Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 14: Hogsmeade Wochenende Teil II ---------------------------------------- Kapitel 14: Hogsmeade Wochenende Teil II Als sie aus der Hütte nach draussen traten, hatten Harry und Draco den Eindruck, als ob es noch einmal etwas kälter geworden wäre. Schnee fiel in winzigen Flocken vom Himmel und wirbelte durch die Luft. Von den anderen Schülern war weit und breit niemand zu sehen und über allem lag eine grenzenlose Stille, die ihnen das Gefühl vermittelte, die einzigen zwei Lebewesen auf der ganzen Welt zu sein. Harry atmete die kalte, klare Luft tief ein und langsam beruhigte er sich wieder. Er liebte den Winter, liebte es, wenn es schneite und die Erde unter eine weissen Decke verschwand. Bei seinen Verwandten hatte er zwar im Winter immer Schnee schaufeln müssen, aber das hatte seiner Vorliebe für den Schnee keinen Abbruch getan. Für einen Moment genoss er die Ruhe bis Draco mit jammernder Stimme die Stille durchbrach: „Lass uns endlich zum Schloss zurückgehen, Harry. Es schneit, es ist kalt und ich friere.“ Harry sah überrascht zu Draco. Da mochte wohl jemand den Winter nicht. Er bekam zwar selber auch langsam kalte Füsse, aber die Gelegenheit, Draco ein wenig zu ägern, konnte er sich nicht entgehen lassen. „Draco, Draco. Wie kannst du nur so unromantisch sein? Schau nur, wie schön alles aussieht, wie weiss alles ist.“ Draco schnaubte nur verächtlich. Ihm war kalt und er wollte zurück ins Schloss, aber Harry fuhr schon fort, diesmal allerdings mit einem Glitzern in den Augen, das nichs Gutes verhiess: „Ausserdem kann man einen Schneemann bauen oder eine Schneeballschlacht machen.“ Draco grummelte ein wenig, bevor er jetzt schon nicht mehr ganz so jammernd sagte: „Ich habe noch nie einen Schneemann gebaut oder bei einer Schneeballschlacht mitgemacht. Meine Eltern haben es mir nicht erlaubt, im Winter gross nach draussen zu gehen.“ Das meinte Draco jetzt doch nicht etwa ernst? Harry sah ihn erstaunt an. Aber wenn er es sich überlegte, hatte er nie beobachtet, dass sich Draco in der Schule irgendwann einmal an einer Schneeballschlacht beteiligt hätte und das Glitzern in seinen Augen verstärkte sich. Ein kleiner Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass sie noch genug Zeit hatten und so kam, was kommen musste: „Lass uns einen Schneemann bauen!“ „Was?“ Draco sah ihn entsetzt an. So hatte er sich das nicht gedacht. „Ja, einen Schneemann. Du weisst schon, diese Figuren, die aus drei Schneekugeln bestehen.“ Draco funkelte Harry drohend an: „Ich weiss, was ein Schneemann ist.“ Harry hatte den Eindruck, dass Dracos Augen Funken sprühen würden, wenn sie denn könnten und konnte es einfach nicht lassen, noch einen draufzusetzen. Seine Augenbrauen zogen sich belustigt in die Höhe und er fragte spöttisch: „Tatsächlich? Weisst du auch, wie einer gebaut wird?“ Dracos Augen blitzten und er warf Harry einen Blick zu, der klar besagte, dass er Harry zwar für völlig übergeschnappt hielt und an seinem Verstand zweifelte, aber gleichzeitig vor einer Herausforderung nicht zurückweichen würde. „Wer früher fertig ist. Und das wirst nicht du sein, Harry.“, forderte er den Gryffindor heraus. „Einverstanden, aber glaube nicht, dass ich Rücksicht nehme, nur weil du noch nie einen Schneemann gebaut hast.“, nickte Harry. „Das wird auch nicht nötig sein. Auf drei geht es los. Eins, zwei, drei.“ Beide stürmten davon und formten zunächst einen kleinen Schneeball, den sie durch den Schnee rollen konnten und der rasch grösser wurde. Harry warf einen kurzen Blick zu Draco, der offensichtlich genau wusste, was er tat. Seine blonden Haare hatten sich aus ihrer Frisur gelöst und hingen ihm wirr ins Gesicht, aber das schien ihn nicht zu stören, er schien es nicht einmal zu bemerken. Sein ganzes Gesicht drückte höchste Konzentration aus und Harry musste sich sehr zusammenreissen, an seinem eigenen Schneemann zu bauen, anstelle die ganze Zeit Draco zu beobachten. Wusste der Blonde eigentlich, wie anziehend er wirkte, wenn er sich so voll und ganz auf eine Sache konzentrierte? Draco hatte zunächst einen kleinen Schneeball geformt und rollte diesen nun in immer grösser werdenden Kreisen durch den Schnee. Wie lange hatte er sich eigentlich schon heimlich gewünscht, einmal einen Schneemann bauen zu können? Als Kind hatte er immer heimlich die Muggelkinder beobachtet, wie sie im Winter draussen herumgetobt waren. Hatte sie beobachtet, wie sie Schneemänner mit Kohlestücken als Augen und Karotten als Nasen gebaut und Schneeballschlachten gemacht hatten. In Hogwarts war es nicht anders gewesen. Während sich die anderen Schüler im Schnee amüsiert hatten, hatte er am Fenster gestanden, spöttisch gelächelt und doch eigentlich nichts lieber gewollt, als auch nach draussen zu gehen und mitzumachen. Aber so etwas gehörte sich für einen Malfoy nicht. Langsam war die erste Kugel gross genug und so machte er sich daran, die Zweite zu formen. Auch Harry war mit der ersten Kugel fertig geworden und nun daran die Zweite und auch die Dritte zu formen. In der Zwischenzeit hatte sich der Himmel weiter zugezogen und sich der Schneefall verstärkt, der jetzt in grossen Flocken vom Himmel fiel. Weder Draco noch Harry bemerkten etwas. Beide waren sie viel zu sehr mit ihren Schneemännern beschäftigt. Die Schneeflocken legten sich auf die Spuren, die sie hinterlassen hatten, als sie zur Hütte gegangen waren, füllten sie auf und liessen sie verschwinden. Die übrigen Schüler waren schon als es anfing zu schneien ins Schloss zurückgekehrt und nicht mehr lange und es würde anfangen zu dämmern. Harry setzte seine letzte Kugel, die den Kopf darstellen würde, auf seinen Schneemann, ging einmal um ihn herum, überlegte kurz und zückte dann seinen Zauberstab. Ein paar kleinere Details fehlten noch. Nach kurzem Überlegen wuchs dem Schneemann eine lange, etwas gebogene Nase. In den Händen hielt er nun einen Zauberstab und einen Kessel und der Gesichtsausdruck konnte nur als finster bezeichnet werden. Harry trat einen Schritt zurück und drehte sich dann nach Draco um. Der Blonde war in diesem Moment ebenfalls fertig geworden und bewunderte sein Werk. „Wir sind gleichzeitig fertig geworden.“ Nur mit Mühe gelang es Harry, seinen Blick von Draco zu lösen und dem Schneemann zuzuwenden. Seit wann fiel es ihm so schwer, sich in Dracos Gegenwart zu konzentrieren? „Das war wohl...“, was immer Harry noch sagen wollte, blieb ihm im Hals stecken, als er versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Dracos Schneemann war eher eine Schneefrau und mit dem straffen Haarknoten und dem strengen Gesichtsausdruck war eine gewisse Ähnlichkeit mit Professor McGonagall einfach nicht zu verleugnen. Als Draco sah, wie Harry beim Anblick seines Schneemanns ein Lachen zurückhalten musste, spürte er im ersten Moment einen dumpfen Schmerz in seinem Inneren. Am liebsten hätte er sich umgedreht und hätte sich gleich auf den Weg zurück zum Schloss gemacht. Wie hatte er das vergessen können. Er war ein Malfoy und ein Malfoy baute keine Schneemänner, aber genau der gleiche Grund verbot ihm auch, einfach zurück zum Schloss zu stürmen. Harry konnte sich kaum mehr beherrschen und deutete nur wortlos auf seinen eigenen Schneemann und langsam begann es Draco zu dämmern, was Harry so amüsant fand. Der Kessel und die lange, gebogene Nase. Harrys Schneemann glich Professor Snape aufs Haar. Sogar den Gesichtsausdruck, den der Lehrer immer hatte, wenn er genau wusste, dass Longbottom demnächst seinen Kessel wieder in die Luft sprengen würde, hatte der Gryffindor perfekt eingefangen. Langsam liess er seinen Blick von Harrys Schneemann zu seinem eigenen wandern. Beide Figuren schienen sich anzuschauen, fast miteinander zu sprechen. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du Professor Snape als Schneemann gebaut und sogar an den Zauberstab und den Kessel gedacht hast.“, brachte Draco nun auch nur noch mit Mühe hervor. „Er sieht genauso aus, wenn er vor seiner Klasse steht. Allerdings ist es wohl besser, wenn er von diesem Meisterwerk nie etwas erfährt.“ Harry konnte nur noch nicken. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie Snape reagieren würde, wenn er davon erfahren würde, dass er vor der Heulenden Hütte als Schneemann herumstand. „Ausser du erzählst ihm etwas, wird er es nie erfahren. Mal abgesehen davon bezweifle ich, dass McGonagall so begeistert von ihrem Ebenbild hier wäre.“ Diese Bemerkung liess alle Dämme brechen, als sie sich vorstellten, wie wohl Snape und McGonagall reagieren würden, wenn sie von ihren Doppelgängern wüssten. Harry stockte für einen kurzen Moment der Atem. Es war immer wieder ein faszinierender Anblick, wenn Draco wirklich lachte. Sein ganzes Gesicht veränderte sich. Die Augen glänzten silbern und seine sonst so strengen, fast verkrampften Gesichtszüge wurden weich, entspannten sich und er begann von innen her zu strahlen. Wie konnte ein Mensch nur so schön sein? Plötzlich spürte Draco Harrys Augen auf sich ruhen und als er aufsah, blickte er in zwei tiefe, dunkelgrüne Seen. Warum war ihm eigentlich früher nie aufgefallen, wieviele Schattierungen grün haben konnte? Das zerzauste schwarze Haar war feucht vom Schnee, die Wangen waren gerötet und Harrys Lippen standen leicht offen. Draco spürte Harry Blicke und fühlte sich plötzlich nackt unter ihnen. Seine Haut kribbelte, als sich die feinen Häärchen aufstellten und er hatte das Gefühl, dass Harry durch alles hindurch bis in sein Innerstes blicken konnte und dort einfach alles sah. Noch nie hatte sich Draco in der Gegenwart eines Anderen derart nervös, unsicher und verletzlich gefühlt. Noch immer hallten die Worte seiner Mutter in seinem Ohr: „Ein Malfoy hat keinen Gesichtsausdruck. Um Andere zu beherrschen, musst du als allererstes dich selber beherrschen.“ Das, was danach gekommen war, gehörte zu den Dingen, die Draco am liebsten vergessen würde. All die Jahre hatte er gelernt, sich unter allen Umständen zu beherrschen und keine Gefühle zu zeigen. Während all der Jahre hatte Draco es geschafft eine Mauer um sein Inneres zu bauen, eine Mauer, die keine Lücken hatte und keinerlei Schwäche zeigte und dann war Harry Potter gekommen. Mit einer einzigen Geste hatte er es geschafft, dass diese Mauer langsam in sich zusammengebrochen war und jetzt, als er Draco langsam musterte, blieb nichts mehr davon übrig. Harrys Blick schien tiefer zu gehen, als jeder einzelne seiner Mutter. Draco hatte das Gefühl, dass er jeden Moment rot werden müsste und so tat er das Einzige, was ihm in diesem Augenblick einfiel. Er setzte seine Maske wieder auf und sagte kühl: „Gehen wir zum Schloss zurück. Es fängt bald an zu dämmern und im Gegensatz zu dir ist es mir nicht egal, wenn ich mir eine Strafarbeit einhandle.“ Harry sah ihn erstaunt an. Was war denn nun in Draco gefahren? Mit dieser Stimme hatte er den Blonden schon lange nicht mehr sprechen hören. Noch einmal musterte er Draco intensiv und für einen Moment hatte er den Eindruck, so etwas wie Unsicherheit in seinen Augen lesen zu können. Aber das konnte doch eigentlich nicht sein. Draco Malfoy und unsicher? Aber warum hatte er dann seine Maske wieder aufgesetzt? In diesem Moment drehte sich Draco um und wollte sich auf den Rückweg zum Schloss machen. Harry zögerte nicht lange, nahm eine Handvoll Schnee, formte daraus einen kleinen, festen Ball und rief: „Hast du nicht noch etwas vergessen?“ Als Draco sich umdrehte, warf er den Schneeball mit aller Kraft nach ihm. Draco versuchte zwar noch auszuweichen, aber so ganz gelang es ihm nicht und der Schneeball traf seine Schulter, wo er einen weissen Fleck hinterliess. Draco spürte, wie ihn Harrys Schneeball an der Schulter traf und zögerte keinen Moment: „Du willst also eine Schneeballschlacht riskieren? Die kannst du haben!“, rief er mit einem übermütigen Blitzen in den Augen. „Aber glaube bloss nicht, dass du auch nur den Hauch einer Chance gegen mich hast, Harry.“ Der Schwarzhaarige war schon dabei, einen neuen Ball zu formen und antwortete: „Wenn du dich da mal nicht täuschst. Beweise es. Aber ohne Magie.“ „Nichts leichter als das.“ Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen des Blonden, während er sich daran machte, einen kleinen Vorrat an Schneebällen anzuhäufen. Harry hatte keine Chance gegen ihn. Der Gryffindor tat es ihm gleich und begann, fleissig Bälle zu formen. Das wäre doch gelacht, wenn er Draco in einer Schneeballschlacht nicht schlagen könnte. Immerhin hatte der Slytherin noch nie an einer Schneeballschlacht teilgenommen. So schwer konnte es also nicht sein gegen ihn zu gewinnen. Nach einer Weile hatte Harry einen ansehnlichen Haufen Schneebälle vor sich liegen und die Schlacht konnte beginnen. Draco erwies sich als erstaunlich treffsicher und so fluchte Harry mehr als einmal laut, wenn ihn wieder einer der Bälle des Blonden trafen. Er würde am Abend sicher überall blaue Flecken haben. Aber auch Draco erging es nicht viel besser. Zwar war er beim Ausweichen etwas schneller als Harry, aber der machte dies durch ein Mehr an Erfahrung problemlos wett. Als sie all ihre Schneebälle verschossen hatten, machten sie sich so schnell wie möglich daran, neue zu formen. Langsam wurde es später und durch die dunklen Wolken fing es bereits an, leicht zu dämmern, während die dicken Schneeflocken immer noch vom Himmel fielen und die beiden Jungen unbemerkt umtanzten. Für einen kurzen Augenblick dachten weder Draco noch Harry an die Schule, die Projektarbeit oder die Probleme in ihren Häusern. Stückchenweise waren sie immer näher an den Wald herangekommen, den sie durchqueren mussten, wenn sie von hier aus zurück zum Schloss wollten. Geschickt suchten sie Deckung hinter den dicken Stämmen, versuchten immer wieder kleine Vorräte an Schneebällen anzulegen, was jedoch rasch unterbrochen wurde um mit dem nächsten Ball nach dem Gegner zu werfen. Dabei hallte ihr Lachen ungehindert durch den Wald. Die Finger waren vom Schnee bereits eiskalt, doch das störte sie nicht. Schneeball um Schneeball wurde geformt und flog durch die Luft. Schliesslich lehnte sich Draco erschöpft und schwer atmend an einen Baumstamm. Sein Mantel und vor allem seine Robe waren vom Schnee völlig durchnässt und wie seine Haare aussahen, wollte er lieber gar nicht erst wissen. Aber er hatte noch nie an einem einzigen Nachmittag derart viel Spass gehabt wie an diesem. Wo war eigentlich Harry geblieben? Der letzte Schneeball war hinter einem Baumstamm schräg vor ihm hervorgekommen, aber jetzt hatte schon eine gewisse Zeitlang Ruhe geherrscht. Als Harry sah, dass sich Draco an den Baumstamm lehnte um Pause zu machen, sah er seine Chance gekommen. Vorsichtig, immer auf Deckung bedacht, begann er, sich an den Blonden heranzuschleichen. Die beginnende Dämmerung, die im Wald noch viel stärker zu spüren war als bei der Hütte, erleichterte ihm sein Vorhaben. Schliesslich erreichte er den Baum, an dem der Blonde lehnte, bückte sich vorsichtig und hob einen kleinen Haufen losen Schnees auf. Draco hatte sein Kommen nicht bemerkt. Er lehnte immer noch schweratmend mit halbgeschlossenen Augen an seinem Stamm, die nassen Haare klebten ihm in der Stirn und an seiner Roben hingen Schneeklumpen. Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich und fuhr herum, nur um in unheilverkündend glitzernde grüne Augen zu sehen. Er zögerte einen ganz kurzen Moment, genau den Moment zu lange, in dem ihn Harry am Kragen packen konnte. Draco spürte, wie sein Umhang von ihm weggezogen wurde und kurz darauf Harrys kalte Hand einen Berg Schnee in die entstandene Lücke stopfte. Der schmelzende Schnee lief eiskalt Dracos Rücken hinunter und hinterliess ein unangenehm nasses Gefühl. Das würde Harry ihm büssen, wie konnte er es wagen, ihm Schnee in den Kragen zu stopfen? Harry sah, wie sich Dracos Gesichtsausdruck bedrohlich verdunkelte, wie ein Sturm in den grauen Augen aufzog und beschloss, dass jetzt der geeignete Zeitpunkt gekommen war, um die Flucht zu ergreifen. Draco zögerte keinen Augenblick und nahm die Verfolgung auf. Harry hetzte durch den Wald und für eine Weile hörte er nichts ausser seinem eigenen Keuchen. Plötzlich fühlte er ein deutliches Ziehen an seinem Ärmel. Draco hatte ihn eingeholt. Durch den Ruck verlor er das Gleichgewicht und stolperte. Draco half mit einem kräftigen Stoss nach und wenig später lag Harry auf dem Rücken im Schnee, während Draco über ihm kniete und ihn teuflisch angrinste: „Du solltest eigentlich wissen, dass es klüger gewesen wäre, mir keinen Schnee unter den Umhang zu stopfen.“ Harry versuchte sich zu wehren und wand sich unter Draco, der ihn unerbittlich festhielt und ihm langsam aber sicher eine Handvoll Schnee nach der anderen in seinen Pullover schob. Harry kreischte entsetzt auf und endlich gelang es ihm den Blonden abzuschütteln und sich aufzusetzen. Drohend blickte er Draco an, der jetzt selber beschloss, dass es eindeutig höchste Zeit war, möglichst zügig ins Schloss zurückzukehren. Allzuweit kam er nicht. Nach nur wenigen Schritten hatte ihn Harry eingeholt und drückte ihn gegen einen Baumstamm. Eine Augenblick standen sie beide nur da und keuchten sich an. Schliesslich schaute Harry ihm direkt in die Augen und flüsterte drohend: „Jetzt habe ich dich und meine Rache wird furchtbar sein.“ Draco starrte ungerührt zurück, bevor er herausfordernd antwortete: „Bist du dir da so sicher?“ Einen kleinen Augenblick war Harry unkonzentriert. Einen winzigen Augenblick hatten ihn die grauen Augen abgelenkt, aber dieser Augenblick reichte Draco. Für Harry völlig überraschend machte er einen Schritt zur Seite, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht und kurz darauf fand sich Harry an den Baum gepresst wieder. Langsam kam Dracos Gesicht immer näher, bis er Harry mit einem neckenden Unterton ins Ohr flüsterte: „Ich dachte, du wolltest dich rächen.“ Harrys Nackenhaare stellten sich auf, als er den warmen Atem an seinem Hals spürte. Ein seltsames Gefühl machte sich in seinem Magen breit, als Draco sich gerade soweit wieder entfernte, dass er ihm in die Augen schauen konnte. Harry spürte, wie sein Mund trocken wurde. Die Luft um ihn herum schien zu knistern. Draco blickte in die grünen Augen, die ihn wie gebannt anstarrten. Das schwarze, vom Schnee nasse Haar klebte an Harrys Stirn, sein Gesicht war von der Kälte und dem Schnee gerötet. Die dicken, weissen Flocken legten sich auf die schwarzen Haare um dort langsam zu schmelzen. Für einen Moment hatte er das Gefühl in Harrys Augen zu versinken. Durch seinen Mantel hindurch konnte er die Wärme spüren, die von Harry ausging und wurde langsam immer näher gezogen. Harrys Lippen teilten sich vor Überraschung etwas, so, als ob er etwas sagen wollte, doch dann schlossen sich seine Augen langsam. Fast von alleine schloss sich die schmale Lücke zwischen ihnen und ganz sanft, wie ein Frühlingswind, streiften sich ihre Lippen um sich wieder anzunähern. Draco spürte, wie Harry leicht zu zittern begann, verharrte einen Moment und schloss dann abermals den kleinen Abstand zwischen ihnen. Für einen kurzen Augenblick rührte er sich nicht, versuchte, die vielen Empfindungen, die auf ihn einströmten, irgendwie zu verarbeiten und konnte doch nichts tun, ausser fühlen. Vorsichtig liess er seine Zunge in Harrys Mund gleiten. Er spürte eine kühle Hand in seinem Nacken, die ihn näher zog, streichelte, liebkoste. Endlich trafen sich ihre Zungen, berührten sich und begannen ihren uralten Reigen zu tanzen. Unter seinen Fingern konnte er Harrys Haar fühlen, deutlich weicher, als es sein Aussehen vermuten liess. Seine andere Hand wanderte langsam über seinen Rücken und unter den Pullover, wo sie die weiche, kühle Haut berührte. Harry keuchte leise auf und drückte sich näher an Draco. Seine Hand hatte er mit den seidigen, blonden Haaren verflochten. Seine Haut kribbelte und er fühlte sich gewärmt, sicher und vollständig. Für einen kurzen Moment hoffte Draco, dass die Zeit anhalten würde, dass die Welt aufhören würde zu drehen. Er wollte, dass dieser Moment nie endete. Es fühlte sich so richtig an, wie nach Hause kommen. Er fühlte sich endlich geliebt, obwohl er nicht wusste, welche Teile in seinem Inneren vorher dunkel gewesen waren. Niemand sah die beiden Jungen im Wald stehen und niemand sah, wie zuerst aus Dracos magischer Aura silberne Fäden zu entstehen begannen und sich anschliessend Harrys eigene Aura in einer goldenen Wolke, die ihn umgab, zeigte. Für einen Augenblick standen sie nur dort im Wald unter dem schneebedeckten Baum und küssten sich, jeder in seine eigene Aura gehüllt. Langsam berührten sich ihre Auren, die Grenzen der goldenen Wolke begannen durchlässig zu werden und die silbernen Fäden zogen durch sie hindurch, wickelten sich um Harry, während die goldene Wolke an ihnen entlang wanderte und Draco miteinhüllte. Die Schneeflocken schmolzen, sobald sie mit der Aura in Berührung kamen. Draco und Harry fühlten sich gewärmt und beschützt, auch wenn sie nicht spürten, wie sich ihre Magie verstärkte und sich ihre verflochtenen Auren verdichteten. Plötzlich begann ihre gemeinsame Aura in einem warmen Licht zu glühen und erleuchtete die gesamte Lichtung, auf der sie standen. Mit einem lauten Krachen brach ein Ast unter seiner schweren Last und Harry und Draco fuhren auseinander. Grau traf grün und beide sahen gleichermassen geschockt aus. Überdeutlich bemerkte Harry, dass er eine Hand in Dracos Nacken liegen hatte und die andere mit seinem Haar verflochten war. Er spürte Dracos Hand unter seiner Robe auf seinem Rücken liegen und ganz langsam dämmerte es ihm. Er hatte jetzt nicht gerade wirklich Draco Malfoy geküsst, oder? Er konnte immer noch die Lippen auf seinen spüren, die Wärme, die von Dracos Körper ausging. Nach Luft schnappend stiess er Draco von sich weg, drehte sich um und rannte zurück zum Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)