Tainted Love von Melora ================================================================================ Kapitel 3: A cruel streak ------------------------- Tief im Bewusstsein verankert lag dieses Ereignis. Heftiges Verlangen, er spürte es - immer noch. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er es vor sich. Diese Bereitwilligkeit, das Erwidern seines einerseits stürmischen, aber auch sanften Kusses. Nicht sein erster dieser Art - aber der erste, bei dem diese Gefühle bei ihm aufkamen. Dieser Kuss - Erinnerungen wachgerufen an diesem Tag, der für einen Moment glücklich sein bedeutete. Er wurde ihn nicht los. Seit Tagen kehrte nachts im Schlaf die Erinnerung zurück, er schien von nichts anderem mehr zu träumen - verrückt. Ja, es war total irrsinnig, noch nie in seinem Leben hatte ihn etwas Derartiges so lange und intensiv beschäftigt. Kaum zu glauben, dass sie ihn nun einfach so verlassen hatte... In seinen Träumen war alles perfekt, kein Wunder, immer nur erlebte er diesen Kuss, wieder und wieder. Die negativen Gefühle, wie er sie in sich hatte, erlebte er nicht des Nachts, sie kamen am Tag zurück, wenn die Nacht vorüber war und die Sonne bereits hoch am Horizont stand. Oft zog er sich die Decke einfach über den Kopf und schlief weiter, er wollte nicht zur Schule. Der Alltag, der ihn dann einholte, war schmerzlich. Kurz vor Neun war es nun und er machte sich nicht die Mühe sich zu beeilen, wieso auch? Er wusste ja, was ihn erwartete. Es war ungewöhnlich ruhig, wie der 18-jährige fand, der durch den Gang schritt – kurz vor dem Klassenzimmer angekommen. So still war es noch nie gewesen, es war geradezu gespenstisch, als wären die Schüler ausgeflogen. Vielleicht machte die ganze Klasse auch blau, das würde ihn nicht wundern. Trotzdem riss er neugierig die Tür auf und blickte hinein. Er rechnete nicht damit, jemanden zu entdecken und war dann doch sehr überrascht, oder mehr noch schockiert. Klasse 3-D und absolute Stille. Und er wusste auch gleich, warum das so war. Die Tische standen – bis auf einer – direkt vor der Lehrerin und das schien noch nicht zu reichen, seine Klassenkameraden hingen halb hechelnd über den Tischen und man hätte meinen können, sie würden kopfüber nach vorne fallen auf den Boden, da sie sich so sehr vorbeugten. Sein Blick schwang zur Seite, ohne dass der Junge den Kopf zu der Dame drehte, welche an der Tafel stand und ihren Namen an diese geschrieben hatte. Und auf einmal war ihm schlecht. „Okawa Chikage ist mein Name, ich bin die neue Mathematik-Lehrerin! Ich nehme an, du bist Sawada… Wie schön, dass du uns auch noch mit deinem Besuch beehrst!“ Sie schaute gerade auf die Uhr, da knallte die Tür wieder zu, allerdings ohne, dass der Schüler noch in der Tür stand. Ihre Augen wurden groß. Und was war das jetzt gewesen? So etwas unverschämtes aber auch. Wie konnte er es wagen, die Tür derart penetrant zuzuknallen? Noch nicht einmal guten Morgen hatte er sagen können. Ihr schwante Schreckliches – wenn der Klassensprecher schon so ein Verhalten an den Tag legte, wie war dann der Rest? Außer das typische pubertäre Verhalten hatte sie nichts an ihnen entdecken können. In einem Intelligenztest würden sie wohl alle durchfallen. Sie riss nun seinerseits die Tür auf und lugte hinaus. Er stand dort, als würde er auf besseres Wetter warten, das machte sie ja so sauer. Ihre Hand schnappte nach seiner Schuluniform und ehe er sich versehen hatte, zerrte sie ihn an dieser und wollte ihn wohl dazu zwingen, das Klassenzimmer zu betreten. Er hätte nicht gedacht, dass dieses Püppchen so etwas wagen würde. Mit einem Ruck hatte sie ihn reingezerrt und stieß ihn dann leicht von sich, was ihn aber kaum berührte. „Was zum Teufel wird das?“ „Hinsetzen und zwar sofort!“ raunzte sie ihn an, er bewegte sich nicht. Wieso sollte er auf so eine… ihm fehlten die Worte dazu, was sie war. Wie eine vernünftige Lehrerin sah sie nicht aus, mehr wie ein jähzorniges, aufgestyltes Girl, das geradezu einem Bordell hätte entsprungen sein können. In dem Aufzug würde sie bestimmt nichts von ihm bekommen und Respekt oder Beachtung als letztes. Unglaublich, was sich dieses Weib raus nahm. Was dachte sie, wen sie vor sich hatte? Er machte einen Schritt vorwärts, als hinter ihm ein teilweise schon klingender Schrei ertönte. „Shin! Bitte!“ Es war niemand anderes als Uchi, der ihn daran erinnerte, dass sie Frauen ja nicht schlugen. Und außer Shin schien ja jeder begeistert von der Frau zu sein. Man, sah er denn aus, als würde er Frauen schlagen? Er warf die Haare leicht zurück und meinte dann tonlos: „Ich bin kein Hund, also ist es zwecklos mir etwas zu befehlen… ich würde vorsichtiger sein .... es könnte sonst passieren, das deine Zeit an dieser Schule die reinste Qual wird, denn der Großteil hier hasst Lehrer.“ Kuma wagte es von seinem Platz aufzustehen und legte beide Hände auf Shins Schultern. „Komm, lass sie… Es ist ihr erster Tag und an dem bist du gleich zu spät gekommen, also sei nicht so ungehobelt…“ Er zog leicht die Schultern weg, er wollte gerade absolut nicht angefasst werden und dann ging er ohne ein weiteres Wort zu seinem Tisch und ließ sich gelangweilt auf dem Stuhl nieder, die Arme vor der Brust verschränkt wie ein bockiges Kind, jedenfalls wirkte es auf die Lehrerin so. ‚Na warte, Mistkröte, du wirst dein blaues Wunder erleben, so was dulde ich in meinem Unterricht nicht!’ Sie rollte ein Heft zusammen und stolzierte mit ihren viel zu hoch geratenen Absätzen auf den Schüler, der ganz abseits saß, heran und baute sich vor ihm auf. „Ich weiß nicht, welche missratene Lehrerin ihr vorher hattet, aber bei mir wird sich gerade hingesetzt!“ Er stöhnte auf. Die nahm ihr verdammtes Mundwerk verdammt voll, hatte sie noch keiner über diese Klasse aufgeklärt? Ein Wort von ihm und sie hatte die ganze Klasse gegen sich… Es war der reinste Boykott, er hatte keine Lust und wenn er keine Lust hatte auf jemanden, dann war das so. Diese Person konnte sich im Kreis drehen und sich jedes Haar einzeln ausreißen und er würde keinen Finger krumm machen. Deswegen grinste er ihr auch frech entgegen. „Was, wenn nicht?!“ Seine Augen funkelten ihr herausfordernd entgegen und er schien sie absichtlich zu provozieren. „Das möchtest du nicht wissen!“ Ein Lacher entfuhr ihm. Er sah sie an mit diesem provokativen Blick, der ihr durch Mark und Bein ging, sie rollte das Heft immer mehr zusammen und biss sich auf die Zähne. Sie fühlte sich von einem KIND veralbert. „Jetzt bin ich neugierig…“ Die Klasse beobachtete mit Unbehagen, was sich zwischen Shin und der neuen Lehrerin abspielte, er war oft ungehobelt und auch gelangweilt im Unterricht, aber so vorbei benommen hatte er sich bei noch keiner Frau. Nicht nur ein Schüler befürchtete, dass die Sache eskalieren würde. „Ich habe keine Angst vor dir, Kleiner, das hättest du vielleicht gerne. Man hat mich gleich vor dir kleinem Satansbraten gewarnt. Du magst anderen Angst einjagen, aber mir bestimmt nicht. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ Er blickte zur Seite, beachtete sie nicht, immer noch dieses selbstgefällige Grinsen im Gesicht, was sie als noch viel ungehobelter empfand, als dass er frech zu ihr war. Dieses nicht beachtet werden, ließ sie schon beinahe aus der Haut fahren. „Ich rede mit dir, also antworte mir, verstanden?!“ Keine Antwort kam, er gähnte absichtlich total gelangweilt und ließ sich auf den Tisch sinken. „Also, so wie ich das sehe, wird es so nichts mit dem Unterricht, da kann ich mich ja noch eine Runde schlafen legen…“ Er ließ den Kopf auf die Arme fallen, Hauptsache er musste diese Ziege nicht sehen, da bevorzugte er noch Fujiyama, die war wenigstens nett zu ihnen. Und die hier dachte wohl sie sei der Boss höchstpersönlich, da konnte er nur lachen. Kein Lehrer hatte ihnen Befehle zu erteilen – na ja fast. Gott, warum musste er das machen? Noda seufzte tief, nun wurde er aber ziemlich kindisch, das war doch sonst nicht seine Art. Wollte er nun wirklich keinen anderen Lehrer mehr akzeptieren, warum kam er dann überhaupt her? Nur um hier einen auf ganz großer Macker zu machen? Er bevorzugte jedoch nichts dazu zu sagen. Die Frau wusste, wie man sich durchsetzte, irgendwie erinnerte sie ihn ja an Yankumis Art, die hätte Shin jetzt wahrscheinlich was erzählt. Wenn sie ihm nicht sogar eine rein geschlagen hätte dafür. „In meinem Unterricht wird nicht geschlafen!“ Nun war alles zu klein, sie holte aus und das Heft, welches sie zusammen gerollt hatte, traf Shins Kopf mehrmals auf direktem Weg. „Ich lasse mir von einem kleinen Satansbraten nicht auf der Nase rumtanzen! Raus hier! Raus! Hier hast du nichts verloren!“ Eben noch hatte sie ihn dazu gezwungen hier zu sein und nun wurde es ihr zu viel, er musste lachen. Jetzt wollte sie ihn wieder rausscheuchen, sie war wirklich witzig. Aber dieses Heft, was sie ihm um die Ohren schlug, das nervte ihn allmählich. Hatte sich ein Lehrer so aufzuführen, nur weil ihm ein Schüler aus der Reihe tanzte und nicht seinem Befehl folgte? Sie war genau so ein Lehrer, wie er sie am allermeisten hasste, seit er von der Mittelschule geflogen war, da er einen Lehrer geschlagen hatte. So packte er sie unsanft am Arm, in welchem sie das Heft hielt und zog sie runter. „Mich hat noch kein Lehrer ungestraft geschlagen!...“ Ihr Herz schlug auf einmal schnell. Bei den Horrorstorys, wie man sie ihr erzählt hatte, hatte sie für einen Moment wirklich das berühmte Herz in der Hose, es war so tief gerutscht, dass sie fürchtete, es zerbrach, wenn es zu Boden ging. „Und bei mir hat noch keiner ungestraft den Unterricht verweigert.“ „Shin, ich denke, es ist gut jetzt! Sie ist doch nur eine schwache Frau“, meinte Uchi mit einem lauten Stöhnen. „Du weißt doch, wie das immer endet.“ Es endete immer darin, dass sie als Abschaum dastanden und er machte ja gerade alles dafür, dass sie diesen Ruf nie loswurden. Dieser Uchi und Sawada schienen eng befreundet zu sein, ebenso dieser kleine Dicke, sie waren die einzigen, die es gerade gewagt hatten, ihn stoppen zu wollen, der Rest sagte kein Wort. Schwache Frau nannte man sie, sie würde denen schon zeigen, wer hier das Sagen hatte, und dass sie keinesfalls schwach war. „Ich sagte, dass ich dich hier nicht mehr sehen will! Und wenn du nicht augenblicklich das Klassenzimmer verlässt, mache ich es mit Gewalt!“ Die schaukelten sich ja gegenseitig hoch. Sie schienen beide nicht sonderlich gut gelaunt, und wenn er ehrlich war, benahm sich dieses Weibstück ganz schön vorbei. Shin hatte doch nur das Übliche getan, selbst Yankumi wäre nie so ausgerastet, nur weil er zu spät gekommen war und in ihrem Unterricht schlafen wollte. Jedenfalls war sie ihm kein Stück sympathisch, da schlug die Olle einfach seinen Freund, sie konnte von Glück reden, dass er so ein herzallerliebstes Gemüt hatte. Andere Leute hätten einfach zurück geschlagen, sie wusste gar nicht, was sie für ein Glück hatte, eine Frau zu sein. „Oh ja, Tag für Tag sagt man uns, Gewalt sei keine Lösung und plötzlich ist sie doch eine, was?“ Er klugscheißte eben gerne. Und die trieb ihn ja dazu. „Bei euch helfen nur Prügel!“ Und schon waren sie wieder beim berühmten Ruf, den sie schon seit eh und je hatten. Sie waren so schlecht, dass man sie sogar verprügeln durfte, weil sie es ja verdienten. Und als wenn die Worte nicht gereicht hätten, Shin hatte sie gerade los gelassen, da packte sie ihn in den Haaren und zog ihn quer durchs Klassenzimmer. So etwas hätte kein Mann bei ihm gewagt – jedenfalls verstand Kuma weshalb dieser Kyoto dieses Weibsstück hierher geholt hatte – weil er dachte sie kam mit ihnen missratenen Schülern gut zurecht. Und dass sie sich durchsetzte konnte man schon sagen, aber wie sie es tat – das gefiel ihm überhaupt nicht. Er sah nur dabei zu, wie Shin das mehr oder weniger mit sich machen ließ und dann draußen landete. Dachte sie eigentlich, dass sie damit durchkam? „Jetzt können wir endlich mit dem Unterricht anfangen.“ Sie seufzte schwer. Dieses Kind trieb sie beinahe in den Wahnsinn, noch nie hatte sie sich dazu gezwungen gefühlt, jemanden so anzupacken, weil er nicht hören wollte. Aber wer nicht hören wollte, musste eben fühlen. „Musste das sein?“ Uchi fand es nicht sehr witzig, dass jemand Shin an den Haaren durch die Gegend gezerrt hatte, geschweige denn diese Demütigung, die sie ihm damit beibrachte. „Geschieht ihm Recht, was benimmt er sich so?“ Noda schlug sein Mathematikbuch auf und wollte wohl gerade zum Musterschüler mutieren – er konnte sich auch vorstellen, warum das so war. Das war doch nun echt wieder typisch, hatte er nun wieder seine – wie kann ich am besten gegen Shin wettern-Phase? Er war ja so neidisch, hochkarätig. „Wie schön, dass das wenigstens eine Person im Raum erkannt hat.“ Gerade hob die Lehrerin besonders ab, immerhin hatte ihr ein Schüler beigepflichtet. Vielleicht gab’s hier doch noch Intelligenzbestien? Kaum zu glauben, dass dieser Sawada die besten Noten in der Klasse zu haben schien… Und sie glaubte, dass das noch spannend werden würde, so wie es ihr aussah, konnten Noda und Sawada gerade gar nicht miteinander, das würde sie ausnutzen. So wurde ihr hier sicher nicht langweilig, ja, es war die richtige Entscheidung, dieses Jobangebot anzunehmen… Als es zur Pause klingelte, suchten zwei Jungs ihren Freund, der sich verzogen hatte. Das hätten sie an seiner Stelle auch, zumal nun Sport anstand. Diese Stunden schwänzten sie sowieso regelmäßig. Dieses ewige Rumgerenne, nee, darauf hatten sie keine Lust. Auf dem Dach fanden sie Shin schließlich, er spielte gerade mit einer Coladose und legte sich dann förmlich Schlafen. Mit dem Heft direkt auf dem Gesicht hielt er die Sonne davon ab, ihn zu blenden. „Meine Güte, du verpennst noch deinen Verstand, Shin“, meinte Uchi und ließ dem anderen ein Stöhnen entfahren. „Was geht’s dich an?“ „Warum hast du so schlechte Laune?“ ’Blöde Frage, selten dämlich…’ dachte sich Kuma, ihm war glasklar, was hier los war. Sein Freund hatte keinen Bock auf eine andere Lehrerin und die kränkte ihn jawohl maßlos. „Du bist ja nicht an den Haaren zum Klassenzimmer rausgezerrt worden.“ „Die hat ganz schön Mut, so was zu tun.“ „Mut? Die hat einen Schatten.“ Shin war sich keinerlei Schuld bewusst, ja, er war ein bisschen frech zu ihr gewesen, er konnte nichts dafür, wenn die sich nicht im Griff hatte. „Und Spaß versteht sie schon mal gar nicht. Welchen Zirkus ist die bloß entsprungen? So was kann doch keine Lehrerin sein…“ Kuma ließ sich auf den Boden fallen, welcher geradezu wirkte, als würde er nachgeben und dann biss er voller Herzenslust in seinen Schokoriegel. „Ihr habt beide übertrieben. Sie hat mit Sicherheit Angst vor uns gehabt und ist deswegen so ausgeflippt.“ „Angst vor mir, wenn ich schlafe, oder wie?“ Es tat ihm ja Leid, aber er konnte diese Frau nur veralbern. In Shins Augen hatte sie einfach nur einen riesengroßen Knall. „Sie wollte sich bestimmt bloß behaupten und deswegen hat sie dich aus der Klasse gezerrt, um zu demonstrieren, wie überlegen sie uns doch ist.“ „Was für’n Unsinn soll das sein?“ Shin erhob sich, wieso musste er sich das anhören? Dieses bekloppte Weibsstück hatte ihn mit einem Heft verdroschen und dann an den Haaren durch das Klassenzimmer gezerrt und die fanden Entschuldigungen? „Versuch sie das nächste Mal nicht ganz so stark zu reizen, dann wird sie bestimmt auch nicht ausrasten.“ „Es gibt kein nächstes Mal, ich gehe bestimmt nicht in ihren Unterricht, die kann mich mal…“ Shin nahm sich seine Schultasche, er würde sich jetzt einen ruhigen Platz suchen, um sich noch mal aufs Ohr zu legen. Wie er gehört hatte, würden sie dieses Weib nun auch in Sport haben, das hätte ihm noch gefehlt. Nicht dass er überhaupt je zum Sport ging, aber darauf konnte er echt verzichten. Fujiyama und Sport war schlimm genug, aber dieses Weib und Sport? Nein, danke. Und Mathe fiel dann eben für ihn auch komplett weg, er würde zu den Prüfungen gehen, und sie ansonsten einfach ignorieren. „Das ist jawohl die Höhe!“ hörte man die neue Lehrerin sagen und Uchi zuckte zusammen, während Kuma einen Hustenanfall erlitt, da er sich an seinem Riegel verschluckt hatte vor lauter Schreck. „Und jetzt wollt ihr noch die Schule schwänzen, das kommt jawohl überhaupt nicht in die Tüte!“ Shin holte tief Luft. „Das kann man auch in einem weniger patzigen Ton sagen, wie wäre es mit BITTE?“ ~Klatsch~ Kuma fiel nun endgültig der Riegel komplett aus der Hand, als er sah, wie Shin eine Ohrfeige kassierte und gerade schaute, als könnte er es selber noch nicht fassen. „Du möchtest wohl unbedingt wieder von der Schule fliegen, oder? Ich an deiner Stelle wäre nicht so dumm! Und jetzt kommt ihr mit!“ Uchi und Kuma wurden geschnappt, wobei die Lehrerin ernsthafte Probleme hatte Kuma hinter sich her zu ziehen, er war einfach viel zu kräftig für die doch eher schmächtige Lehrerin. Shin hielt sich die Hand vor den Mund, es war so komisch, er konnte sich kaum zurück halten, besonders als Kuma sich dann einfach fallen ließ und sie ihn keinen Zentimeter mehr vom Fleck bekam. „Kuma hasst Sport, es gibt nichts, was ihn dazu zwingen kann, dahin zu gehen“, Shin grinste sich beinahe tot, während die Lehrerin wohl gleich wieder aus der Haut fahren würde, doch dann ließ sie Kuma los. „Das bleib eben da hocken, du Riesenbaby!“ Stattdessen nahm sie Shin am Kragen, was diesem weniger gefiel. Er schnappte nach ihrer Hand und löste sie von seiner Jacke. „Diesmal nicht an den Haaren, ja? Ich komme nicht mit, ich lehne es ab, mich von einer Gewalttätigen unterrichten zu lassen!“ Sie kotzte ihn an, die musste aus der Irrenanstalt ausgebrochen sein… Die Lehrerin seufzte und schien jetzt einsichtig zu werden. „Ich habe gehört, dass du sehr sportlich bist, aber trotzdem nie den Sportunterricht besuchst, genauso sollst du in jedem Fach unheimlich gute Noten haben. Wieso wirst du nicht einsichtig. Du bist es, der sich seine Zukunft verbaut… Ich meine es nur gut mit dir.“ Das waren ja ganz andere Töne. „Zehn Mal um den Platz rennen am frühen Morgen, nein Danke, darauf kann ich verzichten.“ „Es tut mir Leid, ich wollte dir nicht wehtun.“ Als wenn sie zwei Persönlichkeiten hatte, entschuldigte sie sich nun bei ihm und er stöhnte auf. Shin sah sie nicht an, er würde ihr nicht vergeben, was sie getan hatte. Da konnte sie sich tausend Mal bei ihm entschuldigen, er würde ihr keine Chance geben, so einer bestimmt nicht. Sie war das krasse Gegenteil von Kumiko, die nicht den Anschein gemacht hatte, gerne Leute zu terrorisieren. Sie hatte ihnen geglaubt, auch als sie gelogen hatten und diese Frau hier hatte sie im Grunde abgeschrieben. „Is’ mir egal.“ „Sawada! Ich bin wirklich enttäuscht, du als Klassensprecher solltest das nicht sagen, ich fürchte, du bist dieser Rolle nicht gewachsen.“ Uchi, als auch Kuma schauten einander an, was wollte sie damit bitte sagen. „Ein Klassensprecher sollte ein Vorbild sein, was bist du für ein Vorbild, wenn du die Schule schwänzt, so jemand ist wirklich nicht geeignet, selbst wenn du die besten Noten hast, wir werden sowieso mal sehen, wie lange das noch so sein wird.“ Sie würde ihm nun nicht hinterher rennen. Er würde sehen, was er davon hatte, wenn er ihren Unterricht schwänzte. „Ich fürchte, die Klasse sieht das ein wenig anders…“ Shin lächelte schadenfroh, seine Klasse hatte ihn stets als Klassensprecher respektiert, er war nicht so, wie viele dachten. Gewalt ausüben war für ihn kein Spaß, doch viele nahmen das an. Nur Kuma, Noda und Uchi waren wirklich eingeweiht, wobei sich Noda derweil zu einem kleinen Ekel zu entwickeln schien. Respektiert hatte man ihn in 3-D doch im Grunde nur, weil er als rausgeworfener Schüler, der einen Lehrer verprügelt hatte, hierher gekommen war. Aber den Schein wahrte er doch gerne, es konnte nicht schaden, wenn man etwas Angst vor ihm hatte. Ganze zwei Wochen erschien Shin nicht in den Mathematikstunden und auch wie gehabt nicht zum Sportunterricht. Es machte schon die Runde, dass er immer mehr fehlte und Fujiyama machte sich deswegen schon sorgen. Dass sie ausgerechnet mit ihren Sorgen zu Noda ging, war vielleicht ein Fehler, aber sie pflegte immer noch eine recht Enge Beziehung mit ihm. Antworten bekam sie jedoch nicht. Und als dann die Halbjahreszeugnisse anstanden, kam der große Schreck. Man würde es nicht für möglich halten, aber Shins Zeugnis war nicht so gut ausgefallen, wie sonst immer. Für seine Verhältnisse war es regelrecht mies und er fragte sich wirklich, wie dieses Miststück zu dieser Benotung kam… In einem Fach hatte sie ihm ein F gegeben, in Mathematik ein D. In Sport fiel er also durch… Das wunderte keinen, aber ein D in Mathematik, was hatte diese Lehrerin nur geritten? Als die Zeugnisse bekannt wurden, fühlte sich Fujiyama dazu verpflichtet Yamaguchi anzurufen. Ihr bester Schüler bekam ein D. Wenn da nicht etwas faul war? Was stimmte bloß nicht mit Shin? Sie machte sich große Sorgen um seine Zukunft und auch darum, dass er sich nun total hängen ließ. Das Ganze hatte angefangen, als Kumiko die Schule verlassen hatte. Bestimmt würde sie ihn ermutigen weiterzumachen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)