Spielchen oder doch nicht von iesca ================================================================================ Kapitel 4: Projektarbeit mit Partner Teil II -------------------------------------------- Kapitel 4: Projektarbeit mit Partner Teil II Ron und Hermine waren mit Harry auf dem Weg in die Kerker zum Zaubertrankunterricht. Die Beiden hatten Harry in ihre Mitte genommen und zumindest Ron stützte seinen Freund immer wieder unauffällig und tätschelte ihm beruhigend den Rücken. Harry selber schien davon nicht besonders viel mitzubekommen. Der Gryffindor war auffallend blass und wenn man ganz genau hinhörte, konnte man erahnen, dass er immer wieder ein paar Worte vor sich hinmurmelte, die sich verdächtig nach Malfoy, Zaubertränken und Alpträumen anhörten. Es war Montag Morgen und die Woche begann, wie hätte es auch anders sein können, mit einer Doppelstunde Zaubertränke in den Kerkern von Severus Snape und als ob das noch nicht gereicht hätte, hatten sie auch dieses Jahr den Unterricht wieder gemeinsam mit den Slytherins. Nicht nur Harry war der Meinung, dass die Woche kaum schlimmer beginnen konnte, nur dieser Montag war mit Abstand der Schlimmste, den er bisher erlebt hatte und das Schuljahr hatte gerade erst angefangen. „Warum muss ich ausgerechnet mit Malfoy arbeiten? Es gibt doch soviele andere Schüler. Warum Malfoy? Nun komme ich bis zum Ende vom Schuljahr nicht mehr von ihm los. Und als ob das noch nicht genug wäre, nein, ich muss auch noch mit ihm an einem Zaubertrankprojekt arbeiten. Warum Malfoy und warum Zaubertränke? Was habe ich getan, um derart gestraft zu werden? Warum kann mich nicht einfach jemand jetzt auf der Stelle umbringen?“, jammerte er vor sich hin. Kurz bevor sie die Kerker erreichten, hatte Hermine schlussendlich genug und herrschte ihn an: „Sei nicht so ein wehleidiger Dummkopf, Harry. Siehst du nicht die Möglichkeiten, die sich dir bieten? Du kannst endlich deine Lücken in Zaubertränke schliessen und so sehr ich es hasse zuzugeben, aber Malfoy ist wirklich gut in Zaubertränke.“ Bevor sie allerdings noch weiter ins Schwärmen geraten konnte, wurde sie von Ron gestoppt: „Hermine, du glaubst doch nicht wirklich, was du da sagst. Ich bitte dich. Harry muss mit Malfoy zusammenarbeiten. Mit dem Frettchen.“ Aber Hermine war nicht zu bremsen. Wahrscheinlich sorgte die Begeisterung über ihre eigene Arbeitspartnerin dafür, dass sie nur noch die Vorteile der Projektarbeit sah. „Das weiss ich doch. Ich denke nur, dass es eine Chance für Harry ist. Und vergiss nicht, das zweite Fach ist Verteidigung gegen die Dunklen Künste.“ Das hingegen brachte Ron nur dazu zu höhnen: „Warum nur wundert es mich nicht, dass ausgerechnet Verteidigung Malfoys schlechtestes Fach ist? Ich meine, er weiss sicher jede Menge über die Dunklen Künste, aber überhaupt nichts über die Verteidigung dagegen. Was meinst du, Harry?“, wandte er sich schliesslich seinem Freund zu, der still neben ihnen hergelaufen war und einen sehr abwesenden Eindruck machte. „Was hast du gesagt? Wir haben übrigens das Klassenzimmer erreicht.“ Harry hatte seinen Freunden überhaupt nicht mehr richtig zugehört, so sehr war er mit sich selber beschäftigt gewesen. Immer und immer wieder hatte er überlegt, ob es nicht doch noch einen Ausweg gab. Aber egal, wie er es drehte und wendete, es kam immer dasgleiche dabei heraus: Er musste mit Malfoy zusammenarbeiten. Schlimmer konnte es kaum mehr kommen. Er sah sich ja nicht einmal friedlich mit Malfoy die Themen für ihre Projekte aussuchen. Bis jetzt hatten sie es kaum fünf Minuten gemeinsam ohne Lehrer im gleichen Raum ausgehalten ohne sich gegenseitig zu verhexen, wenn man mal von der Zugfahrt am vorherigen Tag absah. Dieses kleine Gefühl, das hartnäckig versuchte ihm einzuflüstern, dass es doch interessant werden könnte, mit dem blonden Slytherin zusammenzuarbeiten, ignorierte er gekonnt. Aber eigentlich hatten sie es am Tag zuvor im Zug doch auch geschafft, sich das Abteil zu teilen ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Allerdings war sich Harry sicher, dass zumindest Malfoy dort nicht ganz er selbst gewesen sein musste. Er seufzte leise. Nun war Voldermort vernichtet und er musste ein ganzes Schuljahr mit Malfoy an einem Zaubertrankprojekt arbeiten. Er wusste nicht, ob er Voldemort nicht doch vorgezogen hätte. * Draco war sich sicher, dass er diesen Montag immer als den schlimmsten Tag in seinem ganzen Leben in Erinnerung behalten würde. Es begann mit der Ankündigung von Dumbledore, dass die Fünftklässler in diesem Jahr in Zweiergruppen an Projekten arbeiten würden. Anschliessend erfuhr er, dass er ausgerechnet mit Potter an einem Zaubertrank- und an einem Verteidigung gegen die Dunklen Künste - Projekt arbeiten musste und dann begann die Woche auch noch mit einer Doppelstunde Zaubertränke gemeinsam mit den Gryffindors. Normalerweise liebte er Zaubertränke, was nicht nur damit zusammenhing, dass er sich mit seinem Hauslehrer gut verstand, sondern in erster Linie damit, dass er sich nichts interessanteres vorstellen konnte, als zu beobachten, wie aus den einzelnen, zum Teil simplen Zutaten ein mächtiger Trank wurde. Es gab für ihn nichts spannenderes, als zu beobachten, wie sich mit der korrekten Zutat zur korrekten Zeit die Eigenschaften des Tranks änderten, wie aus einem Gift ein Heilmittel werden konnte und auch umgekehrt, eine nicht ganz korrekt abgemessene Zutat den ganzen Trank ruinieren konnte. Es faszinierte ihn, wozu Tränke alles in der Lage waren, egal, ob es sich jetzt um das Wahrheitsserum oder den Glückstrank, die verschiedenen Heiltränke, mit denen auch schwerste Verletzungen geheilt werden konnten, oder einen einfachen Schlaftrunk handelte. Die Welt der Zaubertränke übte ihre ganz eigene Anziehungskraft auf Draco Malfoy aus. Nur dieser Montag war anders. Normalerweise liebte Draco den Zaubertrankunterricht bei Severus Snape und im Speziellen die Doppelstunden mit den Gryffindors waren amüsant, nur heute nicht. Draco nahm es seinem Hauslehrer mehr als übel, dass dieser während der ganzen Stunde nicht aufhören konnte, zu kommentieren, wie schlecht Potter doch im Tränke brauen war und dass in seinem Fall wohl alle Hoffnungen verloren waren. Normalerweise hätte Draco es genossen zu beobachten, wie Professor Snape seinen Erzfeind mit ein paar gezielten Bemerkungen auf die Palme brachte, aber jetzt war alles anders: Er musste mit dem Vorzeigegryffindor Potter an diesem verfluchten Projekt arbeiten. Direkt nach der Doppelstunde Zaubertränke hatten sie eine Doppelstunde Verteidigung, natürlich wieder mit den Gryffindors. Verteidigung war das einzige Fach, mit dem Draco wirklich Probleme hatte. Auf der einen Seite mochte das daran liegen, dass ihn die Verteidigung gegen die Dunklen Künste schlichtweg nicht interessierte, genauso wenig, wie ihn die Dunklen Künste an sich interessierten, auf der einen Seite hatte das aber sicher auch mit den Lehrern zu tun. Quirrel und Lockhart hatte man nicht wirklich als Lehrer zählen können und mit Lupin und Mad-Eye Moody hatte er doch ein paar mehr oder weniger schwerwiegende persönliche Probleme gehabt. Nach verschiedenen Begegnungen mit Fenrir Greyback in seiner Kindheit hatte er einen immensen Respekt vor Werwölfen, selbst wenn sogar er zugeben musste, dass Remus Lupin nicht annähernd so bedrohlich wirkte wie Greyback. Mad-Eye Moody war ein Kapitel für sich. Draco dachte immer noch mit Schaudern an den Tag, an dem ihn Moody in ein Frettchen verwandelt hatte, auch wenn sich im Nachhinein herausgestellt hatte, dass es sich in Wirklichkeit um Barty Crouch Jr. gehandelt hatte. Direkt anschliessend an den Verteidigungsunterricht folgte das Mittagessen in der Grossen Halle. Da sich Draco mit Zusammenpacken ein wenig mehr Zeit gelassen hatte, betrat er die Grosse Halle etwas später als die übrigen Slytherins. Auch Greg und Vince hatten sich schon an ihre Plätze gesetzt, waren, wie er es ihnen gesagt hatte, bereits vorausgegangen. Als Draco die Halle betrat, hatten die Slytherins bereits ihre Plätze gesucht und zum allerersten Mal hatten sie nicht seinen üblichen Platz am Kopfende des Tisches freigelassen. Auf seinem Platz zwischen Greg und Vince sass nun Blaise Zabini. Die anderen Slytherins waren aufgerückt, so dass sich nun die einzigen noch freien Plätze zwischen den Fünft- und Viertklässern und ganz am Ende des Tisches bei den Erstklässern fanden. Draco straffte seine Schultern und richtete sich noch ein wenig mehr auf. Blaise Zabini forderte ihn heraus und das deutlich früher als erwartet. Draco war sicher, dass dabei die Tatsache, dass er mit Potter zuammenarbeiten musste, eine nicht unwesentliche Rolle spielte. Er atmete noch einmal tief durch und betrat dann, arrogant wie immer, die Grosse Halle. Langsam schritt er zum Haustisch der Slytherins und sorgte dabei dafür, dass er direkt an Zabini vorbeiging. Er konnte fühlen, wie ihn alle Slytherins anstarrten. Heute würde es sich also entscheiden und er war überhaupt nicht darauf vorbereitet. Aber da musste er jetzt durch. Für einen kurzen Moment trafen seine Augen die von Blaise. Es war ein stummer Kampf und er war schnell entschieden. Draco war sich sicher, dass niemand aus den anderen Häusern etwas bemerkt hatte und auch am Lehrertisch schien niemand, ausser Snape und Dumbledore etwas von dem Machtwechsel bei den Slytherins mitbekommen zu haben. Nur diese beiden wussten nun, dass ab heute die Fünftklässler einen neuen Anführer haben würden, dass Draco, ohne den Schutz seines Vaters, seine Position endgültig verloren hatte. Der Blonde ging ungerührt zum untersten Ende des Tisches. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Auch wenn er seine Position verloren hatte, er würde sich nicht damit demütigen, dass man ihm die erlittene Niederlage ansah und dass er sich auf den niedrigsten Platz seines Jahrgangs setzte. In dem Fall setzte er sich lieber weit weg von allen alleine an den Tisch. Kurz bevor er seinen Platz erreichte, fühlte er ein seltsames Prickeln im Nacken und als er sich umdrehte und aufschaute sah er wieder diese strahlend grünen Augen auf sich ruhen. Potter starrte ihn an. Er starrte ihn nicht nur an, er schien ihn regelrecht aufzuspiessen und zu versuchen, sein Innerstes zu ergründen. Ihre Augen trafen sich und Draco hatte das Gefühl in diese glitzernden, grünen Seen hineingesogen zu werden. Die Geräusche in der Halle schienen zu verstummen. Draco kam es vor, als ob Sekunden, Minuten, nein Stunden vergingen und dann war der Moment vorüber. Offensichtlich verlegen sah Harry zur Seite und eine leichte Röte begann seine Wangen zu zieren. Draco zog die Augenbrauen hoch. Niemals würden sich seine Gefühle und Emotionen so offen auf seinem Gesicht zeigen, wie dies bei Potter der Fall war. Wenn er genauer darüber nachdachte, war es vielleicht doch nicht so furchtbar zusammenzuarbeiten. Er war zwar eine Katastrophe in Zaubertränke, aber Longbottom wäre noch weitaus schlimmer gewesen und es liess sich nicht verleugnen, dass Potter ein Genie in Verteidigung war. Eigentlich hatte Draco nicht wirklich etwas gegen die Zusammenarbeit mit Potter einzuwenden, wenn man mal davon absah, dass es eben Potter war. Er bezweifelte eher, dass sie sich soweit vertragen würden, dass eine Zusammenarbeit überhaupt möglich war. Draco setzte sich und bemerkte erstaunt, wie Greg und Vince ihre Plätze verliessen und sich zu ihm setzten. Irgendwie freute ihn diese kleine Geste, zeigte es ihm doch, dass ihm noch zwei wirkliche Freunde blieben. Er nickte ihnen kurz zu, legte sich ein wenig Essen auf den Teller, öffnete seine grosse Zaubertrankenzyklopädie, die er von seinem Vater zum Geburtstag bekommen hatte und begann sie durchzublättern. Er musste einen Trank für ihr Projekt finden. Draco war ehrgeizig und so durfte es kein gewöhnlicher Trank sein, den sie auch im Unterricht brauen würden, es musste etwas Spezielleres sein, etwas, was ausser ihnen niemand brauen würde. Immer wieder spürte er, wie Potters Blick auf ihm ruhte. Aber jedesmal, wenn er aufblickte, schien dieser seinen Teller ausgesprochen interessant zu finden. Draco kam nicht umhin zu bemerken, dass der Andere sich verändert hatte. Sein unordentliches, schwarzes Haar war länger geworden, bedeckte die Stirn und damit die Narbe und reichte nun bis zu den Augenbrauen. Er schien über den Sommer gewachsen zu sein und sein Gesicht war leicht gebräunt. Er musste seine Sommerferien einfach genossen haben und doch passte irgendetwas nicht dazu, irgendetwas im Ausdruck seiner Augen passte nicht zu dem Bild, dass sich die anderen machen sollten. Der Gedanke liess Draco nicht mehr los. Was war es, das Potter so anders wirken liess? Was war es, was ihn daran zweifeln liess, dass Potter sich wirklich so fühlte, wie er sich gab und plötzlich traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag: Er wirkte verloren. Das war der richtige Ausdruck. Der berühmte Harry Potter wirkte verloren. Plötzlich wurde Dracos Aufmerksamkeit auf einen interessant aussehenden Trank gelenkt. Sorgfältig las er das Rezept durch. Der Trank würde äusserste Sorgfalt erfordern, aber wenn sie es sorgfältig vorbereiteten, dann würden sie ihn vielleicht brauen können. Potter beherrschte sicher die entsprechenden Verteidigungszauber, die es dafür brauchte. Es war ein Risiko, aber wenn es klappte, dann konnte er sicher sein, dass sie mit einen der schwierigsten Tränke, die es gab, gemeistert hatten. Draco schloss das Buch und beendete sein Mittagessen. Er würde nachher mit Potter darüber reden und ihn überzeugen müssen. Sobald sein Teller leer war, erhob sich Draco. Greg und Vince waren noch nicht einmal bis zur Hälfte mit ihrem Pudding fertig, wollten die Halle aber mit ihm verlassen. Draco bedeutete ihnen jedoch mit einer kleinen Handbewegung, dass sie in aller Ruhe zu Ende essen könnten. Die beiden Schüler, die mit ihnen zusammenarbeiten mussten, waren fast zu bemitleiden. Aber nur fast. Mitleid war kein Gefühl, das sich ein Malfoy erlaubte. Er flüsterte ihnen noch ein knappes ‚Wir sehen uns später’ zu und machte sich dann auf den Weg zum Verteidigungsklassenzimmer. Aus den Augenwinkeln konnte er Potter sehen, der mit seinen Freunden am Tisch sass und noch immer am Essen war. Draco würde also zuerst am Treffpunkt ankommen. * Als Harry sah, dass Malfoy die Grosse Halle verliess und legte er seine Gabel neben den Teller. Viel gegessen hatte er nicht und während sich Ron und vor allem Hermine unablässig über ihre Projekte unterhielten, war er sehr schweigsam gewesen. Am Anfang hatten seine Freunde noch versucht ihn in ihre Unterhaltung miteinzubeziehen, doch da seine Antworten immer einsilbiger geworden waren, hatten sie es bald aufgegeben. Sie schoben seine Schweigsamkeit und auch seine offensichtliche Appetitlosigkeit auf die Nervosität, die er zweifellos empfinden musste. Schliesslich ging es hier um seine ZAGs, was Hermines Meinung war und um eine Projektarbeit mit dem Frettchen. Das wiederum war Rons Meinung. Beide hatten nicht mitbekommen, dass er den Slytherintisch und vor allem Draco Malfoy das ganze Mittagessen über beobachtet hatte und sein Gefühl sagte ihm, dass irgendetwas drüben am anderen Tisch geschehen war, auch wenn er nicht benennen konnte, was es gewesen war . Irgendetwas hatte sich zwischen Malfoy und Zabini abgespielt, bevor sich der Blonde mit seinen Gorillas an einen für ihn völlig untypischen Platz gesetzt hatte. Harry schob sein Essen noch ein paar Mal auf dem Teller hin und her, bevor er einen Entschluss fasste. Hunger hatte er sowieso nicht und da er sich sowieso mit Malfoy treffen musste, konnte er das genauso gut auch gleich hinter sich bringen. Harry hatte keinen blassen Schimmer, woran sie bei ihrem Verteidigungsprojekt arbeiten könnten und als er sah, dass Malfoy aufstand und die Halle verliess, murmelte er Ron und Hermine eine Entschuldigung zu und folgte dem Blonden. * Als Draco das Verteidigungsklassenzimmer betrat, befanden sich schon einige Schüler aus Ravenclaw dort, die es gar nicht mehr erwarten konnten, mit der Projektarbeit zu beginnen. Bis jetzt war er der einzige Slytherin hier und er hoffte, dass es so blieb. Draco setzte sich an einen Tisch in einer Ecke und öffnete sein Zaubertrankbuch. Der Trank, der ihm beim Mittagessen aufgefallen war, verlangte grosse Sorgfalt beim Brauen und war bei einem Arbeitsschritt etwas schwierig, aber nichts, wovon er nicht überzeugt war, es hinzubekommen. Die Frage war eher, ob Potter das genauso sah. Draco hatte gerade angefangen die Zutatenliste zu lesen, als der Gryffindor den Raum betrat und sich umsah. Er brauchte nicht lange um Draco zu entdecken und setzte sich zu ihm an den Tisch. „Malfoy.“ – „Potter.“, begrüssten sie sich kalt und starrten sich einen Moment lang an. Wie sollten sie nur zusammenarbeiten? Der Direktor musste sich bei der Zusammenstellung der Gruppen wohl an einem seiner Zitronendrops verschluckt haben. Aber Draco war ehrgeizig und er wollte seine Topnoten, auch wenn das hiess, dass er dafür mit seinem Erzfeind zusammenarbeiten musste. Schliesslich brauchte er ein gutes Ergebnis in der Projektarbeit. In seinem Inneren beschloss Draco wenigstens zu versuchen, Potter nicht zu provozieren. Die Luft zwischen den beiden Jungen war zum Schneiden dick. „Wir müssen also zusammenarbeiten.“, begann Draco schliesslich, als er die Spannung kaum noch aushielt. „Scheint so.“, kam es kalt von Potter zurück, „Ich hätte nie gedacht, dass du so schlecht in Verteidigung bist.“ Das war klar, dass ihm nichts anderes einfiel, als auf seinem schlechtesten Fach herumzureiten. Nur Potter schaffte es, ihn so zu ärgern, dass er nur noch mit Mühe seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck beibehalten konnte, aber äusserlich kühl antwortete Draco: „Es muss ja nicht jeder so wie du herausposaunen, dass er nicht einmal ansatzweise Ahnung davon hat, was er in besagtem Fach tut.“ Draco konnte spüren, wie sich der Schwarzhaarige verspannte. Er wollte doch darauf verzichten ihn zu provozieren, was tat er da also schon wieder? Er konnte es nicht lassen und jetzt musste er doch tatsächlich Schadensbegrenzung betreiben. „Sieh mal, Potter, wir stecken hier gemeinsam drin und ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn du mir meine ZAGs nicht versaust.“ Jetzt war es an Harry erstaunt zu schauen. „Warum sollte ich dir deine ZAGs verderben, Malfoy? Ich bin kein Slytherin.“ Das musste ja kommen, dass Potter wieder die Häuserkarte ausspielte, aber das konnte Draco auch: „Nicht jeder kümmert sich so wenig um seine Karriere wie du, Potter.“ Der starrte ihn hingegen nur mit grossen Augen an. „Das ist dir tatsächlich ernst? Du sorgst dich tatsächlich um deine Noten?“ Damit hatte Draco jetzt nicht gerechnet. Ein Potter der ruhig blieb und nicht sofort ausflippte? Vielleicht konnten sie ja doch normal miteinander reden. „Überrascht, Potter? Ich bin sicher, du hast dir noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, mit welchem Thema wir uns beschäftigen könnten.“ – „Nun, ich hatte da ein paar Ideen.“, der Gryffindor zögerte kurz, „Ich kann es einfach nicht glauben. Sie sind dir tatsächlich wichtig.“ – „Potter, wir wissen alle, dass du manchmal ein wenig schwer von Begriff bist, aber nicht einmal du kannst so langsam sein. Nicht jeder verlässt sich auf seinen Namen, nachdem er die Schule beendet hat.“ – „Was lässt dich denken, dass ich mich auf meinen Namen verlasse, Malfoy?“ Potters Stimme war im Verlauf des Satzes immer lauter geworden und Draco verfluchte sich innerlich. Wie sollten sie zusammenarbeiten, wenn Potter sein Temperament nicht zügeln konnte und er selber es nicht schaffte, den Anderen nicht zu provozieren? „Können wir uns wieder der Themensuche zuwenden, Potter?“, fragte er daher nur. Harry war so überrascht, dass er seinen Zorn vergass. Wann hatte Malfoy aufgehört ihn sofort zu verhexen? Er schaute sich das Gesicht seines Gegenübers genauer an. Es wirkte ruhig, vielleicht ein wenig zu ruhig und wieder konnte er keine Spur des Hasses entdecken, der sonst immer in den grauen Augen geflackert hatte. Sie waren so ruhig wie der Rest des Blonden. Der Slytherin sah gut aus. Die silbergrauen Augen, die gerade Nase, das aristokratische Aussehen mit den hohen Wangenknochen und dem markanten Kinn, die blasse Haut mit den leicht rosa Lippen und die seidigen, blonden Haare. Potter starrte ihn schon wieder an und irgendwie fühlte sich Draco dabei ausgesprochen unwohl. Ihm wurde heiss und er hatte den Eindruck, dass der Andere direkt durch ihn hindurch in seine Seele schauen konnte. „Potter, hör’ auf zu starren. Ich weiss, dass ich gut aussehe, aber wir kommen nirgendwohin, wenn du es nicht schaffst, deine Augen von mir zu lösen.“ Der Schwarzhaarige errötete verlegen und irgendwie stand ihm das. Draco rief seine Gedanken zur Ordnung. Er musste sich auf das Projekt konzentrieren. „Du hast gesagt, du hättest ein paar Ideen für das Verteidigungsprojekt?“, fragte er daher. „Na ja, ich dachte an eine praktische Kombination von Entwaffnungs- und Betäubungszaubern, aber da du wirklich eine gute Note haben möchtest, bin ich nicht sicher, ob das ehrgeizig genug ist.“ Das war so typisch Potter. Verteidigungs- und Betäubungszauber. Anscheinend musste Draco deutlicher werden. „Was ist mit dem Patronus? Ich habe gehört, du kannst einen beschwören.“ Nun gut, Draco hatte es nicht nur gehört, er wusste es. Schliesslich hatte Potter ihm genau diesen Patronus bereits einmal auf den Hals gehetzt. „Ja. Professor Lupin hat es mir damals in unserem dritten Jahr beigebracht. Warum fragst du?“ Potters Augen hatten angefangen zu glitzern. Der Patronus schien etwas besonderes für ihn zu sein. „Erstens ist das fortgeschrittene Magie und gut für meine ZAGs und zweitens habe ich einen interessanten Trank gefunden.“ – „Was hat ein Trank mit dem Patronus zu tun? Er hat ja noch nicht einmal einen Körper.“ Draco konnte daran, wie Potter begonnen hatte auf seiner Unterlippe herumzukauen erkennen, dass ihn das Interesse gepackt hatte. Die Kombination von Patronus und Trank war einmalig und so fuhr er fort: „Der Trank nennt sich Patronum Simplicissimum. Ich habe ihn heute Mittag in meiner Zaubertrankenzyklopädie gefunden.“ – „Und was ist seine Wirkung?“, fragte Harry nun schon fast ungeduldig. „Ich habe noch nicht alles herausgefunden, aber es sieht so aus, als ob er es vereinfacht einen Patronus in der Gegenwart von Dementoren zu beschwören. Der Trank scheint sehr alt zu sein und wurde wohl schon lange nicht mehr gebraut.“, antworterte Draco zögerlich. Vielleicht war der Trank doch keine so gute Idee. „Du willst also wirklich den Patronus lernen?“ Aber nun war es zu spät. Der Gryffindor hatte Blut geleckt und antwortete Draco: „Natürlich, Potter. Sonst hätte ich nicht gefragt. Schau nicht so ungläubig. Wir arbeiten also am Patronus und am Patronum Simplicissimum-Trank. Ich werde mit Professor Snape reden und du sagst es Professor Schmitt. Wir treffen uns nach dem Abendessen in der Bibliothek und suchen noch mehr Informationen. Und wage es ja nicht zu spät zu kommen.“ Potter war es regelrecht anzusehen, dass es ihm überhaupt nicht gefiel, dass Draco die Führung übernahm und so liess seine Entgegnung nicht lange auf sich warten. „Glaube ja nicht, Malfoy, dass ich mich von dir werde herumkommandieren lassen. Merk dir das lieber.“ Draco grinste nur ein wenig. Das ging doch besser als erwartet. Vielleicht konnte er doch irgendwie mit Potter zusammenarbeiten. * Nach seinem Treffen mit Professor Schmitt machte sich Harry auf den Weg zum Zauberkunstklassenzimmer, wo er sich mit Ron und Hermine treffen wollte. Ron war bereits vom Astronomieturm zurückgekehrt, auch wenn er alles andere als begeistert aussah und Hermine wäre am liebsten sofort in die Bibliothek gestürmt um mit ihre Recherchen beginnen zu können. Ihr Treffen war offensichtlich gut verlaufen. Zum Glück liess Professor Flitwick sie einige Beschwörungen aus dem vergangenen Jahr wiederholen, so dass sie genug Zeit hatten sich zu unterhalten. „Wie lief dein Treffen mit Malfoy?“, wollte Hermine sofort begierig erfahren. Ron dagegen betrachtete Harry sorgfältig von allen Seiten und meinte dann: „Ich sehe keine Verletzungen. Also hat er dich zumindest nicht verhext.“ – „Ron, sie sollen zusammenarbeiten, da können sie sich nicht gegenseitig verfluchen.“ – „Aber das ist Malfoy, über den wir hier reden. Du erinnerst dich? Böser, hinterlistiger Slytherin. Aber jetzt erzähl schon, Harry. Wie war es?“ – „Es ging.“, gab Harry unwillig Auskunft, „Er hat mich nicht verflucht und hat sich so gut benommen, wie Malfoy es eben kann. Wir haben es sogar geschafft, uns auf zwei Themen zu einigen.“ – „Und woran werdet ihr arbeiten?“, fragte Hermine neugierig. „Am Patronus. Er will lernen, wie man einen Patronus beschwört und wir werden den Patronum Simplicissimum-Trank brauen.“ – „Oh Harry!“, rief Hermine erfreut, „das ist sehr fortgeschrittene Magie. Weit über dem, was wir für die ZAGs können müssen.“ Rons Einwurf, dass er noch nie etwas von diesem Trank gehört hatte, ging völlig in Hermines Begeisterung unter. „Ich weiss. Er will, dass wir uns nach dem Abendessen in der Bibliothek treffen um weitere Nachforschungen anzustellen.“, antwortete Harry nur knapp und nahm dann seinen Zauberstab um das Kissen schweben zu lassen, das sie quer durch das Zimmer in einen Korb fliegen lassen sollten. Er brauchte die begeisterten Blicke von Hermine und ganz sicher das Mitleid von Ron nicht. Er würde schon zurecht kommen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)