Wolfswege von Inuyasha22 (- Follow your destiny -) ================================================================================ Kapitel 4: O-Kaeri Nasai (Welcome home) --------------------------------------- Kapitel 4: O-Kaeri Nasai (Welcome home) Stille. Es war so unglaublich ruhig hier, dass man seinen eigenen Atem deutlich hören konnte. Aber das war es eben, was er an dieser Hütte liebte. Hanyu, so nannte man ihn, einfach Hanyu. Kein Nachname, kein Suffix, aber egal. Ihn musste man nicht respektieren. In seinem Leben hatte er nichts wirklich glorreiches getan, war sogar seinerzeit davongerannt, als seine Frau schwanger gewesen war und schließlich einen kräftigen Jungen und ein bildhübsches Mädchen zur Welt gebracht hatte. Nein, er hätte sich nicht um sie kümmern können. Nicht um die Kinder, nicht um deren Mutter. Und doch saß er nun hier, hielt Wache über seinen Fund aus dem Wald, der da völlig hilflos gelegen hatte, nicht mal ansprechbar gewesen war und zudem voller kleiner Wunden. Und dann dieser Biss an der linken Hand dieses jungen Mannes, ohne Zweifel ein Schlangenbiss. Jetzt war zwar das Gift draußen und die Wunde versorgt, aber offenbar war der Jüngere zu müde um aufzuwachen. So saß Hanyu weiter an seinem Bett, legte gelegentlich den Lappen in kaltes Wasser, wrang ihn aus und legte ihn wieder auf die Stirn seines.. ja.. er spürte, dass er seinen eigenen Sohn hier pflegte. Wie lange war es her, dass er ihn gesehen hatte? Das musste jetzt fast 22 Jahre her sein.. Wie groß er geworden war. Wie er sich verändert hatte. Und er trug ein Schwert, das hätte Hanyu nie gekonnt. Er war nicht der Typ Mensch, der andere Wesen töten konnte. Konnte nicht gut zornig sein, hatte selbst mit der Fliege Mitleid, die sich in seine Hütte verirrte. Geschweigedenn Menschen Schaden zufügen, nein, das lag außerhalb seiner Fähigkeiten. Ob sein Sohn für jemanden tötete? Oder war er gar Mitglied eines Clans? Womöglich ein Hitokiri? Nein, unwahrscheinlich. Wäre er einem Clan beigetreten, so würde er wahrscheinlich ein Emblem irgendwo tragen, das Symbol eines jeden dieser Samuraiclans, die in letzter Zeit immer mächtiger wurden. Hier der Clan der Schattentiger, dort die Baumnattern, in einer anderen Stadt wiederum die Yagyuu. Zum Glück war es, dank den Wachen muss dazu gesagt werden, in letzter Zeit ruhiger geworden. Die meisten Vagabunden reisten nur durch, blieben nie lange in der Stadt, wodurch es auch weniger Prügeleien gab. Gerade wollte er total in Gedanken abdriften, da riss ihn ein leises, kaum hörbares Stöhnen aus seinem Tagtraum. “Wo.. wo bin ich..?“, fragte eine heisere, verschlafen klingende Stimme und ein Paar silbrig-grauer Augen schaute Hanyu mit einer Mischung aus Misstrauen und Neugierde an. Silbrig.. diese Farbe war so selten, fand Hanyu. Er selbst hatte braune Augen, die seiner toten Frau waren himmelblau gewesen, daher wusste Hanyu auch nicht wirklich, von wem Hiten diese Augen eigentlich geerbt hatte. Es war ihm eigentlich auch egal. “Wie geht es Ihnen? Ich fand Sie draußem im Wald bewusstlos liegen. Darf man erfahren, was Ihnen zugestoßen ist?“, gab er schließlich auf Hiten’s Frage hin zur Antwort. „Was mir.. ich weiß nicht.. ich kann mich nicht erinnern..“, stellte Hiten verblüfft fest, wollte sich aufsetzen, wurde aber von diesem ihm Fremden mehr oder weniger sanft zurückgehalten. “Sie sollten noch nicht aufstehen. Solange dieses Gift noch in Ihren Adern kreist, sollten Sie schön liegenbleiben und warten, bis seine Wirkung ganz nachlässt.“ Tatsächlich, jetzt wo dieser seltsame Kautz, der ihm so bekannt vorkam, erwähnte, dass da Gift in ihm war, spürte Hiten auch dieses leichte Dämmergefühl. Als ob er neben sich stände war ihm furchtbar schwindlig. So ließ er sich wieder entspannt in die Daunen gleiten und fuhr mit der Fragerei fort. “Wer sind Sie und wo bin ich?“, hakte er erneut nach und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Ob er ihn ausliefern würde? „Das ist jetzt nicht von Bedeutung. Schlaft Euch erstmal aus dann sehen wir weiter, mein Sohn.“ Ups. Hanyu schlug sich die Hand vor den Mund, als wollte er die gerade gesprochenen Worte ungehört machen. Er hatte sich mal wieder gnadenlos verquatscht und sah nun unsicher zu Hiten, der seinerseits nicht minder überrascht zu ihm schaute. „V-Vater?!“ Der Schwarzhaarige konnte es kaum fassen. Nein, das war wahrscheinlich alles nur ein Traum. Vielleicht war er ja tot und das hier war das Jenseits.. Man konnte ja nie wissen.. Nein. Schwachsinn. Hiten vertrieb diesen derart unsinnigen Gedanken. „Du bist groß geworden.. Hattet ihr ein schweres Leben, Kari und du?“ Hanyu lächelte. Ob er nun über die Verwunderung seines Sohnes lächelte oder über sich selbst. Die Antwort blieb aus, weshalb für einige Minuten betretenes Schweigen herrschte. Dann, endlich, fast war eine Viertelstunde um, ohne dass ein Wort gefallen war, da sprach Hanyu wieder. “Sag, ist das wahr, was ich über dich gehört habe? Oder nur eine billige Lüge der Wachen?“ “Was denn?“, knurrte Hiten nur zur Antwort, er konnte ‚Wachen’ nicht mehr hören!! “Du sollst angeblich einige Leute auf dem Gewissen haben.. Ist da was dran?“ “Nur die, die es drauf angelegt haben..“ “Also hast du wirklich..!“ “Ja und? Was machste jetzt? Willst du mich jetzt ausliefern, deinen Schwerverbrecher von Sohn?!“ “Hüte deine Zunge!! Ich werde dich nicht ausliefern, Dummkopf!!!“ Hiten zögerte. Erstens war er es nicht gewohnt, dass es jemand wagte, ihn derart respektlos anzuschreien, zweitens sagte ihm sein Gefühl, dass er hier zu verschwinden hatte. Sofort. Unverzüglich. Sich nähernde Schritte mehrerer Personen bestätigten ihm das auch kurz darauf und als heftig an die Tür der Hütte geklopft wurde und jemand nach Hanyu rief, spätestens da wusste Hiten, dass er wie eine Maus in der Falle saß. Er musste weg von hier! Eine warme Hand hielt ihn davon ab, aufzuspringen und womöglich Dummheiten zu begehen, musste jedoch bald schon ihrem Besitzer zur Tür folgen, diese öffnen. Hiten konnte zwar nicht sehen, wer dort vor der Tür stand, doch er ahnte, dass es ein Fehler gewesen war, sich zurückhalten zu lassen. An der Tür wurde heftig diskutiert, hier sei niemand, es sei Störung der Privatsphäre, so in ein Haus einzudringen, schließlich schubste jemand Hanyu heftig zur Seite und stürmte samt mit Schwertern bewaffneter Mannschaft die Hütte. Hiten, der das natürlich bemerkt hatte, suchte Schutz unter seiner Bettdecke, vielleicht wurde er ja nicht entdeckt... Schade, dass sein Plan nicht aufging.. dass seine Decke fast noch im selben Moment weggerissen wurde und derjenige Wachmann seinen Kameraden zurief, er habe den Verdächtigen gefunden - kurz bevor Hiten ihm mit einem eleganten Schlitzer die Kehle aufriss. Alles Weitere, auch jeder Versuch Hanyu’s Hiten zurückzuhalten, ging in dem blutigen Gemetzel unter, das folgte. Von den dreizehn Mitgliedern der Truppe war am Ende kein einziger Mann mehr am leben, einzig Hiten stand, das blutige Schwert mit einem Tuch abwischend und selbst von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt, inmitten dieser Leichen und blickte mit eiskaltem Blick zu dem, der Zeuge seiner Tat geworden war. Zeugen konnte er nicht gebrauchen... Aber das war sein Vater... Er musste ihn zum Schweigen bringen. Hiten machte einen langsamen, vorsichtigen Schritt auf seinen Vater zu, welcher erschrocken zurückwich. “Weißt du jetzt, wer ich bin, Vater?“, fragte Hiten mit einer gletscherkalten Stimme. “Ich.. äh..“, wollte sein Vater antworten, doch sein Sohn starrte ihn mit einem Blick an, der ihm das Wort im Halse steckenbleiben ließ. Wieder schritt Hiten auf ihn zu. “Ich bin ein Mörder.“ Noch ein Schritt. “Ich tötete viele.“ Ein letzter Schritt und er war nur noch wenige Fuß von seinem Vater entfernt. “Und du, du hast gesehen, wie ich diese Leute erledigt habe..“ Jetzt begriff Hanyu. Doch er wollte es nicht soweit kommen lassen, nein, das würde er Hiten nicht gestatten. Er ließ sich nicht einfach umbringen, schon gar nicht von seinem eigenen Sohn!! Nein. Er weigerte sich. Er weigerte sich und zog einen langen Dolch aus der Schublade hinter sich, aber ohne Hiten aus den Augen zu lassen. Notfalls würde er diesem blutrünstigen Monster selbst ein Ende bereiten, das nun noch einen Schritt machte und mit erhobenem Masamune vor ihm stand, bereit zum Todesstoß. Die Luft zischte, als sie vom Schwert zerteilt wurde, Blut spritzte, ein Aufschrei, jemand klappte zusammen und lag reglos auf der Seite. Hanyu stand auf und sah hinab auf seinen Sohn. “Tut mir leid, aber ich kann dich nicht so weitermachen lassen..“, stellte er missmutig fest und lud sich den knurrenden Hiten, der entgegen dem ersten Anschein noch bei Bewusstsein war, auf die eine Schulter, während er mit der anderen Hand seinem Sohn das Schwert wegnahm und sicheren Schrittes die blutverschmierte Hütte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)