Wo die Liebe hinfällt von Calafinwe (Rufus & Tifa) ================================================================================ Kapitel 15: Wundenlecken ------------------------ Edge, etwa 01.00 Uhr: Vier Personen standen vor dem Gebäude. Eine von ihnen trug etwas Schweres auf dem Rücken, stand aber aufrecht. Eine andere der Personen, eine junge Frau mit langen braunen Haaren, trat auf den Eingang des Gebäudes zu und wummerte dagegen. Nichts tat sich, also klopfte die Frau nochmals fester an die Tür und rief halblaut einen Namen. Kurz blieb es still, bis im ersten Stock über der Eingangstür ein Fenster geöffnet wurde. "Verdammt noch mal.", sagte eine verschlafene Stimme, "Welche Räuber wecken einen mitten in der Nacht?" Aus dem Fenster schob sich ein Kopf mit strubbeligen grauen Haaren und Schlafmütze. Schlaftrunkene Augen blinzelten mehrmals, um das auf dem Vorhof zu verarbeiten. "Tifa? Was machst du denn so früh hier?" "Doc. Es ist leider ein Notfall, können wir reinkommen?" "Ja… Ja, wartet kurz, ich komme runter." Der Kopf verschwand wieder und nach zehn Minuten öffnete sich die Eingangstür. Der Mann, er hieß Karl, hatte seinen kräftigen Körper in andere Kleidung hineingezwängt und schaute die Barfrau jetzt gutmütig an. "Was bringst du mir für einen Patienten?", fragte er. "Na ja." Tifa druckste etwas herum und warf kurz einen Blick auf Tseng. Der Turk nickte unmerklich. "Also Doktor, das muss in jedem Fall unter uns bleiben.", sagte die Barfrau dann. "Eh. Ist es irgendein Promi?" "Ja. … So ungefähr." Rude trat an Tifa vorbei und drängte den Arzt zurück. Der wich zur Seite und ließ seine etwas ungewöhnlichen Gäste herein. Der Barfrau schenke er ein kurzes Lächeln, die Turks aber blickte er abschätzig an. Bisher hatte er Rufus nicht erkannt. "Dann folgt mir bitte." Karl schloss die Tür und ging dann voran in die Praxis. Im Wartezimmer schaltete er das Licht ein und führte Rude in den Behandlungsraum. Tseng und Elena wollten ihm folgen, aber der Arzt hielt sie zurück. "Nicht so viele!", meinte er, "Ich brauch meine Ruhe. Tifa, du assistierst mir." Tseng wollte protestieren, aber der Arzt warf ihm einen bösen Blick zu. Tifa indes folgte ihm in den Behandlungsraum und Rude kam wieder heraus. Die Tür schloss sich hinter ihm und eine Zeit des Wartens begann für die Turks. Im Behandlungsraum war Tifa gerade dabei, Rufus von der Decke zu befreien. Karl hatte ihr den Rücken zugewandt und wusch sich die Hände. "Was hat er denn?", fragte er. "Hm, eine Platzwunde, soweit ich das beurteilen kann. Ich wollte sie ursprünglich mit Branntwein verarzten aber seine … Begleiter hielten mich davon ab." "Oi. Da hatte er aber noch mal Glück gehabt. Also lass mich mal sehen." Karl drehte sich um und zog gerade Gummihandschuhe über. Er trat zum Behandlungstisch, auf dem Rufus lag. Der Blondschopf machte inzwischen den Eindruck, als schliefe er. "Eh, das ist doch …", begann Karl, aber Tifa fuhr ihm dazwischen. "Ja, ich weiß. Kannst du ihm helfen?" "Hm, ja. Lass mich mal die Wunde anschauen." Karl schob die Barfrau beiseite und trat ans Kopfende. Die Wunde hatte zwischendurch etwas geblutet. Der Arzt ging hinüber zum Waschbecken und hielt ein sauberes Tuch unter lauwarmes Wasser. Als er wieder bei seinem Patienten war, tupfte er die Verletzung vorsichtig mit dem Tuch ab. Rufus verzog im Schlaf das Gesicht. "Ähm, Doc? Vielleicht sollten wir ihn lieber wecken?", fragte Tifa. "Ja. Er hat ziemlich etwas auf die Rübe bekommen", antwortete Karl. "Einen Bierkrug." "Oh!" Der Arzt schlug Rufus kurzerhand ins Gesicht, um diesen wach zu bekommen. "AUA!!", beschwerte sich der Blondschopf. "Ruhig Junge, ruhig!" Rufus wollte sich aufrichten, aber der Arzt drückte ihn wieder zurück auf den Tisch. Tifa trat nun ebenfalls näher heran und lächelte beruhigend. "Oi. Tifa?", fragte Rufus, "Wo bin ich denn?" "Junger Mann, Sie sind bei mir in Behandlung." "Behandlung? Ist was passiert? Ich habe voll den Brummschädel." "Das wundert mich auch nicht. Sie haben ein Bierglas verpasst bekommen." "Tatsächlich?" Rufus schloss die Augen und ließ seinen Kopf zurück auf das kleine Kissen sinken. Die Barfrau jedoch streichelte ihm kurz über Haare und Gesicht. Die Lippen des Blondschopfs verzogen sich kurz zu einem Lächeln. "Hört mal ihr zwei Turteltäubchen. Es ist ja schön, dass ihr euer Glück gefunden habt, aber ich würde jetzt trotzdem gerne mit der Behandlung beginnen." Karl schob Tifa beiseite und sah seinen Patienten dann ernst an. "Ich werde die Wunde nähen müssen." "Oh." "Tifa, bring mir bitte mal das Besteck, was da drüben hergerichtet ist." Die Barfrau holte das Gewünschte, während Karl seinerseits zu einem Schrank ging und daraus Desinfektionsmittel und einen Nähfaden holte. Er griff sich von dem Operationsbesteck eine kleine Nadel und schnitt ein Stücken Faden an. Es dauerte eine Weile, bis Karl den Faden durch das Nadelöhr geschoben hatte. In der Zeit schenkte Tifa Rufus ein Lächeln, aber ihr Blick war traurig. "Wird nur halb so schlimm.", meinte der Blondschopf tapfer. "Ja. Ist alles halb so wild. Ihre Freundin wollte Sie mit Branntwein verarzten." Karl drehte sich zu den beiden um und grinste verschmitzt, während Rufus' Gesicht einen entsetzten Ausdruck angenommen hatte. Er starrte Tifa an. "Darf ich dann?" Karl schob Tifa wieder zur Seite und schaltete eine Lampe an, die Rufus' Gesicht beleuchtete. Dann griff er sich ein Wattepad und bespritzte dieses mit Desinfektionsmittel. "Das brennt jetzt etwas.", sagte der Arzt. Rufus biss die Zähne zusammen, verzog aber keine Miene, als Karl mit dem Pad über die Wunde tupfte. Die Wunde brannte höllisch. "Tifa, wenn es wieder zu bluten anfängt, tupf bitte darüber." "Ist gut." Die junge Frau stellte sich auf die andere Seite des Behandlungstisches. Karl seinerseits legte den durchweichten Wattepad weg und griff sich die Nadel. "Junger Mann, ich werde nicht viele Stiche benötigen, aber je mehr Sie sich zusammen reißen, desto schneller werden wir fertig." Rufus nickte nur und entspannte das Gesicht. Seine Hände verkrampften sich allerdings in den Behandlungstisch. Er schloss die Augen. Der Arzt setzte vorsichtig die Nadelspitze an der unteren Seite der Wunde an und piekste hindurch. Die Stirn zuckte kurz, entspannte sich aber schnell wieder. Karl schob die Nadel vorsichtig durch das kleine Loch und zog etwas Faden nach. Ein kurzes Ende davon ließ er überstehen und setzte die Nadel erneut an. Tifa schaute unbewegt zu und nach zehn Minuten etwa saß Rufus bereits aufrecht auf dem Behandlungstisch. Sechs Stiche zierten die Wunde an seinem Kopf und Karl drückte ihm gerade etwas Watte darauf. "Tifa, kannst du da mal ein paar Pflaster von der Spule draufkleben, damit es hält? Das ist da drüben im Schrank." "Ja, klar." Die Barfrau ging zu dem Schrank hinüber und holte eine Spule heraus. Eilig schnitt sie einige Streifen davon ab und klebte sie überkreuz über die Watte. Karl nahm seine Hände weg und glotzte Rufus fröhlich an. "Das sollten Sie einmal täglich wechseln. Und wenn Sie Kopfweh haben, nehmen Sie eine Schmerztablette." "Ja. Darf ich jetzt gehen?", fragte Rufus und stand auf. "Sicher. Tifa, da hast du dir ja einen feinen Typen geangelt." Karl ging zu seinem Schrank hinüber und holte Verbandsmaterial heraus. Er drückte es Tifa in die Hand und schob die beiden jungen Leute dann aus dem Behandlungszimmer. Draußen warteten nach wie vor die Turks. Tseng lief in dem kleinen Wartebereich auf und ab und drehte sich dann um, als die Tür aufging. Ernst schaute der Wutainese Rufus an, enthielt sich aber eines Kommentars. "Ah. Ihr seid alle da?", fragte der Blondschopf, "Wo ist denn Reno?" Niemand antwortete ihm, also erbarmte sich Tifa: "Der schläft bei mir in der Bar." "Oh. Warum seid ihr denn alle so still?" "Sir, wir sollten die Praxis verlassen.", antwortete Tseng. "Ja. Ja ist gut." Die Turks drehten sich wie ein Mann um und gingen den Gang entlang. Rufus folgte mit Tifa. Er lächelte sie kurz unschuldig an und folgte den anderen dann in die Kälte hinaus. Der Wutainese blieb stehen und drehte sich um. Streng sah er den Blondschopf an. "Sir, ich hoffe, Sie haben jetzt eingesehen, dass Sie kein leichter Schützling sind.", meinte er. "Eh?" Rufus erwiderte Tseng's Blick. Was ihm gerade durch den beschädigten Kopf ging, konnte man ihm nicht ansehen. Zögerlich antwortete er: "Ja…" "Gut, dann können wir ja jetzt zurück." Der Wutainese wandte sich ohne ein weiteres Wort um und ging Richtung 7. Himmel. Rufus folgte mit Tifa, während Elena und Rude sich ans Ende der Gruppe setzten. Der ehemalige Präsident schwieg und brütete vor sich hin. Die Barfrau schaute ihn hin und wieder von der Seite her an, sagte aber kein Wort. Was ihm gerade durch den Kopf ging, wollte sie lieber nicht wissen. Tseng bog um eine Ecke und die Gruppe stand wieder vor der Bar. "Was jetzt?", fragte Rufus nur. "Wir bleiben hier und warten, bis Reno ausgenüchtert ist." Der Blondschopf antwortete nicht. Tifa sah Tseng mit einem merkwürdigen Blick an und schloss dann den Hintereingang auf. Rufus sowie die Turks wuselten an ihr vorbei. "Wir können hoffentlich hierbleiben?", fragte Tseng. Die Barfrau nickte nur und warf kurz einen Blick in die zerstörte Bar. Reno saß auf einem Barhocker, hing über den Tresen hinweg und schlief. Sie wandte sich wieder um und ging ohne ein weiteres Wort die Treppe hoch. Rude und seine Kollegen würden schon selbst zurecht kommen. Sie selbst war hundemüde und hatte Schlaf bitter nötig. Rufus seinerseits ließ die Turks unbeachtet stehen und folgte der Barfrau in den ersten Stock. Man konnte Tseng anmerken, dass er am liebsten laut aufgestöhnt hätte. Er nickte Elena kurz zu und die Blondine schlich vorsichtig nach oben, um Rufus in angemessenem Abstand zu bewachen. Die beiden Männer gingen in die Bar hinüber. ShinRa Junior war inzwischen vor Tifa's Schlafzimmer, demselben Zimmer, in dessen Bett er vor einer Stunde gelegen hatte, angekommen. Leise klopfte er an die Tür und trat dann ein. Tifa saß auf ihrem Bett und ließ die Schultern hängen. "Hey.", machte Rufus. Die Barfrau schaute ihn nicht an und seufzte nur. "Ich bin müde.", antwortete sie. "Ich weiß. Darf ich hier bleiben?" "Ich kann dich ja schlecht davon abhalten." Die Worte klangen unfreundlich und Rufus' Absicht erhielt einen Dämpfer. Sollte er Tifa ausnahmsweise vielleicht doch in Ruhe lassen? "Bist du wütend auf mich?", fragte er. "Nein. Nur furchtbar müde." Tifa stand schwerfällig auf und ging in das kleine Bad hinüber. Der Blondschopf nutzte die Gelegenheit und setzte sich ans Fußende des Bettes. Nach fünf Minuten kam Tifa wieder heraus, eingekleidet in bequeme Kleidung zum Schlafen. Sie stutzte kurz, kroch dann aber doch unter die Bettdecke. Rufus rutschte zu ihr hin und streichelte ihr über den Kopf. "Du hättest das nicht tun sollen.", sagte Tifa vorwurfsvoll. "Was tun?" "Dem Mann ins Gesicht schlagen. Ich wäre damit alleine fertig geworden." "Na hör mal …" Die Barfrau drehte sich von ihm weg und schloss die Augen. War sie etwa wütend auf ihn oder warum reagierte sie so? Rufus regte sich lange Zeit nicht und irgendwann war Tifa eingeschlafen. Der Blondschopf regte den Kopf und ein Stechen durchzuckte ihn. Seine Wunde machte sich bemerkbar. 'Okay, vielleicht sollte ich mich auch lieber hinlegen.', dachte er. Rufus kratzte sich am Hinterkopf und blickte dabei wieder auf die schlafende Barfrau. Sollte er sich wirklich zu ihr legen? Vielleicht würde sie wütend, aber wo könnte er sonst hingehen? ShinRa Junior beschloss, es darauf ankommen zu lassen. Er zog seine Schuhe aus und streifte sich das Jackett von den Schultern. Achtlos ließ er es neben das Bett fallen und kroch dann zu Tifa unter die Decke. Rufus schlüpfte näher zu ihr hin und umfing sie mit seinen Armen. Sie regte den rechten Arm und murmelte undeutlich etwas, schlief dann aber ruhig weiter. Der ehemalige Präsident drückte sie sanft an sich und kitzelte mit seiner Nasenspitze ihren Hals. Sanft fuhr er nach oben und küsste sie auf die Backe. Viel lieber hätte er ihr einen richtigen Kuss gegeben, aber Tifa extra deswegen zu wecken, kam nicht in Frage. Also legte einfach nur seinen Kopf an ihren und versuchte zu schlafen. Lange Zeit misslang Rufus dies, einerseits, weil seine Wunde nicht zu schmerzen aufhörte, andererseits, weil ihm zu viele Gedanken im Kopf herumschwirrten. Er erinnerte sich an das, was Tifa ihm zuvor gesagt hatte. Dass Rufus wegen ihr keinen Streit hätte anfangen müssen. Im Grunde genommen hatte sie damit Recht. Soweit der Blondschopf wusste, war Tifa recht gut in Kampfkünsten. Sie konnte also mit besoffenen Gästen locker alleine klarkommen. Aber Rufus wollte es sich nicht bieten lassen, dass jemand Tifa ungefragt antatschte. Dafür war sie einfach viel zu toll und deshalb war er eingeschritten. 'Wo waren eigentlich meine Turks?', fragte er sich, 'Hätten die mal besser aufgepasst, wär's gar nicht so weit gekommen.' Der Disput mit dem Chef der Turks, Tseng, kam Rufus ins Gedächtnis. Es war scheinbar wirklich schwer, auf ihn aufzupassen. Und es war wirklich schwer, ein normales Leben zu führen, wenn man Bodyguards um sich hatte. Aber hatte er vielleicht doch zu unfreundlich auf Tseng's Worte reagiert? Wenn Rufus genau darüber nachdachte, war er ohne seine Turks nichts. Er wäre wie ein rohes Ei, ganz ohne Schutz und vor allem ohne Bezugsperson. Und er hätte Tifa nie kennen gelernt. Die Situation war für Rufus mehr als nur unangenehm, so abhängig von anderen Leuten zu sein. Aber was sollte der ehemalige Präsident schon gegen den Diensteifer unternehmen, die Tseng seinen Turks einzutrichtern versucht hatte. Reno kam ihm in den Sinn. Der Chaot war derjenige, der sich von dem Wutainesen am wenigsten sagen ließ und manchmal eine richtige Nervensäge war. Aber von all seinen Turks hatte Rufus ihn am meisten ins Herz geschlossen. Klar, er hatte auch die anderen gern aber Reno war einfach Reno. Ungezwungen und locker. Rufus seufzte und wollte sich unter der Decke herumdrehen, als ihm der warme Körper an seiner Seite bewusst wurde. Vorsichtig drückte er Tifa wieder an sich und brachte seine Nase auf ihrer Schulter zum Ruhen. 'Tifa, was würdest du mir nur raten?', dachte er. Die Wunde hatte wieder aufgehört zu Pochen, aber sein Kopf fühlte sich furchtbar schwer an. Rufus' Augen fielen ihm bei seinen Gedanken immer öfter zu und irgendwann schlief er ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)