Wenn die Sonnenblumen blühen von Torao (Chap 6 on) ================================================================================ Kapitel V --------- Eigentlich war Max ein Langschläfer, doch da er wusste, dass Kai es vorzog, auch an Wochenenden zeitig aufzustehen, verdrängte er ihm zuliebe sein Bedürfnis nach mehr Schlaf, so dass sie auch an diesem Morgen um halb zehn das Esszimmer betraten. „Guten Morgen, Makkusu!“, begrüßte Hitoshi den Blonden, während er seine Tageszeitung beiseite legte. Dass sein Lehrer nur ihn begrüßte, weil Kai ihn wie immer erst in den frühen Morgenstunden verlassen hatte und ins Hauptgebäude zurückgekehrt war, wusste Max. Doch dies war es nicht, was den Jungen so bedrückt wirken ließ, als er auf den leeren Platz neben seinem eigenen blickte: Sein Vater war offenbar wieder einmal abgereist, ohne sich zu verabschieden. „Morgen.“ Etwas geknickt ließ Max sich auf seinen Platz sinken. Kai tat selbiges, als auch schon die Küchentür aufging und die Hausmutter den rustikalen Servierwagen, dessen kleine Räder beim Rollen etwas quietschten, an den Tisch schob. „Bitte, die Herrschaften, ihr Frühstück. Ich wünsche einen guten Appetit.“ Freundlich servierte sie das Essen. „Ach Shinju, lass doch endlich mal die Formalitäten, wenn Tadao nicht hier ist.“ Hitoshi offenbarte wie jedes Mal, wenn der Hausherr nicht zugegen war, wie überflüssig er es fand, mit solch entsetzlicher Höflichkeit behandelt zu werden. Doch die alte Frau, als Schülerin der alten Sitten, entgegnete stur, während sie den Herren Kaffee einschenkte: „Wo kämen wir denn da hin?“ Und schon verschwand sie mit ihrem Wägelchen wieder in der Küche. Hitoshi schmunzelte, ehe er sich seinem Frühstück widmete. Er wollte gerade mit seinen Essstäbchen nach einer Ume-Pflaume greifen, als er Max murmeln hörte: „Ich glaube, ich esse heute nichts.“ Ebenso wie Kai sah der Hauslehrer zu ihm hinüber: „Willst du eine Diät machen?“ „Nein.“ Ohne sie anzusehen stand Max auf. „Entschuldigt mich. Ich gehe auf mein Zimmer.“ Kaum dass er an der Tür war, wollte Kai aufspringen, um ihm zu folgen, wurde jedoch von Hitoshi sanft aufgehalten. Fragend blickte der Graublauhaarige von der Hand an seinem Arm ins Gesicht seines Geliebten. Dieser schüttelte den Kopf: „Lass ihn. Du weißt, wenn sein Vater nicht hier ist, brauchst du ihm auch nicht dauernd nachlaufen. Er wird schon keinen Blödsinn machen.“ Kai sah noch mal kurz zur Tür, durch die Max verschwunden war: Wahrscheinlich hatte Hitoshi Recht. Vielleicht brauchte sein Schützling auch mal etwas Zeit für sich. Somit ließ er sich wieder auf seinem Platz nieder und begann ebenfalls zu frühstücken – sein Hunger siegte inzwischen über seine Ablehnung gegenüber Rei. Mit dem Essen beschäftigt bemerkte er nicht, dass der Schwarzhaarige in der Küchentür stand und das Szenario beobachtet hatte, während er sich seiner Kochschürze entledigte. Mit gesenktem Kopf verließ Max sein Badezimmer im ersten Stock wieder, nachdem er dort zur Toilette gegangen war. „Und was mache ich jetzt?“, überlegte er. Für gewöhnlich saß er Samstags um diese Uhrzeit noch am Frühstückstisch. Doch heute war ihm der Appetit vergangen, nachdem sein Vater wieder einmal wortlos gegangen war und ihm dann noch dasselbe wie jedes Wochenende aufgetischt worden war: Ein traditionelles japanisches Frühstück, wie sein Vater es liebte. Max konnte es inzwischen nicht mehr sehen. Traurig blickte er aus einem der Flurfenster hinab in den sonnenlichtgefluteten Garten und entdeckte an einem der Beete den Altgärtner. Ein kleines Lächeln wanderte auf das Gesicht des Jungen, woraufhin er eilig die Treppe hinunter und zur Wohnzimmertür hinaus lief. Zielsicher eilte er auf den Angestellten zu. „Guten Morgen, Shigeru!“, mit einem Lächeln auf den Lippen kam er bei ihm an. Herr Shoji sah auf: „Oh, guten Morgen, Makkusu!“ „Weißt du wo Takao ist? Er hat doch heute frei, oder?“, beim Anblick des Gärtners, der auch heute an seinem freien Tag arbeitete, da ihm die Pflanzen viel bedeuteten, war Max eingefallen, das der jüngere der Kinomiya Brüder heute Zeit für ihn haben müsste. „Ja. Er ist mit Fräulein Hiromi in die Stadt gefahren.“ Der alte Mann blickte auf die noch geschlossenen Blumen vor ihm. „Dabei sollte er sich lieber um die Sonnenblumen sorgen. Sie blühen immer noch nicht – das beunruhigt mich.“ Doch die letzten Worte seines Gegenübers waren bei Max nicht mehr angekommen: Takao war nicht hier? Traurig ließ Max den Kopf wieder sinken: Also würde er den Tag doch alleine totschlagen müssen. Er wollte sich gerade abwenden, als er merkwürdige Geräusche hörte, die offensichtlich von der Rückseite des Nebengebäudes kamen. Irritiert blickte er Shigeru an: „Was war das?“ Der Angesprochene sag ihn wieder an: „Das klopfende Geräusch?“ Max nickte. „Der neue Koch – ich habe ihm gestern geholfen, hinterm Haus einen Platz zum Trainieren herzurichten“, erklärte Shigeru. „Trainieren?“, wisperte der Junge verwunderte, bevor er, von der Neugierde getrieben, in die Richtung lief, aus der die Geräusche gekommen war. Shigeru sah ihm noch kurz nach, bevor er wieder nachdenklich auf die Sonnenblumen sah. Bis zur Hausecke rannte Max. Erst ab da ging er langsamer und blickte vorsichtig hinter das Haus der Angestellten. Und es war, wie der Gärtner gesagt hatte: Rei war Verursacher der Geräusche. Nur mit einer schwarzen Trainingshose bekleidet trat er wieder und wieder auf einen dünnen mit Stoff umwickelten Stamm ein, den er offensichtlich mit Shigeru zusammen am Vortag in den Boden gerammt hatte. Fast schon zaghaft beäugte der Blonde den Anderen: Er hatte keine Ahnung, was genau Rei da trainierte, doch es beeindruckte ihn, wie grazil und treffsicher der Schwarzhaarige das Holz traf, obwohl er nicht immer hinsah. Plötzlich hielt er jedoch inne und wandte sich ruckartig um: „Wer ist da?“ Max zuckte vor Schreck zusammen: Wie hatte er ihn bemerkt? Zögerlich trat er hinter der Hausecke hervor. Reis ernster Blick wich jedoch sogleich einem überraschtem: „Ach du?!“ Tadao hatte ihm bereits gesagt, wer im Hause Mizuhara wer war, und so wusste er, dass nun der Sohn des Hausherrn vor ihm stand. „En...entschuldige. Ich wollte dich nicht stören“, antwortete er leise. Doch der Andere, dessen verschwitzter Oberkörper im Sonnenlicht glänzte, blickte mit einem sanften Lächeln zurück, während er nach dem Handtuch griff, welches auf der Veranda des Nebenhauses lag: „Du störst doch nicht. Dir hat das Frühstück wohl nicht geschmeckt, was? Oder soll ich Sie zu dir sagen?“ „Ach Blödsinn, mich darf jeder hier duzen.“ Erleichtert über diese Reaktion antworte Max mit einem Lächeln und ging einen Schritt auf ihn zu: „Na ja, es ist jedes Wochenende dasselbe, weil mein Vater das so will - Langweilig. Ich kann es nicht mehr sehen. Aber was soll’s?... Was trainierst du hier?“ „Kung-Fu.“ Rei rieb sich den Schweiß aus dem Nacken, legte das Tuch wieder beiseite, nahm einen Schluck aus seiner Wasserflasche und ließ sich auf der Veranda nieder. „Kung-Fu? Das ist doch chinesischer Kampfsport.“ Mit überlegendem Gesicht, ob er dies richtig in Erinnerung behalten hatte, blickte Max in das Blätterdach des Baumes, in dessen Schatten Rei trainiert hatte. „Richtig“, bestätigte der Schwarzhaarige. „Ist doch auch nicht verwunderlich, wenn man aus China kommt, oder?“ Überrascht sah Max ihn an: „Du kommst aus China?“ Rei nickte. Aufgeregt lief der Jüngere nun zu ihm hinüber: „Hitoshi, also Herr Kinomiya, mein Lehrer, der mit den hellblauen Haaren, bringt mir im Moment in Geographie über China vieles bei. Ich weiß schon sehr viel darüber, auch wenn ich mir nie merken kann, wie lang der Jangtse ist.“ Seine letzten Worte hatte Max etwas verlegen belächelt, doch Rei blickte desinteressiert gen Himmel: „Na und? Denkst du, ich weiß wie lang der ist? Ist doch auch egal. Tatsache ist, dass es atemberaubend ist, wenn man ihn in Natura sieht.“ „Du... findest es unwichtig?“, perplex sah Max ihn an. „Natürlich.“ Rei blickte zurück. „Daten und Fakten aus Büchern sind vollkommen wertlos – man muss die Welt selbst erleben, um sie zu begreifen.“ Beeindruckt von seinen Worten ließ Max sich neben ihm nieder: „Hast du die Welt denn erlebt?“ „Mehr oder weniger.“ Nun sah auch Rei in die Baumkrone. „Ich bin aber wohl mehr herumgekommen, als so manch anderer in meinem Alter. Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Bergdorf. Dort gab es allerdings nicht viele Perspektiven für mich, sodass ich mich entschied, mein Hobby, das Kochen, zu meinem Beruf zu machen. Von China aus bin ich quer durch Asien gereist – sogar bis nach Europa. Ich habe an so vielen Orten und für so viele Menschen gekocht, dass ich sie inzwischen nicht mal mehr aufzählen kann. Aber ich habe von allen Orten, an denen ich war, Erinnerungen und Wissen, das mich kein Buch hätte lehren können.“ Max hörte ihm aufmerksam zu, bis Rei lachte: „Aber warum erzähle ich dir das? So spannend ist das auch wieder nicht.“ „Doch ist es!“, entfuhr es dem Blonden abrupt, woraufhin Rei ihn überrascht anblickte, während Max mit etwas beiläufigem Unterton hinzufügte. „Darum beneide ich dich. Ich würde auch gerne durch die Welt reisen.“ Doch Rei ging offenbar sogar auf solch nebensächlichen Aussagen ein, als er ihn nun verständnislos ansah: „Warum sitzt du dann noch hier und tust es nicht einfach?“ Mit dieser Antwort hatte der Blonde nicht gerechnet. Zögernd sah er zu Boden: „Ich... wie soll ich das machen? Ich habe doch kein Geld. Mein Vater würde mir dafür keins geben.“ „Geld hatte ich auch keins, als ich von zu Hause aufbrach.“ Abwartend sah der Chinese ihn an. Und Max wusste, dass seine Antwort nicht Antwort genug gewesen war: „Na ja... mein Vater würde mich auch nicht gehen lassen.“ „Hängt er so an dir?“, erkundigte Rei sich, fuhr jedoch augenblicklich fort, als er bemerkte, wie der Andere niedergeschlagen zur Seite sah. „Entschuldige, falls ich dir zu nahe getreten bin. Du musst mir nicht antworten.“ „Nein, nein, schon in Ordnung.“ Traurig blickte Max weiter zu Boden: Es war nicht, dass er Rei es nicht erzählen wollte – wusste doch schließlich jeder der Angestellten über das Verhalten seines Vaters und sein Lebe Bescheid – es stimmte ihn nur ausgesprochen traurig, wenn er daran dachte. „Er lässt mich nicht vom Grundstück, weil ich sein einziger Erbe bin.“ Rei spürte, wie es dem hübschen Jungen neben ihm wehtat, darüber zu sprechen. Er hatte bereits zwischen den Zeilen lesen können, dass Herr Mizuhara seinem Sohn offenbar nicht allzu viel Liebe entgegenbrachte, als die Hausmutter sich am Vorabend mit ihrem Mann über die heutige plötzliche Abreise des Hausherrn unterhalten und er dies zufällig mitbekommen hatte. „Seit meine Mutter vor acht Jahren gestorben ist, ist es ziemlich trostlos hier geworden.“ Max musste an seine Mutter denken, die früher viel mit ihm gespielt hatte und oft mit ihm ins Dorf oder die Stadt gefahren war. Sie hatte ihm vieles gezeigt, mit ihm gelacht und sich um ihn gesorgt. Es war eine schöne Zeit gewesen – eine in der ihm jemand aufrichtig geliebt hatte. Doch seine Mutter war schwer krank gewesen – dies hatte der schönen Zeit letztlich ein trauriges Ende gesetzt. „Seitdem kümmert sich dein Vater nicht mehr um dich?“, fragte Rei nach. Max schüttelte den Kopf: „Er hat sich nie viel um mich gekümmert, weil er wegen seiner Geschäfte nie die Zeit dazu hatte. Aber damals war meine Mutter für mich da, die viel mit mir unternommen hat.“ Der Schmerz in der Stimme des Jungen blieb Rei nicht verborgen, auch wenn er offensichtlich versuchte, nicht allzu bedrückt zu klingen. „Und jetzt tut das niemand mehr?“, der Schwarzhaarige wollte nun ganz genau wissen, was dieses wunderschöne Gesicht so traurig wirken ließ. Abermals ein Kopfschütteln des Anderen: „Mein Vater hat verboten, dass mich jemand von den Angestellten mitnimmt, wenn er oder sie das Grundstück verlässt.“ Etwas ungläubig blickte Rei nun drein: Er hatte schon viele kuriose Dinge erlebt und gesehen, aber noch nie einen Vater, der seinen einzigen Sohn einsperrte: „Warum das?“ Max seufzte: „Vor vier Jahren wurde ich entführt, als ich alleine im Dorf war. Die Polizei hat tagelang nach mir gesucht, bis mein Vater auf die Lösegeldforderung der Entführer eingegangen ist.“ „Wow, dann hast du ja doch was erlebt. Allerdings nichts, um das ich dich beneide.“ Dass ihn Max’ Erzählungen ein wenig schockierten, gestand Rei sich ein, dennoch wollte er mehr wissen. „Hast du denn nie versucht abzuhauen? Also ich zumindest hätte es...“ Max seufzte: „Doch, einmal. Nachts. Aber Kai hat mich noch rechzeitig vom Haupttor geangelt, als ich drüberklettern wollte. Und eigentlich war die Idee ja auch absurd, da ich kein Talent fürs Kochen oder so wie du habe, um damit Geld zu verdienen – ich wäre da draußen verloren.“ „Du hast sicher auch Talente, du musst sie nur noch entdecken“, war Reis Meinung dazu. „Also hast du diesen Aufpasser schon seit der Entführung?“ „Aufpasser?“, fragend blickte Max ihn an. „Du meinst Kai?“ Rei nickte: Ihm war nicht nur beim Frühstück, als er von der Küchentür aus beobachtet hatte, wie der Graublauhaarige dem anderen Jungen hatte folgen wollen, aufgefallen, dass er wie ein Personenschützer nicht von dessen Seite wich. Max blickte wieder zu Boden: „Ja, aber ich bezeichne ihn nicht als meinen Aufpasser. Vielleicht ist er das, aber es ist leichter, ihn als Bruder oder so was zu akzeptieren. Wobei ich mir lieber einen fröhlicheren Bruder, mit dem man mehr machen kann, gewünscht hätte. Takao Kinomiya, unser angehender Gärtner, wäre ein toller Bruder. Er hat nur in der Woche nicht viel Zeit, weil er sich mit um den großen Garten kümmern muss. Und heute ist er anscheinend mit unserem Hausmädchen weggefahren.“ Der Schwarzhaarige überlegte kurz: „Ach ja, Tadao erzählte mir, dass die beiden sich wohl sehr mögen.“ Max musste etwas lächeln: „Ja, das tun sie.“ Sein Gegenüber jedoch wollte offenbar nicht weiter über die Liebschaften der anderen Angestellten sprechen. Er interessierte sich mehr für das Leben und den Kummer des Jungen mit den Sommersprossen und kehrte deshalb zum Thema zurück: „Aber wieso schleppt dein Vater dann gerade jemanden wie Kai hier an?“ „Er schuldet es meinem Vater, dass er auf mich aufpasst. Mehr kann ich dir nicht sagen – das muss Kai schon selber tun. Tut mir leid.“ Leise und traurig beendete Max seinen Satz. Rei lehnte sich zurück: „Na ja, ob der mir das sagen wird? So grimmig wie der immer schaut... Ich glaube, er mag mich nicht - warum auch immer.“ Der Blonde schreckte hoch: „Nein, das darfst du nicht denken! Kai schaut immer so drein. Lerne ihn erst mal kennen! Er ist in Ordnung!“ Plötzlich war Max aufgeregt. Warum nur? Ihn beschlichen auf einmal Ängste - Ängste, dass Rei bald wieder gehen würde, wegen der Antipathie gegenüber Kai. Und das, obwohl sie sich bisher kaum kannten. Doch der Andere blieb gelassen: „Warum regst du dich denn so auf? Ich sage doch gar nicht, dass er nicht in Ordnung ist. Nur meine Menschenkenntnis, die durch meine Reisen sehr gut geworden ist, sagt mir, dass er etwas gegen mich hat. Aber meine Menschenkenntnis sagt mir auch, dass du ein verdammt netter und liebenswerter Junge bist, der keinen Grund haben sollte, so traurig zu schauen.“ Lächelnd hatte Rei den letzten Satz ausgesprochen. Stumm blickte Max ihn nun an: Er war liebenswert? Das hatte ihm noch nie jemand gesagt. Er merkte deutlich, wie sich ein leichter Rotschimmer über seine Wangen legte. Der Schwarzhaarige ließ sich jedoch nicht beirren: „Vielleicht kann ich dir ja helfen, wieder etwas zu lachen?! Soll ich dir von meinen Reisen erzählen?“ Und offenbar hatte er Recht, denn Max ließ sich nun wieder freudig neben ihm sinken: „Oha ja, bitte!“ Ein Grinsen wanderte über das maskuline Gesicht des Anderen, ehe er begann, von dem zu erzählen, was er in seinem Leben bisher erlebt hatte. Und Max hing plötzlich bei jedem einzelnen Wort an den Lippen des Älteren. Denn diese Worte brachten ihm die Welt und das Leben weit jenseits der Grundstücksmauern in wenigen Minuten näher, als es seine Geographiebücher in Jahren getan hatten. Alles was der Neue erzählte klang für ihn aufregend. Und nicht nur das: Reis Worte lösten in ihm entsetzliche Glücksgefühle aus, als würde er plötzlich all das, was Rei erlebt hatte, selber mit eigenen Augen sehen. Minuten vergingen – Minuten, in denen das warme Sonnenlicht durch das Blätterdach über ihnen eigenartig flackernde Muster auf den sandigen Boden zu ihren Füßen warf – Minuten, in den Rei vieles aus seinem bewegten und aufregenden Leben berichtete – Minuten, in denen Max das Gefühl hatte, erstmals wieder zu wissen, was es überhaupt bedeutete zu leben. Doch diese Minuten wurden abrupt beendet, als plötzlich eine raue Stimme von der Hausecke zu hören war: „MAX!“ Erschrocken fuhr der Gerufene herum: Kai stand dort. Er war sichtlich außer Atem und sauer. „Ich habe dich überall gesucht, verdammt! Ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen, bis Shigeru mir gesagt hast, wo du bist.“ Kai war sichtlich aufgebracht – würdigte Rei aber keines Blickes. „Entschuldige“, gab Max kleinlaut von sich, bevor er lächelte. „Aber Rei hat mir von China erzählt. Er...“ „Kannst du mir später erzählen!“, unterbrach Kai ihn grob. „Komm! Hitoshi sucht auch schon nach dir!“ Mit gesenktem Kopf erhob Max sich: „Tschüss, Rei! Bis später!“ Geknickt ging er auf Kai zu, der ihn umgehend am Arm fasste. Doch Rei stand auf und lächelte ihm nach: „Ciao, Max!“ Max? Hatte er gerade Max gesagt? Verwundert drehte der Blonde sich noch einmal um. „Oder soll ich lieber Makkusu sagen? Tadao sagte mir, dass du Max genannt werden möchtest“, erklärte Rei angesichts der Verwunderung des Jüngeren. Dieser lächelte nun: „Nein, Max ist okay – vollkommen okay.“ Der Chinese erwiderte dieses Lächeln, bis Kai Max etwas grob um die Hausecke zog, während er selbst dem Schwarzhaarigen noch einen ernsten und mahnenden Blick zuwarf, bevor auch er aus seinem Sichtfeld verschwand. „Mich würde ja schon interessieren, was ich dir getan habe“, schoss es Rei durch den Kopf, ehe er wieder gen Himmel sah. „Aber bevor ich das herausfinde, werde ich heute erst Max noch mal ein wenig glücklicher machen.“ Erneut landete ein gezielter Tritt von ihm an dem Stamm, der vor ihm im Boden steckte. _________________________________________________________________ Tödöm... und war ich wieder schnell genug mit diesem Kap? XD Ich hoffe doch... Hatte auf jeden Fall viel Freude dran beim Schreiben. *_* Ly x3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)