Verbrannte Erde von Hrafna (Aus dem Leben eines Soldaten) ================================================================================ Kapitel 6: Intermezzo.II *** Traum ohne Zukunft ----------------------------------------------- Verbrannte Erde Aus dem Leben eines Soldaten Intermezzo.II *** Traum ohne Zukunft Gedankenverloren blickte der Jugendliche aus dem Fenster, das Kinn auf der Handfläche abgestützt, beobachtete die Enten, die auf dem Teich schwammen, die Sonnenstrahlen, die sich golden durch das dichte Blättergeflecht einer alten Weide woben. Er konnte nicht leugnen, dass er sich hier wohl und heimisch fühlte, doch es erfüllte ihn nicht, und ein winziger Teil seines Herzens sehnte sich zusehends stärker nach der Fremde und einem vollkommen anderem Leben. Und er hatte sich bereits dazu entschieden jenem Ruf zu folgen, und alsbald seinen eigenen Weg zu beschreiten. Entschlossen richtete er sich auf, legte Feder, Tinte und Pergament sorgfältig beiseite und wandte sich um. Im hinteren Bereich des Raumes saß sein Vater und berechnete die Bilanzen, allerdings wusste der junge Drache, dass er ihm Gehör schenken würde, sobald er darum bat. „Wie bitte?“ Der Unglaube stand dem Feuerdrachen auf die Stirn geschrieben, und sein gegenüber räusperte sich höflich. „Ich sagte, ich möchte Soldat werden“, wiederholte er gefasst, den Blick seines Vaters geflissentlich erwidernd, und er vermochte sich einer gewissen Enttäuschung über dessen Unverständnis nicht erwehren. Kopfschüttelnd schob der ältere Feuerdrache den Rechenschieber von sich. „Also das…“ „Ich habe diese Langeweile satt, Vater“, begann er daraufhin eindringlich, „Es ist nicht so, als wüsste ich den friedlichen Lebensstil mit dir und Mutter nicht zu schätzen, ich bin euch dankbar, sehr sogar, wirklich.“ Immerhin hatten sie ihn bei sich aufgenommen, ein ausgesetztes Waisenkind von unbekannter Herkunft, und ihm eine umfassende Ausbildung zukommen lassen. Ihm hatte es niemals an etwas gemangelt, sie waren ausgenommen vermögend, erfolgreiche Großhändler. Sie liebten ihn wie einen leiblichen Sohn. Der Junge senkte den Kopf, bedrückt über die emotionalen Schulden, die er nie erstatten können würde: „Aber… mich hält es hier nicht.“ Von Anfang an, als Kleinkind, hatte es ihn in die Ferne gezogen, war er von einer inneren Ruhelosigkeit geplagt worden, die ihm in der Nacht den Schlaf verwehrte, tagsüber in die Wildnis führte. Das häufige Umziehen der kleinen Familie aufgrund des väterlichen Gewerbes befriedigte sein eigentümliches Bedürfnis jedoch nicht. Jene Rastlosigkeit seiner Seele schürte oftmals Nervosität in ihm, beeinträchtigte seine Konzentration, umgarnte ihn mit Tagträumen, und ihren Höhepunkt erreichte sie letztlich, als die Soldaten das erste Mal in der Stadt einmarschierten. Damals vermeinte er seine Bestimmung erkannt zu haben, das Soldatendasein faszinierte ihn. Sein Vater seufzte, schenkte ihm dann ein aufrichtiges Lächeln. „Ich möchte, dass du glücklich bist.“ *** „Aus kindlicher Naivität heraus beging ich damals den ersten schwerwiegenden Fehler meines Lebens und wurde Soldat. Aus unwissender Liebe heraus beging ich bald darauf meinen zweiten, schlief mit der falschen Frau und zerstörte unser beider Zukunft…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)