Das Elementarartefakt 2 von Ireilas (Hinter dem Horizont) ================================================================================ Kapitel 11: 4. Ein neues Ziel ----------------------------- Kaum war der Hafen von Feronah, der Hauptstadt von Vestus erreicht, wurde Yuki wieder am Arm gepackt. Sie konnte noch gerade so ihr Moped mitreißen, da zog sie ohne Worte der unbekannte Mann an Bord eines alten Holzschiffes, das auch sofort losfuhr, als die Zwei am Deck waren. „H-Halt! Stopp mal!“, Yuki drehte sich um und starrte auf die immer kleiner werdende Insel Vestus, „Wer waren diese Typen? Was wird aus Mr. Xaphe? Und wieso hat er überhaupt zwei Schwerter?!“, sie wandte sich in die andere Richtung, doch weit und breit war niemand außer sie am Deck zu sehen, „…Äh hallo!?“ Keine Antwort. „Wo… wo bin ich denn hier…?“ „Oh, entschuldige!“, antwortete aus dem Nichts eine helle Stimme. Yuki starrte umher, konnte aber noch immer niemanden finden. „Wer spricht denn da!?“ Auf einmal sprang etwas aus dem Wasser, direkt über die Reling und landete auf dem Deck! Das Mädchen sprang kreischend einen großen Schritt nach hinten, als etwas Fischähnliches, mit einem Frauenoberkörper zu ihr aufschaute. „E-eine Nixe!?“, keuchte Yuki. Die Nixe mit den blauen Haaren lächelte sie an, bevor sie „Nein, Halbnixe.“ antwortete. Hinter Yuki öffnete sich die Tür in das innere des alten Schiffes, als der Mann von vorhin das Deck betrat. „Silberfuchs!“, freute sich die junge Nixe, die Bürgermeistertochter traute ihren Augen nicht, als das Wesen den linken Arm hob und von blauen Licht eingeschlossen wurde; plötzlich verwandelte sich ihre Flosse in zwei Beine – die Nixe stand auf, fix und fertig angezogen, wie ein normales, blauhaariges Mädchen sah sie aus. Dann ging sie zu dem Mann rüber und deutete auf Yuki: „Ist sie das? Sie ist ziemlich verwirrt… was hast du mit ihr gemacht?“ Kalt seufzte der Mann, ging ignorierend auf eine Kiste zu. Yuki starrte stumm zwischen der Nixe und dem Mann, der die Kiste ins innere des Schiffes trug und anschließend die Nächste holte. Sie hatte so viele Fragen, traute sich jedoch nicht auch nur eine zu stellen. „Oh, lass ihn nur!“, meinte die Nixe, die fröhlich zu Yuki hopste, „Silberfuchs ist immer so drauf. Mein Name ist Limiu – und du bist Yuki, stimmt’s? Ich mag den Namen, den hat deine Mutter ausgesucht! Oder war’s doch Silberfuchs…?“ während Limiu, die Nixe, überlegend umher sah, stammelte das Mädchen neben ihr leise: „S-Silberfuchs…?“ „Was? Hast du etwas gesagt?“ „I-ich habe den Namen schon einmal gehört… beim Gespräch von meiner Mutter mit Mr. Xaphe… der… sich für meinen Vater interessierte…“, plötzlich riss Yuki erschrocken die Augen auf, hielt sich die Hände vor das Gesicht, „A-aber das bedeutet ja dann…!“ „Hm? Oh ja, Silberfuchs ist eine Piraten-Bezeichnung, gut erkannt!“ „Nein! D-das mein ich nicht!“, kopfschüttelnd entfernte sich Yuki Rückwerts von Limiu, Richtung Reling - sie konnte es nicht glauben: „Silberfuchs ist ein Pirat! Silberfuchs ist Cekiu! Cekiu…“, sie setzte sich aus Verzweiflung auf den Boden, „…ist MEIN VATER!“ „Ja, das auch!“, konnte die Nixe nur fröhlich hervor bringen. „Hat mich wer gerufen…?“, Cekiu schaute um die Ecke, zu Limiu. Die Nixe deutete wieder auf Yuki: „Ich glaube ihr geht’s nicht so gut…“ „Ich kann das alles nicht glauben!“, schrie Yuki, „Mr. Xaphe ist ein Pirat, der meinen Vater jagt! Mein Vater ist ein gesuchter Verbrecher, der auf einem alten Schiff mit einer… Nixe reist! WO BIN ICH DENN HIER!?“ Auf einmal waren Flügelschläge zu hören. Cekiu und Limiu schauten zum Himmel und beobachteten den immer größer werdenden Schatten, der sich dann auf dem Hauptmast niederließ. Nur mehr starr blickte Yuki auf das Wesen: Ein blonder, junger Mann, mit riesigen Flügeln auf dem Rücken! Ein Engel? „Araz!“, meinte Cekiu sauer und näherte sich dem Mast, „Was tust du hier? Ich dachte, wir wären dich gestern losgeworden! Verschwinde endlich!“ Der ‚Engel’ lachte, verschränkte die Arme: „Unkraut vergeht nicht! Ich dachte, ihr braucht vielleicht meine Hilfe.“ Dann war ein leiser Rums zu hören. Yuki war in Ohnmacht gefallen und rührte sich nicht mehr. „Ohhh!“, meinte Limiu, die zu Yuki hopste, „Das war zu viel für sie… da hast du’s Araz! Wegen dir ist die Kleine umgefallen!“ Araz sprang vom Mast, landete neben Limiu, „Die ‚Kleine’? Die sieht genauso Alt wie du aus. Na gut, vielleicht ein bisschen jünger – he, sie rührt sich nicht.“ „Bring sie ins Zimmer.“, meinte Cekiu beim vorbeigehen. Die Nixe und der Engel schauten gleichzeitig auf: „Wer? Ich!?“ „Araz.“ „Wieso denn ich?“ „Weil du schon wieder uneingeladen auf meinem Schiff erschienen bist. Kümmere dich um sie, bis sie wieder bei Bewusstsein ist.“, wieder trug Cekiu eine Kiste ins Innere. „Okay…“, stöhnte Araz, der Yuki hochnahm, „Aber auch nur, weil ich mir als Gegenleistung erwarte, auf dem Schiff bleiben zu dürfen.“ Laute schritte waren in den Gängen der Villa zu hören. Aufgeregt, mit Yuki im Arm, lief Cekiu über den Flur: „Zarill! Zarill, wo bist du?“ Er quietschte sich vor einem Arbeitszimmer ein, riss unerwartet die Tür auf. Überrascht schrak Zarill auf, die am Schreibtisch saß und ein paar Formulare der Stadt ausfüllte. „Cekiu! Was ist denn los?“ „Schau mal! Das musst du dir ansehen!“, fröhlich setzte er die kleine Yuki auf den Boden, sodass sie ihn anschauen musste. Dann deutete Cekiu auf sich: „Na? Wer bin ich? Wer bin ich, Yuki?“ Lange blinzelte das kleine Mädchen zu ihm hoch, bis sie fröhlich etwas plapperte und anschließend ein „Dad!“ anhing. Ungläubig beobachtete Zarill das geschehen, hörte Yuki immer wieder klar „Dad!“ sagen. Überglücklich nahm Cekiu das Mädchen wieder hoch und deutete zu Zarill: „Und wer ist das? Wer ist das, Yuki?“ Das Kleinkind klatsche fröhlich in die Hände und rief nebenbei „Mum! Mum!“. Zarill schlug die Hände vors Gesicht: „Yuki… du sprichst!“ „Ja!“, rief der glückliche Vater, der das Mädchen umarmte, „Unsere Kleine fängt an zu sprechen!“ Murmelnd schlug Yuki die Augen auf. Sie merkte, dass sie in einem Bett lag, aber nicht am Festland. Denn immer wieder knarrte hier und dort das Holz, außerdem hob und senkte sich der Raum. Als sie sich vorsichtig aufsetzte, sah sie, dass das Schiff zwar alt war, aber keines Wegs herunter gekommen. Klar, ein bisschen hatte es etwas von Piraten an sich, aber eigentlich war es ganz hübsch. „Na endlich, du bist wach!“, ertönte eine Männerstimme neben ihr. Langsam sah Yuki hinüber, als sie den Typen mit den Flügeln entdeckte. Kurz kreischte sie, bevor sie weg sprang; neben das Bett auf den Boden, die Decke über ihr. „Ähm, alles in Ordnung?“ „J-ja…“, stotterte Yuki, die die Decke wegzog, „I-ich habe mich nur erschreckt…“ Araz stand auf, „Dann ist ja gut! Dachte schon, ich muss noch länger hier sitzen.“ und ging zur Tür. „W-warte!“, rief ihm Yuki nach, „Bist du… ein Engel?!“ Araz blieb stehen und verschränkte die Arme: „Ein Engel?“, er schaute etwas schief, dann fing er an zu lachen: „Nein, nein! Mein Name ist Araz. Meine Heimat ist das Luftgebirge, genauer gesagt, die Spitze über den Wolken.“ „Aha… und bist DU ein Priester!?“ „Auch nicht! Ich bin Luft-Magier.“ „Luft-Magier!?“ „Ja, ein ziemlich guter sogar.“ „Kannst du… meine Gefühle lesen?“ „Was? Wo hast du denn das aufgeschnappt?“ „In der Schule! Luft-Magier können den Wind bestimmen und Gefühle lesen!“ „Ähm nein, nicht alle. Manche können nur das eine, das aber verdammt gut.“ „Also kannst du keine Gefühle lesen?“ „Nein, ich kann den Wind bestimmen.“ „Ach so…“, Yuki legte die Decke auf das Bett, „Okay, dann bis später Araz.“ Er kratzte sich am Kopf und blieb in der Tür stehen: „Sag mal… bist du irgendwie enttäuscht?“ „Nein…“, seufzte Yuki, „Es ist nur so, dass meine Eltern mal einen Bekannten hatten, der Priester war und Gefühle lesen konnte… und den ich dringend suche…“ Da lächelte Aras: „Dann komm doch mit aufs Deck! Silberfuchs kennt ihn sicher noch und weis, wo er ist!“ „Ja, das schon…“ „Aber?“ „Aber…“, Yuki schüttelte den Kopf, schnauzte Aras an: „Ich habe meinen Vater nicht mal richtig gekannt! Wie soll ich da ein vernünftiges Gespräch mit ihm führen können!?“ „Ach, Silberfuchs ist ein guter Zuhörer. Wirklich, er redet nicht viel.“ „Er redet nicht viel…?“ „Du musst nicht alles wiederholen, was ich sage, Yuki.“, er hielt ihr die Tür auf, „Nun komm schon, irgendwann musst du ja doch mit ihm reden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)