La figlia della notte von abgemeldet (Die Tochter der Nacht) ================================================================================ Kapitel 2: Das Violinenspiel ---------------------------- Später am Abend war ich in meiner kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Sämtliche Fenster und Türen hatte ich fest verschlossen, aus Angst, sie könnte ihre Meinung geändert haben und mich doch noch holen. Ich saß auf meinem kleinen Bett und beobachtete Lily, die eifrig etwas Milch aus einer alten Holzschale trank, unbekümmert über das vorher geschehene. „Du bist so viel mutiger als ich, Lily,“ seufzte ich leise. Mit ihren großen, runden Augen, die im Licht der Öllampe funkelten, sah sie mich fragend an. Ich lachte kurz und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen. Langsam wich der Schreck aus meinen Knochen und machte der Erleichterung Platz. Noch nie war jemand ihren Fängen entkommen, geschweige denn verschont worden, weshalb ich mich, als ich da lag, immer und immer wieder fragte, wieso sie es bei mir getan hatte. Was war so anders an mir, das sie veranlasste mich laufen zu lassen? Von diesem Tag an träumte ich jede Nacht von ihr. Immer das gleiche Szenario: ich irre durch den Wald, hinter den Bäumen verstecken sich die abscheulichsten Wesen. Ich suche verzweifelt nach einem Weg nach draußen, doch ich verlaufe mich nur noch mehr. Ein gleißendes Licht. Ein Schatten. Ich weiß wer es ist. Ich laufe zu ihr, doch die Distanz zwischen uns scheint nicht abzunehmen. Ich höre ein Miauen. Ein Miauen? Moment mal! Ich wachte auf und suchte nach Lily, die, immer noch laut miauend, auf dem Fenstersims saß. „Was ist denn los, meine Kleine?“ Sie blickte mich kurz an. Es war beängstigend. Sie hob ihre Pfote und legte sie an die Glasscheibe. Sie wollte mir etwas zeigen. Ich stand auf und öffnete das Fenster. Was wollte mir Lily sagen? Da plötzlich wusste ich es: aus den Tiefen des Waldes hörte ich ein Violinenspiel, so leise, dass es kaum zu vernehmen war. Es klang traurig, fast wie ein Lied, das zu einem Begräbnis gespielt würde. Doch hatte diese Wehklage auch eine bestimmte Anziehungskraft, derer ich mich nicht zu widersetzen vermochte. Ich kleidete mich an, nahm meine angezündete Laterne und verließ mein Heim, sichtlich nervös, da ich nicht wusste, was mich erwarten würde, geschweige denn, woher ich den Mut oder die Dummheit nahm, mich erneut in solche Gefahr zu begeben. Der Wald war schnell erreicht und bald wurde ich von der erdrückenden Dunkelheit der Bäume verschlungen. Mit jedem Schritt wurde die Musik lauter und meine Angst wuchs. Ich fühlte mich in meinen Traum zurückversetzt, denn ich glaubte um mich herum immer wieder Gestalten zu sehen. Ob sie tatsächlich da waren oder ich sie mir nur einbildete, konnte ich nicht genau bestimmten. Ich wusste nur, dass meine Angst durchaus echt war. Zwischen den Bäumen konnte ich schon das schwere Eisentor sehen, das zum Garten des Schlosses führte. Wenn man diese traurige Ansammlung vieler abgestorbener Pflanzen überhaupt noch als Garten bezeichnen konnte. Vor vielen Jahren war dieser Ort sicher eine blühende Oase verschiedenster Farben inmitten des Waldes gewesen, doch heute war davon nichtmehr viel übrig geblieben. Alles war so dunkel und farblos wie die Umgebung geworden und überall wucherten Ranken und Unkraut. Es gab nur einen Flecken Farbe, der von einem großen Rosenbusch kam, der direkt vor der Eingangstür des Schlosses stand. So vernachlässigt die übrigen Pflanzen waren, so frisch und gut gepflegt sah der Rosenbusch aus. Es war beinahe grotesk, wie fehl am Platze er innerhalb des Gartens erschien und ich fragte mich, wer sich wohl so sorgfältig um ihn kümmerte. Etwa die Frau, die ich im Wald getroffen hatte? Das erschien mir unwahrscheinlich. Ich musste den Dingen auf den Grund gehen also drückte ich die rostige Klinke an der Tür nach unten und trat ein. Das erste, was ich wahrnahm, war die unerträgliche Kälte, die mich sofort umschloss und bis in meine Seele zu reichen schien… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)