Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 31: Uralte Magie Teil I ------------------------------- Kapitel 31: Uralte Magie Teil I Fassungslos starrten Ron und Hermine immer noch auf die Tür, durch welche Harry soeben den Schlafsaal verlassen hatte. Die Karte des Rumtreibers lag unbeachtet auf seinem Bett. Für beide hatten die gerade vergangenen Minuten beinahe unwirkliche Züge angenommen. Sie waren gerade auf dem Weg in die Grosse Halle zum Abendessen gewesen, als Harry an ihnen vorbei in den Gryffindorturm gestürmt war und dabei nicht einmal wirklich bemerkt zu haben schien, dass er fast seine beiden besten Freunde umgerannt hätte. Das Abendessen war vergessen gewesen. Sie waren Harry in den Schlafsaal gefolgt, gerade rechtzeitig, um ihn vor Schmerz aufschreien zu hören. Auf dem Bett hatte die aufgeschlagene Karte des Rumtreibers gelegen, auf der Harry hektisch einen ganz bestimmten Punkt zu suchen schien, ihn aber nicht fand. Seine Bewegungen waren hektischer geworden, fast panisch. Immer wieder war er sich mit den Fingern durch die Haare gefahren und dann, scheinbar aus dem Nichts, hatte er wieder aufgeschrien. Nur einen Augenblick später war er aus dem Zimmer gestürmt, hatte nichts ausser seinem Zauberstab mitgenommen. Hermine hatte sich unbewusst an Ron geklammert, der schliesslich unsicher, mit leiser Stimme sagte: „Hast du das gesehen, Mine? Hast du gesehen, wie Harry gezittert hat?“ Hermine nickte und versuchte sich wieder zu fangen. Es hatte wirklich so ausgesehen, als ob Harry grosse Schmerzen gehabt hätte und als ob der Schmerz sich durch seinen ganzen Körper zu ziehen schien. „Es sah so aus“, fuhr Ron fort, „als ob er grosse Schmerzen gehabt hätte. Aber wie kann das sein? Wie kann das sein, Mine? Hier gibt es doch überhaupt nichts, was ihm hätte Schmerzen zufügen können?“ Fassungslosigkeit und Unverständnis schwangen in Rons Stimme mit, die gegen Ende immer lauter geworden war. „Ich frage mich“, hörte er Hermine neben sich murmeln, „wen Harry auf der Karte der Herumtreiber gesucht haben könnte.“ Ohne Ron gross zu beachten, ging Hermine zum Bett und strich das alte Pergament glatt. An einer Stelle war es eingerissen und sie war sie ziemlich sicher, dass das ein neuer Riss sein musste. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Das sah Harry überhaupt nicht ähnlich. Weder der Riss, noch die Tatsache, dass er die Karte einfach auf seinem Bett hatte liegenlassen, wo sie jeder finden konnte. Irgendetwas musste passiert sein. Irgendetwas, das Harry dermassen aus der Bahn geworfen hatte, dass er alles andere darüber vergessen hatte. Schon fast von alleine suchten Hermines Augen den kleinen Punkt, der mit Harry gekennzeichnet war und sich nun zielstrebig auf die Peitschende Weide zu bewegte. Zwei, drei Mal stoppte der Punkt, schien eine Pause zu machen oder auf etwas zu warten, um sich dann in leichten Schlangenlinien, schon fast torkelnd, weiterzubewegen. Irgendetwas war nicht in Ordnung mit Harry. So, wie der Punkt sich verhielt, schien er immer noch Schmerzen zu haben. Der Punkt setzte seinen Weg fort und erreichte die Peitschende Weide, bewegte sich vor ihr ein wenig hin und her um dann noch einmal anzuhalten und schliesslich von der Karte zu verschwinden. „Ich bin sicher er ist auf dem Weg in die Heulende Hütte.“, durchbrach Ron schliesslich das Schweigen. „Aber was will er dort? Das macht doch alles überhaupt keinen Sinn.“ Als er keine Antwort bekam, blickte er von der Karte auf. Hermine strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, schob sie hinter ihr Ohr und starrte weiterhin konzentriert auf die Karte. „Was suchst du denn noch, Hermine? Harry ist auf dem Weg zur Heulenden Hütte und nicht mehr zu sehen, genauso wenig wie irgendeine andere Person dort.“ „Er ist nicht auf der Karte. Er ist nirgends auf der Karte zu finden.“ Hermine schaute auf und sah Ron direkt in die Augen. Ihre Züge hatten einen sehr besorgten Ausdruck angenommen. „Wer? Wer ist nicht auf der Karte? Von wem redest du eigentlich, Mine?“, fragte Ron eindringlich. Er hatte seine Freundin selten so besorgt erlebt. Nicht einmal dann, als Harry zum ersten Mal von Narzissa Malfoy entführt worden war. „Draco. Er ist nicht auf der Karte.“ Für einen Augenblick starrte Ron seine Freundin ungläubig an, doch dann begann er zu begreifen: „Harry wollte sich mit Malfoy im Raum der Wünsche treffen. Er hat gesagt, dass er Klarheit schaffen wolle.“ Hermine nickte, auch wenn es ihrer Meinung nach nichts gab, worüber Harry noch Klarheit zu schaffen hätte. „Bist du sicher, dass Malfoy nicht im Raum der Wünsche ist? Vielleicht zeigt die Karte das nur nicht an.“, wagte Ron einen letzten Versuch. Alles in ihm sträubte sich gegen die Möglichkeit, dass Harry Malfoy aus irgendeinem Grund in die Heulende Hütte gefolgt sein könnte. „Glaubst du das wirklich, Ron? Meinst du wirklich, dass Harry zur Heulenden Hütte gehen würde, wenn Draco im Raum der Wünsche auf ihn wartet und er weiss, dass wir hier im Schlafsaal sind?“, fragte Hermine leise und Ron konnte nur verneinend den Kopf schütteln. Wenn Malfoy in der Heulenden Hütte und Harry ihm gefolgt war und dann noch die Tatsache, dass er offensichtlich Schmerzen gehabt hatte. Das alles liess nur den Schluss zu, dass Harry in Schwierigkeiten war, in grossen Schwierigkeiten. Entschlossen setzte sich Hermine auf und faltete die Karte zusammen. „Ich sage Dumbledore Bescheid. Irgendetwas stimmt da nicht. Du kannst ja sicherheitshalber noch einmal im Raum der Wünsche nachsehen, ob Draco nicht doch dort ist.“ Ron nickte und gemeinsam verliessen sie den Gryffindorturm. Direkt vor dem Portrait der Fetten Dame trennten sie sich. Ron ging nach links und Hermine nach rechts Richtung Direktorenbüro. * Harry landete hart auf dem Boden und fühlte schon die Prellungen und blauen Flecken, die es sicher auf seiner Hüfte geben würde, aber das war nichts gegen den Schmerz, den er erwartet hatte, als er sich vor Draco geworfen hatte um den für ihn bestimmten Cruciatus abzufangen. Er brauchte eine Weile um zu realisieren, dass nichts geschehen war, dass er überhaupt keinen Schmerz verspürte. Irgendetwas war seltsam. Irgendetwas war sehr seltsam. Anstelle des Schmerz konnte er Draco fühlen und Wärme, die sie umgab. Nur wenig später schossen fremde Erinnerungsfetzen durch seinen Kopf. Ganz kurz sah er Draco wieder in der Zelle im Kerker sitzen. Es war das gleiche Bild, das ihm Narzissa bereits in der Villa gezeigt hatte und doch war etwas anders. Es schien nicht so kalt und so hoffnungslos zu sein. Das Gefühl, das die Dementoren verbreiteten, fehlte. Er sah, wie Narzissa zurückkam, Draco in die Arme nahm und irgendetwas murmelte, was er nicht verstehen konnte. Nur einen Augenblick später sah er, wie Dracos Gesicht sich etwas entspannte. Ein anderes Bild erschien. Er sah Draco im Garten spielen, sah, wie Lucius ihn sehnsüchtig durch das Fenster beobachtete. Draco schien ihn nicht zu bemerken. Es folgte ein Ausflug in die Winkelgasse, auf den Lucius Draco mitnahm. Er sah die Szenen, die Narzissa ihm gezeigt hatte, aber diesmal schienen sie anders zu sein. Er konnte nicht erklären, was genau sich verändert hatte. Er sah das letzte Bild und wusste plötzlich, dass Narzissa Draco nicht drei ganze Tage in der Zelle gefangen gehalten hatte, nicht einmal einen ganzen. Er hatte zwar immer noch Wunden von den Fesseln, aber dieses Mal sah Harry, wie Lucius die Zelle betrat, sobald Narzissa sie verlassen hatte. Er sah, wie Dracos Vater die Handschellen öffnete, ihn in seine Arme nahm und einen heilenden Spruch über die Handgelenke sprach. Ganz plötzlich endeten die Erinnerungen und Harry wagte es endlich seine Augen zu öffnen. Als erstes sah er Draco, der immer noch an der Wand der Hütte hing und bewusstlos zu sein schien. Sein Kopf baumelte kraftlos vor seiner Brust und doch wusste Harry, dass der Blonde in keiner unmittelbaren Gefahr schwebte. Aber das Zimmer hatte sich verändert. Die Atmosphäre im Zimmer hatte sich verändert. Irgendetwas Blauglühendes schien sie beide einzuhüllen. Helles Blau, das silbern glitzerte und nach einer gewissen Zeit konnte Harry erkennen, dass sie von einem Schutzschild umgeben waren. Ein magischer Schutzschild umgab sie und dieser Schild hatte ihn vor dem Cruciatus geschützt. Narzissa stand vor ihm, den Zauberstab immer noch erhoben. Harry konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen, aber er konnte den Wahnsinn in ihrer Stimme hören, als sie zu sprechen begann: „Das kann nicht sein! Was hast du getan? Das ist nicht möglich! Crucio!“ Innerlich stellte sich Harry schon auf die Schmerzen ein, die gleich folgen mussten, doch zu seinem Erstaunen traf der Fluch wieder nur den schimmernden Schild, der silbern aufleuchtete und den Fluch zu verteilen schien. Mit seltsam verzerrten Zügen starrte Narzissa Harry an, während ihre Stimmer schon beinahe hysterisch klang: „Wie hast du das gemacht? Es gibt keinen Schild, der gegen den Cruciatus wirkt. Was hast du getan?“ Kaum war der letzte Satz verklungen, als sich ganz plötzlich ihre Züge wieder entspannten und ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte und sie mit sanfter, fast singender Stimme sagte: „Aber eigentlich spielt das jetzt sowieso überhaupt keine Rolle mehr. Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich so dumm bist und hierher kommst. Mein Sohn war bereit zu sterben um dich zu retten und doch wäre sein Opfer umsonst gewesen.“ Langsam hob Narzissa ihren Zauberstab, schaute von Harry zu Draco und wieder zurück, ganz so, als ob sie abwägen würde, welcher von beiden ihr erstes Opfer sein würde. „Jetzt werde ich euch beide töten. Verabschiede dich, Harry Potter!“ Eiseskälte schwang in ihrer Stimme mit, während ihr Zauberstab nun genau auf Harry zeigte. Der Dunkelhaarige wollte etwas tun, wollte kämpfen, bemerkte aber mit Schrecken, dass er seinen Zauberstab am Eingang des Tunnels hatte fallenlassen, als er sich vor Draco geworfen hatte um diesen zu beschützen Und ohne Zauberstab war er so gut wie hilflos. Aber er musste etwas tun, auch wenn es sinnlos war. Er musste es zumindest versuchen, auch wenn es eher dem Versuch glich noch ein wenig Zeit zu schinden. Und so stellte sich Harry genau vor Draco und fragte: „Warum haben Sie mir all diese schrecklichen Dinge gezeigt, die Sie Draco angetan haben und warum haben Sie sie noch viel schlimmer gemacht, als sie tatsächlich waren? Warum?“ Narzissa liess sich Zeit mit ihrer Antwort, spielte mit ihrem Zauberstab und erklärte dann süffisant: „Du fragst tatsächlich nach dem Warum? Ist das nicht offensichtlich? Die beste Möglichkeit jemanden wie dich zu foltern ist, ihm zu zeigen, wie eine ihm nahestehende Person leiden muss und ihm dabei immer wieder zu zeigen, dass er absolut nichts tun kann um das zu verhindern, dass er nur hilflos zuschauen kann. Und ich wusste, dass du Draco magst, sogar mehr als magst. Aber jetzt genug geredet. Es ist Zeit für euch zu sterben.“ Plötzlich realisierte Harry, dass es zu spät war, dass er zu lange gezögert hatte. Alles, was er noch wollte, war Draco zu sagen, wie sehr er ihn liebte, dass er ihn noch ein letztes Mal küssen wollte und jetzt war es zu spät. Er würde sterben und Draco mit ihm. Für einen kleinen Moment war Harry bereit sich seinem Schicksal zu ergeben, aber dann stieg etwas in ihm auf. Er würde nicht einfach ohne zu kämpfen aufgeben. Er würde nie einfach so aufgeben. Seine Eltern hatten stolz gegen Voldemort gekämpft und waren für ihn gestorben und Draco war ebenfalls bereit gewesen für ihn zu sterben um ihn zu schützen. Harry wusste nicht, woher sie kam, aber plötzlich fühlte er seine Magie, die sich mit dem vermischte, was von Dracos Magie noch übrig war. Er konnte fühlen, wie sich die Magie um sie herum ausbreitete und plötzlich konnte er Dracos Gefühle spüren. Er sah Draco, als dieser ihn in der Zelle gefunden hatte, wie er auf ihn hinabschaute, ihn hielt und immer wieder seinen Namen rief und plötzlich wusste er, dass es kein Traum gewesen war, dass Draco ihn wirklich liebte und irgendwie gab ihm dieser Gedanke Kraft. Die Kraft, die er brauchte um aufzustehen und Narzissa entgegenzutreten. Wenn er schon sterben musste, dann würde er nicht kniend vor ihr auf den Tod warten. Magie floss um ihn herum und verdichtete sich zu einer schimmernden Blase, während Narzissa ihren Zauberstab hob, noch einen kurzen Moment innehielt und dann den Fluch sprach: „Avada Kedavra!“ * Völlig ausser Atem erreichte Hermine den Eingang zu Dumbledores Büro. Doch diesmal sprang der Wasserspeier nicht einfach beiseite, wie das letzte Mal, als sie dringend den Direktor sprechen musste. Schon fast verzweifelt versuchte Hermine ihn mit jeder Süssigkeit, die sie kannte dazu zu bewegen den Eingang freizugeben, allerdings vergeblich. Die grosse Steinstatue blieb wo sie war. Plötzlich rief eine etwas ölig klingende Stimme hinter ihr etwas, das wie ‚Kürbiseis‘ klang und der Wasserspeier sprang zur Seite und zum ersten Mal war es Hermine egal, dass der Hauslehrer von Slytherin hinter ihr stand. Ohne auf Professor Snape zu achten, der an ihr vorbei zur Treppe gehen wollte, stürmte Hermine hinauf ins Büro. Die Stufen kamen ihr beinahe unendlich vor, bis sie endlich schwer atmend im Büro stand. Snape folgte ihr etwas langsamer, wobei er immer wieder einen zweifelnden Blick auf das zerknüllte Pergament warf, das er in der Hand hielt. Dumbledore sass umgeben von seinen seltsamen Apparaturen an seinem Schreibtisch, hatte die Hände gefaltet und schien zu warten. Es schien fast so, als ob er gewusst hätte, dass sie kommen würden. „Professor Dumbledore…“, keuchte Hermine. „Harry ist verschwunden und Draco… .“ Severus Snape warf ihr einen missbilligenden Blick zu. Es gehörte sich einfach nicht, dass eine Schülerin und dazu noch eine aus Gryffindor ihn nicht zu Wort kommen liess. „Wenn Mrs. Granger die Güte haben würde, einen Moment zu schweigen…“, begann er herablassend, wurde aber von Dumbledore mit einer knappen Handbewegung unterbrochen: „Setzen Sie sich Mrs. Granger und kommen Sie erst wieder zu Atem. Severus, was führt dich zu mir?“ Severus legte das Pergament auf den grossen Schreibtisch und strich es vorsichtig glatt, bevor er leise, aber doch so laut, dass Hermine einen Ansatz von Hektik in seiner Stimme erkennen konnte, flüsterte: „Albus. Das hier habe ich im Gang vor dem Eingang zu den Quartieren der Slytherin gefunden. Ich denke Mr. Malfoy hat das verloren, als er hinausgegangen ist und ich müsste mich schon sehr täuschen, wenn der Brief nicht von Narzissa ist.“ Albus starrte nachdenklich auf das Pergament. Die Schrift war zwar diejenige von Lucius, aber mit ein paar Zaubern war die eigene Handschrift schnell gefälscht. Hermine, die trotz des leisen Tonfalls genau gehört hatte, was Snape gesagt hatte, trat näher zum Schreibtisch und schielte auf das Pergament. Kaum hatte sie gelesen, was da stand, wurde sie blass. „Direktor…. . Ich denke ich weiss, wo sie sind.“ Ein unauffälliges Nicken von Dumbledore forderte sie auf, weiterzuerzählen und plötzlich war Hermine ganz ruhig. „Harry kam vorhin in den Gryffindorturm und hat sich sehr seltsam benommen. Es schien, als ob er grosse Schmerzen haben würde, obwohl nirgends etwas war, was ihm hätte Schmerzen bereiten können. Er murmelte etwas, dass er Draco finden und ihn retten müsste. Ganz plötzlich ist er aufgesprungen und nach draussen gerannt. Als wir ihm nachgerufen haben, antwortete er nur etwas, das sich wie Heulende Hütte anhörte. Ich bin sofort hergekommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)