Hide from the Sun von TheLoneWolf ================================================================================ Die neunte Nacht ---------------- Die neunte Nacht Es dauerte nicht lange, bis Mokuba den Preis für sein nächtliches Umherwandeln bezahlen musste. Er war erst nach Sonnenaufgang nach Hause zurückgekehrt und hatte danach kaum ein Auge zutun können. Die Erkenntnisse, die er gewonnen hatte, ließen nicht zu, dass er ruhig schlafen konnte. An diesem Abend fühlte er sich deshalb fürchterlich erschöpft und kränklich. Tatsächlich hatte der Junge sogar Fieber und musste darum das Bett hüten. Das hatte er wohl nun davon, dass er bei den winterlichen Temperaturen auf der Suche nach seinem Bruder bis in die frühen Morgenstunden durch die Stadt geirrt war. Dabei wünschte er sich im Moment nichts mehr, als dass Seto an seiner Seite wäre und sich um ihn kümmern würde. Doch er musste nun den Abend alleine verbringen, ohne jemanden, der ihn pflegte. Das war eigentlich für ihn fast noch schlimmer als die Krankheit selbst. Mokuba hatte das Fenster auch in dieser Nacht einen Spalt breit offen gelassen. Vielleicht in der Hoffnung, Seto würde ihn möglicherweise besuchen kommen. Draußen war es aber bitterkalt und die ersten Schneeflocken fielen bereits lautlos zur Erde, weshalb sich der Junge in zwei dicke Bettdecken eingekuschelt hatte, die er bis zu seinem Kinn hochgezogen hatte, um nicht zu frieren. Er litt unter dem Fieber und hatte Schmerzen, weshalb er versuchte, etwas zu schlafen, um sich zu erholen. Doch er fand keine Ruhe und verbrachte nur die ganze Zeit in einer Art Dämmerzustand. Aber plötzlich schreckte der 14-Jährige hoch, weil er glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. War es möglich, dass sich jemand im Haus befand? Der schwarzhaarige Junge setzte sich auf und schaltete die Nachttischlampe ein. Unsicher sah er sich im ganzen Raum um. Eine Weile lang lauschte er, ob das Geräusch noch einmal zu vernehmen war. Doch es herrschte nur noch Stille. Vor dem Fenster wehte der Vorhang umher. Inzwischen schneite es draußen heftig. Vielleicht hatte er sich das auch alles nur eingebildet. In so einem großen, alten Haus hörte man schon manchmal Geräusche, die es gar nicht gab. Erleichtert löschte Mokuba das Licht, legte sich wieder hin und versuchte noch etwas Schlaf zu bekommen. Doch plötzlich war da wieder dieses Geräusch in der Dunkelheit. Das konnte doch keine Einbildung sein. Irgendetwas oder irgendjemand war im Haus! Strange signs, crooked signals Strike down the last aerials Heaven`s bending Below the world begins to break Life`s ending The time has come to escape Down to the chambers Vorsichtig kroch der 14-Jährige aus seinem Bett. Ihm war schwindelig und alles um ihn herum schien sich zu drehen. Doch er musste herausfinden, was hier vor sich ging, sonst würde er die ganze Nacht nicht mehr ruhig schlafen können. Vielleicht war es ja sogar Seto, der gekommen war, um seinen Bruder zu sehen. Mokubas Herz raste vor Angst und Aufregung. Was, wenn es nicht der Ältere war. Es befand sich niemand in der Nähe, der dem schwarzhaarigen Jungen dann hätte helfen können. Unsicher schaltete er das Licht ein, um besser sehen zu können und durchsuchte jeden einzelnen Raum des Gebäudes. Aber den Ursprung der Geräusche konnte er nicht ausmachen. Diese hatten inzwischen auch schon wieder aufgehört. Die Suche hatte einiges an Zeit in Anspruch genommen, denn das Haus hatte nicht gerade wenige Zimmer. Da sie aber ergebnislos geblieben war, ließ er die Sache auf sich beruhen. Möglicherweise war ein Windzug für die Laute verantwortlich gewesen. Schließlich stand das Fenster im Schlafzimmer immer noch offen. Dorthin zurück begab sich Mokuba nun auch, denn er war sehr müde. Er brauchte nun etwas Ruhe. Sein Kopf schmerzte und er nahm alles so wahr, als würde es sich hinter einem Schleier befinden. Ob seine Temperatur gestiegen war? Der schwarzhaarige Junge wollte einfach nur noch zurück ins Bett. Er schloss die Tür des Zimmers hinter sich und schaltete das Licht aus. Dann jedoch hatte er auf einmal ein sehr seltsames Gefühl. Es war, als würde sich noch eine weitere Person in dem Raum befinden. Erschrocken fuhr der 14-Jährige herum, weil er glaubte, einen kalten Atemzug in seinen Nacken gespürt zu haben. Das konnte doch keine Einbildung mehr sein! Vielleicht fantasierte er jetzt schon wegen des Fiebers. „Ist da jemand?“ fragte Mokuba unsicher und bemühte sich, in der Dunkelheit eine Silhouette auszumachen. Da ihm dies aber nicht gelang, versuchte er, das Licht wieder einzuschalten. Er wollte sich mit der Gewissheit beruhigen, dass niemand außer ihm hier war. Plötzlich jedoch packte jemand den Arm des Jungen, als dieser versuchte, den Lichtschalter in der Finsternis wieder zu finden. Dabei bekam der Schwarzhaarige einen solchen Schreck, dass er glaubte, sein Herz würde stehen bleiben. „Das lässt du schön bleiben!“ drohte ihm eine Männerstimme, die er nicht kannte. Zwei blutrote Augen funkelten ihn wütend an. Panisch versuchte der 14-Jährige sich aus dem Griff des Fremden zu befreien, aber es war vergebens. Die kalten Hände des Mannes hielten ihn so fest, dass jeder Fluchtversuch vergebens war. Außerdem war der junge Kaiba durch das Fieber zusätzlich geschwächt. „Lass es lieber! Es bringt sowieso nichts. Du wirst dir nur selbst wehtun“, sagte der Fremde und grinste hämisch, „Du glühst ja praktisch vor Leben. Aber keine Sorge, ich werde das schnell ändern. Versprochen“. Noch einmal versuchte Mokuba sich dem Unbekannten zu entziehen, doch es half nichts. Sein Gegenüber war einfach zu stark für ihn. Der Junge spürte, wie seine Beine nachgaben, aber bevor er zu Boden sinken konnte, schlang der Mann mit den rot leuchtenden Augen seine Arme um ihn und zog ihn somit näher an sich heran. „Ich werde dir jeden Tropfen deines jungfräulichen Lebens aussaugen. Der Schmerz wird schnell vergehen. Allerdings wirst du nicht zu einem der unseren werden. Tut mir leid für dich, aber so eine köstliche Beute kann ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem weißt du inzwischen zu viel. Du hättest die Sache besser auf sich beruhen lassen sollen“, hauchte der Fremde in Mokubas Ohr. Der Junge spürte seinen Atem an seinem Hals. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Du bist also auch so einer“, sagte der junge Kaiba mit zitternder, belegter Stimme. Er hätte nie geglaubt, in so kurzer Zeit noch einem Vampir zu begegnen. Doch wahrscheinlich wimmelte es in der ganzen Stadt von ihnen, ohne dass es ein Mensch bemerkte. Aber im Gegenteil zu Seto war dieser hier auf das Blut des 14-Jährigen aus. Mokuba blieb jedoch nicht die Zeit, lange darüber nachzudenken. Denn plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz, als der Fremde seine Eckzähne in die weiche Haut am Hals des Jungen rammte. Ein herzzerreißender Schrei entfuhr der jungen Kehle. Warmer Lebenssaft rann über seine Haut und aus den Mundwinkeln des Vampirs, bevor er in dicken Tropfen zu Boden fiel. Langsam gab der Schwarzhaarige jegliche Gegenwehr auf. Er spürte, wie alle Kraft seinen Körper verließ. So würde er also sein Ende finden. Doch darüber wollte er keine Gedanken verschwenden. Also versuchte er, sich Setos Bild vor Augen zu rufen. Ihm hätte er gerne sein Blut gegeben. Drink this blood and we´ll become Immortal, baby this love is breaking The one last bond Plötzlich jedoch ließ das Geschöpf der Nacht von seinem Opfer ab. „Sie kommen zu spät“, sagte es. Doch was sollte das bedeuten? Mokuba verstand es nicht. Er hatte nicht bemerkt, dass sich nun noch eine weitere Person im Raum befand. Es handelte sich um niemandgeringeres als Seto, der den Unbekannten mit wutverzerrtem Gesicht anstarrte. Seine Schultern waren mit Schnee bedeckt, der nun langsam zu schmelzen begann. „Das glaubst auch nur du! Lass ihn los, oder du bekommst es mit mir zu tun!“ rief Seto entschlossen. „Sie wollen sich mit mir anlegen wegen dieses Jungen?“ fragte der Fremde. „Ich warne dich! Ich habe kein Problem damit, dich zu töten, wenn es nötig ist! Inzwischen weiß ich, wie ich ein Monster umbringen kann. Deshalb solltest du dich mir nicht in den Weg stellen. Schließlich warst du es, der mich zu dem gemacht hat, was ich jetzt bin. Aber Mokuba überlasse ich dir ganz bestimmt nicht“, drohte der Brünette. Der Fremde ließ tatsächlich von dem 14-Jährigen ab. Die Entschlossenheit in den Augen des jungen Firmenchefs überraschte ihn. Doch er hatte sowieso bereits, was er wollte. Sein Opfer war verloren. Es würde seine Verletzung unter keinen Umständen überleben. Alle Farbe war bereits aus dem Gesicht des Jungen gewichen. We chose the silence Harted, cruel violence We should be ashamed We had a chance that we ignored And now it`s too late The end is knocking on the door Ready to claim us „Was wollen Sie gegen mich ausrichten, Seto Kaiba. Nur weil Sie nun auch ein Geschöpf der Nacht sind, sollten Sie sich nicht mit mir vergleichen. Sie überschätzen Ihre Fähigkeiten“, sagte der Fremde, während er sich vor Seto in seiner ganzen Größe aufbaute. Davon zeigte sich dieser aber reichlich unbeeindruckt. Gelassen zog er ein kleines Fläschchen, welches mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war, aus seiner Tasche. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich weiß, wie ich dich vernichten kann“, kommentierte der 19-Jährige diese Geste. „Was ist das?“ „Das Blut eines Verstorbenen. Eine der wenigen Sachen, die einen Vampir töten können. Verschwinde, oder ich flöße es dir persönlich ein!“ „Was?! Wie wollen Sie das schaffen? Sie könnten selbst sterben, wenn sie damit in Berührung kommen!“ Seto lächelte triumphierend: „Ich habe nichts mehr zu verlieren, wenn mein Bruder stirbt. Aber du schon. Also, willst du es auf einen Versuch ankommen lassen?“ Wütend verzog der Unbekannte sein Gesicht und verschwand so schnell durch das Fenster, dass es mit dem menschlichen Auge kaum wahrzunehmen war. Drink this blood and we´ll become Immortal, baby this love is breaking The one last bond Langsam drehte sich der junge Firmenchef zu seinem Bruder um. Dieser lag wimmernd am Boden und wand sich vor Schmerz. Er presste seine Hand fest auf die Wunde an seinem Hals. Seto musste etwas unternehmen, sonst würde Mokuba den Anbruch des nächsten Tages nicht mehr miterleben. Aber was sollte er tun? Ihm blieb im Grunde nur noch eine einzige Möglichkeit und er musste handeln, bevor es zu spät war. Doch konnte er seinem Bruder so etwas antun? Der 19-Jährige kniete sich neben Mokuba auf den Boden und schloss ihn behutsam in seine Arme. Der Junge war geschwächt und zitterte am ganzen Körper, doch in seinen Adern floss noch immer genügend Blut. In der Umarmung des Älteren wurde er etwas ruhiger. Seto versuchte seinen Bruder anzusprechen: „Mokuba, kannst du mich hören? Ich kann dir helfen, aber das würde bedeuten, dass auch du zu einem Vampir würdest. Du könntest die Sonne nie wieder sehen“. Auf Mokubas Gesicht erschien ein gequältes Lächeln, als er die Augen öffnete. Mit leiser Stimme sagte er: „Solange du bei mir bist ist mir alles andere egal…Ich würde dir alles geben. Was auch immer du verlangst…Mein Leben, mein Blut…“ Während der Junge sprach, lief ihm ein Rinnsal aus Blut aus dem Mundwinkel. Seto kämpfte mit seiner Verzweiflung. Er wollte seinen Bruder auf keinen Fall verlieren. Doch um sein Leben zu retten, musste er es erst von ihm nehmen. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte der 19-Jährige wirklich große Angst. Mokuba war alles, was er hatte und was ihm wichtig war. Surrender to my love Sacrifice your soul Your picture in the frame Is fading like a ghost Never say goodbye Never be alone Never say good night Never say die Nachdem er nun das Einverständnis seines Bruders hatte und die Zeit, die dem Jungen blieb, immer kürzer wurde, entschloss sich Seto zu handeln. Lieber wollte er Mokuba ein Leben schenken, das eine Ewigkeit dauerte, als eine Ewigkeit ohne ihn verbringen zu müssen. „Verzeih mir, Bruder. Es wird sicherlich wehtun“, warnte der junge Firmenchef und bat den schwarzhaarigen Jungen im Gedanken auch um Vergebung für all das, was in letzter Zeit geschehen war und in Zukunft geschehen würde. Der Brünette beugte sich über den Jüngeren und drehte behutsam dessen Kopf zur Seite. Er öffnete den Mund und durchbohrte mit seinen Eckzähnen vorsichtig die weiche Haut des 14-Jährigen. Dieser stöhnte kurz vor Schmerz auf, beruhigte sich aber schnell wieder. Langsam begann das süße Blut zu fließen und Seto nahm jeden Schluck gierig in sich auf. Noch nie hatte ihm der Lebenssaft eines seiner Opfer so gut geschmeckt wie der, der ihm nun die Kehle hinunter glitt. Es war ein herrliches Gefühl, doch der junge Firmenchef musste sich beherrschen, um dem Jungen nicht alles Leben auszusaugen. Er musste den Bund zu Ende bringen, der den 14-Jährigen zu einem Kind der Nacht machen würde. Schnell ließ er von ihm ab und schlitzte sich mit dem Eckzahn die Pulsadern seines einen Armes auf. „Trink das, Mokuba!“ forderte er seinen Bruder auf, während er ihm sein Handgelenk gegen die Lippen drückte. Der Junge tat, wie ihm gesagt wurde, auch wenn es ihm anfangs noch ziemlich schwer fiel. Doch mit jedem Schluck wurde er stärker. Seine Kräfte kehrten zurück und Seto opferte ihm jeden Tropfen, den er entbehren konnte und den der kleine Körper in sich aufzunehmen vermochte. Drink this blood and we`ll become Immortal, baby this love is breaking The one last... Drink this blood and we´ll become Immortal, baby this love is breaking The one last... Immortal love is breaking The one last bond Nun war ihr Bund besiegelt. Mokuba hatte von Seto abgelassen und krümmte sich nun erneut vor Schmerz. Seto wusste, was mit ihm los war. Es war sein menschlicher Körper, der nun starb, während er selbst zum Vampir wurde. Der Brünette schlang seine Arme fest um den Körper des Jüngeren und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. Mokuba wurde schwarz vor Augen. Alles, was passiert war, hatte ihn sehr angestrengt. Doch nun, da Seto bei ihm war, würde alles gut werden und jetzt, da sie beide Vampire waren, fühlte sich sein Bruder auch nicht mehr so kalt und hart, sondern genauso vertraut wie früher an. Erleichtert fand der Junge nun endlich Schlaf. Das Schlimmste schien überstanden zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)