Mitternachtsrose von kleinYugi5000 (es war bei Mitternacht...) ================================================================================ Kapitel 1: Electrified ---------------------- Kapitel 1. Die Wochen waren wie Monate vergangen. Das Leben hatte sie schneller eingeholt als sie es für möglich gehalten hätte. Mit festem Blick stand sie vorm Spiegel und musterte ihr Erscheinungsbild. Ihre schulterlangen Haare hatte sie radikal gekürzt. Nun gingen sie ihr nur noch bis kurz über die Ohren, sie waren verstrubbelt und hingen ihr in die Stirn. Die schwarzen Strähnchen waren dabei, sich auszuwaschen und hatten ihrem karamellfarbenen Haar einen seltsamen grauen Ton verliehen. Ein leichtes Lächeln umspielte ihr Gesicht. Heute würde sie ihren ersten neuen Auftrag bekommen. Ihr Chef würde glatt vom Stuhl fallen wenn er ihre Haare sehen würde. Träge griff sie nach einer Jeans und zog sie sich an. Sie legte sich wie eine zweite Haut um ihre schlanke, muskulöse Gestalt. Anschließend schnappte sie sich noch ein Tanktop und verließ im Anziehen die Wohnung. Unterwegs entging ihr der begehrliche Blick einiger Männer keinesfalls, sie wusste dass sie auf viele anziehender und erotischer wirkte, als es ein Model je könnte. Dies war aber durchaus vorteilhaft für ihre Jagd. Sich selbst als Köder anzubieten war die beste Möglichkeit, an sie heran zu kommen. So gehässig wie sie waren sahen sie in ihrer offensichtlichen Verführung keine Gefahr. Wie dumm von ihnen. Langsam bog sie um die Ecke und betrat ein großes gläsernes Gebäude. Ihre eleganten Schritte führten sie zum Fahrstuhl. Von Weitem konnte sie einige Männer pfeifen hören. Abwertend und leicht angeekelt verzog sie das Gesicht und drückte den Knopf zur dritten Etage. Sie kam direkt in einer hellen, großen Wohnung an, deren eine Seite vollkommen von Glas gesäumt war und einen Blick auf die Skyline freigab. Ihr Chef kam ihr entgegen, stoppte aber abrupt, als er ihre neue Frisur registrierte. „Was um Himmels Willen hast du mit deinen Haaren angestellt?“ Sie lächelte keck. „Gefällt es dir?“ Sie ignorierte seinen geschockten Blick und nahm in einen der karamellfarbenen Sessel Platz, die das ganze Wohnzimmer säumten. Er brauchte eine Weile bis er seine Stimme wieder gefunden hatte und nahm ebenfalls Platz. „Ich bin geschockt!“, brach es aus ihm hervor. Ann blickte ihn verletzt an. Tränen standen in ihren Augen. „Es gefällt dir nicht, John?“ Dieser verzog belustigt das Gesicht. „Du kleine Teufelin!“ Sie begann, zu lachen. „Was ist nun? Ich hörte du hast einen Auftrag für mich?“ John nickte. „Ja, aber nicht nur das. Jonathan, komm doch mal bitte!“ Ann blickte verwirrt auf, als ein junger Mann in ihrem Alter das Zimmer betrat. Er war ihrem Boss wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein braver Bubenschnitt zähmte sein wildes, blondes Haar und seine grauen Augen blickten gewitzt, ja vielleicht sogar etwas anzüglich auf sie hinab. Sie schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken. „Dein Sohn?“, schlussfolgerte sie. Dieser nickte und reichte ihr die Hand. „Ja, mein Name ist Jonathan Newton, es ist mir eine Ehre, dich endlich kennen zu lernen.“ Zögerlich griff sie nach seiner Hand. „Jonathan ja? Ist das ein Scherz? Also bitte John, wie kann man es seinem eigenen Sohn antun, ihn im zwanzigsten Jahrhundert Jonathan zu nennen?“ Dieser blickte sie vollkommen überrumpelt an. „Also wirklich, was soll das den heißen? Jonathan ist ein sehr schöner Name!“ Ann verdrehte die Augen. „Ja vielleicht war er das 1933 mal.“ Jonathan Junior grinste. „Wenn dir mein Name nicht gefällt, dann nenn mich Jo, machen eh alle, oder Joey, oder wie du willst.“ „Jo oder Joey, weiß nicht, entscheide ich operativ“, meinte sie grinsend. „Und was hat er mir meinen Auftrag zu tun?“ „Nun ja“, ihr Chef zögerte. Es war eindeutig zu sehen, dass ihm etwas unangenehm war. „Was? Spuck es aus, John!“ „Jonathan, ist sozusagen dein neuer Partner.“ Mit einer Bewegung, die Jonathan noch nicht einmal wahrgenommen hatte, sprang sie auf. Er blickte erschrocken zu ihr hoch. „Bist du wahnsinnig? Du holst deinen Sohn vom Studium um ihn in den Tod zu schicken? Bist du wahnsinnig? Er überlebt da draußen keine Nacht!“ John blickte sie ruhig an. „Annabelle…“ Er zog ihren Namen in die Länge. „Das ist mir durchaus bewusst, aber er lernt schnell und du bist meine Beste. Ich bin sicher, dass du es ohne Probleme schaffst, ihm die Grundlagen beizubringen. Zudem ist euer Opfer sowieso nicht der Stärkste.“ Misstrauisch nahm sie wieder Platz. „Ich höre.“ John blickte ihr tief in die Augen und begann. „Er heißt Duncan und wurde um 18. Hundert in England geboren. 1825 wurde er verwandelt. Er ist gutaussehend und harmlos. Ihr sollt ihn auch nicht beseitigen sondern nur beschatten. Ich muss ehrlich sagen, er ist mir ein Rätsel. Er entführt zwar andauernd Frauen, aber sie sind nie länger als 3 Tage verschwunden und zeigen weder Bissspuren noch irgendwelche anderen Einwirkungen von Gewalt, allerdings können sie sich an nichts mehr erinnern. Ich möchte, dass ihr herausfindet, was er mit ihnen macht.“ Ann blickte ihn erst verwirrt an, dann schnaubte sie wütend. „Ist das dein Ernst? Warum soll ich das machen? Ich bin Profi, das ist ja eine totale Anfängermission.“ John blickte sie böse an. „Du schon, aber Jonathan nicht. Du wirst ihm alles beibringen und so eine Mission ist für den Anfang genau das Richtige. Geht jetzt und bring ihm alles bei was er wissen muss. Duncan treibt sich oft in der Manisson Street rum.“ Das war das Letzte was er sagte bevor er mit einer schon fast unfreundlichen Reaktion auf die Tür deutete. Schnaubend wandte sich Annabelle zum Gehen. Genervt blickte sie zu Jonathan. „Bist du festgewachsen oder was?“ Ihre Stimme bebte vor Wut und ihre Augen sprühten Funken. Jonathan sprang auf wie ein gescheuchtes Reh und schloss zu ihr auf. John lächelte ihnen belustigt nach. Er kannte Annabelle und wusste, dass sie ihm in diesem Moment am liebsten den Hals umdrehen würde. Doch es ging nicht anders und irgendwann würde sie sich schon mit Jonathan anfreunden, oder wer weiß? Vielleicht ja sogar noch mehr? Natürliche hoffte er dies indirekt. Annabelle war wie eine Tochter für ihn und Jonathan sein über alles geliebter Sohn. Eine solche Beziehung war insgeheim schon immer sein stiller kleiner Traum gewesen. „Damit das klar ist, komm auf keinen Fall auf die Idee, Samariter zu spielen! Das ist das Letzte was ich gebrauchen kann. Komm mir ja nicht in die Quere! Ich glaube nämlich kaum, dass dein Vater glücklich wäre, wenn ich dich morgen früh in Einzelteilen zurück bringe“, zischte sie kühl. Jonathan zuckte zusammen. Er hätte nicht erwartet, dass sie es so schlecht aufnehmen würde. Betreten blickte er zu Boden. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. „Hör zu, was du dir immer merken musst! Vampire sind unglaublich stark. Sie können dir mir einen einzigen Blick die Sinne vernebeln. Sie sind weiß wie Schnee und sehen meistens ziemlich übernächtigt aus. Aber dennoch“, fuhr sie bei Jonathans verwirrten Blick fort, "wirken sie auf das jeweils andere Geschlecht unglaublich anziehend. Die meisten von ihnen können nicht in die Sonne treten. Es stimmt nicht, dass sie in der Sonne zu Staub zerfallen, alles Hollywoodquatsch. Aber sie haben schreckliche Schmerzen in der Sonne. Ich würde sie mit dem übelsten Kater vergleichen, den du dir vorstellen kannst.“ Jonathan grinste belustigt. „Du meinst, wenn es so schlimm ist, dass du vor Kopfschmerzen aufwachst?“ Sie nickte leicht und auch über ihr Gesicht huschte ein Lächeln. „Autsch!“ Ann begann zu kichern und blickte ihn sanft an. Er fühlte sich, als hätte man seine Eingeweide in siedendes Öl getaucht, so wie alles plötzlich brannte. Er lief vor Scharm rot an und wandte sich ab. Sie überging diese Reaktion und fuhr unbeirrt fort. „Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass dein erster Kandidat ein männliches Wesen ist. Dennoch musst du auf der Hut sein. Ich werde ihn mir vornehmen. Wenn er wirklich Frauen entführt wird es für mich einfach sein, dafür zu sorgen, dass ich die nächste bin.“ /Da bin ich mir sicher/, zischte es durch seine Gedanken, /immerhin machst du mich ja jetzt schon total verrückt./ „Ich denke, es ist das Beste, wenn du mich gegen Abend von meiner Wohnung abholst. Ich bereite bis dahin alles vor.“ Jonathan kam nicht mal dazu zu nicken, da war sie auch schon verschwunden. „Aber ich weiß doch gar nicht, wo du wohnst“, flüsterte er hilflos, und fast kam es ihm vor, als würde er ein leises Lachen hören. Ein paar Stunden später stand er schließlich vor ihrer Tür. Aus irgendeinem ihm nicht bekannten Grunde raste sein Herz jetzt schon. Langsam drückte er die Klingel. „Ich komm gleich“, ertönte ihre engelsgleiche Stimme aus der Gegensprechanlage. Schon innerhalb weniger Stunden hatte sie ihn vollkommen verwirrt. Er fühlte sich geradezu hilflos und schutzlos ohne sie. Langsame Schritte ließen ihn aufhorchen und plötzlich stand sie vor ihm. Atemlos betrachtete er ihre Gestalt und war sich plötzlich sicher, dass kein Vampir der Welt ihn so erregen konnte wie sie es tat. Mit ihrem göttlich-verschmitzten Lächeln stand sie vor ihm, ihre Haare noch verwuschelter als vorhin, die Lippen mit einem blass-rosa Lipgloss überzogen, der geradezu zum Küssen einlud. Dieser unglaublich volle, rosafarbene Mund zog ihn in seinen Bann. Am liebsten hätte er sie zu sich gezogen und ihre Lippen mit den seinen versiegelt. Errötend betrachtete er sie weiter und wünschte sich mit jedem Zentimeter, dass er doch nie den Blick von ihrem Mund gerissen hätte. Ihr Körper erregt solch ein Verlangen in ihm, dass es ihm Angst machte. Diesen hatte sie in ein eng anliegendes, kurzes, schwarzes Kleid gesteckt, welches bis kurz über ihre Knie ging und von einer zeitlosen Eleganz war. Ihre langen, makellosen Beine verloren sich in Waden umschmeichelnden Lederstiefeln und ihr freier Rücken, sowie der V-Ausschnitt, der einen tiefen Einblick in ihr Dekolletee gewährte, ließen ihn Höhlenqualen durchleiden. „Das kleine Schwarze?“, brachte er mühsam hervor. Sie nickte sanft und griff nach seinem Arm. Ihre Berührung war wie ein elektrischer Schlag für ihn. Ungefähr zehn Minuten später betraten sie die so genannte Manisson Street. „Was hältst du davon?“, meinte sie und deutete auf ein Lokal, das einen recht passablen Eindruck machte. Ihre Hand lag nach wie vor auf seinen Arm. „Nicht übel“, brachte er heraus. Zu mehr war er nicht in der Lage, denn ihre Berührung raubte ihm nach wie vor alle Sinne. Sie nickte kaum merklich und betrat das Lokal. Sofort spürte sie die Aura. Seine Aura. Wachsam blickte sie sich um. Wo war er? Ein paar Sekunden später hörte sie ein dümmliches Lachen und dann sah sie ihn. Er saß gegenüber einer Blondine, die ihm offensichtlich vollkommen verfallen war. Ein sanftes Lächeln umspielte seinen Mund und zeigte eine Reihe makelloser Zähne. Ann musste schlucken. Sie hatte schon viele Vampire gesehen, doch dieser toppte alles. Er hatte dunkelblaue, fast schwarze Augen, volle Lippen und diese unmenschliche weiße Hautfarbe, die komischerweise nie jemanden zu stören schien. Sein blasses Gesicht wurde von halblangen, welligen, pechschwarzen Haaren umrahmt, was zum einen zwar ein großer Gegensatz war, ihn aber nur noch engelsgleicher erschienen ließ. Wie absurd. Er verströmte eine unglaublich starke Aura, so charismatisch und anziehend, dass es ihr den Atem nahm. Sie fühlte sich nicht nur von ihm angezogen, nein, sie war ihm gnadenlos ausgeliefert! Er war so erotisch, so elegant so engelsgleich und so unglaublich anziehend, dass es ihr fast so vorkam, als sei er aus ihrer persönlichen Hölle gestiegen, um sie zu Fall zu bringen. Und plötzlich wandte er sich um. Ihr Herz setzte aus als sich ihre Augen trafen. Wenn sie jetzt sterben würde, flüsterte eine Stimme in ihrem Inneren, wenn sie jetzt sterben würde, durch seine Hand, hätte sie den schönsten Tod, tausend mal schöner als sie ihn je erhofft hätte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)