Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 10: Nachhilfeunterricht Teil II --------------------------------------- Kapitel 10: Nachhilfeunterricht Teil II Dracos Woche war nicht ganz so ruhig verlaufen wie Harrys. Nach dem Brief in der Grossen Halle konnte er die feindlichen Blicke seiner Mitbewohner im Rücken fühlen, völlig unabhängig davon, wo er hinging und wenn nicht Vince und Greg gewesen wären, die ihn überall hinbegleiteten, so war er sicher, dass er die Woche nicht unbeschadet überstanden hätte. Am Freitag wartete Harry vor der Bibliothek auf ihn. Als er Draco kommen sah, ging er ihm ein Stück entgegen und sagte anstelle einer Begrüssung: „Ich habe den perfekten Raum zum Üben für uns gefunden. Er ist im vierten Stock, versteckt hinter einer Ziegelsteinmauer. Komm schon mit.“ Draco folgte Harry zögerlich durch die Korridore. Der Gryffindor kannte eindeutig mehr Geheimnisse und Geheimgänge im Schloss, als gut für ihn war. Im vierten Stock hielt er vor der Ziegelsteinwand und erklärte: „Der Raum wird Raum der Wünsche genannt. Du musst dreimal vor der Wand hin und her gehen und dir dabei den Raum vorstellen, den du brauchst.“ Während Draco nur staunend nickte, setzte Harry das eben Erklärte sofort in die Tat um und ging dreimal konzentriert vor der Wand auf und ab bis eine Tür erschien. Ohne zu Zögern öffnete der Gryffindor sie und ging hindurch, dicht gefolgt von Draco. Sie betraten einen grossen Raum. Auf der rechten Seite lagen mehrere Kissen, auf der linken standen ein grosser Tisch mit Stühlen. Auf dem Tisch lagen Pergamente und einige Bücher. Ein Kaminfeuer verbreitete wohlige Wärme. Der Raum war einfach perfekt. Draco blickte sich um, ging zum Tisch und stellte seine Tasche ab. „Hast du etwas Interessantes zum Patronuszauber herausgefunden?“, fragte er, als er sich setzte. Harry setzte sich dazu und kramte einige Pergamente aus seiner Tasche hervor. „Zum ersten Mal werden Dementoren in einem etwa 2500 Jahre alten Bericht erwähnt. Danach tauchen sie nur noch gelegentlich auf, meistens irgendwo in Osteuropa. Vor ungefähr 2000 Jahren wuchs ihre Zahl dramatisch an und sie breiteten sich über den gesamten Kontinent aus. Eine Quelle beschreibt sie als Schwarze Zauberer, die versuchten, das unendliche Leben zu erreichen, indem sie dadurch die Energie von Liebe, Hoffnung und Glück ihrer Umgebung nutzten. Die Welt wurde dunkel. Der Patronuszauber war damals schon bekannt, allerdings nur als weitere Möglichkeit Botschaften zu verschicken und Zauberer eindeutig zu erkennen. Wie genau es geschehen ist, erzählen die Quellen nicht, aber irgendjemand beschwor einen sehr mächtigen Patronus. Dieser hat dann die Dementoren auf das reduziert, was sie heute sind. Die Legende erzählt, dass danach ein Stern mit Schweif für mehrere am Nachthimmel zu sehen war.“ „Das passt.“, erwiderte Draco aufgeregt, während er nun seinerseits seine Pergamente durchblätterte, die im Gegensatz zu Harrys ordentlich beschriftet und sortiert waren. „Ich habe etwas über ein ungewöhnliches astronomisches Ereignis vor ungefähr 2000 Jahren gefunden. Ausserdem sagte die Quelle, dass zu der Zeit die Sonne in einem speziellen Winkel zu den Sternbildern Draco und Leo stand. Diese Konstellation gibt es nur ein einziges Mal im Jahr, meistens irgendwann im Frühling und ich denke, dass ist der Zeitpunkt, zu dem wir den Patronus rufen und verbinden müssen. Ich zeige dir die Diagramme und Berechnungen.“ Draco nahm ein kleines Blatt Pergament und zeichnete die beiden Sternbilder, ergänzte die Sonne und ein paar Linien, sowie einige andere Sterne. Dann folgten ein paar Formeln und Berechnungen. „Ich lasse diesen Teil aus. Du hast keine Arithmantik belegt, daher ist es sinnlos zu versuchen, dir die Berechnungen zu erklären. Der nötige Winkel zwischen den beiden Sternbildern und der Sonne wird jedenfalls am 28. März um elf Uhr abends wieder erreicht.“ Harry nickte: „Das ist drei Wochen, bevor wir die Ergebnisse vom Projekt abgeben müssen.“ „Ja. Ich denke, wir sollten genug Zeit haben, die Ergebnisse zu interpretieren und die nötigen Berichte zu schreiben.“, sagte der Blonde und machte sich ein paar Notizen auf einem leeren Pergament. „Wann müssen wir mit dem Brauen anfangen?“fragte Harry unwillig. Ihm war deutlich anzumerken, dass er sich nicht auf diesen Teil freute. „Direkt nach Neujahr.“, antwortete Draco, nachdem er noch einmal in seinen Unterlagen nachgeschaut hatte. „Das genaue Datum müssen wir allerdings noch berechnen.“ „Das ist gut. Dann habe ich ja noch jede Menge Zeit, meine Lücken in Zaubertränke zu stopfen“, grinste Harry matt, „und wir können in Ruhe am Patronus arbeiten.“ Draco lächelte verhalten. Die letzte Lektion in Verteidigung hatte ihm nur zu deutlich gezeigt, wie gross seine Lücken in dem Fach tatsächlich waren und so meinte er nur leise: „Vielleicht können wir gleich mit den Hausaufgaben in Verteidigung für Montag anfangen. Ich stecke bei der Umwandlung eines einfachen Schwebezaubers in einen aktiven Verteidigungszauber fest.“ Endlich würden sie nicht an Zaubertränken arbeiten, stellte Harry erfreut fest. Auch wenn er zugeben musste, dass er diesmal seinen Aufsatz ohne Bedenken abgegeben hatte, Verteidigung gegen die Dunklen Künste lag ihm einfach deutlich besser und so meinte er: „Ich habe den Aufsatz auch noch nicht geschrieben, also können wir ihn genauso gut zusammen schreiben.“ Bald besprachen sie angeregt das Thema, machten sich Notizen und schrieben danach ihre Aufsätze. Draco schrieb einen letzten Satz und legte dann seine Feder hin. „Das müsste reichen. Ich hätte nie gedacht, dass ein einfacher Schwebezauber soviel beinhalten könnte.“, murmelte er erschöpft. „Das ist meiner Meinung nach die Grundlage der Verteidigung. Wenn du kämpfst, hast du keine Zeit, dir irgendwelche schwierigen Zauber zu überlegen. Alles muss sofort funktionieren oder du hast verloren. Wenn du weisst, wie du einen gewöhnlichen Spruch gebrauchen kannst, dann bist du schneller und somit ist deine Verteidigung besser.“, erklärte Harry. „So habe ich die Sache noch nie betrachtet, aber ich denke, wir können das Üben auf morgen verschieben. Jetzt bin ich viel zu müde dafür. Die Woche war ausgesprochen anstrengend.“ Draco streckte sich und gähnte. Harry beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Es war selten, dass sich der Slytherin einmal so unbefangen zeigte und ihn ein kleines bisschen hinter seine Maske schauen liess. „Warum?“ „Willst du die Frage zum Teil des Spiels machen?“, fragte Draco, während er den Kopf immer noch über die Stuhllehne hängen liess. „Wenn es die einzige Möglichkeit ist, eine ehrliche Antwort von dir zu bekommen, dann ja.“, erwiderte Harry gelassen. „Ich hätte sowieso die Wahrheit ausgesucht, daher kann ich dir die Frage auch beantworten, auch wenn es mir nicht sonderlich gefällt.“ Draco richtete sich in seinem Stuhl auf und starrte irgendwo ins Leere. „Ich hatte dir doch erzählt, dass ich meine Position im Haus verloren habe. Niemand der Slytherins redet noch mit mir und ich bin nur noch im Quidditchteam, weil ich der einzige Sucher bin, den sie haben und es ihnen immer noch wichtiger ist, Quidditchchampion zu werden, als mich aus dem Team zu werfen. Nach dem, was am Montag passiert ist, muss ich ständig auf der Hut sein.“ Nur mit Mühe konnte Harry den Impuls unterdrücken, dem Blonden die Hand auf die Schulter zu legen, als er fragte: „Warum versuchst du nicht, deine Stellung zurückzuerobern?“ „Zuerst bin ich dran, Harry.“, unterbrach ihn Draco. „Dann ist es nur fair, wenn ich ebenfalls die Wahrheit wähle.“, meinte Harry nach kurzem Überlgen. „Warum hast du mich im Zug nicht verhext?“ Irgendetwas sagte dem Gryffindor, dass Draco die Antwort auf die Frage wirklich interessierte und so hoffte er nur, sie beantworten zu können, ohne dass gleich eine weitere Frage danach folgte, was wirklich auf dem Friedhof geschehen war. „Ich habe es einfach satt. Ich habe es satt immer mit dir zu streiten. Ich habe es satt, ständig auf der Hut zu sein um nicht von dir verhext zu werden.“ Draco sah ihn für einen Moment forschend an, schien zu überlegen und sagte dann: „Die Antwort ist zwar nicht wirklich ausreichend, aber lassen wir das für einen Moment. Warum ich nicht versuche meine Stellung zurückzuerorbern? Keine Ahnung. Bis jetzt ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass ich das könnte.“ Dracos Stimme wurde gegen Ende immer leiser. „Was wählst du?“, stellte er nun die nächste Frage. „Wieder die Wahrheit.“, kam auch sofort die Antwort von Harry. „Warum hast du damals den Patronus gelernt?“ Harry seufzte. Noch so eine Frage, die er eigentlich nicht beantworten wollte. Was, wenn Draco fragte, was er sah, wenn er in der Nähe von Dementoren war? Aber er musste die Frage beantworten, so waren schliesslich die Regeln. „Die Dementoren schienen mich mehr zu beeinflussen als die anderen und nach dem, was beim Quidditchspiel geschehen ist, wollte ich nur sicher gehen, dass das nicht noch einmal passiert.“ Draco nickte. Bis vor kurzem hatte er sich nie gefragt, warum Harry von den Dementoren so stark beeinflusst wurde. „Ich wähle Pflicht für die letzte Frage.“ Harry grinste. „Hast du Angst, dass ich dich etwas fragen könnte, was du nicht magst?“ „Vielleicht... .“ „Dann gehen wir am Sonntag zusammen fliegen.“, schlug Harry ohne zu Zögern vor. „Das meinst du nicht ernst?“, fragte Draco geschockt. „Natürlich meine ich das ernst. Sonst würde ich es nicht sagen und ich wähle ebenfalls die Pflicht.“ Draco überlegte kurz und sagte dann: „Wenn wir am Sonntag zusammen fliegen gehen, dann sorgst du fürs Mittagessen.“ Der Gryffindor lächelte: „Nichts leichter als das. Ich frage einfach in der Küche nach. Ich dachte du wolltest dich für den Brief rächen?“ „Rache muss sorgfältig geplant sein um befriedigend zu sein. Wann möchtest du dich morgen treffen?“ Im gleichen Augenblick, wie Harry die Frage nach der Rache gestellt hatte, war Draco auch schon wieder hinter seiner Maske verschwunden. „Wie wäre es mit elf Uhr?“, schlug Harry daher vor. „Elf? Das ist zu spät. Halb zehn.“ „Zehn Uhr.“ „Gut. Dann treffen wir uns wieder hier. Gute Nacht, Harry.“, sagte Draco und verliess den Raum. * Am nächsten Morgen kamen beide überpünktlich zu ihrem Treffen und verbrachten den ganzen Tag damit, Verteidigungssprüche und speziell den Schwebezauber zu üben. Das Mittagessen erschien irgendwann auf dem Tisch, als sie hungrig wurden und schlussendlich, am späten Nachmittag, liessen sie sich völlig erschöpft auf die Kissen fallen. Nach einer Weile gab Harry zu: „Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, mit dir zusammen an dem Projekt zu arbeiten.“ Draco starrte die Zimmerdecke an und meinte dann leise: „Stimmt, könnte schlimmer sein.“ Eine Weile betrachtete Harry den Blonden von der Seite, bevor er ihr Gespräch wieder aufnahm: „Ich hätte nie gedacht, dass du tatsächlich so gut in Zaubertränke bist.“ Nun war es Draco belustigt den Kopf zu drehen: „Du dachtest, ich würde die guten Noten nur bekommen, weil mich Professor Snape bevorzugt.“ „Ja“, gab Harry zögerlich zu. „Das ist lustig. Ich habe von dir in Bezug auf Verteidigung dasselbe gedacht.“ Der amüsierte Unterton in Dracos Stimme war nicht zu überhören. Kaum zu glauben, dass der Blonde tatsächlich gedacht hatte, Harry sei in Verteidigung bevorzugt worden. Für eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander. „Draco, kann ich dir eine Frage stellen?“, durchbrach irgendwann Harrys Stimme die Stille. „Ich zähle sie als eine der drei, die du hast.“ Harry schaute Draco noch einmal unsicher an, zögerte einen kurzen Moment und fragte dann: „Ich weiss, ich habe schon einmal gefragt, aber warum hasst du mich so sehr?“ „Ist das nicht offensichtlich?“, fragte Draco zögernd. „Du bist Der-Junge-Der-Lebte, der Auserwählte. Du bist Dumbledores Liebling. Ausser Zaubertränke fliegt dir alles zu und ich bin sicher, wenn du im Sommer zu deinen Verwandten zurückkehrst, dann heiligen sie den Boden auf dem du läufst.“, schloss Draco verächtlich. Eigentlich hatte er sich fest vorgenommen ruhig zu bleiben, aber die offensichtliche Ungerechtigkeit von Harrys Ruhm hinterliess bei ihm doch immer wieder ein derart schlechtes Gefühl, dass es ihm nur mit Mühe gelang, seine Beherrschung nicht komplett zu verlieren. „Glaubst du wirklich, was du da sagst?“, fragte Harry ungläubig und spürte dabei, wie er wütend wurde. „Du glaubst wirklich, dass mich meine Verwandten anbeten, dass ich die ganze Aufmerksamkeit, die ich bekomme, tatsächlich möchte? Ich sage dir jetzt etwas, Draco Malfoy. Meine Verwandten hassen mich. Sie hätten es bevorzugt, wenn es Voldemort damals gelungen wäre, mich umzubringen und jedesmal, wenn ich in der Nähe der Dementoren bin, höre ich meine Mutter sterben.“ Harry schlug sich die Hand vor den Mund. Das hatte er ganz sicher nicht zugeben wollen. Die Stille, die darauf folgte, wirkte lähmend. Draco sass nur still neben ihm, starrte in die Luft und sagte kein Wort und auch Harry konnte sich nicht dazu überwinden, ihm ins Gesicht zu schauen. Schliesslich brach Draco das Schweigen und sagte ruhig: „Darum hast du mir im Zug gesagt, dass ich dich nicht Der-Junge-Der-Lebte nennen soll und aber was hast du gemeint, als du gesagt hast, dass sich deine Mutter für dich geopfert hat? Erzählst du es mir, wenn es dir nichts ausmacht?“ Harry war mehr als überrascht, dass der Blonde ihm die Möglichkeit liess, nichts zu sagen. So ein doch eher feinfühliges Verhalten hatte er nicht erwartet und plötzlich verspürte er das Bedürfnis, Draco zu erzählen, was in jener Nacht geschehen war, als Voldemort seine Eltern getötet hatte. „Ich habe dir bereits mehr erzählt, als irgendeinem meiner Freunde, da kann ich dir den Rest auch noch erzählen. Meine Eltern wurden gewarnt, dass Voldemort hinter ihnen her sei und haben sich versteckt. Dumbledore hat den Fideliuszauber benutzt. Sie wollten eigentlich Sirius Black zum Geheimnisverwahrer machen.“ „Den Massenmörder?“, unterbrach ihn Draco ungläubig. „Sirius ist unschuldig. Er hat meine Eltern davon überzeugt, Peter Pettigrew zum Geheimnisverwahrer zu machen und diese Ratte hatte nichts besseres zu tun, als zu Voldemort rennen und seine Freunde zu verraten.“ Harrys Stimme klang bitter. „Voldemort hat meine Eltern aufgesucht, sobald er wusste, wo er sie finden konnte. Zuerst hat er meinen Vater umgebracht. Meine Mutter flehte ihn an, sie an meiner Stelle zu töten. Er hat auch sie umgebracht und danach den Avada auf mich gesprochen. Mit ihrem Opfer hat meine Mutter sehr alte Magie beschworen, welche mich geschützt und den Fluch auf ihn zurückgeworfen hat.“ Harry schwieg und starrte die Decke an. Draco musterte sein Profil von der Seite aus. Seine Mutter hätte niemals ihr Leben gegeben um ihn zu beschützen. Nicht Narcissa Malfoy. Niemals. „Warum haben sie Pettigrew zu ihrem Geheimnisverwahrer gemacht?“, fragte er nach einer Weile leise. „Mein Vater, Sirius, Remus Lupin und Peter Pettigrew waren Schulfreunde. Sirus dachte, dass jeder ihn für den Geheimnisverwahrer halten würde, da er der Trauzeuge meines Vaters war und mein Patenonkel ist. Daher hat er meine Eltern davon überzeugt, Pettigrew auszusuchen, da ihn niemand vermuten würde. Nicht einmal Dumbledore wusste es bis zum Ende der dritten Klasse.“ Harrys Stimme wurde gegen Ende immer leiser. Er hatte eigentlich gedacht, zumindest über den Verrat von Peter Pettigrew hinweg zu sein, aber anscheinend hatte er sich getäuscht, zumal die Ratte immer noch nicht gefunden worden war. „Ich erinnere mich daran, dass ich meine Eltern vor längerem einmal belauscht habe, als sie über Black gesprochen haben. Er ist der Cousin meiner Mutter. Warum lebst du immer noch bei deinen Verwandten, wenn doch dein Patenonkel wieder aufgetaucht ist?“, fragte Draco jetzt doch etwas neugieriger. „Pettigrew ist entkommen, bevor wir die ganze Geschichte und damit Sirius Unschuld beweisen konnten. Jetzt muss er sich verstecken. Nicht einmal ich weiss, wo er sich im Moment aufhält“ Wieder legte sich die Stille über die beiden Jungen. Aber diesmal war sie nicht angespannt, sondern friedlich, während beide ihren Gedanken nachhingen. Warum hatte er Draco soviel erzählt? Er hatte nicht einmal Hermine und Ron erzählt, dass er in der Nähe von Dementoren immer wieder seine Eltern sterben hörte. Warum also hatte er es Draco Malfoy erzählt? Noch vor ein paar Wochen hätte er jeden für verrückt erklärt, der ihm versucht hätte zu einzureden, dass er Draco Malfoy eines Tages vertrauen würde. „Ich frage mich, warum du keine Eulen mehr von zu Hause bekommst. Ich erinnere mich an letztes Jahr, als du mindestens eine pro Woche mit Süssigkeiten bekommen hast. Warum dieses Jahr nicht?“ Draco seufzte. „Meine Eltern waren sehr enttäuscht von mir, weil ich nicht Vertrauensschüler geworden bin. Mein Vater befürchtet ausserdem, dass er seinen Einfluss im Ministerium verlieren könnte, jetzt, wo der Dunkle Lord endgültig vernichtet ist und meine Mutter habe ich den Sommer über kaum gesehen. Ich bin in Ungnade gefallen.“ Für einen Moment sah Harry den Slytherin forschend an, dann beschloss er, dass er die Frage einfach stellen musste: „Bist du enttäuscht, dass er endgültig vernichtet ist?“ Zu Harrys Überraschung schaute ihm Draco direkt in die Augen, als er überzeugt antwortete: „Nein. Ich mag nicht, was er mit meiner Familie gemacht hat und warum sollte ich einem Verrückten folgen wollen, der alte Magie nicht erkennt, wenn sie vor ihm beschworen wird und der Wurmschwanz im Trankbrauen vertraut? Sogar ich hätte ihm sagen können, dass das nicht funktionieren würde.“ Für einen Moment hielten sich ihre Blicke gegenseitig gefangen, bevor Harry verlegen zur Seite blickte. Was war das für ein Gefühl, dass Draco in ihm auslöste, jedesmal, wenn er in diese silbergrauen Augen blickte? „Wir werden in den nächsten zwei Wochen nicht viel Zeit für das Projekt haben. Schliesslich haben wir Quidditchtraining für das Spiel in zwei Wochen.“, durchbrach Dracos Stimme die Stille, nachdem sie wieder eine Weile nebeneinander gesessen hatten. „Wir können einfach nur in Zaubertränke und Verteidigung weiterarbeiten und die Lücken schliessen.“, schlug Harry daher vor. „Ich freue mich aber schon darauf, gegen dich zu spielen, Draco.“ Langsam erhob sich der Blonde und suchte seine Sache zusammen, bevor er antwortete: „Darauf freue ich mich auch schon, Harry.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)