Fighting Dreamers von Imogen (Oneshot-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 3: Fluss ---------------- „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich ihn vermisse.“ Seufzend lehnte Yukari sich gegen den Stamm der Weide und blickte auf den Fluss hinab. Es war einer dieser „goldenen“ Tage mit strahlendem Sonnenschein, der dafür sorgte, dass die kühlen Temperaturen gerade noch angenehm waren, blauem, wolkenlosen Himmel und Bäumen, deren rote oder gelbe Blätter bereits langsam zu Boden segelten. Manche von ihnen trafen die Wasseroberfläche und wurden flussabwärts getragen, während die Sonnenstrahlen im Wasser reflektiert wurden. Langsam entspannte Yukari sich und schloss die Augen. Amano. Sie fragte sich, wo er jetzt wohl war, was er tat… ob er an sie dachte… „Es ist so seltsam… Ich habe ja gewusst, dass er bald fort geht. Aber jetzt, wo er tatsächlich weg ist… Ich vermisse ihn.“ Seufzend blickte sie zu ihrer besten Freundin Hitomi, die neben ihr saß. „Was, wenn er mich vergisst?“ Sie war überrascht, auf dem Gesicht ihrer Freundin ein sanftes Lächeln zu sehen. „Er kann dich gar nicht vergessen.“, antwortete Hitomi. „Wie kannst du so sicher sein?“, fragte Yukari verwundert. „Es ist ganz einfach.“, begann Hitomi. „Weißt du, man wird so schnell von demjenigen getrennt, den man liebt. Und natürlich machst du dir jetzt Sorgen, du hast Angst, dass er dich aus den Augen verliert – oder du ihn. Aber weißt du, Yukari, es ist eigentlich nicht wichtig, dass man immer mit dem Geliebten zusammen ist. Nicht, wenn es wirklich Liebe ist.“ Yukari runzelte die Stirn, während sie ihre Freundin betrachtete. Hitomi lächelte immer noch, sie strahlte inzwischen fast. Yukari war nicht sicher, worauf das andere Mädchen gerade sah, aber sie wusste instinktiv, dass sie selbst es nicht sehen konnte. „Es ist… ja, eigentlich ist es wie mit diesem Fluss. Sieh dir die Ufer an. So wie du sie jetzt siehst, sind sie getrennt, sie können gar nicht zusammen kommen. Erst, wenn du zurückgehst, erkennst du, dass sie eigentlich ursprünglich zusammen waren, und erst durch den Fluss getrennt wurden. Diese Ufer, das sind die Liebenden.“ „Aber Hitomi… das klingt so, als würde ich Amano nie wieder sehen…“, sagte Yukari leise. „Sie sind nicht getrennt, Yukari.“, fuhr Hitomi fort. Vielleicht hatte sie dein Einwurf gar nicht bemerkt. „Das Wasser ist wie ihre Liebe. Dadurch sind sie immer verbunden, auch wenn sie voneinander getrennt sind. Der Fluss fließt immer weiter, so wie ihre Liebe weiterhin besteht – auch wenn nur noch Erinnerungen bleiben.“ Verwirrt beobachte Yukari wie Hitomi in den Himmel sah. Ihr verträumtes Lächeln wirkte auf einmal fast traurig und Yukari hätte schwören können, dass sie Tränen in den Augen ihrer Freundin gesehen hatte. „Hitomi… du magst Amano doch noch, oder?“, fragte Yukari leise – ihr war inzwischen klar, dass Hitomi nicht von ihr sondern viel eher von sich selbst gesprochen hatte. „Amano?“, wiederholte Hitomi. „Nein, Yukari. Aber ich… ich weiß trotzdem, wie du dich fühlst. Vermutlich besser, als du glaubst.“ „Ich verstehe dich nicht, Hitomi.“, seufzte Yukari. Ihre Freundin nickte. „Das ist vielleicht das Beste.“ Mit diesen Worten lehnte sie sich wieder gegen den Baum und schloss die Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)