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Love or Death

von

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Grausame Erkenntnis

Vielleicht kennt ihr den Roman von Jean-Paul Tapie“Zehn kleine Unschuldlämmer“. Wenn nicht verpasst ihr trotzdem nichts von der FF, da ich eine eigene für sich abgeschlossene Geschichte geschrieben habe. Als ich das Buch gelesen hatte, wollte ich es nicht unbedingt so enden lassen, wie es dort war, weswegen ich die Story nach meinem Wunsch umgeschrieben habe und wie ich glaube das es noch enden könnte.
 

So genug von mir, ich wünsche euch noch viel Spaß bei der Story:
 

Love or Death

--------------
 

Pascal war jetztvollkommen von Angst ergriffen, selbst wenn er das, was geschah, kaum glauben konnte. Entsetzt blickte er sie an. Seine Blicke wanderten von einem zum anderen, als ob er herausfinden wollte, bei welchem er am ehesten auf mitleid stoßen würde.

„Hey Jungs, ich war es nicht!“ heulte er. „Ich schwöre es! Hört damit auf! Ich war es

nicht!“

Steve und Remi blickten sich wortlos an, ehe sie sich wieder zu dem windenden Jungen umdrehten. Pascal beteuerte immer wieder, dass sie ihn losmachen sollten und dass er unschuldig war. Doch niemand sonst außer ihm kam in Frage, um Franck umgebracht zu haben.

„Halt die Klappe“ zischte Steve ihn an. „Glaubst du wirklich wir fallen auf dein Gewinsel herein, damit du ne Chance hast noch welche umzubringen?“

Dass nicht mehr viele übrig waren, musste hier nicht extra erwähnt werden. Schließlich blieben nur noch Remi und er selbst übrig. Und das wusste Pascal. Scharf betrachtete Steve den flehenden Jungen und ignorierte gekonnt sein Betteln. Seit Sebastian umgebracht worden war, konnte Steve einfach keinem trauen. Denn wäre es leichtsinnig gewesen, den Mörder nicht unter den eigenen Reihen zu vermuten. Bis auf…

Egal ob es jetzt auf sein Begehren zurückzuführen war oder seinem Gefühl, das ihm sagte, das Remi unschuldig war. Und deswegen hatte er ihm nicht nur seine Gefühle offenbart, sondern auch Vertrauen zu ihm aufgebaut. Er wollte alles versuchen um Remi zu schützen und sah dadurch alles andere als Gefahr für den jungen Romancier an.

„Ähm Steve“ meldete sich Remi zaghaft zu Wort.

„Was gibt’s?“ wollte Steve wissen.

„Vielleicht sagt er die Wahrheit“ mutmaßte Remi. „Überleg doch mal. Wenn das hier wirklich das grausame Schauspiel eines Romans ist, dann müsste Franck noch leben. Und Pascal hatte für einige Morde wasserdichte Alibis. Ich erinnere dich nur an Rick.“

„Mhm…“

„Was ist wenn wir mit unserer Theorie falsch lagen“ überlegte Remi weiter. „Wenn es nach den Briefen zwar so aussieht, wie nach dem Kriminalroman von Agatha Christi, aber es dennoch nicht ist. Vielleicht will der eigentliche Mörder uns dazu treiben, selbst jemanden umzubringen.“ Dabei glitt sein Blick zu Pascal, welcher ihn ängstlich und mit einem tränen aufgelöstem Gesicht anblickte. Remi konnte dabei nur schwerlich sich vorstellen, wie Pascal jemanden umbrachte. Und dann noch auf solch perverse und krankhafte Weise.

„Meinst du?“ fragte ihn Steve. Am liebsten hätte er Pascal wirklich umgebracht. Wenn er damit Remi schützen konnte, würde er wirklich über Leichen gehen oder gar sein eigenes Leben geben. Deswegen wollte er keine Fehler machen, die das Leben seines Geliebten aufs Spiel setzte.

Seit er hier auf der Insel ankam und diesen jungen Mann immer näher kam, hatte sich Steve langsam in den zurückhaltenden, aber klugen und charmanten jungen Mann verguckt. Und die Nächte welche sie zusammen verbracht hatten, erregten ihn selbst jetzt noch.

„Hey Jungs, könntet ihr mich vielleicht wieder losmachen?“ fragte Pascal hoffnungsvoll, als er Remis Erklärung hörte. Auch wenn Pascal ihn nur für ein zurückhaltendes, aber doch recht attraktives Mauerblümchen gehalten hatte, so war er dem jungen Schriftsteller mehr als dankbar, das dieser Partei für ihn ergriffen hatte,

„…“ Steve blickte stumm zu Pascal, ehe er sich wieder an Remi wandte. Wenn es nach ihm ginge, würde er dem ganzen ein schnelles Ende setzen. Doch wollte er es nicht einfach so alleine Bestimmen, weswegen es an Remi hing, wie es nun weiter ging.

„Nein“ entschied Remi sachlich. „Wir werden dich nicht töten.“

Pascal atmete erleichtert auf.

„Aber wir werden dich auch nicht losbinden.“

„Was!“ Pascals konnte sein Unglauben nur schwerlich verbergen. „Was soll denn der Mist? Ich habe niemanden umgebracht! Ihr müsst mir glauben!“

„Pha“ schnaubte Steve abfällig aus und kniete sich vor Pascal hin. Auch wenn er mit ihm lieber etwas anderes gemacht hätte, gab Steve nach und holte stattdessen ein Leinentuch aus seiner Tasche. Mit diesem knebelte den jungen Feuerwehrmann.

„Lass ihn uns in den Keller bringen“ schlug Steve vor und schulterte sich das zappelnde Bündel. „Dann sehen wir mal weiter.“

„Mhm“ nickte ihm Remi stumm zu.

Auch wenn er Pascal nur ungern so hilflos sah, da ihm ein Gefühl sagte, das hier etwas nicht stimmte. Etwas musste er übersehen haben, nur er konnte sich nicht erklären was. Zumindestens wurde nicht noch ein weiteres Menschenleben geopfert.

Nachdem sie den Jungen in den Keller abgelegt hatten und die Tür hinter sich verschlossen, ohne auf seine gedämpften Wiederworte einzugehen, machten sie sich auf den Weg nach oben, in ihr gemeinsames Schlafzimmer.

„Jetzt sind nur noch wir beide übrig“ meinte Steve leise.

Er setzte sich mit dem jungen Romancier auf ihr gemeinsames Bett und nahm den kleineren Körper in seine Arme. Genoss die Ruhe, welche kurz herrschte und die angenehme Wärme des anderen Jungen, welche bei ihm eine wohltuende Wirkung hatte.

„Auch wenn es nicht die beste Situation ist in der wir uns befinden, doch muss ich dir was gestehen Remi.“ Steve fiel es nicht leicht diese Worte zu sprechen. Doch wer wusste schon, wie lange ihm noch Zeit blieb sie auszusprechen. Auch wenn er hier sein Ende finden würde, wollte er dem jungen Mann in seinen Armen wenigstens gestehen, was er für ihn fühlte. Und wenn es ginge vor diesem wahnsinnigen Mörder retten.

„Ich habe mich schwer in dich verliebt“ fuhr Steve ruhig fort. Blickte dabei ernst und entschlossen in die dunkelblauen Augen vor sich. „Und das ist mir bisher nicht einmal passiert. Bei dir, Remi und ich würde gern so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen.“

„Steve“ entgegnete Remi gerührt.

Auch wenn es nicht einer der romantischsten Situationen war, wenn man die sieben Leichen bedachte, einen möglichen Verdächtigen der sich nur drei Stockwerke tiefer befand und es keine Möglichkeit gab mit der Außenwelt in Kontakt zu treten, war der junge Romancier von Steves Aussage wirklich bewegt. Zumal er dieselben Gefühle für ihn entwickelt hatte.

„Schön“ meinte Remi leise und kuschelte sich näher an den muskulösen Körper vor sich.

„Weißt du Steve, ich habe mich nämlich auch in dich…“

Ein Rumpeln ließen beide aufhorchen. Das kam eindeutig von der Küche. Und die befand sich nicht unweit vom Keller. Konnte es sein, das Pascal es geschafft hatte zu fliehen? Auch Steve horchte auf und verstärkte seinen Griff um Remi, ganz so als befürchtete er, dass jeden Moment ein ungeheures Monster in ihr Zimmer stürmen könnte und ihm seinen Geliebten entreißen könnte.

Dann folgte Stille, die noch unheimlicher war, als der Krach. Verunsichert blickte Remi zu Steve, der ihm vertrauensvoll zunickte. Mit einem letzten aufmunternden Blick löste sich der junge Mann von Remi und stand dann auf.

„Ich wird mal kurz nachsehen“ meinte Steve entschlossen und ging zur Tür. „Warte hier auf mich, ja? Ich bin gleich wieder zurück.“

Damit verschwand Steve und ließ Remi zurück, welcher leicht zweifelnd die Tür anschaute. Richtig wohl fühlte er sich gerade nicht, denn was war wenn jemand hier ins Zimmer kam, der nicht Steve war? Wäre Remi dann in der Lage sich zu verteidigen?

Jetzt verfluchte sich Remi innerlich, das er nicht darauf bestanden hatte, mit Steve mitzugehen, damit sie nicht getrennt waren. Schließlich hatte es immer kurz danach einen Toten gegeben, wenn sie nicht zusammen blieben. Und die Vorstellung, dass Steve nicht mehr zurückkehren würde, weil ihm etwas passiert wäre, schmerzte Remi innerlich.

Nein, lieber an etwas anderes denken, sagte er sich und rückte näher an das Fenster heran, um somit mehr Freiheit zwischen sich und der Tür zu haben. Nervös versuchte sich Remi abzulenken und auf erfreuliche Gedanken zu kommen. Dabei sah er sich ein wenig um und blickte sich mal kurz im Zimmer um, ehe er nach draußen sah und dann wieder zur Tür, welche er im Auge behielt.

Als er wieder nach draußen blickte, fiel sein Blick auf den Pool welches sich hinter dem Haus befand und von seinem Zimmer aus gut zu sehen war. Remi hätte fast wieder seinen Blick gehoben und zur Tür geschaut, als etwas seine Aufmerksamkeit verlangte.

Ein Mann schwamm im Poolbecken. Jedenfalls würde man das im ersten Augenblick sagen. Doch als Remi genauer hinsah, erkannte er diesen fast kahlgeschorenen Hinterkopf. Und als sein Blick weiter wanderte, sah er wie die Arme des Jungen auf dem Rücken zusammen gebunden waren.

„Oh nein“ stieß Remi erschrocken aus und wich vom Fenster zurück.

Pascals Leiche trieb leblos auf der Oberfläche.

Zumindestens sah es von hier oben so aus, weshalb sich Remi davon überzeugen wollte. Und vielleicht schaffte er es noch den jungen Mann aus dem Becken zu holen. Wenn er da mal nicht zu spät kam. Auf jedenfall wollte Remi wenigstens versuchen, ob man Pascal noch helfen konnte oder ob bei ihm jede Hilfe zu spät kam.

Der junge Romancier drehte sich um und verließ eilend Schrittes das Zimmer. Als er dabei am Bett vorbei kam, fiel sein Blick auf einen Zettel, welcher auf der blauen Decke lag. Vorhin lag er noch nicht dort. Oder hatte er ihn bisher nicht wahrgenommen? Egal, Remi konnte sein ungutes Gefühl kaum noch verbergen. Es war mehr als unheimlich, wie sich jemand hier zutritt verschafft haben soll und ihm diese Nachricht hinterlassen hatte, obwohl er dieses Zimmer nicht verlassen hatte?

Mit zittrigen Fingern nahm Remi den Brief und öffnete ihn. Dabei las er geschockt die Zeilen, wodurch er die Bestätigung hatte, das Pascal tot war. Wie hoch war wohl die Chance, dass der Feuerwehrmann noch lebte, nachdem er diese Nachricht hier gelesen hatte? Gleich null.
 


 

Achte Strophe
 

Drei kleine Unschuldlämmer,

die hatten einen Streit.

Das eine musste untergehen,

da waren’s nur noch zwei.
 


 

„Aber wer…“ murmelte Remi langsam verzweifelt und blickte von der Nachricht auf. War es etwa noch nicht vorbei? Gab es noch jemanden hier auf der Insel, der sie einen nach den anderen abschlachtete oder lag die Lösung zu nahe, als das er sie hätte sehen können?

Sollte Steve gar der Mörder sein und Remi hatte es bisher nicht bemerkt. Zu sehr hatte er sich auf den Kriminalroman von Zehn kleine Negerlein verschanzt und wie die Geschichte dort ablief. Doch hier gab es einige Abweichungen. Zwei vermutliche Verdächtige die für die Morde in Frage kamen, waren jetzt tot. Und nur noch er und Steve blieben übrig.

Apropos. Wo war Steve noch gleich? Sagte er nicht, dass er kurz mal runter gehen und nach sehen wollte? Mit klopfendem Herzen und anhaltendem Atem begab sich Remi zur Tür. Bevor er sie allerdings erreichte, blieb er abrupt stehen und blickte sich im Zimmer um.

Nicht das er kein Vertrauen zu Steve hatte, doch irgendwie beschlich ihn eine Angst das bald etwas passieren würde. Deshalb wollte sich Remi so gut es ging ausrüsten, um dem Mörder nicht vollkommen schutzlos in die Arme zu laufen. Warum er nicht als einer der ersten sterben musste, konnte sich Remi selbst nicht erklären. Auch wenn er größer als die durchschnittlichen Männer war, fehlte ihm doch die Kraft und Stärke die zum Beispiel Sebastian, Marc, Bruno, Franck oder… auch Steve hatten.

So durchsuchte er schnell das Zimmer und fand bloß in dem Kleiderschrank eine Eisenstange welche man aus seiner Halterung nehmen konnte. Entschlossen griff Remi nach der Stange und fand eine weitere Nachricht, die mit einer Schlaufe daran befestigt war.

Nein, schoss es Remi flehendlich durch den Kopf. Am besten er ignorierte den Zettel und machte sich mit der Latte nach unten um nach Steve zu sehen. Wie in der Art, wenn man den Zettel nicht beachtete, passierte auch nichts. Doch das dadurch das Unglück nicht aufgehalten werden konnte, war Remi selbst klar. Also löste er den Zettel von der Eisenstange und las sich unruhig die Nachricht durch:
 


 

Neunte Strophe
 

Zwei kleine Unschuldslämmer

waren ganz allein.

Das eine fällt in tiefen Schlaf,

da war es nur noch eins.
 


 

Sollte das jetzt der eindeutige Beweis sein, das Steve dahinter steckte? Remi hatte Zweifel und doch griff er entschlossen nach dem Metallstab. Verdammt, wer außer ihnen Beiden lebte denn noch? Zudem hier niemand sonst auf der Insel war, der einen nach den anderen von ihnen ermorden konnte und dann einfach wieder verschwand. Da hätten sie ihn entweder hier auf der Insel gefunden, zumal die Frage war, wie er dann auf diesen abgelegen Ort herkam.

Also blieb erst einmal bloß Steve übrig und Remi würde ihn zur Rede stellen.

Leise schlich sich der junge Mann aus dem Zimmer. Unruhig blickte er sich auf dem Gang um und machte sich dann auf den Weg nach unten. Dorthin wo sie die Geräusche gehört hatten. Langsam, immer einen Fuß vor den anderen, während sich der junge Romancier vorsichtig umblickte und mit jeden weiteren Schritt eine Gefahr vermutete, die in der nächsten Ecke auf ihn lauern könnte.

Remi war nicht besonders mutig, aber ein Überlebensdrang stieg in ihm auf. Er wollte bestimmt nicht hier sterben, ohne einmal den richtigen Partner gefunden zu haben. Und eigentlich hatte er ihn in Steve gesehen, weshalb er sich vergewissern musste, dass dieser kein Mörder war.

Mit leisen Schritten näherte sich Remi der Küche und betrat den Raum. Zuerst besah er sich von der Tür aus, ob jemand im Raum war. Als er niemanden entdecken konnte, setzte er seinen Weg fort und hielt dabei die Eisenstange fest umklammert. Wie ein Ertrinkender nach einem Rettungsanker greifen würde.

„Steve?“ rief er vorsichtig nach dem Model.

Keine Antwort, dafür umfing ihn bloß Stille. Ein knarren von links, ließen Remi kurz zusammenzucken, ehe er sich umdrehte. Die Kellertür stand offen und hatte sich durch einen Luftzug von der offenstehenden Hintertür bewegt. Da überkam Remi die Frage, hatte Pascal selbst die Tür geöffnet oder steckte jemand anderes dahinter? Immerhin waren seine Arme gefesselt gewesen, wie er sich noch deutlich an die Leiche erinnern konnte, die im Pool auf der Oberfläche trieb.

„Remi“ hörte er die vertraute Stimme von Steve. Direkt hinter ihm.

Diesmal mit erhöhtem Blutdruck und schnellerem Pulsschlag drehte sich Remi zu ihm um. Während er sich vorsichtig zurückbewegte, ließ er den Mann vor sich nicht aus den Augen.

„Was soll das Remi?“ fragte ihn Steve verwundert. „Lass die Stange los. Ich tue dir doch nichts.“

„Ach ja und was ist mit Pascal?“ fragte ihn Remi matt.

„Pascal“ wiederholte Steve die Worte rauer und irgendwie emotionsloser wie Remi fand.

„Ich fürchte er ist tot, Remi. Als ich in der Küche nachsehen wollte, wegen dem Krach stand die Kellertür bereits offen. Der Keller selbst war leer, weshalb ich mich auf den Weg gemacht hatte, um Pascal zu suchen.“

„Und?“ fragte Remi mit zittriger Stimme nach. „Hast du ihn gefunden? Lebt er noch?“

„Nein“ erwiderte Steve ihm ruhig. „Ich habe ihn im Pool gefunden. Er wird bestimmt nicht von alleine dort reingesprungen sein. Jemand muss ihn im Pool ertränkt haben, da seine Arme immer noch gefesselt waren. Ich habe ihn zwar rausgeholt, aber… nichts zu machen. „ Steve atmete kurz aus, ehe er mit einem sanften Lächeln zu seinem geliebten aufblickte und eine Hand nach ihm ausstreckte: „Komm Remi, sei vernünftig und gib mir die Stange.“

„Nein.“

Remi wich noch einen Stück zurück und umklammerte das kühle Metall noch stärker. Steve hatte bei seiner Erzählung so gleichgültig geklungen, als wäre es ihm egal gewesen das gerade wieder einer ermordet wurde. Also entweder hatten ihn die letzten Morde schon abgehörtet oder er war selbst der Mörder was dann sein merkwürdiges gelassenes, ja beinahe ruhiges Verhalten erklärte.

„Ich will dir doch nichts tun“ sprach Steve weiter auf den Kleineren ein. Auch wenn Remi groß war für einen Mann, war er immer noch ein halben Kopf kleiner als er selbst. „Glaub mir Remi, ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren.“

„Ich…“ fing Remi langsam an.

„Bitte vertrau mir. Ich könnte es nicht ertragen wenn dir etwas passiert, dafür liebe ich dich zu sehr. Du musst mir glauben Remi, ich will nur dich. Und ich verspreche dir, dass wir hier einen Weg raus finden.“

„Steve ich…“ brachte Remi leise heraus, „… ich liebe dich immer noch.“

Kraftlos ließ er die Stange fallen. Nur Steves schnelles Handeln war es zu verhindern, dass der junge Romancier dem Metal folgte und hart auf den Boden aufschlug. Zärtlich umschlang Steve den zierlichen Körper und zog Remi nah zu sich.

Auch wenn es eine harte Bewährungsprobe war, doch hatten sie sie bestanden. Und es machte Steve unheimlich glücklich, das Remi ihm vertraute. Es war auch nicht viel, doch war es für den jungen Mann wie ein Hoffnungsschimmer, in dieser blutigen Zeit. Und dafür würde er alles unternehmen, um Remis Vertrauen nicht zu missbrauchen, selbst wenn er sein Leben dafür geben müsste.

„Remi“ flüsterte Steve glücklich und verbarg seinen Kopf in den Lockenkopf vor sich. Wie weich doch Remis Haare waren und wie gut sie dufteten. Irgendwie fand es Steve makaber, das es an solch einem unheilvollen Ort, so etwas schönes und berauschendes geben soll. Und doch gefiel es Steve und er konnte gar nicht genug davon bekommen, Remi an sich zu drücken, über seinen Rücken zu fahren und die schmalen, aber doch stattlichen Muskeln zu erkunden.

„Das Happy End sieht aber anders aus“ mischte sich plötzlich eine dritte und unbekannte Stimme hinzu.

Steve spannte seine Muskeln an und hielt Remi fester und beschützender in seinen Armen, als er sich nach dem fremden Mann umdrehte. Ein Mann tauchte im Zimmer auf und blickte mit kalten Augen zu den beiden Jungs. Dabei streifte nur kurz sein Blick über Remi, bevor er sich an Steve wandte.

Schade, da hatte etwas an seiner Rechnung nicht gestimmt. Eigentlich hätte einer von ihnen Tot sein müssen. Und er hatte es eigentlich so eingerichtet, dass es das schwarzhaarige Unschuldslämmchen erwischte. Doch das war nur ein kleines Detail was er schnell ändern würde. Mit einem vorfreudigem Grinsen holte er ein Messer unter seiner Jacke hervor und

Ging gemächlich auf seine beiden Unschuldslämmchen zu.

„Wer sind sie?“ fragte ihn Steve verwirrt und stellte sich beschützend vor Remi.

Der junge Romancier wollte eigentlich protestieren, da ihr Gegenüber eine gefährliche Waffe besaß und sie nicht. Doch ging Steve nicht auf seinen Protest ein und schob seinen Geliebten stattdessen etwas weiter zurück, um ihn in Sicherheit zu wissen.

„Haben sie uns hier her bestellt?“ fragte Steve weiter und betrachtete den älteren Mann, welcher immer näher kam. „Stecken sie hinter all den Morden?“

Steve bemerkte aus den Augenwinkeln noch die Eisenstange, welche Remi fallen gelassen hatte. Wenn er schnell genug war, könnte er sie erreichen und versuchen gegen den Kerl anzukommen. Hoffentlich, denn Steve hatte nur diesen einen Versuch und er wollte seinen süßen Romanschriftsteller in Sicherheit wissen und ihn nicht mit diesem Typen hier allein lassen.

„Bastard“ schimpfte Steve noch, ehe er sich kurz bückte und flink mit der Eisenstange wieder aufstand.

Gerade rechtzeitig, da der Mann direkt vor ihm stand und mit dem Messer ausholte. Steve duckte sich und schlug seinerseits mit dem Metall zu. Zumindestens hatte er es vor, doch der Mann hielt das Metall einfach mit seiner Hand auf und entriss Steve die Waffe. Ihm blieb nichts anderes übrig als zuzusehen, wie die Eisenstange weggeworfen wurde. Weit aus seiner Reichweite und damit unantastbar für ihn.

„Lauf“ flüsterte er leise zu Remi, ohne den Mann vor sich aus den Augen zu lassen.

„Verschwinde von hier Remi. Ich versuche ihn solange aufzuhalten.“

„Nein“ protestierte Remi fassungslos.

„Verdammt, du sollst verschwinden“ schrie ihn Steve an, so dass sein Geliebter zusammenzuckte.

Ein Fehler, den Steve bereuen sollte, da der unbekannte Mann Steves Unaufmerksamkeit nutzte und ihn in einen harten Griff zog. Ohne groß zu zögern, rammte er das Messer in Steves Magen. Bevor er es herauszog und noch zweimal zustach.

„Nein, Steve!“ schrie Remi und wollte zu ihm rennen. Auch wenn alles vergebens war, doch konnte er nicht einfach zusehen, wie vor seinen Augen ein geliebter Mensch umgebracht wurde.

„Verschwinde“ murmelte Steve ihm schwach zu und Blut rann aus seinem Mund. Ebenso sein Hemd war voll Blut getränkt und tropfte auf den kalten Steinfließboden herunter.

Dann ließ ihn der Fremde los und Steve glitt geschwächt zu Boden. Er hätte gern zuletzt noch einmal Remis wunderbares Lächeln gesehen, als sein tränen erfülltes Gesicht, da er ihn nicht zum weinen bringen wollte. Aber allein der Anblick seines Geliebten, machte ihm den Abschied viel einfacher. Hoffentlich schaffte es Remi noch rechtzeitig von hier abzuhauen und diesem Mistkerl zu entkommen.

„Remi“ nuschelte Steve noch einmal, ehe er seine Augen schloss und Finsternis ihn umgab.

Mit einem siegessicheren Lächeln wandte sich Luke an sein letztes Opfer und summte vergnügt:
 


 

Ein kleines Unschuldslamm

blieb übrig von den zehnen.

Das schnappte ich mir

und versuchte es zu zähmen.
 


 

TBC

Teuflischer Scherz !?!

Gott!

Wie hatte das alles nur passieren können? Remi erinnerte sich noch gut wie alles angefangen hatte, vor fünf Tagen. Er wurde von seinem Chef zur Insel Cote d’Azur geschickt, um ein Exklusivinterview mit der berühmten Gloria Mitchell zu führen.

So hatte der junge Romancier seine Taschen gepackt und war erst einmal nach Marseille geflogen, von wo aus er mit einem Boot weiter zu der Insel gefahren wurde. Anders konnte man zum abgelegenen Hotel nicht kommen.

Dort wurde er vom Bootsführer direkt zu der Villa begleitet, welches auf einer Anhöhe zum Meer stand. Damals ein prächtiges Haus für die reichen Leute, diente heute lediglich als Hotel und Unterkunft für die Besucher der Insel.

Wie sich herausstellte, war der ältere Herr auch gleichzeitig der Hotelmanager von dieser Villa. Er zeigte dem Jungen sein Zimmer und begleitete ihn dann nach draußen, zu einem abgelegenem Strand. Auf Remis Frage hin wo er schwimmen könnte, hieß es nämlich das er den Pool nicht benutzen dürfte, da Gloria Mitchell Zeit und Ruhe brauchte, um sich auf den kommenden Abend vorzubereiten, wie ihm der Hotelmanager versicherte.

Höflich verabschiedete sich der ältere Mann, ehe er wieder zur Villa hoch ging. Remi sah ihm nur kurz nach, ehe er sich auszog und dann baden ging. Das frische Wasser genoss, welches seine erhitzte Haut etwas abkühlte.

Dabei bemerkte er nicht, wie er von einer Person beobachtet wurde, die sich oberhalb der Anhöhe befand und sich im Gebüsch versteckt hielt. Tief im Schatten verborgen, sah er dem Treiben des jungen Romanciers zu und ließ es sich nicht nehmen, den Körper des anderes ausführlich zu studieren.

Wirklich, da hatte er ein besonders hübsches Exemplar geholt. Dieses Lämmchen würde er vorerst im Auge behalten. Damit ließ er noch einen letzten Blick über den nackten Körper wandern, ehe er sich umdrehte und sich auf den Weg machte.

Es galt noch die letzten Vorbereitungen zu treffen. Schließlich hatte er ein gutes Jahr auf diesen Moment gewartet. Auf den Tag, an dem er endlich Rache üben und seinen Blutdurst stillen konnte.

Remi, der den heimlichen Beobachter nicht bemerkt hatte, kehrte gegen frühen Abend zurück zu seinem Zimmer. Dort fand er in auf dem Boden einen Zettel, der unter der Tür durchgeschoben war. Auf hartweißem bedrucktes Papier stand dort:
 

Einladung zum Abendessen um einundzwanzig Uhr

Sektempfang am Pool ab zwanzig Uhr

Legere Kleidung erbeten


 

Da Remi noch ein wenig Zeit hatte, ging er noch kurz unter die Dusche, um das Salzwasser auswaschen, ehe er sich zu Recht machte und nach unten ging. Auf den Weg dahin begegnete er einem weiteren Gast, welcher vor kurzem erst angekommen war. Zusammen gingen die beiden Männer zum Pool, welcher nun offen stand. Und so trafen dann nach und nach die Gäste des Hotels ein, die da wären:
 

Marc (Callboy), Bruno (Animateur), Steph (Schauspieler), Rick (Pornodarsteller), Steve (Model), Sebastian (Speerwerfer), Pascal (Feuerwehrmann), Franck (Polizist) und Karim (Bademeister).
 

Untereinander war man erstaunt, dass sich so viele Berühmtheiten an einem Ort aufhielten. Konnte man das wirklich alles dem Zufall überlassen? Remi bezweifelte es, das sich solch unterschiedlichste Persönlichkeiten, an so einen abgelegenen Ort zugleich aufhielten. Doch trotzdem störte ihn etwas.

„Wisst ihr was merkwürdig ist?“ warf Remi nachdenklich ein. „Seit ich hier bin, habe ich keinen der Angestellten gesehen. Einzig die Nachricht in meinem Zimmer.“

„Stimmt“ meinte Steve und zog seine Stirn kraus. „Außerdem funktionieren die Telefone nicht.“

Auch wenn der junge Mann vorher nicht so darüber nachgedacht hatte, da einer der Angestellten es als ein technisches Problem aufwarf, hatte er sich keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Doch jetzt…

Obwohl Steve der ernst der Lage klar war und er wusste, worauf Remi hinauswollte, stahl sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht. Irgendwie beeindruckte ihn dieser Mann. Auch wenn er keine so große Berühmtheit wie Rick, Sebastian, Steph oder er selbst war.

Dennoch hatte der andere Junge etwas an sich, was Steve nicht ignorieren konnte. Vielleicht weil er nicht so erfolgreich und berühmt wie er selbst war und dadurch geheimnisvoller auf ihn wirkte. Und vielleicht auch weil Remi für seine Größe trotzdem recht schlank und nur wenig Muskeln unter seinem Shirt zu erkennen war.

„Technischer Fehler hatte der Mann zu mir gesagt“ erzählte Steve weiter.

„Kein Problem“ erwiderte Bruno. „Ich hab mein Handy mit. Notfalls kann man auch damit telefonieren.“

„Gut, ich hab auch mein Handy mit“ stimmte ihm Remi zu. „Noch wer?“

Nach einer kurzen Diskussion stellte sich heraus, dass sieben von den zehn Männern ein Handy dabei hatten.

„Wollen wir mal nachsehen, ob nicht doch noch jemand im Haus ist?“ warf Karim ein.

„Vielleicht treffen wir auf einen der Angestellten“ vermutete Sebastian.

„Oder gar den jungen Firmenchef, welcher das Haus gemietet hatte“ meinte Rick.

„Firmenchef?“ entgegnete Remi verwirrt. „Ich dachte das Haus hätte Gloria Mitchell gemietet. Über ihr sollte ich auch ein Interview schreiben.“

„Also mir hatte man gesagt, ein reicher Firmenchef hätte dieses Hotel gemietet“ erwiderte Bruno nachdenklich.

„Ja mir wurde das auch gesagt“ stimmte Franck zu, ebenso wie die restlichen acht Männer.

Remi hatte ein ungutes Gefühl. Wenn die Information mit Gloria Mitchell nicht stimme, wie hoch lag dann die Wahrscheinlich, dass diese Frau überhaupt auf dieser Insel war?

„Okay, lasst uns mal sehen, ob wir noch jemanden hier finden“ stimmte Marc zu.

So bildeten die Jungen kleine Grüppchen und durchsuchten dann das Hotel. Doch war weit und breit keine Menschenseele, mit Ausnahme von ihnen selbst. Zum Schluss trafen sie sich alle im Esszimmer, wo ein reichlich gedecktes Mahl stand und ein Gedeck auf dem Tisch für zehn Personen vorbereitet war.

„Sieht so aus, als hätte jemand gut vorbereitet“ meinte Remi langsam.

„Sehr merkwürdig, da gebe ich dir Recht“ stimmte Steve ihm zu.

Bei der Suche hatte er sich gleich zu dem jungen Romancier gesellt und war ihm seitdem nicht mehr von der Seite gewichen. Irgendwie wurde die Anziehung welche von dem Mann ausging immer stärker.

Auch wenn Steve gerne etwas mit Marc, Bruno, Steph und Karim angefangen hätte, wegen ihrem hübschen Aussehen oder Franck und Pascal wegen seinem Stolz oder wenn es nach seinem Schwanz gehen würde dann eher Rick und Sebastian. Aber sobald er zu Remi blickte, vergaß er seine guten Vorsätze.

Stattdessen machte sich ein Drang in ihm breit, den jungen Romancier näher zu kommen, weswegen er ihm keinen Schritt mehr von dessen Seite wich. Die Frage war bloß, ob Remi auch schwul war und somit auf seine Avancen eingehen würde. Bei den anderen Anwesenden war das auch so eine Frage, obwohl Steve sich bei drei von ihnen sicher war, das sie auch schwul waren.

„Und nicht nur das. Ist euch mal was aufgefallen?“ meinte Remi verschwörerisch. Auf das verneinende Kopfschütteln der anderen Jungs, fuhr er fort: „Unter uns ist keine einzige Frau vertreten.“

„Genau“ stimmte Bruno ihm zu. „Und keiner scheint hier älter als dreißig zu sein.“

„Außerdem…“ warf Steve ein und ließ einen kurzen Blick durch die Runde gleiten, so als würden die anderen von selbst auf die Antwort kommen. Da es nicht der Fall war, fuhr er ruhig fort: „Machen wir uns doch nichts vor. Auch wenn ich nicht übertreiben will, aber wir sind alle von der Natur aus begünstigte Männer. Ich meine jetzt ohne falsche Bescheidenheit, aber wir sind schon hübsche Kerle.“

Dabei viel sein Blick wieder auf Remi, der ihm zustimmend nickte. Süß, wie Steve bei seiner bescheidenen Reaktion fand. Während die anderen Jungs sich näher besahen und ihre Muskeln spielen ließen, blieb Remi ruhig stehen und wartete ab. Einfach bezaubernd wie Steve fand. Schon wieder gab es eine Seite an den jungen Romancier, die Steve einfach anziehend fand.

„Nun das auch, zudem einige von uns nicht allzu unbekannte Gesichter für uns sind“ warf Remi räuspernd ein. „Das wirft doch die Frage auf, warum wir wirklich hier sind? Reiner Zufall kann das nicht sein.“

„Vielleicht hat das alles jemand geplant und uns verbindet etwas, was wir selbst vielleicht nicht wissen“ fügte Steve noch hinzu.

„Und was?“ fragte Karim.

Steve wollte ihm sagen, dass er darauf auch keine Antwort hatte, als sich plötzlich eine elfte Stimme zu Wort meldete:
 

„Meine Herren, ich heiße sie in ihrer letzten Ruhestätte willkommen.“
 

Ein raunen ging durch die Runde. Keiner erkannte die Stimme wieder, da sie ein wenig dumpf und verzerrt klang. Also verstellt, überlegte der junge Romancier und einigen anderen war auch die Idee gekommen. Zumal man den Fremden nur hören konnte und somit nicht wusste, zu wem diese Stimme gehörte.

Zumal der Satz etwas Makaberes an sich hatte. Sollten sie hier etwa wirklich sterben? Oder war das bloß ein schlechter Scherz, der schon unter die Gürtellinie ging?
 

„Sie wurden alle wegen einem bestimmten Grund hierher gebeten. Und zwar

Rache. Die ich auch bekommen werde. Jeder einzelne Schwulenhintern von

euch wird daran glauben, das schwöre ich.“
 

Bei der letzten Aussage, blickten sich die zehn Jungen genauer an. Weniger wegen der Drohung, als viel mehr das sie alle Homosexuell sein sollen. Auf vielen der Gesichter stand Überraschung. So wie bei Steve, der verwundert, aber auch etwas neugieriger anfing seinen Blick über den Romancier gleiten zu lassen. Dann sahen seine Chancen bei dem Jungen doch gar nicht mal so schlecht aus.
 

„Ja seht euch nur an, ihr seit wirklich hübsche Männer. Und jetzt

werdet ihr zur Kasse gebeten. Jeder einzelne von euch.“
 

Steve überlegte, wie er Remi näher kommen könnte. Jetzt würde er es wenigstens darauf ankommen lassen, den Jungen über seine Gefühle aufzuklären. Allerdings... wäre da nicht dieser Fremde, welcher sein Glücksgefühl einwenig dämmte. Der Unbekannte schien es wirklich ernst zu meinen. Denn warum sonst sollte man sich solche Mühe machen, um so verschiedene Persönlichkeiten einzuladen, die insgeheim doch etwas Gemeinsames besaßen? Ihre Neigung.
 

„Bitte, ich habe nicht vor, euch den Appetit zu verderben und das

Abendessen zu ruinieren“ meinte die Stimme spöttisch. „Allerdings

wird es für einen von euch das Letzte Mahl sein. Morgen früh werdet

ihr einer weniger sein. Meine Herren, schlafen Sie gut. Ich wünsche

euch eine gute Nacht, meine kleinen Unschuldslämmer!“
 

Damit verschwand die Stimme und ließ beklemmende Ruhe zurück. Einige der Jungen wogten gerade ab, ob man diese Aussage als ernst einstufen konnte, während bei den anderen eine heimliche Angst aufstieg, die sie den anderen Männern Gegenübern nicht zeigten.

„Das ganze ist ein Scherz“ meinte Steph halblaut.

Niemand teilte seine Meinung. Und dass er es selbst ernst meinte, glaubte auch keiner.

„Also als Scherz würde ich das nicht wirklich ansehen“ meinte Remi ernst. „Dafür ist er zu aufwendig und vor allem makaber. Immerhin hat jemand sich die Mühe gemacht, uns alle hierher zubringen. Was ziemlich aufwendig war.“

Steve blickte verträumt zu dem Jungen. Genau dieselben Gedanken gingen auch ihm durch den Kopf. Steve bemerkte nicht zum ersten mal, das Remi nicht auf den Kopf gefallen war. Unter seinem süßen Haarschopf, verbarg sich ein intelligentes Köpfchen, was Steve wiedereinmal faszinierte. Hatten doch nur die wenigsten gutaussehenden Jungen, auch Verstand.

„Heißt das dieser Drecksack will uns umbringen, nur weil wir nicht mit dem Kerl ins Bett gestiegen sind?“ fragte Pascal sichtlich genervt.

Bei dieser direkten Aussage, zog der junge Romancier eine seiner geschwungenen Augenbrauen hoch. Auch wenn er Schwul war, hätte er eher auf ein anderes Motiv getippt. Denn konnte der Junge von sich behaupten, dass er noch unangetastet war. Bisher hatte sich einfach keine richtige Gelegenheit für ihn ergeben, den richtigen Mann zu finden.

Meistens lief es darauf hinaus, das Remi Angebote für eine Nacht bekam, die er höflich abwies. Denn hatte Remi nicht vor, seine Jungfräulichkeit an einen Mann zu verschenken, der am nächsten morgen nicht mehr da war. Da könnte es sicherlich jemanden gegeben haben, der seine Absage falsch aufgenommen hatte und sich deswegen gekränkt fühlte.

„Ja, die Frage ist nur >WIE<„ bemerkte Steve.

„Indem man einfach nein sagt“ erwiderte Pascal aufgeregt. „Und wenn sie anfangen zu nerven, dann kann ich auch deutlicher werden. Ganz einfach. Ich behaupte jedenfalls nicht das Gegenteil. Aufdringliche Männern gegenüber kann ich ziemlich aggressiv werden. Einige habe ich sogar verprügelt. Ich hasse es wenn ich angebaggert werde!“

Seine Offenheit beeindruckte einige der Jungs. Insgeheim dachten diese, dass Pascal dadurch das zweifelhafte Vergnügen zuteil würde, der Erste auf der Liste zu sein. Als ob er ihre Gedanken gelesen hatte, lachte Pascal laut auf: „Für den Fall, dass das hier mein letztes Abendessen ist, nehme ich mir noch was.“

Wusste er noch, was er da tat? Weder Rick noch Remi, Karim oder Marc hätten es zugegeben, aber alle vier fanden, dass es dieses lustige, freche Kerlchen verdient hätte, wenn man ihm seine letzte Nacht so angenehm wie möglich gestaltete.

„Aber mal im ernst“ sprach Remi eindringlich weiter. „Wenn es wirklich jemanden gibt, der etwas gegen uns hat, dann sollten wir nicht länger hier bleiben. Am besten ist, wenn wir die Insel verlassen.“

„Und wie? Die Boote sind bestimmt schon weg“ warf Marc nachdenklich ein.

„Vielleicht nicht alle“ meinte Steve. Wollte dem jungen Romancier unterstützen. „Wir sollten am besten mal nachsehen.“

„Genau und uns am besten davon selber überzeugen“ stimmte auch Karim zu.

„Gut, es gibt auch nur eine Anlegestelle dafür“ erklärte Franck. „Beim Steg, wo wir angekommen sind.“

Aufgeregt gingen die zehn jungen Männer nach draußen und den Weg zurück zum Bootssteg. Geredet wurde kaum, stattdessen wurde die Nähe des anderen gesucht und darauf geachtet, das man selbst nie zu weit von der Gruppe fern blieb.

Beim Steg angekommen, konnten sie ein kleines Boot ausmachen, welches auf den unruhigen Wellen des Wassers tanzte. Auch wenn sich in allen von ihnen der Wunsch aufstieg, diese Insel sofort zu verlassen und das andere Ufer zu erreichen, so musste den Jungen doch einsehen, dass es heute keine Möglichkeit gab zu fahren. Es käme reinem Selbstmord gleich.

„Dann lasst es uns morgen versuchen“ meinte Steph.

„Wenn das Boot bis dahin noch hier sein sollte“ bemerkte Remi.

„Stimmt. Wenn es wirklich jemand ernst mit seiner Drohung meint, dann könnte er dass Boot in der Nacht noch immer zerstören“ fuhr Steve fort.

„Am besten wir stellen Wachen auf“ schlug Franck vor.

„Okay, ich übernehme die ersten zwei Stunden“ meldete sich Pascal.

„Alleine?“ fragte ihn Karim vorsichtig nach.

„Klar, mir macht das nichts aus“ winkte Pascal locker ab. „Sollte dieser Typ auftauchen, kann ich es auch alleine mit ihm aufnehmen.“

„Gut ich übernehme dann ab Mitternacht die Schicht“ meldete sich Marc.

„Und ich lös dich um zwei ab“ kam es von Karim.

„Ich übernehme dann ab viere“ verkündete Rick.

„Und ich steh um sechs auf und koch uns alle einen Kaffee“ warf Franck ein.

Gesagt getan. So machte es sich Pascal auf dem Steg gemütlich, während die anderen jungen Männer zurück ins Hotel gingen. Da keiner mehr allein schlafen wollte, teilten sich immer zwei Jungen ein Zimmer.

Steve hatte sich entschieden, mit Remi ein Zimmer zu teilen. Es war auch gar nicht mal so schwer, den jungen Romancier dazu zu bewegen, da ihm die anderen Männer entweder zu albern waren oder an etwas anderes dachten als an Schlaf.

Steve schien dabei der Einzigste zu sein, der ein wenig vernünftig war. Und wie sich Remi eingestehen musste, Steve sah wirklich gut aus, weswegen er leicht rötlich anlief. Aber daraus konnte doch nichts werden. Ersten kannte er Steve nicht. Und zweitens, was sollte an einer grauen Maus wie ihm so interessant sein, das Steve sich für ihn interessieren würde?

Während Remi versuchte seine Gedanken ein wenig abschweifen zu lassen, statt nur noch über das Model nachzudenken, kuschelte er sich mit Steve unter die Decke. Wie es bei den anderen aussah, wusste Remi zwar nicht, doch stand in ihrem Raum bloß ein Bett, welches sie sich teilten.

Ruhig, aber mit klopfendem Herzen, blickte Steve in der Dunkelheit zu dem jungen Mann, mit dem er sich das Bett teilte. Auch wenn Remi sich ruhig in den Schlaf kuschelte, genoss Steve die leisen Geräusche, welche der andere Mann verursachte. Seine Nähe spüren konnte und seinen ruhigen Atem, den er ausstieß.

Mit einem zufriedenen Lächeln und einen letzten Blick auf die reglose Gestalt vor sich, schlief der junge Mann dann auch ein. Ganz anders zu Pascal. Er hatte entspannt zwei Stunden mit seiner Wache verbracht und wartete jetzt auf seine Ablöse. Kurz darauf tauchte sie auch auf.

„Hi“ meldete sich Marc. „Die Ablöse kommt.“

Grinsend entgegnete Pascal ihm: „Hey. Meine Vermutung hatte sich bestätigt, was das erste Viertel anging. War recht langweilig.“

„So. Das dachte ich mir auch, aber egal. Zwei Stunden sind ja keine Ewigkeit“ erwiderte Marc grinsend. „Gut, kannst dich jetzt hinlegen.“

„Mal sehen“ meinte Pascal und stand dann auf. „Viel Spaß noch. Und Pass auf dich auf.“

„Mach ich“ versicherte ihm Marc.

Dann machte sich Pascal auf den Rückweg. An Schlaf dachte er gar nicht, da er durch die Wache noch recht fit war. Viel eher verlangte es ihn etwas zu trinken. So ging Pascal gleich zur Küche, wo er sich etwas zu trinken holen wollte. Hielt aber mitten im Flur inne, als er einen Schatten wahrnahm, welcher draußen vom Pool kam.

Sollte das dieser mysteriöse Mr. X sein? War er gerade auf den Weg, sich sein erstes Opfer zu holen? Oder täuschte sich Pascal und es war einer der anderen Jungen, der bis jetzt kein Schlaf gefunden hatte?

Nun, Pascal wusste es nicht. Aber Neugierde hatte ihn erfasst, weswegen er sich nach draußen schlich und sich langsam umblickte. Stille. Leere. Nichts war zu sehen, außer dem Pool, welcher durch das Mondlicht ein wenig erhellt wurde.

„Hmpf…“ kopfschüttelnd drehte sich Pascal ab.

Wollte es als Einbildung abtun, als er gegen jemand lief. Eine zierliche Gestalt, die durch ihren Zusammenstoß beinahe nach hinten fiel. Doch reagierte Pascal schneller, legte einen Arm um die Hüfte des anderen Mannes und zog ihn zu sich.

„Danke“ meinte Karim mit einem schüchternen Lächeln.

„Ach was“ winkte Pascal ab und musterte den Körper vor sich. „Was machst du hier? Solltest du nicht noch etwas schlafen?“

„Schon, aber dann verpass ich meine Ablösung“ erklärte Karim. „Deshalb vertreib ich mir die Zeit.“

„Allein?“ fragte Pascal grinsend nach, als ihm eine Idee kam.

„Ja. Ist ja sonst keiner wach.“

„Das stimmt nicht ganz“ meinte Pascal rau zu ihm und zog den jungen Bademeister zu sich.

„Du hast noch zwei Stunden Zeit, bis zu deiner Ablöse. Wollen wir sie nicht solange noch nutzen? Zum Beispiel im Pool?“

„Au ja“ stimmte Karim aufgeregt zu.

Während sich die zwei Leiber in dem kühlen Nass verschmolzen, klärte sich die Nacht etwas. Tränkte nicht alles mehr in Dunkelheit und ließ einen Sternenhimmel am Firmament erscheinen. Ein wirklich bezaubernder Anblick, da man ihn nur noch selten in der Großstadt finden konnte.

Zwei Stunden später machte sich der junge Bademeister summend auf den Weg zum Bootssteg. Dort wechselte er mit Marc. Dabei schweiften seine Gedanken zu Pascal ab und das es zwischen ihnen Beiden ganz schön gefunkt hatte.

Zumindestens was Karim betraf, denn sein Herz bummerte jetzt noch ziemlich schnell. Bisher hatte er es nie wirklich einfach gehabt. Weder um sich seinen Traum als Bademeister zu absolvieren, als auch offen mit seiner Vorliebe umzugehen. Doch die Begegnung mit Pascal und ihrem einmaligem Erlebnis hatte etwas in ihm ausgelöst, wonach er lange gesucht hatte.

Bestätigung, Zufriedenheit und… Liebe.

Breit grinsend summte Karim weiter. Beobachtete das Meer, das Boot und die Umgebung. Die seichte Dunkelheit erschreckte ihn nicht mehr so sehr, wie vor einigen Stunden noch. Dafür machte sich ein unglaubliches Glücksgefühl in ihm breit.

Karim hörte, wie jemand den Kiesweg hinunterschritt. Verwundert blickte Karim auf seine Uhr. Kam gerade seine Ablösung? War das schon Rick?
 

TBC

Das Spiel beginnt

Hey,
 

also langsam geht der ernst los. In diesem Kapi ist wieder die Death-Note vertreten. Wer das nicht mag sollte es lieber nicht lesen. Ansonsten wünsche ich euch weiterhin viel Spaß mit der Story.
 

Das Spiel beginnt

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Der morgen neigte sich kurz nach sechs Uhr zu. Franck hatte wie versprochen Frühstück zubereitet, mit frischen Brötchen und extra starkem Kaffee. Derweil kamen die übrigen Hausbewohner in Gang, machten sich kurz frisch und kamen mit knappen Shorts oder lässigen Hosen in die Küche.

Auch Remi und Steve machten sich gerade auf den Weg dorthin. Hatte sie der Kaffeegeruch geweckt. Nun Remi wurde mehr oder weniger wach durch das sanfte Streicheln von Steves Hand, die über seine Wange entlanggeglitten war.

Steve hatte sich einfach nicht mehr zurückhalten können. Als er mit den ersten Sonnenstrahlen aufwachte und den Mann neben sich im Bett sah, war er wiedereinmal von dem jungen Romancier verzaubert gewesen. Und so hatte das Model die Zeit genutzt und hatte sich jedes Detail von Remi genau eingeprägt, während er ihm zärtlich über das Gesicht fuhr. Er musste die weiche Haut unter sich fühlen und vergewissern, dass sie wirklich so zart war, wie er es sich immer vorgestellt hatte.

„Guten morgen“ begrüßten Remi und Steve die anderen Jungen in der Küche.

Von der Hintertür kam gerade Rick herein, der die letzte Nachtschicht übernommen hatte. Mit einem fröhlichen Lächeln trat er ebenfalls ein und wünschte den anderen Männern einen guten Morgen. Als er dabei seinen Blick durch die Runde schweifen ließ, zog sich seine Stirn in Falten.

„Wo ist den Karim?“ erkundigte Rick sich.

Nun viel auch den anderen auf, das sie nur zu neunt waren.

„Vielleicht schläft er noch“ meinte Marc.

„Ich geh mal nachschauen“ erwiderte Rick hibbelig.

Er hatte ein merkwürdiges Gefühl was Karim anging. Schon was die Ablöse betraf. Aber erst einmal wollte er sich vergewissern, dass der junge Bademeister oben in seinem Bett lag und friedlich schlief. So weit er wusste, hatte Bruno mit ihm das Zimmer geteilt.

Während Rick nach oben ging, kehrte unten normales Treiben ein. Die jungen Männer machten es sich am Frühstückstisch bequem, während Franck noch den Rest auftischte. Es wurde getuschelt, geflirtet und einander unanständige Dinge zugeflüstert, die man in der Nacht getrieben hat. Oder zumindestens gewünscht hätte, es zu tun.

Remi beteiligte sich bei diesen Gesprächen nicht. Ersten war es unter sein Niveau über solch geschmacklose Themen zu reden, wie geil ein Arsch sein muss um gefickt zu werden. Auch wenn Remi eher in die altmodische Sparte passte, doch mochte er eher die romantischeren Gespräche. Und wo auch noch normale Gesprächsthemen zu führen sind.

Steve hatte sich zu seinem heimlichen Schwarm gestellt und leistete Remi Gesellschaft. War er doch schon richtig fixiert auf den jungen Romancier.

„Glaubst du ihm geht es gut?“ fragte Remi besorgt.

„Sicher“ erwiderte Steve aufmunternd. „Dann essen wir schnell was, ehe wir diese Insel hier verl...“

Ein Schrei von oben, ließe alle sofort verstummen. Stille herrschte und die jungen Männer blickten mit trockenem Hals zur Treppe, wo nur wenige Augenblicke später Rick auftauchte. Schweratmend und mit bleichem Gesicht blieb er in der Küche stehen und sah sich panisch in der Küche um.

„Rick, was ist denn los?“ wollte Sebastian alarmiert wissen.

„Karim“ stammelte Rick. „Er ist nicht oben. Dabei hatte ich wirklich gehofft, er wäre schon zurückgegangen.“

„Ob es ihn erwischt hat?“ fragte Pascal.

Und auch die anderen Jungen erinnerten sich an die Nachricht des Unbekannten, von der letzten Nacht. Ein raunen ging durch das Zimmer und man warf skeptische Blicke einander zu.

„Quatsch“ meinte Steph. „Bestimmt ist er hier irgendwo.“

„Nur wo?“ fragte Rick verzweifelt. „Als ich zur Ablöse kam war er nicht da. Aber ich hab mir deswegen kein Kopf gemacht, weil ich dachte er wäre schon etwas früher zurück- gegangen. „

„Okay, ich finde wir sollten nach ihm suchen“ meinte Remi.

„Am besten wir teilen uns in zwei Trupps“ stimmte Franck zu. „Der eine durchsucht noch mal das Haus und die anderen gehen runter zum Strand. Vielleicht ist er dort irgendwo.“

So kam es, das dann Pascal, Rick, Sebastian Remi und Steve, der sich an vorletzteren ranhing. Wenn Karim wirklich etwas passiert sein sollte, dann wollte er nicht mehr von der Seite des jungen Romanciers weichen. Auch wenn sie sich erst vor kurzem kennen gelernt hatten, war ihm Remi so wichtig geworden, das er jetzt immer ein Auge auf ihn behielt. Um somit rechtzeitig zur Stelle zu sein, wenn Remi Hilfe bräuchte.

„Oh nein“ stieß Pascal heißer aus, als sie den Bootssteg erreichten.

Die anderen vier Männer konnten sich ihm nur anschleißen. Denn das Boot lag zur Hälfte im Wasser, da jemand es sorgfältig auseinandergenommen hatte. Sofort hob sich von Remi die Augenbraue, während Pascal, Sebastian und Steve sich fragend zu Rick drehten.

„Hey Leute, ich schwöre, vorhin war es noch ganz“ versicherte Rick ihnen.

„Merkwürdig“ kommentierte Remi langsam. „Dann muss jemand auf der Lauer gelegen haben und sich gleich nach Ricks Abgang an dem Boot zu schaffen gemacht haben.“

„Denk ich mal auch“ stimmte ihm Steve zu.

„Genau“ meinte Rick mit einem Nicken. „ich hab wirklich die Augen offen gehalten und bis zum Ende meiner Schicht war da niemand.

„Okay, das Boot können wir eh nicht mehr retten“ meinte Pascal gelassen. „Lasst uns lieber weiter nach Karim suchen.“

„Tja, ich weiß nur nicht, ob wir zu spät kommen“ hörten sie plötzlich Steph Stimme. Er kam mit den anderen jungen Männern zu ihnen an den Strand.

„Also oben ist er nicht“ erklärte ihnen Marc.

„Dafür haben wir aber das hier gefunden“ fuhr Franck fort und reichte den anderen jungen Männern ein kleines Kärtchen. „Es lag auf einer Kommode, neben seinem Bett.“

Geschockt blickten sie auf die einzelnen Lettern, welche sauber und ordentlich auf der Karte zu lesen waren:
 

Erste Strophe
 

Zehn kleine Unschuldslämmer

blieben ganz allein.

Das eine mochte Wasser sehr,

da waren es nur noch neun.


 

Sofort bildeten sich wilde Spekulationen und Vermutungen, was es mit dieser Nachricht auf sich hatte. Und auch Besorgnis machte sich in ihnen breit. Konnte es Karim wirklich erwischt haben?

So suchten sie den Strand ab und fanden etwas weiter abseits den jungen Bademeister. Rick und Franck waren es, die den jungen Mann fanden, welcher halb im Wasser trieb. Zusammen holten sie den kalten Körper aus dem Wasser und betteten ihn auf den Sand. Als Franck den Puls von Karim fühlte, schüttelte er nüchtern den Kopf.

„Nein!“ schrie Pascal.

Mit schmerzverzerrtem Gesicht kniete er sich zu der leblosen Gestalt hin, welche mit aufgerissenen Augen gen Himmel starrte. Es war eindeutig Karim. Der junge Bademeister, mit dem Pascal vor kurzem noch im Pool gewesen war und der ihm mit seinem bezaubernden Lächeln ein angenehmes Gefühl vermittelt hatte.

Die anderen jungen Männer gesellten sich zu dem Toten. Marc nahm den Feuerwehrmann in seine Arme und versuchte ihn zu trösten, während Franck sich die Leiche ansah. Steve umschlang die Hüfte des jungen Romanciers, hatte er gesehen wie dieser bei Karims Anblick, um einige Nuancen weißer wurde.

Für die meisten war dieser Anblick neu. Einen jungen Mann zu sehen, wie er tot im Wasser lag, obwohl er vor kurzem noch wie das junge Leben selbst durch die Gegend geschlendert war. Unglaublich. Unwirklich. Und doch auf grausame Weise wahr.

„Also Selbstmord war das auf keinen Fall“ stellte Franck gleich fest „Um seinen Hals sind Würgemale zu sehen. Und sein Körper weist Blutergüsse und Schürfwunden auf, wie man unschwer sehen kann.“

„Anscheinend hat sich der Mörder erst einmal an ihm ausgetobt, ehe er ihn umgebracht hat“

meinte Sebastian.

„Hm“ nickte ihm Franck stumm zu, als er sich eine Stelle an Karims Körper genauer ansah. „Das hier sieht mir aber nicht wie ein blauer Fleck aus.“

„Stimmt, eher wie ein Knutschfleck“ meinte Rick.

Alle mussten sie erst einmal verdauen, was sie da sahen. Doch einige von ihnen traf es schlimmer, als andere. So auch Pascal, der sich langsam von Marc gelöst hatte und zu dem leblosen Körper ging. Sich selbst davon vergewisserte, dass Karim nicht wieder seine Augen öffnen würde und sie wieder im Pool zusammen baden können.

Als Pascal den letzten besagten Fleck sah, welchen der Pornodarsteller gemeint hatte, zierte eine feine Röte sein Gesicht. Leicht verlegen erklärte er: „Ja, also der Knutschfleck stammt nicht vom Mörder.“

„Woher willst du das denn wissen?“ fragte ihn Steve.

„Weil der von mir ist“ erwiderte Pascal etwas leiser.

„Und der Rest?“ hakte Franck nach.

„Hey Jungs“ beschwichtige Pascal schnell. „Ich hab ihm bloß den Knutschfleck verpasst. Wir waren vor seiner Schicht im Pool. Wirklich, er hat sich mit einem fröhlichen Lächeln von mir verabschiedet und war nach unten gegangen. Und ich bin nach oben ins Bett. Das war wirklich alles.“

Da sie sich noch nicht so lange kannten, blieb ein kleiner Misstrauen den anderen Gegenüber. Doch beließen sie es bei Pascals Aussage und legten stattdessen den toten Karim auf eine Holzbahre, welche sie aus den Resten des zertrümmerten Boots zusammengebaut hatten.

Dann brachten sie Karim nach oben ins Hotel. Dort wurde der junge Bademeister in einen abgelegenen Raum auf eine weiche Matratze gebettet.

Während die anderen jungen Männer zum Pool hinaustraten und sich dort in kleine Grübchen bildeten und über die Geschehnisse sprachen, blieb Pascal noch etwas bei Karim und nahm stumm von ihm abschied, ehe er sich zu den anderen gesellte.

Dort stand noch das trinken aufgestellt vom letzten Abend. Pascal griff sich die Bierflasche und machte kurzen Prozess mit ihr. Dann nahm er sich die zweite und mischte sich zu Bruno, Franck und Sebastian mit ins Gespräch. Brauchte einwenig Ablenkung um nicht verrückt zu werden.

Während die meisten sich mit dem Bier zufrieden gaben, hatte der junge Romancier nichts übrig für diese herben Getränke, wodurch man am nächsten Morgen einen gewaltigen Kater bekam. Auch wenn es was für sich hatte, um das Erlebnis von heute Vormittag zu verdrängen, doch konnte man diese Bilder einfach nicht auslöschen.

Zumal Karim in unmittelbarer Nähe sich befand. Als Remi ihn so sah, hätte er beinahe gedacht, der junge Bademeister würde bloß schlafen und jederzeit wieder seine Augen öffnen. Doch dem war nicht so. Karim würde nie wieder aufwachen.

Ließ sich Remi deswegen dazu hinreißen, zu trinken? Selbst wenn es nur Sekt war, aber für ihn war zwei Gläser mehr, was für andere ein angenehmer Start war. Er wusste es nicht. Remi wollte bloß das diese verdammte Flasche aufging. Und dafür brauchte er zweifellos einen Sektöffner.

„Ich komm gleich wieder“ wandte sich Remi kurz an Steve.

„Ist gut“ erwiderte Steve und konnte sich ein ’bis gleich Schatz’ noch verkneifen.

Auch wenn der Tag seine Schattenseite gehabt hatte. Steve konnte dennoch nicht bestreiten, dass er, je länger er in der nähe des anderen jungen Mannes war, ihm immer mehr verfiel. Und manchmal glaubte Steve sogar, in den blauen Irden Erwiderung zu finden. Wenn auch nur kurz und scheu, aber dennoch hatte er sie sich nicht eingebildet.

Kurz blickte Steve den jungen Romancier hinterher, ehe dieser in der Küche verschwand. Dabei fiel ihm auf, das Steph immer noch auf ihn einredete.

„Ähm entschuldige mich bitte, ja?“ wand Steve ab und folgte Remi.

Dieser war gerade in der Küche und suchte dort nach einem Sektöffner. Zuerst besah er sich die Schubladen, wo Remi nach kurzem Suchen auch das gewünschte Objekt fand. Der Junge nahm sich den Sektöffner und wollte schon die Schublade wieder schließen, als ihm ein weißer Zettel ins Auge fiel.

Während der junge Mann den Sektöffner auf die Ablage vor sich legte, nahm er mit der anderen Hand das Schreiben. Bei den Worten der Nachricht, weiteten sich Remis Augen erschrocken. Das konnte nicht sein, oder? Leichte Panik machte sich in ihm breit, als er ein weiteres Mal über die einzelnen Zeilen seinen Blick schweifen ließ:


 

Zweite Strophe
 

Neun kleine Unschuldslämmer

wer hätte das gedacht.

Das eine spielte zu nah am Feuer,

da waren es nur noch acht.
 


 

Und doch. So erschreckend die neue Todesbotschaft war, befiel Remi ein merkwürdiges Gefühl. Als sie vorhin bei Karim die eine Nachricht gefunden hatte, kam in dem jungen Mann ein Verdacht hoch, der sich jetzt zu bestätigen schien.

Ein Geräusch ließen den jungen Mann aufblicken und direkt in Steves Augen. Wie gut das der andere da war, denn würde Remi mit ihm, über seine neuste Entdeckung reden. Steve schien nämlich nicht das ganze ernster zu nehmen, als die anderen Männer, welche sich draußen am Pool vergnügten.

„Komm mal mit“ meinte Remi und zog den anderen Jungen mit sich.

In einem Raum, wo sie ungestört waren, schloss Remi die Tür hinter sich und zeigte Steve den Zettel. Steve las ihn sich durch und wurde merklich blasser. Okay. Karims Tod hatte ihm schon gezeigt, dass es sich hier nicht um einen makaberen Scherz handelte.

Das aber der Schrecken noch weiter ging, wurde ihm dafür umso mehr bewusst, weshalb er einen besorgten Blick zu Remi warf. Sich innerlich vergewissern wollte, das dem jungen Mann neben sich nichts passiert war.

„Weißt du woran mich das ganze erinnert?“ begann Remi und wandte sich direkt zu Steve um.

„An einen schlechten Film?“ erwiderte Steve scherzend, was aber nicht so recht gelingen wollte. Dafür fuhr er ernst fort: „Oder eher, an einen alten Groschenroman.“

„Eine Kriminalgeschichte?“

„Aus Großbritannien?“

„Von einer alten Dame verfasst?“

Steve blickte nachdenklich in das gefasste Gesicht von Remi. Sie hatten also tatsächlich dieselbe Vermutung, was es mit den Zetteln auf sich haben könnte. Das gab er dem jungen Romancier auch mit einem Kopfnicken zu verstehen.

„Dann denken wir also das gleiche“ erwiderte Steve.

„Ja“ meinte Remi. „Es sieht ganz so aus, als hätte dieser Typ Zehn kleine Negerlein gelesen und sich davon inspirieren lassen.“

„Da scheinen wir aber die einzigen zu sein, die diese Verbindung dazu herstellen.“

„Mich wundert es nicht. Mal ehrlich, könntest du dir Marc, Rick, Pascal oder auch Sebastian… einfach irgendeinen von ihnen vorstellen, wie sie ein Buch lesen?“

Steve gab ihm schmunzelnd Recht. Wenn er wirklich darüber nachdachte, konnte er sich bis auf den jungen Romancier, keinen vorstellen wie er seine Nase in ein Buch steckt. Alles andere war einfach zu bizarr, als das es wirklich hätte sein können.

„Gut, dann wissen wir beide davon...“

„Nun eigentlich sind wir ja drei“ berichtigte Steve. „Wir beide und der Mörder. Und wenn diese ganze Sache tatsächlich nach diesem Roman inszeniert wurde, dann muss einer von den zehn der Verdächtige sein.“

„Du meinst neun.“

„Stimmt, du hast Recht.“

Schweigen bildete sich, als sie an den jungen Bademeister zurück dachten. Steve ließ dabei Remi nicht aus den Augen. Nahm sein betrübtes und zugleich nachdenkliches Gesicht auf.

„Was meinst du, wer käme als potenzieller Mörder in Frage?“ stellte Steve die frage, welche seit geraumer Zeit auf seiner Zunge brannte.

„Ich weiß nicht“ gestand Remi langsam. „Wenn ich mir die anderen anschaue, würde ich beinahe sagen: Keiner. Dazu ist der Plan zu ausgeklügelt und bis ins kleinste Detail geplant gewesen. Und ich würde niemand der anderen das zutrauen... allerdings wenn wir mal annehmen der Typ befindet sich unter uns. Dann würde ich wegen seinem Auftreten und seiner Art auf Franck tippen“

„Da würde ich dir zustimmen. Mal abgesehen von seinem Beruf, ist er von uns allen eher kühl. Wenn ich nur daran denke wie er auf Karims Tod reagiert hatte. Nicht der kleinste Muskel hatte sich in seinem Gesicht bewegt.“

„Ja, es ist fast so, als hätte er keine Gefühle.“

„So dachte ich auch, aber dann kam mir noch jemand in den Sinn...“

„Wer?“ fragte Remi lächelnd. Dabei hob er neugierig einer seiner Augenbraue.

„Du“ erwiderte Steve und wurde leicht rötlich.

„Und womit habe ich die Ehre verdient?“ fragte Remi spöttisch.

„Nun du bist Schriftsteller“ versuchte Steve sich zu erklären. Blick leicht entschuldigend zu dem jungen Romancier. „Dein Fachwissen und die Anspielung auf Agatha Christi, haben mich erst darauf gebracht. Nur... kann ich es mir nicht so recht vorstellen, das du es warst.“

Zumal er den jungen Mann vor sich mochte, wie Steve noch gedanklich fortfuhr. Das aber vorerst für sich beheilt.

„Danke“ meinte Remi gerührt, ehe er ernst wurde. „Okay, ich denke mal wir sollten den anderen auch die Nachricht zeigen.“

„Ja, vielleicht wissen sie etwas damit anzufangen.“

Doch stießen sie nur auf Ratlosigkeit. Keiner konnte etwas mit der Nachricht anfangen, da sie zwar etwas aussagte und doch auch wieder nicht. Zumindestens wurde abgestimmt, das keiner sich mehr alleine bewegte und man mindestens zu zweit war. Egal ob es nur der Gang zum kleinen Örtchen oder der Weg in das eigene Zimmer, sowie die anderen Räumlichkeiten.

Remi und Steve hatten sich danach selbst in ihr gemeinsames Zimmer zurückgezogen, welches sie seit letzter Nacht teilten.

„Glaubst du, wir kommen hier wieder weg?“ fragte Remi leise und kuschelte sich unbewusst näher an Steve.

„Natürlich. Wir werden einen Weg finden dem ganzen Wahnsinn hier zu entfliehen“ erwiderte Steve ruhig und zog den jungen Mann näher zu sich.

„Gut“ murmelte Remi verschlafen und schloss kurz die Augen.

Auch wenn sie immer noch in unmittelbarer Gefahr waren, fühlte sich Remi in Steves Gegenwart geschützt und geborgen. Egal ob es nun kindliche Unschuld war oder Naivität, aber Remi glaubte einfach nicht, das Steve für das ganze Theater verantwortlich war. Umso mehr fühlte er sich in dessen Gegenwart von dem anderen Mann angezogen.

Steve bemerkte Remis ruhig Atembewegungen und wachte mit einem seligen Lächeln über seinen Schlaf. Dabei ließ er es sich nicht nehmen und strich zaghaft durch das seidige Haar des jungen Romanciers, während er den jungen Mann genau beobachtete. Jedes Detail in Ruhe aufnahm. Diesmal bei Tageslicht, wodurch die Gesichtszüge noch feiner wirkten, als in der Nacht.

„Keine Angst, ich werde dich beschützen, Remi“ flüsterte ihm Steve zu.

Wie viel Zeit vergangen war, wusste keiner von ihnen. Aber Remi musste eingeschlafen sein. Denn durch einen lauten Schrei und einem hektischen Tumult der sich kurz darauf anbahnte, wachte der junge Mann schlagartig auf. Steve war bereits auf und begegnete ihm mit einem Lächeln.

„Hey“ meinte Steve leise.

„Hey“ erwiderte Remi verschlafen und rappelte sich ebenfalls auf. „Was ist denn passiert?“

„Keine Ahnung. Aber wir werden es gleich wissen.“

Damit schnappte er sich Remi und zusammen ging sie zum Ende des Ganges, wo sich die anderen jungen Männer versammelt hatten. Remi brauchte auch nur einen Blick in den Raum zu werfen, ehe er sich mit geschocktem Blick zu Steve umdrehte und sich an dessen Brust klammerte.

Eine Stumme Frage bildete sich in ihm. Warum?
 

TBC

Fluchtmöglichkeit!?!

Warnung: Dies hier ist keine Liebesromanze. Hier ist die Death Note ziemlich hoch und wer das nicht ertragen kann, sollte diesen Teil lieber nicht lesen.
 

Fluchtmöglichkeit!?!

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So sehr es Remi auch versuchte. Das Bild hatte sich einfach zu tief in seinen Kopf gesetzt, als würde er es vergessen können. Immer noch leicht geschockt, lag er in Steves Armen, welcher ihn beruhigend den Rücken kraulte, während sich der junge Mann fragte, womit es Marc verdient hatte, so zu sterben?

Denn als sie am Zimmer ankamen, entdeckten sie den Callboy, wie dieser auf dem Bett lag. Seine Hände waren über kreuz am Bett gefesselt und sein ganzer Körper wies Wachsspuren und tiefe Schnitte auf. Gestorben war er bestimmt, durch den Schnitt am Hals oder am Bauch. So genau wusste es Remi nicht.

Nur das sie wieder einer weniger waren. Und erst jetzt wurde dem jungen Romancier mehr denn je klar, dass das hier kein Spiel ist, bei dem man einfach aufhören konnte, sondern das es blutiger ernst war.

Dieser jemand, der sie hierher gebracht hatte und nun jeden einzelnen von ihnen umbrachte, meinte es verdammt ernst. Und Remi kamen Zweifel, ob sie es überhaupt schaffen würden, von hier zu fliehen.

Marc lag jetzt neben Karim und fand vorerst dort seine letzte Ruhe. Ganz anders als die jungen Männer, welche sich im Aufenthaltsraum versammelt hatten.

„Wir sollten versuchen zu fliehen“ stellte Pascal fest.

„Wie denn? Die Boote sind weg und das letzte war kaputt“ bemerkte Steph.

„Das schon, aber wir könnten uns selbst eins bauen“ erwiderte Pascal ruhig. „Ein Boot oder Floß reicht ja schon.“

„Die Idee hört sich gut an“ stimmte auch Franck mit ein.

„Ja, je eher wir hier weg sind, umso besser ist es für unsere Gesundheit“ stimmte Steve ihnen zu und drückte den jungen Mann in seinen Armen näher an sich.

Wenn es nach ihm ginge, hätte er sich Remi geschnappt und wäre weit weg gegangen. Fort von diesem düsteren Ort, der ihr Grab sein sollte. Denn konnte Steve den Gedanken daran nicht ertragen, wenn dem jungen Romancier wirklich etwas passieren sollte.

„Ich glaube, im Keller habe ich ne Axt mal gesehen“ mischte sich Sebastian ein und stand auf. „Die könnten wir gut gebrauchen, wenn wir Holz fällen wollen.“

„Gut, dann begleite ich dich“ bot Pascal an.

Sie hatten vor kurzem beschlossen, sich nicht mehr alleine auf der Insel zu bewegen, da die Gefahr dem Mörder in die Hände zu laufen, groß war. Während die beiden Männer in den Keller gingen, verteilte Franck die restlichen Aufgaben, für das Bauen des Bootes.

„Hey Leute“ warf Sebastian ein, als er mit dem Feuerwehrmann in den Raum trat, „wir haben unten eine weitere Nachricht gefunden.“

Mit anhaltendem Atem blickten die Anwesenden zu Sebastian, der ausdruckslos den Zettel nahm und sie ungerührt vorlas:


 

Dritte Strophe
 

Acht kleine Unschuldslämmer

sind hier bei mir geblieben.

Eins wollte einen Heiligenschein,

da waren’s nur noch sieben.


 

„Okay, wir sollten keine Zeit mehr verlieren“ mischte sich Pascal nun mit ein. „Am besten wir fangen gleich an.“

Nach der unheilvollen Botschaft waren alle damit einverstanden. Steve und Remi halfen den anderen, unten am Strand die restlichen, noch brauchbaren Teile von dem zerstörten Boot herauszufiltern, wenn nicht sogar zu reparieren.

Sebastian meldete sich freiwillig fürs Holzhacken und Pascal begleitete ihn als seinen Partner.

Derweil blieb Steve immer in Remis Nähe. Der junge Romancier schien nachdenklich und bedrückt zugleich zu sein.

Steve wusste nicht wie sich Remi fühlte, doch er selbst hatte zu tun, die Tatsache zu verarbeiten das zwei junge Menschen gestorben waren. Und dann noch auf solch bizarre Art und Weise. Kein Wunder das es Remi so nahe ging, war er doch eher ein sensibler Mensch. So half Steve kräftig bei den arbeiten mit, während er immer wieder zu Remi blickte und sich versicherte, das der junge Mann noch zu sehen war.

Die jungen Männer arbeiteten bis zum gemeinsamen Essen und kehrten dann zur Villa zurück. Die anderen waren bereits anwesend, als Pascal und Sebastian als letztes eintrafen. Zumindestens Pascal, da er alleine kam.

„Was ist passiert?“ wollte Steph wissen und hatte schon eine düstere Vorahnung.

„Er hatte seine Axt geschrottet und war weggegangen, um ihn mit einem Stein zu schärfen“ erklärte Pascal ruhig. „Da er nicht wieder kam, ging ich mal davon aus, dass er schon vorgegangen war.“

„War er aber nicht“ meinte Bruno, der ebenfalls leicht nervös wurde.

„Hey Leute, wir sind doch keine Kinder mehr“ versuchte Pascal die Situation zu entspannen.

„Ich bin mir sicher, dass er sehr gut auf sich alleine aufpassen kann.“

„Trotzdem, es hätte dir auch etwas zustoßen können“ erwiderte Remi.

„Ist doch alles in Ordnung“ beschwichtigte Pascal ihn. „Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin sehr gut in der Lage, mich selber zu verteidigen.“

„Okay, jetzt können wir eh nichts mehr ändern“ warf Franck ein, „aber will sollten trotzdem mal nach ihm sehen.“

So begannen sie ihn zu suchen. Da Bruno und Franck im Haus gearbeitet hatten und den jungen Speerwerfer nicht begegnet waren, musste dieser also noch draußen sein. Darum machte sich die kleine Truppe auf den Weg Richtung Strand und suchten jeden Strauch und jeden Winkel des Weges ab, wo Sebastian hätte entlang gehen können.

Sie mussten dabei nicht lange suchen, um ihn zu finden. Er stand an einer großen Pinie, nicht weit weg vom Hauptweg. Sprachlos und entsetzt zugleich blickten die jungen Männer auf den ehemaligen Sportler, wie er leblos gen Himmel blickte, während seine Erscheinung trotzdem der eines griechischen Gottes glich.

Selbst die drei Speere, welche in seine Brust gerammt waren und ihn somit an den Stamm des Baumes hielten, taten seiner Erscheinung keinen Abbruch. Doch kam dadurch mehr denn je die bittere Erkenntnis. Wenn sie es nicht schaffen würden das Floß fertig zustellen, dann würden sie auch sterben.

Trotzdem verlief der Rest des Nachmittags eher trübsinnig. Denn auch wenn die Erkenntnis groß war, brachten sie es nicht fertig weiter zu bauen. Stattdessen legten sie Sebastian zu den anderen beiden und hielten sich dann zusammen in der Villa auf.

Nur Rick hatte sich kurz davon gestohlen, um sich heimlich in Sebastians und seinem Zimmer zu sein. Stumm liefen ihm die Tränen entlang, während er sein Gesicht in eines der weichen Shirt’s des Sportlers vergrub, deren herben Duft er noch wahrnahm.

Heimlich hatte er für diesen Mann geschwärmt und nie gedacht, dass irgendjemand es schaffen konnte, Sebastian wirklich zu überwältigen, geschweige denn zu töten. Innerlich verfluchte sich Rick das er dem jungen Mann nicht näher gekommen war und zugleich verfluchte er das Schicksal, welches unbedingt den Sportler hatte einbüßen lassen müssen.

Doch der Schrecken sollte noch nicht vorbei sein.

Als Rick zurück zu den anderen ging, fand er im auf den Stufen der Treppe einen zusammengefalteten Zettel. Zuerst misstrauisch hob Rick ihn auf und las ihn kurz durch, ehe er scharf die Luft einzog. Verdammt. Konnten sie nicht mal eine Sache verarbeiten, bevor der Kerl sie wieder so zusetzte.

Aber es half nichts. Die Nachricht war gefunden und Rick würde sie nicht vor den anderen verheimlichen. Wozu auch. Der Typ würde weiter machen, egal ob es die anderen diese Worte sehen oder nicht.

So ging Rick etwas abwesend zu den anderen jungen Männern und zeigte ihnen die Nachricht. Steve nahm ihm den Zettel ab und las ihn laut für alle vor:
 

Vierte Strophe
 

Sieben kleine Unschuldslämmer

sind in großer Not.

Eins blies sich zu weit auf,

nur sechs war’n noch nicht tot.


 

„Hey, diesen Kinderreim hat es nie gegeben“ meinte Steve nachdenklich.

Die anderen nickten automatisch. Zumal das Wort tot eher ein ungebräuchliches Wort war, es in einem Kinderreim zu benutzen. Zumindestens sahen es die jungen Männer so. Nur Remi und Steve tauschten sich kurz stumme Blicke aus.

Sie waren anscheinend wirklich die Einzigsten, um die Morde und die mysteriösen Nachrichten in Verbindung zu dem Roman von Agatha Christie herzustellen. Dabei konnten sie sich so ungefähr vorstellen, was noch auf sie zukommen mochte, auch wenn der Kerl die Strophen ein wenig abgeändert hatte.

„Wir müssen zusammenbleiben“ entschied Remi ernst. „Besonders nachts. Es wäre leichtsinnig, wenn jemand allein schlafen würde.“

„Schön“ stimmte Pascal zu. „Wer will bei mir schlafen?“

„Ich schlafe mit Remi“ verkündete Steve sofort, als wäre es selbstverständlich.

Sie hatten die letzte Nacht auch zusammen verbracht und würden es jetzt wieder tun. Steve wollte den jungen Romancier unbedingt in Sicherheit wissen und er musste zugeben, dass er bei den anderen Männern keine Ahnung hatte, ob Remi dort gut aufgehoben war. Zumal er gerne Remis Nähe wieder spüren wollte, wenn sie abends zusammengekuschelt lagen.

„Wer hat Lust mit mir zu schlafen?“ wiederholte Pascal seine Frage. Niemand traute sich zu bewegen oder gar zu atmen. Nur Bruno drehte kurz seinen Kopf.

„Bitte, nicht alle auf einmal!“ beschwerte sich Pascal.

„Also gut „ meinte Franck schließlich.

„Okay, dann wäre es das Beste, wenn ihr drei euch ein Zimmer teilt“ sagte Remi zu Rick, Bruno und Steph.

Damit waren alle mit der Aufteilung einverstanden. Bis zum Abend blieben alle zusammen und teilten sich erst auf, als sie schlafen gingen. Franck und Pascal jeweils mit dem Rücken dem anderen zugewandt.

Remi hatte sich dicht an Steve gekuschelt. Brauchte jetzt jemanden, der ihn hielt damit er nicht völlig zusammenbrechen würde. Auch wenn man es ihm am Tage nicht bemerkt haben sollte, doch hatten ihn die Ereignisse ganz schön mitgenommen.

Dafür war er Steve umso dankbarer bei ihm sein zu dürfen. Und… hätten sie sich unter anderen Umständen kennen gelernt, wäre Remi bereit dazu gewesen, diesen Mann zu einem Kaffeetrinken eingeladen. Also einem Date. Vielleicht… wenn sie hier heil aus der Sache rauskommen würden, könnten er das ja noch nachholen.

Unterdessen schliefen im Nebenraum zwei der anderen jungen Männer, wobei eine Hälfte des Bettes frei blieb. Die Stunden vergehen, der morgen nahte und nur noch die schwache Wärme die von der fehlenden Bettseite ausging, bezeugte noch dass jemand dort gelegen hatte.

Es vergingen keine zehn Minuten, nachdem Bruno und Rick die anderen über Stephs fehlen informiert hatten, als sie seine Leiche im Fitnessraum fanden. Die Knöchel seiner Arme waren an der breiten Stange der Zugstation befestigt worden. Er schien noch gelebt zu haben, als man ihn daran fesselte. Das Seil, das seinen Hals zuschnürte, war über die Winde mit den Gewichten des Sportgeräts verbunden worden. Solange Steph noch genügend Kraft hatte, diese oberhalb seiner Schultern zu halten, hing der Strang durch. Seine Erschöpfung brachte ihm dann den Erstickungstod.

„Schrecklich“ hauchte Bruno aus.

Remi und die anderen konnten ihm nur Recht geben. Es gab viele Möglichkeiten um das zeitliche zu segnen. Wieso mussten sie dann unbedingt auf solch eine Art und Weise sterben? Hatte er einfach Spaß zu sehen, wie sie qualvoll zu Grunde gingen? Wie sie versuchten dem Tod zu entkommen, der ihnen höhnisch ins Gesicht lachte?

Das war abartig und grotesk.

Durch den unerfreulichen Fund von Stephs Leiche, war die Stimmung am Vormittag ziemlich erdrückend. Remi kam mehr und mehr der Verdacht auf, das es für sie wahrscheinlich keine Rettung mehr gab. Das sie sich mehr oder weniger in ihr Schicksal ergeben müssten und darauf warten, bis sie als nächstes an der Reihe waren.

Und doch…

Sollte es so einfach sein? Einfach aufgeben und damit ihm dazu verhelfen zu gewinnen? Seinen Plan bis zum Ende durchzuziehen? Die Antwort darauf war eindeutig: nein. Auch wenn es aussichtslos und unmöglich zu sein schien, doch sie durften jetzt nicht aufgeben, sondern mussten kämpfen.

Mussten weiter an ihren Floss bauen, um von hier weg zu kommen. Aber zuerst galt es eine andere Aufgabe zu erledigen, die sich nicht weiter hinauszögern ließ. Eine Aufgabe die zwar unangenehm, aber unbedingt notwendig war.

Zu Ehren der von ihnen verstorbenen Freunde, eine letzte Ruhestätte zu geben. Sie verbrachten den Vormittag damit, vier Gräber auszuheben, in die sie die Leichen legten. Jeder hatte dabei irgendwann den Gedanken, ob es nicht vernünftiger wäre, bei der Gelegenheit gleich ein fünftes Grab zu schaufeln.

Es nahm zwar den gesamten Vormittag in Anspruch, doch hatte keiner der Jungen Anstallten gemacht, einfach aufzuhören. Erst als auch der letzte Leichnam unter der Erde ruhte und vier provisorische Kreuze als andenken dienten, hatten sie es geschafft.

Steve war innerlich hin und hergerissen. Einerseits tat es ihm Leid um die Männer, welche so früh sterben mussten. Andererseits war er froh das es dabei nicht den jungen Romancier getroffen hatte, auch wenn es sich einwenig egoistisch anhörte. Und doch war es so. Steve hatte sich während des Tages immer wieder vergewissert das es Remi gut ging und ihn so gut wie nie aus den Augen gelassen.

Steve war es auch, der die anderen dazu bewegte, wieder an dem Floss weiterzuarbeiten. Da alle die selbe Einstellung hatten und so schnell wie möglich diese Insel verlassen wollten, wurde ohne groß zu murren und ohne größere Pause gleich weitergeschuftet.

Bis zum Abend hin arbeiteten sie durch und kamen der Vollendung des Floßes immer näher. Den ganzen Tag über blieben sie in einer Gruppe und gingen nur zu zweit oder dritt weg. Keiner bewegte sich mehr alleine auf der Insel, aus Angst ihm zu begegnen.

Sie hatten zwar keine weitere Nachricht gefunden, doch könnte sich das schnell ändern und dann wäre es nicht gut, wenn sie getrennt wären. Und besonders nicht wenn einer von ihnen ganz alleine auf sich gestellt war. Denn wenn er mit Sebastian und Steph keine Schwierigkeiten hatte sie umzubringen, dann war es bei den anderen jungen Männern kein Problem sie zu überwältigen und sein Werk zu vollenden.

Als sie sich alle zusammen in der Küche versammelten, tauchte die nächste Nachricht auf:


 

Fünfte Strophe
 

Sechs kleine Unschuldslämmer

stehen bis zum Hals in Dreck.

Das eine wollte dünner sein,

da war die Hälfte weg.


 

Der weiße Zettel lag zwischen den Servietten. Remi fand ihn als er die Teller aufstellte und die Nachricht bei einer der Servietten hervorlugte. Zusammen mit Steve zeigte Remi die Botschaft auch den Anderen.

„Wer hat die Servietten geholt?“ wollte Remi wissen.

„Ich glaube ich war das“ gab Rick zu.

„Nein ich war das“ beharrte Franck.

„Und ist dir dabei nicht schon die Nachricht aufgefallen?“ fragte Remi nach. Er musste seiner Vermutung nachgehen.

„Weiß nicht, ich hab einfach ein paar geschnappt und nicht wirklich drauf geachtet welche ich nehme“ antwortete Franck.

Remi und Steve tauschten kurz nachdenkliche Blicke aus. Sie fanden es merkwürdig dass Franck so ehrlich war, hielten sie ihn für den Mörder.

„Verdammte Sch****! Ich halte das nicht mehr aus!“ warf Bruno wütend ein.

Auch wenn man den anderen jungen Männern ansah, wie sie innerlich nicht so cool waren, weil sie es sich äußerlich nicht anmerken ließen, war Bruno derjenige der als erstes die Nerven verlor. Zumal sie sich bisher auch nie wirklich mit dem Thema Tod hatten auseinander zu setzen. Doch jetzt schien es unabwendbar zu sein, denn das hier war kein natürlicher, herkömmlicher tot oder ein tragischer Unfall, sondern ein gut durchdachter Plan.

„So kann das doch nicht mehr weiter gehen“ fuhr Bruno nun etwas ruhiger fort. „Wir müssen doch irgendetwas tun.“

„Morgen bauen wir das Floss zuende und setzten dann über. Das Wetter morgen wird auch besser, weswegen wir nur noch diese eine Nacht durchhalten müssten“ erklärte Pascal.

„Am besten wir holen jeder seine Matratze und schlafen die Nacht über gemeinsam im großen Salon“ meinte Steve.

Der Vorschlag hatte etwas für sich, weswegen die anderen ihm zustimmten. Steve hatte seine Nachtlage gleich neben dem von Remis aufgestellt umso dicht wie möglich bei dem jungen Romancier zu sein.

Dann unterhielten sie sich noch bis in den Abend hinein und spielten. Erst als es schon spät war und die ersten anfingen zu gähnen, hielten sie es für besser, schlafen zu gehen, damit sie morgen ausgeruhter wären.

Der junge Romancier war der Erste der aufstand und sich dann fertig machte. Dabei registrierte er mit einem Lächeln, das Steve ihm folgte. Der andere hatte wirklich Angst um ihn, ging es dem jungen Mann durch den Kopf. Denn Steve hatte ihn seit gestern nicht mehr allein gelassen. Auch wenn man es als lästig empfunden hätte, vermittelte es Remi ein gutes Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Dann machten sich die anderen alleine fertig. Da sie das Bad im Erdgeschoss benutzten, konnte nicht viel passieren. Steve saß bereits mit Remi auf ihren Matratzen und hielt den jungen Mann fest in seinen Armen. Wiegte ihn leicht wie ein Kind und atmete sanft gegen seinen Nacken aus.

„Wo ist denn Bruno?“ fragte Remi besorgt.

„Im Bad. Er hat sich als letztes von uns fertig gemacht“ sagte Franck.

„Aber so lange?“ zweifelte Steve nun auch.

Als er Bruno das letzte mal gesehen hatte, war schon einige Zeit vergangen. Steve gab ja zu, dass er sich zu sehr auf den jungen Romancier fixiert und dadurch die anderen nicht wirklich mehr wahrgenommen hatte. Dafür wurde ihm das verschwinden des Animateurs umso mehr bewusst.

„Vielleicht holt er sich gerade einen runter“ meinte Pascal trocken.

„Meinst du? Er sah nicht wirklich unbefriedigt aus“ erwiderte Franck grinsend.

„Tja, stille Wasser sind ja bekanntlich...“

„Stop! Hört auf!“ rief Remi in die Runde und stand abrupt auf.

Steve war sofort aufgesprungen und hatte den jungen Mann in seine Arme genommen. Hätte Remi jetzt nicht protestiert, hätte er diese niveaulose Diskussion beendet. Das passte nun gar nicht hier her und schon gar nicht in ihrer derzeitigen Lage. Oder drehten die anderen einfach durch und übergingen dies indem sie solch makabere Scherze machten?

„Sorry“ entschuldigte sich Pascal und räusperte sich kurz. „Ähm... wollen wir mal schauen wo er abgeblieben ist?“

„Mhm“ stimmte Remi zu.

Die Unruhe in ihm wurde immer stärker. Verdammt. Wieso hatten sie nicht früher bemerkt das Bruno fehlte? Wenn ihm jetzt was passiert war dann... dann...

„Hey“ holte ihn die Steves sanfte Stimme aus seinen Gedanken. „Hör auf dir den Kopf zu zerbrechen. Wir werden Bruno finden und sehen dann wie es ihm geht.“
 

TBC

Verzweiflung

Verzweiflung

-------------
 

Doch Steve konnte Remis innere Unruhe verstehen. Denn je länger der junge Mann fern blieb, umso größer war die Möglichkeit dass ihm wirklich etwas passiert war. Und da hatten sie vor kurzem noch jedem eingeschärft keine Extra Touren zu machen.

Sie fanden Bruno schließlich in der Sauna. Er saß auf einen der Holzbänke, sein Körper war an die Wand gelehnt und seine Augen geschlossen. Beinahe sah es so aus, als würde er schlafen, doch als Pascal den Blutdruck überprüft, schüttelte er betrübt den Kopf. Jetzt verstanden die Jungen was die Aussage bedeutete: ’das eine wolle dünner sein’.

Schweigend begruben sie den jungen Animateur bei den Anderen Leichen und machten sich dann zurück zu ihrer Schlafstätte. Die Türen und Fenster verriegelten sie und erhellten den Raum mit Kerzen. Für den Fall das der Strom ausfallen sollte.

Da Remi immer noch zu aufgewühlt war, bot er an Wache zu halten. Doch kam keinen der jungen Männer der Gedanke zu schlafen. Stattdessen warteten sie bis der neue Tag anbrach.

„Hey, schlaf ein wenig“ bot Steve an.

Dabei hatte er sich dicht an den jungen Romancier gekuschelt. Kopfschüttelnd wandte sich Remi um und rang sich zu einem Lächeln durch. Ihn hatte die Nacht ziemlich geschafft, da die Angst vorm einschlafen zu groß war und die Zeit während des Wachens zu nervendauftreibend, als das er jetzt ausgeglichen wäre.

„Nein, wir sollten lieber weiter am Floß arbeiten“ erwiderte Remi ruhig.

Dem hatten die anderen Jungen nichts entgegenzusetzen. Auch wenn sie seit dem Morgen keine weitere Nachricht mehr erhalten hatten, wollten sie so schnell wie möglich die Insel verlassen.

Bis zum Mittag schafften sie es, die Bretter richtig zu verlegen und festzuzurren. Kurz vor der Mittagspause kam noch das Segel, der letzte Part um ihre arbeit zu vervollständigen. Zufrieden kehrten die jungen Männer zurück in die Villa.

Remi und Steve machten aus den restlichen Nahrungsmitteln die sie in der Küche fanden belegte Brote. Franck, Pascal und Rick packten derweil die Taschen zusammen, da sie nach dem Mittag gleich aufbrechen wollten.

Pascal fand dabei die sechste Nachricht in seinem Koffer, welche er zuerst den anderen beiden Männern zeigte, ehe sie runter in die Küche gingen. Steve las die Zeilen und nickte kurz. Es war klar, was das bedeuten würde. Doch musste es Remi wissen? Ihn noch mehr belasten, als ohnehin schon?

Steve tat es nur sehr ungern, doch verheimlichen ließ es sich auch schlecht. So gab er Remi den Zettel, wo folgendes drauf stand:
 

Sechste Strophe
 

Fünf kleine Unschuldslämmer

bleiben noch was hier.

Das eine konnte es kaum erwarten,

da waren’s nur noch vier.
 

„Oh Gott! Wir müssen sofort weg! Los!“ rief Remi.

Schnell schnappten sie sich ihre Sachen und packten die Brote ein. Als Wegzehrung da sie noch einige Zeit unterwegs wären. So liefen sie zum letzten Mal zum Anlegesteg runter, wo das Floss auf sie wartete ohne sich umzublicken. Allerdings war die Begeisterung nur in Grenzen zu halten.

„Verfluchter Mist! Das Boot!“ rief Franck aufgebracht.

Sofort ließen sie ihr Gepäck fallen und rannten den restlichen Weg bis runter zum Floß, welches gerade lichterloh brannte. Remi unterdrückte seine herbe Enttäuschung und das sein letzter Funke Hoffnung eben mit dem Boot in Flammen aufging. Selbst Steves Hand, die sich automatisch in seine gelegt hatte, konnte ihn nur wenig beruhigen.

Als sie unten ankamen, stellten sie fest, dass zunächst nur das Segel vom Feuer betroffen war. Die restliche Konstruktion war soweit in Ordnung. Jetzt hieß es schnell handeln.

„In der Küche ist ein Feuerlöscher“ erinnerte sich Pascal.

Ohne zu antworten, lief Rick los, zurück zur Villa.

„Ich bleib bei ihm“ verkündete Franck und folgte dem jungen Mann.

Derweil versuchten Pascal, Remi und Steve das schlimmste zu verhindern. Remi band das Floß an den Anlegesteg, damit es ihnen nicht wegdriften konnte, ehe sie zusammen das Boot ins Wasser schoben. Auch wenn die Aussicht auf Erfolg gering war, so blieb dennoch die Hoffnung, dass sie wenigstens das Holz retten könnten, wenn schon nicht das Segel.

So begannen sie Wasser auf das Holz zu schütten und die Flammen zu mindern. Doch schien es dem Feuer reichlich wenig auszumachen. Immer wieder regnete Nass auf das Floss herab, doch richtig löschen schafften sie es nicht.

Dabei schaute von Zeit zu Zeit einer von ihnen hoch zur Villa. Doch niemand kam ihnen entgegen. Dann wendeten sie sich wieder dem Floß zu. Doch mit jeder Minute die weiter fortschritt, wurde Remi nervöser.

„Da stimmt etwas nicht“ gab er zu bedenken und hielt inne. „Ich sehe mal nach was sie solange dort treiben.“

Die beiden anderen jungen Männer sahen Remi kurz nach, wie er den Kiesweg nach oben rannte. Denn die Flammen heischten ihre Aufmerksamkeit, indem sie wieder höher wuchsen und sich einfach nicht löschen lassen wollten.

Fast höhnisch flammten sie weiter und ließen sowohl Pascal, als auch Steve schwitzen. Selbst im kühlen Wasser war die Wärme kaum noch erträglich. Zudem schien ihnen das Schicksal nicht auf ihrer Seite zu sein.

Von den Funken, die ab und zu die Flammen verließen und umhersprangen, landeten einige davon auf dem Tau, welches das Floss am Anlegesteg hielt. So aber, wurde aber riss langsam die Verbindung und das Boot wurde langsam mit der seichten Strömung gerissen.

Mit einem betrübten aufseufzen sah Steve ihrer einzigen Rettung nach. Seine nasse Kleidung, seine körperliche Erschöpfung und die innere Hitze bemerkte er gar nicht. Denn jetzt war für ihn etwas anderes wichtig. Oder besser gesagt, jemand anderes.

„Hey, lass uns mal nach den anderen sehen“ meinte Steve.

Das Floß konnten sie eh nicht mehr retten. Dafür war es viel wichtiger zu sehen, dass sie zurückkamen. Denn Steve überkam ein ungutes Gefühl und ließen ihn noch schneller rennen.

Hoffentlich ging es den anderen Männern gut. Dabei galt Steves stummes Stoßgebet hauptsächlich dem jungen Romancier.

Wie hatte er nur so leichtsinnig sein können und den jungen Mann einfach alleine hatte ziehen lassen? Das war so unverantwortlich von ihm gewesen. Steve konnte bloß hoffen, dass Remi nichts passiert war.

„Remi“ rief Steve erleichtert aus.

Etwas außer Atem umschlang er die schmale hüfte des anderen und zog ihn fest in seinen Armen. Vergewisserte sich, das Remi noch atmete und es ihm gut ging. Doch schien ihn Remi nicht wirklich zu registrieren.

Regungslos starrte der junge Mann auf die Szene, welche sich vor ihm bot. Und als Steve den Kopf anhob und Pascal hinter ihm näher trat, zigen beide scharf die Luft ein. Deshalb hatte es solange gedauert, als Rick und Franck zurück in die Villa gerannt waren.

Auf dem Boden lagen die beiden Jungen. Allerdings rann aus Ricks Kopf Blut, welches sich bereits um seinen Kopf eine Lache gebildet hatte. Auch wenn Remi ihn sich nicht näher angesehen hatte, so wusste er, dass Rick tot war. Franck hatte es dahingegen weniger schlimm erwischt. Er hatte nur ein Hämatom, kurz über seiner Stirn, welches sich bereits leicht violett verfärbte.

Zuerst zuckte kurz der Körper von Franck, ehe er sich matt bewegte. Unter keuchen und husten, rappelte sich der junge Mann in eine sitzende Position und sah die anderen mit leicht verwirrten Blick an.

„Was ist los?“ brachte Franck unter keuchen hervor.

Als er ihren Blicken folgte und neben sich sah, weiteten sich seine Augen, ehe er seinen Kopf abwandte. Pascal trat hinter Steve und Remi vor und gesellte sich zu Franck. Dann half er ihm hoch und stützte ihn unter seinem Arm.

„Ich bring ihn kurz mal ins Bad“ sagte Pascal.

Dann verschwanden sie um die nächste Ecke, welche den Gang entlang führte und man direkt zu einem Bad gelang. Remi ließ sich derweil in Steves Umarmung sinken und seufzte matt auf.

„Es wird nicht aufhören, oder?“ fragte Remi leise.

„Ich glaube nicht“ erwiderte Steve.

Aber er würde alles versuchen, um den jungen Mann in seinen Armen zu beschützen. Auch wenn Remi es selber nicht wusste, so hatte er sich in den Romancier verliebt. Selbst diese absurde und mörderische Atmosphäre hatte seinen Gefühlen keinen Abbruch getan.

„Wir sollten ihn auch begraben“ wandte Remi ein.

So holten sie sich eine Schaufel und hoben ein weiteres Loch frei. Das war das mindeste, was sie für Rick tun konnten.

„Er kann es nicht sein“ sagte Steve halblaut zu Remi. Er traute sich nicht wirklich das auszusprechen, was ihm am meisten unter den Nägeln brannte.

„Sicher nicht. Er sagt, dass er zuerst bewusstlos geschlagen wurde. Irgendjemand hat sich unter der Treppe versteckt und ihm, da er als Erster hereinkam, einen Schlag auf den Kopf versetzt. Er hatte durch lautes Schreien versucht, Rick zu warnen, was leider nichts gebracht hatte.“

„Ich hab nachgeschaut, um ganz sicher zu gehen, aber da war nirgends ein Knüppel oder ein Schlagstock versteckt.“

„Und wie hätte Franck Rick bewusstlos schlagen können und dann sich selbst, ohne das wir irgendetwas in diese Richtung finden? Da weder du noch Pascal der Mörder sein kann, ist es zwangsläufig jemand anderes. Ein Fremder. Wir haben uns von dem Roman Agatha Christie in die Irre führen lassen. Der Mörder hatte immer schon die Nummer elf.“

„Einen Verdächtigen hast du vergessen“ bemerkte Steve.

„Wen?“ wollte Remi ehrlich erstaunt wissen.

„Dich.“

„Ah... und was hältst du von dieser Version?“

„Ich denke, dass ich mich gerade in dich verliebe und da ich mir schlecht vorstellen kann, in einen Mörder verliebt zu sein, bist du es natürlich nicht.“

Remi dankte Steve für dessen Vertrauen mit einem Kuss.

„Lass uns mal sehen, wie es Franck geht“ meinte Steve, nachdem sie sich lösten.

Ein leichter Rotschimmer, hatte sich auf Remis Wangen breit gemacht und eine angenehme Wärme breitete sich in ihm aus. Steve bewegte in ihn tatsächlich etwas. Ließ ihn Gefühle spüren, die er vorher noch nicht kannte und die er zum jetzigen Zeitpunkt kaum geglaubt hatte, sie spüren zu können.

Gemeinsam gingen sie zurück zur Villa und fanden Pascal vor dem Pool. Er lag ausgestreckt und reglos auf dem Boden. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, er wäre tot. Doch das leichte heben seines Brustkorbes, wiederlegte die Theorie. Er schlief bloß. Erleichtert atmete Remi aus, während Steve sich zu dem jungen Mann hinunterbeugte und ihn vorsichtig wachrüttelte.

„Wo ist Franck“ fragte Steve gleich.

Pascal war noch nicht richtig wach und musste erst einmal gähnen, ehe er Steves Frage verarbeitet hatte. „Weiß nicht. Vorhin war er noch hier. Vielleicht guckt er sich etwas in der Umgebung um. Geht auf Patrouille. Was Polizisten eben tun.“

„Seltsam“ gab Steve zu bedenken. „Remi und ich hatten ihn im Verdacht.“

„Was, ihr hieltet ihn für den Mörder?“ fragte Pascal nach.

„Ja.“

„Nun, ich muss zugeben, dass ich auch so gedacht habe. Immerhin war er oft zuerst am Tatort oder hatte zuletzt das Opfer gesehen. Allerdings… jetzt ist er ja selbst zum Opfer geworden.“

„Seht mal, was ist denn das?“ fragte Remi unvermittelt.

Zuerst hatte der junge Mann das kleine Spielzeugboot im Pool gar nicht wahrgenommen. Doch dafür registrierte er das näherkommende Schiff umso mehr. Nun auch aufmerksam darauf geworden, gingen Steve und Pascal näher an den Pool und holten das Schiff mit Hilfe eines Keschers zurück an Land.

In der offenen Kabinentür war eine weitere Nachricht versteckt, die Pascal herausnahm und aufschlug:
 

Siebte Strophe
 

Vier kleinen Unschuldslämmern

ist die Hinrichtung einerlei.

Nun ja, das war ein Witz von mir,

doch jetzt sind’s nur noch drei.
 

Sie mussten nicht allzu lange suchen, als sie Francks Leiche fanden. Am Ende des Parks, stand der junge Mann an einer alten Eiche, welche von größeren Hecken umgeben war. Seine Hände waren hinter dem Stamm gefesselt und ein Einschussloch zierte seinen Kopf. Das ganze sah einer Hinrichtung gleich, als einem richtigen Mord.

Und eine Erkenntnis stieg in Remi auf. Der Mörder war noch auf dieser Insel. Wenn nicht sogar in ihrer Nähe. Dabei blickte der junge Romancier misstrauisch zu Pascal, der näher an Francks Leiche ging.

„Lass mich das machen, ich bin das gewohnt“ bot er an.

Immer mehr schien ihre Theorie ins Wanken zu geraten. Denn wäre die ganze Inszenierung wie im Buch abgelaufen, hätte Franck noch leben müssen und stattdessen… Remis Blick glitt wieder zu Pascal, welcher gerade Franck losgebunden hatte und ihn auf dem Erdboden ablegte.

Stumm und etwas unsicher sah Remi zu Steve, der wohl gerade dasselbe dachte. Kurz nickten sie sich zu, ehe Steve den ahnungslosen Feuerwehrmann überwältigte, während ihn Remi mit dem Seil fesselte, welches bis vor kurzem noch Franck am Baum gebunden hatte.

Gott, wie falsch sie doch damit lagen. Doch hatten sich Steve und Remi zu sehr in ihre Theorie vergraben, das der Mörder unter ihnen war. Und nun… schien alles verloren.

Remi konnte nur mit geschocktem Ausdruck mitverfolgen, wie plötzlich der Mann vor Steve stand, ihn zu sich zog und ein Messer in seinen Bauch rammte. Tränen sammelten sich in Remis Augen und sein Hals war auf einmal so trocken.

Steve… war tot. Und laut dem Text, was dieser kranke Typ da gesungen hatte, war er als nächstes dran. Oder besser gesagt, er war der letzte von ihnen. Mit letzter Kraft löste Remi seinen Anblick von dem blutenden Steve und richtete seine Augen stattdessen auf den muskulösen Mann, welcher um die vierzig sein musste.

Er war nicht gerade hübsch, aber auch nicht hässlich. Zudem umgab ihn eine dunkle und kalte

Aura, weshalb es Remi kalt den Rücken herunterlief. Schnell rappelte er sich hoch und sprintete in die entgegengesetze Richtung aus dem Raum.

Die folgenden Schritte hinter sich vernehmen, rannte der junge Mann weiter, ohne sich umzudrehen. Doch wie lange konnte er ihm entkommen? Und würde er es überhaupt schaffen von hier zufliehen? Sich diesem perversen Mörder zu entrinnen und irgendwo Unterschlupf finden? Keine Drohungen oder Befehle zum Anhalten wurden ihm gegeben, stattdessen vernahm er die schweren Schritte des anderen Mannes, welcher ihm immer näher kam. Orientierungslos und nicht wissend wo er Schutz haben könnte, rannte Remi weiter und hoffte dabei inständig nicht hinzufallen, wie es in den meisten guten Geschichten passierte.

Denn das bedeutete sein Ende. Sein Tod. Und damit der Sieg für dieses krankhafte Schwein. Nein, so leicht wollte er nicht aufgeben. Und sein Wunsch zu Leben wurde mit jeder Sekunde stärker. Auch wenn er jetzt gerne eine bestimmte Person an seiner Seite gehabt hätte. Steve.

Bei diesem Gedanken kamen Remi die letzten Bilder von ihm hoch. Das viele Blut und der zuerst entsetzte, doch dann liebevolle Blick welcher nur ihm galt, bevor Steve zusammen brach und seiner Wunden erlag. Wieder stiegen Remi die Tränen auf und er hatte mühe durch die verschleierten Augen seinen Weg vor sich zu sehen.

Dabei kam er in eine Gegend, die immer weniger begrünt war, aber dafür Felsiger und Sandiger. Hier ging es zum Strand, denn Remi konnte schon das Meer rauschen hören. Doch so schön er es am Anfang hier noch gefunden hatte, umso grausamer kam es ihm jetzt vor.

Ohne anzuhalten kletterte Remi über die Felsige Landschaft und versuchte sich einen Weg nach unten zum Strand zu bahnen. Dabei fiel ihm auf, dass die verfolgenden Schritte leiser geworden waren, bis sie gar nicht mehr zu hören waren. Auch wenn er gerne glauben wollte, dass er es geschafft hatte, vor diesem perversen Mörder zu fliehen, gefiel ihm die momentane Situation nicht. Denn hatte er es zu leicht gehabt, diesem Kerl zu entwischen. Immer noch vorsichtig glitt Remi weiter und behielt dabei den Wald vor sich im Auge. So als würde dort jeden Augenblick ein wildes Tier herauskommen. Aber was anderes schien dieser krankhafte Bastard auch gar nicht zusein. Wenn er Menschen tötete und abschlachtete wie es ihm gefiel.

Kaum hatte Remi den untersten Boden berührt, da atmete er erleichtert auf, ehe er sich umdrehte und weiter laufen wollte. Doch prallte er gleich darauf gegen etwas hartes, weshalb er kurz zurückfiel. Als sich der junge Mann wieder aufrappelte und sich nach diesem hartnäckigem Wiederstand umblickte, erkannte er mit geschockten Augen das grinsende und zugleich kalte Lächeln des Mannes, welcher vor kurzem noch auf Steve eingestochen hatte.

„Nein“ fluchte Remi leise und wollte schon seitlich von ihm auswischen.

Doch Luke musste das vorhergesehen haben, da er die Hüfte des Romanciers bereits umschlungen hatte und den windenden Körper fest an sich drückte.

„Hab dich“ hauchte ihm Luke siegessicher zu.
 

TBC

Epilog

Epilog

--------
 

Mit einer gelassenen Bewegung hob er den schlanken Körper hoch und legte ihn sich auf seine Schulter ab. Dabei wehrte sich Remi so gut es ging und soweit es ihm möglich war. Doch schien es diesem krankhaften Muskelpaket hier nichts auszumachen.

Denn ließ Luke das wilde Strampeln und die wüsten Beschimpfungen seines letzten Unschuldslämmchens eher kalt, als er den Weg zu seinem Boot hinunterging. Schließlich hatte er sich die Arbeit nicht umsonst gemacht, nur um Remi dann gehen zu lassen. Dafür hatte er zu viel Zeit und Kraft aufgebraucht, um jetzt einfach seinem Lämmchen seinen süßen Dickkopf durchgehen zu lassen.

Jedenfalls war es nichts, was nicht geändert werden konnte. Selbst wilde Hunde oder Pferde konnte man zähmen. Und genau das hatte Luke auch mit seinem kleinen, bockigen Lämmchen vor. Zielstrebig steuerte er sein Boot und die untere Kabine an, wo er den jungen Mann auf sein Bett legte.

„Nein! Nicht!“ wand sich Remi unter ihm und wollte schon aufstehen. Jetzt da er wusste, das er sich geirrt hatte und Steve nicht der Mörder war, gefiel ihm die Lage hier genauso wenig, wie vorher auf der Insel. Wer wusste denn was der Mann noch mit ihm alles vorhatte. Und ob er ihn auch umbringen würde? Über das wie wollte Remi lieber nicht nachdenken, hatte er doch seine Kreativität in den letzten Tagen selbst sehen dürfen.

„Du willst mich doch nicht schon verlassen, Remi“ meinte der Mann leicht tadelnd und drückte den zierlichen Körper wieder zurück auf das Bett. Dann folgte er ihm und setzte sich auf Remis Hüfte, womit er dessen Bewegungsfreiheit arg einschränkte.

Auch wenn sich der junge Romancier mit seinen Händen noch versuchte zu wehren, um den größeren von sich runter zu schieben, konnte Luke dies bloß mit einem liebevollen Lächeln beobachten. Ruhig und zugleich sachlich bei der Sache, schnappte sich Luke die schmalen Hände seines kleinen Lämmchens und befestigte sie an zwei Eisenringe, welche am Bettgestell angebracht waren.

So hatte Luke für jedes seiner Unschuldslämmchen ein geeigneter Platz gefunden. Bei den ersten neun die unterschiedlichsten Umgebungen, die dennoch zu ihnen und ihren Charakteren passten. Bei seinem letzten Lämmchen war es das Bett, sein Bett. Und das teilte Luke nicht mit jedem. Doch er hatte noch einiges mit Remi vor und dabei würde er ganz auf seine Kosten kommen. Und sein kleines Lämmchen nicht zu vergessen.

„Weißt du, so gern ich auch die Abhandlung von Agatha Christi mag“ erklärte ihm Luke ruhig, „so wollte ich doch immer etwas den Schluss der Geschichte ändern.“ Dabei zierte ein laszives und irgendwie hungriges Lächeln, als der Mann sein Opfer besitzergreifend musterte und dann die letzte und abgewandelte Strophe zu singen begann:


 

Ein kleines Unschuldslamm

blieb übrig von den zehnen.

Das schnappte ich mir

und versuchte es zu zähmen.


 

„Jetzt gehörst du mir“ meinte Luke noch dunkel und näherte sich seinem süßen Lämmchen.

Es war wie beim Lotto. Er hatte seine Opfer genauestens Ausgesucht und einen nach den anderen umgebracht, die nach seiner Meinung nicht perfekt oder einfach überheblich waren. Dabei hatte ihn der junge Romancier immer wieder fasziniert.

Er war nicht so aufgeblasen wie die meisten anderen Jungen in dieser Gruppe gewesen. Sein begehrtestes Lämmchen war ziemlich clever und hatte von Anfang an die Sache ernst genommen. Zumal er nicht mit jedem der anderen ins Bett gehüpft war, sondern bloß an Steve einen Narren gefressen hatte. Und umgekehrt genauso.

Das war wohl der Grund gewesen, weshalb er die beiden Turteltäubchen länger zusammen behalten hatte. Doch irgendwann gingen ihm die Unschuldslämmchen aus und er konnte sein heimliches Begehren nach seinem auserkorenen Lämmchen, welches er für sich haben wollte, nicht mehr länger zurückhalten. Deswegen waren die letzten Morde so kurz hintereinander gewesen, damit er endlich an dem Punkt angelangte, an dem er sich schon die ganze Zeit gesehnt hatte.

Heißhungrig und Begierig zugleich presste er seine Lippen auf den lieblichen Mund seines begehrten Lämmchens. Genussvoll schloss er dabei seine Augen und hielt mit einer Hand Remis Kinn fest, während er mit der anderen durch dessen Locken fuhr und dann abrupt anhielten, bloß um dadurch den Kopf zur Ruhe zu bringen.

Der junge Mann ergab sich nämlich nicht gerade wehrlos in sein Schicksal und versuchte diesen aufdringlichen und brutalen Kerl loszuwerden. Wenn er ihn umbringen wollte, dann könnte er auch ruhig die Sache auslassen, was das vergewaltigen anging. Doch schien es Luke nichts auszumachen, das sich der Romancier wehrte und gegen ihn auflehnte. Auch wenn es mit gefesselten Händen ziemlich schwer ging, reichte es nicht aus, um Luke aus seinem derzeitigen Rausch zu befreien, in dem er gefangen war.

Nach all den Tagen und Nächten, von denen er Remi heimlich beobachtet und nach ihm gelüstet hatte, kam keins seiner Gefühle so nahe ran an seinen Empfindungen die er jetzt verspürte. So heiß war er bisher noch nie geworden, noch nicht einmal von seinem Ex.

Und das nur von diesen sinnlichen Lippen, an denen er nicht genug saugen konnte und ihren süßlichen, leicht nach Honig und Karamell schmeckenden Mund in sich aufnahm. Das war mehr als bloße Sünde und selbst wenn war es das wert, sie begangen zu haben. Doch beließ es Luke nicht nur bei Remis Mund, da er noch viel mehr von ihm wollte. Viel mehr, als er von den anderen jungen Männern wollte. Das kleine Lämmchen sollte nur ihm gehören. Und somit würde er sich jedem Zentimeter dieser weichen Haut zuwenden und alles in ruhe erkunden und zu seinem markieren. Besonders jene Stellen, welche noch von Steve Marke befleckt waren, die er durch seine eigene ersetzen wollte.

Wenn Remi jemanden gehören sollte, dann ihm oder gar keinen. Und da Luke nicht vorhatte den jungen Mann umzubringen, hoffte er einfach mal darauf, dass sein süßes Lämmchen ihm bald gehorchen würde und sich nicht weiter gegen ihn wehrte.

Sanft, aber doch bestimmend verfestigte Luke seinen Griff um Remis Kinn und zwang ihn seine heiße Mundhöhle zu öffnen. Dabei öffnete er seine Augen, um sich das Gesicht unter sich und jede Gefühlsregung die davon ausging in sich aufzunehmen.

Mit einem Hochgefühl drang Luke in die warme Mundhöhle unter sich ein und erkunde alles etwas grob und ungeduldig. Remi blieb dabei nichts anderes übrig, als alles über sich ergehen zu lassen, da ihm der Fremde kräftemäßig überlegen war. Er hatte schon mit dem Gedanken gespielt dem Mann einfach auf die Zunge zu beißen, doch der unerbittliche Griff um sein Kinn verhinderte es gekonnt.

Schmunzelnd betrachtete Luke das Schauspiel was in dem feinen Gesicht seines Lämmchens vorging. Doch würde es nicht ewig so bleiben, wenn er die lustvollen Punkte seines kleinen Lämmchens fand, wodurch sich Remi ein wenig entspannte und sich ihm willig hingab.

Als ihm langsam die Luft ausging, löste sich Luke mit heißem Atem von seinem begehrten Objekt. Mit leicht verschleierten Augen blickte er noch einmal auf die bebenden Lippen unter sich und hätte sie am liebsten gleich wieder in seinen Besitz genommen, wenn es da nicht noch etwas zu tun gäbe.

„Hab noch ein wenig geduld, dann machen wir weiter“ erklärte ihm Luke ruhig und erhob sich von der Bettstätte.

„Warum?“ fragte ihn Remi unverständlich. Auch wenn er Angst hatte und nicht wusste was dieser Typ noch mit ihm vorhatte, nagte diese Ungewissheit an ihm. Er wollte endlich Antworten auf seine Fragen haben. Zumal es doch einen vernünftigen Grund geben musste, das Steve gestorben war.

„Was denn mein Lämmchen?“

„Wieso tun sie das?“ fragte ihn Remi noch einmal, diesmal etwas ruhiger. „Wieso haben sie uns auf die Insel gelockt und…“

„… gemordet?“ beendete Luke Remis Satz. Das zaghafte Nicken des jungen Mannes ließen ihn weiter reden: „Es war ein Spiel, Remi.“

„Spiel?“ wiederholte Remi tonlos. Das war mehr als verrückt, das Steve nur wegen eines kranken Mannes den Tod finden musste, weil er meinte… ja was spielen zu müssen? „Wieso musste es so blutig enden? Warum sagten sie am Anfang sie wollten Rache an uns nehmen, obwohl wir sie gar nicht kannten? Und was wollen sie überhaupt von mir? Sie hätten mich doch auch auf der Insel schänden und töten können, so wie sie es mit Karim, Marc und Rick getan haben.“

„Wirklich, mit dir habe ich das richtige Lämmchen ausgesucht“ meinte Luke süffisant. „Du bist intelligent und schließt meistens die richtigen Schlussfolgerungen. Natürlich hat mich dein etwas bescheidenes Aussehen und doch kraftvolle Ausstrahlen fasziniert und wie ernst du die Sache genommen hattest, während die anderen glaubten sie wären noch in Sicherheit. Tja, sie waren nun mal kleine dumme Schafe, die dem Wolf zu nahe kamen.

Nun die Behauptung mit der Rache war zwar nicht auf euch bezogen, aber auf meinen Ex. Er hat nach zwei Jahren unsere Beziehung einfach beendet und war mit jemand anderem durchgebrannt, denn er in unserer Beziehung kennen gelernt hatte. Anscheinend hielt er nicht so viel vom Wort Liebe oder Treue. Dafür aber von Anbaggern, Rummachen und Sex.“

Remi verstand nur ein bisschen, was ihm Luke sagen wollte, doch das sein Freund fremd- gegangen war und sich für jemand anderen entschieden hatte, konnte doch unmöglich der Grund dafür gewesen sein, dieses grausame Spiel zu inszenieren, oder?

„Nun, er war meine erste große Liebe“ fuhr Luke gelassen fort zu erzähle, so als würde er die Wetterberichte vorlesen. „Eine ganze weile war ich depressiv nach unserer Trennung, bis ich nur noch Wut verspürt hatte und mich an jemanden Rächen wollte. Mir war egal wer, Hauptsache jemand litt um meine Qualen zu lindern.

Mein Therapeut meinte ich hätte ein Beziehungskomplex und würde es daher nicht ertragen, wenn jemand mit mir Schluss macht. Deswegen hat er mir vorgeschlagen Urlaub zu machen und mich vielleicht nach einem neuen Partner umzuschauen.

Nun, ich habe eigentlich nichts anderes gemacht, als seinen Rat zu befolgen. Über ein Jahr plante ich jetzt diesen Urlaub, wo ich einerseits meinen Rachedurst stillen wollte und andererseits sehen wollte, welcher von meinen auserwählten Lämmchen mein neuer Partner werden sollte.

Nachdem ich euch zusammen einen Tag beobachtet hatte, stand die Entscheidung schon fest und ich konnte in Ruhe mein Spiel beginnen. Und nun habe ich das Finale erreicht.“

Dabei ruhte Lukes schwarze Saphire auf Remi und wie dieser immer fassungsloser wurde. Zumal er langsam begriff, was der ältere Mann ihm mit dieser Aussage weiß machen wollte. Nämlich das er für ihn… nun das er sehr wahrscheinlich für unbestimmte Zeit hier festsaß und zudem auch noch für gewisse Aktivitäten bereitstehen musste. So würde Remi das sehen, zumal sonst außer ihm keiner mehr am Leben war.

„Niemals“ erwiderte Remi schockiert und angeekelt zugleich. Er würde bestimmt nicht mit diesem perversen Irren schlafen, an dessen Händen Steves Blut klebte. Ganz zu schweigen das von den anderen Männern. „Sie können mich gern schänden, töten, zerstümmeln oder was auch immer sie sich in ihrem kranken Hirn noch ausdenken mögen, aber ich werde bestimmt keine Beziehung mit ihnen anfangen.“

„Wir werden sehen“ entgegnete Luke gelassen. „Ich habe ein schön stilles Plätzchen für uns beide gefunden, wo wir uns ein wenig vergnügen können. Zum Anfang wirst du hier noch angekettet bleiben, da ich sicher gehen will, dass du nicht abhaust. Ich würde dich nur sehr ungern entsorgen müssen, wie die anderen. Zumal du mir immer mehr gefällst.“

Dabei lag ein laszives Grinsen in seinem Gesicht, als er sich gefährlich nahe zu Remi hinunterbeugte. „Tja und wie sehr ich das meine, werde ich dir nachher zeigen. Also entspann dich solange noch ein wenig und freu dich schon mal darauf.“

Damit wuschelte Luke durch die Locken seines Lämmchens und löste sich dann von ihm. Erst einmal wollte er zu einer geheimen Hütte fahren, die er für längere Zeit gemietet hatte, damit sie gegen Abend dort eintrafen. Wenn der Kurs eingegeben war und das Schiff auf Autopilot weiter fuhr, dann konnte er sich beruhigt seinem kleinen Lämmchen widmen.

Luke musste ihm nicht gerade sagen, was er noch auf ihn zukommen würde. Die kleine Demonstration von eben war deutlich genug gewesen. Erleichtert beobachtete Remi, wie der andere Mann das untere Deck verließ. Dafür begann sein Adrenalinspiegel sich zu erhöhen und er versuchte von neuen, von seinen Fesseln loszukommen. Erst nur probierte er, ob er das Gestell um die Eisenstange bekommen könnte oder gar die Stange auszureißen, was aber bei diesem Material ziemlich schwierig war. Danach probierte er direkt seine Hände aus dem Metall zu lösen, was ihm bloß Schürfwunden an seinen Handgelenken einbrachte.

Plötzlich vernahm Remi Geräusche von oben und wie etwas dumpf zu Boden ging. Seinem kranken Entführer und zugleich Mörder muss bestimmt etwas runter gefallen sein. Eigentlich konnte es ihm egal, wer wusste schon was er dort oben vorbereitete.

Deswegen nutzte Remi die freie Zeit und zerrte noch einmal an seinen Ketten. Wenn sie aus einem etwas dünneren und einfacheren Stoff gearbeitet wären, hätte er sich vielleicht noch befreien können, doch hier schaffte es höchstens Hudini selbst sich zu befreien. Aber nicht er, ein einfacher Romancier.

Remi wusste nicht wie lange er seinen Gedanken nachgehangen hatte, während er immer wieder versucht hatte, sich von seinen Fesseln zu befreien, als er ein weiteres Geräusch wahrnahm, ehe Stille eintrat.

Auch wenn es nur kurz war, doch kam es für Remi unglaublich lange vor, weshalb er angespannt den Atem anhielt. Kurz darauf vernahm er Schritte. Sie nährten sich ihm und somit auch der Treppe. Schwere Schritte näherten sich ihm und kamen die Treppe herunter. Mit anhaltendem Atem lag der junge Mann still auf dem Bett und blickte zur Treppe rüber, wo sein Peiniger herunterkam, um das fortzuführen wo er eben eine Pause eingelegt hatte.

Doch war Remi nicht gerade darauf aus, sich freiwillig nehmen zu lassen, von so einem kranken Irren, auch wenn er in seiner derzeitigen Lage nur schwer selbst entscheiden konnte. Aber vielleicht konnte er es ein wenig hinauszögern, wenn er sich schlafend stellte. So schloss er seine Augen und hoffte mal, dass der Mann auf seine Farce hereinfallen würde.

Die Schritte wurden immer lauter und kamen unerbittlich näher. Kurz vor dem Bett hielten sie an, bevor sich kurz neben ihm die Matratze etwas senkte. Innerlich stöhnte der junge Mann auf, da er glaubte dem gelüsten des kranken Mörders noch nicht entkommen zu sein.

Trotzdem traute er sich nicht die Augen zu öffnen und hoffte darauf, das der Mann ihn vielleicht in ruhe ließ. Nun die Chance war nicht gerade hoch, aber das war bei der Mordauswahl genauso gering gewesen.

Plötzlich spürte der junge Romancier eine kühle Hand auf seiner Wange, die ihn sanft streichelte. Und irgendwie fühlte sie sich nicht so rau an, wie vorhin, als ihn der Mann berührt hatte. Remi konnte sich noch nicht erklären woran das lag. Zumindestens solange bis er die schwache Stimme von seinem Gegenüber vernahm: „Hey Remi.“

Nein. Das konnte einfach nicht sein. Eine Stimme in seinen inneren verspottete ihn für seine Wahnvorstellung. Und doch hatte er die Worte gehört. Und es war die Stimme, die ihn verwirrt die Augen öffnen ließ. Ungläubig blickte er in dunkle Irden die ihn warm musterten.

„A… aber das ist unmöglich“ brachte Remi fassungslos heraus. Er wusste nicht, ob er nur träumte. Aber selbst wenn, dann war es ein verdammt schöner Traum.

„Wie du siehst“ erwiderte Steve mit einem matten Lächeln. „Ich hab mir unglaubliche Sorgen um dich gemacht.“

„Du? Ich… ich hatte geglaubt das er dich auch erwischt hatte und… und…“ Die Tränen rannen über Remis Wangen und je klarer ihm bewusst wurde, dass Steve wirklich lebte, umso mehr wurden seine Augen durch das feuchte Nass seiner Tränen erfüllt. „Wie geht es dir?“

„Ganz gut“ meinte Steve und wischte seinem Geliebten mit einem Taschentuch die Augen trocken. „Er hat mich zwar erwischt, aber keine Lebenswichtigen Organe erwischt.“

„Aber das viele Blut und… du bist zu Boden gegangen“ wiedersprach Remi immer noch erstaunt und fassungslos zugleich.

„Nach drei Einstichen ist das auch kein Wunder. Ich hab nur kurz das Bewusstsein verloren, ehe ich wieder zu mir kam. Da mir nicht viel Zeit blieb euch zu folgen, hatte ich mich erst einmal nur notdürftig versorgt und bin euch dann hinterher gegangen. Von der Terrasse aus konnte ich das Schiff ausmachen und mir dann einen Weg bis hierher bahnen. Dabei hatte ich mich eher im Verborgenen gehalten, weil ich ja keine Ahnung hatte, wo sich dieser Killer rumtrieb.“

„…“ stumm lauschte Remi die Ausführungen des anderen Mannes und konnte gar nicht sagen wie froh und erleichtert er war, ihn gesund und munter wieder anzutreffen. Auch wenn er leicht lädiert war und mehr als erschöpft sein musste, freute es Remi ihn einfach bei sich zu wissen. Andererseits… „… äh Steve, du solltest vielleicht nicht zu lange hier bleiben. Was ist wenn er wieder kommt. Ich habe ihn vorhin nach oben gehen sehen und weiß nich …“

„Shhh, schon okay“ meinte Steve lächelnd und legte behutsam seine Finger auf Remis Mund. „Er kann dir nichts mehr tun Remi. Ich habe mich um ihn gekümmert.“

„W- was?“ fragte Remi entsetzt.

„Ich habe dir doch gesagt du brauchst dir keine Gedanken deswegen zu machen“ erwiderte Steve mit einem amüsierten Lächeln. Auch wenn es ihm jetzt nicht gerade gut ging, schaffte es sein Geliebter ihm noch ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. „Der Schrecken ist jetzt endgültig zu Ende. Was hältst du davon, wenn wir beide ein wenig Urlaub machen und uns von unserem letzten Reise ein wenig erholen?“

„Klingt gut“ meinte Remi langsam, bevor er etwas zögerlich hinzufügte: „Ähm… Steve, könntest du vielleicht versuchen ob du hier einen Schlüssel für diese Ketten findest?“

„Wieso?“ fragte ihn Steve spöttisch und betrachtete sich den Kleineren. „Ich finde die Handschellen stehen dir gut.“

Daraufhin brachte Remi nicht gerade fiel heraus. Dafür lief er etwas rötlich an und wich Steves grinsendem Gesicht aus. Irgendwie war er von seiner Gegenwart verwirrt. Einerseits war er glücklich ihn bei sich zu wissen und das sie diesen Alptraum endlich geschafft hatten. Doch nun benahm sich Steve so merkwürdig, was ihm ein wenig zu denken gab.

„Aber sie sind so verdammt unbequem“ protestierte Remi schmollend und zerrte dabei demonstrativ an den Handschellen. „Zumal ich dich gerne berührt hätte. Ich möchte nur ungern aufwachen und herausstellen, dass das alles nur ein Traum war.“

„Nein du träumst nicht“ bestätigte ihm Steve sachlich. „Ich werde es dir auch zeigen.“

Damit verschloss er die Lippen des jüngeren Mannes und versuchte sich ein wenig das zu nehmen, wonach er sich gesehnt hatte. Was ihm die Kraft verliehen hatte wieder aufzustehen, obwohl er schon längst auf dem Boden lag. Weshalb ein innerer Drang ihn dazu trieb, rechtzeitig die beiden Männer zu finden, damit Remi nichts passieren konnte.

Kurz berührte er die Lippen des Jungen Mannes, ehe Remi von alleine sich ihm entgegenstreckte und bereitwillig seinen Mund öffnete. Steve der diese Geste sofort ausnutzte, drang vorsichtig, aber aufgeregt hinein. Dabei glitt er erst über Remis Zahnreihen, ehe er seine Zunge fand und mit ihr spielte, sie umschmeichelte und sie zu einem kleinen Duell herausforderte. Remi war geschickt.

Das hatte er bei ihrem ersten Kuss schon bemerkt. Wie er es doch gewusst hatte, steckte in dem jungen Mann ein Talent, ihn mit seinem Körper hörig zu machen, sodass Steve ihm schon längst verfallen war. Und bei Remi war es auch nicht anders, da er sich mehr und mehr in Steve verliebt hatte. Und dieser Kuss war so berauschend, das er selbst seine Ketten vergaß und sich dem hingab, was der andere Mann ihm anbot.

Steve war froh, dass er Remi ein wenig ablenken konnte. Das er den jungen Romancier nicht sofort aus den Handschellen befreien konnte, wollte er ihn möglichst schonend beibringen. Denn als er Luke überwältigt hatte, mit der Eisenstange die neben ihm in der Küche auf dem Boden gelegen hatte, hatte Steve die Leiche im Wasser beseitigt. Dort würde bestimmt niemand nach ihm suchen oder gar finden.

Nun hatte er keine Ahnung wo sich die Schlüssel für die Ketten befanden, wenn sie Luke sie nicht mal selbst eingesteckt hatte. Trotzdem gab es aus jeder schwierigen Situation eine Möglichkeit wieder herauszukommen. Und so würde er auch einen Weg finden, Remi von seinen Fesseln zu befreien.

Doch erst einmal wollte er die Unterlegenheit des anderen ausnutzen und ihn gleichzeitig ein wenig von den Schrecken der letzten Tage ablenken, indem er sich langsam von Remis Mund löste und anfing das Shirt des jungen Mannes hochzuschieben und dessen Brust mit sanften Küssen zu bedecken. An einigen Stellen verweilte Steve länger, um sich festzusaugen und seine Male zu hinterlassen.

Während dessen fuhr das Schiff von alleine zu seinem Ferienhaus, welches er sich auf Malibu gemietet hatte. Den Autopiloten hatte er vorhin noch eingeschaltet, damit sie nicht länger in der Nähe dieser verfluchten Insel waren. Sobald sie wieder am Festland anlegen würden, würde Steve die Polizei benachrichtigen und ihnen von den acht Leichen erzählen, welche auf der Insel Cote d’Azur zu finden waren. Neun wenn man die von Luke mitzählte.

„Wenn wir bei mir angekommen sind, lass uns am besten von neu Anfangen und die letzten Tage versuchen zu vergessen“ sprach Steve ruhig auf den Romancier ein, bevor er wieder die zarte Haut unter sich mit den Lippen aufnahm und dort zu saugen begann.

„Remi“ hauchte Steve lustverhangen zu und erhob sich von seiner derzeitigen Position, um dem jungen Mann unter sich besser in die Augen sehen zu können. „Ich liebe dich.“

Kurz und knapp, aber sie beschrieben genau was Steve für den anderen jungen Mann fühlte. Als er das schüchterne Lächeln seines Geliebten wahrnahm und die Bestätigung in Remis Gesicht finden konnte, als sich dort eine zarte Röte ausbreitete, konnte Steve nicht anders, als ihn zu küssen. Die schmalen Lippen unter sich zu nehmen und wieder von ihnen zu kosten. Und noch einiges mehr, denn Steve hatte noch einiges mit dem jungen Mann unter sich vor.
 

Owari



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  eden-los
2011-02-15T16:56:40+00:00 15.02.2011 17:56
absolut klasse geschichte. war richtig gut geschrieben alles.

lg eden ^^
Von:  heli222
2008-02-16T09:49:03+00:00 16.02.2008 10:49
Hy! das ist ne super FF !Hast du super geschrieben und ist toll zu lesen ich freu mich schon aufs nächste kap was hoffentlich bald kommen wird !
Gruß Heli


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