schwarzes Loch von Thanatos_Incarnate ================================================================================ Kapitel 5: Ruhe vor dem Sturm ----------------------------- Eine Woche war seither vergangen, eine wirklich eigenartig ruhige Woche. Ich musste kein einziges Mal irgendwelchen „Jobs“ nachgehen und auch meine Mutter sah nur sehr selten. Auch Hisame hatte seine Drohung, wie ich es gerne nenne, wahr gemacht und holte mich jeden Tag von der Schule ab. Es war immer sehr lustig und es gab keine weiteren Vorfälle. Gemütlich schlenderte ich aus der Schule und grinste zufrieden vor mich hin, schon lange war ich nicht so ausgeglichen und befreit gewesen. Ich fühlte mich wie ein neuer Mensch, als ob meine Vergangenheit, Gegenwart und meine Jobs nicht vorhanden wären. Einfach nur Ich sein zu können, war das schönste Gefühl überhaupt. Man hatte in diesen Momenten keine Sorgen und konnte alles vergessen, alles hinter sich lassen. Allerdings schwirrte mir Hisame ständig im Kopf herum. Wirklich dauernd musste ich an ihn denken und wenn ich dies tat, grinste ich wie blöd vor mich hin und lief durch die Gegend ohne jegliches Ziel. Ich hatte immer dieses eigenartige Kribbeln in der Magengegend, wenn ich ihn sah und freute mich, dass ich einen Tag mit ihm verbringen konnte. Heute war einer dieser Tage. Suchend sah ich mich, vor dem Schultor stehend, um. „Hey!“ ertönte eine sanfte Stimme neben mir und ich spürte einen leichten Druck auf meiner Schulter. „Hallo!“ antwortete ich freudig, grinste ihn bis über beide Ohren an. „Komm mit ich will dir was zeigen.“ auffordernd sah Hisame mich an und bat mir seine Hand an. Leicht irritiert und zögerlich musterte ich ihn. Was hatte er vor? Nun, ich sollte mich einfach überraschen lassen und nicht immer so misstrauisch sein…das Leben einfach auf mich zukommen lassen und nicht jeden Schritt voraus planen. Dennoch legte ich nur sehr vorsichtig und zögerlich meine Hand in seine, welche er sofort umschloss und einen leichten Druck auf sie ausübte. Es war ein schönes Gefühl, mein Herz schlug so schnell, als ob ich einen Marathon gelaufen wäre, und auch mein Gesicht färbte sich dementsprechend rot. Beschämt drehte ich meinen Kopf von ihm weg, damit er dies nicht bemerkte. Zu meinem Pech blieb diese kleine Regung nicht vor ihm verborgen, fragend sah er mich deshalb an. „Geht’s dir nicht gut?“ mit besorgtem Blick blickte der Braunhaarige mir direkt in die Augen, was mich noch roter werden ließ. Zaghaft legte er seine andere Hand auf meine Stirn, zog sie allerdings sofort wieder weg. Erneut blickte er mich besorgt an, sagte aber dieses Mal nichts. Seufzend setzte ich zum Sprechen an. „Mir fehlt nichts, keine Sorge. Du wolltest mir was zeigen?“ mit einem leichten Lächeln auf den Lippen versuchte ich von diesem Thema abzulenken. „Okay. Ich hoffe du hast keine Angst vor Motorrädern?“ meine Augen weiteten sich schlagartig. Auf einem Motorrad saß ich noch nie, ein bisschen Angst hatte ich schon, aber die Maschinen sind einfach zu toll, um so eine Gelegenheit auszulassen. Deswegen nickte ich sogleich heftig. „N..nein. Ich würde gerne damit mitfahren!“ Noch immer meine Hand haltend, zog Hisame mich mit ihm. Nach ein paar Metern kamen wir bei einem groß gefächerten Parkplatz an und standen vor dem schönsten Motorrad, welches ich je gesehen hatte. Komplett schwarzer Lack zierte es und rechten Seite schimmerte ein blau-silberner Drache, dessen Zähne er bedrohlich offenbarte und seine Schwingen bis zum Sitz ausbreitete. Seine Klauen zig er im Flug an sich heran angezogen und so schwebte er wie über einem schwarzen Meer. Auf der linken Seite sah man einen hellblauen Mond, welcher leicht silbern schimmerte, um den japanische Zeichen angeordnet waren. Wie gebannt starrte ich dieses Gefährt an, bekam meinen Mund nicht mehr zu. „Nicht sabbern, ich werde schon ganz neidisch. Wenn du mich mal so ansehen würdest!“ schelmisch grinste er mich an. Ich wiederum konnte es nicht fassen was er soeben gesagt hatte. Beleidigt zog ich einen Schmollmund und sah ihn mit chibi Augen an. „Das hättest du wohl gerne.“ konterte ich. „Sicher!“ antwortete er und reichte mir einen dunkelblauen Helm. „Ts. Darauf kannst du lange warten.“ gespielt genervt setzte ich mir meinen Schutz auf. „Setzt dich, wir fahren gleich los!“ Hisame selber saß bereits auf die Maschine, ich tat es ihm mit einigen Schwierigkeiten gleich. Fest klammerte ich mich an den Blauäugigen fest als dieser den Motor startete und wir mit einem kurzen Ruck davonfuhren. Im ersten Moment war ich ein wenig erschrocken, doch nach und nach wandelt sich dieses Gefühl um und ich genoss es wie der Wind peitschend mein Gesicht umschmeichelt. Himmlisch, wie er mich, zum zweiten Mal an diesem Tage, alles um mich herum vergessen ließ. Genießerisch schloss ich die Augen und lausche dem tiefen Brummen des Motors. Es hatte eine einzigartig beruhigende Wirkung auf mich, ich fühlte mich frei, ich meinte fliegen zu können. „Gefällt es dir?“ drang Hisames tiefe Stimme zu mir durch und ich brummte wohltuend. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, welches mir leider verwehrt blieb zu sehen. Wir brausten weiter die Autobahn entlang, rasten an Wäldern und Feldern vorbei. Auch an einem kleinen See mit vielen Besuchern kamen wir vorbei und ich konnte fasziniert das Schauspiel der sich wölbenden Wasseroberfläche von weiten beobachten. Nach etwa einer Stunde hielten wir in einer nicht gerade besonderen Gegend, vor uns lag ein normaler Wald, welchen man überall zu Gesicht bekommt. „Dreh dich um!“ forderte mich der Ältere auf und ich folgte seiner Anweisung. Deutlich spürte ich wie er seine Hände über meine Schultern gleiten ließ und sie darauf ablegte. Fragend drehte ich meinen Kopf zu ihm um, doch er beutete mir mich wieder anders hinzustellen und das nichts sei. Daraufhin gelang ein rotes Tuch in mein Sichtfeld, es versetzte mich in leichte Panik, welche ich versuchte zu unterdrücken. „Mach deine Augen zu, ich werde sie dir jetzt verbinden!“ flüsterte er mir ins Ohr, wobei mir ein kleiner angenehmer Schauer über den Rücken huschte. Ich konnte nur ein benommenes Nicken von mir geben. Flink verknoteten seine Finger das Band und Dunkelheit erstreckte sich vor mir. Für mich war es ein unangenehmes Gefühl ihm völlig ausgeliefert zu sein, es machte mich noch nervöser und zittrig. „Was hast du vor?“ unsicher erklang meine Stimme in der Stille. „ Lass dich überraschen!“ erneut spürte ich seinen heißen Atem ganz nah neben meinem Ohr, wobei mir Hitze ins Gesicht stieg. Weich schmiegte sich Hisames Hand an meine, umschloss sie und zog mich sanft voran. Vorsichtig wies er mir den Weg über Wurzeln und an Bäumen vorbei. Einmal kam ich kurz ins straucheln, kippte sogleich vorne über. Von zwei Armen wurde ich gefangen und an seinen warmen Körper gepresst. In den Stoff seiner Jacke krallend, saugte gierig seinen Duft ein. Ich wusste mal wieder selber nicht warum ich dies tat oder was los mit mir war, doch es gefiel mir. Eine Hand fuhr unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, sodass ich ihn jetzt in die Augen hätte sehen können. Die Atemgeräusche des Blauäugigen kamen immer näher, ließen mich vor Nervosität schwitzen. Ich spürte wie ein Windhauch sanft über meine Lippen glitt, ich ihn einatmete. Gespannt wartete ich, während sich ein heißes Kribbeln in meiner Magengegend breit machte. Doch der „Wind“ entfernte sich, wie seine Arme und Wärme. Enttäuschung ersetzte die Erregung. Was hatte ich auch nur erwartet? Das er mich küsst? Ich war so dumm, als ob so was je geschehen würde. Traurig senkte ich meinen Kopf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog er mich erneut mit sanfter Gewalt hinter sich her. Ein paar Mal stolperte ich noch bis er ruckartig stehen blieb und ich direkt in ihn rein rannte. Langsam löste sich meine „Fessel“ und ich blinzelte verwirrt dem grellen Licht. Mir stockt der Atem, als ich, dass vor mir liegende, erkennen konnte. Wir standen auf einer Lichtung, welche einen kleinen klaren Teich in der Mitte aufwies. Die Wasseroberfläche wurde von wunderschönen Farben umspielt und wölbte sich durch eine leichte kühle Brise zu kleinen Wellen. Bunte Libellen flatterten munter über der Oberfläche und schimmerten in dem goldenen Licht der Mittagssonne. Rot, blau, alle möglichen Farben waren vertreten und zeigten ein einzigartiges Bild. Voller Freude wendete ich mich ruckartig Hisame zu, grinste ihn an und fiel ihm um den Hals. Fest drückte ich ihn an mich und wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. Der Braunhaarige schob mich sanft von ihm weg und musterte mich neugierig. Ich senkte meinen Blick, richtete ihn gen Boden. „Wie ich sehe…gefällt es dir?!“ es war mehr eine verunsicherte Frage als eine Feststellung. Leicht nickte ich und drückte wieder mein Gesicht gegen seine Brust. Es war so schön bei ihm zu sein. Wie machte er das bloß? Vor ein paar Tagen wäre mir so was noch nicht einmal im Traum eingefallen…und jetzt? Jetzt war es Realität und ich machte sprachlos. Schüchtern sah ich auf und blickte in seine wunderschönen Seelenspiegel. Ein klares Kristallblau, in welches man sich verlieren konnte, wenn man nicht aufpasste. Und genau dies passierte mir gerade. Wie gebannt starrte ich ihn an und bemerkte nicht wie sich unsere Gesichter näher kamen. Kurz bevor sich unsere Lippen berühren konnten, schreckte ich zurück und drückte ihn mit sanfter Gewalt von mir. Angsterfüllt blickte ich ihn in die Augen. Er sah erschrocken und zugleich besorgt aus. Obwohl ich ihn gerade zurückgewiesen hatte, machte Hisame sich sorgen um mich… „Tut mir leid…..ich kann nicht!“ die Angst saß zu tief. „Ist schon in Ordnung.“ antwortete er mir bedrückt. Ich wollte einfach nicht noch eine solche Erfahrung machen, nicht mit der Person, welche ich Lie…ich mag. Mit einem feinen Lächeln versuchte ich die Stimmung zu heben und lief Richtung Teich. Ich hockte mich hin, sah verträumt das schimmernde Wasser an und tauchte meine Hand hinein. Es war erfrischend kühl und ich strich entspannt durch das Nass. Wieder wurden meine Finger sanft umspielt und von einer Weichheit durchflutet, die meinem Geist nur gut tat. Die Natur, das Zwitschern der Vögel, die Geräusche und Gerüche des Waldes heilten ein wenig, für einen Augenblick, meine verletzte Seele. Leise Schritte waren zu vernehmen und eine vertraute Person kniete sich neben mich, ich spürte seine Blicke auf mir und sein Geruch stieg mir in die Nase. „Was ist?“ sanft und fein klang meine Stimme als ich ihm, nach einer Weile, diese Frage stellte. „Nichts weiter.“ demonstrativ schüttelte der Blauäugige den braunen Schopf. „Du bist wirklich etwas Besonderes.“ leise nuschelte er diese Worte vor sich hin, dennoch konnte ich jedes klar und deutlich verstehen. „Was meinst du damit?“ neugierig geworden nahm ich meine Hand aus dem Wasser. Erschrocken sah Hisame mich an, er hatte nicht damit gerechnet, dass ich ihn hören würde. „Ähm…wir sollten langsam gehen, es wird schon dunkel.“ nervös wich er mir und meiner Frage aus, stand auf und lief alleine voraus. Auch ich erhob mich allmählich, rannte schnell um den Älteren noch einzuholen. Was wollte er mir denn damit sagen? Ich war sichtlich verwirrt und keiner von uns brachte, während der Rückfahrt, ein Wort über seine Lippen. Vor meiner Wohnung setzte er mich ab und wir verabschiedeten uns voneinander. Ich sah ihm hinterher, als er davonfuhr. Irgendwie hatte ich ein bedrückendes Gefühl und das schon seit diesem Vorfall mit dem „Kuss“. Es ließ mich nicht in Ruhe. Sollte ich es vielleicht noch einmal in meinen Leben versuchen? Wäre es das Risiko wert? Ich wollte keine Gefahren mehr eingehen…lieber nicht. Über den Tag grübelnd betrat ich meine Wohnung, ging gedankenverloren ins Wohnzimmer und stockte sogleich in meiner Bewegung. Da war sie, meine Mutter mit einem strengen Blick und mit zwei in Anzüge gekleideten Männern neben sich. Was hatte sie jetzt wieder vor. Von Angst und Panik gepackt stellte ich mich den Blicken, welche auf mich gerichtet waren, entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)