Panisches Tagebuch von Kizzu (Tagesberichte aus einem panischen Leben) ================================================================================ Kapitel 10: Tag 10 - Juri ------------------------- Stehe heute auf und weiß sofort: Termin steht heute an. Versuche gleich, Frank zu wecken. Guckt mich aber nur biestig an, grunzt und dreht sich zur Wand, um weiterzuschlafen. Dann halt nicht. Kann ich wenigstens zuerst ins Bad. Braucht immer so lange für seine Frisur, die aber doch jeden Tag anders aussieht. Mache mich also auch sofort auf den Weg ins Bad. Muss nämlich duschen. Dringend! Werfe meine Mütze in Richtung Fensterbrett, treffe dabei sogar. Dusche anschließend, um wacher zu werden. Wasche mir dabei die Haare gefühlte zehn Mal. Mit vorher inspiziertem Shampoo. Blödes Pink nämlich immer noch nicht raus gewaschen. Sollte Jan definitiv die Ohren langziehen. Kopfnuss war zu nett. Obwohl, nein. Besser: Erst langziehen und dann abschneiden. Schmiede weitere teuflische Pläne und trockne mich ab. Suche anschließend mein Glätteisen raus. Habe das immer irgendwo in einer Schublade versteckt. Hinter Timos komischem Massagegel. Muss ja schließlich nicht jeder wissen, dass meine Haare nicht immer ganz so naturglatt sind, wie es vielleicht aussieht. Stöpsele den Stecker in die Steckdose und kümmere mich dann aber erst mal ums Rasieren. Fange danach an, mir die Haare zu glätten. Dauert aber etwas, bin nämlich noch nicht so geübt darin. Höre plötzlich, wie es an der Tür klopft. Hatte mit sowas natürlich nicht gerechnet und verbrenne mich prompt am Glätteisen. Fluche und halte den Finger gleich unter kaltes Wasser. Jan vor der Tür. Müsste dringend aufs Klo. Denke kurz darüber nach. Nach dem, was er mir da angetan hat, kann er eigentlich nicht erwarten, dass ich jetzt nett zu ihm bin und ihn rein lasse. Muss mir dann aber eingestehen, dass ich ja kein Unmensch bin und mache die Tür auf. Herr DJ schleicht, betreten zu Boden schauend, ins Bad, erledigt, was zu tun ist und verschwindet dann auch wieder, so schnell wie er gekommen ist. Na, das war mal kurz und schmerzlos. Glätte meine Haare zu Ende, setze die Mütze wieder auf und gehe zurück ins Zimmer, um mich anzuziehen. Werfe anschließend ein Kissen nach Frank, der jetzt wirklich mal aufstehen sollte. Dieser niest, als Staub aufwirbelt und krächzt irgendwelche Flüche vor sich hin, bevor er aufsteht, um sich die Nase zu putzen. Sollte seine Stimme heute lieber schonen. Wollte aber unbedingt mit zum Interview und soll jetzt nicht meckern, dass ich ihn geweckt habe. Sitze eine Stunde später recht gelangweilt mit den anderen beim Interview. Interviewerin kaut uns ein Ohr ab, Frank niest, Timo gähnt. Sehr interessant alles. Haha… Mag jetzt wieder gehen. Reine Zeitverschwendung hier. Fragen werden auch immer penetranter. Und anschließend sinnloser. Wen interessiert es schon, was wir uns morgens aufs Toastbrot schmieren? Will dann auf mal noch Bilder von uns haben. Das war jetzt aber nicht abgemacht. Werden in die Maske geschleift und mit zu viel Make-up geradezu verunstaltet. Weigere mich bisher aber noch sehr erfolgreich, die Mütze abzusetzen. Visagistin nervt tierisch. Will ihr gerade erklären, warum ich wirklich diese Mütze trage und aufbehalten muss, als wir auch schon in den nächsten Raum geschoben werden, wo die Fotos gemacht werden sollen. Bis auf Frank. Niest da in einer Tour. Kein Wunder bei dem Puderzeugs. Kommt nach einer Weile mit sehr unglücklichem Gesicht nach. Bringen das Shooting also irgendwie mehr schlecht als recht hinter uns und können anschließend wieder gehen. Mache auf dem Rückweg nicht nur sprichwörtlich drei Kreuze in meinen Kalender. Das war einer der schlimmsten Termine, die ich je hatte. Rest des Tages ist frei. Frank nutzt ihn im Bett liegend, was vielleicht auch besser ist. Jan verzieht sich mit Linke zum Zocken, um mir bloß nicht mehr über den Weg zu laufen. Timo und David derweil spurlos verschwunden. Werden schon wieder auftauchen, spätestens zum Abendessen. Heute mit einkaufen dran, also Zettel mit fünf verschiedenen Handschriften eingesammelt und los geht’s. Kriege auf dem Weg zum Laden die Krise mit Davids Sauklaue. Kann der nicht einmal ordentlicher schreiben? Will mal wieder Raffaelo haben, wenn ich das richtig sehe. Aber der Rest ist nicht entzifferbar. Kaufe also das, was ich lesen kann und gehe dann in die nächste Drogerie. Muss was gegen Pink unternehmen. Blond überfärben? Wär ja ne Idee, aber… Goldblond, Mittelblond, Honigblond? Was bitte nimmt man da? Entscheide mich für eine, die meiner Naturhaarfarbe am ehesten ähnlich sieht und sehe zu, dass ich den Laden wieder verlasse. Räume die Einkäufe weg, esse ne Kleinigkeit und verziehe mich dann ins Bad. Habe ja große Pläne. Lese die Gebrauchsanweisung und versuche, mich genauestens daran zu halten. Tür ist zur Sicherheit abgeschlossen. Brauche jetzt keine feixenden Zuschauer. Und wenn Timo wieder mit seinem Handy durch die Gegend rennt, wäre das ja ein gefundenes Fressen für seine geliebten Kyte-Videos. Lasse das Zeug also einwirken und spüle alles raus. Und leihe mir dann mal ungefragt Davids Föhn. Bete dabei, dass alles gutgegangen und das Pink weg ist. Lege den Föhn weg und sehe in den Spiegel. Tag ist plötzlich unendlich grau und beschissen. Pink ist natürlich nicht weg. Hat aber Flecken angenommen, deren Farben ich jetzt gar nicht beschreiben könnte. Warum, Tagebuch? Warum eigentlich immer ich? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)