Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 24: 'Ich liebe dich!' Teil II ------------------------------------- Kapitel 24: „Ich liebe dich!“ Teil II Hermine rannte durch das Schloss bis sie endlich den grossen Wasserspeier erreichte, der den Eingang zu Dumbledores Büro bewachte. Sie wollte gerade den Namen jeder einzelnen Süssigkeit, die sie kannte, ausprobieren, als der Wasserspeier beiseite sprang und sie passieren liess. Die Treppe hinauf schien eine halbe Ewigkeit zu brauchen und doch fand sie sich nur wenige Augenblicke später Dumbledore gegenüber, der sie besorgt musterte. Hastig, sich immer wieder korrigierend und kaum einen Satz vernünftig zu Edne bringend, erzählte sie ihm, was sie von Draco erfahren hatte und als sie verstummte und versuchte Atem zu schöpfen, sah sie, wie Dumbledore bedrückt den Kopf schüttelte und etwas in seinen Bart murmelte. Augenblicklich überkam sie furchtbare Angst, dass es zu spät sein könnte, dass Narzissa Malfoy Harry schon weiss-Merlin-was alles angetan haben könnte. „Gut, Mrs Granger.“, sagte in dem Moment Dumbledore, der sie genauestens beobachtete hatte und jede Regung auf ihrem Gesicht hatte lesen können. Er wusste nur zu gut, wie grosse Sorgen sie sich um ihren Freund machte. Aber trotzdem. Er konnte nicht verantworten Harrys Freund da mit hineinzuziehen. Narzissa Malfoy war gefährlicher. Wahrscheinlich sogar gefährlicher, als sogar ihr Sohn vermutete. Er würde erst ein paar Vorbereitungen treffen müssen, bevor er sich auf den Weg zur Villa machte. „Sie gehen zurück zum Turm, ich werde mich darum kümmern.“, und an Ron Weasleys ungestümes Temperament denkend, fügte er noch hinzu: „Und tun Sie nichts unüberlegtes. Ich verspreche Ihnen, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde um Harry zu befreien.“ „Aber….“, Hermine wollte etwas sagen, wollte ihn fragen, was er zu tun gedachte, aber Dumbledore winkte nur ab und so verliess sie schliesslich sein Büro. Hilflosigkeit machte sich in ihr breit, während sie gegen das Bedürfnis ankämpfte, alles stehen und liegenzulassen und zunächst in die Bibliothek zu gehen und anschliessend alles, was möglich war zu Harrys Befreiung zu unternehmen. Auf der anderen Seite, wenn der Direktor sagte, dass er alles Menschenmögliche unternehmen werde, dann konnte sie sich doch darauf verlassen, oder? Immer noch geplagt von Zweifeln erreicht Hermine schliesslich den Eingang zum Gryffindorturm. * Kalter Wind blies Draco ins Gesicht, als er seinen Besen vorwärts jagte, trieb ihm Tränen in die Augen. Er wollte sich überhaupt nicht vorstellen, was seine Mutter in der kurzen Zeit Harry bereits angetan haben konnte. Er hatte soviel Zeit gebraucht, um ins Schloss zurück zu kehren und seinen Besen zu holen, soviel Zeit in der sie ihn schon hätte umbringen können. Aber Draco kannte seine Mutter, wusste, dass Harry nicht tot war, wusste, dass Narzissa es liebte, mit ihren Opfern zu spielen, ehe sie allem ein Ende machte. Er konnte Harry nicht verlieren, durfte ihn nicht verlieren. Nicht jetzt. Nicht nachdem sie sich vor der Heulenden Hütte erneut geküsst hatten, nicht nach dem, was er in Harrys Augen zu lesen gedacht hatte. Ganz plötzlich realisierte Draco, dass ihm Harry noch viel wichtiger war, als er eigentlich gedacht hatte. Er brauchte Harry. Harry war ausser seinem Vater die einzige Person, der er wirklich vertraute. Die einzige Person, der er genug vertraute um neben ihr schlafen zu können, die Person, mit der er zusammen sein wollte, in deren Nähe er sein wollte. Draco beugte sich noch dichter über den Griff seines Besens und jagte ihn vorwärts. Er konnte nicht zu spät kommen, durfte es einfach nicht. * Lucius stand gerade vor der Zaubererbank Gringotts und sprach mit einem seiner zahlreichen Geschäftspartner, als der Patronus ihn erreichte. Da unter seinen Bekannten, die ihm im Notfall einen Patronus schicken würde, niemand war, der ausgerechnet einen Thestral als Patronus hatte, versuchte er ihn zunächst zu ignorieren, doch als der Thestral anfing ungeduldig mit den Hufen zu schaffen und immer wieder den Kopf schüttelte und seine Flügel auf und zu klappte, entschuldigte er sich und ging in eine ruhige Ecke, wo er den Spruch löste, der den Patronus sprechen liess. Als er dann so ganz plötzlich und unerwartet die Stimme seines Sohnes hörte, erblasste er. Lucius hatte nicht einmal gewusst, dass sein Sohn einen Patronus beschwören konnte, noch dass dieser die Gestalt eines Thestralen annehmen und derart mächtig sein könnte. Ausgerechnet ein Thestral, das Tier, das wohl am stärksten von allen mit dem Tod verbunden war. Was hatte seine Frau ihrem Sohn nur angetan, dass dessen Patronus die Gestalt eines Thestralen annahm? Und jetzt hatte sie mitten in Hogsmeade Harry Potter entführt. Ausgerechnet Harry Potter. Was hatte Narzissa bloss getan? Sie musste wirklich den Verstand verloren haben, so wie er es bereits seit langem vermutet und doch nicht hatte wahrhaben wollen. Wie lange hatte Lucius zur Seite geschaut und stillschweigend akzeptiert, was Narzissa Draco angetan hatte? Er hatte versucht seinen Sohn zu schützen, aber meistens war er einfach nicht da gewesen. Aber dieses Mal war sie zu weit gegangen und irgendwie wusste Lucius, dass Draco alles tun würde, um Potter zu retten, obwohl Lucius nicht verstehen konnte, warum er das tun würde. Das einzige, was er sicher wusste, war, dass er diesmal nicht mehr wegschauen konnte, nicht, wenn er seinen Sohn nicht endgültig verlieren wollte. Dieses Mal musste er seinem Sohn helfen und vielleicht konnte er so wenigstens ein kleines bisschen von dem wieder gutmachen, was er vor Jahren versäumt hatte. * Als Draco endlich die Villa erreichte, begann es bereits dunkel zu werden. Nebel lag immer noch über dem Haus, aber Draco schien ihn überhaupt nicht zu bemerken. Irgendwo in der Ferne liess ein Käuzchen seinen klagenden Ruf erklingen. Doch auch dieser wurde, wie alle anderen Geräusche vom Nebel gedämpft und schliesslich erstickt. Draco landete vor der grossen Eingangstür und warf seinen Besen zur Seite, wo er ins feuchte Gras fiel. Normalerweise wäre er niemals derart sorglos mit ihm umgegangen, aber jetzt zählte jede Minute. Er hatte keine Zeit mehr zu verlieren. Draco riss die Eingangstür auf, ignorierte die überraschten Blicke der Hauselfen, die ihm begegneten und stürmte durch das Haus. Es gab nur eine Möglichkeit, wohin seine Mutter Harry gebracht haben konnte. Der Kerker. Draco hasste den Kerker. Er erinnerte ihn an seine Kindheit, an die Lektionen, die ihm seine Mutter erteilt hatte, an die Schmerzen und Demütigungen, die er dort hatte ertragen müssen. Wenn er irgend konnte, dann hielt er sich von den Kerkern fern, aber diesmal war alles anders. Ohne zu Zögern stiess er die dicke Eichentür auf, sprach den ‚Lumos‘ und ging die Treppen hinab. Seine Mutter musste hier irgendwo sein. Mit jedem Schritt, den er machte, begann Draco mehr zu frieren. Alte Erinnerungen verfolgten ihn. Er hörte die Schreie von Muggeln, die starben, hörte sie betteln und flehen, hörte sich selber. Hörte seine raue Stimme, wie er seine Mutter anbettelte aufzuhören. Zuerst flehte er, aber dann lernte er, dass flehen alles nur noch schlimmer machte und so verstummte er. Er lernte, still zu sein, lernte die Zähne zusammenzubeissen und manchmal auch sich so auf die Lippen zu beissen, dass diese anfingen zu bluten, um nicht zu weinen. Plötzlich hörte er Schritte, die näherkamen, die fast rannten. Seine Mutter. Er kannte ihre Schritte. Er hatte sie so oft gehört, hier in den Kerkern. Hier hatte sie eine ganz eigene Art zu laufen, schnell, fast so, als ob sich durch die Gänge huschen würde und er erkannte sie sofort. Sie musste ganz in der Nähe sein. Draco ging um die nächste Ecke und stand ihr plötzlich gegenüber. Im ersten Augenblick konnte er nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, ihm ein Schaudern über den Rücken lief und er eine Gänsehaut bekam. Lange Jahre hatten ihn gelehrt, sich vor seiner Mutter zu ducken und alles zu tun um zu verhindern, dass sie wütend wurde, hatten ihn gelehrt sie zu fürchten und es doch niemandem zu zeigen. „Was tust du hier, Draco? Solltest du nicht in der Schule sein?“, fragte Narcissa mit einer Stimme, kälter als Eis. Draco biss die Zähne zusammen. Er musste Harry retten und wenn er dafür gegen seine Mutter kämpfen musste, dann würde er das tun. „Wo ist er? Ich weiss, dass er hier ist.“ Narzissa lachte auf und es war ein wahnsinniges Lachen. „Natürlich ist er hier, mein Schatz. Willst du zuschauen, wie ich mit ihm spiele, so wie ich mit den anderen gespielt habe oder wie ich mit dir gespielt habe?“ Draco hob seinen Zauberstab. Er würde nicht zulassen, dass seine Mutter Harry folterte, so, wie sie ihn gefoltert hatte. Er würde nicht zulassen, dass sie ihm Harry wegnahm. Woher er plötzlich den Mut hernahm, wusste er nicht. Entschlossenheit breitete sich in ihm aus, als er sich aufrichtete, sich zum ersten Mal in seinem Leben, seit er sich erinnern konnte, nicht vor seiner Mutter duckte, ihr direkt ins Gesicht sah und nicht den Boden vor seinen Füssen musterte. Er wusste, dass, wenn er sich mit seiner Mutter anlegte, es vermutlich das letzte war, was er tat, aber er musste es tun. In dem Moment, in dem er sich für Harry und gegen seine Mutter entschieden hatte, hatte er gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde. Dass der Moment kommen würde, in dem er seiner Mutter gegenüberstehen würde und gegen sie würde kämpfen müssen. Er hätte sich nur gewünscht, noch etwas mehr Zeit zu haben, sich besser vorbereiten zu können. „Versuchst du etwa gegen mich zu kämpfen, Draco? Du weisst, dass du nicht mal den Hauch einer Chance gegen mich hast. Du bist schwach.“ Die letzten Worte zischte sie nur noch verächtlich. Draco spürte, wie Zorn in ihm aufstieg. Er hasste sie. Er hasste sie mit seinem ganzen Wesen. Das war nicht mehr seine Mutter. „Petrificus Totalus!“, schrie er. Narzissa blockte den Spruch und lachte höhnisch. „Ist das alles, was du zu bieten hast? Sectumsempra!“ Draco duckte sich blitzschnell und griff wieder an. Rote und blaue Blitze flogen durch die Luft. Wieder und wieder griff Draco seine Mutter an, blockte ihre Flüche und griff erneut an. Er war durch das Training mit Harry zwar deutlich besser geworden, aber gegen seine Mutter hatte er keine Chance und das wusste er. Er konnte nur hoffen, dass sein Patronus seinen Vater rechtzeitig erreicht hatte und dieser tatsächlich kam. Er musste Zeit gewinnen. Narzissas nächster Fluch riss ihm seinen Zauberstab aus der Hand und schleuderte ihn zu Boden, wo er zur nächsten Wand rollte. Langsam ging sie auf ihren Sohn zu, den Zauberstab erhoben, mit einem sadistischen Grinsen auf den Lippen. „Du hast mir nicht den Respekt gezeigt, der mir zukommt, Draco und dafür werde ich dich bestrafen müssen. Cru…“ Narzissa gelang es nicht den Spruch zu Ende zu sprechen. Ein roter Blitz flog direkt neben ihrem Kopf vorbei und traf mit einem lauten Krachen die Wand hinter ihr. „Es reicht, Narzissa!“, hallte eine dunkle Stimme durch die Gänge. „Wenn du kämpfen willst, dann kämpfe mit jemandem, der dir ebenbürtig ist.“ Draco drehte sich langsam um, sah mit Erleichterung, dass ihn sein Gehör nicht getrogen hatte, dass die Stimme tatsächlich seinem Vater gehört hatte, der jetzt mit erhobenem Zauberstab immer näher kam. „Vater! Du hast meinen Patronus bekommen.“, flüsterte er, mit seiner Fassung kämpfend. Lucius Malfoy nickte bloss und gab Draco seinen Zauberstab zurück. „Geh jetzt und befreie ihn.“, sagte er mit einem kleinen Lächeln. „Ich halte sie auf. Aber beeile dich.“ Draco nickte und nahm seinen Zauberstab. Mit einem letzten Blick auf seinen Vater drehte er sich um und folgte dem Gang tiefer in die Kerker. Lucius Malfoy lächelte dunkel und stellte sich gegenüber von Narzissa in Position. „Nun zeig mir, was du wirklich kannst!“, forderte er sie heraus. * Draco betrat die Zelle. Die Zelle, in der Narzissa ihm immer ihre Lektionen erteilt hatte. Die Zelle, in der er gefühlt die Hälfte seines Lebens verbracht hatte und in der er sich immer noch in seinen zahlreichen Albträumen wiederfand. Es musste diese Zelle sein. Er wusste es einfach. Er spürte, dass sich Harry in dieser Zelle befinden musste. In dergleichen Zelle, in der auch er immer gewesen war, die er so gut kannte, dass er ohne zu Überlegen die Anzahl Steine, welche die Tür umgaben hätte nennen können. Irgendwo in den Gängen konnte er Schreie und die Geräusche des Kampfes zwischen seinem Vater und seiner Mutter hören und er wusste, dass sein Vater alles tat um sie aufzuhalten. Draco konnte nur hoffen, dass Lucius überleben würde, dass er seiner Mutter im Kampf noch gewachsen war. Draco hob seinen Zauberstab um mehr sehen zu können. An der Wand gegenüber der Tür hing ein Körper, in denselben Ketten, in denen er regelmässig gehangen hatte. Im gleichen Moment erkannte er das unordentliche schwarze Haar und wusste, dass er Harry gefunden hatte. Der Gryffindor hing vollkommen leblos in den Ketten. Seine Kleidung war zerrissen und Draco konnte mehrere lange Schnitte auf seinem Brustkorb ausmachen. Überall war getrocknetes Blut, an der Kleidung, am Körper und in grossen Lachen auf dem Boden und aus irgendeiner Wunde tropfte es immer noch auf die Steine. Ein schrecklicher Gedanke schoss Draco durch den Kopf. Er war zu spät. Harry war tot. Ohne nachzudenken rannte er zu dem Schwarzhaarigen und versuchte die Ketten zu lösen. Unter seinen Händen konnte er das schwache Heben und Senken von Harrys Brustkorb spüren. Merlin sei Dank, er lebte noch, schien aber bewusstlos zu sein. Vorsichtig setzte sich Draco mit dem leblosen Körper auf den Boden und bettete Harrys Kopf auf seinen Schoss. Zärtlich schob er eine Strähne des schwarzen Haars beiseite, liess seine Finger über das markant geschnittene Gesicht wandern und flüsterte immer wieder: „Du darfst nicht sterben, hörst du. Halt noch ein wenig durch. Hilfe ist unterwegs. Wage es ja nicht zu sterben und mich hier allein zu lassen, Harry Potter.“ Dabei löste sich eine Träne aus seinem Auge, rollte silbern glitzernd seine Wange hinab und fiel auf Harrys Hand, die er fest umklammert hielt, aber Draco bemerkte es nicht, bemerkte nicht, wie der einen Träne weitere folgten und er anfing zu weinen. Um Harry herum war alles dunkel und es kam ihm vor, als ob er in einer schwarzen Wolke gefangen wäre. Er wollte nicht aufwachen, wollte Narzissa Malfoy nicht wiedersehen, wollte den Wahnsinn in ihren Augen nicht mehr sehen müssen. Aber irgendetwas war anders. Er spürte eine hauchzarte Berührung, fühlte, wie etwas auf seine Hand tropfte, die gehalten wurde, eine sanfte Stimme, die etwas flüsterte. Eine Stimme, die er kannte, die es schaffte, die Dunkelheit zu durchdringen, die ihn umgab. Aber wer war es? Wer sprach so mit ihm? Hier war niemand, ausser Narzissa. Ein Gefühl von Geborgenheit und Wärme umgab ihn, schenkte ihm Sicherheit. Die Finger streichelten immer noch sein Gesicht, zärtlich, liebevoll. Graue Augen und platinblondes Haar. Draco. Er war hier, er war bei ihm. Draco hatte ihn gefunden. Harry versuchte etwas zu sagen, versuchte ihm zu sagen, dass es ihm gut ging und er sich keine Sorgen zu machen brauchte, aber er schaffte es nicht auch nur die Lippen zu bewegen. Die Dunkelheit kam zurück. Er versuchte gegen sie anzukämpfen, versuchte wachzubleiben, hatte Angst, dass, wenn er einschlief und dann wieder aufwachte, alles nur ein schöner Traum gewesen war. Das letzte, was er hörte, bevor ihn die Dunkelheit wieder umfing, war, wie Draco flüsterte: „Ich liebe dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)