Die Feder vom Weißen Phönix von Irrwisch (Die letzte Hoffnung ist ein Abenteuer, das ihm alles nimmt, bei dem er über sich selbst herauswachsen muss, um das zurückzubekommen, was er liebt) ================================================================================ Kapitel 8: Blindheit und die Bekanntgabe der Frist -------------------------------------------------- Ein halbes Jahr. Ein halbes Jahr war seit dem Kampf gegen Naraku vergangen. Und ich hatte immer noch keine Informationen über den Weißen Phönix. Er hatte mich auch nicht wieder im Traum heimgesucht. Jemand, der mich nicht kannte – was inzwischen jeder war – sah mich so, wie ich vorgab, zu sein. Sie sahen nicht, dass in mir nur noch ein gebrochenes Herz schlug. Ich hatte einen unregelmäßigen Schlafrhythmus. Manchmal schlief ich gar nicht und wenn, dann nur ein paar Stunden. Mein Essen bestand größtenteils aus Wurzeln, Pilzen und Beeren. Wenn nicht bald etwas geschah, würde ich noch daran sterben. Sicher, vor ein paar Monaten hatte ich mir gewünscht, zu sterben, aber jetzt sträubte sich alles in mir dagegen. Ich musste diesen verdammten Phönix finden! Oder wenigstens jemanden, der mir etwas über ihn verraten konnte. Der vielleicht sogar seinen Aufenthaltsort kannte. Das wäre perfekt. Aber vielleicht sollte ich nicht zuviel erwarten. Ein winziger Hinweis war schon mehr als genug. Bisher war ich ja nur planlos in der Botanik herumgestapft. Ich brauchte endlich eine Richtung, in die ich gehen konnte! Aber wie fand man jemanden, der etwas über diesen Feuervogel wusste? Er würde ja nicht ein Schild um den Hals tragen oder rufen: „Kommt her! Ich weiß etwas über den Weißen Phönix!“ Ich ballte die Hand zur Faust. Und schlug mit voller Wucht gegen den nächsten Baum. Aus meiner Kehle drang ein tiefes Grollen. Aber es kam auch von oben. Ein Gewitter passte perfekt zu meiner Stimmung. Das war nicht nur ein Schauer. Das war ein ausgewachsenes Gewitter. Es regnete nicht nur, es kamen auch Hagelkörner herunter. Nur sehr widerwillig hatte ich unter Wurzeln Schutz gesucht. Aber was nützte es den anderen, wenn ich von Hagelkörnern erschlagen wurde? Einen ganzen Tag dauerte das Gewitter. Aber was war schon ein Tag? Vielleicht war es der, der alles entschied. Am nächsten Tag ging ich weiter. Es war Nebel und die Blätter der Bäume tropften, wenn man sie denn mal sehen konnte. Wenn man sich anstrengte, konnte man zwei Meter weit sehen. Und ich kannte mich in dieser Gegend nicht aus. Es konnten also überall Schluchten und ähnliches sein. Ich musste mich also mehr denn je auf meinen Tastsinn verlassen. Ich kroch auf allen vieren vorwärts, auf jedes Geräusch achtend. Irgendwann wusste ich, dass um mich herum keine Bäume mehr standen. Und dann… …war keine Erde mehr unter meinem Körper. Ich stürzte in die Tiefe. Ich wusste nicht, wie tief die Schlucht war, noch wo die eine Felswand war. Der Nebel war einfach zu dicht. Zu dicht, als dass er vom Regen kommen konnte. „Ich möchte, dass du lebst.“ Mehr einem Instinkt als sonst was folgend, stieß ich die Hände nach vorne. Und ich hatte Glück. Ich rammte meine Hände in die Felswand. Allerdings war der Fall noch nicht zu Ende. So fest war mein Halt nicht. Zwar nahm ich auch meine Füße zu Hilfe, aber auch das wirkte nicht. Ich fiel weiter. Zwar nicht ganz so schnell, aber immer noch. Und dann war der Fels weg. Er verschwand einfach. Jetzt fiel ich fast mit Ultraschallgeschwindigkeit, so schien es mir. Da ich nicht wusste, was unter mir war, hielt ich die Arme schützend vors Gesicht. Und dann kam der Aufprall. Aber ich klatschte ins Wasser. Ich versuchte wie wild, nach oben zu kommen, da ich nicht genügend Luft in meine Lungen gepumpt hatte. Und ganz kurz kam ich auch an die Luft. Ich atmete ein und sah noch, dass der Fluss sich in einen Reißbach verwandelt hatte. Dann drückte mich die nächste Flutwelle wieder nach unten. War mein Traum nicht auch ungefähr so abgelaufen? Ja, das könnte hinkommen. Aber das sollte mich jetzt nicht interessieren. Wo war oben? Bei dem vielen Überschlagen hatte ich meinen Gleichgewichtssinn verloren. Oben konnte unten sein, links konnte rechts sein… oder auch umgekehrt. So gesehen… möglich war alles. Dann sah ich etwas vor mir. Etwas Weißes. Irrte ich, oder hatte es Flügel? Ich öffnete den Mund, um danach zu rufen… und hatte vergessen, dass um mich herum nur Wasser war. Wasser strömte in meine Lunge und verdrängte den übrig geblieben Sauerstoff. Aus meinem Mund kamen Luftblasen. Was jetzt? War das mein Ende? Würde ich jetzt ertrinken? Es war egal, entweder atmete ich oder nicht. Ich wusste nicht mehr, war ich unter Wasser oder darüber… ich wusste nichts mehr. Inzwischen war ich der Überzeugung, dass dieses geflügelte Weiße nur ein Trugbild gewesen war. Ein Trugbild, das mich in den Tod treiben sollte. Wenn nicht bald jemand das Wasser aus meinen Lungen pressen und Luft hineinfüllen würde… ich würde sterben. Und jetzt wollte ich es nicht einmal. Wenn ich etwas wollte, dann bekam ich es nicht. Wünschte ich es mir nicht, bekam ich es. Ich war mir sicher, ich würde sterben. Es gab keine Rettung mehr. Und wenn, dann kannte ich sie nicht. Aber wer würde mich vermissen? Alle waren tot und jetzt würde ich ihnen vielleicht folgen. Jedes Mal, wenn ich die Augen öffnete, dann war das Weiße wieder da, wie um mich zu verhöhnen. Aber es war ganz nah bei mir, denn um mich herum war es warm. Es war keine richtige Gestalt, sondern nur ein Schemen. Aber es könnte ein Vogel sein. Gerne würde ich ihn fragen, aber sprechen konnte ich unter Wasser nicht. Dann sah ich, wie der Fluss sich teilte. Ich trieb auf eine Abzweigung zu, aber der Weiße Schemen schien etwas gegen diese Richtung zu haben. Er drängte mich in die in die andere. Warum? War in dieser Richtung vielleicht jemand, der mich rettete? Der Schemen strich mir warm über den Rücken. Ich stieß mit der Stirn hart an einen Stein. Unter Wasser öffnete ich den Mund zu einem Schmerzenslaut, aber statt das etwas herauskam, strömte Wasser in mich. Natürlich. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Ich lächelte und war gerade dabei, das Bewusstsein zu verlieren, als ein Flügel des Weißen Schemen über mein Gesicht strich. Und mit einem Schlag war ich hellwach. Und spürte heftiger denn je meine Atemnot. Ich wäre rettungslos verloren, wenn ich nicht bald an die Oberfläche kam. Ich fing an zu strampeln, paddeln, irgendwas… Hauptsache, ich kam nach oben. Aber wo, zum Geier, war oben? Oben konnte überall und nirgends sein. Ich zwang meine Augen noch einmal – vielleicht das letzte Mal – unter meinen Befehl, und versuchte, nach dem Weißen Schemen zu greifen. Er wusste sicher, wo oben war. Aber er wich meinen Händen aus. Durch meine vergeblichen Versuche bemerkte ich nicht, wie vor mir ein riesiger Lindwurm war. Als ich ihn bemerkte, war es fast zu spät. Er hatte das Maul geöffnet, um mich zu verschlingen. Aber ich setzte meine Hand auf die Spitze seines Mauls – dummerweise erwischte er mein Bein dennoch – und sprang über ihn hinweg. So war die Flutwelle, in der ich gefangen war, doch zu etwas gut. Der Schemen wich kein einziges Mal von meiner Seite. Der Lindwurm war unglaublich lang. Und voller gefährlicher Stacheln. Er traf mich noch zweimal. Einmal schlitzte er mir den Arm auf, dann den Bauch. Unter Wasser spuckte ich Blut aus. Ich musste schnellstens hier raus. Mein Körper wollte nicht mehr, ich war vollkommen am Ende… als zwei Hände mich packten und nach oben zogen. Der Schemen kam mit hinaus. Zusammen mit Wasser spuckte ich Blut aus. Meinen Retter würdigte ich keines Blickes. Hier an der Luft erkannte ich, dass der Schemen ein Vogel war – ein weißer Phönix. Da hatte ich den Vogel, den ich gesucht hatte, vor der Nase gehabt und nicht erkannt! Er flog gerade davon. Ich sprang auf die Beine, lief hinter im her und rief: „Nein… warte! Bitte… du musst…“ Aber er unterbrach mich: „Zwei Jahre… Seit deinem Tod hast du zwei Jahre Zeit, sie zu retten… Nur zwei Jahre…“ Was? Nur zwei kümmerliche Jahre? „Seit deinem Tod…“ Ich lebte doch noch. Was meinte er mit „meinem Tod“? Doch bevor ich ihn danach fragen konnte, war er zu einem fernen, weißen Punkt des Himmels geworden. „Was ist denn los? Junge, was ist geschehen?“, machte mein Retter auf sich aufmerksam. Doch ich achtete nicht auf ihn. Im Moment war ich mit mir selbst beschäftigt. Das durfte einfach nicht wahr sein! Ich hatte ihn gehabt, ich hatte die Rettung meiner Freunde direkt vor meiner Nase gehabt… und sie nicht erkannt. Das vergrößerte meinen Hass auf mich selbst nur noch mehr. Wie hatte ich nur so blind sein können? Ich idiotischster aller Vollidioten. Und jetzt war der Weiße Phönix wieder weg! Weil ich nicht schnell genug gewesen war. Verdammtes Menschenblut! Warum war ein Mensch nicht auch so schnell wie ein Youkai? „Seit deinem Tod hast du zwei Jahre Zeit, sie zu retten.“ Mein Kiefer mahlte. Zwei Jahre. Ich hatte bestenfalls noch zwei Jahre Zeit, meine Freunde zu retten. Eines wusste ich mit Gewissheit. Wenn diese Frist auch nur eine Sekunde überschritten wurde, dann wären meine Freunde mit Sicherheit verloren. _________________________________________________ Wie Recht du doch hast, Inuyasha... Zwei Jahre sind nicht viel, also lauf. Im nächsten Kapitel lernt ihr Inuyashas Retter kennen und der Hanyou muss einer lieben Verführung widerstehen... denn um das zu erreich, was er will, muss er erst einmal den Weißen Phönix finden, um zu erfahren, was genau er tun muss... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)