Der Bunte Teller von Wieldy (Wichtelgeschichte für NIX Teil 1) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Bunte Teller Ein Wichtelgeschenk für NovaIxioXerces Anfang Februar 2008. Das letzte Türchen im Animexx-Adventskalender wurde schon vor über einem Monat geöffnet, alle Gewinner sind benachrichtigt. Die letzten Weihnachtsbäume vergammeln einsam und alleine auf der Straße, alle unpassenden Geschenke wurden an diverse Opfer weiterverschenkt oder umgetauscht. Auch die schönsten Weihnachtsferien sind schon lange unwiederbringlich vorbei, für die meisten Mexxler ist der allgemeine, stinknormale, schnöde Alltag eingekehrt. Der Weihnachtsmann hat seine Arbeit getan und sonnt seinen Bierbauch wahrscheinlich gerade in diesem Moment an irgendeinem Südseestrand. Halt. Was sagte ich da? Der Weihnachtsmann hat frei? Mitnichten! Noch wartet eine letzte Herausforderung auf den Weihnachtsmann. Noch sind nicht alle Geschenke verteilt. Und diese Herausforderung bedeutet noch einiges an Arbeit für unseren armen Weihnachtsmann. Muss er sich also mal wieder durch besonders enge Kaminschächte quetschen? Muss er seinen Rentierschlitten durch besonders hohen Schnee fahren? Spinnt sein Navigationsgerät etwa? Nein. Es ist noch viel schlimmer gekommen. Dieses Jahr haben 47 besonders eigensinnige Animexxler sich nicht etwa Digitalkameras, Pferde oder den Weltfrieden gewünscht. Das wären doch leicht zu erfüllende Wünsche gewesen! Nein, auf ihren Wunschzetteln stand nur ein einziger Wunsch: Gute Fanfiction. Zum allergrößten Unmut des Weihnachtsmannes kamen diese Wunschzettel aufgrund eines Vollstreiks der ENS-Aiko auch noch viel zu verspätet beim Weihnachtsmann an. So musste der Weihnachtsmann sich also am frühen Morgen des 25. Dezembers noch einmal aufmachen und seinen langen, beschwerlichen Weg durch die Gefilde des Animexx antreten, der erst am heutigen Tag ein Ende finden sollte. Doch bevor er sich auf den Weg machen konnte, musste er sich, wie es zum guten Stil im Weihnachtsmanngeschäft gehört, natürlich zuallererst die Wunschzettel der Mexxler gründlich durchlesen. Sorgfältig hatte er noch die kryptischste Handschrift entziffert und selbst den kleinsten Buchstäbchen war er mit seiner Lieblingsleselupe zu Leibe gerückt. Nach stundenlangem Studium der (manchmal sogar recht kunstvoll verzierten) Wunschzettel, endlosem Kopfschütteln und dem ein oder anderem Nickerchen war er schließlich zu dem gravierenden Schluss gekommen, dass viele der Wünsche schlicht unerfüllbar waren. Zumindest, wenn er dafür das Animexx-Fanficarchiv durchkämmen musste. Oder gab es doch noch eine Hoffnung für ihn? Da gab es Leute, die Shounen-Ai –FFs zu Beyblade lesen wollten (und dabei wusste der arme Weihnachtsmann weder mit dem einen noch mit dem anderen Begriff etwas anzufangen), Leute, die sich vehement gegen ein gewisses „Yuri“ wehrten, solche die als Hassgenre „Darkfic“ angaben und schließlich die große Masse, die keine erwachsenen Geschichten lesen wollten, weil sie noch nicht volljährig waren. „Und dann ist da noch eine“, murmelte er kurz bevor er zu Bett ging, noch schlaftrunken in seinen Bart, „die will Tonks und Fleur verkuppeln. Als wenn die beiden zusammen passen würden (der Weihnachtsmann hatte, falls die Anmerkung gestattet ist, auch wenn er von Fanfiction nicht viel verstand, mit großem Genuss die Harry Potter Bücher gelesen). Und was zu Death Note will die haben! Und zwar eine FF mit Tiefgang. Tss, Tss, Tss. Die Jugend von heute, so schwer zufrieden zu stellen. Und was sehe ich da? Vampires Dawn? So was ekliges mit so viel Blut will die? Na, da muss ich noch mal ne Nacht drüber schlafen.“ Daraufhin mümmelte er sich in seine dicken Wollsocken, hievte sich ins Bett, verkrümelte sich unter der Bettdecke und wälzte sich noch ein paar mal genüsslich im Bett herum, bis er endlich selig einschlummerte. Doch dieses Nickerchen sollte für den Weihnachtsmann nur von kurzer Dauer sein. Allzu früh spielte sein Radiowecker ihm „Las Christmas“ und noch vor dem Morgengrauen hatte er die ellenlangen Wunschzettel auf seinen Schlitten gehievt und war seinen langen beschwerlichen Weg ins Mexx angetreten. Obwohl es wirklich nicht einfach war, das Mexx zu finden, schaffte er es doch tatsächlich noch dorthin, nachdem er einige seltsam gekleidete Passanten auf der Straße nach ihrem Herkunftsort fragte. Zwar landete er auf diese Art und Weise zuerst in einem Zirkus (weil er sich irrtümlich an einen Clown gewandt hatte), aber diesen kleinen Umweg bereute er nicht: Die Zirkusvorstellung hatte ihm sehr gefallen. Im Animexx selbst war dann der Weg zu den schon Fanfictions wesentlich einfacher zu finden und der naive Weihnachtsmann wähnte sich schon am Ziel. ‚Zu früh gefreut!’, muss ich da sagen. Denn im FF-Archiv etwas Nettes zu finden ist gar nicht so leicht. Und wenn das Geschenk nun sowohl die recht speziellen Wünsche der Mexxler als auch das seltsame Oberthema „ein wundervolles Geschenk“ erfüllen sollten, mussten sie schon wirklich speziell sein. Und der Weihnachtsmann wollte ja nun auch nicht einfach das erstbeste mitnehmen. Da musste schon was Besonderes her. So entschied der Weihnachtsmann sich also entgegen allem Termindruck und besserem Wissen, sich erst einmal ein paar Wochen lang niederzulassen und zu lesen. Er pflügte das FF-Archiv von vorne und von hinten durch, er las Drabbles, Oneshots und Geschichten mit mehr Kapiteln als erzählen konnte, Englische Geschichten und Geschichten, die sich zwar Englisch nannten, aber vor derart vielen Fehlern strotzten, dass sie genauso gut eine neu erfundene Sprache hätten darstellen können (was man von vielen der deutschen Geschichten ebenfalls behaupten konnte) und Geschichten mit seltsamen japanischen Untertiteln und japanischen Wörtern mitten im Text, deren Bedeutung wohl einzig und allein der Autor kannte. Wider seines Erwartens und dem Rest gesunden Menschenverstands, den er doch noch besaß, stellte er bald fest, dass ihn diese Art der Geschichten zu faszinieren begann. Voller Spannung erwartete er jedes neue Kapitel und bediente sich des Öfteren der Kommentarfunktion, um etwas Sinnreiches wie „Waiiiii ^____^Mach sofort weiter!!!!11!!! Tolles Chappi “ von sich zu geben. Kurzum: Der Weihnachtsmann war besessen. Und das ohne vorher je geahnt zu haben, dass ihm Genres wie „Slash“, „MSTing“ oder „Songfic“ gefallen könten. Als es dann aber ans Auswählen der passendsten Geschenke ging, wurde dem Weihnachtsmann mit einem Mal bewusst, dass er selbst noch viel zu wenig Ahnung von Fanfic hatte, um sie richtig bewerten zu können. Außerdem dachte er bei sich, dass es doch eigentlich nett wäre, wenn die Mexxler ganz neue Geschichten bekommen könnten. Er brauchte also Weihnachtswichtel. Mexxlerische Weihnachtswichtel. So kam es, dass der Weihnachtsmann eine Stellenanzeige ins Fanfic-Forum postete, auf die sich tausende willige Animexxler meldeten, noch ehe ein Admin „Threads die allein Werbezwecken dienen, sind verboten!“ sagen konnte. Der Weihnachtsmann musste also viele, viele Absagen schreiben und dabei blutete ihm das Herz, doch zugleich war er sich sicher, dass zuletzt nur noch die Besten der Besten übrig bleiben würden. Und schließlich standen sie alle vor ihm: 48 Wichtel, die Wichtelelite des Animexx. Nun ging es daran, mit jedem einzelnen Wichtel ausführliche Einführungsgespräche zu führen und eine Vielzahl von Aufgaben zu verteilen. Der Weihnachtsmann gab sich dabei die allergrößte Mühe und trotzdem gelang es ihm nicht immer, jeden Wichtel mit seinem im Fachjargon „Opfer“ genannten zu Bewichtelnden zufrieden zu stellen, denn die Aufgabe war schlichtweg nicht ganz lösbar. Wenn der Weihnachtsmann die Episode später am Stammtisch seinen Kumpels erzählte, sollte er sie immer mit der Aufgabe vergleichen, ein Puzzle mit fehlenden und neuen, aber nicht passenden Puzzleteilen zusammenzupuzzlen. Trotz allem stellte der Weihnachtsmann mit Zufriedenheit fest, dass ein jeder der Wichtel die ihm zugeteilte Aufgabe gewissenhaft erledigte. Und so unterschiedlich die einzelnen Wichtel waren, so unterschiedlich wurden auch die Geschichten. Mal ellenlang, mal kurz und knackig, mal spannend wie ein Krimi und mal fast kitschig romantisch. Doch alle waren sie mit viel Mühe geschrieben und nachdem der Weihnachtsmann eine jede gelesen hatte, befand er, dass sich das lange Warten durchaus gelohnt hatte. So war schließlich der Moment gekommen, in dem sich der Weihnachtsmann zu den verzweifelnd wartenden Mexxlern aufmachte um seine Geschenke zu verteilen. Und wie sie sich freuten! Was für begeisterte Gesichter der Weihnachtsmann zu sehen bekam, als er wieder und wieder eine der langen Wichtelgeschichten aus seinem Sack zog! Nur ein einziges der Gesichter wollte sich noch nicht so recht erhellen, und das war das Gesicht der NovaIxioXerces. Denn während die anderen sich bereits ihre halben Romane gegenseitig vorlasen, schien es für sie kein Geschenk zu geben. Der Sack sah schon ganz leer aus, als der Weihnachtsmann endlich doch noch etwas Kleines daraus hervorzauberte. Aber es sah gar nicht wie ein Geschenk aus, also groß und schön und eingepackt und mit Schleife, sondern mehr so wie ein Teller. NovaIxioXerces war skeptisch. „Das“, sagte der Weihnachtsmann, „ist ein bunter Teller und auf bunten Tellern liegen die kleinen Weihnachtsnaschereien. Leider ist vieles davon Billigschokolade, aber vielleicht finden sich auch ein paar kleine Köstlichkeiten darunter.“ Inständig hoffte er, dass ihr Wichtel (ein kleiner unerfahrener, denn er eigentlich nur aus Mitleid hatte mitmachen lassen), es geschafft hatte, solche Süßigkeiten zu finden, die ihr schmeckten. Der erste Bestandteil den NIX auf dem bunten Teller entdeckte war ein etwas groß und unförmig geratner Schokoladenweihnachtsmann, dem man seine billige Herkunft deutlich ansah… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)