war viel Regen gefallen. Jetzt, im Licht der Sonne, glänzte ganz Midgar wie frisch lackiert – ein seltener und flüchtiger Anblick. Das schimmernde Trugbild von Schönheit beinhaltete sogar das Hauptgebäude der mächtigen ShinRa Electric Power Company im Zentrum der Stadt. Auf den Verbindungswegen zwischen den einzelnen Gebäuden schien, bedingt durch den Einfallswinkel des Lichtes, pures Gold zu liegen – eine weitere flüchtige Täuschung. Zwar gab es keine Zweifel daran, dass ShinRa die Wege mit Gold hätte verspiegeln lassen können, aber Rufus Shinra zog es vor, das Geld in die Entwicklung aller möglichen anderen Dinge zu stecken: Waffen, die gewaltige ShinRa Armee, Angestellte – und natürlich in die Mako Reaktoren, welche letztendlich für den großen Reichtum verantwortlich waren. Dank der aus den Reaktoren gewonnenen Energie kontrollierte die Electric Power Company quasi das ganze Land. Was genauso wenig Illusion war wie die beiden auf den regennassen Pfaden wandernden Offiziere. „Bin ich müde!“ 1st Class SOLDIER Zack(ary) Fair reckte und streckte sich ein weiteres Mal im gehen, gähnte hingebungsvoll, verschränkte die Arme im Nacken und warf, als eine Reaktion ausblieb, dem neben ihm gehenden großen Mann mit den langen silbernen Haaren einen vorwurfsvollen Blick zu. „Sag mal, Seph! Warum gehen wir außen rum wenn der Weg durch die Gebäude viel schneller ist?“ „Weil ich, als dein Vorgesetzter, es so angeordnet habe“, antwortete General Sephiroth Crescent mit gewohnter Kühle. Einige Sekunden lang herrschte Stille. „Ich bin sooo müde...“. Wenn Zack einen Satz gut fand, konnte er ihn problemlos oft und in den unterschiedlichsten Betonungen wiedergeben. Auf einen warnenden Blick hin wandelte er den Satz, untermalt von einem breiten grinsen in ein „Ich will in mein Bett. Besser?“ um. Der General schüttelte nur kaum merklich den Kopf. Zack hielt sich für seinen besten Freund. Er war – das ließ sich nicht leugnen - stark, zuverlässig, schlau... aber gerade jetzt war er unglaublich anstrengend. „Willst du gar nicht wissen, warum ich so müde bin?“ „Nein.“ Vermutlich irgendeine Frau. Zacks ungetrübter Optimismus, gepaart mit seinem frechen grinsen und der „Mich kriegt nichts unter“ Ausstrahlung kamen bei den Frauen so unglaublich gut an, dass eine feste Beziehung für den 1st nicht in Frage kam. Die Damenwelt wusste das, schien sich daran aber nicht zu stören. Sephiroth blendete den auf einmal schrecklich munter erzählenden Zack aus. Wenn es sein musste, konnte sich der General jedes noch so unbedeutende Detail merken. Was Zacks Frauengeschichten anging... Irgendwann hatte er aufgehört, dem Beachtung zu schenken. „Trotzdem“, beendete Zack seinen Monolog, „hätte ich nichts dagegen, mehr Schlaf zu kriegen.“ In den letzten Monaten war die Zeit zum Luft holen noch knapper bemessen gewesen als sonst. Die beiden SOLDIER konnten zwar lange von einem einzigen Atemzug zehren, aber langsam wäre ein neuer nicht schlecht gewesen. Nun... es lag einer in greifbarer Nähe. Jedenfalls war Zack dieser Ansicht. „F.E.R.I.E.N., Seph! Wir haben 4 Wochen Ferien!“ Er strahlte. „Keine Schreibtische, keinen Papierkram, Ferien!!“ Der Gesichtsaudruck des Angesprochenen veränderte sich um keinen Millimeter, obwohl er innerlich schon wieder den Kopf über Zack schüttelte. Was da so enthusiastisch als „Ferien“ bezeichnet wurde, trug im Kopf des Generals den Namen: „Teilnahme als Trainer für ein Mitglied der neuen ShinRa Spezialeinheit „Projekt B 14 / BW“ im Gelände.“ „Projekt B 14“ bestand erst seit kurzem, war SOLDIER untergeordnet und besaß eine so ungewisse Zukunft, dass sich Sephiroth als oberster Befehlshaber im Rahmen des 4-wöchigen Geländetrainings selbst ein Bild davon machen wollte, ob und in welchem Maße eine Weiterführung des Projektes sinnvoll sei. Heute, an diesem strahlenden Morgen, waren die beiden Offiziere unterwegs um die Person abzuholen, mit der sie die nächsten 4 Wochen verbringen – und aufgrund deren Leistungen die Zukunft des Projektes entschieden werden würde. „Ich werde nur faulenzen! Oh, und essen! Und schlafen...“ Zack seufzte genießerisch. „Viel schlafen. Vorschlafen. Und essen.“ „Darf ich fragen, wie du mit dieser Methode vorwärts kommen willst?“ „Wieso? Du nimmst auf dem Rückweg einfach dieselbe Route und ihr lest mich wieder auf...“ Sephiroth setzte zu einer Antwort an, aber sie sollte nie ausgesprochen werden. Stattdessen erklang ein zutiefst erschrockener, von oben kommender Schrei. Die Zeit reichte nicht aus, um sich nach Ursache und/oder Urheber zu erkundigen. Irgendetwas dunkles verdeckte für einen Sekundenbruchteil das Blickfeld des Generals, dieser reagierte blitzschnell... und fing es auf. Nicht gerade etwas, das der durchtrainierte Schwertkämpfer als „schwer“ bezeichnet hätte. Aber es strahlte eine ungeheure Wärme aus. Und es war zweifellos... lebendig. Zack blickte völlig verblüfft auf den unerwarteten Inhalt in Sephiroths Armen. Was da vom Himmel (bzw. vom Dach eines Gebäudes) gefallen und sich dabei nur durch unwahrscheinliches Glück nicht den Hals gebrochen hatte, war ein weiblicher Teenager. Körpersprache und Gesichtsausdruck waren sich völlig einig: „Das überleb ich nicht!“. Zacks Blick wanderte von seinem Vorgesetzten zu der jungen Frau, dann fixierte er das Dach, streckte die Arme aus... „Ich auch, ich auch!!“ Sephiroth betrachtete mit perfekt beherrschtem Gesichtsausdruck das warme Lebewesen in seinen Armen und bestritt völlig unbemerkt einen erbitterten Kampf mit sich selbst, dem der fast unbeugsame Wunsch zugrunde lag, den Teenager einfach fallen zu lassen. Dazu trieb ihn nicht etwa Boshaftigkeit, sondern unzählige im wahrsten Sinne des Wortes „einschneidende“ Begebenheiten seines bisherigen Lebens. Das Ergebnis war nicht weiter verwunderlich. Sephiroth hasste es, berührt zu werden. Wenn die Situation es jedoch erforderte, hielt er den Kontakt aus ohne eine Miene zu verziehen. Die aktuelle Lage betreffend... Er räusperte sich mit Nachdruck. „Aufwachen, Dornröschen!“ scherzte Zack, seines Erachtens nach äußerst hilfreich. Ein Augenlid öffnete sich ruckartig und offenbarte eine in Angst geweitete Pupille, bevor es sich blitzartig wieder schloss. Erneute Bewegungslosigkeit. Dann öffneten sich langsam beide Augen, offenbarten tiefe Verwunderung. Kein Schmerz? Die junge Frau entspannte sich etwas. Dann realisierte sie das Gesicht über sich. Intensives, von Mako durchtränktes grün, nur unterbrochen von einzelnen, silbernen Haarsträhnen funkelte ihr zwischen einer Haut wie Porzellan entgegen. Der Gesichtsausdruck des Teenagers änderte sich augenblicklich. Aus „Das überleb ich nicht!“ wurde: „Bin ich in noch größeren Schwierigkeiten?“ Und dann weiteten sich ihre Augen in jähem Schock, als ihr bewusst wurde, wer sie aufgefangen hatte. Die junge Frau sog hörbar die Luft ein – und kämpfte sich dann so unkoordiniert und planlos frei, dass ihre Flucht zunächst einmal auf dem Hosenboden mitten auf dem regennassen Weg endete. Mit Augen, die sonst nur erwachende Träumer aufsetzen, blickte sie zu dem berühmten General empor, der sie seinerseits nicht aus den Augen ließ. Entsetzt kam sie wieder auf die Beine und raste davon, an den Gebäuden vorbei... bremste, wandte sich um, fixierte eines der Gebäude, jagte zurück, zur Tür, riss diese auf und war nur Sekundenbruchteile später verschwunden. Sephiroth atmete auf und entspannte sich. Neben ihm bekam Zack einen Lachanfall. Der General machte sich einen mentalen Vermerk, Sicherheitsgitter an den Dächern anbringen zu lassen. Hohes Sicherheitsgitter. Zack amüsierte sich immer noch. „War das ein Angriff oder eine Anmache?“ Er wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Wenn es eine Anmache war, dann eine ziemlich gute. Ich kann nicht mehr...“ „Wir kommen zu spät!“ Sephiroth setzte sich zügig in Bewegung. Zack folgte ihm, immer noch kichernd. „Ich seh´ schon die Schlagzeile in den ShinRa News vor mir: `Legendärer General Crescent von Fan angefallen´!“ Sephiroth rollte mit den Augen und betrat das Gebäude ohne sich weiter um Zack zu kümmern. Die junge Dame war genau hinter derselben Tür verschwunden. Vermutlich würde es gleich ein Wiedersehen geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)