Schönheit muss sterben von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schon seit einiger Zeit habe ich diese Geschichte -in Variationen- im Hinterkopf, und deswegen kommt auch ihr in den Genuss sie lesen zu dürfen. BEim stöbern habe ich einen wundervollen Prolog zu meiner Geschichte gefunden. Es handelt sich um einen Auszug (ok, es fehlt nur ein Abschnitt) aus "Man nennt uns Mensch" von First_Biest. Mit ihrer überaus gütigen Erlaubnis (danke! danke!) kopiere ich sie hier noch mal rein. Diese Geschichte, die ich jetzt erzählen werde, ist niemals wirklich geschehen. Obwohl... Eigentlich könnte sie sich doch zugetragen haben, irgendwo, in einer weit entfernten Galaxie, auf einem Planeten, der in der Blüte seiner Jahre stand. Ein mehr oder weniger kugelartiges Gebilde, das von einer, Milliarden von Jahren entfernten Sonne, mit Licht und Wärme versorgt wurde. Auf ihm tummelten sich die unterschiedlichsten Lebensarten, alle irgendwie miteinander verwandt und doch sich völlig fremd. Sie hatten unterschiedliche Haut- und Haarfarben, manche hatte auch überhaupt keine Haare. Die Starken und Mächtigen von ihnen nannten sich zivilisiert. Sie hatten sich zu verschiedenen Gruppen zusammengefunden, hatten Land für sich beansprucht und gaben ihm einen Namen. Von Anbeginn gab es auf diesem Planeten Krieg und Verfolgung. Es gab Wesen, denen es mehr als gut ging, und es gab Wesen, die nicht wussten, wie sie ihre Ableger versorgen sollten. Manche hungerten, andere aßen, und mehr, als ihnen gut tat. Es gab Herrscher und Diener. Beide vom gleichen Volk und doch sich nicht ebenbürtig. Es gab Könige, Kaiser, Tyrannen und Demokraten. Sie alle herrschten und sie alle schworen Kriege herauf. Es gab Gestalten, die im Namen eines Gottes Wesen von gleicher Art vernichteten oder zwangen, sich ihnen zu unterwerfen. Sie stellten sich über sie. Beide waren von derselben Rasse und doch sahen sie nur Unterschiede zwischen sich. Sie konnten nicht gleich sein, es musste immer einen geben, der herrschen konnte. Wer in diesem Volk schwach war, konnte nicht überleben, und wenn doch, dann war es kein Leben, eher ein Dienen für die Starken. Die Rasse, von der ich erzähle, hat in all den Jahrhunderten, in denen sie nun schon auf diesem Planeten leben, nur wenige Dinge erschaffen, die wirklich von Wichtigkeit sind. Hierbei handelt es sich nicht um irgendeine Maschine oder um ein Gebäude, nicht um einen Gott oder um eine Waffe, von denen sie mehr als genug haben. Es sind Gefühle, die jeder von ihnen in sich trägt, auch wenn manche sie verdrängt haben. Es handelt sich hierbei um das Gefühl der Hoffnung. Die Hoffnung haben wohl die Schwächeren von ihnen erschaffen. Die Hoffnung auf eine Besserung ihrer Lage. Die Hoffnung auf ein Morgen, von den Todgeweihten. Die Hoffnung jemanden noch einmal zu sehen, bevor man sich für immer verabschieden muss. Die Hoffnung auf einen schmerzfreien Tod. Die Liebe, ich konnte beobachten, wie Mütter aus Liebe für ihre Kinder die schrecklichsten Schmerzen ertrugen. Wie aus der Liebe eines Mannes und einer Frau neues Leben entstand. Ich konnte sehen, wie sehr diese Lebensform leidet, wenn dieses Gefühl der Liebe ihnen nicht zuteil wurde. Ich sah wie der Mächtigste von ihnen weinte, als er seine Familie verlor, ich habe gesehen wie stark und wie schwach diese Lebensform ist und habe erkannt, dass allein diese beiden Gefühle mächtig genug wären, um diesem Volk den richtigen Weg zu weisen. Zwei Gefühle, geboren in den dunkelsten Stunden dieser Rasse, sind ihre Rettung, davon bin ich fest überzeugt und ich muss es ja sein, denn schließlich lebe ich mitten unter ihnen. Man nennt uns Mensch. Schönheit muss sterben Das Dorf lag in Trümmern. Es schien keinen Zentimeter Erde zu geben, der nicht von Blut getränkt war. Es war hier so schön gewesen, eine glückliche Gemeinschaft... die letzten beiden Überlebenden, ein alter Mann und ein kleines Mädchen von vielleicht 8 Jahren klammerten sich aneinander. "Na, habt ihr Angst, ihr dreckigen Hunde?" fragte der grobschlächtige Mann der sich vor ihnen aufgebaut hatte. Er war breit gebaut, ein Hüne, blutbespritzt. In den Händen hatte er ein primitives Schwert, das ebenfalls mit Blut besudelt war. Er war die rechte Hand des Anführers einer "Bande", die schon seit mehreren Jahren das Land terrorosierte. Man sagte sich, dass der Bruder dieses Anführers der wahre Herrscher über das Land war, denn in seiner Funktion als Berater eines willensschwachen Königs hatte er inzwischen viel Macht errungen, die er mit seiner Bande durchzusetzen vermochte. Ein winziges Vergehen gegen die extremen Gesetze reichten aus, um ein ganzes Dorf auslöschen zu lassen... wie hier. Der Mann wimmerte. "Bitte! Lasst uns leben! Ich flehe euch an!" Der Soldat spuckte aus. "Euch leben lassen?" Der alte Mann schluckte voller Angst. "So'n Quatsch!" "Nein! Bitte! Laßt wenigstens meine Enkelin leben!" "Das Mädchen da?" gleichgültig starrte der Soldat das Mädchen an, schwarze Haare, schöne Augen, sie hatte sich hinter ihrem Großvater versteckt. Ein gehässiges Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Soldaten breit. "Ich soll sie am Leben lassen?" "Ja!" "Würdest du alles dafür tun?" "Ja!" reif der alte Mann verzweifelt. "Auch... dafür sterben..?" "Ja! Aber laßt sie nur leben! Seht sie doch an- sie wird einmal sehr schön werden!" "...Stirb!" Der Soldat holte aus und köpfte den alten Mann mit einem einzigen Hieb. Das Mädchen atmete scharf ein und ließ ein angsterfülltes Geräusch hören, als sie ein Stück von der Leiche ihres Großvaters zurückkroch. "Schön?" Der Soldat wendete sich wieder dem Mädchen zu und musterte sie. "Alles schöne muss sterben!" "Was?" keuchte sie entsetzt, als der Soldat langsam wieder das Schwert hob. Der Hintergrund schien ihr plötzlich viel klarer als vorher, die Leichen, ihr toter Großvater, Zerstörung, Tod, Qualen, der Mann der ihr jetzt Gewalt antun wollte... sie sprang auf und stolperte in paar Schritte, begann dann zu rennen. Sie rannte, um ihr Leben. Doch schon fühlte sie den Mann hinter sich, er lachte, er war wahnsinnig, die Welt war feindlich, sie wollte leben, sie wollte alles zurück, sie hatte alles verloren, sie wollte, sie wollte.... Als sie die Hand des Mannes auf ihrer Schulter spürte, ergriff sie, ohne es zu merken, einen Stein, und als sie gewaltsam herumgedreht wurde, warf sie den Stein so fest sie konnte in Richtung des riesigen, feindlichen Gesichtes. Der Soldat stieß einen überraschten Ruf aus, als der Stein auf sein Gesicht zuflog und wich instinktiv nach hinten aus, verlor das Gleichgewicht und schlug unglücklich mit dem Kopf auf. Das Mädchen stand zitternd, schwer keuchend, blaß in der Zerstörung und starrte auf den Soldaten, der böse zu ihr hatte sein wollen, wie er böse zu allen gewesen war. Aber jetzt bewegte er sich nicht mehr. Er konnte niemandem mehr etwas tun- sie hatte ihn besiegt. War es jetzt, als sie in der verwüsteten Schönheit ihrer Kindheit stand, als sie begriff, dass auch sie kämpfen konnte, dass sie den Kampf aufnehmen konnte, dass sie auch gewinnen konnte und dass niemand sie beschützen mußte und konnte? Ihr Geist konnte die schrecklichen Ereignisse noch nicht verarbeiten, und sie vergrub sie so tief sie konnte in ihren Erinnerungen. Sie beschloss aber stark zu werden, um gegen alles Böse gewappnet zu sein. Sie verschloss sich, damit das Böse sie nicht treffen konnte. Aber irgendwann vergaß sie den Vorsatz, das Böse zu bekämpfen und kämpfte, weil sie nichts anderes mehr konnte. Die ganze Welt war ihr Feind geworden. Ein neuer Raubzug. Dieses Land lag im Sterben, schon seit Jahren, es starb langsam und qualvoll. Wieder ein Dorf, dass sich irgendetwas schuldig gemacht hatte. Die Regierung hatte gewechselt, jetzt terrorisierten andere Menschen die Untertanen. Der Herrscher hatte sich auf den Thron geredet, die Bevölkerung hatte viel Hoffnung in ihn gesetzt- schließlich war er auch aus dem Volk! Aber das einzige, wozu ihn seine Abstammung aus dem Volk brachte, war, die ehemaligen Machthaber mit Unerbittlichkeit zu verfolgen. "Ihr habt euren Tribut nicht bezahlt!" "Aber wir haben doch nichts!" Der mit Waffen behängte Soldat musterte mit abgestumpften Augen den Bauern, der vor ihm stand. Abgemagert, in Fetzen gekleidet. "Ihr habt mehr als ihr zugeben wollt!" Der Bauer schüttelte nur traurig den Kopf. Die gesamte Bevölkerung des Dorfes war zusammengekommen, als die drei Soldaten des Königs angekommen waren. Alle drei waren imposant, wenn einer von ihnen auch eine Frau war. Fast noch ein Mädchen. Aber genauso abgestumpft wie die anderen. "Ihr werdet sterben, einer nach dem anderen, bis alles Geld zusammen ist! Bringt euren Schmuck und was ihr sonst noch habt! Das ist ein Befehl des Königs!" "Wir haben nichts!" rief der Bauer mit schriller Stimme, doch der Soldat holte aus und schlug ihm den Kopf ab. Sofort erhob sich ein Wimmern und Wehklagen von den anderen Menschen. Sie waren zu Tode verängstigt- keiner von ihnen war zum Kämpfen ausgebildet, die meisten waren von der Hungersnot geschwächt. "Los." Sagte der Soldat ruhig. Aber die Menschen hatten nichts mehr. Sie konnten auch nicht fliehen, denn sie wußten: wer ohne Wohnort in einer befestigten Siedlung aufgegriffen wurde, wurde erbarmungslos niedergemetzelt. Und es waren viele Soldaten unterwegs. Die Menschen machten sich zum Sterben bereit. Sie sprachen Gebete, fielen sich ein letztes Mal um den Hals. Wie oft hatte sie diese Szenen in den letzten Jahren gesehen! "Los." Wiederholte der Soldat, doch diesmal sagte er es zu den anderen beiden Soldaten. Jeder von ihnen nahm sein Schwert und ging auf die Bewohner zu. Plötzlich rief einer von ihnen: "Verdammt! Wir können doch nicht einfach so sterben! Wehrt euch, Leute!" Es war ein junger Mann, vielleicht 17, 18, aber durch den Hunger sah er wahrscheinlich jünger aus, als er war. Er hielt ein Schwert in den Händen, durch ihn ermutigt, ergriffen vielleciht 10 andere Männer Äxte und dergleichen, was herumgelegen hatte da es zum täglichen Gebrauch gehörte. Der ranghöchste Soldat und der andere, verbraucht aussehende Soldat stürzten sich sofort ins Kampfgetümmel, das Mädchen brachte nur drei von den entschlosseneren Dörflern um, dann wendete sie sich dem jungen Kämpfer zu. Er war ziemlich gut, und als sie sich wieder umsah, bemerkte sie, dass der Großteil der Menschen tot war. Der ranghohe Soldat stieß gerade einer Frau das Messer ins Herz, dann sank auch er zu Boden Das Mädchen, die Soldatin, ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen. Alle waren tot, bis auf den Jungen vor ihr... nein, da hinten bewegte sich noch etwas. Ein Kind kam aus einem der Häuser gelaufen, erstarrte dann bei dem Anblick der Leichen. Dann gewahrte es den Jungen und rannte auf ihn zu. Auch der Kämpfer hatte das Kind bemerkt und ging zwei Schritte auf es zu. Beim Näherkommen stellte sich heraus, dass es ein kleines Mädchen war, blond wie ein Engel und in ein langes weißes Hemd gekleidet. Sie war vielleicht 5 Jahre alt. "Lauf schnell weg!" sagte der Kämpfer zu dem kleinen Mädchen, doch die kam unbeirrt näher. "Was ist passiert?" weinte sie. Die Soldatin griff das Schwert fester. Nur noch die Beiden, dann konnte sie zurück und sich ihren Lohn abholen- etwas zu Essen und ein Bett für die Nacht. Sie trat auf die Beiden zu, doch der Kämpfer trat ihr entgegen. Er sah erschöpft aus. "Halt! Sie wirst du nicht umbringen! Nur über meine Leiche wirst du meine kleine Schwester umbringen!" "Läßt sich machen." Erwiderte sie knapp und nahm den Kampf auf. Beide waren müde, doch die Soldatin erlangte wegen ihrer Übung schnell die Oberhand. Mit schnellen Schlägen trieb sie ihn vor sich her und schleuderte ihn mit einem machtvollen Schlag gegen einen Baum, so dass ihm das Schwert aus der Hand fiel. Er stöhnte auf und rutschte an dem Baum herunter, seine kleine Schwester lief zu ihm. Die Soldatin trat auf ihn zu, doch er sagte mühsam: "Töte.. sie nicht... sie ist... so jung.. und hübsch..." "Hübsch? Alles Schöne muss sterben, weißt du das nicht?" sie sah das kleine Mädchen mit einem hasserfüllten Blick an. "Aber.. warum denn?" fragte das kleine Mädchen voller Angst. "Für Schönheit ist die Welt gefährlich, gefährlicher als sie es sonst schon ist!" "Wahre Worte." Sagte plötzlich eine teife Stimme hinter der Soldatin. Sie wirbelte herum und stand einem großen Mann gegenüber, der in eine zerfetzte Uniform gekleidet war. Er hielt ein Schwert in der Hand. "Los, gib den Tribut den ihr den Leuten hier abgenommen habt heraus!" "Wir haben nichts." Sagte die Soldatin ruhig. Der Mann erinnerte sie an etwas... "Dann werdet ihr sterben." "Aber warum? Wir haben dir doch gar nichts getan!" rief das kleine Mädchen und presste sich an ihren Bruder. "Ich brauche keinen Grund um jemanden zu töten! Ich habe einst die ,Bande' angeführt und bin der stärkste Kämpfer des Landes! Ich bringe um wen ich will!" sagte der Mann laut und wütend. "Ich habe schon viele Siedlungen ausgelöscht! Du" er deutete auf die Soldatin. "woher kommst du?" Sie sagte es ihm. "Harhar! Da haben wir auch jeden umgebracht! Ein Glück für dich, dass du damals nicht da warst! Wahrscheinlich hatten dich deine Eltern vor Angst schon im Voraus in Sicherheit gebracht!" Die Soldatin zitterte plötzlich. Trotzdem war ihre Stimme so emotionslos und kalt wie immer, als sie sagte: "das haben sie nicht." "Dann hast du durch Glück überlebt? In irgendeinem Loch versteckt? Alle hatten Angst vor mir!" Er lachte hart. "und dann haben sie mich aus der Armee ausgestoßen. Aber ihr werdet jetzt büßen für das was mir angetan wurde!" Mit einem lauten Schrei griff er die Soldatin an, die die Angriffe parierte. Doch sie wehrte nur ab und die Arme taten ihr bald weh. Sie war müde, er war ausgeruht. Sollte sie hier sterben? Von der Hand des Mannes, der damals den Rest ihres Dorfes ausgelöscht hatte? "Wie du vorhin gesagt hast: Alles Schöne muss sterben!" schrie der Mann und hob das Schwert für den Schlusshieb. Das Schwert frass sich tief in den Körper der Soldatin, und je mehr sie den Schmerz spürte, umso mehr spürte sie auch, dass es falsch war, dass sie bis jetzt falsch gelebt hatte. Alle Gefühle waren wieder da, das Chaos, das sie vorher nicht zugelassen hatte. Sie stieß ihr Schwert wuchtig durch die Mitte des Mannes der vor ihr stand. "Nein. Du mußt sterben." Sagte sie ruhig, als sie sein Blut das Schwert herunterrinnen sah und er zusammenklappte. Sie stand nur ein paar Sekunden aufrecht, dann fiel sie auf die Knie. Mit letzter Kraft drehte sie sich herum und sah die Geschwister an, die beide blass an dem Baum lehnten. "Danke." Sagte das kleine blonde Mädchen leise. Die Soldatin lächelte. Das hatte sie seit dem Tag der ihr Leben veränderte nicht mehr getan. "Das hat ... noch niemand.... zu mir.. gesagt." stiess sie mühsam hervor. Dann starb sie. Ende. ich bin froh dass ich sie aufgeschrieben habe. ehrlich. mails an Infernale_@hotmail.com Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)