Beyond the Death von Irrwisch (is waiting a new beginning for you... (Sess x Kago)) ================================================================================ Kapitel 6: At the end of everything ----------------------------------- At the end of everything „Ich liebe dich.“ Sie konnte diese Worte nicht verstehen. Irgendwo… wollte sie es auch nicht. Wie sollte ihr dies auch gelingen? Durch den dichten Nebel ihrer Tränen konnte sie sein Gesicht erahnen, sein schönes Gesicht. Und doch… niemals würde sie ihn, Sesshoumaru, vollkommen lieben können. Nein, nicht einmal, wenn ihr gesamtes Herz danach schreien würde. Sein Gesicht war… dem seinen zu ähnlich. Unerbittlich blickte er ihr in die Augen, versuchte ein Gefühl in ihren Tränennassen zu entdecken. Er glaubte, Verwirrung zu erblicken; und eine Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die er hinzunehmen hatte – wenn die Worte den Weg aus dem verschlossenen Mund finden würden. Möglicherweise war es eine nur eine Halluzination, eine Irreführung ihres eigenen Herzens, doch sie glaubte, den zu sehen, der einen Teil ihres Herzens mit sich nahm, ohne es je verlangt zu haben. Kagome glaubte, denjenigen zu sehen, der nie irgendwas verlangt hatte; nur einen kleinen Platz in der Welt, den er sein Zuhause hatte nennen können. Musashi war es nie gewesen… und plötzlich nagte jene Frage an ihrer Seele, ob sein Wunsch sich je erfüllt hatte. Hatte sie ihm je das geben können, was er begehrt hatte? Heiße, salzige Tränen suchten sich den Weg aus ihren Augen, rannen über ihre Wangen hinab und fielen auf die Knie des Mannes vor ihr; doch ihr Blick ließ sich nicht abwenden von der Person, nach dessen Nähe sie sich so sehr sehnte. Sie erwiderte seinen Blick nicht; sie starrte an ihm vorbei. Und, oh, Sesshoumaru wusste, an wen sie zu denken vermochte. Verdammt! Ließ er nicht mal nach seinem Tod alles den Gang gehen, den er, Sesshoumaru, als richtig empfand? Nein. In diese Richtung sollte er seinen Gedanken verbieten, zu gehen. So sollte es nicht sein; es war nicht sein Wille gewesen. Es war nicht die Zeit für ihn, von der Welt zu gehen, auch wenn Sesshoumaru hoffte, dass er dort sein verdientes Glück fand. Nach all dem ganzen Leid war er einer der wenigen, denen er, Sesshoumaru, es zugestand. Sollte er jemals zum beten einen Tempel oder etwas in der Art betreten, tief in der schwarzen Nacht, so würde er Buddha bitten, seinem Bruder den Frieden zu geben, dem ihm im Leben verwehrt geblieben war. So gern wollte sie die Lippen öffnen, seinen Namen rufen, ihn herbitten, ihm in die Arme fallen… doch nichts in ihrem Inneren rührte sich, kein Körperteil war in der Lage, sich auch nur einen Fingerbreit weiter in seine Nähe zu schieben. Gerade rann die letzte Träne aus ihrem Augenwinkel, folgte den nassen Bahnen auf ihren Wangen hinab. Kagomes gerötete Augen sahen sein Lächeln, die Wärme in seinen Augen. Nie hatte er so… so friedvoll ausgesehen, so im Einklang mit sich selbst, nicht einmal einst im Schlaf, als sie ihn sah. Ihre Kehle trocknete aus, in binnen Sekundenbruchteilen, das Schlucken fiel ihr schwer. Warum nur, warum? Warum musste er hier vor ihr stehen, warum musste er sie so quälen, mit diesem friedlichen Gesicht? Trauerte er nicht über seinen eigenen Tod? Trauerte er nicht darüber, sie allein gelassen zu haben?! Warum tat er ihr das an… ihr Herz liebte ihn auf ewig, und nichts würde diese Liebe brechen können. „Sesshoumaru, ich…“ Doch ein Finger auf ihren Lippen brachte sie zum Schweigen, hart schluckend sah sie ihn mit einem gebrochenen Blick an. „Ich möchte nichts hören. Bewahre deine Antwort in deinem Herzen und gewähre mir den Wunsch, noch ein bisschen Hoffnung zu erhalten, tief in meiner Seele.“ Irgendwo im tiefsten Inneren ihrer Kehle bildete sich ein Kloß, den sie nicht vermochte, hinunter zu schlucken. Warum nur, warum? Warum wurden immer mehr Charakterzüge deutlich, die bei beiden festzustellen gewesen waren? Wieso nur wurden sich die auf Lebzeit verfeindeten Brüder immer ähnlicher, so lange Kagome einem vom ihm ins Gesicht schaute? Aus den Augenwinkeln nur, beinahe unwirklich, bekam sie mit, wie ihr Liebster die Lippen bewegte, ohne einen Ton von sich zu geben. Die Lippenbewegung war nicht lang und doch verstand sie es nicht. Konnte er sie nicht einfach mit sich nehmen? „Kagome“, begann Sesshoumaru leise, bemerkte er doch ihre geistige Abwesenheit. „Kagome, sieh mich an.“ Ihre Augen ruckten kurz, dann schielten sie beinahe ängstlich, gar etwas vorsichtig in seine Richtung. Sie erkannten ihn nicht; erfassten sein Gesicht nicht. „Ich weiß, dass dein Herz noch immer voller Trauer ist – und das es wohl für immer trauern wird. Auch in meinem Herzen spüre ich den tiefen Stich der Trauer, doch ich versuche, damit zu leben. Ich bin mir sicher, so ist es auch in seinem Sinne! Überlege, ich bitte dich. Wenn du sterben würdest, würdest du nur mit Schmerz in Verbindung gebracht werden wollen? Würdest du nicht wollen, dass man voller Liebe lächelt, wenn man deiner gedenkt?“ Ihre Augen zuckten, sie schluckte hart. Etwas in ihr wusste, dass es so war. Aber da war auch etwas anderes, das rief, dass sie ihn für immer verlieren würde, wenn sie den Schmerz losließ. Was sollte sie also für richtig halten? Ihre Augen ruckten erneut seitwärts. Und immer noch stand er dort, lächelte sie an. Die Welt war so grau um ihn herum; nur sein Körper schien zu strahlen wie die Sonne. Bei der Hölle, sie wusste, warum. Es verdeutlichte nur noch einmal… dieses Bild verdeutlichte nur noch einmal ihre verdammte Lage. Ohne ihn… was war noch wichtig ohne ihn? Das Bild vor ihr war nichts, nur eine Illusion; ein Wunschdenken, das ihr Herz erzeugte und dem sie nicht abschwören wollte. Sie antwortete nicht und Sesshoumarus Augen huschten über ihr Gesicht. Sie blickte direkt seitwärts von ihm, leicht drehte er den Kopf. Nichts, dort war nichts, nur Wald, Bäume, Erde und Himmel. Nichts daran war so anziehend, dass man dorthin blicken musste und doch… er spürte, dass dort etwas war; etwas, was eine Bedeutung hatte, jetzt, für diese verdammte Situation. Doch warum… warum konnte er nicht entdecken, was Kagomes Augen so verzweifelt festzuhalten versuchten? War es ihm nicht vergönnt? Warum nur, warum… warum schlich sich der Gedanke daran in sein Herz, dass es jene Person sein könnte, weswegen sie solche Schmerzen zu erdulden hatte? Langsam drehte er den Kopf zurück, nichts brachte es ihm, den Boden, den Wald, den Himmel anzustarren. Es würde nichts ändern, täte er es lange. Am Rande nahm sie wahr, dass der Wind auffrischte, doch interessieren tat es sie nicht. Die einzige Sache, die ihr auffiel, war, dass seine Haare nicht wehten. Es war wieder nur ein Beweis, dass er nicht real war; warum also ignorierte sie seine Erscheinung nicht, bevor ihr Herz noch weiter auseinander brach? Wieder bewegten seine Lippen sich, doch erneut drang kein Laut an ihr Ohr. Sesshoumaru bemerkte ebenfalls, dass der Wind auffrischte, denn einige Haarsträhnen von ihr peitschten sanft in sein Gesicht und veranlassten ihn dazu, aufzusehen. Kaum war diese Tat vollbracht, weiteten seine Augen sich, ohne dass er dies irgendwie kontrollieren könnte. Seine Lippen formten ein tonloses „Nein“ und die Person vor ihm schien es zu hören, denn er verzog die Miene, so wie er als Lebender tat. Es war vollkommen unmöglich, also wie…? Vielleicht… vielleicht war es nur eine Illusion; eine Illusion, die von irgendwo aus seiner Seele kam. Nur eine Projizierung des Bekannten auf den jetzigen Moment. Tonlos und unkoordiniert öffneten und schlossen sich seine Lippen, verständnislos zuckte die Person mit den Schultern. In Sesshoumarus Kehle machte sich eine Trockenheit breit, die er bis dato noch nicht kannte. Die Augen, die die seinen waren und doch wieder nicht, richteten sich fest auf sein Gesicht. Das Blatt, auf das er trat, hob sich in die Lüfte und wurde hinfort getragen, in das weite Himmelszelt – beinahe so, als ob er nicht existierte. Und das stimmte, pochte es hart und schmerzvoll gegen Kagomes Verstand. Doch mit jedem Atemzug kam er näher, trugen seine Schritte seine Erscheinung näher an sie heran. Es war fast so, als würde er noch am leben sein; als hätte der Tod nicht die eisige Klaue um das Herz geschlossen. Doch um welches Herz hatte er seine Klaue tatsächlich geschlossen…? Die Erscheinung vor ihm schien zu seufzen, zuckte dann wieder mit den Schultern und bewegte die Lippen tonlos; verwirrt schüttelte Sesshoumaru den Kopf. Was sollte das? Fragend blinzelte die Person, bis sie ihn ansehend auf sein Ohr deutete und fragend den Kopf bewegte; schließlich führte er den Finger zu seinem Mund und zurück. Dabei formte er deutlich die Frage: Verstehst du, was ich sage? Sesshoumaru schüttelte den Kopf; bedauert darüber, nicht seine Stimme hören zu können; ihn nichts fragen zu können, über das Leben nach dem Tod. Betrübt ließ die Person vor ihm den Kopf hängen und wandte leicht den Kopf; schien sich zum Gehen bereit zu machen. Nein, formte Sesshoumaru mit den Lippen, ohne es zu merken, bleib. Die Erscheinung drehte den Kopf zurück, sah ihn an, bis ein leises Lächeln die Lippen zierte. Dann trat er ein paar Schritte auf ihn zu, wobei ein Vogel durch seinen Körper flog; ohne ihn zu bemerken. Und es war dieser Moment, in dem Sesshoumaru schmerzlich bewusst wurde, wie endgültig der Tod war. Nunmehr kniete er direkt vor; die selbst im Tode warmen Augen blickten sie an. Wieder bewegte er die Lippen, erneut ohne einen Laut und doch glaubte Kagome, die Worte diesmal zu verstehen. Ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben, während sie stumm antwortete: Du auch, versprich es mir. Er schien zu lachen, dann verwehte der Wind seine Gestalt; und was blieb… war nur eine Erinnerung. Er kniete vor Sesshoumaru und blickte ihn so seltsam an; so… gar brüderlich, herzlich; so wie sie sich nie ansahen, lebten beide noch in derselben Welt. Ohne dass sein geliebt verhasster Bruder die Lippen erneut bewegte, glaubte Sesshoumaru, etwas zu hören, bis der Wind die goldenen Augen mit sich nahm; auf die Reise rund um die Welt – um sich am Ende wieder zusehen. Am Ende aller Dinge. „Werdet glücklich.“ „Sag mir, was ist Ewigkeit?“ „Sieh auf das Meer; und du wirst verstehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)