Schönster tag im Jahr? von Tainja ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schönster Tag im Jahr? Was ist dein schönster Tag im Jahr? Dein Geburtstag? Weihnachten, Nikolaus oder Ostern? Neujahr? Vielleicht Valentinstag oder einfach ein besonderes Datum wegen eines besonderen Ereignisses? Also ich, ich persönlich habe für mich den 16. Februar auserkoren. Du fragst warum? Nun gut, dass ist leicht zu erklären, an diesem Tag lernte ich nämlich meine Liebste kennen oder sollte ich eher sagen, wieder kennen? Doch ich will am Anfang beginnen. Das war der 14. Februar, Valentinstag, ein Tag, an dem ich gerne guten Freunden einen lieben Gruß zu kommen lasse, besonders meinem schwulen Freund Daniel, den ich in einer Bar für Homosexuelle kennen gelernt hatte. Als ich ihn mit nach Hause nahm, hatte meine Mutter gleich die Hoffnung, dass ich wieder „normal“ geworden wäre. Natürlich klärte ich sie sofort auf, solch Irrglauben darf man gar nicht erst zu lassen. Doch ich schweife ab, am Valentinstag also, schreib ich Grüße an Freunde und erhalte welche. Ein zwei vergaßen auch mal ihren Namen drunter zu schreiben oder aber schenkten nur irgendwas, zum Beispiel einen Blumentopf, wie Natalie aus Stockholm. Trotzdem, ich wusste eigentlich immer, von wem die Grüße waren. Außer am Valentinstag vor fünf Jahren, da lag so ein Brief auf meinem Schreibtisch, als ich von meiner Mittagspause wieder kam. Der Umschlag war orangefarbend und duftete leicht nach Rose. Ein Herz klebte vorne und während ich den Umschlag mit einem Brieföffner öffnete, ging ich potentielle Schreiberlinge im Kopf durch. Als ich dann aber den, mit schönster Handschrift auf hellrotem Papier geschriebenen Brief, aufgeklappt hatte, wusste ich keinen mehr, zu dem es gepasst hätte. Aufmerksam lass ich den Brief und es war eine offensichtliche Liebeserklärung, mit so zarten Worten ausgedrückt, dass ich eine Weile brauchte um mich zu fassen. Nach dieser Weile suchte ich einen Absender, einen Namen, einen Kürzel oder vielleicht auch ein Symbol, irgendwas! Leider fand ich gar nichts, oder doch, ein vermutlich mit einem hellblauen Fineliner handgemaltes Herzchen und ich hatte die Handschrift. „Super“, dachte ich, „soll ich jetzt allen potentiellen Verehrern oder Verehrerinnen darum bitten, mir ein Herzchen und einen romantischen Satz zu schreiben?“ Ich seufzte schwer. Ein Berg Arbeit wartete auf mich und so musste ich den Brief erst einmal bei Seite legen. Erst zum Feierabend hin kam mir der Brief wieder in mein Blickfeld, als ich mich zu meinem Kollegen Fred beugte, um ihn etwas zu geben. Fred bedankte sich gerade. „Ach dafür nicht Fred, aber sag mal, kannst du mir vielleicht kurz eine Frage beantworten?“ Ich hielt ihn den Umschlag mit dm Brief drinnen vor die Nase. „Hast du vielleicht gesehen, wer mir das auf den Tisch gelegt hat?“ Fred runzelte die Stirn und nahm den Brief. „Na ja, Dilaila, ich hab nicht gesehen wer das war, aber… ich weiß wo man solche Umschläge herbekommt. Siehst du die kleine Zierde, da unten am Rand?“ Ich nickte. „Die sind nur in einem Laden zu bekommen. Die Straße zur Post, dort befindet sich ein kleiner Schreibwarenladen, der schon recht alt ist, älter als sein Besitzer. Geh doch mal dahin und frag nach.“ Wieder seufzte ich und nahm den Brief zurück. „Das schaffe ich leider erst Morgenfrüh und ob das etwas bringt… es ist schließlich Valentinstag und da wurden in dem Laden bestimmte viele Umschläge und Briefpapier verkauft…“ Fred schüttelte den Kopf. „Geh einfach mal hin und frag nach, dann hast du vielleicht schon einen Anhaltspunkt. Ein Tipp noch am Rande, es kann ja nur jemand aus unserer Firma sein.“ „Das stimmt schon!“ Aber die besteht aus fünf großen Abteilungen und ich kenne gerade alle in meiner und höchstens ein zwei aus den anderen. „Na gut, ich werde sehen.“ Am Abend telefonierte ich mit Daniel, der mich darin bestärkte in den Laden zu gehen und noch meinte, dass so ein Brief doch bestimmt von einer lieben Lady kommen muss. So fragte ich wirklich am nächsten Morgen in diesem Laden nach. Es wurden viele rote und rosane Umschläge verkauft, aber die letzten Tage nur ein orangener. Der alte Besitzer beschrieb mir die Käuferin als eine Dame, die wie ich Mitte zwanzig sein musste, schwarze kurze Haare, kleiner als ich und dunkel braune Augen. Auf dem Weg zur Arbeit dachte ich scharf darüber nach, wer das sein könnte oder aber, ob ich so jemanden schon mal in unserer Firma gesehen hatte, doch mir viel patu keine Frau ein, die auf diese Beschreibung passte. Fred war und ist übrigens ein sehr neugieriger Kollege, wofür ich ihn heute noch sehr dankbar bin. Bei der nächst besten Gelegenheit fragte er nach, ob ich etwas erfahren hätte. Ich erzählte ihm, was zuvor der Ladenbesitzer mir erzählt hatte. Nach einem kleinen Moment Grübeln meinte Fred: „Ich meine in der Verwaltung ist jemand neues dazugekommen, ich frag Georg mal, wenn du willst?“ Auffordernd sah er mich an. Fred wusste, dass ich lesbisch bin und er hatte mich mal bei einem Trinkgelage unserer Firma hemmungslos über meine Neigungen ausgefragt. „Sie scheint genau dein Typ zu sein, also was zögerst du?“ Das war auch typisch für ihn. Wieder einmal seufzend schrieb ich auf einen meiner lilanen Notizzettel meine private Handynummer, die Brücke im Park als Treffpunkt, 5 Uhr als Treffzeit und unterschrieb mit meinem Spitznamen, denn ich schon aus Kindertagen habe, Dichen. „Wenn auf diese Person die Beschreibung passt, dann bitte Georg doch darum, ihr diesen Zettel zukommen zu lassen, ja? Wäre echt lieb.“ Fred nahm den Zettel nickend und grinsend, und machte sich dann wieder, wie ich, an die Arbeit. An diesem Abend las ich mir noch einmal den Brief durch. Ich bekam nicht ganz das Gefühl los, dass ich diese Art ein Herzchen zu malen kannte, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Da ich ein Frühaufsteher war und bin, hatte ich keine Probleme damit, so früh im Park zu sein, eine halbe Stunde vor der Treffzeit sogar noch. Ich liebe die Natur und so genoss ich den Ausblick auf der kleinen Brücke, während ich mich auf das Geländer stütze. Es müssten so zehn Minuten vergangen sein, da fasste mir eine zarte Frauenhand auf die Schulter und ich hörte eine Frauenstimme sagen: „Morgen, Dichen.“ Dass ich sie gar nicht kommen gehört hatte, konnte ich vielleicht noch auf meine Verträumtheit schieben, dass ich sie anstarrte war absolutes Erstaunen. In der Firma hatte ich sie bisher definitiv noch nicht gesehen, aber mir waren diese Züge wohl bekannt, auch wenn es nun erwachsene Züge waren. Auch das schelmische Lächeln war in meinen Erinnerungen abgespeichert. Die Frau, die vor mir stand, kannte ich noch, als sie ein zehnjähriges Mädchen war, denn wir waren bis dahin zusammen aufgewachsen, hatten über Wiesen und Felder getollt und uns die seltsamsten Dinge ausgedacht, sie unter anderem meinen Spitznamen. „Natalie!“ Ich war froh, dass ich wenigstens das raus brachte. Sie lachte, ein helles klares Lachen, nicht kindlich, aber es erinnerte mich doch an ihr früheres Lachen. „Ja, liebste Dichen… schön das du dich noch an mich erinnerst.“ Frech legte sie ihre Arme um meinen Hals und schmiegte sich an mich. „Weißt du eigentlich, dass dein Kollege Fred genau so ein Plappermaul wie mein Kollege Georg ist?“ „Äh…nein?“ Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Hm, dann weißt du es jetzt. Ihm hast du zu verdanken, dass ich mich überhaupt traute, den Brief zu schreiben…“ „Ähm, Natachen?“ „Ja?“ „Bist du echt in mich verliebt?“ Wieder ihr helles klares Lachen. „Ja, du doof, ich schreibe immer nur die Wahrheit auf, dass weißt du doch! Und da ich deine Vorlieben dank Georg ja kenne, rücke ich auch nicht von deiner Seite, solange du mich nicht total zurückweißt! Falls du mich zurückweißt verschwinde ich allerdings auch wieder prompt aus deinem Leben!“ Aus Reaktion packte ich sie an der Hüfte. „Das wirst du nicht!“ Sie grinste und küsste mich, was ich zunächst nur zaghaft erwiderte, auch weil ich sehr erstaunt war. „Bisher hast du mich ja auch noch nicht zurückgewissen.“ Wohl wahr und das könnte ich auch gar nicht mehr, nach den letzten fünf Jahren. Zur Erinnerung, der Tag im Park war der 16. Februar, der für mich besondere Tag. Eigentlich ist jeder Tag wertvoll und irgendwie besonders, aber die mit Natachen und die mit den Menschen, die mir nahe stehen, die sind ganz besonders schön und der 16. Februar… Na ja, da genieße ich mit meiner Liebsten zusammen halt unseren Jahrestag und immer nachträglich so zusagen Valentinstag. Ich finde die Tage voller Liebe am schönsten und welche Tage sind deine Schönsten? In Liebe an meine Süße Schluss, Aus, Vorbei, Sense Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)